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Alois Jakob Schardt 28 Dezember 1889 in Frickhofen Kreis Limburg 24 Dezember 1955 in Los Alamos New Mexico war ein deutscher Kunsthistoriker und Museumsleiter der sich insbesondere mit der Kunst des Expressionismus befasste und diese forderte Er war von 1926 bis 1936 Direktor des Stadtischen Museums Moritzburg in Halle Saale wo er die Sammlung moderner Kunst erheblich erweiterte Von Juli bis November 1933 leitete er kommissarisch die Berliner Nationalgalerie wo er die Ausstellung der Neuen Abteilung im Kronprinzenpalais umgestaltete Schardt geriet aber obwohl selbst NSDAP Mitglied in Konflikt mit der nationalsozialistischen Kunstpolitik und emigrierte 1939 in die USA Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAlois Schardt war Sohn eines Landwirts Er leistete nach dem Abitur zunachst einen einjahrigen freiwilligen Militardienst und studierte anschliessend von 1911 bis 1914 in Marburg Munster Berlin und Wurzburg Philosophie Germanistik Kunstgeschichte und Archaologie Nachdem er im Ersten Weltkrieg nach der Marneschlacht einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte war er von 1914 bis 1916 Reserveoffizier und wurde schliesslich als dienstuntauglich entlassen Am 7 Juli 1916 heiratete er die Schauspielerin Mary Dietrich in Berlin 1917 wurde er in Wurzburg zum Dr phil promoviert Nach dem Krieg war er bis 1920 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der agyptischen Abteilung der Staatlichen Museen Berlin dann kurze Zeit am Kaiser Friedrich Museum Berlin und von 1920 bis 1923 in derselben Funktion an der Nationalgalerie Berlin Noch 1923 zog er mit seiner damaligen Frau nach Hellerau bei Dresden um die Leitung der reformpadagogischen Neuen Schule Hellerau zu ubernehmen Wahrend seiner Zeit in Hellerau erarbeitete Schardt eine Ausstellung expressionistischer Kunst die er im Sommer 1925 begleitet von selbst gehaltenen kunsthistorischen Vortragen im Festspielhaus Hellerau prasentierte Die Neue Schule Hellerau musste aufgrund der schlechten allgemeinen Wirtschaftslage 1925 schliessen 1 1926 wurde er als Nachfolger Max Sauerlandts Direktor des Stadtischen Museums fur Kunst und Kunstgewerbe auf der Moritzburg in Halle Saale wo er eine der bedeutendsten Sammlungen moderner Kunst aufbaute 1930 ernannte ihn die Universitat Halle zum Honorarprofessor fur Museumskunde und Kunstgeschichte Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Ludwig Justi im Juli 1933 als Direktor der Berliner Nationalgalerie entlassen und Schardt als Nachfolger zum Direktor der Neuen Abteilung im Kronprinzenpalais ernannt Er schien den zustandigen Stellen im preussischen Kultusministerium fur diesen Posten zunachst geeignet da er einerseits ein ausgewiesener Kenner des Expressionismus und andererseits in Halle nicht nur ein fuhrendes Mitglied im nationalsozialistischen Kampfbund fur deutsche Kultur sondern auch seit Mai 1933 der NSDAP beigetreten war Mitgliedsnummer 3 492 038 2 Zwischen den Bemuhungen den Expressionismus insbesondere den der Brucke zur Staatskunst durchzusetzen und den heftigen Angriffen der volkischen Propaganda gegen die moderne Kunst sollte er eine Vermittlerrolle einnehmen Schardt hatte sich schon fruh mit rassischen Eigenarten in der Kunst beschaftigt und versuchte den nordischen Expressionismus im volkischen Sinne als Fortsetzung gotischer und romantischer deutscher Kunst zu verteidigen Er stand damit den Ideologen der Nationalsozialisten nahe erschien aber im Wesentlichen unpolitisch und naiv uberzeugt Schardt versuchte die Angriffsflache im Kronprinzenpalais durch Kompromisse in der Hangung zu verringern hatte aber letztlich keinen Erfolg Nachdem eine erste Umhangung von Kultusminister Rust abgelehnt worden war wurde jetzt das Untergeschoss den Romantikern wie Caspar David Friedrich Blechen und Runge das Mittelgeschoss Marees Feuerbach u a uberlassen und nur im Obergeschoss waren als Hohepunkt des deutschen Kunstwollens nach Schardt die Expressionisten ausgestellt Emil Nolde Ernst Barlach Franz Marc Oskar Kokoschka Wilhelm Lehmbruck die Brucke und Der Blaue Reiter Alle ausgestellten Kunstler hatten einen sog Ariernachweis zu erbringen Die Werke der Neuen Sachlichkeit wurden ins Prinzessinnenpalais ausgelagert viele Expressionisten aus der Schausammlung entfernt Trotz der Umkonzeption wurde Schardt schon am 20 November 1933 entlassen nachdem ihm bereits vorher ein Verbot offentlich zu reden oder zu schreiben erteilt worden war 1934 ging er wieder nach Halle und arbeitete an einer Monographie uber Franz Marc die mit Marcs erstem Werkverzeichnis ausgestattet war das er zusammen mit seiner Frau und Marcs Witwe Maria Marc verfasste und noch 1936 in Berlin herausbrachte Es enthalt 224 Olgemalde 374 Bilder in Tempera Aquarell und Mischtechnik 129 Zeichnungen 45 Zeichnungen und Aquarelle auf Postkarten 32 Skizzenbucher 17 Lithographien 21 Holzschnitte 10 Plastiken 41 kunstgewerbliche Arbeiten und 3 Kopien 3 Nach einer Eroffnungsrede zu einer Marc Gedachtnis Ausstellung in der Berliner Galerie Nierendorf wurde er 1936 verhaftet und bat anschliessend um die Versetzung in den Ruhestand 1937 wurde ihm auch die Lehrerlaubnis entzogen und er war bis 1939 nur noch schriftstellerisch tatig Als er im selben Jahr mit der Familie nach Los Angeles reiste um dort eine nie eroffnete Propagandaausstellung vorzubereiten kehrte er nicht mehr nach Deutschland zuruck und arbeitete zunachst als Sprachlehrer Kulissenbauer und Vortragsredner 1946 wurde er Direktor des Art Department der Olive Hill Foundation und lehrte am Marymount College der University of Southern California Schriften Auswahl BearbeitenDer menschliche Ponderationstypus seine Bedeutung fur die Kunst insbesondere fur die agyptische und griechische Plastik 1922 Wurzburg Univ Diss 1917 Das Email als kunstlerisches Ausdrucksmittel Verlag Kreis der Stadte Halle Saale 1932 Schriftenreihe des Verbandes zur Forderung der Museumsinteressen in der Provinz Sachsen und im Freistaat Anhalt e V 2 Das hallische Stadtbild seine kunstlerische Wiedergabe in Vergangenheit und Gegenwart Gebauer Schwetschke Halle Saale 1932 Der Rote Turm 12 Wesensmerkmale der deutschen bildenden Kunst Halle 1933 Franz Marc Rembrandt Verlag Berlin 1936 Die Zeichner des Volks 11 Werkverzeichnis S 161 175 Das Initial Phantasie und Buchstabenmalerei des fruhen Mittelalters Rembrandt Verlag Berlin 1938 Kunstbucher des Volkes 25 Online Die Kunst des Mittelalters in Deutschland Rembrandt Verlag Berlin 1943 doi 10 14463 KXP 1669392732 Literatur BearbeitenRuth Heftrig Olaf Peters Ulrich Rehm Hrsg Alois J Schardt Ein Kunsthistoriker zwischen Weimarer Republik Drittem Reich und Exil in Amerika Schriften zur modernen Kunsthistoriographie Band 4 Akademie Berlin 2013 ISBN 978 3 05 005559 6 Andreas Huneke Schardt Alois In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 565 f Digitalisat Ulrike Wendland Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler Teil 2 L Z Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11339 0 S 599 601 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Alois Schardt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Alois Schardt im Catalogus Professorum HalensisEinzelnachweise Bearbeiten Klaus Peter Arnold Vom Sofakissen zum Stadtebau Die Geschichte der Deutschen Werkstatten und der Gartenstadt Hellerau Verlag der Kunst Dresden Basel 1993 Seite 360 ff Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 515 Alois J Schardt Franz Marc Berlin 1936 S 161 175 Normdaten Person GND 117106194 lobid OGND AKS LCCN no2007137731 VIAF 17990883 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schardt AloisALTERNATIVNAMEN Schardt Alois Jakob vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher KunsthistorikerGEBURTSDATUM 28 Dezember 1889GEBURTSORT FrickhofenSTERBEDATUM 24 Dezember 1955STERBEORT Los Alamos New Mexico Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alois Schardt Kunsthistoriker amp oldid 239257734