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Die Wunderblutkirche St Nikolai ist eine evangelische Kirche in Bad Wilsnack in der brandenburgischen Prignitz und Wahrzeichen des Kurortes Die Kirche war vom Ende des 14 bis zur Mitte des 16 Jahrhunderts ein Wallfahrtsziel von europaischem Rang nachdem sich der Glaube an ein Hostienwunder im Jahr 1383 verbreitet hatte Nach der Reformation zerstorte der erste evangelische Pfarrer von Wilsnack Joachim Ellefeld die angeblichen Wunderhostien indem er sie 1552 vor Zeugen verbrannte Damit entfiel der Grund fur die Wallfahrten Wunderblutkirche West und SudseiteDie Kirche und ihre Geschichte auf einem Notgeldschein von 1922 Als Offene Kirche ist die Wunderblutkirche heute taglich geoffnet Ein Forderverein setzt sich fur den Erhalt der Kirche als kultur und kirchengeschichtliches Denkmal ein und organisiert unter anderem Wanderungen auf dem alten Pilgerweg Berlin Wilsnack In der Hansestadt Lubeck erinnert das Kleverschusskreuz ein Wegekreuz aus dem Jahr 1436 an die Pilger die sich von dort auf den Weg nach Wilsnack machten Ein weiteres Wegekreuz ist in Havelberg erhalten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung der Legende 1 2 Hochphase der Wallfahrten 1 3 Ende der Wunderblutverehrung 1 4 Jungere Geschichte 2 Architektur 3 Glocke 4 Wunderblutschrein 5 Ausstattung 6 Veranstaltungen 7 Primarquellen 8 Literatur 9 Weblinks 10 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte Bearbeiten nbsp Das Kleverschusskreuz in Lubeck wies Pilgern den Weg zur Wallfahrtskirche nbsp Wegekreuz zur Kirche Wilsnack in HavelbergDie Ereignisse um das Hostienwunder die zum Entstehen des Wallfahrtsortes Wilsnack fuhrten sind aus zeitgenossischen Quellen uberliefert Ein erster Bericht stammt von einem Havelberger Propst der 1383 Bischof Thiderikus II Dietrich nach Wilsnack begleitete Weitere Berichte aus dem Jahr 1447 und Drucke aus der Zeit zwischen 1509 und 1520 21 berufen sich auf diesen Propst 1586 stellte der protestantische Domdechant Matthaus Ludecus Fakten zu dem vermeintlichen Wunder zusammen 1 Eine weitere Zusammenfassung der Quellen und Ereignisse legte 1881 der Oberpfarrer Ernst Breest aus Wilsnack vor 2 Entstehung der Legende Bearbeiten Am 16 August 1383 nutzte Ritter Heinrich von Bulow die Abwesenheit grosser Teile der Wilsnacker Gemeinde die sich zum jahrlichen Domweihfest in Havelberg aufhielt um Wilsnack nebst zehn weiteren Dorfern zu uberfallen und niederzubrennen Seit langerem hatte Ritter von Bulow Anspruch auf diese Dorfer erhoben weswegen er mit deren Herren Henning Klaus und Gericke von Mollendorf 3 und dem Bistum Havelberg im Zwist lag Der Legende nach suchte der heimgekehrte Priester Johannes Calbutz die Ruine der niedergebrannten Kirche ab und barg geschmolzenes Glockenerz aus den Trummern An der Stelle des Altars lag die verkohlte Eichenbohle der Altarplatte in der ein kleines Fach eingearbeitet war in dem drei Hostien verwahrt wurden In der Meinung hier nichts weiter bergen zu konnen untersuchte er die Bohle nicht weiter und kehrte ins benachbarte Luben zuruck wo die Gemeinde ubernachtete da Wilsnack unbewohnbar war In der folgenden Nacht vernahm der Pfarrer im Traum mehrfach eine kindliche Stimme die ihn aufforderte zur Kirche zuruckzukehren und dort eine Messe zu lesen Als er mit der Gemeinde am 24 August zur Kirche zuruckkehrte fanden sie die verkohlte Altarplatte mit einem Tuch bedeckt worauf die drei vom Feuer nahezu unversehrten Hostien lagen jede trug einen roten Blutstropfen Nach der Messe nahm Calbutz die Hostien zur Verwahrung mit nach Luben In der Folge kam es im Umkreis zu weiteren wundersamen Ereignissen So brannten in der Lubener Kirche funf Kerzen von denen zwei wahrend der Messe plotzlich erloschen Die drei brennenden Kerzen wurden anschliessend feierlich nach Wilsnack getragen wobei sie weder niederbrannten noch trotz Windes erloschen Bischof Dietrich II von Havelberg erfuhr von den Ereignissen und reiste nach Wilsnack um sich personlich davon unterrichten zu lassen In der Kirche las er eine Messe in der er eine vierte Hostie zu den drei Bluthostien legte woraufhin sich die Blutflecken der drei Hostien vergrosserten Diese Begebenheit wurden von weiteren anwesenden Klerikern bezeugt worauf der Bischof ein Hostienwunder bescheinigte Im Zusammenhang mit dem Hostienwunder ereigneten sich auch im ferneren Umkreis wundersame Begebenheiten So verspottete Ritter Dietrich Wenkstern die Hostien worauf er augenblicklich erblindete und sein Augenlicht erst wieder erlangte nachdem er Gott und die heilige Kraft der Hostien anbetete und einen jahrlichen Bussgang nach Wilsnack gelobte 1388 soll der westfalische Adlige Geismar Berthold von Hansen von Ritter Conrad Spiegel uberfallen und gehenkt worden sein Von Hansen erflehte die Hilfe der Wunderbluthostien und wurde nachdem er nach einem halben Tag noch immer lebend am Galgen hing von Ritter Conrad befreit und um Verzeihung gebeten der Gerettete pilgerte nach Wilsnack 4 5 Hochphase der Wallfahrten Bearbeiten Am 20 Februar 1384 stellte Papst Urban VI Wilsnack einen Ablassbrief zum Wiederaufbau des Ziegelbaus als Wallfahrtskirche aus 5 In der Folge verbreitete sich der Ruf des Blutwunders europaweit und Wilsnack entwickelte sich zu einem der zentralen Wallfahrtsorte in Nordeuropa Im Laufe des 15 Jahrhunderts stieg der Ort zu dem funftbedeutendsten Wallfahrtsziel des christlichen Abendlandes auf wodurch der Ort wirtschaftlich aufbluhte Im Jahr 1396 kamen in Havelberg gegossene Pilgerzeichen 6 in Wilsnack auf den Markt Wilsnack war vor allem bei Bohmischen Pilgern als Wallfahrtsziel beliebt worauf sich Jan Hus 1403 vehement gegen die Verehrung des Wunderblutes aussprach Zu den Pilgern hatte 1433 auch die englische Mystikerin Margery Kempe gehort die ihre Pilgerreise in ihrer autobiografischen Schrift The Book of Margery Kempe beschrieb Das Mitglied der Magdeburger Synode der Theologe Heinrich Tocke begutachtete 1443 die Bluthostien Er stellte fest dass nur noch ein Gemisch von Krumeln und Spinnweben vorhanden war Der Havelberger Bischof Konrad von Lintorff setzte sich aber gemeinsam mit Kurfurst Friedrich II von Brandenburg der den Franziskanertheologen Matthias Doring mit einer Stellungnahme beauftragte 7 und mit Unterstutzung des Papstes gegen das aus Magdeburg angestrebte Verbot durch Papst Eugen IV nahm 1447 in zwei Bullen positiv Stellung zum Wilsnacker Hostienkult Ein niederlandischer Adliger stiftete 1461 das Fenster im Nordquerschiff Der Wunderblutschrein das Fresko Christophorus die farbigen Fenster Altare und Skulpturen stammen aus der Zeit nach 1460 Bei der Schauwand Altarretabel des Altars handelt es sich um ein Kompositretabel dessen drei Bestandteile aus dem spaten 14 bis fruhen 16 Jahrhundert stammen Die Wallfahrtskirche diente den brandenburgischen Kurfursten Friedrich Eisenzahn und Albrecht Achilles auch als wurdiger Rahmen fur wichtige Staatsgeschafte Dort fand 1440 eine Furstenversammlung zur Stiftung des Schwanenordens statt 1472 ein Treffen mit Christian I dem Konig von Danemark und 1476 und 1479 Treffen mit norddeutschen Fursten 8 Die Zahl der Wallfahrer nahm ab 1517 mit der Reformation ab Der Verlag des Lubeckers Steffen Arndes verbreitete 1520 Drucke der Wilsnacker Legende Historia inventionis et ostensionis vivifici Sacramenti ebenso ein Jahr spater Ludwig Dietz in Rostock 9 Ende der Wunderblutverehrung Bearbeiten Nach der Einfuhrung der Reformation in der Mark Brandenburg 1539 fanden im Anschluss an evangelische auch katholische Gottesdienste statt Der evangelische Pfarrer von Wilsnack Joachim Ellefeld war jedoch mit der Hostienverehrung nicht einverstanden Entgegen der Anordnung des Stadtrats sich nicht in katholische Belange einzumischen drang Ellefeld mit zwei Helfern am Samstag dem 5 Juni 1552 in die Sakristei ein zerschlug die Monstranz und verbrannte die darin aufbewahrten Bluthostien 5 Er wurde zunachst durch das Havelberger Domkapitel auf der Plattenburg inhaftiert dann aber auf Anordnung des Kurfursten Joachim II freigelassen und des Landes verwiesen Wahrend der mehr als 170 Jahre andauernden Wallfahrten reisten hunderttausende Pilger nach Wilsnack Infolge der Hostienzerstorung ebbten die Pilgerstrome im Laufe des 16 Jahrhunderts allmahlich ab und bewirkten einen wirtschaftlichen Niedergang der Stadt Jungere Geschichte Bearbeiten 200 Jahre spater 1782 erteilte Friedrich Christoph von Saldern dem Orgelbaumeister Adam Heinrich Rietz aus Magdeburg den Auftrag zum Bau einer Orgel Im Krieg mit Frankreich diente die Kirche 1806 franzosischen Truppen als Lazarett Im Jahr 1825 wurde in der Kirche der kleine Altar eingebaut weil der grosse im Chor von der Gemeinde zu weit entfernt war Auf Anordnung von Kronprinz Friedrich wurden 1881 die Buntglasfenster restauriert ihre Inschriften verweisen auf die Konigliche Glashutte zu Berlin Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche von einer Bombe getroffen die aber wohl nicht explodierte die Einschlagstelle ist westlich des Querschiffes am Dach durch eine unterschiedliche Farbung der Dachziegel erkennbar Die Kirche war in der Endphase der DDR Schauplatz politischer Aktionen Ab Oktober 1989 versammelten sich montags jeweils etwa tausend Menschen zu Friedensgebet und anschliessendem Kerzenumzug entsprechend den Montagsdemonstrationen in anderen Stadten der DDR Der erste Nachwende Burgermeister Dietrich Gappa wurde im Mai 1990 in der Kirche gewahlt 10 Das Bauwerk wurde im Jahr 2016 in das Denkmalpflegeprogramm National wertvolle Kulturdenkmaler aufgenommen mit dem die Verantwortlichen vor Ort sieben Jahre lang Fordermittel fur die Instandsetzung abrufen konnten Mit den Mitteln konnte unter anderem das Tragwerk des Dachs stabilisiert werden das durch seitliche Kippbewegungen in westliche Richtungen schadhaft geworden war Fur die neue Eindeckung des Dachs wurde eigens ein Biberschwanz entwickelt dessen Formen sich optimal in die vorhandene Dachhulle einfugen Ausserdem wurde der Glockenstuhl stabilisiert so dass nach einem Jahr Pause wieder das gesamte Gelaut funktionstuchtig wurde Am Sudquerhaus errichteten Maurer einen neuen Staffelgiebel dessen ursprungliche Form nirgends dokumentiert war und umfangreiche Abstimmungsarbeiten zwischen allen Beteiligten erforderlich machte Im nordlichen Querhaus wurden Fensterrippen ersetzt die im 19 Jahrhundert mit einer der ersten Betonmischungen saniert worden waren Diese waren mittlerweile bruchig geworden so dass die hohen Fenster in grosser Gefahr waren Da diese Arbeiten erst im Zuge der Sanierungen zu Tage kamen wurde das veranschlagte Budget uberschritten Hinzu kamen steigende Baustoffpreise so dass bei der Sanierung des Kircheninnenraums Abstriche gemacht werden musste Daher konnte nur die Wunderblutkapelle sowie die Sakristei saniert werden In beiden Raumen sollen Fenster der japanischen Kunstlerin Leiko Ikemura eingesetzt werden Diese verbinden Elemente aus dem Mittelalter mit der Neuzeit Bei der Sanierung der Sakristei kam ein bislang unbekannter Kellerraum zum Vorschein Im Umfeld des Bauwerks entstand im Jahr 2021 ausserdem im Gemeindehaus ein Pilger Cafe Das ehemalige Inspektorenhaus dient als Diakoniestation und Tagespflegestatte Geplant ist weiterhin die als Schlossplatte bezeichnete Lucke entstanden durch das nach einem Brand 1976 abgerissene Pralatenhaus und spateren Stadtschlosses stadtebaulich zu schliessen 11 Architektur BearbeitenDie Baugeschichte ist nicht abschliessend geklart Die Grundung der 1383 niedergebrannten Kirche geht auf die Zeit um 1286 bis 1300 zuruck 12 Der Wiederaufbau begann schon 1384 beschleunigt durch das Hostienwunder und war um 1400 beendet Erbaut wurde die Kirche als wuchtige dreischiffige kreuzformige Hallenkirche im Stil der norddeutschen Backsteingotik Der erhalten gebliebene rechteckige Turm der abgebrannten Kirche wurde dabei nicht sichtbar in die Westfassade der Kirche einbezogen die nachtraglich ein Sandsteinportal erhielt Der Westgiebel ist ein Ziegelbau aus der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts Das kurze unvollendete Langhaus von drei Jochen schliesst im ersten Joch den Turm ein und zeigt selbst nur einen Dachreiter Das Querschiff steht mittig zwischen Langhaus und Chor mit ostlich dahinter liegenden Kapellen Die Wunderblutkapelle befindet sich am sudlichen Teil des Querschiffs Der Chor hat einen polygonalen Schluss aus funf Seiten eines Zehnecks Erhalten sind Glasmalereien aus dem spaten Mittelalter Der Hochaltar besteht aus drei verschiedenen und ubereinander geschichteten Retabeln Auffallig sind die Querhausemporen die uber Treppenturme am Querhaus und einen bruckenartigen segmentbogigen Zugang von einer ehemaligen Bischofskurie auf der Nordseite erschlossen werden Insgesamt ist eine Verwandtschaft zur Luneburger Michaeliskirche und zum Stendaler Dom zu erkennen 13 Ein Schwibbogen fuhrte von der Empore im linken Seitenflugel zu der Burg der Havelberger Bischofe die nach der Reformation von der Familie von Saldern als Wohnhaus genutzt wurde Zu dem im Jahr 1724 zum Schloss umgebauten Anwesen gehorte auch eine ausgedehnte Gartenanlage die heute unter dem Namen Gutspark bekannt ist 14 Glocke BearbeitenIm Jahre 1471 hatte die Kirche eine grosse Glocke erhalten 15 Sie war 3500 kg schwer und hatte einen Durchmesser von zwei Metern Einige Jahre nach der Einfuhrung der Reformation in Brandenburg im Jahr der Hostienzerstorung liess Kurfurst Joachim II sie zusammen mit anderen dorthin uberfuhrten Glocken in einem seiner Berliner Hofkirche eigens dafur angefugten Turm aufhangen Von dort wanderte sie in die Nachfolgebauten des Doms Im Juni 1921 wurde sie wegen eines Sprunges nach dem ungewohnlich langen Totengelaut fur die im Doorner Exil verstorbene Kaiserin Auguste Viktoria unbrauchbar Trotz erfolgreicher Reparatur zersprang sie 1929 erneut Zum Einschmelzen fur einen Neuguss nach Lauchhammer gebracht konnte sie 1930 in letzter Stunde per Telegramm durch das Berliner Markische Museum gerettet werden Fur den Berliner Dom wurde in Lauchhammer die Neue Wilsnacker Glocke gegossen 16 Die Glocke befand sich ab 1935 in der Kirchenhalle des Museums Sie hatte dort den Zweiten Weltkrieg unbeschadet uberstanden als sie 1956 zu DDR Zeiten erneut umgeschmolzen werden sollte diesmal zugunsten eines Glockenspiels fur das Museum Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung fur die Verstarkung des Glockenstuhls verzogerten die Umsetzung des Beschlusses Als 1957 der neu eingesetzte Museumsdirektor Cay Hugo von Brockdorff das von wissenschaftlicher Verantwortung unberuhrte Verhalten seines Amtsvorgangers kritisierte machte er auch das Einschmelzungsvorhaben ruckgangig und die Glocke war gerettet Wunderblutschrein Bearbeiten nbsp Wunderblutschrein mit bemalten TurenDas bedeutendste Kunstwerk der St Nikolaikirche von Bad Wilsnack ist der Wunderblutschrein aus der Mitte des 15 Jahrhunderts in der Wunderblutkapelle Der Schrein ist in einer spitzbogenformigen Wandnische eingebaut Die Turen des holzernen Schreins sind beidseitig bemalt Das Giebelfeld des Schreins wird von zwei Engeln geziert die die Monstranz mit dem Heiligen Blut empor halten Die Aussenflugel der Turen zeigen die Gregorsmesse mit der Vision von Papst Gregor I 590 604 beim Feiern der Messe Daruber steht in lateinischer Sprache Dies ist die Anbetung des Heils wunderbar fur meine Augen Unter der Szene ist ein Feld mit floralen Mustern und aufgemalter Ziegelmauer Auf der Innenseite der linken Tur ist die Trinitat Vater Sohn und Heiliger Geist in Form eines Gnadenstuhls dargestellt als Zeichen der Verehrungswurdigkeit des Wunderbluts Darunter in Latein Oh anzubetende Dreieinigkeit oh zu bestatigende Einigkeit erbarme Dich unser Die Innenseite des rechten Turflugels tragt eine Ecce homo Darstellung Christus steht mit Dornenkrone Nimbus rotem Mantel und Lendenschurz vor dem Volk Daruber ist ebenfalls ein Schriftband mit lateinischem Text Unterhalb des von den Flugelturen verschlossenen Faches befinden sich weitere Facher die von vier unverzierten Turen verschlossen sind Alle Turen konnen durch aufwandige eiserne Schlosser verriegelt werden Die Wunderblutkapelle diente vermutlich nach der Reformation ab 1560 als Familiengruft der protestantischen Patronatsfamilie von Saldern Die Grabstatten wurden ab 1952 in die Chorgrufte und in andere Bereiche der Kirche verlegt Die Kapelle wurde renoviert und wieder zuganglich gemacht Im Jahr 1992 wurde die Kapelle saniert und mit einer Fussbodenheizung versehen 17 nbsp Der geoffnete Schrein nbsp Innenseite des linken Turflugels mit dem Gnadenstuhl nbsp Innenseite des rechten Turflugels mit der Ecce homo DarstellungAusstattung BearbeitenDer Hochaltar der Kirche gestiftet vom brandenburgischen Kurfursten Friedrich II ist dreiteilig Der mittlere Teil stammt aus dem ersten Drittel des 15 Jahrhunderts und zeigt Maria die von den zwolf Aposteln umgeben ist Der obere Teil ein Dreifigurenschrein stellt die Mutter Jesu mit den Vierzehn Nothelfern dar Im Zentrum des funfteiligen Retabels steht eine Mondsichelmadonna die links von zwei Frauenbusten und rechts von einem Monch sowie einer Bischofsfigur flankiert wird Der Gemeindealtar stammt aus dem Jahr 1960 Die Kanzel ist ein Werk des spaten 17 Jahrhunderts Sie wurde von Jakob Friedrich von Saldern nach dem Tod seiner Frau Elisabeth von Bismarck 1659 1695 gestiftet Geschmuckt ist die Kanzel mit dem Saldernschen Wappen einer Rose sowie dem Bismarck Wappen einem dreiblattrigen Kleeblatt Der Osterleuchter erinnert an die Wallfahrer die aus Ungarn zur Wallfahrtskirche pilgerten Er befindet sich im Chorraum links in Hohe des Gemeindealtars nbsp Dreiteiliges Kompositretabel auf dem Hochaltar 14 15 Jahrhundert nbsp Kanzel gestiftet von Jakob Friedrich von Saldern Ende des 17 Jahrhunderts nbsp Wappen der Familien von Saldern links und Bismarck rechts an der Kanzel nbsp Osterleuchter ungarischer WallfahrerDie Kirche weist eine Reihe von Skulpturen auf darunter aus dem spaten 14 Jahrhundert die farbig gefasste Sandsteinfigur von Bischof Johann Wopelitz an einem Pfeiler im nordlichen Langhaus Sie steht den Werken aus dem Umkreis der Prager Parlerwerkstatt am Lettner im Havelberger Dom nahe Moglicherweise handelt es sich um eine Figur des Kirchenpatrons St Nikolaus die nachtraglich als Darstellung des Bischofs Wopelitz umgedeutet wurde 18 Wopelitz war von 1385 bis 1401 Bischof in Havelberg Aus dem 15 Jahrhundert stammt eine gut einen Meter grosse Marienfigur mit dem Jesusknaben Die Sandsteinskulptur befindet sich im Chor an einem Vierungspfeiler Die Tauffunte aus Sandstein ist mit acht Wappenschilden versehen von denen vier ausgestaltet sind Sie zeigen mit dem Tatzenkreuz das Wappen des Bistums Havelberg das Wappen von Johann Wopelitz als Bischof von Havelberg das Wappen des Bistums Lebus und das Wappen des Bistums Brandenburg nbsp Statue des Havelberger Bischofs Johann von Wopelitz nbsp Wunderblutfund Gedenkstein nbsp TauffunteRechts und links neben der Orgel sind zwei Epitaphe angebracht Das rechte ist Matthias Friedrich von Saldern 22 April 1650 3 Juni 1680 gewidmet Das ovale Portrat in Ol auf Holz gemalt hat an beiden Seiten je eine Putte Darunter befindet sich ein Relief mit der Darstellung von Saldern in Kriegsausrustung mit Waffen Das Epitaph links der Orgel erinnert an den preussischen Hof und Kammergerichtsrat Friedrich August von Saldern 28 Juni 1694 20 Februar 1720 und seine Frau Elisabeth Charlotta von Saldern 17 Dezember 1688 ohne Sterbedatum sowie weitere Mitglieder der Familie Direkten Bezug zum Blutwunder hat ein Gedenkstein im Nordquerschiff der ins Mauerwerk eingelassen ist Der Wunderblut Stein zeigt an dessen Ostseite zwei kniende Figuren die gemeinsam ein Sakramentshaus halten Sie stellen den Dominus Johannes Bielefelt und den Dominus Johannes Cabbues dar Johannes Cabbues vermutlich Cabues 1412 war Priester in Legde Bielefelt um 1415 in Wilsnack Ein ungewohnliches Objekt der Kirchenausstattung ist ein verbeulter Kupferkessel in dem einer Legende nach im Jahr 1552 die Wunderhostien verbrannt sein sollen Experten sehen in dem Kessel ein Sinnbild fur das Ende des Pilgerortes und den Beginn der protestantischen Zeitrechnung 19 Das Objekt wurde im Zuge eines Inventarisationsprojektes der EKBO entdeckt und aufgenommen Im Nordquerschiff befinden sich zwei in die Kirchenwand eingelassene Grabplatten aus dem 16 Jahrhundert Eine gehorte zum Grab Burchard von Salderns der zusammen mit seinem Bruder Jakob Wilsnack und die Plattenburg geerbt hatte Der zweite Grabstein ist der des Rektors Johann Tettendorf Er war bis 1571 Geistlicher in Wilsnack und starb 1572 Veranstaltungen BearbeitenKonzerte etwa im Rahmen des Prignitzsommers und der Brandenburgischen Sommermusiken Ausstellungen Vortrage Lesungen Fachtagungen teilweise gemeinsam mit der Theologischen Fakultat der Humboldt Universitat Berlin Pilgerfest im August und WeihnachtsmarktPrimarquellen BearbeitenDyt ys dy Erfindunge vnd wunderwerke des hilligẽ sacramentes tho der Wilsnagk Jakob Winter Magdeburg 1509 urn nbn de gbv 3 1 194534 Wiegendruck in niederdeutscher Sprache Historia inventionis et ostensionis vivifici sacramenti in Wilsnagk Stephan Arndes Lubeck 1520 urn nbn de bvb 12 bsb10160206 6 Wiegendruck in lateinischer Sprache Van der Vyndinge unde Wunder werken des hilligen Sacramentes to der Wilssnack Ludwig Dietz Rostock 1521 Matthaus Ludecus Historia Von der erfindung Wunderwercken und zerstorung des vermeinten heiligen Blutes zu Wilssnagk Clemens Schleich Wittenberg 1586 books google de Literatur BearbeitenArchitektur und Bau und Gartengeschichte Cornelia Aman Die Glasmalereien der Wilsnacker Nikolaikirche In Mitteilungen des Vereins fur Geschichte der Prignitz Nr 4 2004 S 5 77 Folkhard Cremer Die St Nikolaus und Heiligblutkirche zu Wilsnack 1383 1552 Eine Einordnung ihrer Bauformen in die Kirchenarchitektur zwischen Verden und Chorin Doberan und Meissen im Spiegel bischoflicher und landesherrlicher Auseinandersetzungen Beitrage zur Kunstwissenschaft Nr 63 Scaneg Munchen 1996 ISBN 3 89235 063 9 Dissertation 1994 an der Universitat Marburg Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2000 ISBN 3 422 03054 9 S 37 40 Annett Dittrich Kerstin Gessner Kuchengarten Lustqvartir und Goethepark Der Wilsnacker Gutspark als historischer Bezugspunkt einer markischen Kleinstadt eine gartengeschichtliche Bestandsaufnahme In DIE GARTENKUNST 2022 1 online Karl Uwe Heussner Tilo Schofbeck Dirk Schumann Die spatgotische Wallfahrtsarchitektur in der Prignitz Uberraschende Ergebnisse aus mittelalterlichen Dachwerken In Brandenburgische Denkmalpflege Nr 14 2005 ISSN 0942 3397 Gordon Thalmann Neue Erkenntnisse zur Baugeschichte und Ausstattung der Wallfahrtskirche St Nikolai zu Wilsnack In Peter Knuvener Dirk Schumann Hrsg Die Mark Brandenburg unter den fruhen Hohenzoller Beitrage zu Geschichte Kunst und Architektur im 15 Jahrhundert Schriften der Landesgeschichtlichen Vereinigung fur die Mark Brandenburg Neue Folge 5 Lukas Berlin 2015 ISBN 978 3 86732 150 1 Gordon Thalmann Wilsnack und Havelberg Spuren bohmischer Kunst und Architektur um 1400 im Bistum Havelberg In Jan Richter Peter Knuvener Kurt Winkler Hrsg Karl IV Ein Kaiser in Brandenburg Verlag fur Berlin Brandenburg Berlin 2016 ISBN 978 3 945256 62 6 S 125 129 Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung im HBPG Potsdam Wunderblutlegende und Pilgerwesen Felix Escher Hrsg Die Wilsnackfahrt ein Wallfahrts und Kommunikationszentrum Nord und Mitteleuropas im Spatmittelalte Europaische Wallfahrtsstudien Band 2 Lang Frankfurt am Main Berlin Bern Wien 2006 ISBN 978 3 631 54501 0 unter dem Titel fand vom 24 26 Juni 2005 in Bad Wilsnack eine Tagung statt Ernst Breest Das Wunderblut von Wilsnack 1383 1552 In Markische Forschungen Nr 16 Berlin 1881 S 131 320 Paul Heinz Hrsg Das Wunderblut zu Wilsnack Niederdeutscher Einblattdruck mit 15 Holzschnitten aus dem Zeit von 1510 1520 Drucke und Holzschnitte des XV und XVI Jahrhunderts in getreuer Nachbildung Nr 10 Heitz amp Mundel Strassburg 1904 archive org Claudia Lichte Die Inszenierung einer Wallfahrt Der Lettner im Havelberger Dom und das Wilsnacker Wunderblut Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1990 ISBN 978 3 88462 077 9 Hartmut Kuhne Anne Katrin Ziesak Hrsg Wunder Wallfahrt Widersacher Die Wilsnackfahrt Friedrich Pustet Regensburg 2005 ISBN 3 7917 1969 6 Rainer Oefelein Brandenburg mittelalterlicher Jakobsweg Berlin Wilsnack Tangermunde Conrad Stein Welver 2008 ISBN 978 3 86686 189 3 Mit Tipps fur Radpilger Olaf B Rader Hokuspokus Bluthostien zwischen Wunderglaube und Budenzauber Fink Paderborn 2015 ISBN 978 3 7705 5738 7 Klaus Stolte Vergangliche Wallfahrt Der Streit um das Wunderblut von Wilsnack im Spiegel papstlicher Verlautbarungen zugleich ein Beitrag zur Baugeschichte der Nikolaikirche In Berichte und Forschungen aus dem Domstift Brandenburg Nr 1 Traugott Bautz 2008 ISSN 1866 4695 S 5 64 Gordon Thalmann Der Heilige Olav in der Wallfahrtskirche zu Wilsnack In Mitteilungen des Vereins fur Geschichte der Prignitz Nr 17 2017 S 25 34 Hartmut Kuhne Ich ging durch Feuer und Wasser Bemerkungen zur Wilsnacker Heilig Blut Legende In Gerlinde Strohmaier Wiederanders Hrsg Theologie und Kultur Geschichten einer Wechselbeziehung Festschrift zum einhundertfunfzigjahrigen Bestehen des Lehrstuhls fur Christliche Archaologie und Kirchliche Kunst an der Humboldt Universitat zu Berlin Gursky Halle 1999 ISBN 3 929389 26 6 S 51 84 opac regesta imperii de Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wunderblutkirche Bad Wilsnack Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikivoyage Wunderblutweg Brandenburg Reisefuhrer Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09161186 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Evangelische Kirchengemeinde St Nikolai Beschreibung des Pilgerweges von Berlin nach Bad Wilsnack Mittelenglischer Text des The Book of Margery Kempe Virtuelle Prasentation der Glasmalereien Wunderblutkirche St Nikolai Deutsche Stiftung DenkmalschutzEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Matthaus Ludecus Historia Von der erfindung Wunderwercken und zerstorung des vermeinten heiligen Blutes zu Wilssnagk Clemens Schleich Wittenberg 1586 books google de Ernst Breest Das Wunderblut von Wilsnack 1383 1552 In Markische Forschungen Nr 16 Berlin 1881 S 131 320 Moglicherweise aus dem Adelsgeschlecht der Moellendorff Rita Buchholz Klaus Dieter Gralow De hystorie und erfindighe des hilligen Sacraments tho der wilsnagk Die Geschichte von der Erfindung des heiligen Sakraments zu Wilsnack Kleine Schriftenreihe zur Geschichte von Bad Wilsnack Nr 1 Bad Wilsnack 1992 a b c Paul Heinz Hrsg Das Wunderblut zu Wilsnack Niederdeutscher Einblattdruck mit 15 Holzschnitten aus dem Zeit von 1510 1520 Drucke und Holzschnitte des XV und XVI Jahrhunderts in getreuer Nachbildung Nr 10 Heitz amp Mundel Strassburg 1904 archive org Abbildung eins Wilsnacker Pilgerzeichens auf pilgerzeichendatenbank de Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 167 Renate Veigel Die Kirchen und Rathausglocken im Stadtmuseum Berlin In Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Band VI 2000 Henschel Verlag Berlin 2001 ISBN 3 89487 375 2 S 93 Hartmut Kuhne Ich ging durch Feuer und Wasser Bemerkungen zur Wilsnacker Heilig Blut Legende Halle 1999 Digitalisat Memento vom 6 Mai 2010 im Internet Archive Ev Kirche St Nikolai Bad Wilsnack Schnell Kunstfuhrer Nr 2125 Schnell amp Steiner Regensburg 1994 S 37 Christian Richter Joachim Purps Anna Trapp Endlich wieder das volle Gelaut Sieben Jahre Sanierung der Pilgerkirche St Nikolai in Bad Wilsnack nur erste Etappenziele sind erreicht veroffentlicht in Forderkreis Alte Kirchen Berlin Brandenburg Hrsg Offene Kirchen 2022 S 61 63 Eintrag Objekt Dok Nr 09161186 Denkmalliste AIDAweb des BLDAM Brandenburg Hans Josef Boker Die mittelalterliche Backsteinarchitektur Norddeutschlands Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988 ISBN 3 534 02510 5 S 215 217 Annett Dittrich Kerstin Gessner Kuchengarten Lustqvartir und Goethepark Der Wilsnacker Gutspark als historischer Bezugspunkt einer markischen Kleinstadt eine gartengeschichtliche Bestandsaufnahme In DIE GARTENKUNST 2022 1 In Die Gartenkunst 1 Januar 2022 academia edu abgerufen am 19 Februar 2023 Zur Geschichte der Glocke der Wunderblutkirche siehe Renate Veigel Die Kirchen und Rathausglocken im Stadtmuseum Berlin In Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Band VI 2000 Henschel Verlag Berlin 2001 ISBN 3 89487 375 2 S 93 101 dort auch wenn nicht anders angegeben das Folgende Brockdorff Zitat unten S 101 Walter Stengel Chronik des Markischen Museums der Stadt Berlin In Eckart Hennig Werner Vogel Hrsg Jahrbuch fur brandenburgische Landesgeschichte 30 Band Landesgeschichtliche Vereinigung fur die Mark Brandenburg e V gegr 1884 Berlin 1979 S 7 51 hier S 31 Ev Kirche St Nikolai Bad Wilsnack Schnell Kunstfuhrer Nr 2125 Schnell amp Steiner Regensburg 1994 S 12 15 Ernst Badstubner Brandenburg DuMont Kunstreisefuhrer DuMont Reiseverlag Koln 2010 S 166 Clauria Ruckert Kirchliches Kunst und Kulturgut Das Inventarisationsprojekt der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz in Forderkreis Alte Kirchen Berlin Brandenburg Hrsg Offene Kirchen 2021 S 36 bis 38 52 956027777778 11 945763888889 Koordinaten 52 57 21 7 N 11 56 44 8 O Normdaten Geografikum GND 4370915 1 lobid OGND AKS LCCN n92104608 VIAF 157250339 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wunderblutkirche Bad Wilsnack amp oldid 231044460