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Walter Stengel 24 August 1882 in Marburg an der Lahn 11 August 1960 in Berlin war ein deutscher Kunst und Kulturhistoriker Von 1925 bis 1952 war er Direktor des Markischen Museums in Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kustos am Germanischen Nationalmuseum 3 Direktor des Markischen Museums in Berlin 3 1 Im Berlin der Weimarer Republik 3 2 Im nationalsozialistischen Berlin 3 3 In der Viersektorenstadt Berlin 4 Flucht nach West Berlin und letzte Jahre 5 Schriften 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWalter Stengel entstammte einer Gelehrtenfamilie Sein Grossvater Hermann und sein Vater Edmund waren Universitatsprofessoren an der Universitat Marburg Der Vater spater in Greifswald Professor vertrat von 1907 bis 1911 als Abgeordneter des Wahlkreises Rugen die Freisinnige Volkspartei im Deutschen Reichstag und war Redakteur der Zeitschrift des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus Sein alterer Bruder war der Historiker Edmund Ernst Stengel Nach dem Abitur in Greifswald studierte Walter Stengel Kunstgeschichte in Munchen und Berlin wo eine lebenslange Freundschaft mit Max Sauerlandt begann Sein Studium schloss er 1903 mit einer Promotion bei Heinrich Wolfflin in Berlin ab Bis 1906 folgte ein Volontariat an der Nationalgalerie unter Hugo von Tschudi der ihn zur Vorbereitung der Jahrhundertausstellung deutscher Kunst heranzog Im Kreis um die Gebruder Bruno und Paul Cassirer und Max Liebermann nahm Stengel in ersten Veroffentlichungen in der Zeitschrift Kunst und Kunstler an der Auseinandersetzung um die Moderne Kunst im spatwilhelminischen Berlin teil Inzwischen hatte ein nur wenige Monate dauerndes Volontariat im Jahre 1905 am Hamburger Museum fur Kunst und Gewerbe Stengel mit dem Fachgebiet Kulturgeschichte bekannt gemacht dem er sein weiteres Leben widmen sollte Der Museumsdirektor Justus Brinckmann war Begrunder dieses Wissenschaftszweiges der Fragen nach der Entstehung und der geistesgeschichtlichen Bedeutung kunstgewerblicher Produktion vor dem Hintergrund des Wandels kultureller Ideale und Lebensstile stellte Kustos am Germanischen Nationalmuseum BearbeitenZunachst am Historischen Museum Dresden beschaftigt wurde Stengel im Sommer 1907 erst Assistent dann Kustos am Germanischen Nationalmuseum in Nurnberg Im Jahre 1910 ubernahm er die Leitung des Kupferstichkabinettes Es folgten jahrelange Auseinandersetzungen mit der Museumsleitung und der Stadt Nurnberg um den Erwerb und die Prasentation von Exponaten zeitgenossischen Kunstschaffens und der durch die Jahrhundertausstellung wiederentdeckten Romantik Unterstutzt von Alfred Lichtwark Karl Scheffler und der mit dem Erlanger Philosophen Helmuth Plessner gegrundeten Kunsthistorischen Gesellschaft trug Stengel die Kontroverse in die deutsche Offentlichkeit Ein Streit um die Neugliederung der Sammlungen infolge des Neubaus des Museums durch German Bestelmeyer fuhrte im Oktober 1919 zur Entlassung Stengels aus dem Nationalmuseum Neben seiner Publikationstatigkeit fur den Deutschen Museumsbund und die museologische Zeitschrift Museumskunde bewirtschaftete Stengel aus Existenzgrunden in den folgenden Jahren einen Bauernhof bei Deggendorf Erst Ende 1925 gelang ihm der Wiedereinstieg in den Beruf Auf Empfehlung Max Liebermanns berief die Stadt Berlin Stengel zum Nachfolger des ausscheidenden Direktors des Markischen Museums Otto Pniower Direktor des Markischen Museums in Berlin BearbeitenIm Berlin der Weimarer Republik Bearbeiten Das 1874 gegrundete Markische Provinzial Museum war vom Stadtrat Ernst Friedel als Heimatmuseum fur die Provinz Brandenburg konzipiert worden Seine Sammlungen galten neben der Geschichte Berlins auch der Ur und Fruhgeschichte und der Naturkunde der gesamten Provinz Sie enthielten daher neben Antiquitaten auch Exponate geologischer und zoologischer Art mit Tierpraparaten und Fossilien Das Museum hatte nach zehnjahriger Bauzeit erst im Jahre 1908 ein eigenes Haus erhalten Das von Ludwig Hoffmann errichtete ausschliesslich tagesbelichtete Haus liess wegen des stilepochenbezogenen Raumkonzeptes kaum eine Veranderung des vorhandenen Ausstellungsprogramms und damit keine Modernisierung zu Unter der Leitung Pniowers der Germanist und Goetheforscher war hatte das Museum inzwischen einen etwas familiaren Charakter angenommen 1 und galt als Rumpelkammer 2 Innerhalb weniger Jahre machte Stengel das Museum zu einem angesehenen Bestandteil der lebendigen Berliner Kulturszene Auftakt war die Sonderausstellung Berlin von oben Durch die erstmalige Offnung des Turms den er mit Teleskopen bestuckte kundigte Stengel sein neuartiges Konzepts des Museums als Erkundungsposten fur die stadtische Gegenwart an 3 Die Spielzeugausstellung von 1927 28 erregte Aufsehen uber Berlin hinaus 4 Eine Ausstellung zu Ehren des 70 Geburtstags Heinrich Zilles fuhrte im Januar 1928 wohl erstmals in Deutschland mehrmals zur Schliessung eines Museums wegen Uberfullung Stengel hatte das Interesse des proletarischen Berlins fur Museumsbesuche geweckt Stengels lang gehegten Wunsch das im Besitz Berlins befindliche Ermelerhaus als Zweigstelle und Ausstellungsgebaude zu ubernehmen erfullte der neue Oberburgermeister Heinrich Sahm bei seinem Amtsantritt im April 1931 Das Ermelerhaus eroffnete im Oktober 1932 mit einer Gemaldeausstellung in der Werke von Kathe Kollwitz und Ernst Barlach und ab Marz 1933 die Kunstsammlung Alfred Cassirers 1875 1932 gezeigt wurden 5 Zeugnisse zumeist aus der unmittelbaren Umgebung des Hauses in der Breiten Strasse stellten in speziell gestalteten Raumen die Berliner Kulturgeschichte des 18 Jahrhunderts das Biedermeier den Historismus den Jugendstil und die Neue Sachlichkeit als Gegenwartsstil in bildender Kunst und Wohnen dar Die Raume der ausgedehnten Fabrikgebaude im hinteren Grundstucksteil zeigten ab 1935 die Welt des Kindes und die Welt der Hausfrau Durch die Belebung des Vereins der Freunde des Markischen Museums gelang Stengel die Vernetzung von mazenatisch auftretenden Mitgliedern der Berliner Gesellschaft und prominenter Gelehrter mit der offentlichen Selbstdarstellung Berlins Zu den Unterstutzern Stengels und seiner Sammeltatigkeit gehorten auch Mitglieder altadliger Familien der Mark Brandenburg Im Jahre 1932 fuhrte seine personliche Bekanntschaft mit Wilhelm Graf zu Lynar zur Einrichtung eines Familienmuseums der Lynars im Schloss Lubbenau In Berlin war der jeweilige Oberburgermeister in Personalunion auch Vorsitzender des Museumsvereins und damit nicht nur Stengels Dienstvorgesetzter sondern zugleich sein Verbundeter innerhalb der Berliner Verwaltung bei der Planung Durchsetzung und Finanzierung des Museums und Ausstellungsbetriebes Im nationalsozialistischen Berlin Bearbeiten Die Prasentation der Sammlung Cassirer in den Tagen der Machtubernahme Hitlers im Marz 1933 mit altburgerlichen Urberlinern Judenschaft und graflichem Adel erschien nach dem Zeugnis Max Sauerlandts ganz zeitverloren 6 doch schon wenig spater konnte sich Stengel einer Einbindung des Museums in die nationalsozialistische Kulturpolitik besonders hinsichtlich der Selbstdarstellung Berlins nicht mehr entziehen 7 Stengel blieb auch nach der Gleichschaltung des Berliner Kulturlebens und der Entmachtung Sahms durch die Ernennung des NSDAP Funktionars Julius Lippert zunachst zum Staatskommissar fur Berlin und ab 1937 zum Oberburgermeister eine Person des offentlichen Lebens Sein Biograf Winkler beschreibt Stengel als Funktionstrager der zur Anpassung bereit war wenn er damit dem Museum dienen konnte Unter den von Stengel nach 1933 fur das Museum im Kunsthandel gemachten Erwerbungen befinden sich auch restitutionsbelastete 8 In der aus Anlass des 100 Todestags Wilhelm von Humboldts veranstalteten Ausstellung vermittelte Stengel 1935 im Markischen Museum ein nicht der NS Propaganda entsprechendes Bild Humboldts 9 und die erweiterte Ausstellung im Ermelerhaus blieb inhaltlich von nationalsozialistischem Gedankengut frei 10 Dass Stengel in den von ihm geschatzten Kreisen sein Ansehen nicht eingebusst hatte erweist die treuhanderische Uberlassung des Portrats Walther Rathenaus von Edvard Munch durch Rathenaus Nachfahren an das Markische Museum 11 Im Jahr 1937 ubernahm Stengel mit dem neugeschaffenen Amt des Staatlichen Museumspflegers fur Berlin auch die Aufsicht uber die Heimatmuseen der Berliner Bezirke Durch den Einbau geborgener Teile abgerissener Bauten hatte Stengel das Ermelerhaus zu einer Schaustatte der Architektur und Innenraumgestaltung Altberlins gemacht Im Sommer 1938 fand vor dessen Eigentumerin der Stadt Berlin eine Auseinandersetzung zwischen Walter Stengel als Museumsdirektor und Max Feist dem judischen Mieter des Zigarrengeschafts im Ermelerhaus statt Das vom Eingangsbereich des Museums aus zu betretende Ladengeschaft war mehrmals Ziel antisemitisch motivierter Vandalismusakte geworden die Stengel um die Unversehrtheit des gesamten Gebaudes furchten liessen Ob es in der Auseinandersetzung um die Beendigung des Mietverhaltnisses oder um das Eigentumsrecht an der kulturhistorisch wertvollen Ladeneinrichtung bei Aufgabe des Geschafts ging lasst sich aus der luckenhaften Uberlieferung nicht feststellen Resultat war Ende August 1938 die Geschaftsaufgabe Feists verbunden mit der Ubernahme der Ladeneinrichtung durch das Museum Der standig angewachsene Bestand des Museums und die durch Hoffmann vorgegebenen unuberwindbaren Einschrankungen seiner Prasentation im Stammhaus veranlassten Stengel gegenuber der stadtischen Verwaltung auf eine Vergrosserung seines Hauses zu dringen Wahrend der Feierlichkeiten zur 700 Jahr Feier Berlins im Sommer 1937 erreichte Stengel von Lippert die Bewilligung eines erganzenden grossen Neubaus Er sollte entlang der Wallstrasse entstehen und durch Arkaden um den Kollnischen Park mit dem Altbau verbunden werden Die Planungen waren abgeschlossen als der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ihre Verwirklichung verhinderte Bereits in der Krise des Sommers 1939 begann auf Anordnung Stengels der dem amtlichen Mythos kein feindliches Flugzeug wurde bis Berlin kommen nicht traute die Auslagerung von Museumsgut 12 Bei Kriegsausbruch schloss er am 2 September 1939 unter Hinweis auf das am Ufer der Spree massiv hochragende Gebaude das dem Berliner Luftverkehr als Orientierungspunkt diente das Museum Verstarkt forschte Stengel nun zur Berliner Kulturgeschichte und gab weiterhin die Jahresbande Neue Erwerbungen des Markischen Museums heraus In der letzten Ausgabe vom Fruhjahr 1941 berichtete er von einer einmaligen Rettungsaktion durch die eine Fulle von Silbergegenstanden als Studienmaterial dem Museum zugekommen sei 13 Im Februar 1939 hatten die deutschen Juden in Anwendung der Verordnung uber die Anmeldung des Vermogens von Juden ihren Besitz an Gegenstanden aus Gold Silber und Platin sowie ihre Juwelen und Perlen zwangsweise an die stadtischen Pfandhauser weit unter Wert verkaufen mussen Die Verordnung erganzte als Ausplunderungsaktion ein Bundel von Verfolgungsmassnahmen mit denen deutsche Juden nach dem Novemberpogrom von 1938 zur Auswanderung genotigt werden sollten Das Silber sollte von wenigen Ausnahmen abgesehen zugunsten der deutschen Staatskasse eingeschmolzen werden In Berlin gelang es Stengel eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken und bis 1941 rund 5000 Silbergegenstande des Judensilbers von den Pfandhausern und einer zentralen Sammelstelle in Berlin fur das Museum zu erwerben und damit vor dem Einschmelzen zu retten 14 Die Erwerbungen inventarisierte das Museum in einem gesonderten Verzeichnis 15 Der wissenschaftlichen Darstellung der Berliner Goldschmiedekunst 16 konnte die kriegsbedingt ausgelagerte Studiensammlung nicht dienen weil sie bis auf wenige Reste noch 1945 verschwand Sie hatte sich bei Kriegsende mit hoher Wahrscheinlichkeit im Gewahrsam der Roten Armee befunden 17 Als sich im April 1940 infolge einer freiwilligen Metallspende des deutschen Volkes grosse Mengen Edel und Buntmetall aus Privatbesitz in Berliner Sammelstellen stapelten durfte ein Vertreter des Museums zwar einzelne Stucke kennzeichnen jedoch konnte das Museum sie diesmal nicht vor dem Einschmelzen bewahren 18 Wahrend der Endphase des Krieges beanspruchten Stengel zunehmend die immer wieder erforderlichen Verlagerungen des Museumsguts und die Schadensbegrenzung am teilzerstorten Gebaude des Markischen Museums In der Viersektorenstadt Berlin Bearbeiten Das Museum befand sich seit dem Sommer 1945 im Sowjetischen Sektor von Berlin In der Sowjetischen Besatzungszone und infolge der Spaltung der Stadt 1948 49 auch im Ostsektor Berlins pragten geschichtspolitisch bedingter Zerstorungsdrang verbunden mit Hunger nach wieder verwendbaren Baustoffen und Buntmetall den Umgang mit den kulturhistorischen Uberresten der vergangenen Epochen Stengel engagierte sich bei der Bergung von Kunstgegenstanden Plastiken und Inneneinrichtungen der von Kriegsschaden Abrissen und Umbauten betroffenen Schlosser und Herrensitze auf dem grossen Schlachtfeld des Vandalismus zu dem die Mark Brandenburg nun geworden war 19 In Berlin nahmen ihn zunachst Sicherung und Reparatur des Museumsgebaudes am Markischen Ufer ganz in Anspruch Raumnot und die schon altere Konkurrenz zu den Museen fur Naturkunde und fur Vor und Fruhgeschichte eigene Initiative und ein Beschluss des Magistrats erlaubten Stengel die naturwissenschaftliche und die prahistorische Sammlung seines Hauses an die entsprechenden Museen abzugeben Die unter Stengels Leitung 1946 eroffnete Dauerausstellung stand ganz im Zeichen der Kunst und Kulturgeschichte Berlins Im Jahre 1949 setzte er seine 1931 begonnenen Experimente mit Tontragern fort die in den Ausstellungsraumen Erlauterungstexte abspielten Im nur unbedeutend beschadigten Ermelerhaus hatten sich bei Kriegsende spontan Dienststellen des Magistrats in die leeren Rokoko und Ausstellungsraume eingenistet 20 Die ausgelagerte Ausstellung des Ermelerhauses die zum Teil den Krieg uberstanden hatte durfte trotz der Bemuhungen Stengels nicht in ihre Raume zuruckkehren und das Haus stand ihm nicht langer zur Verfugung In den Jahren nach dem Krieg gab Stengel die Ertrage seiner kulturhistorischen Forschungen in der Publikationsreihe Quellen Studien zur Berliner Kulturgeschichte des Markischen Museums heraus Die Lekture von Stengels Texten bezeichnet Winkler als fesselnde Reise durch die Kulturgeschichte anhand eines Cicerone dem an Kenntnis diesen speziellen Gebietes kaum jemand gleichkam 21 An seine Leistungen die das Museum in den 1920er Jahren sowohl zu einem Mittelpunkt der Forschung als auch zu einer volkstumlichen Bildungsstatte 22 gemacht hatten konnte Stengel nach Anfangserfolgen im Nachkriegsberlin nicht anknupfen Als Museumsdirektor geriet er mit den seit 1948 in Ost Berlin endgultig tonangebenden SED Kulturpolitikern in Konflikt da seinem Museumskonzept die Betonung sozialgeschichtlicher Bezuge im Sinne des Marxismus Leninismus fehlte 23 Daruber hinaus hatte Stengel offentlich 24 und in einer regierungsamtlichen Anhorung von Sachverstandigen in scharfen Worten gegen die von der SED beabsichtigten Abrisse des Berliner Schlosses des Ermelerhauses und des Nicolaihauses Stellung genommen In seinem Beitrag erklarte er mit dem Vorhaben sei ein glatter Mord bei ruhiger Uberlegung geplant und schloss ihn mit den Worten Wenn man das ausfuhren will was hier im Modell vor uns steht dann soll man doch in der Konsequenz weiter gehen und auch den Namen der neuen Stadt andern Berlin ist es nicht mehr 25 Die SED verschwieg auch diesen Protest und vernichtete in den Monaten September bis Dezember 1950 das Schloss Stengel gelang in den Stunden und in den Nachten zwischen den Sprengungen die Rettung der in den Kellerraumen des Schlosses eingelagerten Objekte 26 Wegen seines Eintretens fur die Erhaltung des Schlosses galt der Museumsdirektor Stengel in Ost Berlin endgultig als fehl am Platz Im Dezember 1952 wurde ihm die Entdeckung dreier Handzeichnungen Matthias Grunewalds im Bestand des Markischen Museums zum Verhangnis Das kunsthistorische Welt Ereignis hatte Stengel ein in den Augen der DDR Verantwortlichen unertragliches Lob der Westpresse eingebracht gekront durch ein Telefon Interview der US amerikanischen Time 27 Kurz vor Weihnachten 1952 besetzte die Volkspolizei VP das Markische Museum und beschlagnahmte die Zeichnungen samt der Lutherbibel in der Stengel sie gefunden hatte In der Furcht verhaftet zu werden fluchtete das Ehepaar Stengel am 23 Dezember 1952 zum Sohn nach West Berlin Anschliessende Verhore mehrerer seiner Mitarbeiter durch die VP fuhrten zu deren Kundigungen Flucht nach West Berlin und letzte Jahre BearbeitenStengels Flucht fiel zeitlich mit einer Fluchtwelle von DDR Funktionaren zusammen die infolge des Slansky Prozesses entstanden war Am 7 Januar 1953 meldete der West Berliner Abend lapidar dass Stengel zuruckgetreten sei um den Ruhestand im Kreise der Familie zu geniessen Sein Pensionsanspruch wurde vom West Berliner Senat nicht anerkannt weil der Fluchtgrund Gefahrdung von Leib Leben und personlicher Freiheit in seinem Falle nicht vorgelegen habe Der Ost Berliner Magistrat liess Stengels personlichen Besitz in Schoneiche beschlagnahmen und seine private Kunstsammlung einziehen Nur das Inkrafttreten einer Novellierung des Notaufnahmegesetzes im Mai 1953 ermoglichte Stengel eine regulare Altersversorgung 28 Stengel arbeitete bis zu seinem Tod am 11 August 1960 weiter an der bis dahin vom Markischen Museum verlegten Publikationsserie Quellen Studien zur Berliner Kulturgeschichte die postum vom West Berliner Verleger Bruno Hessling bis zum Band 18 fortgefuhrt wurde In einer Veroffentlichung des Markischen Museums aus dem Jahre 1958 setzte Herbert Hampe spater Direktor des Museums Stengels Wirken herab Ihm wurde eine profaschistische Haltung bescheinigt und er erschien als Unterstutzer der faschistischen Rassenhetze durch die Denunziation Feists wodurch insgesamt das Museum viel seines wissenschaftlichen Rufes eingebusst habe 29 Das Markische Museum ging 1995 im Zuge der mit der Wiedervereinigung Berlins verbundenen Umgestaltung des Museumswesens in der Stiftung Stadtmuseum Berlin auf Zwischen August 1997 und April 1998 wurdigte sie Stengel durch die Sonderausstellung Hommage a Walter Stengel Bei Abriss und Umbau gerettet aus Trummern geborgen im Markischen Museum und durch Veroffentlichungen im Jahrbuch 1997 Als 1999 im Zusammenhang der Vereinigung von Ost und West Berliner Museen das Judensilber des Markischen Museums zum Gegenstand der Vergangenheitsbewaltigung wurde erinnerte auch die Presse an Stengel So schrieb Der Spiegel dass auch Walter Stengel zugriff als Museumsdirektoren die schonsten Stucke aussortieren durften und edle Schalen Besteck klassizistische Leuchter packte Im Hinblick auf den Verlust nach 1945 wurde mitgeteilt Allzu lohnend war der Raub nicht Das Rest Silber hatte Stengel zu DDR Zeiten als Trophae seiner Rettungsaktion zu der er den Grosseinkauf 1953 in der Haus Chronik verklarte genutzt wobei es ihm nicht in den sozialistischen Sinn kam die verwaisten Stucke etwa an judische Organisationen zu ubergeben 30 Eine besondere Ehrung durch die Stadt Berlin hat Stengel nicht erhalten Schriften BearbeitenDas Taubensymbol des Hl Geistes Bewegungsdarstellung Stilisierung Bildtemperament Zur Kunstgeschichte des Auslandes Heft 18 J H Ed Heitz Heitz amp Mundel Strassburg 1904 Dissertation Studien zur Geschichte der deutschen Renaissance Fayencen Sebald Nurnberg 1912 Holzschnitte im Kupferstichkabinett des germanischen National Museums zu Nurnberg Cassirer Berlin 1913 Chodowiecki Ausstellung im Markischen Museum 17 Okt bis 25 Nov Markisches Museum Berlin 1926 Wilhelm von Humboldt Gedachtnis Ausstellung im Markischen Museum Markisches Museum Berlin 1935 Fuhrer durch das Ermeler Haus Breite Str 11 Zweigstelle d Mark Museums Hrsg von d Museumsverwaltung Markisches Museum Berlin 1936 Alte Wohnkultur in Berlin und in der Mark im Spiegel der Quellen des 16 19 Jahrhunderts Hessling Berlin 1958 Guckkasten Altberliner Curiosa Mit einem Text von Edwin Redslob In memoriam Walter Stengel Die kleinen de Gruyter Bande Band 1 Walter de Gruyter amp Co Berlin 1962 Zeitvertreib Zehn Kapitel Berliner Kulturgeschichte Walter de Gruyter Berlin 1969 Chronik des Markischen Museums der Stadt Berlin In Eckart Hennig und Werner Vogel Hrsg Jahrbuch fur brandenburgische Landesgeschichte 30 Band Landesgeschichtliche Vereinigung fur die Mark Brandenburg Berlin 1979 S 7 51 hier zitiert als Chronik Zur Geschichte der Berliner Goldschmiedekunst Textbearbeitung Albrecht Pyritz und Kurt Winkler In Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Band 3 1997 Henschel Verlag Berlin 1999 S 211 260 hier zitiert als Goldschmiedekunst Die Reihe zu den Erwerbungen des Markischen Museums mit den Banden Neue Erwerbungen des Markischen Museums 1925 Juni 1926 Zweiter Bericht uber die neuen Erwerbungen Sommer 1926 Herbst 1927 Bericht uber die Erwerbungen des Jahres 1928 Kulturgeschichtliche Erwerbungen 1929 Kulturgeschichtliche Erwerbungen des Jahres 1930 Kulturgeschichtliche Erwerbungen von Januar 1931 bis Ostern 1932 Kulturgeschichtliche Erwerbungen von Ostern 1932 bis Herbst 1933 Kulturgeschichtliche Erwerbungen von Herbst 1933 bis Weihnachten 1934 Kulturgeschichtliche Erwerbungen von Januar 1935 bis Ostern 1936 Kulturgeschichtliche Erwerbungen von Pfingsten 1936 bis Sommer 1937 Kulturgeschichtliche und stadtgeschichtliche Erwerbungen Herbst 1937 bis Weihnachten 1938 Erwerbungen 1939 1940 erschien mit dem Untertitel Texte von Walter Stengel von 1926 bis 1941 in Berlin im Selbstverlag des Markischen Museums 1933 Markisches Provinzial Museum Die Reihe Quellen Studien zur Berliner Kulturgeschichte Gips Wachs und Schatten Bilder Markisches Museum Berlin 1949 Zeitvertreib Spiele Masken Tierliebhabereien Berlin Markisches Museum 1950 Tabatieren Mark Museum Berlin 1950 Mobel Markisches Museum Berlin 1950 Brandenburgische Glaser Markisches Museum Berlin 1950 Ein Kapitel von Korperpflege und Kleidung Markisches Museum Berlin 1950 Mobel Markisches Museum Berlin 1950 Ofen Markisches Museum Berlin 1950 Berliner Fayencen Markisches Museum Berlin 1950 Technik Miscellen Uhren und Berlocken Markisches Museum Berlin 1950 Zucker und Zuckergerat Markisches Museum Berlin 1952 Tapeten Markisches Museum Berlin 1952 Blumen Markisches Museum Berlin 1952 Garten Figuren Grotten Markisches Museum Berlin 1952 Zucker und Zuckergerat Markisches Museum Berlin 1952 Ein Kapitel vom Nahrungswesen Markisches Museum Berlin 1952 Freundschaft mit Hunden Hessing Verlag Berlin 1960 Berliner Tafelfreuden Bruno Hessling Berlin 1961Literatur BearbeitenKurt Winkler Walter Stengel 1882 1960 Eine biographische Skizze In Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Band 3 1997 Henschel Verlag Berlin 1999 S 186 210 Marlies Coburger Der Silberschatz im Markischen Museum In Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Band 4 1998 Henschel Verlag Berlin 2000 S 223 272 Peter P Rohrlach Zum 40 Todestag von Walter Stengel In Landesgeschichtlichen Vereinigung fur die Mark Brandenburg e V Hrsg Mitteilungsblatt der Landesgeschichtlichen Vereinigung fur die Mark Brandenburg e V 101 Jahrgang Nr 2 Mai 2000 S 57 60 Einzelnachweise Bearbeiten So die Vossische Zeitung am 19 August 1932 zitiert bei Winkler S 192 Siehe Martin Engel Kulturhistorisches Museum kontra Rumpelkammer Das Markische Provinzialmuseum in Berlin in Alexis Joachimides Hrsg Museumsinszenierungen Zur Geschichte der Institution des Kunstmuseums Die Berliner Museumslandschaft 1830 1990 Verlag der Kunst Dresden Basel 1995 ISBN 3 364 00325 4 S 122 141 hier S 129 zitiert bei Winkler S 193 Zu Stengels Aktivitaten siehe Kurt Winkler Walter Stengel 1882 1960 Eine biographische Skizze in Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Band 3 1997 Henschel Berlin 1999 folgend zitiert als Winkler S 186 210 zur Konzeption allgemein S 192f zum Ermelerhaus S 195 Bericht von Walter Benjamin Altes Spielzeug Zur Spielzeugausstellung des Markischen Museums in Frankfurter Zeitung vom 21 Mai 1928 abgedruckt in Gesammelte Schriften Unter Mitwirkung von Theodor W Adorno und Gershom Scholem herausgegeben von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhauser IV I 2 werkausgabe Band 11 Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1980 S 511 515 Zur Sammlung Cassirer siehe Sabine Beneke Ausklang einer Epoche Die Sammlung Alfred Cassirer in Andrea Pophanken Felix Billeter Hrsg Die Moderne und ihre Sammler Franzosische Kunst in deutschem Privatbesitz vom Kaiserreich zur Weimarer Republik Akademie Verlag Berlin 2001 folgend zitiert als Beneke S 327 345 Beneke mit Nachweis S 343 Siehe Beneke zur Einbindung S 149 Winkler S 199 Stengel hatte auf Auktionen arisiertes Kulturgut erworben Unklar war laut Winkler um welche Erwerbungen es sich handelte Eine Auswertung der Neuanschaffungen unter dem Aspekt der Restitution stand 1998 noch aus Stengel weist auf eine zugleich veranstaltete Ausstellung hin in der Propagandaminister Goebbels Humboldt als Feind des Deutschtums brandmarkte Chronik siehe Schriften 1979 S 31f Andreas Bernhard erscheint dies so nach Auswertung der Ausstellungskataloge Siehe ders in Das Ermelerhaus Ein verlorenes kulturhistorisches Museum in Generaldirektor des Stadtmuseums Berlin Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Bd 8 2002 Henschel Verlag Berlin 2003 ISBN 3 89487 467 8 S 143 182 hier S 180 Stengel Chronik S 48 Das seit 1945 im Markischen Museum ausgestellte Portrat verkauften die Erben 1991 an das Museum Siehe auch Patrimonia 76 1993 Vgl Stengels detaillierte Schilderung der Auslagerungen und Vorsichtsmassnahmen Chronik S 35 41 Marlies Coburger Der Silberschatz im Markischen Museum in Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Band 4 1998 Henschel Verlag Berlin 2000 S 223 272 folgend zitiert als Coburger 2000 Stengel Zitat mit Beleg S 246 Wie Stengel das gelang ist unklar Fest steht dass es sich tatsachlich um eine seltene Ausnahme handelte Dazu Coburger 2000 S 258f und S 263 Die von Stengel 1953 aufgestellte Behauptung einer treuhanderischen Verwahrung bezweifelt quellengestutzt Coburger 2000 S 269 Der von Stengel hinterlassene Text Zur Geschichte der Berliner Goldschmiedekunst erschien 1999 in einer von Albrecht Pyritz und Kurt Winkler bearbeiteten Form siehe Schriften 1999 Goldschmiedekunst Die Erkenntnisse aus der Bearbeitung des Judensilbers durch einen Assistenten Stengels fanden in den Text keinen Eingang siehe dort S 260 Nachbemerkung Marlies Coburger Neues zum Silberschatz im Markischen Museum in Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Band 10 2004 2005 Henschel Verlag Berlin 2005 folgend zitiert als Coburger 2005 S 59 72 hier S 65 67 Coburger 2000 S 263 Diesen Begriff gebraucht Stengel in seiner Schilderung der Rettungsaktionen nach 1945 Chronik S 49 Diesen Ausdruck verwendet Stengel bei der Beschreibung des ihn schmerzenden Vorgangs Chronik S 39 Winkler S 196 So fasst Edwin Redslob Stengels Wirken in einem Artikel zu dessen 75 Geburtstag am 24 August 1957 im Berliner Tagesspiegel zusammen zit bei Winkler S 188 Hierzu Bernhard S 150 Gegenuber dem Abrissbefurworter Ministerprasident Otto Grotewohl in einer offentlichen Versammlung nach Peter P Rohrlach Zum 40 Todestag von Walter Stengel In Landesgeschichtlichen Vereinigung fur die Mark Brandenburg e V Hrsg Mitteilungsblatt der Landesgeschichtlichen Vereinigung fur die Mark Brandenburg e V 101 Jahrgang Nr 2 Mai 2000 S 57 60 hier S 59 Zur Anhorung im Ministerium fur Aufbau am 30 August 1950 siehe Karl Rodemann Hrsg Das Berliner Schloss und sein Untergang Ein Bildbericht uber die Zerstorung Berliner Kulturdenkmaler Tauber Verlag Im Auftrage des Bundesministeriums fur gesamtdeutsche Fragen Berlin 1951 S 14 zu Stengels Ausserung Winkler S 202 davon etwas abweichender Wortlaut bei Renate Petras Das Schloss in Berlin Von der Revolution 1918 bis zur Vernichtung 1950 Verlag fur Bauwesen Berlin 1992 ISBN 3 345 00690 1 S 114 Gerd Heinemann 50 Jahre Schloss Sprengung eine Spurensuche in Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Band 7 2001 Henschel Verlag Berlin 2002 S 320 334 hier S 328 Erschienen unter dem Titel The Hand of the Master in der Ausgabe vom 5 Januar 1953 Schilderung von Einzelheiten bei Winkler S 202 f auch fur das Folgende Herbert Hampe Das Markische Museum Markisches Museum Berlin 1958 S 20 Ulrike Knofel Schatzsuche im Depot In Der Spiegel Nr 16 1999 online Die Autorin ignorierte dass Stengel schon 1941 offentlich von Rettungsaktion schrieb dass um 1950 in der DDR die Erorterung einer solchen Ubergabe an judische Organisationen hochst gefahrlich war und dass die Haus Chronik nicht in der DDR aus der Stengel 1952 gefluchtet war sondern neunzehn Jahre nach seinem Tod in West Berlin veroffentlicht wurde Normdaten Person GND 117271365 lobid OGND AKS LCCN n2021070258 VIAF 89376372 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stengel WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher Kunst und KulturhistorikerGEBURTSDATUM 24 August 1882GEBURTSORT Marburg an der LahnSTERBEDATUM 11 August 1960STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Stengel amp oldid 238412776