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Ludwig Albert Ferdinand Justi 14 Marz 1876 in Marburg 1 19 Oktober 1957 in Potsdam war ein deutscher Kunsthistoriker und Museumsleiter von 1909 bis 1933 Direktor der Nationalgalerie Berlin sowie von 1946 bis zu seinem Tode Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin ab 1948 nur fur den Ostteil Besondere Bedeutung erwarb er sich durch den Aufbau des ersten Museums fur zeitgenossische Kunst im Kronprinzenpalais fur das er Werke bedeutender Kunstler vor allem des Expressionismus sammelte Ludwig Justi 1909 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Darstellung Justis in der bildenden Kunst 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenJusti entstammte einer bedeutenden hessischen Gelehrtenfamilie die seit zwei Jahrhunderten Kunstwissenschaftler hervorgebracht hatte Sein Onkel Carl Justi gehorte zu den bedeutendsten Kunstgelehrten seiner Zeit Ludwig Justi war ein Sohn des Marburger Orientalisten Ferdinand Justi und dessen Ehefrau Helene Schepp Er legte 1894 am Gymnasium Philippinum Marburg das Abitur ab und begann anschliessend ein Studium der Kunstgeschichte an der Universitat Bonn und der Universitat Berlin Er wurde im Juli 1898 mit der Arbeit Albrecht Durer und Jacopo de Barbari promoviert Anschliessend wurde er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an den Koniglichen Museen zu Berlin Er habilitierte sich bereits 1901 mit einer Arbeit uber Albrecht Durer und wurde 1902 Privatdozent bei Heinrich Wolfflin an der Berliner Universitat nbsp Ludwig Justi Gemalde von Fritz Rhein Ab 1903 lehrte er als ausserordentlicher Professor an der Universitat Halle 1904 wurde er zum Direktor des Stadelschen Kunstinstituts in Frankfurt am Main berufen In dieser Zeit erwarb er fur die Sammlung ein erstes Werk von Claude Monet sowie das Gemalde Die Blendung Simsons von Rembrandt van Rijns Sein Plan die Stadelsche Sammlung mit den Stadtischen Museen zu vereinigen stiess jedoch auf Ablehnung weshalb er schon 1905 wieder zurucktrat Ihm folgte ihm als Leiter des Stadelschen Kunstinstituts Georg Swarzenski wahrend Justi erster standiger Sekretar der Preussischen Akademie der Kunste in Berlin wurde Am 2 November 1909 wurde Justi als Nachfolger Hugo von Tschudis zum Direktor der Nationalgalerie Berlin ernannt Nach dem Ersten Weltkrieg Justi nahm von 1914 bis 1918 aktiv teil errichtete er die Neue Abteilung im Kronprinzenpalais welche die Nationalgalerie fur moderne Kunst erweiterte und als erste und bedeutendste Museumssammlung ihrer Art galt die den Schwerpunkt auf den Expressionismus legte Dafur erwarb er u a Werke von Vertretern der Kunstlergruppe Brucke Ernst Ludwig Kirchner Karl Schmidt Rottluff sowie von Emil Nolde Ernst Barlach Franz Marc Max Beckmann und Oskar Kokoschka In dieser Funktion war Justi in eine jahrelange publizistisch ausgetragene Auseinandersetzung um die Programmatik mit Karl Scheffler verwickelt die als Berliner Museumskrieg in die Kulturgeschichte der Weimarer Zeit einging Von 1930 bis 1933 gab er die Zeitschrift Museum der Gegenwart heraus die den Anspruch hatte das Sprachrohr fur alle zu sein die an modernen Museumskonzeptionen Ankaufen Museumsarchitektur und moderner Kunst im Allgemeinen interessiert waren Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er 1933 aus politischen Grunden abgesetzt Er lehnte die Fruhpensionierung ab und wurde zum Kurator degradiert in die Kunstbibliothek versetzt und 1941 pensioniert Publizistisch blieb er jedoch weiter tatig nbsp Grab von Ludwig Justi auf dem Bornstedter Friedhof in PotsdamNach dem Zweiten Weltkrieg versuchte er an die Tradition des Kronprinzenpalais anzuknupfen und war die treibende Kraft bei der Grundung einer Sammlung des 20 Jahrhunderts Der inzwischen 69 jahrige Justi wurde am 17 August 1946 vom damals noch Gesamt Berliner Magistrat unter Arthur Werner zum Generaldirektor der ehemals Staatlichen Museen zu Berlin ernannt 2 Er wollte zunachst die Lucken im Bereich des Expressionismus durch den Ankauf einiger Hauptwerke fullen 3 kollidierte damit aber mit Stromungen die die aktuelle Nachkriegskunst dokumentieren wollten Alle weiteren Bemuhungen sein Lebenswerk wieder neu aufzubauen waren aber mit der Spaltung des Magistrats im November 1948 und der Grundung der beiden deutschen Staaten 1949 obsolet Deshalb wurde die Galerie des 20 Jahrhunderts 1949 in West Berlin ein zweites Mal als stadtische Galerie gegrundet und musste ihren Bestand erneut aufbauen Sie ging 1968 in der Neuen Nationalgalerie auf Justi blieb nach der Spaltung der Staatlichen Museen bis zu seinem Tode 1957 Generaldirektor der im Ostteil Berlins vorhandenen Einrichtungen den spateren Staatlichen Museen zu Berlin Hauptstadt der DDR die insbesondere die auf der Museumsinsel konzentrierten Sammlungen umfassten Nach dem Rucktritt Paul Ortwin Raves 1950 war Justi zudem in Personalunion erneut Direktor der Nationalgalerie Am 24 Februar 1949 wurde Justi zum korrespondierenden Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften gewahlt und im selben Jahr deren ordentliches Mitglied Darstellung Justis in der bildenden Kunst BearbeitenPaul Wilhelm Prof Dr Dr Ludwig Justi Ol 96 68 cm 1957 4 Schriften BearbeitenDie Neuordnung der Gemalde Galerie im Stadelschen Kunstinstitut zu Frankfurt Main In Museumskunde 1 1905 Die Zukunft der National Galerie Berlin 1910 Der Ausbau der National Galerie Berlin 1913 Der Umbau in der National Galerie Berlin 1914 Offener Brief an Karl Scheffler In Zeitschrift fur bildende Kunst Beilage 54 30 1918 1919 Habemus Papam Bemerkungen zu Schefflers Bannbulle Berliner Museumskrieg Berlin 1921 Neue Kunst ein Fuhrer zu den Gemalden der sogenannten Expressionisten in der National Galerie Berlin 1921 Hans Thoma Hundert Gemalde aus deutschem Privatbesitz Berlin 1922 Verzeichnis der Schack Galerie Vorwort Munchen 1923 Von Corinth bis Klee Deutsche Malkunst im 19 und 20 Jh Ein Gang durch die National Galerie Berlin 1931 Von Runge bis Thoma Deutsche Malkunst im 19 und 20 Jh Ein Gang durch die National Galerie Berlin 1932 Kat Aus Wiedersehen mit Museumsgut Berlin 1946 Aufbau der Berliner Museen In Zeitschrift fur Kunst 1 1947 Nachruf auf Heinrich Wolfflin In Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften 1951 Meisterwerke der Dresdner Galerie ausgestellt in der National Galerie Anregungen zum genauen Betrachten Berlin 1955 Thomas W Gaehtgens Kurt Winkler Hrsg Werden Wirken Wissen Lebenserinnerungen aus funf Jahrzehnten Berlin 2000 ISBN 3 87584 865 9 Literatur BearbeitenPeter Betthausen Die Schule des Sehens Ludwig Justi und die Nationalgalerie Matthes amp Seitz Berlin 2010 ISBN 978 3 88221 688 2 Werner Heiland Justi Der Jeheimrat Ludwig Justi sein Erbe und seine Familie Lindenberg Kunstverlag Josef Fink 2020 ISBN 978 3 95976 242 7 Annegret Janda Jorn Grabowski Hrsg Kunst in Deutschland 1905 1937 Die verlorene Sammlung der Nationalgalerie im ehemaligen Kronprinzenpalais Dokumentation Mann Berlin 1992 ISBN 3 7861 1587 7 Bilderhefte der Staatlichen Museen zu Berlin Heft 70 72 Alexis Joachimides Die Museumsreformbewegung in Deutschland und die Entstehung des modernen Museums 1880 1940 Verlag der Kunst Dresden 2001 ISBN 90 5705 171 0 Ludwig Justi Der konservative Revolutionar In Henrike Junge Hrsg Avantgarde und Publikum Zur Rezeption avantgardistischer Kunst in Deutschland 1905 1933 Bohlau Koln u a 1992 ISBN 3 412 02792 8 S 173 185 Wolfgang Freiherr von Lohneysen Justi Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 706 f Digitalisat Lothar Mertens Lexikon der DDR Historiker Biographien und Bibliographien zu den Geschichtswissenschaftlern aus der Deutschen Demokratischen Republik Saur Munchen 2006 ISBN 3 598 11673 X S 324 Kurt Winkler Ludwig Justis Konzept des Gegenwartsmuseums zwischen Avantgarde und nationaler Reprasentation In Claudia Ruckert Sven Kuhrau Hrsg Der deutschen Kunst Nationalgalerie und Nationale Identitat 1876 1998 Verlag der Kunst Amsterdam u a 1998 ISBN 90 5705 093 5 S 61 81 Kurt Winkler Museum und Avantgarde Ludwig Justis Zeitschrift Museum der Gegenwart und die Musealisierung des Expressionismus Leske und Budrich Opladen 2002 ISBN 3 8100 3504 1 Berliner Schriften zur Museumskunde 17 Teilweise zugleich Berlin Freie Universitat Dissertation 1994 Die Zeitschrift Museum der Gegenwart 1930 1933 und die Musealisierung der Avantgarde Kurzbiografie zu Justi Ludwig In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ludwig Justi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ludwig Justi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Ludwig Justi im Catalogus Professorum Halensis Justi Ludwig Albert Hessische Biografie Stand 19 Marz 2023 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten siehe Hessisches Staatsarchiv Marburg HStAMR Best 915 Nr 5555 S 103 Digitalisat Timo Saalmann Kunstpolitik der Berliner Museen 1919 1959 Akademie Verlag Berlin 2014 S 253 Chronik Berlin 17 August 1946 auf landesarchiv berlin chronik abgerufen am 23 November 2014 SLUB Dresden Vierte deutsche Kunstausstellung Dresden 1958 Abgerufen am 17 September 2021 Direktoren des Stadelschen Kunstinstituts Carl Friedrich Wendelstadt 1817 1830 Philipp Veit 1830 1843 Johann David Passavant 1843 1861 Gerhard Malss 1861 1885 Georg Kohlbacher 1885 1889 Henry Thode 1889 1891 Heinrich Weizsacker 1891 1904 Ludwig Justi 1904 1906 Georg Swarzenski 1906 1938 Ernst Holzinger 1938 1972 Klaus Gallwitz 1974 1994 Herbert Beck 1994 2006 Max Hollein 2006 2016 Philipp Demandt seit 2016 Generaldirektoren der Koniglichen Staatlichen Museen zu Berlin Ignaz von Olfers 1839 1872 Guido von Usedom komm 1872 1879 Richard Schone 1880 1905 Wilhelm von Bode 1905 1927 Wilhelm Waetzoldt 1927 1934 Otto Kummel 1934 1945 Herbert Dreyer 1945 Ost Berlin Ludwig Justi 1946 1957 Gerhard Rudolf Meyer 1958 1976 Eberhard Bartke 1976 1983 Gunter Schade 1983 1991 West Berlin Ernst Heinrich Zimmermann 1950 1957 Leopold Reidemeister 1957 1964 Stephan Waetzoldt 1965 1983 Wolf Dieter Dube 1983 1991 Nach der Wiedervereinigung Wolf Dieter Dube 1991 1999 Peter Klaus Schuster 1999 2008 Michael Eissenhauer 2008 2022 Siehe auch Staatliche Museen zu Berlin Normdaten Person GND 118776533 lobid OGND AKS LCCN nr88000121 VIAF 32792721 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Justi LudwigALTERNATIVNAMEN Justi Ludwig Albert Ferdinand vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher KunsthistorikerGEBURTSDATUM 14 Marz 1876GEBURTSORT MarburgSTERBEDATUM 19 Oktober 1957STERBEORT Potsdam Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Justi amp oldid 239445220