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Karl Scheffler 27 Februar 1869 in Hamburg 25 Oktober 1951 in Uberlingen war ein deutscher Kunstkritiker und Publizist Karl Scheffler gemalt von Max Liebermann 1918 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rezeption 3 Buchpublikationen Auswahl 4 Aufsatzsammlungen 5 Briefe 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Sohn des Malermeisters John Scheffler erlernte zunachst in Hamburg Eppendorf im Betrieb seines Onkels Claus August Meyer das Malerhandwerk Gemeinsam mit seiner spateren Frau Dora geb Bielefeld zog er zu Beginn der 1890er Jahre nach Berlin und besuchte dort die Kunstgewerbeschule Von 1895 bis 1906 arbeitete er zunachst als Dekorationsmaler spater als Ornamentzeichner in einer Tapetenfabrik Autodidaktisch bildete er sich zur selben Zeit auf dem Gebiet der Kunstgeschichte fort und wandte sich bald neben dem Brotberuf der Kunstpublizistik zu Erste Artikel erschienen Ende der 1890er Jahre in Hans Rosenhagens Zeitschrift Das Atelier sowie in Maximilian Hardens Zukunft Ferner berichtete Scheffler seit 1897 uber die Berliner Kunstszene in der renommierten Monatszeitschrift Dekorative Kunst die Julius Meier Graefe herausgab Wahrend er grosses Interesse fur die Vertreter der Kunstgewerbebewegung wie Henry van de Velde Peter Behrens oder August Endell zeigte stand er der Berliner Secession anfangs noch skeptisch gegenuber Doch wurde Scheffler dann seit 1902 03 zu einem der leidenschaftlichsten Verteidiger des deutschen Impressionismus und seines Protagonisten Max Liebermann uber den er 1906 auch eine erfolgreiche Monographie vorlegte Daneben wandte sich Scheffler immer wieder kritisch gegen die modernefeindliche wilhelminische Kunstpolitik und polemisierte gegen die historistisch gepragte akademische Kunst die damals vor allem bei offentlichen Bauaufgaben und im Denkmalwesen den Ton angab 1906 veroffentlichte Scheffler mit dem Buch Der Deutsche und seine Kunst sein bis dahin kampferischstes Pladoyer fur den Impressionismus als massgeblicher Richtung der modernen Kunst mit dem er in mancherlei Hinsicht an Meier Graefes kurz zuvor erschienene Streitschrift Der Fall Bocklin anknupfte Wenig spater wurde er Chefredakteur der Monatszeitschrift Kunst und Kunstler die im Berliner Verlag von Bruno Cassirer erschien Den publizistischen Einfluss den Scheffler nunmehr gewann nutzte er um seine Anschauungen zu kunstlerischen und kulturellen Zeitfragen immer wieder offentlich zu untermauern Sein engagiertes Auftreten trug in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg massgeblich dazu bei die damals in Deutschland noch umstrittene Kunstrichtung des Impressionismus beim Publikum durchzusetzen Dabei wusste Scheffler um die polarisierende Wirkmacht der Kunstkritik die er viele Jahre lang auch in der Position eines leitenden Redakteurs bei der viel gelesenen Vossischen Zeitung einzusetzen verstand Fur die Kunst der Avantgarde brachte Scheffler in der folgenden Zeit wenig Verstandnis auf und stand ihr in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zunehmend kritisch gegenuber Abstrakte Kunst in jedweder Form lehnte er kategorisch ab Exemplarische Bedeutung besitzt in dieser Hinsicht die jahrelange publizistische Auseinandersetzung mit Ludwig Justi dem Direktor der Nationalgalerie Berlin und Begrunder der Neuen Abteilung im Kronprinzenpalais dieser Streit wurde als Berliner Museumskrieg bekannt Unter ebendiesem Titel veroffentlichte Scheffler 1921 auch eine separate Schrift in der er Justi uberaus polemisch angriff Justi zahlte es Scheffler mit gleicher Munze in seiner Entgegnung Habemus papam zuruck und beide nutzten in der Folge ihre jeweiligen Zeitschriften Justi gab Museum der Gegenwart heraus zur Propagierung ihrer Standpunkte Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde Schefflers Zeitschrift Kunst und Kunstler eingestellt Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs zog Scheffler sich nach Uberlingen am Bodensee zuruck Von dort aus hielt er zahlreiche Vortrage in der Schweiz 1944 wurdigte ihn die Universitat Zurich durch die Verleihung des Doktorgrades honoris causa 1948 verlieh ihm auch die Technische Hochschule Stuttgart die Ehrendoktorwurde Karl Scheffler zu Ehren gibt es in Hamburg eine Strasse namens Schefflerweg Er wurde auf dem Friedhof in Uberlingen neben seiner Frau Dody Scheffler 1873 1946 bestattet 1 Rezeption BearbeitenWahrend Scheffler als Publizist zur Zeit des Kaiserreichs massgeblichen Einfluss auf das Kunstgeschehen hatte und als einer der wichtigsten Befurworter der kunstlerischen Moderne in Deutschland gelten darf sind viele nachfolgende kunstkritische Schriften auch wegen ihres dezidiert nicht wissenschaftlichen Charakters ohne langfristige Wirkung geblieben Dazu trug auch bei dass Scheffler sich in den 1920er Jahren zuweilen ausserst ablehnend gegenuber der aktuellen Kunst der Avantgarde zeigte Allerdings darf nicht ubersehen werden dass seine Arbeit ein erheblich weiteres Feld absteckte So verzeichneten seine Essaybande Reiseberichte und autobiographischen Schriften von denen die meisten im Leipziger Insel Verlag und im S Fischer Verlag erschienen stets eine breite Leserschaft Auch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte er noch einmal zu kurzer Popularitat bevor er 1951 starb Schefflers Schriften werden im Zusammenhang mit der Geschichte der Berliner Sezession bis heute haufig zitiert Daneben gilt er als scharfsinniger und kritischer Beobachter der modernen Grossstadtentwicklung z B Die Architektur der Grossstadt 1913 Das wichtigste und bis heute ungebrochen rezipierte Werk ist in diesem Zusammenhang seine Polemik Berlin ein Stadtschicksal aus dem Jahr 1910 In dem Buch rechnet Scheffler nicht nur mit dem Wilhelminismus ab sondern interpretiert Berlin als traditions und stilloses Stadtgebilde dessen Charakteristik von einem grundlegenden Mangel an organisch gewachsener Struktur bestimmt wird Das Buch gipfelt in der beruhmt gewordenen Schlusssentenz Berlin aber will Liebe auch gar nicht von seinen Bewohnern Ist der Geist der Stadt nicht im tiefsten national so ist er doch auch nicht sentimental Wie mit einem Witzwort der Selbstironie hilft sich dieses hart determinierte Stadtindividuum uber die verborgene Tragik seines Daseins hinweg uber die Tragik eines Schicksals das Berlin dazu verdammt immerfort zu werden und niemals zu sein S 266f Unter dem Titel Berlin Wandlungen einer Stadt legte Scheffler 1931 noch einmal eine grundlegend neubearbeitete Fassung des Buches vor mit der er auch die jungsten Entwicklungen des Neuen Berlin berucksichtigte Bezugnehmend auf das beruhmte Zitat bedauerte Harry Nutt 2005 in der Frankfurter Rundschau dass das immense Gesamtwerk Karl Schefflers haufig auf einen einzelnen Satz reduziert werde An sein kritisches und kampferisches Ethos als Schriftsteller habe nach dem Zweiten Weltkrieg kaum jemand mehr angeknupft 2015 erschien im Suhrkamp Verlag eine Neuausgabe von Schefflers Berlin Buch mit einem Vorwort von Florian Illies Buchpublikationen Auswahl BearbeitenDer Deutsche und seine Kunst Eine notgedrungene Streitschrift 1906 Max Liebermann 1906 Moderne Baukunst 1907 Die Frau und die Kunst 1908 Paris 1908 2 Aufl 1925 Idealisten 1909 online Berlin Ein Stadtschicksal 1910 Neuausgabe bei Suhrkamp 2015 Kritischer Fuhrer durch die deutsche Nationalgalerie 1911 Henry van de Velde 1913 Italien Tagebuch einer Reise 1913 Die Architektur der Grossstadt 1913 Der Geist der Gotik 1917 Die Zukunft der deutschen Kunst 1918 Sittliche Diktatur Ein Aufruf an alle Deutschen Stuttgart Berlin 1920 Berliner Museumskrieg 1921 Deutsche Maler und Zeichner im neunzehnten Jahrhundert Insel Verlag Leipzig 1923 Der Junge Tobias 1927 Lebenserinnerungen mit autobiographischen Charakter in dritter Person erzahlt Berlin Wandlungen einer Stadt 1931 Die impressionistische Buchillustration in Deutschland 1931 Adolph Menzel Paul List Verlag Leipzig 1938 Deutsche Baumeister 1935 Lebensbild des Talents 1942 Die fetten und die mageren Jahre 1946 Autobiographie Neuausgabe bei Nimbus Wadenswil CH 2011 ISBN 978 3 907142 58 5 Verwandlungen des Barocks in der Kunst des neunzehnten Jahrhunderts 1947 Aufsatzsammlungen BearbeitenKarl Scheffler Stilmeierei oder neue Baukunst Ein Panorama Berliner Architektur Hrsg von Andreas Zeising Transit Verlag Berlin 2010 Karl Scheffler Essays Gedanken uber das Zweckfreie Horbuch CD Verlag Verena Franke Schorndorf 2009 Briefe BearbeitenBriefe einer Freundschaft Karl Scheffler Gerhard Gollwitzer 1933 1951 Hrsg von Ernst Braun Privatdruck Munchen 2002 Briefwechsel Gerhard Marcks und Karl Scheffler In Sinn und Form Heft 4 2007 S 534 556 Literatur BearbeitenKarl Scheffler Das Erlebnis der Farbe In Architektur und Kunst Band 32 1945 doi 10 5169 seals 25648 74 S 55 61 Michael Krejsa Anke Matelowski das Wort dem alle Muhe galt die Kunst Karl Scheffler 1869 1951 Akademie der Kunste Archiv Berlin 2006 Archiv Blatter Band 15 ISBN 3 88331 095 6 Sigrun Paas Kunst und Kunstler 1902 1933 Eine Zeitschrift in der Auseinandersetzung um den Impressionismus in Deutschland 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27 Februar 1869GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 25 Oktober 1951STERBEORT Uberlingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Scheffler Kunstkritiker amp oldid 236431208