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Der Sax auch Scramasax war eine einschneidige Hiebwaffe die in verschiedenen Varianten von der vorromischen Eisenzeit bis ins Hochmittelalter in Mitteleuropa und Nordwesteuropa verbreitet war 1 Sax Waffe Die Reste eines Saxes und ein RekonstruktionsversuchAngabenWaffenart Schwert MesserBezeichnungen Saxe Scramasax Skramasax Langsax Breitsax Frankisches KurzschwertVerwendung Jagd und militarische WaffeEntstehungszeit 4 Jahrhundert v Chr Einsatzzeit bis etwa 10 Jahrhundert n Chr Ursprungsregion Urheber Germanien StammeskriegerVerbreitung Mitteleuropa NordwesteuropaGesamtlange etwa 50 100 cm variierendKlingenlange etwa 40 76 cm variierendKlingenbreite etwa 3 5 6 5 cm variierendKlingenstarke etwa 6 8 mm variierendGriffstuck Holz HornBesonderheiten je nach Ausfuhrung siehe Bezeichnungen verschiedene Klingenformen und MasseListen zum ThemaVerschiedene merowingerzeitliche SaxeDie fruheste Verbreitung fanden Saxe ab dem 4 Jahrhundert v Chr in Skandinavien Kontinental verbreiteten sie sich ab der fruhen Romischen Kaiserzeit vom Baltikum und der Unterelbe ausgehend Mit Aufgabe der Beigabensitte im 9 Jahrhundert kam der Sax im kontinentalen Raum allmahlich aus der Mode und wurde durch andere Waffen abgelost Im Gegensatz dazu blieben Saxe auf den britischen Inseln und in Skandinavien noch einige Zeit im Gebrauch Inhaltsverzeichnis 1 Sprachliches 2 Konstruktion und Entwicklung 2 1 Schmaler Langsax 2 2 Kurzsax 2 3 Schmalsax I 2 4 Schmalsax II 2 5 Leichter Breitsax 2 6 Schwerer Breitsax 2 7 Langsax 2 8 Skandinavische Typen 3 Archaometallurgischer Hintergrund 4 Siehe auch 5 Quellen 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksSprachliches BearbeitenDuden und Brockhaus geben an der Sachs Plural Sachse andere Schreibweise Sax Bei Adelung 1806 und anderen heisst es 1811 noch das Sachs 2 Althochdeutsch sahs bedeutete so viel wie Schwert oder Messer 3 In den skandinavischen Sprachen wird mit dem Begriff schwedisch sax norwegisch und danisch saks finnisch sakset auch die Schere bezeichnet Nach Genrich 4 und Rech 5 geht der Name der Sachsen moglicherweise auf Krieger der Chauken zuruck die nach ihrer Hauptwaffe dem Sax benannt wurden Konstruktion und Entwicklung BearbeitenGrundsatzlich werden Saxe anhand ihrer Griffkonstruktion in zwei Baugruppen eingeteilt Vor merowingerzeitliche Saxe mit ruckenstandiger Angel und aufgenieteten Griffschalen Bei diesen Saxen lauft der Klingenrucken in einer Linie ohne Absatz in die Griffangel uber Merowingerzeitliche Saxe mit mittelstandiger Angel mit aufgeschobener Hilze einem auf die Angel geschobenen holzernen Griffstuck Hier ist die Angel schmaler als die Klinge und besitzt Absatze zu Klingenrucken und Schneide 6 Schmaler Langsax Bearbeiten Wird auch als Langer Schmalsax bezeichnet Dies sind die altesten merowingerzeitlichen Saxe aus dem 5 6 Jahrhundert 6 Sie stammen hauptsachlich aus dem mittleren Donauraum und dem heutigen sudwestlichen Deutschland Vereinzelt waren sie auch bei den Franken und in Gallien anzutreffen Die ursprunglich reiternomadischen Schwerter wurden wohl vom Byzantinischen Reich ubernommen und gelangten so zu den Alamannen Die Klinge war uber 30 cm lang und die Klingenbreite lag deutlich unter 10 der Klingenlange 7 Zu den besonderen Fundstucken zahlt ein Scheidenbeschlag eines Saxes aus dem Childerichgrab sowie eine goldene Grifftulle eines Saxes aus dem Furstengrab vom Ailenberg Der schmale Langsax wird nicht als ursprunglicher Impulsgeber fur die nachfolgenden Saxe gesehen Die Entwicklung merowingerzeitlicher Saxe erfolgte in folgenden Schritten Kurzsax Bearbeiten Bei einer Breite von 28 bis 30 mm betrug die durchschnittliche Blattlange 200 bis 250 mm Die einfach gestaltete messerahnliche Klinge hatte ihren Ort Klingenspitze zwischen der Mittel und Ruckenlinie Die kurze Angel war mittig angesetzt und trug selten Bunt oder Edelmetallbeschlage an der holzernen Griffhilze Griffstuck Diese Klingen waren Weiterentwicklungen aus spatantiken Messerformen Um die Mitte des 5 Jahrhunderts fanden Kurzsaxe im frankischen Bereich ihre grosste Verbreitung allerdings fehlten sie in Niederdeutschland 6 Schmalsax I Bearbeiten Ab Mitte des 6 Jahrhunderts wiesen die Klingen eine durchschnittliche Lange von 300 mm und eine Breite von 30 mm auf Der Ort war weiterhin zwischen Mittel und Ruckenlinie Die lange Angel war am Ansatz schmaler als die Klinge und sass auf Klingenschultern Die Hilze trug haufig eine Hilzenplatte ein mit dem Griff bundiges Stichblatt und einen Knauf Die Klingen waren aufwendiger gestaltet und die Waffe erreichte Gesamtlangen von bis zu 400 mm Allmahlich traten Schmalsaxe auch in Niederdeutschland auf 6 Schmalsax II Bearbeiten Ab dem letzten Viertel des 6 Jahrhunderts waren die Klingen einfacher gestaltet als die des Schmalsax I Die durchschnittliche Blattlange betrug etwa 290 mm bei einer Breite von ungefahr 33 mm Der Ort lag auf der Mittellinie und die kurzeren Angelstumpfe befanden sich mittig an der Klinge Die Klingen waren einfach gestaltet und ohne Verzierung 6 Leichter Breitsax Bearbeiten Ab Ende des 6 Jahrhunderts wuchsen die Klingenlangen auf durchschnittlich 305 mm bei Breiten von 43 mm Der Ort lag auf der Mittenlinie und die mittenstandigen Angeln erreichten haufig die Lange des Blatts Die Klingen waren vereinzelt mit Rillen dekoriert und trugen im Querschnitt rechteckige Hohlkehlen die der Ruckenlinie des Blattes folgten Schmiedetechnische Besonderheiten waren nicht zu beobachten An einigen Breitsaxen fanden sich jedoch Inschriften in Form von Runen oder Buchstaben Die holzernen Hilzen trugen gelegentlich metallene Griffzwingen zur Verstarkung und teilweise auch aufgenietete Knaufe Sehr aufwendige Verzierungen erfuhren die Scheiden der Saxe mit Nieten Knopfen Scheidenmundblechen Ortbandern und Lederverzierungen Breitsaxe wurden haufig auch als Zweitwaffe neben der Spatha getragen 6 Ab dieser Phase tragen die Knaufe der Saxe haufig sehr ausgepragte plastische Verzierungen Oftmals in Tiergestalt bartige Gesichter kommen vor selten auch Phallusdarstellungen letztere scheinen auf spatromische Vorbilder zuruckzugehen wie sie vornehmlich in Gallien tradiert wurden 8 Schwerer Breitsax Bearbeiten Ebenfalls ab Ende des 6 Jahrhunderts traten schwere Breitsaxe auf deren Klingenlangen jedoch durchschnittlich bei 355 mm und Breiten um 49 mm lagen Ansonsten wiesen die schweren Breitsaxe die gleichen Merkmale wie die leichten Breitsaxe auf 6 Langsax Bearbeiten Ab dem letzten Viertel des 7 Jahrhunderts wurden die Klingen der Breitsaxe zunachst mit durchschnittlichen Langen von 490 mm schlanker bei Breiten um 42 mm In der Endphase erreichten die Langen durchschnittlich 520 mm Der Schwerpunkt der Waffe ruckte in die Nahe der Klingenschulter Verfeinerte Schmiedetechniken und Damaszierung ermoglichten es die Klingen leichter zu gestalten Der Ort lag anfangs mittig und ruckte in der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts in Richtung Schneidenlinie Die Klingen waren mit Zierrillen und Hohlkehlen verziert Die Angeln verkurzten sich wieder zu Stumpfen und die aufgeschobenen Hilzen waren bis zu einem Drittel langer als die Angel Die Scheiden waren im Vergleich zu den Breitsaxen wieder sehr einfach gestaltet und beschrankten sich lediglich auf kleine eiserne Osenbugel auf der Ruckseite Langsaxe traten besonders in den sachsisch gepragten Territorien wie Westfalen und Niedersachsen als Hauptwaffe alleine und nicht in Kombination mit Spatha auf In den friesisch aber auch frankisch gepragten Regionen in Suddeutschland waren die Langsaxe dagegen fertigungstechnisch einfacher aufgebaut und traten als Beiwaffe neben der Spatha auf Wahrend der Kurzsax als dolchartiges Stossmesser gehandhabt wurde waren Schmalsax und Breitsax wie Macheten eher fur hiebartigen Einsatz geeignet Der Langsax wurde schwertahnlich gefuhrt 6 Ein besonders prunkvolles Exemplar dieses Types ist der angelsachsische Sax von Beagnoth ein Fund aus der Themse in London Skandinavische Typen Bearbeiten Im Gegensatz zu den kontinentalen Sax weisen die skandinavischen Saxe kurzere Handhaben auf In fast allen Fallen ruckt die Schneide im 2 Drittel in einer flachen Bahn gegen den Schneiderucken Vereinzelt finden sich Verzierungen auf der Klingen in Form von Rillen oder Kreisen Gotlandische Funde des 5 Jahrhunderts belegen haufig reich verzierte holzerne Scheiden Bjars Diese kunstlerisch anspruchsvollen Arbeiten zeigen in Metall gravierte Tiermotive und aufwendige Holzarbeiten im Vendelstil 9 10 Archaometallurgischer Hintergrund BearbeitenIm Rahmen eines Projekts von Stefan Mader wurden 1999 ein Sax und ein Sax Fragment vom japanischen Spezialisten Sasaki Takushi poliert und vom ranghohen Schwertschmied Amada Akitsugu eingeschatzt Insgesamt wurden drei Objekte poliert und untersucht wobei die angesprochenen Spezialisten ihnen einen hohen handwerklichen Wert bescheinigten 11 Als Beispiel konnen folgende Befunde einer der beiden Saxklingen Fundort Bad Krozingen Datierung zwischen 550 und 650 herangezogen werden Es handelt sich um eine Kompositklinge bestehend aus Kernstahl und Mantelstahl mit unterschiedlichem Kohlenstoffgehalt 12 wobei eine separat angeschweisste Schneide nicht ausgeschlossen werden konnte Fur den Kernstahl konnte anhand der Oberflachentextur ein etwa 10 facher Garbvorgang ermittelt werden Der Mantelstahl wies eine sehr homogene Stahltextur auf wobei ein durchgehend gleicher Kohlenstoffgehalt von etwa 0 5 angenommen wird Es wurden gleichzeitig keine Hinweise auf separate Aufkohlung der Schneide gefunden Die Klinge ist selektiv gehartet worden vermutlich mithilfe einer thermisch widerstandsfahigen Isolierschicht was durch Martensitkristalle im Schneidenbereich erkennbar ist Es gibt Hinweise darauf dass die Klinge danach einem Anlassvorgang unterzogen wurde Die Ergebnisse dieser Untersuchung belegen ein hohes handwerkliches Konnen der fruhmittelalterlichen Schmiede und widerlegen das lang wahrende Vorurteil fruhmittelalterliche Hiebmesser seien hauptsachlich grobe Werkzeuge aus kaum gefaltetem schlechtem Stahl gewesen Durch neuere Untersuchungen und verbesserte Verfahren wurden Garbstahl und entsprechende Schweissverbundstahle seit der Hallstattzeit nachgewiesen was die alte Lehrmeinung Schweissverbundstahl sei erst im 16 Jahrhundert nach Europa gekommen unzutreffend erscheinen lasst 13 Es finden sich im Endeffekt eindeutige Parallelen zu traditionellen Schmiedeverfahren anderer Kulturen z B Japan welche sich durchaus in historischen Quellen widerspiegeln Siehe auch BearbeitenUlfberhtQuellen BearbeitenSchriftliche Erwahnung findet der Sax u a bei Gregor von Tours Historia Francorum um 591 Kapitel 4 51 Tunc duo pueri cum cultris validis quos vulgo scramasaxos vocant infectis vinino malificati a Fredegundae regina cum aliam causam suggerire simularent utraque ei latera feriunt Leges Visigothorum um 654 Liber Historiae Francorum um 727 Kapitel 35 dum rex de equo discenderet euntibus reliquis personis ad mansiones suas ibi gladiatores percusserunt regem in ventrem suum duobus scramsaxiis Literatur BearbeitenHerbert Westphal Sax In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 26 Walter de Gruyter Berlin New York 2004 ISBN 3 11 017734 X S 538 546 Herbert Westphal Franken oder Sachsen Untersuchungen an fruhmittelalterlichen Waffen Isensee Oldenburg 2002 ISBN 3 89598 875 8 S 174 214 266 ff Wilfried Menghin Das Schwert im fruhen Mittelalter Theiss Stuttgart 1983 ISBN 3 8062 0362 8 befasst sich primar mit fruhmittelalterlichen Spathen Stefan Mader Mado wo akeru Ein Fenster offnen Untersuchungen an Alamannenschwertern in Japan In Universitat Berlin Humboldt Universitat Lehrstuhl fur Ur und Fruhgeschichte Hrsg Ethnographisch archaologische Zeitschrift EAZ Nr 41 2000 ISSN 0012 7477 S 17 27 archaeologie online de abgerufen am 25 Oktober 2012 Stefan Mader Stahle Steine Schlangen Ein neuer Blick auf alte Schwerter In Karfunkel Combat das jahrliche Special zur Militargeschichte Nr 1 Karfunkel 2005 ISSN 0944 2677 Philipp Sulzer Der Sax todlicher Allrounder des Fruhen Mittelalters In Babette Ludowici Hrsg Saxones Theiss Darmstadt 2019 S 36 37 Einzelnachweise Bearbeiten Heiko Steuer Historische Phasen der Bewaffnung nach Aussagen der archaologischen Quellen Mittel und Nordeuropas im ersten Jahrtausend n Chr In Fruhmittelalterliche Studien 4 1970 S 348 383 online Johann Christoph Adelung Dietrich Wilhelm Soltau Das Sachs In Franz Xaveristoph Schonberger Hrsg Grammatisch kritisches Worterbuch der Hochdeutschen Mundart mit bestandiger Vergleichung der ubrigen Mundarten besonders aber der Oberdeutschen Dritter Theil von M Scr B Ph Bauer Wien 1811 lexika digitale sammlungen de Vgl auch saterfriesisch Saaks oder Soaks fur Messer Albert Genrich Der Name der Sachsen Mythos und Realitat In Hans Jurgen Hassler Ulla Lund Hansen Hrsg Studien zur Sachsenforschung Nr 7 Lax Hildesheim 1991 ISBN 3 7848 1619 3 S 137 144 Manfred Rech Chauken und Sachsen in der schriftlichen Uberlieferung In Manfred Rech Hrsg Siedler Soldner und Piraten Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung im Focke Museum Bremer Landesmuseum vom 8 3 bis 14 5 2000 Landesarchaologe Bremen 2000 S 119 134 a b c d e f g h Herbert Westphal Sax In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 26 Walter de Gruyter Berlin New York 2004 ISBN 3 11 017734 X S 538 546 Dieter Quast Auf der Suche nach fremden Mannern Die Herleitung der schmalen Langsaxe vor dem Hintergrund der alamannisch donaulandischen Kontakte der zweiten Halfte des 5 Jahrhunderts In Th Fischer G Precht J Tejral Hrsg Germanen beiderseits des spatantiken Limes Spisy Archeologickeho Ustavu AV CR Brno 14 Koln Brunn 1999 S 115 128 Jo Wernard Hic scramasaxi loquuntur Typologisch chronologische Studie zum einschneidigen Schwert der Merowingerzeit in Suddeutschland In Germania Nr 76 1998 Par Olsen Die Saxe von Valsgarde Almqvist amp Wiksell Uppsala 1945 Dissertation Anne Norgard Jorgensen Waffen und Graber typologische und chronologische Studien zu skandinavischen Waffengrabern 520 30 bis 900 n Chr Kongelige Nordiske oldskriftselskab Kopenhagen 1999 ISBN 87 87483 43 2 Stefan Mader Stahle Steine und Schlangen Zur Kultur und Technikgeschichte von Schwertklingen des fruhen Mittelalters Humboldt Universitat zu Berlin Berlin 2001 schwertbruecken de PDF 30 0 MB abgerufen am 25 Oktober 2012 Dissertation PDF 30 MB Memento vom 25 September 2020 im Internet Archive Stefan Mader Stahle Steine und Schlangen Zur Kultur und Technikgeschichte von Schwertklingen des fruhen Mittelalters Humboldt Universitat zu Berlin Berlin 2001 S 139 145 schwertbruecken de PDF 30 0 MB abgerufen am 25 Oktober 2012 Dissertation PDF 30 MB Memento vom 25 September 2020 im Internet Archive Stefan Mader Stahle Steine und Schlangen Zur Kultur und Technikgeschichte von Schwertklingen des fruhen Mittelalters Humboldt Universitat zu Berlin Berlin 2001 S 169 schwertbruecken de PDF 30 0 MB abgerufen am 25 Oktober 2012 Dissertation PDF 30 MB Memento vom 25 September 2020 im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sax Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stefan Mader Mado wo akeru Ein Fenster offnen Untersuchungen an Alamannenschwertern in Japan In Archaologie Online Abgerufen am 3 Oktober 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sax Waffe amp oldid 234674048