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Die Kaschuben auch Kassuben polnisch Kaszubi kaschubisch Kaszebi sind ein westslawisches Volk das in Polen in der Woiwodschaft Pommern Wojewodztwo pomorskie im Landstrich Kaschubien auch Kaschubei genannt lebt Daruber hinaus sind viele sich dieser Ethnie zugehorig Fuhlende in die USA nach Kanada und nach Deutschland ausgewandert oder vereinzelt im weiteren Polen beheimatet Die KaschubeiFlagge der Kaschuben Inhaltsverzeichnis 1 Name und Sprache 2 Geschichte 3 Kultur 4 Heutige Lokalisierung 5 Personen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Film 9 Weblinks 10 FussnotenName und Sprache BearbeitenUmstritten ist der Ursprung des Namens Eine gangige Erklarung ist dass er sich von dem Kassub einem Mantel den die Kaschuben trugen ableitet Doch ist dies nicht gesichert Eine Theorie besagt dass die Bezeichnung Cassubia mit Slavia identisch gewesen sei und ursprunglich Westpommern im Gegensatz zu Ostpommern bezeichnet habe Der Name sei anfangs nur im Osten fur die westlicheren slawischen Lander in Gebrauch gewesen sei dann aber von den westlichen Pomoranen auch selber aufgenommen worden Infolge der Germanisierung der slawischen Pommern und des mit ihr einhergehenden Aussterbens des Pomoranischen sei diese Bezeichnung dann nach Osten auf die letzten Reste der Ostpomoranen gewandert 1 Die kaschubische Sprache eine westslawische Sprache aus dem lechischen Zweig die heute nach Schatzungen von etwa 300 000 Kaschuben verstanden 2 und von annahernd 108 000 Menschen aktiv als Umgangssprache gesprochen wird 3 enthalt sowohl deutsche ca 5 als auch altpreussische Lehnworter Zu den Kaschuben gehorte der nicht mehr existierende Volkszweig der Slowinzen der westlich der heutigen Kaschuben siedelte Beruhmt ist die kaschubische Tracht die zu den grossen Feiertagen getragen wird Geschichte Bearbeiten Kaschubische Festtagstracht Zweisprachiges Ortsschild Polnisch KaschubischIm 13 Jahrhundert werden Caszubitae also Kaschuben in der Chronica Poloniae Maioris erwahnt Cassubia Kaschubei wurde dabei nur das Land um Belgard an der Persante genannt ein Gebiet in der spateren Provinz Pommern Der Name ging erst im 16 Jahrhundert auch und spater ausschliesslich auf das Land pomerelia Pommerellen und das Volk der heutigen Kaschuben uber 4 Mit der deutschen Ostsiedlung die in Pommern zu Ende des 12 Jahrhunderts einsetzte als das Kloster Kolbatz gegrundet wurde begann langsam von West nach Ost verlaufend ein Prozess des Aufgehens der Kaschuben die zur Minderheit wurden in der zugewanderten niederdeutschen Bevolkerung die ihrerseits Orts und Flurnamen und auch Brauche und andere Uberlieferungen der Kaschuben ubernahm In den pommerschen Herzogtumern die seit dem 13 Jahrhundert zum Heiligen Romischen Reich gehorten war diese Entwicklung in der der neudeutsche Stamm der Pommern entstand etwa im 16 Jahrhundert abgeschlossen Im ostlichen Teil des kaschubischen Siedlungsgebietes kam er dagegen zeitgleich zum Erliegen Dieser von der Ostkolonisation schwacher erfasste Teil gehorte seit 1466 zu Polen wo fur die Fortentwicklung autarker kaschubischer Kultur bessere Bedingungen bestanden Nachdem das Territorium in der Ersten Teilung Polens 1772 zu Preussen gekommen war fand dort kein vergleichbarer Germanisierungs und Vermischungsprozess mehr statt Die katholisch gebliebenen Kaschuben im ehemaligen Preussen Koniglichen Anteils vermischten sich nicht mit der mehrheitlich evangelischen deutschen Bevolkerung ihrer Region dies im Gegensatz zu den evangelischen slowinzischsprachigen Lebakaschuben in Hinterpommern 5 6 Wahrend im Regierungsbezirk Koslin der Provinz Pommern im Jahr 1827 noch 4 080 Kaschuben berechnet wurden zahlte man in Westpreussen um 1860 aber 89 180 7 Im Jahr 1900 gaben in Pommern noch 310 1910 aber 1132 Einwohner Kaschubisch als Muttersprache an 8 In der Provinz Westpreussen dagegen hatte sich ihre Zahl von 1890 bis 1910 auf rund 107 000 etwa verdoppelt 9 Sowohl unter deutscher als auch unter polnischer Dominanz galten die Kaschuben als landliche Minderheit Ein Zugang zur Welt mit seinen Aufstiegschancen eroffnete sich fur Kaschuben nur durch die Beherrschung der jeweiligen Sprachen Kultur BearbeitenDie Kaschuben die heute im Staat Polen leben fuhlen eine geschichtliche und ethnische Verbundenheit mit dem Polentum pflegen aber ihre eigene Sprache und Tradition Seit dem 19 Jahrhundert gibt es einerseits Kaschuben welche die besondere Nahe der Kaschuben zu Polen und zum Polentum betonen und sich selbst eher als ethnische Gruppe bezeichnen und andererseits weitaus geringere Stromungen die im Gegensatz dazu die eigenstandige kaschubische Nationalitat in den Mittelpunkt rucken was manchmal von Seiten einiger Polen als separatistische Tendenz angesehen wird Als Beispiel fur diese zwei Stromungen konnen zwei bedeutende kaschubische Personlichkeiten des 19 Jahrhunderts genannt werden die sich beide um die kaschubische Sprache und deren Entwicklung verdient gemacht haben Wahrend der kaschubische Schriftsteller Hieronim Derdowski 1852 1902 schrieb Nie ma Kaszeb bez Polonii a bez Kaszeb Polsczi Es gibt kein Kaschubien ohne Polonia aber ohne Kaschubien Polen wandte sich Florian Ceynowa 1817 1881 sowohl gegen eine Germanisierung als auch gegen eine Polonisierung der Kaschuben und kritisierte die polnische Geistlichkeit und den polnischen Adel Kaschubisch wird heute an verschiedenen Orten Kaschubiens in den Schulen gelehrt eine eigenstandige Literatur wird gefordert und vom polnischen Staat geschutzt 10 Es gibt auch eine kaschubische Wikipedia 11 Die Volkslieder und Tanze der Kaschuben werden in einem ruhigen 2 4 und 3 4 Takt aufgefuhrt Fruhere modale Melodieformen wurden zugunsten von Dur und Moll Tonleitern aufgegeben 12 Zwei fur die Kaschuben charakteristische Musikinstrumente sind die lange Holztrompete bazuna und die Reibtrommel burczybas 13 Ein popularer Dichter und Sanger der 1970er Jahre war Jan Trepczyk Heutige Lokalisierung Bearbeiten Verteilung der Kaschuben in der Woiwodschaft PommernDie Kaschuben bewohnen die Gebiete um Puck kasch Puck dt Putzig Wejherowo kasch Wejrowo dt Neustadt i Westpr Koscierzyna kasch Koscerzena dt Berent Chojnice kasch Chonice dt Konitz Bytow kasch Betowo dt Butow Kartuzy kasch Kartuze dt Karthaus und Gdansk kasch Gdunsk dt Danzig Letzteres Gdunsk betrachten die Kaschuben als ihre Hauptstadt wenngleich unter den grosseren Stadten prozentual am meisten Kaschuben in Gdynia kasch Gdinio dt Gdingen wohnen Personen BearbeitenZu den bekanntesten Kaschuben der Neuzeit zahlen Florian Ceynowa 1817 1881 Arzt Schriftsteller Burgerrechtler Jan Trepczyk 1907 1989 Dichter Schriftsteller und Sanger Gerard Labuda 1916 2010 Historiker Mediavist Jozef Jankowski 1910 1941 Pallottiner Priester und seliggesprochener Martyrer im Zweiten Weltkrieg Aleksander Majkowski 1876 1938 Arzt kaschubisch und polnischsprachiger Schriftsteller Marian Mokwa 1889 1987 Maler der kaschubischen Landschaft und der Ostsee Danuta Stenka 1961 Schauspielerin Edmund Wnuk Lipinski 1944 2015 polnischsprachiger Science Fiction Autor und Soziologe Dorota Maslowska 1983 polnischsprachige Schriftstellerin Donald Tusk 1957 ehemaliger polnischer Ministerprasident 2014 2019 Prasident des Europaischen RatesTeilweise kaschubische Vorfahren haben Ludwig Yorck von Wartenburg 1759 1830 preussischer Generalfeldmarschall Paul Nipkow 1860 1940 deutscher Techniker und Erfinder Erich von Lewinski gen von Manstein 1887 1973 deutscher Generalfeldmarschall Gunter Grass 1927 2015 deutscher Schriftsteller Walter Hoeft 1906 1939 Priester Gewaltopfer Massaker von Piasnica Erich von dem Bach Zelewski 1899 1972 SS Obergruppenfuhrer Emil von Zelewski 1854 1891 preussischer OffizierSiehe auch BearbeitenSlowinzen Lebakaschuben Literatur BearbeitenMax Broesike Deutsche Polen Masuren und Kaschuben in der Provinz Westpreussen Berlin 1910 Alfred Cammann Die Kaschuben Aus ihrer Welt von ihrem Schicksal in Geschichte und Geschichten Quellen und Darstellungen zur Geschichte Westpreussens Nr 31 Nicolaus Copernicus Verlag Munster 2007 ISBN 978 3 924238 37 7 Florian Ceynowa Die Germanisierung der Kaschuben In Jahrbucher fur slawische Literatur Kunst und Wissenschaft 1843 S 243 247 Text im Netz Gerard Labuda Historia Kaszubow w dziejach Pomorza Bd 1 Czasy sredniowieczne Gdansk 2006 Friedrich Lorentz Geschichte der Kaschuben Berlin 1926 Aleksander Majkowski Historia Kaszubow Gdynia 1938 Nachdruck Gdansk 1991 pl dt Geschichte der Kaschuben dienstl Ubers Berlin Dahlem ca 1940 Maschinenschr autogr Arthur Noffke Das Volkchen der Kaschuben Itzehoe 1988 Cezary Obracht Prondzynski Kaschuben heute Kultur Sprache Identitat aus dem Poln von Anna Wilczewska Danzig Instytut Kaszubski 2007 ISBN 978 83 89079 78 7 Peter Rehder Hrsg Einfuhrung in die slavischen Sprachen Darmstadt 1998 ISBN 978 3 534 13647 6 Ernst Seefried Gulgowski Von einem unbekannten Volke in Deutschland Ein Beitrag zur Volks und Landeskunde der Kaschubei Berlin 1911 Reinhold Trautmann Die slavischen Volker und Sprachen Gottingen 1947 Film BearbeitenDie Kaschuben in Polen Dokumentarfilm Deutschland 2012 43 Min Buch und Regie Adama Ulrich Produktion fernsehburo Saarlandischer Rundfunk arte Reihe Vergessene Volker Erstsendung 14 Februar 2013 bei arte Inhaltsangabe von ARD Weblinks Bearbeiten Commons Kaschuben Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Kaschuben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Uber Kaschuben ein Reader von Klaus Dieter Kreplin PDF Datei Uber Kaschuben Inhalt von Klaus Dieter Kreplin Kaszubia Kaschubische Informationsseiten Memento vom 15 April 2007 im Internet Archive deutsch Zasoby kaszubsko pomorskie pl kasch Cassubia Slavica Kaschubische Studien Memento vom 6 Marz 2005 im Internet Archive Kaschubisches Institut pl Gross Tuchen Ein Dorf in Hinterpommern von Heinz Radde Die Kaschuben im ostlichen Hinterpommern Privatarbeit eines kaschubischstammigen Autors auf Glischinski de KassubenFussnoten Bearbeiten Christoph Obermuller Die deutschen Stamme Stammesgeschichte als Namensgeschichte und Reichsgeschichte Bielefeld und Leipzig 1941 S 510 511 Kaschuben heute Kultur Sprache Identitat Seiten 8 9 auf Deutsch Memento des Originals vom 3 Januar 2016 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot instytutkaszubski republika pl Kaschuben in Statistik Teil III Tabelle 3 Seite 7 10 auf Polnisch Noffke A 1988 Das Volkchen der Kaschuben Ein Stuck ostpommerscher Volksgeschichte Oldenborstel s n S 4 Ceynowa 1843 S 244 Die Kassuben In Berliner Revue Band 20 1860 S 57 61 Siehe C F W Dieterici Handbuch der Statistik des preussischen Staates Berlin 1861 S 179 Der Autor beschreibt den Germanisierungsprozess folgendermassen S 175 der Uebergang aus der fremden Nationalitat in die deutsche geht allmalig voran bei manchen Geschlechtern bleibt indessen der ursprungliche Dialekt und die Nationalitat unverandert online Ergebnisse der Volkszahlung von 1900 in Meyers Grosses Konversations Lexikon 16 Band Leipzig und Wien 1907 Stichwort Pommern S 134 und der Volkszahlung von 1910 in Statistisches Jahrbuch fur den Preussischen Staat Koniglich Statistisches Landesamt Berlin 1913 S 21 f Statistisches Jahrbuch fur den Preussischen Staat Koniglich Statistisches Landesamt Berlin 1913 S 21 Ferdinand Neureiter Kaschubische Anthologie Versuch einer zusammenfassenden Darstellung Slavistische Beitrage Bd 61 Kaschubisch deutsch Otto Sagner Verlag Munchen 1973 Kaschubische Wikipedia Jan Steszewski Polen II Volksmusik 4 Regionale Differenzierung In MGG Online Oktober 2017 Jan Steszewski Zbigniew J Przerembski Burczybas In Grove Music Online 13 Januar 2015Normdaten Sachbegriff GND 4029854 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaschuben amp oldid 229615533