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Das Nicolaihaus ist ein historisches Burgerhaus in der Bruderstrasse 13 im Berliner Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks und ein Denkmal von herausragender Bedeutung Es ist eines der wenigen barocken Hauser die bis heute in Berlin uberlebt haben und steht wie fast kein anderes fur Berliner Geschichte und fur den Geist der Aufklarung NicolaihausAussenansicht des Nicolaihauses in Berlins historischer MitteDatenOrt Berlin Mitte Bruderstrasse 13Baujahr 1674Grundflache 1700 m Koordinaten 52 30 50 7 N 13 24 10 5 O 52 514073 13 402926 Koordinaten 52 30 50 7 N 13 24 10 5 ONamensgeber war Friedrich Nicolai der das Haus 1787 erwarb und hier bis zu seinem Tod im Jahr 1811 wirkte Seit 1977 ist das Gebaude denkmalgeschutzt Ab Ende der 1990er Jahre diente es als Museum der Stiftung Stadtmuseum Berlin Um dieses bedeutende Denkmal fur die Zukunft zu sichern ubernahm es die Deutsche Stiftung Denkmalschutz im Jahr 2011 in ihr Eigentum und tragt so dauerhaft Verantwortung fur seinen Erhalt Dank umfangreicher Arbeiten ist das Nicolaihaus nun wieder ein Ort lebendiger Geschichte Im Gebaudekomplex befinden sich heute unter anderem die Buros der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in der Hauptstadt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung des Gebaudes 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Innenhof des Nicolaihauses 1983 nbsp Tafel am Eingang des NicolaihausesDas heutige Grundstuck Nr 13 umfasste ursprunglich zwei Parzellen die im 16 Jahrhundert Hofangestellten gehorten Nach einem Brand um 1650 1660 liess Hofarzt Bottcher sein Haus erneuern die zweite Parzelle bekam er vom Kurfursten als Geschenk 1664 kaufte der spatere Collner Burgermeister Heinrich Julius Brandes das gesamte Ensemble und liess es 1674 zu einem zweigeschossigen Haus mit Mitteleingang und Satteldach ausbauen Davon sind die Grundmauern und Gewolbekeller bis heute erhalten Ab 1709 befand sich das Anwesen im Besitz hochrangiger Militars und Minister 1710 1711 wurde das Gebaude zu einem Adelspalais mit reprasentativen Raumfluchten ausgebaut Nachdem Friedrich Nicolai das Haus 1787 fur 32 500 Taler erworben hatte das waren heute umgerechnet fast vier Millionen Euro liess er es nochmals durch Carl Friedrich Zelter umbauen Damals erhielt das Gebaude sein spatbarock klassizistisches Aussehen das sich im Grossen und Ganzen bis heute erhalten hat Im Erdgeschoss wurden Buchhandlung und Verlag untergebracht Nach dem Umzug der Nicolaischen Buchhandlung in die Dorotheenstrasse im Jahr 1891 sollte sich der Charakter der traditionsreichen Ladenlokale im Erdgeschoss des Gebaudes allmahlich andern Von den weiteren illustren Bewohnern des Hauses zeugen heute noch die zahlreichen Gedenktafeln an der Fassade des Gebaudes Neben den Familien Gotzkowsky und Nicolai lebten hier die Partheys Elisa von der Recke Christoph August Tiedge Christian Gottfried Korner Minna Korner Dorothea Stock und Ludwig Jonas 1 Das Haus war im 18 und 19 Jahrhundert einer der zentralen Begegnungsorte der Berliner Aufklarung und der Romantik Gaste waren unter anderem Johann Gottfried Schadow Karl Friedrich Schinkel Daniel Chodowiecki und Theodor Korner Ebenfalls in dem Haus untergebracht war die 1713 gegrundete Nicolaische Verlagsbuchhandlung heute Nicolai Verlag Seinerzeit beruhmt war die Privatbibliothek Nicolais mit uber 16 000 Banden Fremde die nach Berlin kamen stiegen zumeist in der Bruderstrasse ab in der sich die Hotels Konig von England und Stadt Paris befanden auch Maurers Weinkeller und die sogenannte Baumannshohle ein Weinrestaurant in dem Nicolai sich zeitweilig taglich mit Mendelssohn und Lessing traf Nicolais Haus war bald eine Sehenswurdigkeit selbst spatere Feinde liessen es sich nicht nehmen bei einem Berlin Besuch dem bedeutenden Mann ihre Aufwartung zu machen War es fur Weimar Reisende eine Auszeichnung von Goethe empfangen zu werden so galt unter Intellektuellen ein Besuch bei Nicolai nicht weniger als ein Ritterschlag Ohff S 30 Von 1910 bis 1936 befand sich im Nicolaihaus das Lessing Museum das die Nationalsozialisten schliessen liessen Das Gebaude trug bis dahin auch die Bezeichnung Nicolai Korner Lessing Haus 2 Zwischen 1936 und 1945 wurden in das Gebaude Soldaten zwangseingewiesen Am Ende des Zweiten Weltkriegs fielen der Gartenflugel und Teile des linken Seitenflugels den alliierten Luftangriffen und Endkampfen zum Opfer Die durch Strassenkampfe beschadigte Fassade des Nicolaihauses wurde ab 1952 wiederhergestellt Die Innenraume des Nicolaihauses baute man fur das Zentralinstitut fur Denkmalschutz der DDR 3 zu Buros und Werkstatten um Der linke Seitenflugel wurde 1953 1954 wiederaufgebaut Zwischen 1974 und 1984 wurde das Haus umfangreich restauriert Das im Jahr 1977 unter Denkmalschutz gestellte Gebaude ging 1986 in Volkseigentum uber Die Rechtstragerschaft erhielt das Institut fur Denkmalpflege Zwischen 1981 und 1990 nutzte die kleine Buhne Das Ei einige Raume und den Hof als Dependance Sommertheater im Hof der Bruderstrasse 13 4 Rechtsanspruche der Parthey schen Erbengemeinschaft konnten 1989 realisiert werden Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Nicolaihaus Eigentum des Landes Berlin und war bis 1998 Sitz des Brandenburgischen Landesamtes fur Denkmalpflege Im Quergebaude des Nicolaihauses wohnt seit 1968 der Kunsthistoriker Werner Schade 5 Ende der 1990er Jahre ging das Haus in die Tragerschaft der Stiftung Stadtmuseum Berlin uber 6 Im November 2008 grundete sich der Freundeskreis Nicolaihaus Berlin der die Wiederbelebung des historischen Gebaudes zum Ziel hat 7 Mit dem Umzug des Suhrkamp Verlags von Frankfurt am Main nach Berlin sollte das Nicolaihaus ab 2012 Hauptsitz des Unternehmens werden Diese Plane wurden allerdings aufgegeben Im Juli 2011 kaufte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Nicolaihaus mit Mitteln aus einer ihr zugefallenen privaten Erbschaft um 2012 dort die bereits bestehenden Berliner und Potsdamer Landesvertretungen in einem Haus zusammenzufuhren 8 Fur die neue Nutzung wurde nach gezielter Bauforschung ein Bauantrag fur eine behutsame Umgestaltung eingereicht Mit den Arbeiten wurde das auf historische Bausubstanz spezialisierte Brandenburger Architekturburo Krekeler beauftragt 3 Nach knapp zweijahriger Restaurierung wurde es im Marz 2016 eroffnet 9 Ostlich neben dem Nicolaihaus befindet sich seit 2000 die Sachsische Landesvertretung Beschreibung des Gebaudes BearbeitenDas Gebaudeensemble besitzt einen barocken Innenhof der bis in die oberen Etagen mit Weinreben bewachsen war Eine holzerne Galerie mit Ziergelander zieht sich rundherum Im Erdgeschoss des Vorderhauses befinden sich grosse Raume die einst als Verkaufsraume der Buchhandlung dienten Die Raumaufteilungen im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss entsprechen dem Vorkriegszustand Das barocke Treppenhaus stammt noch aus den Zeiten Friedrich Nicolais Ansonsten zeigt der Vorderhausgrundriss alle Veranderungen des Hauses von seiner ersten Bauphase bis ins 20 Jahrhundert Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz legte bei den Arbeiten an dem Haus grossten Wert darauf diese baugeschichtlichen Entwicklungen und die Zeugnisse der unterschiedlichen bauhistorischen Epochen zu bewahren nbsp Weydinger TreppenhausIn die erste Etage fuhrt eine ebenfalls im Barockstil gehaltene Treppe mit einem geschnitzten Gelander Hier gibt es zahlreiche Verwaltungsraume fur die 28 Mitarbeiter der Deutschen Stiftung Denkmalschutz aber auch private Wohnungen sind darin untergebracht und vermietet Im Foyer des Quergebaudes sind von der fruheren Pracht kunstvolle Steinreliefs erhalten Eine bedeutende Massnahme war der Einbau des Weydinger Treppenhauses im Querflugel Das klassizistische Kleinod konnte aus dem Ermelerhaus in der Breite Strasse 11 gerettet werden als dieses 1967 abgerissen wurde und fand seinen neuen Platz im hinteren Gebaudetrakt des Nicolaihauses Daruber hinaus werden ein Fenster mit farbigen Ornamenten und eine in Teilen vorhandene Papiertapete mit Tiermotiven als Ausstattungsbesonderheiten genannt 3 Siehe auch BearbeitenListe der Kulturdenkmale in Berlin Mitte Alt KollnLiteratur BearbeitenKarl Schade Meine Kindheit im Nicolaihaus Bruderstrasse 13 Schriften des Freundeskreises Nicolaihaus Band 2 Berlin 2020 ISBN 978 3 9820736 1 3 Niels Jonas Der Theologe und Prediger Ludwig Jonas Freund und Nachlassverwalter von Friedrich Schleiermacher Schriften des Freundeskreises Nicolaihaus Band 1 Berlin 2019 ISBN 978 3 9820736 0 6 Marlies Ebert Uwe Hecker Das Nicolaihaus Bruderstrasse 13 in Berlin Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Stadt Berlin Berlin 2006 ISBN 3 89479 363 5 Kathrin Chod Herbert Schwenk Hainer Weisspflug Nicolaihaus In Hans Jurgen Mende Kurt Wernicke Hrsg Berliner Bezirkslexikon Mitte Luisenstadtischer Bildungsverein Haude und Spener Edition Luisenstadt Berlin 2003 ISBN 3 89542 111 1 luise berlin de Stand 7 Oktober 2009 Ernst Friedel Zur Geschichte der Nicolaischen Buchhandlung und des Hauses Bruderstrasse 13 in Berlin Berlin 1891 Digitalisat Nachdruck in Bernhard Fabian Hrsg Zur Geschichte der Nicolaischen Verlagsbuchhandlung Olms Hildesheim 2006 Digitalisat Gustav Parthey Jugenderinnerungen Handschrift fur Freunde 2 Bande Berlin Schade 1871 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv in Gabriele Koelbel Hrsg Das Haus in der Bruderstrasse Aus dem Leben einer beruhmten Berliner Familie Das Neue Berlin Berlin 1955 1957 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nicolaihaus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Nicolaihaus Berlin Informationen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Nicolaihaus Berlin Informationsbroschure PDF 3 1 MB Eintrag zu Nicolaihaus Obj Dok Nr 09011244 in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen Stiftung Stadtmuseum Berlin Freundeskreis Nicolaihaus Initiative PDF 2 1 MB Michael S Cullen Das Haus der sieben Tafeln In Der Tagesspiegel 30 Juli 1998 Ein Museum fur die deutsche Aufklarung PDF 1 4 MB Einzelnachweise Bearbeiten Niels Jonas Der Theologe und Prediger Ludwig Jonas Freund und Nachlassverwalter von Friedrich Schleiermacher Schriften des Freundeskreises Nicolaihaus Band 1 Berlin 2019 Name auf einer undatierten Ansichtskarte aus dem Anfang des 20 Jahrhunderts a b c Anouk Meyer Happy End fur ein Kleinod im Zentrum Berlins Stiftung Denkmalschutz zieht ins Nicolaihaus Weitere Mieter werden noch gesucht In Neues Deutschland 26 Juli 2011 Premierenfaltblatt vom 7 Juli 1981 mit dem Stuck Die Schneidermamsells Berliner Posse mit Musik von Louis Angely sowie ein normales Informationsblatt aus dem Jahr 1982 mit der Angabe eines weiteren Stucks Ein Achtel vom grossen Loose Karl von Holteis Liederposse Suddeutsche Zeitung 14 September 2014 S 3 Karl Schade Meine Kindheit im Nicolaihaus Bruderstrasse 13 Schriften des Freundeskreises Nicolaihaus Band 2 Berlin 2020 Hans Hauser Das Nicolaihaus wird Museum In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 8 2000 ISSN 0944 5560 S 97 99 luise berlin de Freundeskreis Nicolaihaus Berlin Es geht auch ohne Suhrkamp In Der Tagesspiegel 19 Juli 2011 Nicolaihaus Berlins Denkmalschutzer ziehen ins Denkmal In Berliner Morgenpost 19 Marz 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nicolaihaus amp oldid 239061596