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4 7911111111111 2 1338888888889 Koordinaten 4 47 N 2 8 WGross Friedrichsburg Gross Friedrichsburg war eine von 1683 bis 1717 bestehende kurbrandenburgische Kolonie in Westafrika Sie bestand aus mehreren durch Befestigungen geschutzten Niederlassungen an einem rund 30 Kilometer langen Kustenstreifen am Kap der drei Spitzen Cabo tres Puntas Cape Three Points im heutigen Princes Town in Ghana Inhaltsverzeichnis 1 Geostrategische Situation Westafrikas 2 Maritime Ausgangssituation Brandenburg Preussens 3 Geschichte 3 1 Erste Handelsexpedition nach Westafrika Vertragsunterzeichnung 1680 1681 3 2 Grundung der Brandenburgisch Afrikanischen Compagnie 1682 3 3 Erneute Expedition und Grundung des Forts Gross Friedrichsburg 1682 1683 3 4 Grundung weiterer Niederlassungen 1683 1695 3 5 Allmahlicher Niedergang und Verfall der Kolonie 1695 1717 3 6 Verkauf und Ende der brandenburgischen Kolonie 1717 1724 3 7 Spuren der Kolonie nach 1724 4 Die Befestigungen 5 Liste der Kommandanten von Gross Friedrichsburg 6 Siehe auch 7 Quellen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeostrategische Situation Westafrikas BearbeitenBereits Ende des 15 Jahrhunderts begannen portugiesische Krafte in Westafrika Stutzpunkte zu errichten Um 1680 existierten in Westafrika neben den portugiesischen auch niederlandische britische schwedische und danische Niederlassungen Dabei kam es unter den europaischen Nachbarn immer wieder zu militarischen Konflikten in deren Folge die Stutzpunkte die Besitzer wechselten Eigentliche Ziele der Europaer in Westafrika waren der Erwerb von Gold Elfenbein Pfeffer und Sklaven Sie waren an dem Dreieckshandel Afrika Mittelamerika Europa interessiert Auf Basis dieses Handels erhielten verschiedene Kustengebiete in Westafrika von Seiten der Europaer entsprechende Namen von denen der Staat Elfenbeinkuste noch heute seine Staatsbezeichnung ableitet Maritime Ausgangssituation Brandenburg Preussens Bearbeiten nbsp Der brandenburgisch preussische Staat mit seinen Kolonien an der Goldkuste oben links Noch 1675 bei Ausbruch des Schwedisch Brandenburgischen Krieges verfugte Brandenburg praktisch uber keine hochseetaugliche Kriegsflotte Erst als sich der Niederlander Benjamin Raule den Brandenburgern 1675 anbot anderte sich diese Situation Die Brandenburger charterten daraufhin mehrere Fregatten Raules mit denen es gelang 21 Schiffe der Schweden zu kapern Diese Kaperungen trugen zum Sieg Brandenburg Preussens uber die Schweden bei Noch 1676 bekam Raule den Auftrag die kurbrandenburgische Marine weiter aufzubauen Diese neue Marine bereits 502 Geschutze stark nahm erfolgreich gegen Schweden an den Belagerungen von Stettin 1677 von Stralsund 1678 und an der Eroberung Rugens 1678 teil In Pillau dem befestigten Vorhafen von Konigsberg wurden ab 1680 die brandenburgischen Fregatten gefertigt Die uberraschenden Erfolge welche die brandenburgische Flotte erfochten hatte ermutigten den Kurfursten zu kuhneren Unternehmungen Der Kurfurst der wahrend seines Studiums in Leiden Niederlande gesehen hatte was Uberseehandel einem kleinen Land einbringen kann begann alle Ressourcen fur seine uberseeischen Plane den Aufbau eines Kolonialreiches zu forcieren Seefahrt und Handlung sind die furnehmsten Saulen eines Estats wodurch die Unterthanen beides zu Wasser als auch durch die Manufakturen zu Lande ihre Nahrung und Unterhalt erlangen Friedrich Wilhelm Zitat aus einem kurfurstlichen Edikt vom 1 Januar 1686 1 Zu Beginn der ersten uberseeischen Unternehmungen Brandenburg Preussens im Jahre 1680 verfugte die kurbrandenburgische Marine uber 28 Schiffe Die hollandische Flotte die die grosste Flotte der damaligen Zeit war verfugte uber 16 000 Schiffe Somit stellte die brandenburgische Marine keine Konkurrenz fur die etablierten Seefahrernationen dar Trotz dieser Klassenunterschiede hegten die anderen Seefahrernationen Neid und Besorgnis uber die Ambitionen des brandenburgischen Kurfursten Insbesondere Holland blickte misstrauisch auf die junge Seemacht ebenso Frankreich das dem Kurfursten Friedrich Wilhelm seine Erfolge missgonnte und der Habsburger Kaiser Leopold I der erklarte dass er nicht wolle dass an der Ostsee eine neue Seemacht entstehe Geschichte BearbeitenErste Handelsexpedition nach Westafrika Vertragsunterzeichnung 1680 1681 Bearbeiten Am 2 August 1679 legte der ehemalige Kaperkapitan und spatere brandenburgische Marine Generaldirektor Benjamin Raule dem Kurfursten einen Plan vor Stutzpunkte an der westafrikanischen Kuste anzulegen wie dies andere europaische Staaten darunter Holland Frankreich und England bereits getan hatten Dazu wurde eine Handelsexpedition aus zwei Schiffen gebildet Sie bestand aus der Fregatte Morian mit 16 Kanonen deren Kapitan Philipp Pietersen Blonck zugleich Expeditionsleiter war und der Fregatte Wappen von Brandenburg so der neue Name der ehemals spanischen und ein Jahr zuvor gekaperten Carolus Secundus mit 22 Kanonen unter Kapitan Joeris Bartelsen 2 Die Schiffe gehorten Raule privat beide Kapitane waren Niederlander der Kurfurst stellte nur die Soldaten und erlaubte die Benutzung seiner Flagge Zum Auftrag gehorte auch sechs Mohren fur den kurfurstlichen Hof mitzubringen Sie starteten am 17 September 1680 vom Hafen Pillau Im Januar 1681 erreichten sie die Kuste von Guinea Dort ging jedoch eines der beiden Schiffe verloren Die Wappen von Brandenburg hatte im Januar 1681 bei der Aufnahme von Frischwasser auch Afrikanern ein Fass Branntwein verkauft Die Niederlandisch Westindische Kompanie sah darin ein Handel treiben innerhalb des von ihnen beanspruchten Territoriums und konfiszierte das ganze Schiff samt Ladung Ubrig blieb nur die Morian deren beiden Schiffsoffizieren Jakob van der Bleke und Isaak van de Geer es am 16 Mai 1681 gelang an der Goldkuste etwas westlich des Kaps der drei Spitzen einen Freundschafts und Handelsvertrag mit den drei Ahanta Hauptlingen Pregate Sophonie und Apany zu schliessen Den Hauptlingen wurde dabei die Versicherung abgenommen dass sie nicht unter hollandischem Kommando standen und erkannten die Oberhoheit des brandenburgischen Kurfursten an In dem Vertrag wurde den Brandenburgern erlaubt eine Niederlassung und ein Fort auf dem Territorium der Ahanta zu errichten um ihren Handel und auch sich selbst gegen ihre Feinde zu schutzen Bedingung war dass die Brandenburger binnen acht bis zehn Monaten mit der Errichtung ihres Forts zu beginnen hatten Trotz der Verargerung uber das Verhalten der Niederlander und deren Beschlagnahmung des zweiten brandenburgischen Schiffes war die Freude am Potsdamer Hofe nach der Ruckkehr der Expedition im August 1681 in Gluckstadt Elbe gross als der Vertrag prasentiert wurde Grundung der Brandenburgisch Afrikanischen Compagnie 1682 Bearbeiten Sofort wurde die Ausrustung einer diesbezuglichen Expedition in Auftrag gegeben und gleichzeitig die Grundung einer brandenburgisch afrikanischen Handelsgesellschaft angeregt Die Grundung der Brandenburgisch Afrikanischen Compagnie erfolgte im Beisein des Kurfursten Raules und Kaufleuten aus Emden am 17 Marz 1682 in Berlin Die Gesellschaft hatte ihren Sitz zuerst in Konigsberg dann in Pillau und zuletzt ab 22 April 1683 in Emden Zum Schutz eventueller Besitzungen wurde auch der Einsatz von Kriegsschiffen und Soldaten der Kurbrandenburgischen Marine geregelt Erneute Expedition und Grundung des Forts Gross Friedrichsburg 1682 1683 Bearbeiten nbsp Otto Friedrich von der Groeben Leiter der zweiten Expedition und Grunder von Gross Friedrichsburg nbsp Grundung der Kolonie Gross Friedrichsburg am 1 Januar 1683Am 12 Juli 1682 brach im danischen Gluckstadt die Expedition unter dem Kommando Major Otto Friedrich von der Groebens mit den Fregatten Morian Kapitan Philipp Blonck und Chur Prinz von Brandenburg Kapitan Mattheus de Voss zur sogenannten Goldkuste auf mit dem Ziel dort brandenburgische Kolonien zu grunden An Bord befanden sich unter anderem die beiden Festungsbauingenieure Walter und Leugreben der Fahnrich von Selbig als militarischer Leiter ein Sergeant zwei Korporale 40 Soldaten zwei Spielleute und zahlreiche angeworbene Arbeiter Am 27 Dezember 1682 betrat Otto Friedrich von der Groeben am Kap der drei Spitzen nahe dem Dorf Accada erstmals afrikanischen Boden nachdem drei Soldaten und zwei Matrosen bei der Uberfahrt aufgrund der harten Brandung den Tod gefunden hatten Weil man hier jedoch mit plotzlich auftauchenden Hollandern aneinandergeriet segelte man weiter und landete einige Seemeilen weiter nordwestlich zwischen den Orten Taccrama und Axim an Dort fand man in der Nahe des Dorfes Poquesoe heute Princes Town Ahanta West District einen fast idealen Standort fur das zukunftige Fort An diesem Platz fand auch am 1 Januar 1683 mit einem militarischen Zeremoniell die feierliche Hissung der brandenburgischen Flagge statt Otto von der Groeben schrieb daruber in seinem Buch uber seine Erlebnisse in Afrika Den folgenden Tag als den ersten Januarii Anno 1683 brachte Capitain Voss die grosse Churfurstliche Brandenburgische Flagge vom Schiffe die ich mit Pauken und Schallmeyen auffgeholet mit allen im Gewehr stehenden Soldaten empfangen und einem hohen Flaggen Stock auffziehen lassen dabey mit 5 scharf geladenen Stucken das Neue Jahr geschossen denen jedes Schiff mit 5 geantwortet und ich wieder mit drey bedancket Und weil Sr Churfl Durchl Nahme in aller Welt Gross ist also nennete ich auch den Berg Den Grossen Friedrichs Berg Otto Friedrich von der Groeben 3 Aus dieser Benennung nach dem Namen des Kurfursten entstand der spatere Name des Fort Gross Friedrichsburg und der gesamten Kolonie Unmittelbar nach der Flaggenhissung wurde mit dem Bau der Festung begonnen Die Ahanta brachten Baumstamme die anschliessend von Soldaten zu Palisaden verarbeitet wurden Am 5 Januar 1683 wurde der Vertrag mit den Ahanta erneuert Tractat zwischen Seiner Churfurstlichen Durchlaucht von Brandenburg Africanischen Compagnie und denen Cabusiers von Cabo tris Puntas Pregate und Sophonie waren zwischen dem ersten und zweiten Anlanden der Brandenburger bei einer Auseinandersetzung getotet worden Der Vertrag wurde entsprechend mit ihren Nachfolgern sowie mit Apany geschlossen nbsp Tauschhandel an der afrikanischen Kuste unweit von Gross FriedrichsburgDer Vertrag regelte unter anderem welche Verpflichtungen die Ahanta ubernehmen sollten Dazu zahlten der Schutz der Festung Gross Friedrichsburg Frondienste fur den Festungskommandanten und die Garnison der ausschliessliche Handel mit brandenburgischen Schiffen und Kaufleuten und die Durchsetzung eines Siedlungsmonopols fur Brandenburger Die Brandenburger wiederum verpflichteten sich zum militarischen Schutz der Einheimischen gegen Angriffe benachbarter Stamme Es begann ein reger Tauschhandel Mitgebrachte Handfeuerwaffen mit Munition einfache Eisenerzeugnisse und auch Rubinglas wurde gegen Elfenbein Gold und Sklaven eingetauscht Wahrend der Bauarbeiten grassierte das Fieber unter den Brandenburgern und zeitweise waren von 40 Mann nur noch funf einsatzfahig Auch von der Groeben erkrankte nebst dem Sekretar dem Sergeanten vier Soldaten und zwei Matrosen Die beiden Festungsbauingenieure starben und alle anderen waren zu schwach oder mit der Krankenpflege beschaftigt so dass die Bauarbeiten schon bald zum Erliegen kamen Nach der Gesundung Groebens kehrte er im Juli oder August 1683 mit der Morian zuruck nach Hamburg wahrend die Chur Prinz mit einer ersten Ladung Sklaven zur Insel St Thomas Westindien segelte Die Chur Prinz erreichte den Hafen Emden im November 1683 Neuer Kommandant und Leiter des Aufbaus des Forts wurde der Kapitan der Morian Philipp Pietersen Blonck Grundung weiterer Niederlassungen 1683 1695 Bearbeiten nbsp Das Fort Gross Friedrichsburg um 1684Zwischen 1683 und 1685 errichteten die Brandenburger weitere Niederlassungen und Befestigungen Das Fort Gross Friedrichsburg blieb jedoch die bedeutendste Schon 1684 verfugte es uber vier machtige gemauerte Bastionen die durch dicke Mauern miteinander verbunden waren und war mit 32 grosskalibrigen Kanonen bestuckt Das imposante Tor war von einem mehr als 10 m hohen Glockenturm gekront Im Innenhof wurden mehrere zweigeschossige Gebaude errichtet die der Garnison von etwa 90 Europaern als Unterkunfte und den Handlern als Warenlager und Sklavengefangnisse dienten Die europaischen Soldaten wurden dabei durch zum Militardienst herangezogene Einheimische unterstutzt denen aus Angst vor einem Aufstand allerdings nur in Notfallen Gewehre ausgegeben wurden und die in der Nacht unter Bewachung eingeschlossen waren 4 Nachbarn waren zum einen die Niederlander mit den Niederlassungen Axim Butry und Sekondi und zum anderen die englische bzw britische Besitzung Dixcove Der Machtbereich der Brandenburger blieb auf die unmittelbare Kustenzone beschrankt Versuche ins Landesinnere vorzudringen scheiterten Zudem waren die Niederlassungen standigen Ubergriffen der Niederlander und feindlicher Stamme ausgesetzt Die Schiffsverbindungen waren standig bedroht Zahlreiche brandenburgische Schiffe wurden gekapert Die Brandenburger waren auf die Zusammenarbeit mit einheimischen Maklern angewiesen den caboceers Die lokalen Herrscher wiederum nutzten Allianzen mit den Europaern zum eigenen Vorteil etwa zum Schutz vor Feinden mussten dabei allerdings damit rechnen von den Europaern im Stich gelassen zu werden Das kam den Brandenburgern beispielsweise 1684 zugute als die Ahanta Untergruppe der Akwida aus Enttauschung uber mangelnde Unterstutzung durch die Niederlander einen Protektionsvertrag abschloss 5 Der wichtigste der einheimischen Zwischenhandler war fur die Brandenburger Jan Conny der zunehmend die Kontrolle uber das Hinterland Gross Friedrichsburgs ubernahm und machtig genug war zum Beispiel 1710 die Absetzung des ihm nicht genehmen neuen Generalgouverneurs de Lange zu bewirken Um Legitimitatsprobleme bei ihren Vertragen mit einheimischen Potentaten zu vermeiden die Niederlassung im ehemals schwedischen Tacorary war in dieser Hinsicht problematisch da der Vertrag nur mit einigen der dort ansassigen Gruppen geschlossen war begannen die Brandenburger ebenso wie die anderen europaischen Gruppen Informationen uber die lokalen Machtstrukturen zu sammeln und festzuhalten 6 Es entwickelte sich uber die folgenden Jahre der Handel mit Edelmetallen und anderen Produkten Auch der Sklavenhandel wurde ausgebaut Schatzungen zufolge verkauften die Brandenburger von dort zwischen 10 000 und 30 000 Afrikaner als Sklaven nach Amerika 7 Durch den wirtschaftlichen Erfolg im Jahre 1686 konnte Kurfurst Friedrich Wilhelm seine Partner abfinden und allein die Kontrolle uber die Afrikanische Compagnie ubernehmen Zur Sicherstellung des Handels mit Sklaven aus seinen afrikanischen Kolonien war es fur Brandenburg notwendig einen Stutzpunkt in der Karibik zu besitzen Zu diesem Zweck schloss der kurbrandenburgische Marine Generaldirektor Benjamin Raule am 24 November 1685 mit Vertretern der danischen Westindien Kompanie einen Vertrag uber die Vermietung eines Teils der seit 1666 zu Danemark gehorenden Antilleninsel St Thomas an Brandenburg 8 nbsp Blick vom Eingangsbereich auf die Anlage des Forts nbsp Innenbereich mit Treppe zum Hauptgebaude nbsp Blick auf das Nebengebaude nbsp Blick in einen slave dungeon nbsp Blick vom Fort auf die Bucht nbsp Blick vom Fort auf den Nachbarort Princes TownAllmahlicher Niedergang und Verfall der Kolonie 1695 1717 Bearbeiten Bis etwa 1695 hielt der erfolgreiche Geschaftsverlauf an Danach setzte ein allmahlicher Niedergang ein Grunde fur den Niedergang der Kolonie lagen in den nur begrenzten finanziellen und militarischen Mitteln uber die Brandenburg Preussen verfugte So konnte der Grosse Kurfurst trotz aller Bemuhungen seinerseits nicht genugend Unterstutzer fur seine kolonialen Plane gewinnen Nach seinem Tod 1688 fuhrte sein Sohn Kurfurst Friedrich III von 1701 bis 1713 Friedrich I Konig in Preussen die Unternehmung mehr aus Rucksicht weiter doch fand sich niemand der willens und in der Lage war das Doppelwerk Flotte und Kolonien weiterzuentwickeln So dumpelten die Schiffe der kurbrandenburgischen Marine ohne Beschaftigung im Hafen und verfielen wahrend das Fort in Westafrika verkam 1711 erklarte Konig Friedrich I den finanziellen Bankrott der Kolonie Verkauf und Ende der brandenburgischen Kolonie 1717 1724 Bearbeiten Der Nachfolger Friedrichs I 1688 1713 sein Sohn Friedrich Wilhelm I 1713 1740 hatte keinerlei personliche Beziehungen oder Neigungen zu Marine und Kolonien und konzentrierte sich vielmehr auf den Ausbau der preussischen Armee fur die der Grossteil der finanziellen Ressourcen des preussischen Staates aufgewendet wurde So verkaufte der Konig mit den Staatsvertragen von 1717 und 1720 seine afrikanischen Kolonien an die Niederlandisch Westindische Compagnie fur 7200 Dukaten und 12 Schwarzafrikaner Damit endete nach 35 Jahren die Episode von Brandenburg Preussen als Kolonialmacht in Afrika Bereits ein Jahr fruher 1716 entschloss sich der letzte deutsche Vertreter in Gross Friedrichsburg Generaldirektor Dubois den Schutz der Festung dem machtigen einheimischen Handler und De facto Herrscher des Kustengebietes Jan Conny zu ubertragen und nach Preussen zuruckzukehren Conny erkannte den Verkauf der Festung an die Hollander nicht an Als die Hollander mit einer Flotte vor der Festung erschienen verweigerte er die Ubergabe mit der Bemerkung er fuhre die Verwaltung im Namen des Konigs in Preussen Daraufhin griffen die Hollander die Festung an wurden jedoch blutig zuruckgeschlagen Erst 1724 gelang es Jan Conny zu vertreiben Jan Conny hatte die Zeit seiner Herrschaft uber die Festung zum profitablen Handel mit Schiffen verschiedener Nationen genutzt Hierin durften die Beweggrunde seiner Treue zu Preussen gelegen haben Die kaiserlich deutsche Kolonialpropaganda des 19 Jahrhunderts und spater der Nationalsozialisten verbreitete dagegen die Legende eines preussentreuen einheimischen Konigs der nach der Vertreibung durch die Hollander unter Mitnahme der brandenburgischen Flagge im Urwald untergetaucht sei Die Hollander benannten die Festung in Hollandia um kummerten sich jedoch bald danach nicht weiter um sie und uberliessen sie ihrem Schicksal Spuren der Kolonie nach 1724 Bearbeiten Ende des 19 Jahrhunderts wurden zwei Kanonen der Festung geborgen und nach Deutschland zuruckgebracht Sie wurden der Stadt Emden geschenkt und dort vor der Polizeiwache am Ratsdelft aufgestellt Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden sie zunachst in der Emder Bundeswehrkaserne einen Platz heute stehen sie mit neuen holzernen Lafetten versehen am Falderndelft Seit 1979 gehort Gross Friedrichsburg zusammen mit anderen europaischen Festungen in der Umgebung unter dem Eintrag Historische Forts von Ghana zum Weltkulturerbe der UNESCO 9 Die Befestigungen BearbeitenFestung Gross Friedrichsburg auf dem Berg Manfro bei Pokesu westlich vom Cape Three Points begonnen 1683 Dorotheenschanze Fort Dorothea bei Accada Accoda ostlich vom Cape Three Points gebaut 1684 eine kleine Lodge bei Taccarary die 1684 begonnen jedoch sehr schnell wieder aufgegeben wurde Sophie Louise Schanze Fort Louise bei Takrama am Cape Three Points selbst gebaut 1694Liste der Kommandanten von Gross Friedrichsburg BearbeitenDie Gouverneure von Gross Friedrichsburg in kurbrandenburgischem bzw preussischem Dienst hiessen 1682 1683 Philipp Pietersen Blonck 1683 1684 Nathaniel Dillinger 1684 1686 Karl Konstantin von Schnitter 1686 1691 Johann Niemann 1691 1693 Johann Tenhoof 1693 1695 Jakob Tenhoof 1695 1697 Gijsbrecht van Hoogveldt 1697 1699 Jan van Laar 1699 1701 Jan de Visser 1701 1704 Adriaan Grobbe 1704 1706 Johann Munz 1706 1709 Heinrich Lamy 1709 1710 Frans de Lange 1710 1716 Nicholas Dubois 1716 1717 Anton Gunther van der MendenDa Namen im 17 Jahrhundert haufig ihrem Klang nach geschrieben wurden variieren die Schreibweisen je nach Quelle Eine in einigen Details abweichende Version dieser Liste findet sich hier Siehe auch BearbeitenHistorische Forts von Ghana Kolonien deutscher Lander vor 1871Quellen BearbeitenGrosser Generalstab Hrsg Brandenburg Preussen auf der Westkuste von Afrika Voigtlanders Quellenbucher Bd 2 Voigtlander Leipzig 1912 Digitalisat des Georg Eckert Instituts Leibniz Institut fur internationale Schulbuchforschung Literatur BearbeitenErnst Lewalter Der Grosse Kurfurst Keil Verlag Scherl Berlin 1935 Josef Gunther Lettenmair Roter Adler auf weissem Feld Roman der ersten deutschen Kolonie 1688 1717 Zeitgeschichte Verlag Berlin 1938 Albert van Dantzig Forts and Castles of Ghana Sedco Publishing Accra 1980 ISBN 9964 720 10 6 Kurt Petsch Seefahrt fur Brandenburg Preussen 1650 1815 1986 S 63 ff Ulrich van der Heyden Rote Adler an Afrikas Kuste Die brandenburgisch preussische Kolonie Grossfriedrichsburg in Westafrika Selignow Berlin 2001 ISBN 3 933889 04 9 Ulrich van der Heyden Sklavenfestungen an der Kuste Ghanas als Erinnerungsorte Das Beispiel Grossfriedrichsburg ein Denkmal deutsch afrikanischer Beziehungen In W Speitkamp Hrsg Kommunikationsraume Erinnerungsraume Beitrage zur transkulturellen Begegnung in Afrika Munchen 2005 S 101 118 Ulrich van der Heyden Die erste deutschsprachige Beschreibung der Festung Grossfriedrichsburg durch Otto Friedrich von der Groeben und die Rezeption seiner Reisebeschreibung bis in die Gegenwart In Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte Band 24 Wiesbaden 2016 S 11 38 Ulrich van der Heyden Die brandenburgisch preussische Handelskolonie Grossfriedrichsburg In H Grunder H Hiery Hrsg Die Deutschen und ihre Kolonien Ein Uberblick Berlin 2017 S 26 44 Angela Sutton The Seventeenth century Slave Trade in the Documents of the English Dutch Swedish Danish and Prussian Royal Slave Trading Companies In Slavery and Abolition Band 36 3 2015 S 445 459 doi 10 1080 0144039X 2015 1067975 tandfonline com Roberto Zaugg Grossfriedrichsburg the first German colony in Africa Brandenburg Prussia Atlantic entanglements and national memory In John Kwadwo Osei Tutu Victoria Ellen Smith Hrsg Shadows of Empire in West Africa New Perspectives on European Fortifications Palgrave Macmillan New York 2018 S 33 73 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gross Friedrichsburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Grossfriedrichsburg Grossfriedrichsburg a German Colony in Ghana Gondvana Impressionen aus Grossfriedrichsburg Ghana Elfenbein fur Brandenburg In Die Zeit Nr 20 2001 Die Nacht als Jan Cunny verschwand In Die Zeit Nr 8 2004 Tobias Mayer 01 01 1683 Erste deutsche Kolonie in Afrika gegrundet WDR ZeitZeichen vom 1 Januar 2013 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten aus Bruno Gloger Friedrich Wilhelm Kurfurst von Brandenburg Biografie 3 Auflage Berlin Ost 1989 S 329 Ulrich van der Heyden Rote Adler an Afrikas Kuste die brandenburgisch preussische Kolonie Grossfriedrichsburg in Westafrika 2 veranderte Auflage Berlin Selignow 2001 Vorschau bei Google Ulrich van der Heyden Otto Friedrich von der Groeben Grunder von Grossfriedrichsburg In Die Mark Brandenburg Zeitschrift fur die Mark und das Land Brandenburg Lucie Grosser Edition Heft 67 2007 S 6 Brandenburg Preussen auf der Westkuste von Afrika S 38f Sutton S 452 Sutton S 452 Ulrich van der Heyden West Africa 17th 18th Century In Prem Poddar Hrsg Historical Companion to Postcolonial Literatures Edinburgh University Press 2011 google de Ulrich van der Heyden Rote Adler an Afrikas Kuste Brandenburgisches Verlagshaus Berlin 1993 S 44 UNESCO Forts and Castles Volta Greater Accra Central and Western Regions Abgerufen am 20 September 2020 englisch Besitzungen und Provinzen Preussens bis zum Wiener Kongress Vor 1701 Herzogtum Preussen 1618 Markgrafschaft Brandenburg Hinterpommern 1648 Herzogtum Magdeburg 1680 Furstentum Halberstadt 1648 Herzogtum Kleve 1609 Grafschaft Mark 1609 Grafschaft Ravensberg 1609 Furstentum Minden 1648 Kolonien Gross Friedrichsburg 1683 St Thomas Brandenburg 1685 Arguin 1685 Vieques 1693 Nach 1701 Grafschaft Moers 1702 Furstentum Neuenburg 1707 Grafschaft Tecklenburg 1707 Herzogtum Geldern 1713 Vorpommern Grafschaft Ostfriesland Erbfurstentumer in Schlesien 1742 Grafschaft Glatz 1763 Westpreussen Netzedistrikt 1772 Grafschaft Mansfeld 1780 Ansbach Bayreuth 1792 Sudpreussen 1793 Neuostpreussen Neuschlesien 1795 Erbfurstentum Munster 1803 Erbfurstentum Paderborn 1803 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gross Friedrichsburg Kolonie amp oldid 235378799