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Der Havelberger Dom Sankt Marien ist eine evangelische Kirche in der Hansestadt Havelberg in Sachsen Anhalt Er war einst die Kathedrale des Bistums Havelberg Das Bistum Havelberg selbst ist eine Grundung von Konig Otto I aus dem Jahr 946 oder 948 Im Rahmen der Deutschen Ostsiedlung wurde es zur Missionierung der ortsansassigen Westslawen gegrundet Havelberg war neben Brandenburg das fruheste Bistum ostlich der Elbe Der Dom befindet sich im Eigentum der Kulturstiftung Sachsen Anhalt Westbau des Havelberger Doms Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Fenster Leuchter und Weiteres 3 2 Altar Taufe Kapellen 3 3 Orgel 4 Glocken 5 Klausur und weitere Gebaude 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Havelberger Dom von der AltstadtinselVoraussetzung fur den heutigen Dom in Havelberg und andere Kirchenbauten ostlich der Elbe durch den Orden der Pramonstratenser war der Wendenkreuzzug im Jahr 1147 nach dessen Beendigung der Bischof zuruckkehrte und ein planmassiger Wiederaufbau der Stadt erfolgte 1 Der Dom wurde nun im Stil der Romanik als Bischofskirche neu errichtet und mit einem regulierten Domkapitel aus Pramonstratenser Chorherren ausgestattet Nach einem grosseren Brandschaden wurde der ursprunglich romanische Bau zwischen 1279 und 1330 im gotischen Stil umgebaut Der Lettner und die seitlichen Chorschranken entstanden um 1400 Ein mit der Grundung des Bistums innerhalb der ottonischen Burg vermuteter Vorgangerbau konnte bisher archaologisch nicht nachgewiesen werden Das Kirchengebaude wurde am 16 August 1170 auf den Namen der Jungfrau Maria geweiht 2 Nach der Reformation trat das Domkapitel das bereits 1506 auf Druck der Landesherrschaft von einem Pramonstratenser Chorherrenstift in ein weltpriesterliches Kanonikerstift umgewandelt worden war nach dem Tod des Domdekans Petrus Conradi 1561 zum Protestantismus uber Matthaus Ludecus war der erste protestandischen Dechant Er beendete noch viel Bapstische unnohtige Ceremonien und setzte in diesem Amt behutsam reformatorische Akzente so durch die Neufassung der Statuten des Domkapitels 3 Das Bistum Havelberg selbst wurde 1598 durch Kurfurst Joachim Friedrich von Brandenburg aufgelost Der Dom und die Stadtkirche St Laurentius gehoren seit 1996 zu einer gemeinsamen Kirchengemeinde 1996 wurde der Dom Eigentum der Domstiftung des Landes Sachsen Anhalt Der Havelberger Dom ist eine Station entlang der Strasse der Romanik Architektur BearbeitenDer Dom ist eine gotische dreischiffige Basilika mit Kreuzrippengewolbe mit bestimmendem romanischem Kern Als Baustoff wurde Bruchstein aus Grauwacke von einem Steinbruch bei Plotzky verwendet Seine architekturgeschichtliche Bedeutung verdankt das Gotteshaus dem Westbau der mit seiner vollig ornamentlosen wuchtigen Form als fensterloser Block die entschiedenste Verwirklichung des Sachsischen Westriegels in der deutschen Baukunst darstellt Der querrechteckige Baukorper misst 30 2 m 6 1 m in der Grundflache und ist bis zur Mauerkrone 31 m hoch Der untere Bereich ist aus Naturstein gemauert im spaten 12 Jahrhundert wurde er mit Backsteinen aufgestockt teilweise in bunter Mischung In den Jahren 1840 1841 bezahlte der preussische Staat eine Restaurierung des Doms bei welcher der Westbau ein dem Zeitgeschmack entsprechendes neugotisches Westportal erhielt und im Innern Stuckgesimse angebracht wurden Von 1907 bis 1909 erfolgte eine weitere grundlegende Instandsetzung der Fundamente und schadhaften Gewolbe Der Westbau bekam ein zusatzliches funfarkadiges neoromanisches Glockengeschoss mit neuem Dachreiter und das neugotische Westportal aus dem 19 Jahrhundert wurde durch ein neues im romanischen Stil ersetzt Der Westbau besass in seiner ursprunglichen Ausfuhrung einen Zinnenkranz in etwa 22 Metern Hohe was im 19 Jahrhundert zu der Vermutung fuhrte er habe als Wehrbau gedient Die sichtbaren Mauerschlitze zur Belichtung der Innenraume wurden dabei als Schiessscharten angesehen Diese Ansicht widerlegte der Burgenforscher Reinhard Schmitt im Jahr 1997 indem er nachwies dass der Westbau von Anfang an ein ebenerdiges Portal sowie drei breite Durchlasse zum Langhaus hatte 4 Ausstattung Bearbeiten nbsp KirchenschiffFenster Leuchter und Weiteres Bearbeiten Im Inneren des Kirchengebaudes finden sich Grisailleornamentfenster die Triumphkreuzgruppe drei Sandstein leuchter und das Chorgestuhl aus Eichenholz aus der Zeit um 1300 Die im Lettner und den seitlichen Chorschranken untergebrachten 20 Reliefs und 14 Skulpturen aus Sandstein stellen ebenso wie die Buntglasfenster Szenen aus dem Leben Jesu dar Passion und Auferstehung und datieren aus dem Anfang des 15 Jahrhunderts Sie werden einem Bildhauermeister der Parlerschule zugeordnet 2 5 Die drei Buntglasfenster mit den christlichen Szenen auf der Nordseite des Kirchenschiffs wurden 1895 im Koniglichen Institut fur Glasmalerei in Berlin restauriert wie aus einer entsprechenden Inschrift hervorgeht Zwei Fenster mit historisierenden Wappendarstellungen sind Anfang des 20 Jahrhunderts von Alexander Linnemann und Otto Linnemann aus Frankfurt am Main erschaffen worden Auffallig ist ausserdem das aus Alabaster gefertigte Hochgrab des Bischofs Johann von Wopelitz 2 Altar Taufe Kapellen Bearbeiten Bemerkenswert ist der Hochaltar im Jahr 1700 errichtet Er gehort zusammen mit der Kanzel von 1693 zur barocken Ausstattung Die St Annen Kapelle wurde im Jahr 1508 im sudlichen Seitenschiff eingebaut der Taufstein 1587 gefertigt In den ostlichen Chorabschlussen sind zweigeschossige Kapellen eingerichtet 2 Orgel Bearbeiten nbsp Scholtze Orgel von 1777Die Orgel des Havelberger Doms geht zuruck auf ein Instrument das 1777 in der Werkstatt des Orgelbauers Gottlieb Scholtze Ruppin entstanden war Das Instrument hat 34 Register auf zwei Manualen und Pedal 6 I Hauptwerk CD f31 Prinzipal 16 S2 Octava 0 8 S3 Spitzflot 0 8 S Sk4 Gedact 0 8 S Sk5 Octave 0 4 Sk6 Gedact 0 4 Sk7 Quinta 0 3 M8 Octave 0 2 M9 Waldflot 0 2 Sk10 Mixtur V Sk11 Cornet III D S Sk12 Trompet 0 8 Sk II Oberwerk CD f313 Quintathon 16 14 Principal 0 8 15 Rohrflote 0 8 alt16 Salicional 0 8 17 Octava 0 4 alt18 Rohrflote 0 4 alt19 Nasat 0 2 2 3 alt20 Octava 0 2 21 Terz 0 1 3 5 22 Quinta 0 1 1 3 23 Sifflot 0 1 24 Mixtur IV25 Crummhorn 0 8 Pedal C c126 Principal 16 S27 Sub Bass 16 S28 Octave 0 8 S29 Bassflote 0 8 M30 Quinta 0 6 M31 Octave 0 4 S32 Mixtur V S Sk33 Posaun 16 Sk34 Trompet 0 8 SkTremolantKoppeln Coppel Pedal Coppel Manual Spielhilfen drei Sperrventile Anmerkungen S Scholtze und alter M Marx Sk Schuke nach 1949 Die Orgel ist eine von insgesamt nur noch drei zweimanualigen Scholtze Orgeln Eine zweite derzeit nicht mehr spielbare Scholtze Orgel befindet sich in der Stadtkirche St Laurentius in Havelberg Glocken Bearbeiten nbsp Rufglocke aus dem 15 JahrhundertIn der Glockenstube hangen drei Glocken die historische Rufglocke aus Bronze eines unbekannten Giessers aus dem 15 Jahrhundert ist die kleinste zwei weitere sind Eisenhartgussglocken und wurden 1948 von Schilling amp Lattermann in Morgenrothe Rautenkranz gegossen Im Ersten und Zweiten Weltkrieg mussten die jeweils zwei grossten Lauteglocken und die beiden Uhrschlagglocken allesamt aus Bronze abgegeben werden und wurden fur die Waffenproduktion eingeschmolzen Sie wurden 1948 durch Glocken aus Eisenhartguss ersetzt Nur die kleine Lauteglocke hatte die beiden Weltkriege uberlebt und wird heute noch gelautet Nr Name Durchmesser Gewicht Schlagton Inschrift1 Totenglocke 1860 mm 2650 kg cis JESUS CHRISTUS GESTERN UND HEUTE UND DERSELBE AUCH IN EWIGKEIT2 Betglocke 1600 mm 1570 kg e O LAND LAND LAND HOERE DES HERRN WORT3 Rufglocke 0 960 mm 0 660 kg gis Klausur und weitere Gebaude BearbeitenDie angrenzenden Klostergebaude beherbergen die katholische Kapelle St Norbert den Paradiessaal der evangelischen Gemeinde und das Prignitz Museum mit Ausstellungen uber die Dom Stadt und Siedlungsgeschichte Als Stiftsgebaude des Bistums ist der Konventbau am Ostflugel zu nennen der aus der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts stammt Er enthalt den Kapitelsaal die Kuche und einen Schlafsaal Am Sudflugel schliesst sich der aus dem 13 Jahrhundert stammende Refekturbau an mit Sterngewolben und dem zweischiffigen Paradiessal als Winterkirche genutzt Der Westflugel des Klosterensembles entstand ebenfalls Ende des 13 Jahrhunderts uber seinem Eingang zeigt ein Sandsteinrelief die Anbetung der Konige Anfang des 15 Jahrhunderts gefertigt Besonders bemerkenswert ist die ehemalige Dechanei sudostlich vom Domchor errichtet ein Barockgebaude aus dem Jahr 1748 Nordlich vom Domchor befindet sich das ehemalige Propsthaus Zur Komplettierung gehort noch die fruhere Domschule westlich des Kirchengebaudes ein klassizistisches Bauwerk entstanden 1803 1815 2 Es wird von den Havelberger Stadtwerken genutzt Stand Sommer 2016 Uber das Domhospital berichtete die 1170 fur die Domweihe angefertigte Urkunde Darin uberschrieb Markgraf Otto I ihm halb Losse Die Bestatigung der Schenkung von 1209 durch Albrecht II erwahnte es zum zweiten und letzten Mal 7 Das Hospital lag ausserhalb des Dombezirks am Fuss des Bischofsberg und vor dem Steintor Dies erschloss sich aus dem Standort der zugehorigen Sankt Anna und Gertrud Kapelle Der erhaltene achteckige backsteinerne Zentralbau stammte vom Ausgang des 15 Jahrhunderts Er diente nach Einfuhrung der Reformation bis 1822 als Friedhofskapelle dann als Standesamt 8 Literatur Bearbeitenalphabetisch geordnetClemens Bergstedt Christian Popp Hauptautoren Ernst Badstubner Archaologie und Baugeschichte Christa Maria Jeitner 6 2 2 Antje Reichel auch 9 7 Havelberg Pramonstratenser Domkapitel In Heinz Dieter Heimann Klaus Neitmann Winfried Schich und Weitere Hrsg Brandenburgisches Klosterbuch Handbuch der Kloster Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16 Jahrhunderts Band I Klaus Neitmann im Auftrag Brandenburgische Historische Kommission und in Verbindung Brandenburgisches Landeshauptarchiv Hrsg Brandenburgische Historische Studien Band 14 2 Bande Be Bra Wissenschaft Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 937233 26 0 S 573 592 Freunde und Forderer des Prignitz Museums e V Hrsg Glasmalerei im Dom zu Havelberg Edition Stekofoto Halle an der Saale 1996 ISBN 978 3 929330 71 7 Leonhard Helten Hrsg Der Havelberger Dombau und seine Ausstrahlung Lukas Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 86732 130 3 Joachim Hoffmann Die mittelalterliche Baugeschichte des Havelberger Domes Lukas Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 86732 120 4 Claudia Lichte Die Inszenierung einer Wallfahrt Der Lettner im Havelberger Dom und das Wilsnacker Wunderblut Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1990 ISBN 978 3 88462 077 9 Antje Reichel Text Janos Stekovics Fotografien Der Dom zu Havelberg Boje E Hans Schmuhl in Verbindung mit Konrad Breitenborn Hrsg Veroffentlichungen der Stiftung Dome und Schlosser in Sachsen Anhalt Heft 5 Verlag Janos Stekovics Dossel 2010 ISBN 978 3 89923 262 2 Antje Reichel Text Janos Stekovics Fotografien Der Dom zu Havelberg und sein mittelalterlicher Lettner Hrsg Stiftung Dome und Schlosser in Sachsen Anhalt Steko Kunstfuhrer Nr 44 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Verlag Janos Stekovics Dossel 2015 ISBN 978 3 89923 339 1 Gordon Thalmann Wilsnack und Havelberg Spuren bohmischer Kunst und Architektur um 1400 im Bistum Havelberg In Peter Knuvener Jan Richter Kurt Winkler fur Haus der Brandenburgisch Preussischen Geschichte Hrsg Karl IV Ein Kaiser in Brandenburg Buch zur gleichnamigen Ausstellung des Hauses der Brandenburgisch Preussischen Geschichte 16 September 2016 22 Januar 2017 1 Auflage Verlag fur Berlin Brandenburg Berlin 2016 ISBN 978 3 945256 62 6 S 125 129 Gottfried Wentz Das Bistum Havelberg Kaiser Wilhelm Institut fur deutsche Geschichte Hrsg Germania Sacra Erste Abteilung Die Bistumer der Kirchenprovinz Magdeburg Zweiter Band Walter de Gruyter amp Co Berlin Leipzig 1933 Volltext in Germania Sacra Online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Marien Havelberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Havelberger Dom Havelberger Dommusik Prignitz Museum Havelberg Der Dom St Marien in 380 Bildern Routen der Romanik in Berlin und Brandenburg Dom St Marien HavelbergEinzelnachweise Bearbeiten Joachim Hoffmann Die mittelalterliche Baugeschichte des Havelberger Domes Berlin 2012 S 13 ff a b c d e Georg Piltz Kunstfuhrer durch die DDR Urania Verlag Leipzig Jena Berlin 4 Aufl 1973 S 193 ff Bartholomaus Rheins Christliche Leichpredigt Bey dem Begrebnuss dess Ehrwirdigen Ehrnvesten vnd Hochgelarten Herrn MATTHAEI Luidtkens Christoph Lippold Jena 1608 florian seiffert deund als Faksimile 1 Reinhard Schmitt Zum Westbau des Havelberger Domes Bergfried Wehrturm oder Kirchturm In Burgen und Schlosser in Sachsen Anhalt Heft 6 Halle Saale 1997 S 6 ff Ingrid Schulze Bohmischer Einfluss in der Plastik des fortgeschrittenen 14 und 15 Jahrhunderts in Barby und Havelberg In Friedrich Mobius und Ernst Schubert Skulptur des Mittelalters Funktion und Gestalt Weimar 1987 S 255 279 Informationen zur Geschichte der Scholtze Orgel 1 2 Vorlage Toter Link kulturportal maerkischeallgemeine de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Clemens Bergstedt Christian Popp Havelberg Pramonstratenser Domkapitel In Brandenburgisches Klosterbuch Band I Be Bra Wissenschaft Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 937233 26 0 5 Religioses und spirituelles Wirken 5 2 Geistliche Tatigkeit 5 2 5 Karitative Leistungen S 578 Ernst Badstubner Antje Reichel Havelberg Pramonstratenser Domkapitel In Brandenburgisches Klosterbuch Band I Be Bra Wissenschaft Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 937233 26 0 6 Bau und Kunstgeschichte 6 1 Aufbau der Klosteranlage S 579 581 52 826666666667 12 078888888889 Koordinaten 52 49 36 N 12 4 44 O Normdaten Geografikum GND 4269790 6 lobid OGND AKS LCCN n92104526 VIAF 127986769 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Marien Havelberg amp oldid 238528251