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Die Massaker von Piasnica gelten als erste systematisch durchgefuhrte Mordaktion der Nationalsozialisten im deutsch besetzten Europa Opfer vor der Erschiessung 1939 Massaker von Piasnica 1939 Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges zwischen September und Dezember 1939 ermordeten Angehorige der SS und des Volksdeutschen Selbstschutzes in den Waldern um das Dorf Wielka Piasnica mehrere tausend Menschen Ein zwolf Meter hohes Denkmal an der Hauptstrasse zwischen Wejherowo und Krokowa erinnert an das Geschehen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Opfer 2 1 Vernichtung der Intelligenz 2 2 Krankenmorde 2 3 Deportierte aus dem Reichsgebiet 2 4 Beseitigung der Spuren 3 Tater 4 Historische Aufarbeitung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenUnmittelbar mit dem Uberfall auf Polen am 1 September 1939 erfolgte unter Bruch des Versailler Vertrages die Eingliederung der Freien Stadt Danzig in deutsches Reichsgebiet Adolf Hitler ernannte Danzigs NSDAP Gauleiter Albert Forster zum Chef der Zivilverwaltung und spater zum Reichsstatthalter Forster Bankkaufmann und seit 1923 Mitglied der NSDAP gilt als einer der Hauptverantwortlichen fur die Massaker denen nach Historikerschatzung etwa 10 000 bis 13 000 Menschen zum Opfer fielen Forster galt als ehrgeizig und bestrebt Hitler seinen Gau als erster Gauleiter nicht nur judenfrei sondern auch polenfrei melden zu konnen 1 Opfer Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur die Feuerwehrmanner aus Wejherowo die den Massakern zum Opfer fielen Das Chaos der ersten Kriegstage nutzten die Nationalsozialisten fur eine Reihe systematisch geplanter Vernichtungsaktionen im Wald von Piasnica Unter den Opfern befanden sich neben Angehorigen der polnischen und kaschubischen Intelligenz auch Patienten deutscher und polnischer Psychiatriekliniken sowie Deportierte aus dem Reichsgebiet 1 Zu den Opfern zahlen Wladyslaw Cieszynski Walter Hoeft Priester Danziger Kaschube Leon Kryczynski tatarischer Adliger Historiker Jurist und Aktivist Edmund Wohlfeil Vikar in Rumia Bruder des NS Opfers Robert Wohlfeil Ludwig Tessnow SerienmorderVernichtung der Intelligenz Bearbeiten Siehe auch Intelligenzaktion AB Aktion Unternehmen TannenbergPolen und Kaschuben gehorten zu den ersten Opfern des deutschen Uberfalls Der polnische Historiker Piotr M Majewski schatzt dass etwa 2 000 der im Wald von Piasnica Ermordeten der ethnischen Minderheit der Kaschuben angehorten Fanatisierte Volksdeutsche die sich im Volksdeutschen Selbstschutz paramilitarisch organisiert hatten fuhrten bereits vor Kriegsbeginn Namenslisten ihrer polnischen und kaschubischen Nachbarn Lehrer Pfarrer Burgermeister Kaufleute Richter Kunstler etc die sie Anfang September 1939 Gestapo und SS ubergaben Unmittelbar nach dem Eintreffen der Wehrmacht wurden die betreffenden Manner und Frauen im Kreis Wejherowo in Gdynia und Danzig verhaftet und zunachst im Gefangnis von Wejherowo gesammelt von wo aus sie die SS in geschlossenen LKW in den Wald von Piasnica transportierte und dort ermordete 1 Krankenmorde Bearbeiten Siehe auch Aktion T4 Im Wald von Szpegawsk bei Starogard Gdanski sudlich von Danzig ermordete die SS etwa 2 000 polnische Patienten der Irrenanstalt Konradstein Weitere Geisteskranke aus den Anstalten in Stralsund IV Pommersche Heil und Pflegeanstalt Stettin Kuckenmuhler Anstalten Treptow an der Rega Provinzialheilanstalt Treptow an der Rega Ueckermunde Provinzial Heil und Pflegeanstalt Ueckermunde Lauenburg in Pommern Provinzial Heilanstalt Lauenburg und Meseritz Heil und Pflegeanstalt Obrawalde wurden im Wald von Piasnica ermordet Die Patienten wurden bei Kriegsbeginn von der SS in der Heilanstalt Stralsund zusammengefuhrt und in November und Dezember deportiert Nachweislich wurden 1 285 Patienten aus mindestens zehn Transporten kurz nach ihrer Ankunft am Bahnhof von Wejherowo im Wald von Piasnica durch Angehorige des SS Wachsturmbanns Eimann erschossen Kurt Eimann einer der Hauptverantwortlichen schilderte den Hergang Die Kranken wurden am Bahnhof durch SS Manner auf Lastwagen geladen die meiner Truppe zur Verfugung standen Die LKW fuhren dann bis auf 50 Meter an die Erschiessungsstelle heran Dort liess ich die Kranken einzeln aussteigen Jeweils zwei SS Manner fuhrten den Geisteskranken bis an den Rand der Grube ein dritter SS Mann folgte mit einer Pistole 08 Am Grubenrand schoss der dritte SS Mann den Kranken mit der Pistole in das Genick sodass er in die Grube fiel Dieser Vorgang wiederholte sich einzeln hintereinander bei samtlichen Kranken des Transportes 2 Polnische Kriegsgefangene aus dem KZ Stutthof mussten die Leichen verscharren und wurden im Anschluss daran auf Weisung Eimanns ebenfalls erschossen 1 Deportierte aus dem Reichsgebiet Bearbeiten Die Deportierten aus dem Reichsgebiet Antifaschisten Juden Deutsche polnischer und tschechischer Herkunft sowie Polen die in der Zwischenkriegszeit als Landarbeiter in Deutschland gelebt hatten bilden mit 8 000 bis 10 000 Menschen die grosste Opfergruppe Direkt am Bahnhof mussten sie ihre Koffer abgeben bevor sie von der SS auf Lastwagen der Wehrmacht verladen und zur Erschiessung in die Walder von Piasnica transportiert wurden Grossere Kinder wurden bereits in Wejherowo von ihren Familien getrennt Das Geschrei der verzweifelten Mutter war auf den Strassen der Stadt zu horen Sie durften nur die Sauglinge bei sich behalten so die polnische Historikerin Barbara Bojarska 1 Beseitigung der Spuren Bearbeiten Insgesamt wird die Anzahl der bei den Massakern von Piasnica Ermordeten auf 10 000 bis 13 000 geschatzt die exakte Zahl ist nur noch sehr schwer ermittelbar Beim Naherrucken der Roten Armee Ende August 1944 zwangen die Deutschen 36 KZ Haftlinge aus dem KZ Stutthof die Leichen auszugraben und zu verbrennen Nach knapp sieben Wochen wurden diese Gefangenen dann selbst getotet Dieser Versuch die Spuren der Verbrechen zu verwischen misslang Eine Kommission die den Ort im Herbst 1946 untersuchte stiess auf die Uberreste von 30 Massengrabern zwei davon mit unverbrannten Leichen Bis heute wurden uber 500 der Opfer identifiziert 1 Tater BearbeitenDer Historiker Piotr M Majewski schatzt dass an den einzelnen Mordaktionen jeweils 40 bis 50 Personen beteiligt waren Danziger SS Angehorige und Volksdeutscher Selbstschutz also ortsansassige Deutsche Beim Danziger Prozess gegen Albert Forster berichteten Augenzeugen von betrunkenen Gestapobeamten die auf Priester schossen die sie zuvor in die Baume gehangt hatten sowie von halbtot verscharrten Opfern die versucht hatten sich auszugraben Allein am 11 November 1939 wurden 300 Menschen ermordet Forster wurde im April 1948 vom Obersten Polnischen Nationalen Gerichtshof zum Tod durch den Strang verurteilt und nach einem abgewiesenen Gnadengesuch im Februar 1952 hingerichtet 1 Ludolf Hermann von Alvensleben vom 9 September bis zum 22 November 1939 Leiter des Volksdeutschen Selbstschutzes in Westpreussen gelang die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft Er setzte sich nach Argentinien ab und entging so einer Strafverfolgung Kurt Eimann der haufig das erste Opfer personlich erschoss um seinen Mannern ein Vorbild zu sein wurde am 20 Dezember 1968 vom Landgericht Hannover wegen gemeinschaftlichen Mordes an mindestens 1200 Menschen zu vier Jahren Haft verurteilt von denen er zwei Jahre verbusste 1 Der kaschubische Fotograf und Heimatforscher Edmund Kaminski der die Massaker von Piasnica akribisch dokumentiert hat gibt an dass die Namen der ortsansassigen Tater bekannt seien von denen einige nach Deutschland geflohen sind Aber keinem wurde dort der Prozess gemacht 1 Historische Aufarbeitung BearbeitenDie Massaker von Piasnica sind in Deutschland aber wie Piotr M Majewski in der Zeit betont auch in der polnischen Offentlichkeit relativ unbekannt Majewski fuhrt dies unter anderem darauf zuruck dass Piasnica ein kaschubischer Ort ist Das kommunistische Regime hatte kein Interesse daran dass daruber gesprochen wird Weil zu den Opfern von Piasnica mehrheitlich Deutsche und Kaschuben gehorten war es der kommunistischen Geschichtsschreibung nicht wichtig daran zu erinnern Barbara Bojarska die in den 1970ern zu dem Thema forschte wurde von der Staatssicherheit angehalten ihre Arbeit nicht zu publizieren 1 Literatur BearbeitenBarbara Bojarska Piasnica Miejsce martyrologii i pamieci z badan nad zbrodniami hitlerowskimi na Pomorzu Piasnitz Ort des Martyriums und des Gedenkens Aus den Forschungen uber die Naziverbrechen in Westpreussen 4 erweiterte und uberarbeitete Auflage Wejherowo 2009 ISBN 978 83 927383 8 1 Deutschsprachige Zusammenfassung und Quellen im Anhang Thomas Grasberger Der Totenwald Die Massaker von Piasnica im September 1939 waren die erste systematische Mordaktion der Nationalsozialisten im besetzten Europa In Die Zeit 20 Januar 2011 S 18 Weblinks BearbeitenDenkmal fur die Ermordeten in Piasnitz auf Gedenkstattenportal der Erinnerung in EuropaEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j Thomas Grasberger Der Totenwald in Die Zeit 20 Januar 2011 abgerufen 24 September 2015 Zitiert nach Thomas Grasberger Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Massaker von Piasnica amp oldid 238902022