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Dieser Artikel beschaftigt sich mit der bronzezeitlichen Siedlung Phaistos auf Kreta Fur weitere Bedeutungen siehe Phaistos Begriffsklarung Phaistos oder auch Phaestos griechisch Faistos f sg Festos ist der Name einer bronzezeitlichen minoischen Siedlung auf der griechischen Insel Kreta Sie lag in der Nahe der Sudkuste des zentralen Teils der Insel auf einem Hohenrucken uber der fruchtbaren Messara Ebene Die in der heutigen Prafektur Iraklio gelegenen Ruinen des Palastes von Phaistos bildeten auf einer Flache von 8 400 m einst den zweitgrossten minoischen Palast Kretas nach Knossos In der altagyptischen Ortsnamenliste im Tempel des Amenophis III ist der Ort mit dem neuagyptischen Namen b3 y s3 tj bajsata bajstija 1 bezeugt in mykenischem Griechisch der Linearschrift B wurde er pa i to genannt Phaistos Festos Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausgrabungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise In einer Entfernung von etwa zwei Kilometern nordwestlich von Phaistos bestand auf einem Nachbarhugel eine weitere kleinere minoische Palastanlage Diese wurde nach einer naheliegenden byzantinischen Kirche Agia Triada benannt da der minoische Name nicht uberliefert ist Beide Palaste waren durch einen gepflasterten Pfad miteinander verbunden Der antike Hafen der Siedlung Kommos befand sich etwa sechs Kilometer sudwestlich des Palastes von Phaistos am Libyschen Meer nordlich des heutigen Matala Sowohl an den Palasten als auch den Hafenanlagen wurden seit dem Jahre 1900 teilweise Ausgrabungen durchgefuhrt Die Ausgrabungsstatten konnen besichtigt werden die Palastanlagen gegen Gebuhr Geschichte BearbeitenMan nimmt an dass die Messara Ebene und der Hohenrucken Festos auch Kastri genannt schon in der spaten Jungsteinzeit Neolithikum ab etwa 4000 v Chr besiedelt waren Die altesten historischen Fundstucke der Gegend stammen aus der fruhminoischen Zeit um 3000 v Chr Der Sage nach wurde die Stadt Phaistos von Konig Minos gegrundet und nach einem Sohn oder Enkel des Herakles Heros Phaistos benannt der von Idomeneus dem Enkel von Minos und spateren Konig von Kreta getotet wurde Erster Herrscher uber Phaistos soll Rhadamanthys der Bruder des Minos gewesen sein Nach dem altgriechischen Dichter Homer habe die Stadt unter Konig Idomeneus am Trojanischen Krieg teilgenommen Teile der neolithischen und vorpalastzeitlichen Siedlung wurden in tieferen Schichten entdeckt so eine Rundhutte aus der Jungsteinzeit unter dem Sudabschnitt des Mittelhofes des Palastes von Phaistos Um 3500 v Chr lag Phaistos an der Meeresbucht des Mires Beckens nach dessen Anlandungsprozess im Spatneolithikum bis um 3200 v Chr noch unmittelbar sudostlich der Kuste des Timbaki Beckens in das an dieser Stelle der Geropotamos ins Meer mundete Bis 2100 v Chr hatte sich die Bucht bis auf die Hohe von Agia Triada mit Schwemmsand aufgefullt 2 3 nbsp Innenraume des PalastesMit dem Aufbluhen der minoischen Kultur in der Altpalastzeit 1900 1700 v Chr entstand auch in Phaistos im Zeitraum von 1900 bis 1850 v Chr der erste Palast der in dieser Zeit mindestens die gleiche Bedeutung wie Knossos hatte Er wurde mehrfach durch Erdbeben und einen Brand beschadigt zuletzt bei dem grossen Erdbeben um das Jahr 1700 v Chr zerstort Manche Forscher datieren das grosse Beben auch um das Jahr 1650 v Chr In jedem Fall scheiterten erste sporadische Wiederaufbauversuche im 17 Jahrhundert v Chr Erst um das Jahr 1600 v Chr wurde ein aufwandiger Neubau des Palastes begonnen der jedoch nie vollendet wurde Gleichzeitig entstand der Palast von Agia Triada der unweit von Phaistos reichhaltiger ausgestattet war so dass angenommen wird dass es sich bei Agia Triada um den neuen Herrscher Palast handelte wahrend sich in Phaistos das kultische und wirtschaftliche Zentrum befand nbsp Kommos Hafen von PhaistosDie Neupalastzeit auf Kreta bestand von 1700 v Chr bis etwa 1430 v Chr Das Ende dieser Epoche fallt mit der Eroberung der Insel durch die mykenischen Griechen 1450 bis 1425 v Chr zusammen Da die Zerstorung des Palastes von Phaistos durch eine Brandkatastrophe um das Jahr 1450 v Chr wie auch der Untergang anderer Palastanlagen auf Kreta in diese Zeit fallt kann ein Zusammenhang mit den Kriegshandlungen angenommen werden Manche Historiker favorisieren eine Umweltkatastrophe wie ein weiteres Erdbeben oder einen Vulkanausbruch die zum Untergang der minoischen Palaste und Kultur gefuhrt haben konnte Dagegen spricht allerdings das Weiterbestehen des Palastes von Knossos bis zum Jahre 1375 v Chr Phaistos als herrschende Stadt uber Sudkreta von den Kryoneritis Bergen bis zum Dikti Gebirge und dass sein Hafen Kommos sicher Hauptangriffsziel der Achaier gewesen ware Auf jeden Fall wurde der Palast von Phaistos nach dem Brand um 1450 v Chr nicht wieder aufgebaut Die Siedlung am Hang bestand jedoch in nachminoischer geometrischer und klassischer Zeit fort Der Verwaltungssitz wurde wohl nach Agia Triada verlegt wo ein Megaron eines Herrschers weitere kleinere Megara und ein Marktplatz entstanden Ab etwa 1200 v Chr kam es auch auf Kreta zu einem allmahlichen Niedergang der mykenischen Kultur die auf der Insel wohl als eine Mischform der Kultur der achaischen Einwanderer und der der minoischen Einheimischen bestand Danach seit ungefahr 1000 v Chr wurde Kreta vom griechischen Stamm der Dorer besiedelt Aus diesem dunklen Zeitalter ist fur Phaistos wie allgemein fur Griechenland wenig uberliefert Mit Ende der geometrischen und Beginn der archaischen Zeit um 750 v Chr entwickelte sich Phaistos wie andere griechische Stadte zu einem bedeutenden Stadtstaat Polis Schon im geometrischen Zeitalter 900 750 v Chr standen uber dem Westhof des ehemaligen minoischen Palastes Wohnbereiche die die Ausgrabungen auch fur die archaische 750 500 v Chr und die darauffolgende klassische Zeit 500 336 v Chr belegen Im 7 Jahrhundert v Chr entstanden neue Strassen und Tempel darunter der Tempel der Gottin Rhea sudlich des Mittelhofes des alten Palastes Die Polis Phaistos beherrschte den Golf von Messara vom Kap Melissa bei Agio Pavlos bis zum Kap Lithino sudlich von Matala Die Grenze zur Hauptkonkurrentin der Polis Gortyn verlief im Gebiet von Mires In klassischer und der ihr folgenden hellenistischen Zeit 336 146 v Chr war Phaistos Sitz eines kretischen Stadtebundes Um das Jahr 180 v Chr wurde Phaistos jedoch durch die ostliche Nachbarstadt Gortyn unterworfen die dann in romischer Zeit ab 67 v Chr zur Hauptstadt Kretas wurde Die Stadtstaaten wurden von der romischen Verwaltung aufgelost und Phaistos bestand nur noch als Siedlung im Schatten Gortyns fort Ausgrabungen Bearbeiten nbsp Diskos von Phaistos Seite B nbsp Diskos von Phaistos Seite A Erste Ausgrabungen begannen im Jahre 1900 durch die Italienische Archaologische Mission auf Kreta unter Federico Halbherr und Luigi Pernier Fur die Ausgrabungen in den minoischen Schichten mussten Uberbauungen aus spateren Epochen abgetragen werden Freigelegt wurden sowohl Teile des alten wie auch des neuen Palastes von Phaistos wobei die meisten der erhaltenen Gebaudereste zum neuen Palast gehorten Einige der Bauten aus nachminoischer Zeit blieben erhalten wie der griechische Rhea Tempel und Gebaude des oberen Hofes Herausragendes Stuck der Ausgrabungsarbeiten ist eine im Jahre 1908 im altpalastzeitlichen Nordostkomplex gefundene mit Symbolen bestempelte Tonscheibe Dieser Diskos von Phaistos wird auf 1700 v Chr datiert Er befindet sich heute wie auch viele der in Phaistos gefundenen Keramiken im Archaologischen Museum in Iraklio Ab 1950 wurden die Ausgrabungsarbeiten von Doro Levi fortgefuhrt Er untersuchte vor allem den alten Palast und Bereiche der Stadt Seit den 1970er Jahren konzentrierten sich die Freilegungsarbeiten auf die Umgebung des Palasthugels von Phaistos an dessen Abhangen nach der Zerstorung des Palastes minoische geometrische und hellenistische Hauser errichtet wurden Die Ausgrabungen sind bis heute nicht abgeschlossen Der Palastbereich wurde dem Publikumsverkehr geoffnet Das ehemalige Standquartier der Archaologen oberhalb der Palastanlage wurde zu einem Touristenpavillon umgebaut Palastanlage von Phaistos nbsp Treppenaufgang nbsp Zentralhof nbsp Gemach der Konigin nbsp Westhof mit Theater Literatur BearbeitenAthanasia Kanta Phaistos Hagia Triada Gortyn Verlag Adam Athen 1998 Umfangreiche und bebilderte Darstellung vor allem von Phaistos und Agia Triada Costis Davaras Phaistos Hagia Triada Gortyn Verlagshaus Hannibal Athen Festos der minoische Palast miniguides Mediterraneo Editions 2001 Kleiner kommentierter Plan Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Phaistos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Phaistos In Website des Griechischen Kultusministeriums englisch Phaistos In kreta reise info Phaistos In explorecrete comEinzelnachweise Bearbeiten Transkribierung nach Gustav Adolf Lehmann Die politischen historischen Beziehungen der Agais Welt des 15 13 Jhs v Chr zu Vorderasien und Agypten einige Hinweise In Joachim Latacz Hrsg Zweihundert Jahre Homerforschung Colloquium Rauricum Band 2 Teubner Stuttgart 1991 S 108 Die Lautwerte sind strittig Elmar Edel Manfred Gorg Die Ortsnamenlisten im nordlichen Saulenhof des Totentempels Amenophis III Wiesbaden 2005 S 169ff legen sich nicht auf eine exakte Transkription fest Thomas Guttandin Diamantis Panagiotopoulos Hermann Pflug Gerhard Plath Die Hafen des Minos Auf der Suche nach den Grundlagen der minoischen maritimen Macht In Antike Welt Zeitschrift fur Archaologie und Kulturgeschichte Nr 2 2014 Philipp von Zabern Darmstadt 2014 Die Hafenstatte Kommos S 19 21 Thomas Guttandin Diamantis Panagiotopoulos Hermann Pflug Gerhard Plath Inseln der Winde Die maritime Kultur der bronzezeitlichen Agais Academia 2015 S 146 147 abgerufen am 8 November 2015 35 051388888889 24 814166666667 Koordinaten 35 3 5 N 24 48 51 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phaistos amp oldid 218323564