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Das Orakel von Siwa oder auch Orakel des Ammon war eine antike Orakelstatte in der Oase Siwa heute Agypten Tempel des Amun Orakels Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Orakelstatte 2 Ablauf eines Orakels 3 Bekannte Orakelspruche 3 1 Kambyses II 523 v Chr 3 2 Kimon 449 v Chr 3 3 Alexander der Grosse 331 v Chr 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte der Orakelstatte Bearbeiten nbsp Eingang zur OrakelstatteSeit wann und wie die Oase Siwa zu einer Orakelstatte wurde ist bislang unbekannt Herodot schrieb im 5 Jh v Chr zwei Entstehungslegenden Die Priesterinnen erzahlten mir Folgendes Zwei schwarze Tauben sind einst von Theben aufgeflogen Eine Taube flog zu ihnen nach Dodona wo sie sich auf einer Eiche niederliess und mit menschlicher Stimme rief es musse hier ein Orakel des Zeus gestiftet werden Die andere Taube ist nach Libyen geflogen und forderte die Libyer auf ein Orakel des Amon zu grunden In der zweiten Entstehungsgeschichte entfuhrten Phonizier zwei Priesterinnen aus Theben Eine wurde nach Libyen verkauft und die andere nach Griechenland Das Orakel von Siwa war neben dem Orakel von Delphi Apollo und Dodona Zeus die bekannteste Orakelstatte in der Antike Seit dem 6 Jahrhundert v Chr befand es sich in einem erst in dieser Zeit gebauten Tempel Ammonion der dem altagyptischen Gott Amun geweiht war Die Archaologen sind sich jedoch heute einig dass Siwa bereits vor dem Bau dieses Amun Tempels schon als Orakelort bekannt war Ferdinand Tonnies vermutete bereits 1876 dass sich das Orakel von Siwa vor der Errichtung des Amun Tempels am selben Platz in einem ursprunglichen Heiligtum des Apollon Karneios befand 1 Der bekannteste Besucher des Orakels ist zweifellos Alexander der Grosse der wohl Macht und Einfluss des Orakels nutzte und sich in Siwa vom Oberpriester als Sohn des Gottes Zeus Amun begrussen liess Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde die Oase Siwa von Rommels Afrikakorps insgesamt dreimal besetzt Dabei badeten einige seiner Soldaten nackt in dem steingefassten Becken des beruhmten heiligen Brunnens in der Nahe des Amun Tempels was den Einheimischen als Sakrileg und boses Omen galt Ablauf eines Orakels BearbeitenAnders als in Delphi oder Dodona gab es in Siwa keine Orakelspruche sondern nur Ja und Nein Antworten Bewegte sich die Amun Figur auf den Fragensteller zu so lautete die Antwort Ja Bewegte sich die Figur vom Fragesteller weg so lautete die Antwort Nein Die Amun Figur wurde von den Priestern bewegt Konigsorakel hatten jedoch einen anderen Ablauf Konige oder Priester stellten ihre Fragen alleine im Allerheiligsten des Tempels Anschliessend erhielten sie ein gottliches Orakelschreiben vom Oberpriester oder der Oberpriester verkundete Amuns Antwort auf die Fragen die vorgeblich ja keinem Menschen ausser dem Fragesteller bekannt sein konnten Es wurde aber archaologisch eine Geheimkammer uber dem Allerheiligsten nachgewiesen in der ein versteckter Priester die Fragen horen konnte 2 Bekannte Orakelspruche BearbeitenKambyses II 523 v Chr Bearbeiten siehe auch Verlorene Armee des KambysesDer griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet dass der persische Konig Kambyses II der Sohn von Kyros dem Grossen 523 v Chr das heilige Orakel von Siwa mit 50 000 Mann plundern wollte da es den Niedergang des Konigs prophezeit hatte Bevor er und seine Manner jedoch ihr Ziel erreicht hatten wurden sie von einem Sandsturm uberrascht Kimon 449 v Chr Bearbeiten Kimon der Sohn von Miltiades dem Jungeren schickte seine Boten nach Siwa um bestimmte geheime Angelegenheiten zu klaren Das Orakel gab den Boten keine Antwort Es schickte sie zuruck da Kimon bereits bei Amun war Als sie ihre Heimat wieder erreichten erkannten die Boten den Sinn der Antwort Kimon war an dem Tag gestorben an dem sie die Frage gestellt hatten Alexander der Grosse 331 v Chr Bearbeiten Nachdem Alexander der Grosse Agypten erobert und die Rolle des Pharaos ubernommen hatte indem er in Heliopolis dem Re und in Memphis im Tempel des Ptah dem Apis geopfert hatte reiste er mit seinem Gefolge durch die Wuste nach Siwa Begleitet wurde Alexander u a von Kallisthenes von Olynth dessen Uberlieferung 3 spater als Quelle fur die drei Geschichtsschreiber Strabon 4 Diodor 5 beide im 1 Jh v Chr und Plutarch 6 1 Jh diente Er wollte das Orakel sowohl uber die Zukunft als auch uber die eigene Herkunft befragen denn er fuhrte einen Teil seiner Entstehung auf Ammon zuruck ahnlich wie die Mythen Herakles und Perseus von Zeus abstammen lassen 7 In Siwa angekommen musste Alexanders Gefolge entsprechend dem Ablauf eines Konigsorakels ausserhalb des auf dem Hugel von Aghurmi gelegenen Tempels warten und Alexander betrat allein das Allerheiligste wo er vor dem Kultbild seine Fragen stellte Diodor schreibt dass der Oberpriester ihn fragte ob er sich als Sohn Amuns fugen mochte Alexander bejahte dies und fragte ihn ob sein Vater Amun ihm die Herrschaft uber die Welt genehmigt Dieser rief dass Amun ihm den Wunsch mit absoluter Gewissheit gewahrt Nach Plutarch fragte Alexander erst nach dem Morder seines Vaters Als Alexander aus dem Tempel kam sagte er zu seinen Begleitern er habe gehort was er habe horen wollen Die Anerkennung Alexanders als Sohn Amuns durch das Orakel verschaffte der Legitimation seiner Herrschaft uber Agypten zweifellos eine noch festere Basis Anschliessend erfolgte das offentliche Prozessionsorakel fur das Gefolge Alexanders Achtzig Priester trugen das Kultbild des Amun auf einer Barke von Aghurmi auf der geraden Strasse zum gegenuberliegenden Amuntempel von Umm Ubayda Dabei beantwortete die Barke Fragen der Zuschauer durch entsprechende Neigung Das Bild wird als einem Nabelstein Omphalos ahnlich beschrieben 8 Moglicherweise handelte es sich um das bis auf den Kopf verhullte Bildnis des Min Amun 9 Die Griechen identifizierten Amun mit Zeus Amun der als libyscher Amun auch in Griechenland verehrt wurde Seit dem spaten 5 Jahrhundert v Chr ist eine bedeutende Kultstatte im makedonischen Aphytis auf der Halbinsel Chalkidike belegt 10 Alexander konnte sich also dem Gott des Orakels besonders verbunden fuhlen Literatur BearbeitenKai Christian Bruhn Ammoniaca I Kein Tempel der Pracht Architektur und Geschichte des Tempels aus der Zeit des Amasis auf Aġurmi Oase Siwa Harrassowitz Wiesbaden 2010 ISBN 978 3 447 05713 4 Gunther Holbl Geschichte des Ptolemaerreiches Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1994 ISBN 3 534 10422 6 S 10f Klaus Peter Kuhlmann Das Ammoneion Archaologie Geschichte und Kultpraxis des Orakels von Siwa Archaologische Veroffentlichungen Band 75 von Zabern Mainz 1988 ISBN 3 8053 0819 1 Richard Pietschmann Ammoneion In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I 2 Stuttgart 1894 Sp 1858 1860 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tempel des Amun in Siwa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Projektseite beim Deutschen Archaologischen InstitutEinzelnachweise Bearbeiten De Iove Ammone questionum specimen Tubingen 1877 vgl Uwe Carstens Ferdinand Tonnies Norderstedt 2005 S 67 70 Holbl Geschichte des Ptolemaerreiches Darmstadt 1994 S 11 FrGrHist 124 F 14 Strabon Geographika 17 1 43 Diodor Bibliotheca historica 17 51 Plutarch Alexander 27 Arrian Anabasis Alexandrou 3 3 2 Diodor Bibliotheca historica 17 50 6 Curtius Rufus Historiae Alexandri Magni Macedonis 4 7 23 Holbl Geschichte des Ptolemaerreiches Darmstadt 1994 S 282 Anmerkung 9 Holbl Geschichte des Ptolemaerreiches Darmstadt 1994 S 10 Normdaten Geografikum GND 4209772 1 lobid OGND AKS VIAF 247700148 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orakel von Siwa amp oldid 230826445