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Dieser Artikel behandelt den niedersachsischen Unternehmer Zu seinem gleichnamigen Grossvater 1518 siehe Stacius von Munchhausen Statius Statz von Munchhausen 5 Juni 1555 in Stolzenau 27 Marz 1633 in Bevern bei Holzminden war ein Adliger aus der schwarzen Linie derer von Munchhausen der als Unternehmer Geschafte mit Landgutern Eisenbergbau und verhuttung sowie Krediten betrieb und seine Gewinne in zahlreiche Schloss und Kirchenbauten investierte Er gilt als einer der bedeutendsten Bauherren der Weserrenaissance Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Handel mit Gutern 1 3 Montanunternehmer 1 4 Bauherr 1 5 Kreditgeschafte 1 6 Konkurs 2 Bilder 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Statius von Munchhausen wurde als dritter Sohn des zu grossem Reichtum gekommenen Soldnerfuhrers Hilmar von Munchhausen 1512 1573 und der Lucia von Reden 1512 1584 geboren Seine Kindheit und Jugend verbrachte er zunachst auf dem Amtsschloss in Stolzenau 1 wo sein Vater von 1547 bis 1562 das Drostenamt innehatte dann auf der Domanenburg Aerzen wo der Vater ab 1557 erneut Pfandbesitzer war Mit 10 Jahren kam er an den furstbischoflichen Hof in Osnabruck zur Ausbildung nbsp Ankunft des Herzogs von Alba in Rotterdam 1567Als 12 jahrigen nahm ihn der Vater der als Obrist in spanischen Diensten stand 1567 mit in die Niederlande zur feierlichen Ankunft des Herzogs von Alba als neuer Statthalter Philipps II Dort musste Hilmar seinen Sohn in Albas Obhut belassen offiziell zur Ausbildung tatsachlich aber auch als Geisel fur weiteres Wohlverhalten des Soldnerfuhrers denn dieser sympathisierte mit den Geusen und ihrem nach Deutschland geflohenen Rebellenfuhrer Wilhelm von Oranien dem er auch heimlich 40 000 Taler fur einen zunachst erfolglosen Feldzug gegen Alba lieh Erst drei Jahre spater konnte er seinen Sohn wieder abholen In der Zwischenzeit erlebte Statius das Wuten von Albas Blutrat und durfte auch Zeuge der offentlichen Hinrichtung Egmonds am 5 Juni 1568 auf dem Grossen Markt in Brussel geworden sein zumal sein Vater 1558 in der Schlacht bei Gravelines mit Egmond gemeinsam uber die Franzosen gesiegt hatte Er kam dann bis zum 21 Lebensjahr zur Ausbildung an den Hof in Celle wo sein Onkel von Reden Statthalter Wilhelms des Jungeren war Es folgte die ubliche Grand Tour in die Niederlande und nach Frankreich einschliesslich Teilnahme an kleineren Feldzugen Handel mit Gutern Bearbeiten Nach dem Tod des Vaters 1573 losten die Sohne um das Erbe und Statius zog Wendlinghausen tauschte es jedoch mit seinem Bruder Hans der es unbedingt haben wollte und erhielt dafur einen Stadthof in Hildesheim sowie zwei Bauernhofe ein paar Landereien vor Hameln diverse Zehnte und Pfander im Luneburgischen sowie 6000 Taler Bargeld ein Schloss war nicht dabei Um sein verstreutes Erbe besser anzulegen begann er mit dem Verkauf und Ankauf von Landereien in Form von Lehns oder Pfandbesitzen und Drosteien Er besass zeitweilig umfangreiche Pfandschaften an Elbe und Weser die er sukzessive in Erblehen umzuwandeln wusste Hinzu kamen Besitzungen im Harzvorland und im Ostharz um Elbingerode wo Statius als Montanunternehmer auftrat Im Gegensatz zu seinem Vater der als Kriegsunternehmer zu Reichtum gekommen war verlegte sich Statius neben seinen Amts und Industrieeinkunften auch auf den Getreidehandel und Kreditgeschafte Kurz nacheinander kaufte er ab 1578 die Amter Friedland und Grohnde sowie die Anwartschaften auf die Lehnsguter Bevern und Meinbrexen deren Heimfall an den Lehnsherrn zu erwarten war Letzteres emporte einige aus der Ritterschaft denn der letzte Herr von Bevern lebte noch und Munchhausen war eigens bis nach Pavia gereist um dem alten Herzog Erich einem fruheren Kampfgefahrten seines Vaters auf dem Sterbebett die Unterschrift zu entlocken Die Meinbrexener Anwartschaft hatte allerdings schon sein Vater angebahnt und Statius handelte hier fur die Gesamthand aller Erben Ebenso verwaltete er fur die Bruder den gemeinschaftlichen Besitz der Herrschaft Leitzkau ein aufgelassenes Pramonstratenser Chorherrenstift nahe Magdeburg das der Vater 1564 erworben hatte Benachbart an der Elbe lagen die Guter Dornburg und Gross Lubs deren Erbtochter Anna von Lattorff er 1578 geheiratet hatte seinen kinderlosen Schwager zahlte er 1591 aus Mit Anna hatte er 12 Kinder von denen drei bald starben Die Familie nahm ihren Wohnsitz auf Schloss Grohnde 2 wo Statius das Amt des Drosten ausubte sowie zeitweise in Leitzkau nbsp Elbingerode Harz Montanunternehmer Bearbeiten Als besonders lukrativ erwies sich das Amt Elbingerode das die uberschuldeten Grafen zu Stolberg aus Wernigerode an den Oberst Asche von Holle verpfandet hatten Dieser baute zwar das Schloss 3 aus kam jedoch mit dem Eisensteinbergbau und der Eisenverhuttung die dort betrieben wurden nicht zurecht Munchhausen leistete ihm 1584 eine Sicherheit von 91 000 Talern und ubernahm die Bewirtschaftung bald schon konnte er mit Holle und den Stolbergs Gewinne abrechnen vorubergehend musste er dann aber die Goldgrube dem Herzog Heinrich Julius von Braunschweig uberlassen der indes mehr an den Jagdrevieren im Harz interessiert war und das Amt nach sechs Jahren an Munchhausen zuruckgab Dieser legte den ersten Hochofen an baute eine komplizierte Wasserkunst grundete Eisenhutten und kaufte bestehende auf warb auswartige Bergleute an die sich auf tieferen Stollenbau verstanden und kummerte sich um den Absatz des Eisens uber Faktoreien in Celle und Hamburg Von den Grafen ubernahm er den Kienberg bei Wernigerode um den Holzbedarf der Hutten zu decken und das Amt Ilsenburg erwarb er wegen der dortigen Blech und Drahtfabriken Ausserdem musste er fur Herzog Heinrich Julius dessen enger Vertrauter er war standig politisch verhandeln und taktieren da dieser immer bestrebt war die Harzgrafschaften Blankenburg Regenstein und Wernigerode seinem Herzogtum einzuverleiben was indes nur mit den beiden ersteren gelang Nebenbei fielen fur Munchhausen Belehnungen mit Stapelburg Veckenstedt und Schauen an nbsp Schloss Neuhaus Leitzkau nbsp Schloss BevernBauherr Bearbeiten Diesen Besitz arrondierte Statius von Munchhausen 1593 durch die Ubernahme der Herrschaft Leitzkau aus der Gesamthand mit seinen Brudern Er baute das ehemalige Kloster weitgehend um sein Vater hatte bereits um 1566 den romanischen ostlichen Klausurflugel als sogenanntes Althaus aufgestockt und Statius selbst um 1581 1585 einen Treppenturm und eine viergeschossige Loggia an dieses angefugt Ab 1593 errichtete er auf den Grundmauern des westlichen Klausurflugels einen Neubau das sogenannte Neuhaus wahrend der Nordflugel abgerissen an seiner Stelle ein grosser Speicher errichtet und die dahinter stehende spatgotische Propstei als Hobeck Schlosschen aufgestockt wurden Im Inneren des Neuhauses sind mehrere Prunkkamine mit den Wappen Munchhausen und Lattorff erhalten ebenso eine Stuckdecke mit Portraitmedaillons von Statius und Anna sowie den Eltern und den Brudern samt Ehefrauen Parallel hierzu erwarb er im Weserbergland 1590 Bevern Dort liess er wie schon sein Vater es stets zu tun pflegte als erstes zahlreiche neue Wirtschaftsgebaude ab 1595 eine Kirche und erst zuletzt und nach Beendigung der Leitzkauer Bauten 1603 1607 einen neuen Wohnsitz errichten Schloss Bevern ein kompletter Neubau geriet zu einem der prachtvollsten Bauwerke der Weserrenaissance als Baumeister gilt Johann Hundertossen der bereits ab 1596 das Lauenauer Schloss Schwedesdorf fur den Vetter Otto von Munchhausen errichtet hatte Zahlreiche Details sowohl in Leitzkau als auch in Bevern lassen vermuten dass dieselben Handwerker aus der Werkstatt des Steinmetzen Johann von Mehle daran beteiligt waren die auch 1586 das Alfelder Rathaus im Renaissancestil umbauten 4 Weitere eher als Amtssitze anzusprechende Schlosser liess Statius in Bodenwerder und Bolzum mit dem Rittergut Bolzum bauen zudem insgesamt neun Kirchen in seinen Gutsdorfern Seinen Vetter Jurgen Klencke beriet er beim Bau der Hamelschenburg Nachdem er im Jahre 1600 Witwer geworden war heiratete er zwei Jahre spater Klenckes 22 jahrige Nichte Dorothea von Bothmer mit der er nochmals acht Kinder hatte Kreditgeschafte Bearbeiten Bereits das Bargelderbe seines Vaters war in Kreditbriefen angelegt gewesen darunter uber 100 000 Taler als Darlehen an den Grafen Otto VIII von Hoya Statius von Munchhausen nahm schon vor seiner Volljahrigkeit den Vormundern die Verwaltung des Erbes ab und tatigte fur sich und seine Bruder fortan zahlreiche Kreditgeschafte Wohlhabende Burger sowie Gilden aus Braunschweig Hildesheim Lemgo und Magdeburg vertrauten ihm hohe Geldsummen an die er mit 5 6 verzinste und an die Landesfursten von Braunschweig Brandenburg Magdeburg oder Anhalt weiterreichte Er verdiente an Zinsdifferenzen ebenso wie an Einkunften aus verpfandeten Amtsgutern Seine Bruder Schwager Vettern und Freunde liess er fur sich burgen Konkurs Bearbeiten Mit Hilfe seiner hohen Einnahmen gelang es Statius von Munchhausen zunachst seine Besitzungen weiter auszubauen So erwarb er nach dem Tod seines Bruders Kurt 1604 die Belehnung mit Schloss Steyerberg das bereits sein Vater im Pfandbesitz gehabt hatte Ebenso verpfandeten ihm die Herren von Saldern ihr Schloss Salder das Amt Vienenburg sowie 1614 das Gut Equord und die Herren von Steinberg das Schloss Imbshausen Als Mitgift fur seine Tochter Engel erwarb er das Schloss Seggerde das 1616 auf deren Ehemann Arndt Spiegel zu Peckelsheim uberschrieben wurde Nach dem Tode des Herzogs Heinrich Julius 1613 erbte dessen Nachfolger Herzog Friedrich Ulrich Staatsschulden von 1 2 Millionen Talern hiervon allein uber 100 000 Taler in Schuldverschreibungen zugunsten Statius von Munchhausens Diesem gelang es die Landstande zur Schuldubernahme zu bewegen wofur er eine Verlangerung der Pfandschaft Allersheim um 92 Jahre sowie das Hochgericht fur Bevern empfing Bereits 1601 hatte Munchhausen zeitublich aber vielleicht auch um dem von der Hexenverfolgung besessenen Herzog Heinrich Julius einen Gefallen zu tun in Grohnde eine Hexe verbrennen lassen 1616 entliess jedoch der neue Herzog Friedrich Ulrich die bewahrten Hofrate seines Vaters und stellte sechs junge Rate ein die versprachen ihm aus allen Geldnoten zu helfen Sie begannen die Silbermunzen mit Kupfer zu verlangern 5 Die systematische Munzverschlechterung der Kipper und Wipperzeit die allmahlich im ganzen Reich um sich griff fuhrte zu beschleunigter Inflation Statius Bruder Hilmar der Jungere von Munchhausen aus Schwobber schrieb 1617 bereits auf dem Sterbebett in seiner Funktion als Schatzrat noch eine warnende Denkschrift an den unfahigen Herzog Dieser entliess zwar schliesslich 1622 Anton von der Streithorst und die ungetreuen Landdroste 6 als das aufgebrachte Volk gewaltsam gegen die Kipper vorzugehen begann doch fur Statius von Munchhausen war es bereits zu spat Er war Opfer einer Intrige geworden Die jungen Rate hatten heimlich fur 240 000 Taler Schuldscheine von ihm aufgekauft und verlangten sofortige Bezahlung um an seine Pfandguter zu kommen Um dem Nachdruck zu verleihen beschuldigte ihn Arndt von Wopersnow beim Herzog falscher Abrechnungen im Amt Steyerberg und rechnete diese gegen die herzoglichen Schuldverschreibungen auf Ein weiterer Rat Barthold von Rautenberg liess ihn zwangsweise aus Schloss Grohnde raumen Ein dritter Henning von Reden liess Bevern beschlagnahmen das Munchhausen 1617 seiner Frau als Wittum uberschrieben hatte Die furstliche Kammer ubertrug es ihm spater jedoch vorlaufig zur weiteren Bewirtschaftung 1618 musste er Leitzkau fur 170 000 Taler an drei Sohne seines 1617 verstorbenen Bruders Hilmar des Jungeren verkaufen Diese zahlten auch auf die umfangreichen Burgschaften ihres Vaters 1619 erzwangen Munchhausens Glaubiger schliesslich den Konkurs Es gelang ihm zunachst seinen Wohnsitz Schloss Bevern zu sichern wo er am 27 Marz 1633 starb 1628 ermittelte eine auf seinen Antrag eingesetzte kaiserliche Taxierungskommission insgesamt Schulden von rund 1 Million Talern der aber auf der Habenseite 1 3 Millionen gegenubergestanden hatten Damit war zwar seine Ehre wiederhergestellt die Besitzungen jedoch waren verloren und mittlerweile durch die Ereignisse des 1618 begonnenen Dreissigjahrigen Krieges auch teilweise zerstort Seine Witwe musste 1652 Bevern verlassen das Schloss gelangte endgultig in den Besitz der Herzoge die dort eine Nebenlinie begrundeten Seinem Sohn Hilmar Ernst blieb letztlich nur der mutterliche Besitz Dornburg und Gross Lubs erhalten den er 1613 mittels der Mitgift seiner Frau Magdalene von Wrisberg entschuldet hatte ferner ersteigerte er Bolzum aus der Konkursmasse Mit dessen Sohn Johann 1631 1674 ist die mannliche Deszendenz Statius ausgestorben Heute befindet sich in Schloss Bevern das Kulturzentrum des Landkreises Holzminden Das Leben des Statius von Munchhausen wird in einer Ausstellung der Erlebniswelt Renaissance multimedial dargestellt In der von ihm erbauten St Johanniskirche zu Bevern liegt er begraben eine lebensgrosse Buste in buntem Stuck mit 32 Ahnenwappen an der Brustung seiner Kirchenprieche erinnert an ihn Bilder Bearbeiten nbsp Erbaut Das Schlosschen Hobeck in Leitzkau daneben Loggia und Treppenturm des Althauses nbsp Erbaut Schloss Bevern nbsp Erbaut Gutshaus Bodenwerder nbsp Erbaut Herrenhaus des Ritterguts Bolzum nbsp Erworben Drostei Schloss GrohndeLiteratur BearbeitenG S Treuer Grundliche Geschlechtshistorie der Herren von Munchhausen 1740 Albert Neukirch Renaissanceschlosser Niedersachsens Textband 2 Halfte Hannover 1939 G von Lenthe H Mahrenholtz Stammtafeln der Familie von Munchhausen Schaumburger Studien Heft 36 Rinteln 1976 B E H Schmuhl Hrsg Schloss Leitzkau Schriftenreihe der Stiftung Dome und Schlosser in Sachsen Anhalt Band 3 Stekovics Halle S 2005 ISBN 3 89923 102 3 Einzelnachweise Bearbeiten Rekonstruktionszeichnung des abgegangenen Schlosses Stolzenau in Stolzenau Weser von Wolfgang Braun Rekonstruktionszeichnung der Domanenburg in Grohnde von Wolfgang Braun Rekonstruktionszeichnung des abgegangenen Schlosses Elbingerode von Wolfgang Braun Ausfuhrlich Anke Neugebauer Zur bau und kunsthistorischen Bedeutung In B E H Schmuhl Hrsg Schloss Leitzkau Halle 2005 Ferdinand Spehr Friedrich Ulrich Herzog von Braunschweig Wolfenbuttel In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 7 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 501 505 Paul Zimmermann Streithorst Anton v d In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 36 Duncker amp Humblot Leipzig 1893 S 569 572 Normdaten Person GND 119186047 lobid OGND AKS VIAF 20485032 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Munchhausen Statius vonALTERNATIVNAMEN Munchhausen Staz vonKURZBESCHREIBUNG Adliger aus der schwarzen Linie derer von MunchhausenGEBURTSDATUM 5 Juni 1555GEBURTSORT StolzenauSTERBEDATUM 27 Marz 1633STERBEORT Bevern bei Holzminden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Statius von Munchhausen amp oldid 232202724