www.wikidata.de-de.nina.az
Der Name Haus Demmin bezeichnet die Ruinen einer pommerschen Furstenburg Wasserburg und eines Herrenhauses sudostlich der Hansestadt Demmin auf einer Insel an der Mundung der Tollense in die Peene Die Burgruine ist der alteste erhaltene Profanbau Pommerns und gilt als Wiege dieser Region Haus DemminRuine des Burgturmes nach der SanierungRuine des Burgturmes nach der SanierungAlternativname n Alte Burg Castrum DiminStaat DeutschlandOrt DemminEntstehungszeit 1127 ErsterwahnungBurgentyp NiederungsburgErhaltungszustand BurgruineStandische Stellung Furstenburg HerrenhausGeographische Lage 53 54 N 13 2 O 53 9 13 033611111111 Koordinaten 53 54 0 N 13 2 1 OHaus Demmin Mecklenburg Vorpommern p3 Inhaltsverzeichnis 1 Burg 2 Herrenhaus 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksBurg BearbeitenBereits im 8 Jahrhundert befand sich auf der Insel ein jungslawischer Burgwall 1127 erfolgt die erste schriftliche Erwahnung als Alte Burg Die mit beeindruckenden Wallen ausgestattete Anlage umfasst etwa 1 Hektar und bestand ursprunglich aus einer Hauptburg und einer Vorburg Diese wurde 1128 dem Bischof Otto von Bamberg auf seiner Missionsreise als Nachtlager angewiesen der sich hier auch mit dem Pommernherzog Wartislaw I traf Im 12 Jahrhundert wurde die Burg weiter ausgebaut Der Kernbau in der Art eines Runddonjon aus Backstein errichtet wurde in einer bauhistorischen Begutachtung auf die Zeit um 1200 datiert und ist damit das alteste weltliche Bauwerk Pommerns 1 Bis zum Tode Wartislaws III 1264 residierten hier die Herzoge von Pommern Demmin Die slawische Burganlage wurde 1164 nach dem Sieg Heinrichs des Lowen uber Pommern und die Obodriten dem Erdboden gleichgemacht Urkundlich wird sie 1170 als Feste Demmin castrum Dimin erwahnt Kaiser Friedrich I Barbarossa berichtete darin uber die wieder aufgebaute Burg und bezeichnete sie als ausgezeichnete und beruhmte Feste 1177 wurde sie nach einer Belagerung durch Heinrich den Lowen endgultig vernichtet 1211 entstand durch die Danen der Wehrturm 1236 erfolgte der Ausbau zur herzoglichen Burg die 1620 unter anderem aus mehreren Torhausern Marstall Wohngebaude mit Tanzsaal und drei gewolbten Kellern Brauhaus Hofstall Scheune Kornhaus sowie Kraut Garten bestand 2 Bis zum Tod Herzogs Wartislaw III 1264 war die Burg bevorzugter herzoglicher Aufenthaltsort Danach fiel sein Land an Barnim I Herzog von Stettin und Haus Demmin wurde als Herzogsresidenz aufgegeben bestand jedoch als ansehnlicher Adelssitz bis 1648 Im Spatmittelalter wurde zur Peene hin der Bereich fur einen heute noch als Ruine erkennbaren Wehrturm mit dem sogenannten Festen Haus durch einen tiefen Graben von der Hauptburg abgetrennt In der Hauptlandesteilung des Herzogtums Pommern von 1295 kam Haus Demmin zu Pommern Stettin die Stadt Demmin aber zu Pommern Wolgast Haus Demmin war bis zum Ende des 15 Jahrhunderts Mittelpunkt einer herzoglichen Vogtei und diente den Vogten als Sitz Es war zugleich eine wichtige Zollstelle am Zusammenfluss von Peene und Tollense kurz vor der Landesgrenze zu Mecklenburg Der herzogliche Rat Peter Podewils erhielt Haus Demmin von Herzog Bogislaw X zunachst als Pfand 1512 dann als Lehngut Im Dreissigjahrigen Krieg wurde die Burg durch schwedische und kaiserliche Truppen umkampft bis sie 1631 mit Ausnahme des Turmes niederbrannte Dieser wurde 1648 durch den spater beruhmt gewordenen schwedischen Festungsbaumeister Erik Dahlberg damals noch Erik Jonson gesprengt Auf Befehl des schwedischen Stadtkommandanten von Demmin Oberst von Mardefelt wurden dann die restlichen Festungswerke geschleift und die Hauser abgebrochen Bis auf den klaglichen Stumpf des Wehrturms und die Ruine des Schlosses aus dem zweiten Viertel des 19 Jahrhunderts sind heute keine aufgehenden Gebaudeteile mehr vorhanden Die Podewils hatten bereits zuvor ihren Wohnsitz im benachbarten Sanzkow genommen Spater kehrte ein Zweig der Familie wieder in das angrenzende Dorf Vorwerk zuruck Das Gelande des Burgwalls blieb bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts unbewohnt Eine Aufmauerung der Burgruine zum Schutz der kulturhistorisch wertvollen mittelalterlichen Bausubstanz vor dem weiteren Verfall wurde im Sommer 2008 im Auftrag der Stadt Demmin durchgefuhrt Aus denkmalpflegerischer Sicht wird das Ergebnis dieser Notmassnahme stark kritisiert 3 Schon in den vergangenen Jahrhunderten wurde immer wieder der Versuch unternommen die Ruine dauerhaft zu sichern so dass viele der heute sichtbaren Mauerabschnitte nicht zur Originalsubstanz gehoren Bei der Freilegung der oberen Fundamentbereiche zeigte sich dass der nordliche und der sudliche Teil der Westfassade in den unteren vier aufgedeckten Ziegellagen konvex geschwungen waren An der Nordseite beginnt der Schwung bereits an der Nordecke die Mauer schwingt leicht zuruck und dann wieder kraftiger vor um dann im Bereich vor einer Nische im neu freigelegten Areal spitz zu enden Der sudliche Teil ist langer und daher schwacher geschwungen Die Sudwestecke ist wohl vollstandig erneuert denn hier tauchen die auskragenden Steine der Schwingung erst nach acht in gerader Linie gemauerten also spater ersetzten Steinen auf Die hoheren Ziegellagen ignorieren die konkave Form und ziehen gerade von Ecke zu Ecke Sie gehoren also zu einer jungeren Bauphase An der Nord und Ostfassade ist ein gleichartiger Befund anzutreffen Die Feldsteinfundamente und teilweise auch die daruber aufgemauerten Ziegel bilden dort eine doppelte konvexe Form die sich ostlich von der Mitte in einem spitz auslaufenden Abschluss treffen Wie an der Westseite gehoren diese Mauerreste zu einer spatmittelalterlichen Bauphase die vor dem Bau der neuzeitlichen Befestigung grosstenteils abgetragen wurde Die Sudfassade ist hingegen durch spatere Umbauten so stark verandert dass sich hier keine konkaven Mauerzuge finden lassen Es ist jedoch anzunehmen dass auch hier die gleichen Mauerformen bestanden haben Der heute vorhandene runde Innenraum entstand erst spater Er durfte sich ursprunglich in seiner Gestaltung an den ausseren Wandverlaufen des Turms orientiert haben Die Rekonstruktion des Turms ergibt einen achteckigen sternformig erscheinenden Grundriss Achteckige Gebaude tauchen in der Burgenarchitektur immer wieder auf prominentestes Beispiel hierfur ist Castel del Monte eine sizilianische Burg Friedrichs II mit angesetzten Rundturmen Hier fehlt jedoch die gekrummte Mauerschale die Haus Demmin auszeichnet Der ungewohnliche Grundriss des altesten gemauerten Teils der Anlage verdeutlicht welche grosse Bedeutung die spatmittelalterliche bis neuzeitliche Burganlage Haus Demmin bis zu ihrem Niedergang nach dem Dreissigjahrigen Krieg fur die Entwicklung der Hansestadt Demmin und ihrer Umgebung hatte 4 Herrenhaus Bearbeiten1840 liess die Familie von Podewils ein Herrenhaus im spatklassizistischen Stil errichten das franzosischen Barockschlossern nachempfunden war 1881 ging es in den Besitz der Familie von Rohr uber bis diese 1945 enteignet wurden Erworben wurde es jener Zeit durch Hans von Rohr Hohenwulsch Hausdemmin 1845 1909 Major a D 5 In der Zeit von 1948 bis 1986 diente die Anlage als Internat und Schule 1991 wurde das Haus der Familie von Rohr ruckubertragen 1998 brannte das Gebaude bis auf die Aussenmauern nieder 6 Die Loscharbeiten wurden durch starken Frost behindert Nach dem Neubau der Brucke uber die Tollense und der Sicherung der Ruine ging das Grundstuck wieder in den Besitz der Hansestadt Demmin 2006 wurde in Form einer Diplomarbeit ein Nutzungskonzept als Verwaltungssitz fur einen geplanten Stiftungsnationalpark Peenetal vorgestellt Das Haus Demmin wurde durch die Wirtschaftsfordergesellschaft des Landes Mecklenburg Vorpommern Invest in MV auf der Immobilienmesse Expo Real 2016 zum Verkauf angeboten 7 Strenge Auflagen machen den Verkauf jedoch schwierig Bis zu 100 000 Euro will die Landesregierung 2020 in eine Machbarkeitsstudie zur Wiederbelebung des ruinosen Herrenhauses und des Areals stecken Das Ziel ist ein Konzept mit einer nachhaltigen Nutzung 8 Das Herrenhaus war ein Putzbau von dreieinhalb Geschossen mit zwei zweigeschossigen Seitenflugeln Die Wande sind durch Putznutung geziert Uber den erhaltenen Fensteroffnungen der Obergeschosse befinden sich gerade bzw flachbogige Verdachungen Die Dacher waren durch Attiken verdeckt Ein Altan auf hohen Pfeilern vor dem dritten Obergeschoss ist in Resten erhalten In einem Zimmer befanden sich bemalte Bildtapeten auf denen das Podewilssche Schloss Crangen und das neue Herrenhaus abgebildet waren 9 nbsp Lage des Hauses Demmin auf einem Stadtplan von 1758 nbsp Ruine des Burgturmes vor der Sanierung nbsp Herrenhaus Haus Demmin 1970 nbsp Herrenhaus Haus Demmin 1985 vermauert nbsp Haus Demmin Ruckseite 2010 nbsp Ruine des Herrenhauses Haus Demmin 2014 nbsp Haus Demmin Parkseite 2014 Haus Demmin ist der Geburtsort von Hansjoachim von Rohr 1888 1971 deutscher Politiker DNVP Er war der letzte Besitzer von Haus Demmin Vorwerk und Lindenfelde Im Jahre 1939 bei der Erhebung der letzten Ausgabe eines Guteradressbuches fur Pommern umfasste sein Besitz genau 1265 ha Land davon 251 ha Wald Seine Frau Sigrid von Borcke besass mit Krienke auf der Insel Usedom ebenfalls ein Gut 10 Literatur BearbeitenDirk Schleinert Haus Demmin im Wandel der Zeiten Zur Geschichte einer Herrenhausanlage in Pommern in Pommern Zeitschrift fur Kultur und Geschichte 40 Jg 2002 Heft 1 S 2 9 ISSN 0032 4167 Wolfgang Fuhrmann Die Hansestadt Demmin in alten und neuen Ansichten GEROS Verlag Neubrandenburg 1998 ISBN 3 935721 00 5 Hubertus Neuschaffer Vorpommerns Schlosser und Herrenhauser Husum Druck und Verlagsgesellschaft 1993 ISBN 3 88042 636 8 Einzelnachweise Bearbeiten Gunnar Moller Adlige Burgen und Befestigungen im Raum Demmin In Grenzregion zwischen Pommern und Mecklenburg Band 1 Vortrage 1997 1999 Thomas Helms Verlag Schwerin 2000 S 49 ISBN 3 931185 63 X Von Slawen und Deutschen Die Burganlage Haus Demmin Abgerufen am 4 Februar 2020 Sabine Bock Von anonymen Baumeistern zu beruhmten Architekten Ihr Wirken zwischen Malchin Altentreptow und Demmin in Grenzregion zwischen Pommern und Mecklenburg 7 Schriften des Fordervereins Demminer Regionalmuseum e V Thomas Helms Verlag Schwerin 2011 S 15 ISBN 978 3 940207 65 4 Von Slawen und Deutschen Die Burganlage Haus Demmin Abgerufen am 4 Februar 2020 Hans Friedrich von Ehrenkrook Friedrich Wilhelm Euler Genealogisches Handbuch der Adeligen Hauser 1955 A Uradel bis 1400 nobilitiert Hrsg Ausschuss fur adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbande in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv in GHdA Band II Band 11 der Gesamtreihe GHdA C A Starke Glucksburg Ostsee 1955 S 364 366 ISBN 3 7980 0711 X Hansestadt Demmin Burganlage Haus Demmin In Webseite der Hansestadt Demmin Hansestadt Demmin 29 April 2019 abgerufen am 29 April 2019 Haus Demmin Vorpommerns Wiege sucht einen Kaufer Nordkurier 27 September 2016 Wiege Vorpommerns Land gibt Geld fur neue Studie zu Haus Demmin In Nordkurier de 26 Januar 2020 abgerufen am 30 Januar 2020 Institut fur Denkmalpflege Hrsg Die Bau und Kunstdenkmale in der DDR Bezirk Neubrandenburg Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin 1982 S 91 92 Landwirtschaftliches Adressbuch der Provinz Pommern 1939 Verzeichnis von ca 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwarts mit Angabe der Besitzer Pachter und Verwalter der Gesamtgrosse des Betriebes und Flacheninhalt der einzelnen Kulturen Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet Hrsg H Seeliger in Niekammer s Guter Adress Bucher Band I Pommern Regierungsbezirk Stettin Kreis Demmin 9 Auflage Verlag von Niekammer s Adressbuchern GmbH Leipzig 1939 S 21 Reprint Klaus D Becker Facsimile Edition Potsdam 2020 ISBN 978 3 88372 201 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Haus Demmin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Haus Demmin in der Landesbibliographie MV Artikel uber das Haus Demmin Nordkurier 9 Marz 2014 Historische Ansicht der Hauptfassade von Haus Demmin Deutsche Fotothek Landesamt fur Kultur und Denkmalpflege MV Von Slawen und Deutschen Die Burganlage Haus Demmin Fund des Monats Juni 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haus Demmin amp oldid 236432980