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Der Dom St Nikolaus in der Altstadt von Stendal ist eine spatgotische Backsteinkirche mit romanischen Anfangen und fruhgotischen Westturmen Er ist vor allem fur seinen grossen Bestand an spatmittelalterlicher Glasmalerei bekannt NordansichtStendaler Dom 1833 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Architektur 2 Ausstattung 3 Stiftsgebaude 4 Siehe auch 5 Literatur 5 1 Bucher 5 2 Aufsatze 5 3 Archivalien 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte und Architektur Bearbeiten nbsp Turme von Nordwesten1188 grundeten Markgraf Otto II aus dem Geschlecht der Askanier und sein Bruder Heinrich von Gardelegen Sohne des Askaniers Otto I in Stendal ein Kollegiatstift Anstatt eines hier zunachst geplanten Bistums stifteten sie ein Stift unter dem Patrozinium des Heiligen Nikolaus Das Stiftskapitel bestand aus zwolf Sakularkanonikern 1 dem Stiftspropst dem Dechanten und zehn Kanonikern Es war unabhangig vom Bischof unterstand direkt dem Papst und war somit nach den Bistumern Havelberg und Brandenburg das wichtigste geistliche Zentrum der Mark Der Propst der hochste Geistliche der Altmark und die Stiftsherren besassen das Kirchenpatronat uber samtliche Stendaler Pfarrkirchen zudem uber zahlreiche Kirchen der umliegenden Dorfer 2 nbsp Vermauerte romanische Fenster uber den heute gotischen Portalen nbsp Sandsteingalerie und untere Glo cken geschosse fruhgotisch obere Glocken geschosse spatgotischIn einer Urkunde von Papst Clemens III vom 29 Mai 1188 wurde erklart dass das neue Stift in Stendal direkt dem Papst unterstellt war 3 Etwa gleichzeitig wird mit dem Bau einer ersten Stiftskirche begonnen Es handelte sich um eine dreischiffige Basilika mit Querschiff und Chorapsis ahnlich der Klosterkirche von Jerichow Von diesem ersten Bau ist der untere Teil Westfassade erhalten unterhalb der beiden fruhgotischen Turme Der heutige Bau entstand ab 1423 Es wird angenommen dass man um den Vorgangerbau so lange wie moglich zu erhalten Chor Langhaussudwand und Langhausnordwand um den bestehenden Bau herum errichtete und diesen erst nach Vollendung der Aussenmauern abbrach Gegen oder kurz nach der Mitte des 15 Jahrhunderts durfte die neue Kirche weitgehend fertiggestellt gewesen sein Es handelt sich um eine dreischiffige vierjochige Hallenkirche mit Querhaus und Langchor Der dreijochige Langchor schliesst mit einem Polygon aus sieben Seiten eines Zehnecks Das Bauwerk zeigt eine enge Verwandtschaft mit der wenig alteren Wallfahrtskirche zu Wilsnack und wurde wahrscheinlich von der gleichen Bauhutte errichtet 2 Der Westbau aus dem zweiten Viertel des 13 Jahrhunderts wurde vom Grundungsbau ubernommen Das oberste Geschoss der Turme stammt aus dem 15 Jahrhundert und wird von Spitzhelmen bekront Das Querhaus besitzt auf der Nordseite einen reichgeschmuckten Staffelgiebel mit Masswerkrosette und zwei Davidsternen in Traufhohe Ein Portal mit einer feinprofilierten Sandsteineinfassung und Statuen der Heiligen Nikolaus und Bartholomaus fuhrt vom Norden in das Querhaus Im Innern tragen kraftige Rundpfeiler das Gewolbe Jedes der annahernd quadratischen Joche der Seitenschiffe besitzt zwei Fensterachsen so dass funfteilige Gewolbe ahnlich wie in den Seitenschiffen des Magdeburger Doms entstehen Der Chor wird von einem Lettner mit zwei Durchgangen abgetrennt der nach Westen mit einem Ambo auf zwei Saulen und einem Gewolbe versehen ist Auf der Nordseite schliesst sich an das zweite Joch eine Vorhalle an die mit einer Fensterrose und einem Staffelgiebel versehen ist Diese Vorhalle wurde fur den Zugang zum Langhaus erforderlich da eine Marienkapelle an die Westwand der Turmfront angefugt worden war und somit der Zugang von Westen zum Langhaus nicht mehr zur Verfugung stand Diese Kapelle wurde 1730 abgebrochen und ist nur im Dachansatz am Westbau zu erkennen 2 Mit der Visitation 1540 wurden die Kanoniker und Vikare des Stiftes auf die neue Kirchenordnung verpflichtet Zugleich konnten vakante Stellen nur noch mit Zustimmung des Kurfursten besetzt werden 4 1551 wurde das Kollegiatstift als Folge der Reformation aufgehoben und seine Guter der Brandenburgischen Universitat Frankfurt zugewiesen St Nikolaus wurde Pfarrkirche der Stadt und Sitz des Superintendenten der Altmark 5 Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Bau bei einem Luftangriff am 8 April 1945 schwere Schaden durch Bombentreffer Vor allem wurden die Gewolbe des sudlichen Querhauses und der Westflugel des Kreuzgangs zerstort Die mittelalterlichen Fenster waren rechtzeitig ausgebaut worden und blieben verschont 3 6 Der Wiederaufbau begann 1946 wurde mehrmals unterbrochen und war 2013 vollendet 7 nbsp Kugelpanorama der Innenansicht vom Mittelschiff aus 2023 Als Kugelpanorama anzeigen nbsp Kugelpanorama des Chores 2023 Als Kugelpanorama anzeigenAusstattung Bearbeiten nbsp Nordseitenschiff mittel alter liche Glas fenster darunter rund bogige Ein schub kapellen nbsp Lettner und Chor nbsp OrgelVon der Ausstattung sind vor allem die 22 mittelalterlichen Glasmalereifenster erhalten die zwischen etwa 1425 und 1480 entstanden Im 19 Jahrhundert stark restauriert durfte heute noch etwa die Halfte des Glases original sein Die grosse Anzahl von Glasmalereien aus dem Mittelalter ist in Mitteldeutschland einzigartig und wird nur noch von der Anzahl der Glasmalereien des Erfurter Doms ubertroffen 2 Der Altar wurde aus Resten dreier Altare neu zusammengestellt und zeigt im Schrein Maria mit den drei heiligen Konigen im Stil der Schonen Madonnen um 1430 in ungewohnlicher asymmetrischer Komposition Etwas junger ist die Predella mit funf weiblichen Heiligen die ursprunglich fur die St Petri Kirche in Seehausen geschaffen wurde Die Flugel mit vier Reliefs der Marienlegende stammen aus dem Besitz der Stendaler Museen Das Chorgestuhl ist eine reiche Schnitzarbeit aus der Bauzeit um 1430 In den Gestuhlswangen sind freiplastische Figuren und Reliefs mit Szenen aus dem Alten Testament angeordnet Die vorderen Reihen sind von acht Sitzfiguren der Propheten bekront In den Miserikordien der hinteren Sitzreihen finden sich phantasievoll geschnitzte Darstellungen von Masken Tieren Fabelwesen musizierenden Engeln und Genreszenen Die holzerne Kanzel mit geschwungenem Aufgang und sparsamen Verzierungen stammt von 1744 Weiterhin sind noch die Epitaphe der 1548 verstorbenen Katharina Staude mit feinem Renaissance Relief und des Paulus Wagener mit reicher architektonischer Rahmung von 1591 zu nennen Die Orgel auf einer Empore im Westen besitzt hinter einem Prospekt von 1912 nach altem Vorbild ein Werk von 1954 und 1970 mit 56 Registern drei Manualen und Pedal von Alexander Schuke 8 Die beiden Turme verfugen uber zwei Glocken Im Sudturm lautet die Betglocke von 1683 im Schlagton d und im Nordturm hangt die Kurfurstenglocke von 1691 mit dem Ton c Alle anderen Glocken die fruher in den Turmen hingen mussten in den beiden Weltkriegen abgegeben werden und gingen verloren Stiftsgebaude Bearbeiten nbsp Reste des Kreuzgangs von Westen nbsp Ostflugel der KlausurAn die Kirche schliesst sich nach Suden der Kreuzgang mit dem Kapitelhaus an Der Westflugel wurde 1945 zerstort und bis 2013 modern wieder aufgebaut Im Ostflugel befindet sich das zweigeschossige Kapitelhaus in dessen unterem Geschoss der zweischiffige Kapitelsaal liegt Der 1463 vollendete Kapitelsaal ist mit Kreuzgewolben uber niedrigen Rundpfeilern geschlossen und besitzt breite spitzbogige Fenster mit Stabwerk Der Sudflugel ist mit breiten Spitzbogenarkaden zum Hof geoffnet und zeigt im Obergeschoss zwischen Spitzbogenfenstern Schmuckfriese aus Formsteinen Siehe auch BearbeitenListe der Stendaler DompredigerLiteratur BearbeitenBucher Bearbeiten Hermann Alberts Stift und Dom St Nikolaus zu Stendal Niedersachsisches Bild Archiv Hannover 1930 Norddeutsche Kunstbucher 27 Verena Friedrich Stendal Dom St Nikolaus Kunstverlag Peda Passau 1995 ISBN 3 930102 73 0 Peda Kunstfuhrer 317 Christian Popp Das Bistum Halberstadt 1 Das Stift St Nikolaus in Stendal Germania Sacra Neue Folge 49 De Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 019535 4 zugl Dissertation Humboldt Universitat 2005 Digitalisat bei Germania Sacra online Hannelore Sachs Der Dom zu Stendal Geschichte von Stadt und Domstift Union Verlag Berlin 1988 ISBN 3 372 00259 8 Das christliche Denkmal 57 Eberhard Simon Hrsg Der Dom St Nikolaus in Stendal Geschichte und Gegenwart Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1988 ISBN 3 374 00544 6 Aufsatze Bearbeiten Hermann Justus Jeep Der Dom in Stendal In Altmarkischer Hausfreund Kalender fur das Jahr 1895 16 Jahrgang Selbstverlag von C F Nachtigal Stendal 1894 S 55 f Hermann Alberts 750 Jahre Stift und Dom St Nikolaus in Stendal In Jahresbericht des Altmarkischen Vereins fur Vaterlandische Geschichte zu Salzwedel e V Bd 52 1938 S 3 11 Karlheinz Blaschke Das Augustiner Chorherrenstift St Nikolai in Stendal 1188 1551 In Peter Johanek Hrsg Stadtgrundriss und Stadtentwicklung Forschungen zur Entstehung mitteleuropaischer Stadte Ausgewahlte Aufsatze von Karlheinz Blaschke Stadteforschung Reihe A Darstellungen Bd 44 2 unverand Aufl Bohlau Koln 2001 ISBN 3 412 02601 8 S 302 314 Christian Popp Ernst Badstubner Stendal Kollegiatstift In Heinz Dieter Heimann Klaus Neitmann Winfried Schich u a Hg Brandenburgisches Klosterbuch Handbuch der Kloster Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16 Jahrhunderts Brandenburgische historische Studien Bd 14 Bd 2 S 1197 1213 Archivalien Bearbeiten Urkundenuberlieferung des Domstifts Stendal im Landesarchiv Sachsen Anhalt Abteilung MagdeburgWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Dom St Nikolaus Stendal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Suche nach Dom St Nikolaus in Stendal In Deutsche Digitale Bibliothek Suche nach Dom St Nikolaus in Stendal im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Achtung Die Datenbasis hat sich geandert bitte Ergebnis uberprufen und SBB 1 setzen Website der Evangelischen Stadtgemeinde StendalEinzelnachweise Bearbeiten Das Stift folgte keiner Ordensregel so Popp Lit S 22 gegen altere Meinung a b c d Hannelore Sachs Der Dom zu Stendal Geschichte von Stadt und Domstift Berlin 1988 S 5 Das christliche Denkmal 57 a b Eberhard Simon Die Gebaude des Domstifts Geschichte und Gegenwart In Eberhard Simon Hrsg Der Dom St Nikolaus in Stendal Geschichte und Gegenwart Berlin 1988 S 21 Christian Popp Stendal Kollegiatstift In Heinz Dieter Heimann Klaus Neitmann Winfried Schich u a Hrsg Brandenburgisches Klosterbuch Handbuch der Kloster Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16 Jahrhunderts Band 2 be bra wissenschaft Berlin 2007 ISBN 978 3 937233 26 0 S 1198 Popp Lit S 32 40 Superintendent Hermann Alberts und Udo von Alvensleben hatten die mittelalterlichen Fenster in dessen Gutshaus in Wittenmoor deponiert https www eurob org item stendal dom Ernst Schafer Laudatio Organi 4 Auflage Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1982 S 180 52 600361111111 11 860416666667 Koordinaten 52 36 1 3 N 11 51 37 5 O Normdaten Geografikum GND 4129554 7 lobid OGND AKS LCCN n90608797 VIAF 149052237 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Nikolaus Stendal amp oldid 238239751