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Die Neue Abteilung der Nationalgalerie Berlin im Kronprinzenpalais war die weltweit erste offentliche Sammlung moderner Kunst des 20 Jahrhunderts Sie wurde 1919 vom Direktor der Berliner Nationalgalerie Ludwig Justi gegrundet und bestand bis zur Machtubernahme der Nationalsozialisten Mit eingeschranktem Betrieb blieb sie bis zur Ausstellung Entartete Kunst 1937 bestehen Die Galerie im Kronprinzenpalais war vor allem als umfassendste Sammlung expressionistischer Kunst bekannt Kronprinzenpalais zwischen 1860 und 1890Inhaltsverzeichnis 1 Moderne Kunst in der Nationalgalerie Berlin bis 1919 2 Die Galerie im Kronprinzenpalais 1919 1933 2 1 Das Ausstellungskonzept der Galerie der Lebenden 2 2 Die Ausstrahlung des Kronprinzenpalais 2 3 Berliner Museumskrieg 3 Die Zeit des Nationalsozialismus 3 1 Entlassung Justis 3 2 Die kurze Ara Schardt 3 3 Rettungsversuche durch Eberhard Hanfstaengl 3 4 Entartete Kunst 3 5 Das Ende der Sammlung 4 Ausstellungen Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseModerne Kunst in der Nationalgalerie Berlin bis 1919 Bearbeiten nbsp Max Liebermann Schusterwerkstatt 1881 Bereits Ende des 19 Jahrhunderts hatte der damalige Direktor Hugo von Tschudi die Nationalgalerie der modernen und europaischen Kunst geoffnet und Bilder franzosischer Impressionisten erworben Mit dieser mutigen Eigenmachtigkeit war er in Konflikt mit Wilhelm II geraten der 1898 eine Kabinettsorder erliess nach der samtliche Neuankaufe und Schenkungen dem Kaiser vorzulegen und mit einer konservativen Kunstkommission unter der Leitung von Anton von Werner abzustimmen waren Der Streit um die Ausrichtung der Nationalgalerie schwelte ein ganzes Jahrzehnt bis Tschudi schliesslich entlassen wurde Sein Nachfolger wurde Ludwig Justi der schon unmittelbar nach seiner Ernennung 1909 in der Denkschrift Die Zukunft der Nationalgalerie die Notwendigkeit einer Aufteilung der Bestande auf das Stammhaus ein Museum der Kunst des 20 Jahrhunderts und eine Bildnisgalerie postulierte 1911 gelang es ihm die Landeskunstkommission aufzulosen und eine kleine Ankaufskommission nach seinen Vorstellungen einzusetzen Erste Schritte zur Modernisierung der Nationalgalerie setzten noch vor dem Ersten Weltkrieg ein Die Schlachtengemalde wurden an das Zeughaus abgegeben die Marinebilder an das neue Museum in Wilhelmshaven Wahrend des Krieges gelang es Justi mit Werken von Max Liebermann Lovis Corinth und Max Slevogt eine angemessene Sammlung der langst etablierten deutschen Impressionisten zusammenzustellen Die Galerie im Kronprinzenpalais 1919 1933 BearbeitenDas Ausstellungskonzept der Galerie der Lebenden Bearbeiten nbsp Die Ikone der Sammlung Franz Marc Der Turm der blauen Pferde 1913 14 Seit 1919 im Kronprinzenpalais 1937 beschlagnahmt heute verschollen Als nach dem Ersten Weltkrieg das Vetorecht des Kaisers entfiel hatte Justi freie Hand fur die ins Auge gefasste Sammlung zeitgenossischer Kunst Die finanzielle Not begunstigte paradoxerweise die programmatische Ausrichtung auf die aktuelle Kunst denn die bereits etablierten impressionistischen Gemalde waren nicht mehr bezahlbar Dadurch konzentrierte sich die Ankaufpolitik auf den eben aufkommenden Expressionismus fur den es auf dem Kunstmarkt noch wenig Interessenten gab Unmittelbar nach Kriegsende im Dezember 1918 erwarb Justi Werke von Karl Schmidt Rottluff Otto Mueller Max Pechstein Erich Heckel Ernst Barlach Oskar Kokoschka Franz Marc und Wilhelm Lehmbruck Die Ankaufe fuhrten zu einer Kontroverse mit der offiziellen Kommission zum Ankauf neuer Werke Der Erwerb von Oskar Kokoschkas Bild Die Freunde fuhrte zum Eklat in dessen Folge die Kommission sich aufloste Der Finanzmangel liess auch den von Justi gewunschten modernen Neubau nicht zu doch die freigewordenen Hohenzollernpalaste boten den notigen Raum So nahm das funktional umgestaltete Kronprinzenpalais Unter den Linden die neue Abteilung der Nationalgalerie auf Die in Bezug auf das ehemalige preussische Konigshaus ungeklarten Besitzverhaltnisse und die jeweils nur auf ein Jahr befristeten Nutzungsvertrage verhinderten zunachst vorgesehene Umbauten Erst 1927 ging das Kronprinzenpalais endgultig in den Besitz der Nationalgalerie uber Die finanziellen Moglichkeiten liessen bauliche Veranderungen jedoch kaum zu Die sehr einfache Ausstattung des dritten Stockwerkes bestand aus schlichten Papiertapeten und derben Holzdielen Die Gliederung der Wande bestand aus einem 30 cm breiten Farbsockel und einer einfachen funktionalen Hangeleiste Gerade diese puristische Raumgestaltung erwies sich fur das Ausstellungskonzept als gunstig wahrend die Raume in den unteren beiden Stockwerken die freie Entfaltung der Kunstwerke hemmte obwohl auch hier nach Moglichkeit die umfangreichen Holzeinbauten Spiegel und die uberladenen Kamine entfernt worden waren Die Abhangung der dort aus der Zeit der Hohenzollern vorhandenen Stofftapeten konnte erst nach 1927 erfolgen Die Eroffnung der neuen Galerie fand am 4 August 1919 statt Die Raume im Erdgeschoss wurden grosstenteils aus den alteren Bestanden bestuckt darunter Werke von Liebermann obwohl Justi eine allgemein bekannte personliche Feindschaft mit ihm verband Ein Saal war den franzosischen Impressionisten Edouard Manet Claude Monet Paul Cezanne Edgar Degas und Pierre Auguste Renoir gewidmet ein anderer der Berliner Secession Hinzu kamen Werke von Kunstlern wie Vincent van Gogh Edvard Munch Ferdinand Hodler Max Slevogt Aristide Maillol und anderen Das zweite Obergeschoss bildete das eigentliche Herzstuck mit den Expressionisten die Dresdner Brucke Kunstler Erich Heckel Ernst Ludwig Kirchner Otto Mueller Max Pechstein Emil Nolde und Karl Schmidt Rottluff die Maler Franz Marc und Christian Rohlfs der Bauhaus Kunstler Lyonel Feininger sowie Skulpturen von Ernst Barlach und Wilhelm Lehmbruck Aber auch Vincent van Gogh Paul Gauguin und Oskar Kokoschka franzosische Pointillisten und James Ensor spater kamen noch Werke von Edvard Munch Ferdinand Hodler und Aristide Maillol hinzu nbsp August Macke Madchen unter Baumen 1914 Seit 1928 in der Sammlung 1937 beschlagnahmt heute Munchen Staatsgalerie moderner Kunst Zu den Innovationen des Ausstellungskonzepts gehorte es einzelne Raume dem Œuvre eines Kunstlers oder einer Kunstlergruppe wie dem Blauen Reiter oder der Die Brucke zu widmen Einen solchen monographischen Saal bekamen Franz Marc zusammen mit Skulpturen und graphischen Arbeiten von Lehmbruck Emil Nolde Erich Heckel und 1933 Max Beckmann Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt Rottluff teilten sich einen Saal Nach Moglichkeit wurde auch ein Selbstportrat oder ein Portrat durch einen anderen Kunstler der gleichen Werkgruppe aufgenommen Ansonsten gab es keine chronologische oder systematische Gliederung Die Raume selbst waren schlicht ausgestattet ein breiter Farbsockel und eine funktionale Hangeleiste waren die einzigen architektonischen Elemente Unter einem simplen Papierstreifen mit dem Namen des Kunstlers wurden die Werke in freier Anordnung gruppiert Erich Heckels Ostender Madonna 1915 anlasslich einer Weihnachtsfeier fur Verwundete auf zwei Zeltbahnen gemalt wurde extra vor einem verhangten Fenster positioniert so dass sie durch die Turoffnungen aller funf Raume des Obergeschosses zu sehen war der Altar wurde 1945 durch Brand zerstort Einzelne Werke von Kandinsky Paul Klee Lyonel Feininger August Macke Max Pechstein Otto Mueller und Ernst Barlach komplettierten die Ausstellung Insgesamt hatte die Galerie im Kronprinzenpalais die beste und umfassendste Sammlung zeitgenossischer insbesondere expressionistischer Kunst uberhaupt Mit diesem weltweit einzigartigen standigen Ausstellungsraum fur die Kunst der Moderne kreierte Ludwig Justi den bis heute aktuellen Typ des Museums fur zeitgenossische Kunst und diente anderen Museen als Vorbild Ein anderes Novum halb aus konzeptionellen halb aus finanziellen Grunden war die Nutzung zahlreicher Leihgaben und die Ausrichtung von Wechselausstellungen Dadurch geriet auch die museale Inszenierung in standige Bewegung Kritiker bezeichneten die Galerie der Lebenden deshalb auch abfallig als Experimentiergalerie Die Ausstrahlung des Kronprinzenpalais Bearbeiten nbsp Lovis Corinth Ecce Homo 1925 Seit 1929 Teil der Sammlung 1937 in der Ausstellung Entartete Kunst 1939 in die Schweiz verkauft heute Kunstmuseum BaselTrotz beziehungsweise wegen all dieser Neuerungen hatte das Konzept des Kronprinzenpalais weltweite Ausstrahlung Die etwa vierzig deutschen Museen die moderne Kunst sammelten orientierten sich an seinem Konzept und 1929 diente es als Vorbild bei der Grundung des Museum of Modern Art in New York wahrend es im europaischen Ausland keine vergleichbare Einrichtung gab 1927 hatte Alfred Barr der legendare Grundungsdirektor des Museum of Modern Art MoMA in New York das Kronprinzen Palais besucht und war begeistert vom Konzept ein Museum ausschliesslich fur moderne Kunst einzurichten Von Beginn an erntete Justi aber auch von vielen Seiten Kritik fur seine Pionierarbeit Diese wurde teils kunsttheoretisch teils politisch begrundet Einerseits lehnte der impressionistische Maler Max Liebermann Prasident der Akademie der Kunste die expressionistische Malerei ab und wurde durch die Akademie und einflussreiche Zeitschriften und Zeitungen unterstutzt Liebermann blieb es vorbehalten noch vor den Nationalsozialisten die Maler Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde Erich Heckel Edvard Munch Lyonel Feininger und Vincent van Gogh als Existenzen jenseits der Zivilisation zu bezeichnen Andererseits war Justi den Anfeindungen konservativer und zunehmend volkisch nationalsozialistischer Gegner ausgesetzt Kritik kam aber auch von politisch linker Seite denn Justi hatte trotz seiner Fortschrittlichkeit und Einbeziehung des europaischen Auslands insgesamt eine national konservative Vorstellung von einer Fuhrungsrolle der deutschen Kultur Bei aller programmatischer Offnung verstand Justi die Nationalgalerie und damit auch das Kronprinzenpalais weiterhin als Selbstdarstellung der Kulturnation Deutschland Auch fur die offentliche Diskussion uber moderne Kunst nahmen das Museum und Justi eine Vorreiterrolle ein Von 1930 bis 1933 erhob die Zeitschrift Museum der Gegenwart den Anspruch das Sprachrohr fur alle zu sein die sich fur moderne Museumskonzeptionen Ankaufe Museumsarchitektur und moderne Kunst im Allgemeinen interessierten Auch Alfred Barr gehorte als korrespondierendes Mitglied dazu 1929 erfolgte die Grundung des Vereins der Freunde der National Galerie der in der Folge den Ankauf zahlreicher Gemalde ermoglichte darunter Werke von Picasso Braque und Juan Gris Berliner Museumskrieg Bearbeiten nbsp August Macke Portrait des Franz Marc 1910 Den erbittertsten Streit lieferten sich Justi und der Kunstkritiker Karl Scheffler Diese offentliche Auseinandersetzung ist unter dem Begriff Berliner Museumskrieg bekannt geworden Unter diesem Titel veroffentlichte Scheffler 1921 ein Buch in dem er Justi den er anfangs noch unterstutzt hatte hart und polemisch anging Wahrend Scheffler in der Museumskonzeption modernere Vorstellungen von der Autonomie von Bildern im Museum hatte er pladierte etwa fur weisse Wande als neutralen Hintergrund vertrat er inhaltlich die alteren Impressionisten gegenuber den Expressionisten denen Justis Hauptaugenmerk galt Justi zahlte es Scheffler mit gleicher Munze in der Schrift Habemus papam zuruck und beide nutzten in der Folge ihre jeweiligen Zeitschriften Museum der Gegenwart bzw die auflagenstarke Kunst und Kunstler die Scheffler bei Cassirer herausgab um ihren Krieg auszufechten Da dieser Kleinkrieg bis 1933 anhielt und die an der Moderne interessierte Offentlichkeit polarisierte verpassten beide Seiten sich gegenuber der gleichzeitig zunehmenden Kritik der volkischen Propaganda zu formieren Im April 1932 hatte Scheffler noch geschrieben Die Zeit wird dort im Kronprinzenpalais ohnehin einmal furchtbare Musterung halten 1 Gemeint war damit ein kunftiges Qualitatsurteil dem nicht viele Expressionisten standhalten wurden tragischerweise sollte er mit seiner Prophezeiung auf viel konkretere Weise recht behalten 1933 kam es zum gleichzeitigen Verbot von Museum der Gegenwart und Kunst und Kunstler Die Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenEntlassung Justis Bearbeiten nbsp Amedeo Modigliani Madchenkopf 1918 Seit 1932 im Kronprinzenpalais 1937 beschlagnahmt 1938 versteigert heute Schweizer Privatbesitz Liebermann und die franzosischen Impressionisten kamen im Januar 1933 zuruck in das Stammhaus der Nationalgalerie und wurden so programmatisch aus der Reihe der zeitgenossischen Kunst entfernt Dafur kamen Gemalde des Novecento Italiano also aus dem Umkreis der pro avantgardistischen Kunstpolitik des faschistischen Italien zur Sammlung darunter Bilder von Modigliani und Chirico Beide Massnahmen hatten heftige Kritik von politisch linker Seite zur Folge die Justi vorwarf den Expressionismus im volkischen Sinne zum Inbegriff deutscher Kunst umzudeuten und sich damit nationalsozialistischen Positionen anzudienen Diese Wahrnehmung ist mit Ausserungen Justis belegbar Inwieweit die Annaherung taktischen Uberlegungen entsprang ist schwer abzuschatzen Immerhin stand das Kronprinzenpalais im Zentrum der kulturpolitischen Diskussion und in Abhangigkeit zur Politik Gleichzeitig griffen der Volkische Beobachter die Deutsche Kulturwacht und andere nationalsozialistische Publikationen die Galerie als Inbegriff judischen Kulturbolschewismus immer heftiger an Bei der Wiedereroffnung der umstrukturierten Galerie besuchte zusammen mit dem italienischen Botschafter Cerruti auch erstmals der preussische Ministerprasident Hermann Goring das Kronprinzenpalais der seinen Unmut uber die ausgestellten Expressionisten kaum zu verbergen versuchte Am 15 Februar 1933 wurde die umgestaltete Sammlung unter grossem Publikumsinteresse eroffnet Das Kronprinzenpalais gehorte zu den meistbesuchten Museen Berlins Nach der Machtubernahme konzentrierten sich die Angriffe der gleichgeschalteten Presse dann auch sofort auf das Kronprinzenpalais Im Marz 1933 formulierten Museumsbeamte einen Protestbrief an den deutschen Kultusminister in dem sie fur Direktor Ludwig Justi eintraten dem von den Nationalsozialisten vorgeworfen wurde judischer Kunst und marxistischen Geschaften Vorschub zu leisten Zunachst gab es zu diesem Zeitpunkt aber auch den Versuch den Expressionismus insbesondere den der Brucke als Staatskunst durchzusetzen was sich Kultusminister Rust und Goebbels offenhielten Auch Justi hatte noch am 29 Juni 1933 an der Kundgebung gegen Kunstreaktion des nationalsozialistischen Studentenbundes teilgenommen und geglaubt dass ein Bundnis mit den Nazis zugunsten der avantgardistischen Kunst moglich sei Nur zwei Tage spater jedoch zum 1 Juli 1933 wurde er ohne Angabe von Grunden von seinem Amt entbunden und in die Kunstbibliothek zwangsversetzt Die kurze Ara Schardt Bearbeiten nbsp Hans von Marees Drachentoter 1880 Nach einer Umkonzeption 1933 ein Schwerpunkt im Kronprinzenpalais Als kommissarischer Nachfolger schien den zustandigen Stellen im preussischen Kultusministerium zunachst Alois Schardt geeignet der einerseits im Stadtischen Museum Moritzburg in Halle Saale als Nachfolger Max Sauerlandts eine der bedeutendsten Sammlungen moderner Kunst aufgebaut hatte und andererseits dort ein fuhrendes Mitglied im nationalsozialistischen Kampfbund fur deutsche Kultur war Er hatte sich schon fruh mit angeblichen rassischen Eigenarten in der Kunst beschaftigt und versuchte den nordischen Expressionismus im volkischen Sinne als Fortsetzung gotischer und romantischer deutscher Kunst zu verteidigen Schardt stand den Ideologien der Nationalsozialisten nahe erschien dabei im Wesentlichen aber unpolitisch und naiv uberzeugt Nachdem Kultusminister Rust eine erste Umhangung abgelehnt hatte versuchte Schardt die Angriffe durch Kompromisse in der Hangung zu entscharfen Das Untergeschoss uberliess man nun den Romantikern wie Caspar David Friedrich Blechen und Runge das Mittelgeschoss u a Marees und Feuerbach nur im Obergeschoss waren als Hohepunkt des deutschen Kunstwollens nach Schardt die Expressionisten ausgestellt Nolde Barlach Marc Kokoschka Lehmbruck die Brucke und der Blaue Reiter Alle ausgestellten Kunstler hatten einen Ariernachweis zu erbringen Unter den nichtdeutschen Kunstlern wurden die als germanisch geltenden Van Gogh und Munch herausgehoben Die Werke der Neuen Sachlichkeit kamen ins benachbarte Prinzessinnenpalais viele Expressionisten entfernte man aus der Schausammlung Trotz der Umkonzeption fand die Sammlung keine Zustimmung im Ministerium und Schardt wurde am 20 November 1933 entlassen nachdem ihm schon vorher ein Verbot erteilt worden war offentlich zu reden oder zu schreiben 1939 ging er schliesslich ins amerikanische Exil wo er am Marymount College in Los Angeles arbeitete Rettungsversuche durch Eberhard Hanfstaengl Bearbeiten nbsp Vincent van Gogh Der Garten Daubignys Seit 1929 im Kronprinzenpalais 1937 beschlagnahmt heute Hiroshima Museum of Art Im November 1933 wurde Eberhard Hanfstaengl zum Direktor der Nationalgalerie berufen Wieder wurde die Neue Abteilung entscharft um ihren Kritikern moglichst wenig Angriffsflache zu bieten Expressionistische Portrats wurden gegen Stillleben oder Landschaftsbilder derselben Kunstler ausgetauscht viele abstrakte Bilder wanderten zur Sicherheit gleich ins Magazin Die Werke der Pariser Schule Picasso Braque und andere gegen die heftig polemisiert worden war wurden aus der Sammlung entfernt Dennoch gab es eine weiterhin verheerende Reaktion der Presse Immerhin kaufte Hanfstaengl trotzdem weiter Bilder von Nolde Kirchner und Schmidt Rottluff hinzu 1935 kam es zu ersten Beschlagnahmungen Bis zu den Olympischen Spielen 1936 blieb die Sammlung offen und zog wahrend der Wettbewerbe mit einer Sonderausstellung Grosse Deutsche in Bildnissen ihrer Zeit Besuchermassen an von denen nicht wenige auch das Obergeschoss besuchten das die ganze Zeit uber zuganglich blieb Nach den Spielen folgte aber am 30 Oktober 1936 die vorlaufige Schliessung dieser Abteilung und nur noch interessierte Besucher erhielten Einlass zu diesem Teil der Sammlung Samuel Beckett etwa besuchte das rudimentare Kronprinzenpalais am 19 Dezember 1936 und notierte in sein Tagebuch Unspeakable Sittenausstellung und am 20 Januar 1937 Erdgeschoss Chirico Modigliani Madchen Kokoschka Feininger die Treppe hoch Sintenis Kollwitz und Corinth Im Februar 1935 hatte die Gestapo im Auktionshaus Max Perl Unter den Linden 64 Werke moderner Kunst beschlagnahmt darunter Bilder von Max Pechstein Otto Mueller und Karl Hofer Die Gestapo betraute Hanfstaengl mit der Aufgabe einen geringen Teil als kulturgeschichtlich bedeutend auszusondern den Rest jedoch zu vernichten Hanfstaengl rettete 5 Gemalde und 10 Zeichnungen der Rest musste unter Aufsicht am 20 Mai 1936 im Heizungskeller des Kronprinzen Palais verbrannt werden Entartete Kunst Bearbeiten nbsp Otto Mueller Zwei weibliche Akte 1935 beschlagnahmt und der Nationalgalerie zur Sekretierung ubergeben 1937 in der Ausstellung Entartete Kunst 1940 verkauft heute Museum Ludwig Koln Entsprechend seiner Bedeutung wurde das Kronprinzenpalais 1937 wie kein anderes Museum Opfer der Aktion Entartete Kunst Die Galerie wurde am 5 Juli ganz geschlossen und ein Erlass Goebbels verordnete die Auswahl der Werke der sogenannten Verfallskunst zum Zwecke einer Ausstellung Da Hanfstaengl sich weigerte mit der Kommission unter der Leitung von Adolf Ziegler zusammenzuarbeiten wurde er am 26 Juli 1937 beurlaubt Im Amt folgte ihm kommissarisch Paul Ortwin Rave der das Schinkel Museum leitete und mit Justi zusammengearbeitet hatte Insgesamt wurden fur die Aktion Entartete Kunst 164 Bilder 27 Skulpturen und 326 Zeichnungen aus der Nationalgalerie beschlagnahmt wovon in erster Linie das Kronprinzenpalais betroffen war Die Werke kehrten nach der Ausstellung Entartete Kunst nicht mehr zuruck sondern gelangten zum Verkauf ins Ausland Die Auktion beim Kunsthandler Fischer in Luzern brachte auf Grund der angebotenen Menge und des Vorbehalts vieler Sammler aus Nazi Deutschland Bilder zu erwerben fur viele Werke nur geringe Preise Bei dieser Aktion verlor die Nationalgalerie insgesamt 435 Werke Privat hatte zum Beispiel Goring an einigen Bildern nichts auszusetzen und liess fur sich etliche Werke beschlagnahmen unter anderem von van Gogh Munch und Marcs Turm der blauen Pferde Von den nicht verkauften entarteten Kunstwerken wurden am 20 Marz 1939 1004 Gemalde und 3824 Arbeiten aus Papier im Hof der Berliner Hauptfeuerwache im Rahmen einer Ubung verbrannt Das Ende der Sammlung Bearbeiten Mit Kriegsbeginn kam es zur Schliessung aller Hauser der Nationalgalerie und zur Auslagerung der Bilder zunachst in Keller spater in die Reichsbank und die Flakturme von denen der im Friedrichshain ausbrannte Schliesslich wurden die Kunstguter bei Verscharfung der Kriegshandlungen in die Salzbergwerke Mitteldeutschlands evakuiert Je nach der Besatzungsmacht die die Depots zuerst besetzte gelangten die Kunstwerke nach dem Krieg nach Wiesbaden Braunschweig Berlin oder in die Sowjetunion Verluste gab es aber auch durch Plunderungen durch die Bevolkerung oder durch Soldaten Insgesamt sind von 49 Werken die heutigen Standorte bekannt es handelt sich um andere Museen und um deutschen amerikanischen und griechischen Privatbesitz So war die in wenigen Jahren zu Weltruhm gekommene Sammlung in noch kurzerer Zeit vollstandig verloren Nach dem Krieg versuchten die Nationalgalerie deren Direktor jetzt wieder Ludwig Justi war und die in West Berlin neugegrundete stadtische Galerie des 20 Jahrhunderts die entstandenen Lucken wieder zu schliessen Die 1968 eroffnete Neue Nationalgalerie knupft ausdrucklich an die Tradition der Sammlung im Kronprinzenpalais an Ausstellungen Auswahl Bearbeiten1921 Ernst Ludwig Kirchner Ausstellung mit 50 Werken des Kunstlers 1922 Franz Marc Ausstellung im gesamten Obergeschoss 1923 Erste Retrospektive von Paul Klee Ausstellung Lovis Corinth zum 65 Geburtstag in zwei kompletten Geschossen Corinth bezeichnet das Kronprinzen Palais als einzig dastehend in der Welt 1924 Einzelausstellung Otto Dix Aquarelle und Zeichnungen 1927 Edvard Munch Retrospektive mit 244 Exponaten 1892 hatte eine Munch Ausstellung in Berlin so schockiert dass sie vorzeitig geschlossen werden musste Gegensatzliche Reaktionen hatten daraufhin zur Grundung der Berliner Sezession gefuhrt Mit der Retrospektive im Kronprinzen Palais erfahrt der 64 jahrige Munch eine spate Wiedergutmachung 1928 Van Gogh Ausstellung mit 143 Werken 1931 Retrospektive zum 60 Geburtstag von Lyonel Feininger 1932 Emil Nolde Ausstellung zum 65 Geburtstag des Kunstlers Literatur BearbeitenSven Kuhrau Claudia Ruckert Hrsg Der deutschen Kunst Die Berliner Nationalgalerie und nationale Identitat 1876 1997 1998 ISBN 90 5705 093 5 Alfred Hentzen Die Berliner National Galerie im Bildersturm Koln Berlin 1971 ISBN 3 7745 0254 zuvor veroffentlicht unter dem Titel Das Ende der Neuen Abteilung der National Galerie in Jahrbuch Preussischer Kulturbesitz VIII 1970 S 24 89 Alexis Joachimides Die Museumsreformbewegung in Deutschland und die Entstehung des modernen Museums 1880 1940 Dresden 2001 ISBN 90 5705 171 0 Ludwig Justi Werden Wirken Wissen Lebenserinnerungen aus funf Jahrzehnten Hrsg v Thomas W Gaehtgens und Kurt Winkler Berlin 2000 ISBN 3 87584 865 9 Kunst in Deutschland 1905 1937 Die verlorene Sammlung der Nationalgalerie im ehemaligen Kronprinzenpalais Dokumentation ausgewahlt und zusammengestellt von Annegret Janda und Jorn Grabowski Bilderhefte der Staatlichen Museen zu Berlin Heft 70 72 Berlin 1992 Peter Klaus Schuster Hrsg Die Nationalgalerie Koln 2001 ISBN 3 8321 7004 9 Kurt Winkler Ludwig Justi Der konservative Revolutionar In Avantgarde und Publikum Zur Rezeption avantgardistischer Kunst in Deutschland 1905 1933 Hrsg v Henrike Junge Koln Weimar Wien 1992 ISBN 3 412 02792 8 S 173 185 Kurt Winkler Die Zeitschrift Museum der Gegenwart 1930 1933 und die Musealisierung der Avantgarde Museum und Gegenwartskunst am Ende der Weimarer Republik Phil Diss Freie Universitat Berlin 1993 ISBN 3 8100 3504 1 Kurt Winkler Ludwig Justis Konzept des Gegenwartsmuseums zwischen Avantgarde und nationaler Reprasentation In Der deutschen Kunst Nationalgalerie und Nationale Identitat 1876 1998 Hg von Claudia Ruckert und Sven Kuhrau Amsterdam 1998 ISBN 90 5705 093 5 S 61 81 Kurt Winkler Museum und Avantgarde Ludwig Justis Zeitschrift Museum der Gegenwart und die Musealisierung des Expressionismus Opladen 2002 ISBN 3 8100 3504 1 Weblinks BearbeitenDie Galerie der Lebenden mit Abbildungen Ludwig Justi und Entartete KunstEinzelnachweise Bearbeiten Bilder Chronik In Kunst und Kunstler April 1932 Zitiert nach Annegret Janda Jorn Grabowski Kunst in Deutschland 1905 1937 S 19 52 517222222222 13 396944444444 Koordinaten 52 31 2 N 13 23 49 O nbsp Dieser Artikel wurde am 29 April 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neue Abteilung der Nationalgalerie Berlin im Kronprinzenpalais amp oldid 229303507