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Das Juleum auch Juleum Novum ist ein mehrgeschossiges Horsaal und Bibliotheksgebaude der ehemaligen Universitat in der niedersachsischen Kreisstadt Helmstedt in Deutschland Das Bauwerk wurde zwischen 1592 und 1612 im Baustil der Weserrenaissance errichtet und zahlt zu den bedeutendsten Profanbauten dieser Epoche in Norddeutschland Juleum Novum in Helmstedt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenMit der Grundung der welfischen Universitat durch Herzog Julius in Helmstedt im Jahr 1576 wurde auch sehr bald die Notwendigkeit der Errichtung eines reprasentativen Haupt und Horsaalgebaudes deutlich Die Vorlesungen fanden bis zu dieser Zeit uberwiegend in den Wohnhausern der Professoren statt Steigende Studentenzahlen und das Geltungsstreben des Herzogs und der Universitatsleitung fuhrten in der Folgezeit zu ersten Planungen fur einen palastahnlichen Bau Mit der Ausfuhrung beauftragte Herzog Heinrich Julius im Oktober 1592 den herzoglichen Baumeister Paul Francke der bereits die beiden Collegiengebaude der Universitat als Flugelbauten errichtet hatte Die Planungen sahen ein grosses Auditorium maximum der Theologen und Philosophen im Erdgeschoss vor in dem auch die Feierlichkeiten der Universitat stattfanden sollten und zwei separate Horsale fur die Juristen und Mediziner im Obergeschoss Im Kellergeschoss wurde ein Weinkeller mit zwei beheizbaren Schankraumen konzipiert Kritikern soll Herzog Heinrich Julius entgegnet haben dass die Studenten lernen sollten Bacchus mit Fussen zu treten nbsp Juleum und Collegienflugel im 17 JahrhundertEin Jahr spater erfolgte der Baubeginn auf dem stadtischen Besitz des Klosters Mariental in Helmstedt dem Grauen Hof Als funktionale und bautypologische Vorbilder der Anlage dienten u a die Gebaude der Universitat Altdorf sowie das New College in Oxford Die Steinmetzarbeiten und die Erstellung des umfangreichen Figurenschmuckes fuhrte Jacob Meyerheine aus Im Jahr 1597 konnten die wesentlichen Bauarbeiten mit der Eindeckung des Gebaudes abgeschlossen werden Die offizielle Einweihung des Bauwerkes erfolgte allerdings erst am 15 Oktober 1612 exakt 20 Jahre nach Bauvergabe in Abwesenheit des in Prag weilenden Herzogs der es zum Andenken an seinen Vater und Universitatsgrunder Juleum nannte Wesentliche Umbauarbeiten wurden im Jahr 1715 nach Sturmschaden am Treppenturm sowie 1765 durch Zusammenlegung des juristischen und des medizinischen Vorlesungsraumes zu einem grossen Bibliothekssaal im Obergeschoss vorgenommen Nach Schliessung des Universitatsbetriebes im Jahr 1810 wurde das Juleum noch sporadisch von ortlichen Schulen genutzt Der zunehmende Verfall machte Sanierungen notwendig Die umfangreichsten Restaurierungs und Umbauarbeiten fanden zwischen 1966 und 1971 statt bei denen auch der neue Eingangsbereich auf der Sudseite geschaffen wurde Der Keller wurde zum heutigen Kreis und Universitatsmuseum umgestaltet und im Erdgeschoss wurde eine grosse Aula fur Festveranstaltungen und wissenschaftliche Vortrage geschaffen Hier finden auch alljahrlich im Herbst die Helmstedter Universitatstage statt Der Bibliothekssaal beherbergt bis heute die Reste der ehemaligen Universitatsbibliothek mit derzeit noch ca 35 000 Banden Die ubrigen Bucher befinden sich in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbuttel nbsp Treppenturm mit herzoglichem Wappen nbsp Hauptportal nbsp Auditorium maximum nbsp Westgiebel und Sudfront nbsp Luftaufnahme von Suden ausBaubeschreibung BearbeitenDer als Aula und Horsaalgebaude errichtete Bau ist 40 Meter lang und 17 Meter breit und hat auf der Sudseite einen 56 Meter hohen achteckigen Treppenturm der oben eine Galerie tragt Das Ober und das Dachgeschoss sind nur uber diesen vorgestellten Turm zuganglich nbsp Portalschmuck mit UniversitatswappenDas Hauptportal an der sudlichen Gebaudeseite befindet sich direkt neben dem Turm und ist mit funf Figuren der sieben freien Kunste Septem artes liberales geschmuckt Astronomie mit Himmelskugel Portalspitze Grammatik mit Griffel und Tafel zweite Reihe links Arithmetik mit Tafel und Zahlen zweite Reihe rechts Musik mit Laute untere Reihe links und Geometrie mit Zirkel und Rolle untere Reihe rechts Es fehlen die Figuren Rhetorik und Dialektik die wahrscheinlich fruher links und rechts neben der Tur in den Muschelnischen standen Die Statuen symbolisieren die philosophische Fakultat Ebenfalls uber dem Portal ist das Universitatswappen angebracht das die biblische Figur Simson darstellt wie sie aus einem toten Lowen Honig entnimmt Buch der Richter 14 14 vom Starken kommt Susses haufige Deutung Wer die Starke der Wissenschaft Lowe besitzt gewinnt den Reichtum der Erkenntnis Honig Das Turmportal fuhrt zur Wendeltreppe im Turm Das Wappen des Herzogs Heinrich Julius oberhalb der Tur weist ein zwolffeldriges Schild sowie funf Helme auf Uber den Helmen befindet sich das Braunschweiger Ross an der Wolfenbutteler Saule Das obere Gesims schliesst mit drei gepanzerten Knaben ab die Schilde tragen Die Horsale sind durch allegorische Figuren auf den Giebeln gekennzeichnet Auf der ostlichen Seite steht die Gestalt der Gerechtigkeit mit Waage und Schwert Justitia juristische Fakultat der Westgiebel wird verziert durch eine Figur mit Schlangenstab und Kelch medizinische Fakultat Die Sudfront des Juleums zeigt zwei mit Kriegerfiguren reichverzierte Zwerchhauser Auf ihren Spitzen befinden sich links eine Figur mit Kreuz und Buch theologische Fakultat und auf der rechten Seite eine Skulptur mit einer Taube philosophische Fakultat An der Nordseite des Gebaudes befinden sich drei Zwerchhauser deren Giebel jedoch ohne Figuren sind Oberhalb der Fenster des Erdgeschosses finden sich rund um das Gebaude in den Fenstersturzen verschiedene Figurenbusten Die drei Busten der Sudseite sind ein Burgerhauptmann mit Helm ein Ratsherr mit Halskrause und die sogenannte Hohenbuhlsche uber dem heutigen Haupteingang eine unbekleidete Frau mit einer Halskette Am Ostgiebel sind die Busten eines Mohren sowie eines Kriegers am Westgiebel Till Eulenspiegel und eine Frau mit Kopftuch zu finden Die Nordseite wird von verschiedenen Mannerbusten verziert Das KellergeschossAn der ostlichen Seite liegen zwei ehemalige Trinkstuben Der nordliche Schankraum war fruher uber das mit einem Vorbau versehene Nordportal zu erreichen Diese Stube ist mit Kreuzgewolbe und Kamin ausgestattet Die andere Trinkstube ist mit einer Flachdecke versehen und war wahrend der Universitatszeit durch eine Wendeltreppe aus dem alten Bibliotheksraum im Erdgeschoss erreichbar Nach Westen schliesst sich der ehemalige Weinkeller an in dem sich heute die Museumsraume befinden Das ErdgeschossDie Aula ist 28 Meter lang und 13 5 Meter breit Wegen der Belastung durch das Obergeschoss ist sie auf ihrer Lange mit drei Pfeilern versehen Die Deckenkonstruktion wird durch sichtbare Holzbalken Kassettendecke getragen Zu Universitatszeiten hatte die unbeheizbare Aula einen aus Sandsteinplatten bestehenden Fussboden Erst Ende des 19 Jahrhunderts wurden Dielen verlegt Der heutige ostliche Vorraum Garderobenraum ist durch den nach der Restaurierung angelegten Eingangsbereich zu erreichen und beherbergte bis ins 18 Jahrhundert die Universitatsbibliothek nbsp Bibliothekssaal im ObergeschossDas ObergeschossHier befanden sich ursprunglich zwei quadratische Horsale 14 30 Meter mal 14 30 Meter im Westen fur die Mediziner und im Osten fur die Juristen In der Mitte zwischen den Vorlesungsraumen lag ein Vestibul das zeitweise auch als Disputierkammer diente Um 1765 liess Herzog Karl I diese Raume zum Bibliothekssaal vereinigen und verlagerte den Bucherbestand vom Erdgeschoss in das Obergeschoss An diese durchgefuhrten Umbauten erinnert noch das aus zwei verschlungenen C bestehende und in Stuck ausgefuhrte Monogramm des Herzogs mit der daruber befindlichen Krone an der Saaldecke Sowohl an den Wanden als auch in ca 75 cm Abstand von ihnen wurden 3 5 Meter hohe Bucherregale eingebaut so dass sich zwischen ihnen ein Gang um den ganzen Saal ergab Im Mittelbereich befanden sich mehrere Reihen Stehpulte Um die Tragfahigkeit zu erhohen wurden wahrend der Restaurierung im 20 Jahrhundert Eisentrager in den Boden eingelassen Dadurch wurde der Fussboden des Bibliothekssaales um 50 cm erhoht Das DachgeschossDer Dachboden ist durch einen kunstlerisch gestalteten Sandsteinrundbogen erreichbar Seine stutzenlose Decke ist im Dachstuhl aufgehangt Dabei wird das Gewicht durch besondere Balkenkonstruktionen derart verlagert dass es vollig auf den Aussenmauern ruht Mit der Renovierung in den 1960er Jahren erhielt das Bauwerk auch sein derzeitiges Erscheinungsbild Da die ursprungliche Farbe des Gebaudes nicht mehr bekannt war entschied sich der Denkmalschutz nach dem Vergleich mit anderen zeitgenossischen Bauten fur das gegenwartige markante Rot Siehe auch BearbeitenUniversitat Helmstedt Ehemalige Universitatsbibliothek HelmstedtLiteratur BearbeitenHarmen Thies Das Juleum Novum Paul Francke Beitrage zur Geschichte des Landkreises und der ehemaligen Universitat Helmstedt Heft 9 1997 ISBN 3 937733 08 6 Rolf Volkmann Das Juleum in Helmstedt Grosse Baudenkmaler Heft 433 Munchen Berlin 1992 Sabine Ahrens Academia Julia Die Universitat Helmstedt 1576 1810 Veroffentlichung der Kreismuseen Helmstedt Band 4 Wolfenbuttel 2000 ISBN 3 937733 74 4 Ernst Andreas Friedrich Das Juleum in Helmstedt in Wenn Steine reden konnten Band III Landbuch Verlag Hannover 1995 ISBN 3 7842 0515 1 S 189 171 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Juleum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Juleum Juleum Novum Universitat Helmstedt im Denkmalatlas Niedersachsen Stadt Helmstedt Juleum Universitat Helmstedt bei Welt der Wappen Schwerpunkt auf Heraldik Juleum52 229305555556 11 008644444444 Koordinaten 52 13 45 5 N 11 0 31 1 O Normdaten Geografikum GND 4314495 0 lobid OGND AKS VIAF 19145424491986830590 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Juleum amp oldid 234363379