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Otto Ostrowski 28 Januar 1883 in Spremberg 16 Juni 1963 1 in Knokke Belgien war ein deutscher Politiker SPD und Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus Er war von 1922 bis 1926 Burgermeister von Finsterwalde von 1926 bis 1933 Burgermeister des Berliner Bezirks Prenzlauer Berg und von Dezember 1946 bis April 1947 Oberburgermeister von Gross Berlin Ostrowski bei seiner Vereidigung als Berliner Stadtverordneter 1946 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOstrowski wuchs als Sohn eines Tuchmachers und Werksmeisters in Luckenwalde auf Das Abitur legte er 1903 am Schiller Gymnasium in Charlottenburg ab 2 Als Werkstudent studierte er an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin Neuphilologie Romanistik und Literaturwissenschaft 1909 promovierte er an der Universitat Greifswald 1910 heiratete er Bertha Baehr geb am 10 April 1880 in Bischofswerder in Berlin 3 Da ihm wegen seiner politischen Haltung die gewunschte Aufnahme in den preussischen Schuldienst verwehrt wurde war er einige Jahre Privatlehrer in Luckenwalde Lyon und Sheffield 1913 war er Seminarkandidat am Realgymnasium in Nordhausen am Harz 1914 wurde er wissenschaftlicher Hilfslehrer in Lankwitz bei Berlin 1918 Oberlehrer am Realgymnasium Lankwitz Nach dem Ersten Weltkrieg trat er im November 1918 in die SPD ein und wurde einen Monat spater ehrenamtlicher Gemeindevorsteher von Lankwitz Dieses wurde 1920 nach Berlin eingemeindet und Ostrowski wurde Mitglied der Bezirksverwaltung Steglitz Wegen antisemitischer Hetze seine Frau war Judin verliess er 1922 den Schuldienst Von 1922 bis 1926 war er hauptamtlicher Burgermeister von Finsterwalde in der Niederlausitz 1926 wurde Ostrowski fur zwolf Jahre zum Burgermeister von Berlin Prenzlauer Berg gewahlt Im Marz 1933 wurde Ostrowski von den Nazis entlassen und von der SA verhaftet 4 In der Folgezeit arbeitete er als Hausverwalter Er trennte sich von seiner Frau blieb aber mit ihr verheiratet um sie vor der Verfolgung durch die Nazis zu schutzen nbsp Berliner Gedenktafel am Haus Westfalische Strasse 64 in Berlin HalenseeOstrowski war Mitglied der linkssozialistischen Widerstandsgruppe Roter Stosstrupp Innerhalb der Gruppe soll er unter anderem eine Sabotagegruppe geleitet haben und Stellvertreter von Kurt Megelin gewesen sein wenn dieser in Haft war Ostrowski und andere Mitglieder der Widerstandsgruppe waren daran beteiligt Martin Deutschkron dem Vater von Inge Deutschkron 1938 zur Emigration zu verhelfen Er grundete eine Buchhandlung die auch als Treffpunkt von Widerstandskreisen diente Mit seiner Lebensgefahrtin der Schreibwarenhandlerin Margarete Grete Sommer versteckte und versorgte er 1943 44 in ihrer Wohnung dann im Hinterzimmer des Geschafts in Berlin Halensee und im Bootshaus in Schildhorn Inge und ihre Mutter Ella Deutschkron Auch sein Freund und SPD Mitglied Walter Rieck und seine Frau Jenny Rieck unterstutzten Inge und ihre Mutter und gaben ihnen bei sich eine Zuflucht in der Illegalitat Durch einen alliierten Bombenangriff im November 1943 verloren Ostrowski und Sommer ihre Wohnung und zogen nach Calau in der Lausitz wo Ostrowski auch seine judische Frau von der er sich 1944 scheiden liess bis zum Kriegsende versteckte 5 Nach dem Zweiten Weltkrieg war Ostrowski ab Mai 1946 kurze Zeit Burgermeister von Berlin Wilmersdorf Nach den Wahlen in Berlin am 20 Oktober 1946 wurde er am 5 Dezember zum Oberburgermeister von Gross Berlin gewahlt und von den vier alliierten Stadtkommandanten bestatigt Ostrowski wandte sich zwar gegen die Zwangsvereinigung der Ost SPD mit der KPD zur SED war jedoch weiter zur Kooperation mit der SED bereit Durch seine guten Kontakte zum sowjetischen Stadtkommandanten Kotikow erreichte er im Hungerwinter 1946 47 zusatzliche Holzeinschlage aus den Waldern der sowjetischen Besatzungszone Anders als Ostrowski setzten sich seine Parteikollegen Ernst Reuter Gustav Klingelhofer und Franz Neumann im beginnenden Kalten Krieg fur eine strikte Abgrenzung von der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED ein Als sich der Oberburgermeister weigerte die SED Funktionare aus seinem Magistrat zu entlassen stellte seine eigene Fraktion am 11 April 1947 einen Misstrauensantrag gegen ihn Dieser scheiterte zwar an der erforderlichen Zwei Drittel Mehrheit 87 Stimmen waren notig gewesen der Antrag erreichte 85 Stimmen Ostrowski trat aber schliesslich am 17 April 1947 zuruck 6 7 Zu seinem Nachfolger wurde am 24 Juni 1947 Ernst Reuter gewahlt der sein Amt jedoch wegen des sowjetischen Vetos in der Alliierten Kommandantur nicht antreten konnte Im Magistrat Reuter I wurde daher Louise Schroeder amtierende Oberburgermeisterin bis zur Wahl zur Stadtverordnetenversammlung im Dezember 1948 Ostrowski wurde 1948 Prasident des neu geschaffenen Berliner Hauptprufungsamtes Als dieses 1951 durch den Rechnungshof ersetzt wurde versetzte der Senat Ostrowski gegen seinen Willen in den Ruhestand 7 Von 1950 bis 1953 war er Vorsitzender des Freidenkerverbandes Er heiratete seine langjahrige Partnerin Margarete Sommer nbsp Ehrengrab von Otto Ostrowski auf dem Friedhof WilmersdorfOtto Ostrowski starb im Juni 1963 wahrend eines Erholungsurlaubs im belgischen Nordseebad Knokke 8 Er wurde auf dem Friedhof Wilmersdorf in Berlin beigesetzt Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestatte von Otto Ostrowski Grablage D1 Reihe 1 Nr 6 seit August 2021 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet Diese Widmung gilt zunachst fur die ubliche Frist von zwanzig Jahren kann anschliessend aber verlangert werden 9 Im Entwicklungsgebiet Alter Schlachthof in Prenzlauer Berg wurde im Jahr 2000 eine Strasse nach Otto Ostrowski benannt 10 11 Literatur BearbeitenWilly Albrecht Ostrowski Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 629 f Digitalisat Werner Breunig Siegfried Heimann Andreas Herbst Biografisches Handbuch der Berliner Stadtverordneten und Abgeordneten 1946 1963 Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin Band 14 Landesarchiv Berlin Berlin 2011 ISBN 978 3 9803303 4 3 S 206 Dennis Egginger Gonzalez Der Rote Stosstrupp Eine fruhe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus Lukas Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 86732 274 4 zahlreiche Hinweise zum Widerstand von Otto Ostrowski und Kurzbiografie auf S 477 f Norbert Podewin Otto Ostrowski der geloschte Oberburgermeister Ein Schicksal im Berlin des Kalten Krieges Edition Luisenstadt Berlin 2004 ISBN 3 89542 143 X Norbert Podewin Dr Otto Ostrowski Burgermeister in Finsterwalde In Der Speicher 2008 Heft 11 Jahresschrift des Kreismuseums Finsterwalde und des Vereins der Freunde und Forderer des Kreismuseums Finsterwalde e V Gorlitz Zittau Wolfgang Ribbe Otto Ostrowski In Stadtoberhaupter Biographien Berliner Burgermeister im 19 und 20 Jahrhundert Berlin 1992 Berlinische Lebensbilder Band 7 S 357 371 Arthur Schlegelmilch Kommunalpolitik statt Symbolpolitik Otto Ostrowskis Scheitern als Oberburgermeister Berlins 1946 47 In H und G info Aufarbeitungsforum Heute und Gestern Bd 4 2023 Heft 1 online Ditmar Staffelt Der Wiederaufbau der Berliner Sozialdemokratie 1945 46 und die Einheitsfrage ein Beitrag zur Nachkriegsgeschichte der unteren und mittleren Organisationsgliederungen der SPD Verlag Peter Lang Frankfurt am Main Bern New York 1986 ISBN 3 8204 9176 7 S 433 Kurzbiografie zu Ostrowski Otto In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Otto Ostrowski Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Otto Ostrowski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Otto Ostrowski in den Historischen Pressearchiven der ZBW Portraitserie Otto Ostrowski bei europeana euEinzelnachweise Bearbeiten Zum Sterbedatum gibt es unterschiedliche Angaben neben dem 16 Juni 1963 werden der 18 und 19 Juni 1963 angegeben so lautet z B die Berliner Gedenktafel siehe Bild auf den 19 Juni 1963 Norbert Podewin Otto Ostrowski der geloschte Oberburgermeister 2004 S 12 Berta Ostrowski geborene Baehr auf mappingthelives org Norbert Podewin Otto Ostrowski der geloschte Oberburgermeister 2004 S 103 Thomas Lackmann Das Fraulein vom Schreibwarenladen In Der Tagesspiegel 14 November 2012 Rucktritt des Oberburgermeisters In Stadtverordnetenversammlung von Berlin I Wahlperiode Stenographischer Bericht der 26 Ordentlichen Sitzung vom 17 April 1947 S 3 zlb de a b Willy Albrecht Ostrowski Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 629 f Digitalisat Norbert Podewin Otto Ostrowski der geloschte Oberburgermeister 2004 S 286 Ehrengrabstatten des Landes Berlin Stand August 2021 PDF 2 3 MB S 57 Senatsverwaltung fur Umwelt Verkehr und Klimaschutz abgerufen am 15 Oktober 2021 Anerkennung Verlangerung und Nichtverlangerung von Grabstatten als Ehrengrabstatten des Landes Berlin PDF 196 kB Abgeordnetenhaus Berlin Drucksache 18 3959 vom 4 August 2021 S 1 und 7 abgerufen am 15 Oktober 2021 Norbert Podewin Otto Ostrowski der geloschte Oberburgermeister 2004 S 290 Otto Ostrowski Strasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Oberburgermeister von Berlin 1809 1951 Leopold von Gerlach 1809 1813 Johann Busching 1814 1832 Friedrich von Barensprung 1832 1834 Heinrich Wilhelm Krausnick 1834 1848 Franz Christian Naunyn 1848 1851 Heinrich Wilhelm Krausnick 1851 1862 Karl Theodor Seydel 1863 1872 Arthur Hobrecht 1872 1878 Max von Forckenbeck 1878 1892 Robert Zelle 1892 1898 Martin Kirschner 1899 1912 Adolf Wermuth 1912 1920 Gustav Boss 1921 1929 Arthur Scholtz komm 1929 1931 Heinrich Sahm 1931 1935 Oskar Maretzky komm 1935 1937 Julius Lippert 1937 1940 Ludwig Steeg 1940 1945 Arthur Werner 1945 1946 Otto Ostrowski 1946 1947 Louise Schroeder amt 1947 1948 Ferdinand Friedensburg komm 1948 Ernst Reuter 1 1948 1951 1 nur noch West BerlinBezirksburgermeister des Bezirks Wilmersdorf Karl Augustin 1921 1924 Emil Franke 1924 1936 Hermann Petzke 1936 1940 Hans Hattasch 1940 1943 Bruno Willenbucher 1945 Gerhard Lichter 1945 1946 Otto Ostrowski 1946 Walter Rieck 1946 1951 Wolfgang Rect 1951 1955 Ottomar Batzel 1955 Wilhelm Dumstrey 1956 1964 Gerhard Schmidt 1965 1971 Heribert Baumann 1971 1979 Henning von der Lancken 1979 1981 Horst Dohm 1981 1996 Michael Wrasmann 1996 2000 Seit dem 1 Januar 2001 ist der Bezirk Wilmersdorf Teil des neuen Bezirks Charlottenburg Wilmersdorf Burgermeister des Bezirks Prenzlauer Berg Paul John 1921 1925 Frohlich komm 1925 1926 Otto Ostrowski 1926 1933 Arnold Kruger 1933 1934 Karl Bombach 1934 1945 Gustav Degner 1945 1946 Ella Kay 1946 1947 Kurt Exner 1948 Richard Doling 1948 1949 Robert Hensel 1949 1953 Anne Saefkow 1953 1956 Horst Hilbert 1956 1964 Willi Jahnke 1964 1968 Harry Gnilka 1968 1989 Wolfgang Schulze 1989 1990 Manfred Dennert 1990 1995 Reinhard Kraetzer 1996 2000 Seit dem 1 Januar 2001 ist der Bezirk Prenzlauer Berg Teil des neuen Bezirks Pankow Normdaten Person GND 124745806 lobid OGND AKS VIAF 45243248 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ostrowski OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD und Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus Oberburgermeister von Gross BerlinGEBURTSDATUM 28 Januar 1883GEBURTSORT SprembergSTERBEDATUM 16 Juni 1963STERBEORT Kokke Belgien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Ostrowski amp oldid 237092282