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Edwin Redslob 22 September 1884 in Weimar 24 Januar 1973 in West Berlin war ein deutscher Kunsthistoriker Kulturpolitiker Publizist und Universitatsrektor 1 9 14 Von 1920 bis 1933 war er Reichskunstwart Edwin Redslob 1929 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Von Weimar nach Berlin 1 1 1 Im Kaiserreich 1 1 2 Erster Weltkrieg und Weimarer Republik 1 1 3 Die Zeit des Nationalsozialismus 1 2 Von Berlin nach Europa 1 2 1 Neubeginn in Berlin 1 2 2 Tagesspiegel und Professur 1 2 3 Freie Universitat und Rektorat 1 2 4 Freier Kulturbund und Volksbuhne 1 2 5 Berlin Museum 2 Ehrungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVon Weimar nach Berlin Bearbeiten nbsp Goethes Garten in Weimar In Redslobs Heimatstadt Weimar wurde die Erinnerung an die Zeit Goethes lebendig gehalten Landschafterlebnis und die Erfahrung von Bildung als hochstem Gut pragten Redslobs Jugend Er wurde ein genauer Kenner Goethes verfasste mehrere Werke uber ihn und legte im Verlauf vieler Jahre eine umfangreiche Goethe und Klassik Sammlung an 1 15 ff Foto 2006 nbsp Verfassungsfeier am 11 August 1932 vor dem Reichstag Redslob gestaltete als Reichskunstwart ab 1922 die Verfassungstage als Freudenfeste der Republik Gleichzeitig mit der Zeremonie im Plenarsaal fand auf dem Konigsplatz vor dem Reichstag bei geoffneten Turen die Einheit von Regierung und Volk symbolisierend und fuhlbar machend ein Volksfest statt Das Generalthema war Bekenntnis zur Republik durch Kultur 1 197 200Im Kaiserreich Bearbeiten Seine Kindheit und Jugend verbrachte Edwin Redslob in Weimar Als Sohn von Ernst Redslob eines Schulleiters und Gymnasialprofessors fur Latein Geschichte und Deutsch kam er hier bereits fruh mit der kunstlerischen Avantgarde in Beruhrung 1 16 ff Noch als Schuler lernte er in Weimar den expressionistischen Maler Christian Rohlfs und den Jugendstil Architekten Henry van de Velde kennen 1 36 ff Ab 1903 studierte er Kunst und Literaturwissenschaften in Weimar und Heidelberg 1906 promovierte er mit einer Arbeit uber die frankischen Epitaphien des 14 und 15 Jahrhunderts bei Henry Thode in Heidelberg 1 42 ff Nach einem Praktikum am Germanischen Nationalmuseum Nurnberg war er ab 1909 am Suermondt Museum in Aachen tatig und trat dem Sonderbund Westdeutscher Kunstfreunde und Kunstler bei 1909 heiratete er Charlotte Hardtmuth 1 64 Durch seine engen Kontakte zur Avantgarde gelang ihm der Aufbau einer Sammlung mit Werken von August Macke Heinrich Nauen Emil Nolde Ernst Ludwig Kirchner und anderen Malern der Kunstlergruppe Brucke die alle in den Ausstellungen des Sonderbundes zwischen 1910 und 1912 in Dusseldorf und Koln hervorgetreten waren nbsp Ernst Ludwig Kirchner Elisabethufer in Berlin 1912 Zeitweilig im Besitz von Redslob 1 96 Redslob sammelte Werke des Expressionismus und organisierte Ausstellungen Wahrend des Ersten Weltkriegs besuchte er Kirchner im Sanatorium in Davos 1 92 Eine Besprechung des Bildes durch Redslob in einer Zeitschrift fuhrte zum Zerwurfnis 1 97 Bei einem Besuch 1926 im Reichstag in Berlin stellte Redslob Kirchner dem Reichskanzler Hans Luther vor 1937 wurden 32 Bilder Kirchners in der Ausstellung Entartete Kunst gezeigt nachdem seine Arbeiten vorher aus den Museen entfernt und beschlagnahmt worden waren 1938 starb Kirchner durch Selbstmord 1 1421911 ging Redslob nach Bremen und wurde stellvertretender Direktor des dortigen Kunstgewerbemuseums Ein Jahr spater bewarb er sich erfolgreich als Direktor des Erfurter Museums und wurde damit der jungste Museumsdirektor den es jemals in Deutschland gegeben hatte Dort blieb er sieben Jahre 1914 wurde seine erste Tochter Ottilie geboren 1918 seine Tochter Sybille 1 127 Erster Weltkrieg und Weimarer Republik Bearbeiten Bei Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 meldete er sich freiwillig zum Wehrdienst wurde jedoch wegen einer Fussverletzung zuruckgewiesen Nachdem er trotzdem einige Zeit bei einer von seinem Vater geleiteten Versorgungseinheit Munitionstransporte in der Gegend von Metz unterstutzt hatte erkrankte er ernsthaft und musste langere Zeit zu einer Kur in die Schweiz 1 66 90 In seinem Kurort St Moritz schrieb er ein expressionistisches Theaterstuck mit dem Titel Die neue Stadt in dem es um den Kampf rivalisierender Stande in einer von einem Bischof beherrschten mittelalterlichen Domstadt geht der von einem christlichen Kreuzritter nach einem Pestausbruch beendet wird 1 89 ff Ein von Alfred Hanf illustrierter Pressendruck des Werks wurde 1937 als entartet aus dem Erfurter Museum fur Kunst und Heimatgeschichte beschlagnahmt und vernichtet 2 Erst nach uber zwei Jahren hatte Redslob die Krankheit die zunachst als Leukamie diagnostiziert worden war uberwunden und kehrte 1917 zum Erfurter Museum zuruck 1 89 Als sich nach Kriegsende im November 1918 in Erfurt eine politisch avantgardistische Kunstlergruppe mit dem Namen Jung Erfurt bildete unterstutzte sie Redslob mit einer Ausstellung und veroffentlichte sein Theaterstuck unter ihrem Zeichen 1 100 102 In einer Flugblattreihe Das neue Thuringen bundelte Redslob Bestrebungen die eine Uberwindung der mitteldeutschen Kleinstaaterei anstrebten und entwickelte die Idee einer thuringischen Kulturnation Eine parteipolitische Bindung lehnte er jedoch ab Als es in der Folge in Erfurt zu einer Kampagne gegen ihn kam wurde ein beruflicher Wechsel erforderlich 1 102 106 Von 1919 bis 1920 leitete er die Staatsgalerie Stuttgart 3 Am 1 September 1920 wurde Redslob zum Generaldirektor aller wurttembergischen Museen und zum Reichskunstwart ernannt der in der Zeit der Weimarer Republik fur die kunstlerische Formgebung des Reichs d h fur alle staatlichen Kunst und Kulturfragen des Deutschen Reiches zustandig war Dazu gehorten Entscheidungen uber staatliche Symbole wie Staatswappen Munzen Geldscheine Briefmarken Fahnen und Auszeichnungen etwa den Adlerschild des Deutschen Reiches Zu seinem Amt gehorte auch die Organisation von Ausstellungen und Staatsfeiern so z B die kunstlerische Gestaltung der Verfassungstage und der Trauerfeier fur den 1922 ermordeten Aussenminister Rathenau im Reichstag 1 185 ff Der Sarg Rathenaus stand auf einem Podest unter einem Baldachin im Plenarsaal des Reichstages und wurde am Ende der Feier zu den Klangen des Trauermarsches aus Wagners Gotterdammerung hinausgetragen 4 ein Musik Ritual das die NS Propaganda ubernahm Als Organisationsprinzip fur seine Arbeit wahlte er Werkrate Expertengremien die fur einzelne Entscheidungen einberufen werden sollten In Zusammenarbeit mit Kunstlern der Moderne entwickelte er eine symbolische Formensprache fur die neue Republik die allen Burgern die Moglichkeit bieten sollte sich mit diesen Symbolen zu identifizieren 1 12 149 Redslob entwickelte einen routinierten Umgang mit der Offentlichkeit und der Presse hielt Reden vor Ausschussen im Reichstag und im Rundfunk 1 125 ff Als die Stelle des Reichskunstwarts 1924 im Zuge von Einsparungsmassnahmen entfallen sollte erreichte Redslob ihre Weiterfuhrung allerdings nur noch als Zwei Mann Betrieb 1 167 Hilfreich war vermutlich sein weitreichendes Netz von Beziehungen das er auch in der Deutschen Gesellschaft 1914 pflegte einem Bundnis von Intellektuellen Reformburgern und Adligen welches Politik hinter den Kulissen betrieb 1 166 Im Flaggenstreit ging es um die Frage ob als Reichsflagge Schwarz Rot Gold die Flagge der liberalen Republik oder Schwarz Weiss Rot die Farben des Kaiserreichs gewahlt werden sollte Redslob entwarf einen Kompromissvorschlag Ein grosses schwarzes Eisernes Kreuz auf einem rot goldenen Hintergrund der ihm in den Medien weitgehende Ablehnung einbrachte 1 157 163 Zum Goethejahr 1932 produzierte er im staatlichen Auftrag ein Buch zu Goethes Leben und Werk und einen Film zur Vorfuhrung in Kinos und Schulen mit dem Titel Goethe lebt zu dem er selber das Drehbuch schrieb 1 207 ff Der Geist von Weimar wurde als ideelle Grundlage der republikanischen Ordnung beschworen 1 12 Die Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten und ihrer Bundnispartner wurde Redslob am 1 Marz 1933 von Reichsinnenminister Frick der ein erklarter Gegner moderner Kunst war in den bezahlten Ruhestand versetzt 5 1 226 ff Er erhielt nur noch kleinere offentliche Auftrage 1 236 ff Bis 1945 widmete Redslob sich der Forschung arbeitete als Ubersetzer und Schriftsteller 6 1935 veroffentlichte er einen autobiographischen Roman uber seine Jugend in Weimar Ein Jahrhundert verklingt und 1937 eine Fortsetzung Dianens Heimkehr Beide Bucher blieben weitgehend unbeachtet 1 237 ff Redslob baute seine Sammlung von Buchern und sonstigen Zeugnissen der klassischen Zeit Weimars 1750 1850 der Zeit Goethes und Schillers weiter aus und betrieb privat Kunsthandel 1 251 ff Dadurch entsprach die Einrichtung seines eigenen Hauses immer mehr dem hundert Jahre fruher gultigen Stil 1 253f In dieser Zeit entstand auch sein Buch Des Reiches Strasse welches anhand einer vorgestellten Reise entlang der Via Regia von Frankfurt uber Leipzig nach Berlin deutsche Kulturgeschichte entlang der Route erzahlt und in mehreren Auflagen ab 1940 bei Reclam erschien 1 255 ff Das Buch wurde 1942 vom Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda in die Jahresschau des deutschen Schrifttums aufgenommen und dadurch als besonders wertvoll ausgezeichnet 1 266 ff 285 Ebenfalls ein Publikumserfolg wurde 1940 ein Buch mit ahnlichem Thema wie Des Reiches Strasse Die Welt vor hundert Jahren 1 260 ff Aufgrund eines Ruckenleidens musste er aus gesundheitlichen Grunden nicht am Zweiten Weltkrieg teilnehmen 7 meldete sich jedoch freiwillig zum Heimatdienst fur die Front 1 272 1939 bewarb er sich dann erfolgreich als ziviler Mitarbeiter einer wochentlichen bebilderten Wandzeitung der Luftwaffe mit Namen Bilder der Woche die seiner Arbeit das Pradikat kriegswichtig einbrachte 1 272 ff 1943 genehmigte das Reichsinnenministerium die lebenslange Fortzahlung von Redslobs Ruhebezugen die zunachst bis 1943 begrenzt waren 1 258 ff Ab 1941 war Redslob als Berater fur die Verlage Reclam und Stalling tatig 1942 schloss er mit Reclam einen Vertrag uber eine Goethe Biographie ab 1 275 ff Von Berlin nach Europa Bearbeiten Neubeginn in Berlin Bearbeiten Das Kriegsende erlebte Redslob mit seiner Frau in seinem Haus in Neubabelsberg bei Potsdam Wenige Wochen spater beteiligte er sich an einer der ersten Ausstellungen im Nachkriegs Berlin bei der der Galerist Gerd Rosen Bilder der Klassischen Moderne und auch solche der ab 1936 verbotenen Expressionisten ausstellte 8 31 36 Wenig spater zeigte er auch eigene Sammlerstucke in dem 1946 neu eroffneten Haus am Waldsee und berichtete in Zeitungsartikeln uber die Ausstellungen 1 314 ff 1951 wurde er zum Juror der Kunstausstellung Eisen und Stahl berufen In dem im selben Jahr konstituierten ersten Vorstand des wiedergegrundeten Deutschen Kunstlerbundes 1950 war Edwin Redslob das einzige ausserordentliche Vorstandsmitglied Ab 1970 gehorte er dem Ehrenvorstand des DKB an Er schrieb im Katalog zur ersten Jahresausstellung 1951 in den Raumen der Hochschule der Bildenden Kunste den Aufsatz Idee und Geschichte des Deutschen Kunstlerbundes 9 Tagesspiegel und Professur Bearbeiten Im Sommer 1945 wurde Redslob Mitgrunder Lizenztrager und Herausgeber der Berliner Tageszeitung Der Tagesspiegel welcher zunachst mit national liberaler Pragung und mit einer amerikanischen Lizenz erschien Die erste Nummer erschien am 27 September 1945 Redslob veroffentlichte im Tagesspiegel zunachst kurze Stucke aus seiner Forschung uber die Goethe Zeit und das Biedermeier bald aber auf Anregung des befreundeten CDU Politikers Ferdinand Friedensburg auch kritische und polemische Artikel zu aktuellen Problemen der Stadt Im Oktober 1945 griff er mit einem Artikel des Tagesspiegels in die Debatte um Innere und aussere Emigration zwischen Thomas Mann und den nach der Machtubernahme durch die NSDAP und ihre Verbundeten in Deutschland gebliebenen Intellektuellen ein verteidigte mit scharfen Worten Haltung und Bedeutung der Inneren Emigration und zahlte sich selber zu deren Vertretern Sie seien Opfer der Diktatur gewesen hatten zwolf subversive Jahre in einem inneren Raum gelebt dessen Eroberung Hitler nicht gelungen sei Er schrieb All dies lebendige Wirken durch das Deutschland weiterlebte und sich ein Recht auf die Zukunft erwarb wird nun vom Schreibtisch eines einst deutschen Schriftstellers auf den die warme Sonne Kaliforniens scheint als befleckt erklart 1 332fIm Spatsommer 1945 bewarb sich Redslob als akademischer Quereinsteiger an der Universitat um eine Professur Der seit Oktober amtierende kommissarische Rektor der Berliner Universitat Johannes Stroux unterstutzte Redslobs Bewerbung vor der Berufungskommission Ende Dezember 1945 war Redslob zum Honorarprofessor berufen Er sollte in die Verwaltung eingebunden werden und interimistisch die Leitung des kunsthistorischen Instituts ubernehmen 1 481 Er erhielt dann jedoch moglicherweise aufgrund seiner Arbeiten fur den Tagesspiegel von der sowjetisch dominierten Universitatsverwaltung keine Zulassung fur Lehrveranstaltungen obwohl er formal Honorarprofessor blieb 1 337 ff Redslob ging mit dem Tagesspiegel seit 1946 auf direkten Konfrontationskurs zur Politik der von der sowjetischen Besatzungsmacht gesteuerten Verwaltung im Ostteil der Stadt und trat mit seiner Zeitung fur ein demokratisches und freiheitliches System ein Dementsprechend sah er sich selber heftigen Angriffen durch die Ostberliner Medien ausgesetzt 1 328 348 ff 356 363 So schrieb Redslob im Oktober 1946 im Tagesspiegel unter der Uberschrift Abschied von der Berliner Universitat sie habe seit ihrer sogenannten Eroffnung standig an wissenschaftlichem Ansehen verloren und inzwischen den letzten Rest ihres ehemals guten Rufes eingebusst Sie sei eine Parteiuniversitat Er streiche sie aus der kulturellen Liste Deutschlands 1 348 10 11 Redslob organisierte und moderierte mit dem Tagesspiegel offentliche Diskussionsrunden 1 350 Der Tagesspiegel wurde trotz zahlreicher Konkurrenz auf dem Zeitungsmarkt schnell eine der erfolgreichsten Zeitungen in Berlin war jedoch fur Redslob finanziell nicht eintraglich genug 1 328 335 ff Im Marz 1946 wurde Redslob Dozent fur Kunstgeschichte an der im britischen Sektor gelegenen Technischen Universitat Berlin und erhielt 1947 dort die Position eines ordentlichen Professors 1 344 ff Im Fruhjahr 1946 wurde Redslobs Buch Des Reiches Strasse von der Deutschen Bucherei in Leipzig die auf Befehl der Alliierten alle Publikationen aus der Zeit des Nationalsozialismus prufen musste als ns belastet auf die Liste der auszusondernden Literatur Liste 1 Nummer 9262 gesetzt 1 344 345 Freie Universitat und Rektorat Bearbeiten nbsp Veritas Iustitia Libertas Wahrheit Gerechtigkeit Freiheit Wappen und Devise der FU Berlin entworfen von Redslob zur Eroffnung 1948 Der Berlin symbolisierende Bar halt die Fackel des Geistes die drei Sterne symbolisieren die drei ursprunglichen Fakultaten Die FU sollte die humanistischen Traditionen der durch Humboldt begrundeten Berliner Universitat retten und an einem anderen Ort fortsetzen 12 30 31 1 373 Sie sollte der freien Entfaltung der Personlichkeit dienen insbesondere der Forschung und Lehre ohne einseitige Bindung an parteipolitische Doktrinen 12 5 27 29 und der Erforschung der Wahrheit um ihrer selbst willen 12 27 Redslob gestaltete 1949 die Neuimmatrikulation von Studenten als Gelobnis auf die obige Devise der FU 12 34 nbsp FU Berlin 2005 Rost und Silberlaube Rechts am Bildrand die Villen in denen ursprunglich viele Institute untergebracht waren im Hintergrund der Turm der Bibliothek im Henry Ford Bau Die FU wuchs auch dank Spenden der Ford Foundation rasch von 2000 Studenten 1948 auf 11 000 Studenten 1958 und auf 60 000 Studenten 1990 Auf internationale Gastprofessuren und Austauschstudenten wurde besonders Wert gelegt Diverse Institutsgebaude wurden neu errichtet 12 11ff 24 37Schon 1946 war es anlasslich der Feiern zum 1 Mai an der Berliner Universitat zu studentischen Protesten gekommen die auch in der Studentenzeitung Colloquium veroffentlicht wurden Als die Ostberliner Universitatsverwaltung 1948 schliesslich den Herausgebern dieser Zeitung den Studentenstatus nahm kam es zu einer grossen Protestversammlung im Esplanade Hotel am Potsdamer Platz welche die Spaltung der Universitat zum Thema hatte und uber die Redslob im Tagesspiegel berichtete Redslob ubernahm mit Ernst Reuter den Vorsitz eines Vorbereitenden Ausschusses zur Grundung einer neuen Universitat und erhielt nach Verhandlungen mit dem amerikanischen Militargouverneur General Lucius D Clay den Auftrag zur Durchfuhrung der Grundung engagierte Lehrkrafte und kummerte sich um die Finanzierung 1 354 ff 13 316 ff Der Historiker Friedrich Meinecke abgeworben von der Berliner Universitat Unter den Linden wurde der erste Rektor der neuen Universitat Der bereits 86 jahrige Meinecke sollte eine den Geist dieser Universitat verkorpernde Symbolfigur werden da er mit seinem Buch Die deutsche Katastrophe eine Erklarung fur die jungere Vergangenheit gegeben hatte und mit seinem Verweis auf den Humanismus und Goethe einen Weg zur Erneuerung durch Ruckbesinnung auf bleibende Werte ermoglichte 1 360 ff Redslob hielt vor 130 Studenten die erste Vorlesung der Universitat uber die Grundprinzipien der Malerei und eroffnete sie als Geschaftsfuhrender Rektor in einer Festveranstaltung im Titania Palast mit einer Rede uber die Stifterfiguren des Naumburger Doms 1 365 ff Eine Parallele zur damaligen aktuellen Situation in Berlin ziehend betonte er den Gedanken des Schutzes unseres Landes und seiner Kultur gegen die in der Geschichte so oft wiederkehrende Bedrohung von Osten 13 323 ff 1948 wurde Redslob so Mitinitiator der Grundung der Freien Universitat Berlin FU die er 1949 50 als Rektor leitete Claude Lanzmann war in dieser Zeit Dozent an der FU und schrieb in seiner 2009 erschienenen Autobiographie Le lievre de Patagonie dt Der patagonische Hase uber seine Eindrucke Die Freie Universitat war zu jenem Zeitpunkt ein Schlupfwinkel fur Nazis die Entnazifizierung von der man vorgab dass sie uberall zur Tagesordnung gehorte war dort nichts als ein Spass gewesen 14 259 Er schrieb auch er habe Redslob durch einen Artikel uber die Freie Universitat den er Anfang Januar 1950 in Ostberlin veroffentlicht hatte 15 zum Rucktritt vom Rektorat gezwungen Mit dem Artikel war ohne Wissen Lanzmanns 14 269 270 ein Gedicht Redslobs abgedruckt worden das dieser angeblich Emmy Goring gewidmet habe mit der er vom Film und von seiner Arbeit als Reichskunstwart vor 1933 her befreundet war 16 Dem widerspricht jedoch Redslobs Biograph Christian Welzbacher Redslob habe das Gedicht nicht fur Emmy Goring direkt sondern fur die Kopenhagener Porzellanmanufaktur verfasst die Emmy Goring mit einer Geschirrgarnitur beschenkt habe Redslob habe seine Amtszeit im Sommer 1950 ein gutes halbes Jahr nach Lanzmanns Artikel regular beendet Schon im Fruhjahr 1949 zu Beginn seiner Amtszeit geriet Redslob wegen Personalentscheidungen der Universitatsverwaltung in die Kritik seiner Studenten da einige Mitglieder des Lehrkorpers offenbar nicht sorgfaltig bezuglich ihrer Vergangenheit im Dritten Reich uberpruft worden waren und Redslob eine Ubernahme befurwortet hatte Auch hatte er seine Befugnisse genutzt um Kollegen Freunde Bekannte und Familienangehorige fur die Universitat anzuwerben Nach dem Ende seiner Amtszeit im November 1950 wurde er Prorektor 1 376 377 Redslob lehrte insgesamt 12 Semester als Professor fur Kunst und Kulturgeschichte an der FU und wurde 1954 emeritiert 1 375 ff Freier Kulturbund und Volksbuhne Bearbeiten Noch im Sommer 1948 parallel zu den Vorbereitungen zur Universitatsgrundung veroffentlichte Redslob im Tagesspiegel einen Aufruf zur Grundung eines Freien Kulturbundes der die westliche Variante des ostdeutschen Kulturbundes werden sollte Redslob sprach auf den ersten Veranstaltungen des Freien Kulturbundes beim Schoneberger Rathaus vor bis zu 20 000 Menschen 1 362 ff Als 1947 die Berliner Volksbuhne wiedereroffnet werden sollte aber keine Einigung zwischen einer Interessengruppe mit dem Ziel eher burgerlichen Theaters und einer anderen mit der Vorstellung eines Arbeitertheaters moglich zu sein schien wurde Redslob von der Oberburgermeisterin Louise Schroeder als Vorsitzender eines Vermittlungsausschusses eingesetzt Nach dem Scheitern der Verhandlungen setzte er sich im Oktober 1947 mit Joachim Tiburtius fur die Grundung der Freien Volksbuhne im Westen ein wahrend in Ost Berlin die Volksbuhne eroffnet wurde Dies war die erste Spaltung einer Kulturinstitution in Berlin nach dem Ende des Krieges 1 351 ff Ende 1949 ein halbes Jahr nach dem Ende der Berlin Blockade besuchte Redslob fur drei Wochen auf Einladung der amerikanischen Regierung die Vereinigten Staaten und berichtete dort uber die Freie Universitat Berlin 1 373 ff Er hielt Vortrage an mehreren Universitaten unter anderem in Harvard und Columbia sowie auf einem Kongress der das kulturelle Leben in den von den Vereinigten Staaten besetzten Landern zum Thema hatte Ausserdem traf er den spateren Prasidenten Dwight D Eisenhower damals Prasident der Columbia University 13 340 ff Redslob gehorte 1950 mit Otto Suhr und Ernst Reuter zum Organisationskomitee der offiziell in Westberlin gegrundeten internationalen Organisation Kongress fur kulturelle Freiheit CCF in der sich antikommunistisch orientierte Intellektuelle und Wissenschaftler unter offentlicher Beteiligung zusammenfanden Der CCF wurde teilweise von der amerikanischen Regierung finanziert und beeinflusst wobei Redslob auch an finanziellen Transfers beteiligt war 17 Berlin Museum Bearbeiten nbsp Ehemaliges preussisches Kammergericht in der Lindenstrasse Von 1969 bis 1993 beherbergte es das Berlin Museum das Redslob mit aus der Taufe gehoben hatte 13 359Zu Beginn der 1960er Jahre begann Redslob sich gegen die Kahlschlagsanierung Westberlins und zur gleichen Zeit fur ein neues Museum das Berlin Museum zu engagieren Er initiierte eine Pressekampagne und sammelte einen Freundeskreis 1964 wurde ihm ein Gebaude im Tiergarten uberlassen in dem er mit geringen Zuschussen eine Eroffnungsausstellung uber den Maler Daniel Chodowiecki organisierte 1 395 ff Das Berliner Stadtschloss war fur Redslob ein in sich geschlossenes Denkmal von einem halben Jahrtausend deutscher Geschichte Dementsprechend sah er den Abriss der kriegsgeschadigten Ruine in Ostberlin im Jahr 1950 als das furchtbarste Zerstorungswerk der Neuzeit in der Stadt und als brutale Missachtung alles Gewordenen 8 125f Ahnlich beurteilte er auch den gedankenlosen Abriss historischer Gebaude in Westberlin 18 In der Wilhelmstrasse der einstigen Machtzentrale von Reich und Preussen wuchs das Gras aus den Ritzen zwischen den Pflastersteinen Wo das hektisch zuckende Zentrum der Metropole gelegen hatte jene Verkehrskreuzung zwischen Bars Nachtklubs und Cafes die den Mythos der Moderne begrundet hatte klaffte eine riesige Brache Der Tiergarten expandierte und begrub das tote Herz der verblichenen Weltstadt unter sich Nur die Asphaltplatten zeichneten noch die charakteristischen Strassenmuster nach Redslob war in fast allen Kulturvereinigungen Westberlins Mitglied und beteiligte sich aktiv an ihren Veranstaltungen 1 399 ff Seine umfangreiche Goethe Sammlung vermachte Redslob 1968 dem seit 1954 bestehenden Dusseldorfer Goethe Museum welches auf einer Stiftung des Ehepaars Kippenberg beruhte wodurch zwei der umfangreichsten Klassikersammlungen Deutschlands vereinigt wurden und seine Sammlerrivalitat mit Kippenberg ein Ende fand 1 401 ff Etwa 1970 schrieb Redslob eine Autobiografie die 1972 unter dem Titel Von Weimar nach Europa erschien 1 401 ff Die Entwicklung an der Freien Universitat im Zuge der 68er Bewegung erklarte er dort als Folge von Erstarrung und politischer Zersetzung Generationenkonflikte und die Situation des kalten Krieges hatten einen zwar nicht grossen aber den lautesten Teil der Jugend zu negativen Revolutionaren ohne ein lebendiges positives Ziel gemacht Die Bestrebungen fur die die FU einst gegrundet worden sei und die sich in dem von ihm gewahlten Motto ausdruckten seien in ihr Gegenteil verkehrt worden 13 357 ff 382 ff In seinem letzten Interview 1973 ausserte er den Wunsch sich fur einige Zeit aus der Offentlichkeit zuruckzuziehen um sich einer grossen Arbeit widmen zu konnen fur die er schon lange Material gesammelt habe ein Buch uber Johann Wolfgang Goethe 1 403 ff Ehrungen Bearbeiten nbsp Grab Redslobs seiner Frau und seiner Tochter auf dem Dahlemer St Annen Kirchhof1952 wurde Edwin Redslob das Grosse Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen 1959 der Stern Eine um 2001 neu angelegte Strasse in der Nahe der Freien Universitat Berlin und der Staatlichen Museen in Berlin Dahlem wurde nach ihm benannt Er ruht in einem Ehrengrab des Landes Berlin auf dem St Annen Kirchhof in Dahlem Schriften BearbeitenDie Arbeitsgemeinschaft fur deutsche Handwerkskultur In Schleswig Holsteinisches Jahrbuch Bd 15 16 1925 1926 84f Die kunstlerische Formgebung des Reichs Werkkunst Verlag Berlin 1926 Garten der Erinnerung Verlag der Deutschen Dichter Gedachtnis Stiftung Hamburg 1928 Gustav Stresemann zum Gedachtnis Das Staatsbegrabnis am 6 Oktober 1929 Reichsdruckerei Berlin 1929 Goethes Leben Reichsdruckerei Berlin 1932 Ein Jahrhundert verklingt Korn Breslau 1935 Dianens Heimkehr Romans Dianens Heimkehr Romans aus der Zeitenwende 1910 1920 Christian Wegner Hamburg 1937 Die Welt vor hundert Jahren Reclam Leipzig 1940 Des Reiches Strasse Reclam Leipzig 1940 Des Jahres Lauf Insel Verlag Leipzig 1943 Insel Bucherei 99 3 Charlotte von Stein Ein Lebensbild aus der Goethe Zeit Reclam Leipzig 1943 Vom Romerberg zum Brandenburger Tor Wege deutscher Geschichte und Kultur Piper Munchen 1957 Freie Universitat Berlin Reihe Berlin Gestalt und Geist Bd 1 Wolfgang Stapp Verlag Westberlin 1963 Bekenntnis zu Berlin Stapp Verlag Westberlin 1964 Spiegel des Lebens Edwin Blaschker Verlag Westberlin 1969 Von Weimar nach Europa Erlebtes und Durchdachtes Haude amp Spener Westberlin 1972 ISBN 3 7759 0144 2 Autobiographie Literatur BearbeitenErnst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 475 Biogramm in Thomas Leiberg Der St Annen Kirchhof in Berlin Dahlem Stapp Verlag Berlin 1995 ISBN 3 87776 423 1 S 44 45 Nadine Rossol Performing the Nation in Interwar Germany Sport Spectacle and Political Symbolism 1926 36 Palgrave Macmillan Basingstoke u a 2010 ISBN 978 0 230 21793 5 Christian Welzbacher Edwin Redslob Biografie eines unverbesserlichen Idealisten Matthes amp Seitz Berlin 2009 ISBN 978 3 88221 734 6 Christian Welzbacher Hrsg Der Reichskunstwart wtv Campus Weimar 2010 ISBN 978 3 941830 04 2 Steffen Rassloff Flucht in die nationale Volksgemeinschaft Das Erfurter Burgertum zwischen Kaiserreich und NS Diktatur Koln Weimar Wien 2003 ISBN 3 412 11802 8 mit einem Kapitel zu Redslob und der Erfurter Museumsfrage Olaf Peters Redslob Edwin In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 250 f Digitalisat Gisbert Laube Der Reichskunstwart Geschichte einer Kulturbehorde 1919 1933 Band 164 von Rechtshistorische Reihe P Lang Frankfurt Main 1997 Zugl Kiel Univ Diss 1997 ISBN 978 3 631 31977 2Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Edwin Redslob Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Edwin Redslob im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Alexander Muhle Arnulf Scriba Edwin Redslob Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Rezension uber die Dissertation von Gisbert Laube Der Reichskunstwart Geschichte einer Kulturbehorde 1919 1933 von Christian Welzbacher auf uni heidelberg deEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi Christian Welzbacher Edwin Redslob Biografie eines unverbesserlichen Idealisten Matthes amp Seitz Berlin 2009 ISBN 978 3 88221 734 6 Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion Entartete Kunst Forschungsstelle Entartete Kunst FU Berlin Gerhard Lemmens Vorw Haus Wylerberg Ein Landhaus des Expressionismus von Otto Bartning Architektur und Kulturelles Leben 1920 1966 Nijmeegs Museum Commanderie van Sint Jan 1988 S 23 Gisbert Laube Der Reichskunstwart Geschichte einer Kulturbehorde 1919 1933 In Rechtshistorische Reihe Band 164 Peter Lang Frankfurt Main 1997 S 113 Max Bloch Neueste Geschichte C Welzbacher Edwin Redslob Matthes amp Seitz Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 88221 734 6 Rudolf Vierhaus Deutsche Biographische Enzyklopadie Bd 8 K G Sauer Munchen 2007 S 235 ISBN 978 3 598 25038 5 Alexander Muhle Arnulf Scriba Edwin Redslob Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG a b Edwin Redslob Bekenntnis zu Berlin Stapp Verlag Berlin 1964 Ausstellungskatalog Deutscher Kunstlerbund 1950 Erste Ausstellung 1 Aug 1 Okt 1951 in den Raumen der Hochschule der Bild Kunste Hardenbergstr 33 Berlin 1951 ohne Seitenangaben Karol Kubicki Siegward Lonnendonker Die Freie Universitat Berlin 1948 2007 Von der Grundung bis zum Exzellenswettbewerb V amp R unipress Gottingen 2008 S 28 ISBN 978 3 89971 474 6 Abschied von der Berliner Universitat In Der Tagesspiegel Nr 244 vom 18 Oktober 1946 Beiblatt a b c d e Edwin Redslob Freie Universitat Berlin Reihe Berlin Gestalt und Geist Bd 1 Wolfgang Stapp Verlag Berlin 1963 a b c d e Edwin Redslob Von Weimar nach Europa Erlebtes und Durchdachtes Haude amp Spener Berlin 1972 ISBN 3 7759 0144 2 a b Claude Lanzmann Der patagonische Hase Erinnerungen Rowohlt Hamburg 2010 ISBN 978 3 498 03939 4 Berliner Zeitung 6 Januar 1950 vergleiche Neuveroffentlichung Die Kinderkrankheit der Freien Universitat Berliner Zeitung 24 Januar 2009 Bert Rebhandl Als Illegaler hinter dem Eisernen Vorhang In Berliner Zeitung 19 Januar 2009 Claude Lanzmann Berliner Lektion In Sinn und Form 4 2009 Michael Hochgeschwender Freiheit in der Offensive Der Kongress fur kulturelle Freiheit und die Deutschen R Oldenbourg Verlag Munchen 1998 ISBN 3 486 56341 6 S 225 239 Edwin Redslob Berlins geistiges Profil Deutscher Werkbund Berlin e V 1960 S 18ff Rektoren und Prasidenten der Freien Universitat Berlin Rektoren 1948 1969 Friedrich Meinecke Edwin Redslob Hans Kress von Kressenstein Georg Rohde Ernst Eduard Hirsch Andreas Paulsen Gerhard Schenck Eduard Neumann Ernst Heinitz Herbert Luers Hans Joachim Lieber Ewald Harndt Prasidenten seit 1969 Rolf Kreibich Eberhard Lammert Dieter Heckelmann Johann Wilhelm Gerlach Peter Gaehtgens Dieter Lenzen Peter Andre Alt Gunter Ziegler Siehe auch Liste der Rektoren und Prasidenten der Freien Universitat Berlin Normdaten Person GND 118743759 lobid OGND AKS LCCN n85309162 VIAF 2483023 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Redslob EdwinKURZBESCHREIBUNG deutscher KunsthistorikerGEBURTSDATUM 22 September 1884GEBURTSORT WeimarSTERBEDATUM 24 Januar 1973STERBEORT West Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edwin Redslob amp oldid 232415407