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Otto Siegfried Pniower 23 Mai 1859 in Gleiwitz Schlesien 17 Marz 1932 in Berlin war ein deutscher Literaturwissenschaftler Von 1918 bis 1924 leitete er das Markische Museum in Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Studium 1 2 Im literarischen Berlin 1 3 Im Markischen Museum 1 4 Der Museumsdirektor 2 Werk und Bedeutung 3 Ehrungen 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Studium Bearbeiten Otto Pniower war der Sohn eines judischen Kaufmanns Er besuchte bis zum fruhen Tod seiner Eltern das Gymnasium in Gleiwitz und kam um 1870 in die Obhut des Baruch Auerbachschen Waisenhauses nach Berlin Wahrend der Schulzeit am Friedrichsgymnasium wurden die spateren Literaturforscher Richard Moritz Meyer 1860 1914 und Max Morris 1859 1918 seine lebenslangen Freunde Im Jahr 1878 begann Pniower ein Studium der Geschichte der vergleichenden Sprachforschung und der Philologie an der Berliner Universitat das er 1883 mit der Promotion zu einem mediavistischen Thema abschloss Seine Lehrer waren Karl Mullenhoff und Wilhelm Scherer Scherer hatte bei der Fortsetzung von Mullenhoffs Deutscher Altertumskunde Pniower der eine Hochschulkarriere anstrebte zur Mitarbeit herangezogen Aus einem Konkurrenzverhaltnis zu Gustaf Kossinna entstand dabei ein offentlicher Streit der Pniower um 1890 zum Ruckzug aus der Alteren Germanistik veranlasste Im literarischen Berlin Bearbeiten Pniower wandte sich fortan der neueren deutschen Literaturgeschichte besonders der Goetheforschung zu In den folgenden Jahren entstanden Studien zu Goethe Keller Kleist Grillparzer und E T A Hoffmann Als Forscher und Literaturkritiker und gehorte Pniower der Mitglied der Goethe Gesellschaft der Zwanglosen Gesellschaft der Gesellschaft fur Deutsche Literatur und des Vereins Freie Buhne war seit den 1890er Jahren zu den Modernisierern des Berliner Literatur und Theaterschaffens Aus Existenzgrunden und weil er seinem Ziel eine Hochschullaufbahn anzutreten nicht naher gekommen war hatte Pniower sich 1893 um die Stelle des Wissenschaftlichen Hilfsassistenten am Markischen Provinzial Museum beworben und wurde angenommen Im Markischen Museum Bearbeiten Das Museum war 1874 von Stadtrat Ernst Friedel als Heimatmuseum gegrundet worden Seine enthusiastisch aber ohne eine wissenschaftlich begrundete Systematik zusammengetragene Sammlung galt neben der Geschichte Berlins auch der Ur und Fruhgeschichte und der Naturkunde der gesamten Provinz Brandenburg Sie enthielt daher neben Antiquitaten auch Tierpraparate und Fossilien Das Museum verfugte uber kein eigenes Haus sondern befand sich erst in den Amtsraumen Friedels dann in wechselnden provisorischen Quartieren Die Leitung lag bei zwei Magistratsmitgliedern und drei Stadtverordneten darunter Friedel als primus inter pares um die sich Vertreter mehrerer historischer Vereine gruppierten Das einundzwanzigkopfige Direktorium tagte mehrmals im Jahr um den Kustoden dem zwei Assistenten zur Seite standen anzuleiten Das Verfahren erschwerte rasche Entscheidungen wie auch die konsequente Anerkennung wissenschaftlicher Grundsatze im Sammlungs und Museumsgeschehen Dem seit 1874 amtierenden Kustos Rudolf Buchholz wurde Pniower als Verantwortlicher fur die graphische Sammlung zugeteilt Der vormalige Verwaltungsbeamte Buchholz hatte ohne akademische Ausbildung oder museologische Erfahrung durch langjahrige Praxis einen anerkannten Platz im Museumswesen und der Heimatforschung Berlins gefunden Pniower stieg im Jahre 1900 zu seinem Assistenten auf und wurde 1911 sein Nachfolger in der Leitung der kulturgeschichtlichen Sammlung Nach wie vor als Literaturwissenschaftler publizistisch tatig hatte Pniower ein besonderes Interesse an Fontane entwickelt dessen reichste Welterfahrung und wahrhaft weise Weltanschauung er bewunderte 1 Mit den Sohnen Fontanes befreundet gelang es Pniower 1902 dessen Nachlass fur das Museum zu erwerben woraufhin dort ein Fontane Archiv entstand Dafur und als Anerkennung fur seine Herausgebertatigkeit in der Nachlasskommission Fontane ernannte ihn die Stadt Berlin im selben Jahr zum Professor Im Verlag von Fontanes Sohn Friedrich gab Pniower mit Paul Schlenther in den Jahren 1905 1910 die gesammelten Werke und Briefe Fontanes in 21 Banden heraus Pniower verstand die Aufgabe als Kustos zum Besten des Museums mit seinen Neigungen als Literaturforscher zu verbinden Die Berliner Kulturgeschichte vermittelte Pniower auch als Vortragsredner der Brandenburgia der wissenschaftlichen Gesellschaft fur Heimatkunde der Provinz Brandenburg und als Mitglied des Vereins fur die Geschichte Berlins Seine zeitweiligen Mitarbeiter Max Osborn und Rudolf Pechel unterstutzten Pniowers Offentlichkeitsarbeit auch nach ihrem Wechsel zum Journalismus Das Museum hatte nach sechzehn Jahren des Zauderns und Bauens erst 1908 ein eigenes Haus erhalten Wahrend der Errichtung des Neubaus entstand ein Verein zur Unterstutzung des Museums dem Berliner Honoratioren wie Max Liebermann Paul Nathan James Simon Ludwig Delbruck Karl Mommsen Paul Singer und Max Steinthal angehorten Durch Werbung Geldzuwendungen und Stiftungen forderte er die deutlich zunehmende Qualitat der Sammlungen und die Vermehrung des Personals Allerdings gestattete im Neubau das stilepochenbezogene Raumkonzept seines Architekten des Stadtbaurats Ludwig Hoffmann keine laufende Modernisierung und Erweiterung des Ausstellungsprogramms Wahrend die kulturgeschichtliche Abteilung Pniowers dadurch beengt wurde nahm die Bedeutung der vor und fruhgeschichtlichen Abteilung unter dem umtriebigen Leiter Albert Kiekebusch wegen seiner auf Schulen Vereine und Volkshochschulen gerichteten Bildungsangebote stark zu Friedel hatte auch nach dem Ausscheiden aus seinen Amtern im Jahre 1909 im Direktorium seine bestimmende Position behalten Der Museumsdirektor Bearbeiten Erst nach Friedels Tod ernannte die Stadt Berlin 1918 mit Otto Pniower erstmals einen Direktor des Markischen Museums Der heimatgeschichtlich hoch interessierte Burgermeister Georg Reicke 1863 1923 trat jedoch im Direktorium Friedels Nachfolge als spiritus rector an und Hoffmann ebenfalls im Direktorium bestand auch gegenuber Pniower erfolgreich darauf die im Wesentlichen von ihm entwickelte ausschliesslich tagesbelichtete Prasentation beizubehalten In Pniowers Amtszeit fielen das Ende des Ersten Weltkriegs und die Novemberrevolution Der folgende gesellschaftliche Umbruch sowie ein abnehmendes Engagement seiner Unterstutzer infolge von Alter und Tod bis zum faktischen Erliegen des Vereinslebens fuhrten zur Verringerung des offentlichen Interesses am Markischen Museum Die Inflation vernichtete 1923 das fur Ankaufe bestimmte Vermogen des Museumsvereins Zwar war das Museum jedem Schulkind bekannt hatte aber nach dem Eindruck von Zeitgenossen unter der Leitung Pniowers einen etwas familiaren Charakter angenommen 2 und galt manchen als Rumpelkammer 3 Das Uberalterungsgesetz mit dem die Weimarer Republik ab 1923 alle uber 65 jahrigen Beamten zwangspensionierte fuhrte 1924 zum Abschied Pniowers vom Amt Zu seinem Nachfolger berief die Stadt Berlin den Museologen Walter Stengel Otto Pniower der vom judischen zum christlichen Glauben ubergetreten war hatte im Jahre 1919 die Malerin Charlotte Kuhlemann Haesner 1890 1956 geheiratet Die Ehe blieb kinderlos Werk und Bedeutung BearbeitenIn zwei Nachrufen in der Vossischen Zeitung vom 18 Marz 1932 wurdigte Monty Jacobs den am Vortag verstorbenen Pniower als Literaturforscher und Max Osborn nannte den Museumsdirektor einen unvergleichlicher Kenner aller berlinischen Dinge und musterhaften Verwalter der ihm anvertrauten Schatze 4 Pniower selbst hatte sich nach eigener Einschatzung nie als zunftigen Museumsmenschen gesehen 5 Eine Uberlieferung zu Umfang und Richtung der Sammlertatigkeit Pniowers befindet sich im Markischen Museum nicht und auch ein geschlossener personlicher Nachlass existiert nicht Die Erinnerung an ihn als Museumsdirektor verblasste schnell wohl auch unter dem Eindruck der Erneuerung des Museums durch seinen Nachfolger Stengel Pniower war auch als Mitarbeiter und Direktor des Museums der Goetheforschung treu geblieben wie seine Beitrage in dem 1916 1918 von Julius Zeitler herausgegebenen Goethe Handbuch zeigen Seit 1924 im Ruhestand beschaftigte sich Pniower mit dem Vorhaben dem Goethe Handbuch ein Goethe Worterbuch folgen zu lassen Das Werk konnte erst 1946 als Gemeinschaftsarbeit der Akademien Berlins Gottingens und Heidelbergs begonnen werden geht aber zum Teil auf Materialien Pniowers zuruck Ehrungen BearbeitenDie Preussische Akademie der Wissenschaften verlieh Pniower 1922 die Silberne Leibniz Medaille und die Stadt Berlin berief ihn nach seinem Ausscheiden aus dem Museum in das Ehrenamt des Provinzialkonservators und Leitenden Denkmalpflegers Pniower erhielt ein Ehrengrab auf dem Waldfriedhof Dahlem 6 Der Status als Ehrengrab der Stadt Berlin bestand bis zum Jahr 2011 Schriften BearbeitenGoethes Faust Zeugnisse und Excurse zu seiner Entstehungsgeschichte Weidmannsche Buchhandlung Berlin 1899 Bilder aus dem Alten Berlin Verlag J Spiro Berlin 1908 Das Markische Museum in Westermanns Monatshefte 53 Jahrgang 105 Band 2 Teil Januar bis Marz 1909 Georg Westermann Braunschweig 1909 S 835 837 Dichtungen und Dichter Essays und Studien 1912 S Fischer Verlag Berlin Goethe in Berlin und Potsdam Verein fur die Geschichte Berlins Berlin 1925Als Herausgeber Theodor Fontane Gesammelte Werke Erste und Zweite Serie 21 Bande mit Paul Schlenther F Fontane amp Co Berlin o J 1905 1906 und 1906 1910 Theodor Fontane Briefe mit Paul Schlenther S Fischer Berlin 1910 Briefe aus dem Felde 1914 1915 fur das deutsche Volk im Auftrage der Zentralstelle zur Sammlung von Feldpostbriefen im Markischen Museum zu Berlin Stalling Oldenburg 1916 Richard M Meyer Die Deutsche Literatur bis zum Beginn des Neunzehnten Jahrhunderts Georg Bondi Berlin 1916 Alt Berliner Humor um 1830 Bildlich dargestellt G Kiepenheuer Potsdam 1919 Theodor Fontane Briefe an seine Freunde mit Paul Schlenther S Fischer Berlin 1925Als Mitherausgeber O P von Max Roediger Karl Mullenhoff Die Germania des Tacitus Deutsche Altertumskunde Bd 4 Weidmannsche Buchhandlung Berlin 1900 Wilhelm Scherer und Max Roediger Karl Mullenhoff Deutsche Altertumskunde Bd 5 Weidmannsche Buchhandlung Berlin 1891 Max Roediger Karl Mullenhoff Deutsche Altertumskunde Bd 3 Weidmannsche Buchhandlung Berlin 1891Literatur BearbeitenLothar Schirmer Auf der Suche nach der verlorenen Identitat Otto Pniower hier zitiert als Schirmer in Generaldirektor des Stadtmuseums Berlin Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Bd VII 2001 Henschel Verlag Berlin 2003 ISBN 3 89487 446 5 S 289 303 Volker Maeusel Pniower Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 552 Digitalisat Walter Stengel Chronik des Markischen Museums der Stadt Berlin in Eckart Hennig und Werner Vogel Hrsg Jahrbuch fur brandenburgische Landesgeschichte 30 Band Landesgeschichtliche Vereinigung fur die Mark Brandenburg e V Berlin 1979 ISSN 0447 2683 S 7 51 zu Pniower S 14f Albert Kiekebusch Schriftleitung Markisches Museum Hrsg Festschrift zur Funfzig Jahrfeier des Markischen Museums der Stadt Berlin Brandenburgia Monatsblatt der Gesellschaft fur Heimatkunde und Heimatschutz in der Mark Brandenburg Jahrgang XXXIII Berlin 1924Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otto Pniower im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Zitat bei Schirmer siehe Literaturliste mit dem Nachweis Theodor Fontane Effie Briest Roman in Deutsche Litteraturzeitung 17 Jg 1896 Sp 244 So ruckblickend die Vossische Zeitung am 19 August 1932 zit bei Kurt Winkler Walter Stengel 1882 1960 Eine biographische Skizze In Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Band III 1997 Henschel Verlag Berlin 1999 S 186 210 S 192 Siehe Martin Engel Kulturhistorisches Museum kontra Rumpelkammer Das Markische Provinzialmuseum in Berlin in Alexis Joachimides Hrsg Museumsinszenierungen Zur Geschichte der Institution des Kunstmuseums Die Berliner Museumslandschaft 1830 1990 Verlag der Kunst Dresden Basel 1995 ISBN 3 364 00325 4 S 122 141 hier S 129 zit bei Winkler S 193 Zitate bei Schirmer S 189 Zitiert bei Kai Michel Das Museum und seine Vereine in Reiner Guntzer Hrsg Jahrbuch Stiftung Stadtmuseum Berlin Bd VI 2000 Henschel Verlag Berlin 2001 ISBN 3 89487 375 2 S 62 83 hier S 75 mit dem Nachweis Otto Pniower Das Markische Museum in Berlin Kultur Deutsche Zeitschrift o J 1924 S 81 84 hier S 83 Schirmer macht darauf aufmerksam dass er das Ehrengrab erst nach umfangreicher Recherche finden konnte Abteilung 3 U Nr 7 neu 15 Nr 230 S 293 Es ist von der Berliner Verwaltung im Verzeichnis der Ehrengrabstatten vergessen worden Normdaten Person GND 11624707X lobid OGND AKS LCCN no2013001588 VIAF 37662069 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pniower OttoALTERNATIVNAMEN Pniower Otto Siegfried vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher LiteraturwissenschaftlerGEBURTSDATUM 23 Mai 1859GEBURTSORT Gleiwitz SchlesienSTERBEDATUM 17 Marz 1932STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Pniower amp oldid 212945165