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Der Magistrat von Berlin war seit dem Mittelalter bis 1919 sowie als Magistrat von Gross Berlin 1 von 1920 bis 1935 und von 1945 bis 1948 das oberste exekutive Organ Stadtverwaltung stadtische Behorde Stadtrat und Regierung Berlins Das Wort Magistrat leitet sich vom lateinischen magistratus ab das so viel wie Amt Trager des Amtes Beamter oder Behorde bedeutet Der Vorsitzende des Magistrats war der Oberburgermeister Ab 1948 gab es dann in Berlin parallel einen Magistrat bis 1950 in den westlichen Sektoren dem spateren Senat mit einem Regierenden Burgermeister und einen Magistrat bis 1990 im ostlichen Sektor Berlins Inhaltsverzeichnis 1 Vorganger Der Rat 2 Magistrat der vereinigten Residenzstadte 3 Stadteordnungen seit 1808 4 Magistrat von Gross Berlin ab 1920 5 Zeit des Nationalsozialismus 1935 1945 6 Nachkriegszeit 1945 1948 7 Der Magistrat in Ost Berlin 1948 1990 8 MagiSenat zwischen Wende und Wiedervereinigung 1990 9 Siehe auch 10 EinzelnachweiseVorganger Der Rat BearbeitenDie Gemeinden Berlin und Kolln erhielten im 13 Jahrhundert Stadtrechte und hatten bereits seit 1307 als Doppelstadt eine Kooperation in aussenpolitischen Fragen und ab 1442 eine gemeinsame Verwaltung Die Amtsgeschafte erledigte sowohl in Kolln als auch Berlin ein Stadtrat Dieser bestand jeweils aus zwei gleichberechtigten Burgermeistern sowie weiteren Ratsherren Der Vereinigte Rat bestand 1432 aus drei Burgermeistern zwei aus Berlin einer aus Kolln sowie funfzehn Ratsmannern zehn aus Berlin funf aus Kolln Nach nur zehn Jahren wurde dieser Vereinigte Rat 1442 durch einen Schiedsspruch des Kurfursten wieder getrennt und jede Stadt besass einen eigenen Rat 2 Dieser bestand aus insgesamt zwolf Mitgliedern davon zwei Burgermeister Hinzu kamen Kammerer und Syndici Im Barock kam fur den Stadtrat der Begriff Magistrat auf Seit 1649 bestand der Magistrat nur noch aus acht Personen Seine Rechte wurden ausserdem von Kurfurst Friedrich Wilhelm eingeschrankt Im 17 Jahrhundert entstanden in der direkten Umgebung von Berlin und Kolln drei weitere Stadte Friedrichswerder Dorotheenstadt und Friedrichstadt Jede dieser Stadte besass einen eigenen Magistrat Magistrat der vereinigten Residenzstadte Bearbeiten Hauptartikel Geschichte Berlins 1709 wurden die Stadte Berlin Kolln Friedrichswerder Dorotheenstadt und Friedrichstadt zur Koniglichen Haupt und Residenzstadt Berlin vereinigt und einer gemeinsamen Verwaltung unterstellt Der neue Magistrat bestand aus neunzehn Mitgliedern vier Burgermeister zwei Syndici drei Kammerer und zehn Ratsherren Am 17 Januar 1709 bestellte Konig Friedrich I folgende Personen in den Magistrat Als vier Burgermeister Sebastian Striepe Joachim Konrmesser Ludwig Senning und Andreas Muller Als Ratsherren Ernst Wenzlow Ernst von Bergen Christian Muller Andreas Barth Balthasar Cramer Christian Koppe Siegmund Michaelis Theodor Thulmeyer Salomon Strauch und Ernst Kiesewetter Die Vereidigung fand am 21 Januar 1709 statt Da Burgermeister Muller bereits am 20 Januar verstarb wurde er durch Johann Litzmann ersetzt Der Magistrat unterstand ab 1723 der Koniglichen Kriegs und Domanenkammer wodurch seine Befugnisse weiter eingeschrankt wurden Gremium unter dem StadtprasidentenAb 1726 stand dem Magistrat ein Stadtprasident vor der zunehmend die Geschicke der Stadt leitete Zwar blieben die vier Burgermeister und auch alle anderen Magistrats Amter weiterhin bestehen jedoch verlor der Magistrat weitere Macht an den vom Konig eingesetzten Stadtprasidenten 1742 wurde ausserdem ein koniglicher Polizeidirektor eingesetzt um den Magistrat zu uberwachen 1747 erliess Friedrich II auch eine neue Regelung fur den Berliner Magistrat Er hatte nun zwanzig Mitglieder vier Burgermeister zwei Syndici einen Okonomiedirektor einen Kammerer und zwolf Ratsherren 3 Mit dieser neuen Regelung wurden die Magistratsposten endgultig ausfuhrende Amter die keiner Wahl sondern einer fachlichen Qualifikation bedurften Mit der Besetzung Berlins durch franzosische Truppen 1806 endete diese Verwaltung Stadteordnungen seit 1808 BearbeitenNach dem Ruckzug Napoleons trat 1808 die neue Stadteordnung Ordnung fur samtliche Stadte der Preussischen Monarchie im Rahmen der Preussischen Reformen unter Freiherr vom und zum Stein in Kraft In Berlin wurde ein Magistrat mit einem Oberburgermeister an der Spitze sowie zehn besoldeten und funfzehn unbesoldeten Stadtraten eingerichtet 4 Mit dem Regulativ uber das Geschaftsverfahren fur den Magistrat von Berlin von 1834 wurde die Stellung des Oberburgermeisters gegenuber den anderen Magistratsmitgliedern deutlich gestarkt 5 Magistrat von Gross Berlin ab 1920 BearbeitenNach dem Ersten Weltkrieg wurde Berlins Stadteordnung mit dem Gross Berlin Gesetz das am 27 April 1920 beschlossen wurde und am 1 Oktober 1920 in Kraft trat neu geregelt In den 20 Bezirken bestanden dem ersten Magistrat von Gross Berlin unterstellte Bezirksamter mit Burgermeistern 6 Gustav Boss war vom 20 Januar 1921 bis zum 7 November 1929 Oberburgermeister von Berlin Zeit des Nationalsozialismus 1935 1945 BearbeitenIn der Zeit des Nationalsozialismus wurden demokratische Institutionen beseitigt oder gleichgeschaltet Am 30 Januar 1935 trat die Deutsche Gemeindeordnung in Kraft die sich an drei Grundlagen orientierte Zusammenarbeit der Gemeinden mit Partei NSDAP und Staat Durchfuhrung des Fuhrerprinzips und Wegfall von Wahlen und Abstimmungen 7 Das Amt des Oberburgermeisters von Berlin wurde wahrend des Dritten Reichs zwischen 1937 und 1940 von Julius Lippert als Staatskommissar wahrgenommen Danach ubernahm Ludwig Steeg amtierend die Geschafte des Oberburgermeisters sowie kommissarisch das Amt des Stadtprasidenten Nachkriegszeit 1945 1948 Bearbeiten Hauptartikel Deutschland 1945 bis 1949 nbsp Aufteilung Berlins in einen sowjetischen rot amerikanischen hellblau britischen violett und franzosischen Sektor dunkelblau Nach der Kapitulation der Wehrmacht und damit dem Kriegsende in Europa setzte die Sowjetische Militaradministration bereits am 19 Mai 1945 einen antifaschistischen Magistrat fur das gesamte Stadtgebiet von Gross Berlin ein Dieser nach dem Oberburgermeister bezeichnete Magistrat Werner sollte nach den Verwustungen der Luftangriffe und der Schlacht um Berlin den dringendsten Bedarf der Bevolkerung sicherstellen Dem ersten Nachkriegsmagistrat gehorten neben dem parteilosen Oberburgermeister Arthur Werner seine vier Stellvertreter und 16 Stadtrate an Gemass der Konferenz von Jalta sollte die ehemalige deutsche Reichshauptstadt in vier Sektoren geteilt und von einer gemeinsamen Alliierten Kommandantur regiert werden Sie gehorte nicht zur Sowjetischen Besatzungszone SBZ Der Einzug der drei Westmachte in Berlin erfolgte ab dem 1 Juli 1945 die offizielle Ubernahme des Besatzungsstatuts durch die Westalliierten in ihren Sektoren erfolgte am 4 Juli 1945 Die Arbeit des Magistrats Werner stand unter strenger Beobachtung aller vier Besatzungsmachte deren Interessen im begonnenen Kalten Krieg diametral auseinanderdrifteten Infolge der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED dominierte letztere den Magistrat In den ersten freien Wahlen in Berlin am 20 Oktober 1946 brachte die Berliner SPD die die Zwangsvereinigung uberlebt hatte der SED eine schwere Niederlage bei Im von der Stadtverordnetenversammlung StVV gewahlten Magistrat Ostrowski koalierten ab Dezember 1946 SPD mit CDU und LDP 8 Nach dem Rucktritt Otto Ostrowskis am 17 April 1947 wahlte die StVV Ernst Reuter SPD am 24 Juni 1947 zu seinem Nachfolger Weil er sein Amt wegen eines sowjetischen Vetos in der Alliierten Kommandantur nicht antreten konnte war daraufhin bis zum 7 Dezember 1948 Louise Schroeder SPD im Magistrat Reuter I Oberburgermeisterin von Berlin Vor dem Hintergrund der Bildung eines separaten Weststaates in den Westzonen der Verwandlung der Parteien CDU und LDP in Blockparteien in der SBZ und ihren Spaltungen in Berlin dem Streit um die Wahrungsreform in Berlin und der daraufhin beginnenden Berlin Blockade behinderten sowjetische Besatzungsmacht und SED immer mehr die Arbeit des Magistrats im Ostsektor Im August 1948 sah sich die StVV wegen von der SED organisierter Storungen denen Polizei und Besatzungsmacht tatenlos zusahen gezwungen ihren Sitz vom Ost in den Westsektor zu verlegen Die von der Alliierten Kommandantur beschlossene Wahl zur Stadtverordnetenversammlung im Dezember 1948 hatte die sowjetische Besatzungsmacht im Ostsektor nicht zugelassen In den Westsektoren war das Ergebnis der Magistrat Reuter II Diese erste Regierung von West Berlin amtierte bis Januar 1951 In West Berlin fuhrte die Annahme der Verfassung von Berlin im August 1950 am 3 Dezember zur Wahl des Abgeordnetenhauses Das Abgeordnetenhaus von Berlin wahlte als ersten Senat von Berlin am 11 Januar 1951 den Senat Reuter Der Magistrat in Ost Berlin 1948 1990 Bearbeiten nbsp Neujahrsfest des Magistrats 1973 mit OB Herbert Fechner Angehorigen der bewaffneten Organe und der sowjetischen StreitkrafteIm Ostsektor hatte am 30 November 1948 ohne jede Legitimation eine auf Initiative der SED aufgebotene ausserordentliche Versammlung der Stadt und Bezirksverordneten den Magistrat fur abgesetzt erklart und an seiner Stelle einen demokratischen Magistrat eingesetzt Die SMAD erkannte den neugebildeten Magistrat sofort als einzig rechtmassig an 9 Ab Februar 1953 existierte in Ost Berlin eine auf dem Verordnungsweg vom Magistrat auf Vorschlag des demokratischen Blocks bestimmte Volksvertretung Gross Berlin 10 Eine erste Wahl zu dieser Volksvertretung fand zeitgleich mit den Volkskammerwahlen und den Bezirkstagswahlen in der DDR erst im Oktober 1954 nach der dort ublichen Einheitsliste statt Die Volksvertretung Gross Berlin wahlte am 13 Februar 1953 den neuen Magistrat 11 Bis 1967 stand ihm Oberburgermeister Friedrich Ebert SED vor Der Magistrat von Berlin bestand aus dem Oberburgermeister als Vorsitzendem acht Stellvertretern dem Sekretar und acht weiteren Mitgliedern 12 Ab 1977 hiess er Magistrat von Berlin Hauptstadt der DDR MagiSenat zwischen Wende und Wiedervereinigung 1990 Bearbeiten nbsp Rotes Rathaus nbsp Rathaus Schoneberg Hauptartikel Senat von Berlin Nach der politischen Wende in der DDR der Wahrungsunion sowie der bevorstehenden Wiedervereinigung Deutschlands die auch die Wiedervereinigung Berlins bedeutete stand die geteilte Stadt vor neuen nun gemeinsamen Aufgaben Am deutlichsten wurde das sofort auf dem Gebiet des Verkehrs weil Grenzubergangsstellen Strasse und Schiene geoffnet wurden und neue Verkehrsstrome zu berucksichtigen waren Aber auch auf allen anderen innerstadtischen Aufgabenfeldern konnten sich die Stadthalften Ost und West Berlin nicht mehr getrennt entwickeln Die politisch Verantwortlichen in beiden Teilen der Stadt erkannten diese historische Notwendigkeit und nutzten die Chancen die sich schon in dieser Ubergangszeit ergaben Am 12 Juni 1990 fand unter Leitung von Walter Momper und Tino Schwierzina die erste gemeinsame Sitzung von Senat und Magistrat im Roten Rathaus Sitz des Oberburgermeisters von Ost Berlin statt danach abwechselnd auch im Rathaus Schoneberg dem Sitz des Senats und Regierenden Burgermeisters zuletzt nur noch dort Zu diesem Zeitpunkt bestand der Senat von Berlin West aus dem Regierenden Burgermeister einer Burgermeisterin und 13 Senatoren der Magistrat von Berlin Ost aus dem Oberburgermeister und 14 Stadtraten In diesem im Berliner Volksmund so benannten MagiSenat 13 standen sich Regierender und Oberburgermeister sowie Senatoren und Stadtrate gleichberechtigt gegenuber Senats und Magistratsvorlagen wurden vor der Beschlussfassung von dem zustandigen Senator und dem Stadtrat gemeinsam eingereicht Die nachgeordnete Verwaltung musste vereinheitlicht und die seit 1948 unterschiedlichen Entwicklungen einander angepasst werden So wurde im Magistrat in Anlehnung an die bereits bestehende Senatskanzlei eine Magistratskanzlei errichtet Aufeinander abgestimmte Strukturen sollten die endgultige Vereinigung auch der Stadtverwaltung befordern Der MagiSenat Berlins musste selbst nach der deutschen Wiedervereinigung nach dem 3 Oktober 1990 als gemeinsame Landesregierung weiter amtieren wie auch Abgeordnetenhaus Westbezirke und Stadtverordnetenversammlung Ostbezirke parallel weiter fungierten Am 2 Dezember 1990 fanden Gesamtberliner Wahlen zu einer einheitlichen Legislative dem Abgeordnetenhaus von Berlin statt In diesem Zusammenhang wurde eine einheitliche Exekutive der Senat von Berlin gebildet in dem der Magistrat strukturell und personell aufging 14 Seit 1991 haben der Senat und der Regierende Burgermeister von ganz Berlin im Roten Rathaus ihren Sitz Siehe auch BearbeitenListe der Burgermeister von Berlin Berliner Stadtverordnetenversammlung und Abgeordnetenhaus von Berlin Magistratsverfassung in Gemeindeordnungen in Deutschland Magistratsabteilungen in Wien MagistraturEinzelnachweise Bearbeiten Geschichte Berlins C H Beck Verlag Munchen 2002 Seite 845 ISBN 978 3 8305 0166 4 Hans Joachim Fieber Eva Dannemann An der Spitze Berlins 1244 1871 In Ernst Goder Hans Jurgen Mende et al Hrsg An der Spitze Berlins Band Nr 1 Luisenstadtischer Bildungsverein e V Berlin 1994 ISBN 3 89542 024 7 S 46 f Rathausliches Reglement der Residenzien Berlin von 1747 Berlin de Galerie 1808 Memento vom 25 Dezember 2011 im Internet Archive Abgerufen am 6 Mai 2010 Berlin de Galerie 1834 Memento vom 2 Juni 2009 im Internet Archive Abgerufen am 6 Mai 2010 Jedermanns Lexikon in zehn Banden Erster Band Verlagsanstalt Hermann Klemm A G Berlin Grunewald 1929 S 342 Der Volks Brockhaus A Z Zehnte Auflage F A Brockhaus Leipzig 1943 S 237 Siehe Horst Ulrich Uwe Prell Wiss Red Berlin Handbuch Das Lexikon der Bundeshauptstadt FAB Verlag Berlin 1993 ISBN 3 927551 27 9 S 501 503 Provisorischer Magistrat anerkannt In Berliner Zeitung 3 Dezember 1948 S 2 online So werden die Werktatigen mitbestimmen In Neues Deutschland 20 Januar 1953 S 6 online Volksvertretung wahlte Magistrat In Berliner Zeitung 14 Februar 1953 S 1 online Lexikon A Z in zwei Banden Zweiter Band Volkseigener Verlag Enzyklopadie Leipzig 1957 S 87 Der MagiSenat unter Walter Momper und Tino Schwierzina Bei berlin de abgerufen am 26 November 2018 Berlin de Galerie 1990 Memento vom 23 August 2010 im Internet Archive Aufgerufen am 7 Mai 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magistrat von Berlin amp oldid 234838457