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Das Schloss Leitzkau liegt im Ortsteil Leitzkau der Stadt Gommern im Landkreis Jerichower Land in Sachsen Anhalt Schloss Leitzkau im Luftbild von WestenDie im Dorf Leitzkau gelegene St Petri Kirche wurde 1107 bis 1114 als provisorische Bistumskathedrale des Bistums Brandenburg gegrundet 1133 siedelte sich hier ein Pramonstratenser Chorherrenstift an 1147 bis 1155 wurde ausserhalb des Dorfes eine neue romanische Stiftskirche samt Konventsgebauden errichtet Das Chorherrenstift bestand bis zur Sakularisierung 1535 1564 erwarb der Soldnerfuhrer Hilmar von Munchhausen das Klostergut unter ihm und seinen Sohnen wurde der mittelalterliche Konvent zum Renaissanceschloss umgebaut Dieses blieb bis 1945 Sitz zweier Ritterguter im Besitz der Freiherren von Munchhausen Im ortlichen Denkmalverzeichnis sind das Schloss und die ehemalige Klosterkirche unter der Erfassungsnummer 094 41165 als Baudenkmal verzeichnet 1 Schloss Leitzkau gehort heute der Kulturstiftung Sachsen Anhalt und dient als deren Hauptsitz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Anfange des Leitzkauer Klosters 1 2 Umbau des Klosters zum Schloss 1 3 Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAnfange des Leitzkauer Klosters Bearbeiten nbsp Schloss beziehungsweise Klosterkirche Basilika mit Lang und Querhaus rechts dahinter die PropsteiNachdem die Slawen endgultig besiegt waren wandelte sich Leitzkau zu einem Stutzpunkt der christlichen Mission Zunachst liess der Bischof des Bistums Brandenburg Hartbert 1114 eine seit 1107 vorhandene holzerne Kapelle durch die steinerne Kirche St Petri ersetzen nur die Nebenschiffe waren aus Holz und ernannte Leitzkau an Stelle des 983 von den Slawen zerstorten und besetzten Domstifts in Brandenburg zum provisorischen Sitz des Bistums und damit vorubergehend zur Kathedrale Die heutige Dorfkirche St Petri ist damit wahrscheinlich die alteste wenn auch in stark veranderter Form noch existierende Steinkirche ostlich der Elbe Im Jahr 1133 richtete das Magdeburger Liebfrauenkloster in der dem Apostel Petrus geweihten Kirche ein Pramonstratenser Chorherrenstift ein das die Aufgabe erhielt die ostelbischen Gebiete zu missionieren Drei Jahre spater nahm der neu gewahlte brandenburgische Bischof Wigger seinen Sitz in Leitzkau dem dadurch vorubergehend der Status eines Domstifts verliehen wurde Nachdem die Petruskirche trotz einer Erweiterung im Jahre 1140 den Anspruchen nicht mehr gerecht wurde veranlasste Bischof Wigger 1147 den Neubau einer Stiftskirche Auch diese war eine dreischiffige Basilika die Kirche Sancta Maria in Monte Sie wurde am 9 September 1155 im Beisein von Erzbischof Wichmann von Magdeburg und Albrecht dem Baren eingeweiht Heute ist sie nur noch als restaurierte Ruine erhalten Jedoch wurde das Dach neu eingedeckt Lang und Querhaus wieder zueinander geoffnet das sudliche Seitenschiff rekonstruiert Der Westriegel ist noch vorhanden einer der Turme aber zum Stumpf gekurzt Doch bereits zehn Jahre spater verlor Leitzkau seine hervorragende Stellung nachdem das zerstorte Domstift in Brandenburg wiederhergestellt worden war Das Kloster behielt aber ein Mitspracherecht bei der Bischofswahl in Brandenburg bis Ende des 13 Jahrhunderts was zu spateren Streitigkeiten fuhrte siehe Siegfried II Die Besitzungen des Klosters befanden sich in der Umgebung und wurden kaum erweitert Der Monchskonvent geriet dann schnell in Armut und musste den Stiftsbesitz verkaufen Neun Handschriften des Leitzkauer Pramonstratenserstifts aus dem 12 und 13 Jahrhundert werden heute in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbuttel und in der Stadtbibliothek Dessau aufbewahrt Umbau des Klosters zum Schloss Bearbeiten nbsp Schloss Neuhaus auf den Grundmauern des westlichen Konventsflugels neben der Stifts Schlosskirche nbsp Propstei Hobeckschlosschen nbsp Propstei mit angebautem Treppenturm und der Verbindungsmauer zum abgerissenen Althaus dem ostlichen KonventsflugelLeitzkau blieb jedoch weiterhin Sitz eines Propstes Der Propst Georg von Maskow wurde einer der starksten Verfechter der Reformation im Jerichower Land 1535 verfugte der brandenburgische Kurfurst Joachim II als Folge der Reformation die Auflosung des Stiftes und beauftragte den Amtmann von Plaue mit der Verwaltung Es lebten zu diesem Zeitpunkt nur noch vier bis funf Geistliche dort Das Stift musste in der Folgezeit mehrfach verpfandet werden Im Jahre 1554 ging es in den Besitz seines Bruders Markgraf Johann von Kustrin uber der es mitsamt den verbliebenen Landereien am 2 April 1564 gegen einen Betrag von 70 000 Talern zu freiem Eigentum an den koniglich spanischen Obristen und Soldnerfuhrer Hilmar von Munchhausen aus dem niedersachsischen Adelsgeschlecht Munchhausen verkaufte Dieser begann sofort die vorhandenen teilweise schon verfallenen romanischen Gebaude fur seine Zwecke umzubauen Dabei wurde aus dem ehemaligen Konventsgebaude eine rechteckige Schlossanlage gebildet Die Klosterkirche wurde zur Schlosskirche umgebaut wobei deren Seitenschiffe und der Chor abgerissen und das Querhaus in einen Speicher verwandelt wurden der Nordturm wurde um die Halfte verkurzt Hilmars Sohne ubernahmen nach seinem Tod 1573 den Besitz in Gesamthand ubertrugen ihn jedoch spater auf den Sohn Statius allein Dieser stockte den ostlichen Konventsflugel zum sogenannten Althaus auf und liess den Kreuzgang vermauern wahrend er auf den Grundmauern des westlichen Konventsflugels das Neuhaus ab 1593 neu errichtete Der nordliche Flugel der Klausur wurde abgerissen und durch einen grossen Wirtschaftsbau ersetzt Zuletzt wurde auch die getrennt neben der Klausur stehende spatgotische Propstei also das ehemalige Wohnhaus des Leitzkauer Propstes ebenfalls im Renaissancestil umgebaut und spater in Hobeck Schloss umbenannt weil von hier aus die 1686 erworbenen Besitzungen im Nachbarort Hobeck verwaltet wurden Propstei und Althaus wurden miteinander verbunden durch eine vierstockige Loggienfassade nach vatikanischem Vorbild samt Treppenturm Da Vater Hilmar und Sohn Statius schon im Weser Ems Raum mehrere Renaissancebauten errichtet hatten insbesondere Schwobber wurden auch Neu und Althaus in diesem Stil und unter Heranziehung dortiger Steinmetzen und Baumeister errichtet Leitzkau gilt als eine nach Osten verschobene Insel der Weserrenaissance inmitten des Gebiets der Sachsischen Renaissance neuere Forschungen ergeben insbesondere Detail Parallelen zum Rathaus in Alfeld Bis 1600 wurde dadurch aus dem ehemaligen Chorherrenstift ein Renaissanceschloss Statius hatte sich jedoch mit dem nachfolgend 1603 bis 1607 errichteten Schloss Bevern finanziell ubernommen und musste am 29 Oktober 1618 fast zeitgleich mit dem Ausbruch des Dreissigjahrigen Krieges Leitzkau an die Sohne seines Bruders Hilmar des Jungeren verkaufen In der Zeit der Magdeburger Hochzeit von 1631 als die Stadt vollkommen zerstort wurde erlitt auch das nahe Leitzkau erhebliche Schaden durch Einquartierungen Plunderungen und Brande Philipp Adolf von Munchhausen 1593 1657 der fromme und gelehrte Sohn des jungeren Hilmar brachte das verheerte Gut ab 1638 uber viele Jahre wieder hoch wozu ihm der befreundete Graf Anton Gunther von Oldenburg 6000 Taler lieh 2 1679 teilten die Familien zweier Bruder durch Los die Gebaude und Landereien untereinander auf es wurden zwei selbststandige Guter Althaus und Neuhaus gebildet der Schlosshof wurde durch eine Mauer geteilt Die beiden Guter blieben bis 1945 im Besitz zweier Linien der Familie von Munchhausen Das Gut Althaus kam spater an Philipp Adolfs drei Enkel den Weimarer Kammerherrn Ernst Friedemann den hannoverschen Premierminister Gerlach Adolph und den hannoverschen Minister Philipp Adolph Zu den Kindern des Letzteren gehorte die verheiratete Amalie von Werthern 1757 1844 die 1785 am Weimarer Musenhof einen Skandal ausloste indem sie in Leitzkau ihr Scheinbegrabnis arrangierte und gleichzeitig mit August von Einsiedel nach Afrika durchbrannte den sie nach ihrer Ruckkehr und Scheidung 1788 in zweiter Ehe heiratete Die Holzbuste aus ihrem Sarg war noch 1938 in Leitzkau zu sehen 3 Die beiden Munchhausen Linien wurde 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht nach fast 400 Jahren von ihren Gutern zu denen grosser Wald und Landbesitz zahlte vertrieben und gelangten auch nach der Wiedervereinigung 1990 nicht wieder in den Besitz ihres ursprunglichen Grundeigentums Seit 1773 gehorte der Flecken Leitzkau zum brandenburg preussischen Herzogtum Magdeburg und lag im damaligen Ziesarschen Kreis dessen Gebiet gegen den bis dahin magdeburgischen Kreis Luckenwalde innerhalb Preussens getauscht wurde Der Ort brannte in der Schlacht von Mockern am 5 April 1813 fast ganz ab Als 1818 im Zuge der preussischen Verwaltungsreform Leitzkau in den Kreis Jerichow I eingegliedert wurde war der Ort auch kurzzeitig Sitz der Kreisverwaltung 1910 lebten 1261 Menschen im Ort Am 30 September 1928 wurde der Gutsbezirk Althaus Leitzkau mit der Landgemeinde Leitzkau vereinigt 4 Am 17 Oktober 1928 wurde der Gutsbezirk Neuhaus Leitzkau mit der Landgemeinde Leitzkau vereinigt mit Ausnahme des vom Gemeindebezirk Kleinlubs umschlossenen Teiles Wintau der mit der Landgemeinde Kleinlubs vereinigt wurde 5 Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurde im Ort von der Gestapo ein Auffanglager fur wiederergriffene Ostarbeiter betrieben die auf der Flucht von ihren Zwangsarbeitsstellen gefasst wurden Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Durch die Bodenreform von 1945 wurden die beiden Linien der Familie von Munchhausen enteignet 1945 wurde Schloss Althaus durch Bomben beschadigt und daher 1950 abgetragen Die ebenfalls in Mitleidenschaft gezogene Schlosskirche wurde soweit noch vorhanden in ihrer ursprunglichen romanischen Form wiederhergestellt Das Schloss Neuhaus wurde zunachst von Heimatvertriebenen bewohnt und danach bis in die 1990er Jahre als Schule genutzt Seit 1994 ist die Schlossanlage im Besitz des Landes Sachsen Anhalt und Sitz der Kulturstiftung Sachsen Anhalt unter deren Federfuhrung aufwendige Sanierungsarbeiten stattfanden Im Erdgeschoss des Schlosses Neuhaus gibt es eine kostenlose Ausstellung zur Geschichte des Schlosses Literatur BearbeitenKonrad Breitenborn Boje Schmuhl Hrsg Schloss Leitzkau Schriftenreihe der Stiftung Schlosser Burgen und Garten des Landes Sachsen Anhalt Band 3 Halle a d Saale 2005 Wissenschaftliche Beitrage zu Geschichte und Architektur Reinhard Schmitt Das Pramonstratenserstift Leitzkau Beitrage zur Baugeschichte In Historische Bauforschung in Sachsen Anhalt Hg vom Landesamt fur Denkmalpflege und Architektur in Sachsen Anhalt Arbeitsberichte des Landesamtes fur Denkmalpflege und Archaologie in Sachsen Anhalt 6 Petersberg 2007 S 62 121 Anke Neugebauer Die Lebenswelt der Familie von Munchhausen auf Leitzkau Vom Erwerb des Klostergutes bis ins 19 Jahrhundert In Niederadlige Herrschaftskulturen Legitimationen Reprasentationen Strategien Hg v Leonhard Helten Anke Neugebauer und Uwe Schirmer Junges Forum LEUCOREA 4 Halle 2021 S 116 150 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Leitzkau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien www kulturstiftung st de Webpage der Kulturstiftung Sachsen Anhalt mit Informationen zu Schloss Leitzkau Literatur uber Stift und Schloss Leitzkau Regesta Imperii Schlosskirche Leitzkau auf www gommern de abgerufen am 27 Juni 2017 Die Stiftskirche Sancta Maria in Monte in 155 FotosEinzelnachweise Bearbeiten Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister Bundnis 90 Die Grunen Prof Dr Claudia Dalbert Bundnis 90 Die Grunen Kultusministerium 19 Marz 2015 Drucksache 6 3905 KA 6 8670 Denkmalverzeichnis Sachsen Anhalt Memento des Originals vom 28 Juli 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot padoka landtag sachsen anhalt de Claudia Grahmann Die Leitzkauer Gutswirtschaft im 16 und 17 Jahrhundert in Breitenborn Schmuhl Schloss Leitzkau S 269 Udo von Alvensleben Kunsthistoriker Besuche vor dem Untergang Adelssitze zwischen Altmark und Masuren Aus Tagebuchaufzeichnungen zusammengestellt und herausgegeben von Harald von Koenigswald Frankfurt M Berlin 1968 S 117 Regierungsbezirk Magdeburg Hrsg Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg 1928 ZDB ID 3766 7 S 201 Regierungsbezirk Magdeburg Hrsg Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg 1928 ZDB ID 3766 7 S 230 52 062396 11 949369 Koordinaten 52 3 44 6 N 11 56 57 7 O Normdaten Geografikum GND 4434639 6 lobid OGND AKS LCCN sh2006006831 VIAF 245393375 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Leitzkau amp oldid 232259753