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Dieser Artikel beschreibt die Ausgrabungsstatte Zum antiken Klagegesang siehe Kommos Dramatik Kommos griechisch Kommos oder Komos m sg bezeichnet eine archaologische Ausgrabungsstatte an der Sudkuste der griechischen Insel Kreta Sie befindet sich in der Gemeinde Festos des Regionalbezirks Iraklio am Sudwestrand der Messara Ebene Dass es sich bei Kommos um die antike kretische Stadt Amyklaion altgriechisch Ἀmyϰlaion auch Amyklaῖon 1 handelt wird vermutet ist aber nicht belegt 2 Archaologische Ausgrabungsstatte von Kommos Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Beschreibung 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLage BearbeitenDie Ausgrabungsstatte von Kommos liegt sechs Kilometer sudlich des Hauptortes der Gemeinde Tymbaki Tympaki am Strand von Komos am Libyschen Meer Der Strand bildet den sudlichen Abschnitt der Kuste der Messara Ebene an deren Westseite an der Bucht von Messara Ormos Mesaras Die nachsten Ortschaften sind Kalamaki Kalamaki 1 5 Kilometer nordlich Pitsidia Pitsidia 2 Kilometer ostlich und Matala Matala 2 5 Kilometer im Sudwesten Erreichbar ist Kommos auf einer asphaltierten Strasse von Pitsidia aus Im Suden ziehen sich mit dem 391 Meter hohen Kefali Kefali die westlichen Auslaufer des Asterousia Hohenzugs Asteroysia orh bis zum Kap Lithino Akrwthrio Li8ino und schirmen die Messara Ebene zur Sudkuste ab Die grosseren Ausgrabungsstatten antiker Stadte und Palastanlagen in der Messara Ebene befinden sich alle nordostlich von Kommos Agia Triada in 5 75 Kilometer Phaistos in 6 25 Kilometer und Gortyn in 18 Kilometer Entfernung Geschichte BearbeitenDie Messara Ebene ist seit der Jungsteinzeit seit etwa 6500 v Chr besiedelt 3 In der Zeit der minoischen Kultur entstanden hier 1900 bis 1450 v Chr Stadte mit ausgedehnten Palastanlagen Die wichtigsten Orte in der Messara waren Phaistos und spater Gortyn Neben der Landwirtschaft war der Handel ein wichtiger Wirtschaftszweig der Stadte der damaligen Zeit Dieser erfolgte zum Grossteil uber das Meer was Hafenanlagen in der Nahe der grossen Wirtschaftszentren voraussetzte nbsp Lage am Libyschen Meer nbsp Sudliche AusgrabungsflacheArchaologisch ist belegt dass eine Siedlung an der Sudwestkuste der Messara Ebene die heute als Kommos bezeichnet wird ab etwa 1900 v Chr bestanden hat Es ist davon auszugehen dass die Hafenstatte angelegt wurde da Phaistos und spater Agia Triada durch den Anlandungsprozess des Mires und Timbaki Beckens an der Mundung des Geropotamos Geropotamos den direkten Zugang zum Meer verloren 4 Kommos bestand als minoische Hafenstadt bis 1200 v Chr der Zeit des Seevolkersturms im ostlichen Mittelmeer und spater als griechische Siedlung bis in die Zeit des Romischen Reiches Um 200 n Chr wurde sie aufgegeben 3 Verschiedentlich wurde vermutet dass in der Nahe von Kommos der in der Odyssee von Homer erwahnte glatte Fels lissὴ petrh lisse petre lag an dem der grosste Teil der Flotte des Menelaos bei der Ruckkehr von Troja wahrend eines Sturms zerschellt sein soll 5 Dabei konnte es sich um das Kap Lithino oder die Paximadia Inseln handeln In der Odyssee heisst es im Dritten Gesang Zeilen 293 bis 298 in der Ubersetzung von Johann Heinrich Voss 6 An der gordynischen Grenz im dunkelwogenden Meere Turmt sich ein glatter Fels den dringenden Fluten entgegen Die der gewaltige Sud an das linke Gebirge vor Phastos Sturmt und der kleine Fels hemmt grosse brandende Fluten Dorthin kamen die meisten und kaum entflohn dem Verderben Noch die Manner die Schiffe zerschlug an den Klippen die Brandung 7 Etwa 1700 v Chr durch ein grosses Erdbeben zerstort gilt die Ansiedlung von Kommos nach dem sofortigen Wiederaufbau als Hafen von Phaistos beziehungsweise Agia Triada Bis 1200 v Chr dehnte sich das bebaute Gebiet nach Norden und Osten bis uber die Einzaunung der heutigen Ausgrabungsstatte hinaus aus 5 Fur 1200 bis 1000 v Chr bestehen keine Siedlungshinweise so dass die Moglichkeit der Aufgabe der Stadt wahrend dieses Zeitraums besteht 8 Anhand von archaologischen Funden wie Keramik und Skulpturen konnten Verbindungen von Kommos bis Sardinien Unteritalien Agypten Zypern und in die Levante nachgewiesen werden 3 Von besonderem Interesse durfte dabei ein phonizischer Schrein aus der Zeit um 800 v Chr sein der im Tempel B von Kommos gefunden wurde 9 Er ist neben einem ahnlichen Schrein bei Prinias in der Nahe von Rhizenia einer von nur zweien dieser Art in der Agais 10 Im Jahr 1924 horte der Ausgraber von Knossos der britische Archaologe Arthur Evans erstmals auf Grund von dort stammender antiker Aufbewahrungsgefasse vom Fundort Kommos und spekulierte uber ein bronzezeitliches Customs House Zollhaus Ausfuhrgebaude an dieser Stelle 3 Doch noch bis Anfang der 1970er Jahre ging man in der Fachwelt von einer moglichen Siedlung bei Kokkinos Pyrgos Kokkinos Pyrgos nordwestlich von Tymbaki als dem Hafen des minoischen Zentrums Phaistos aus Der deutsche Hobbyarchaologe Friedhelm Will argumentierte dagegen fur Kommos als Hafenanlage und versuchte dies durch verbotene Grabungen in den Dunen hinter dem Strand zu beweisen Dort stiess er auf erste Mauerreste der heutigen Ausgrabungsstatte musste nach einer Anzeige deswegen jedoch in griechische Haft 11 Seit 1976 wurden in Kommos mit Genehmigung des Griechischen Archaologischen Dienstes offizielle Ausgrabungen durchgefuhrt Die von der Amerikanischen Schule fur Klassische Studien in Athen unterstutzten Forschungen eines Archaologenteams der Universitat von Toronto standen unter der Leitung von Joseph Winterbothams Shaw und Maria Coutroubaki Shaw Von 1990 bis 2006 erschien eine funfteilige Beschreibung in sieben Banden der Ausgrabungsergebnisse herausgegeben von der Universitat Princeton 12 Nach Beendigung der eigentlichen Grabungen wurden von 2004 bis 2006 Konsolidierungsarbeiten zum Schutz vor Erosion durchgefuhrt Eine beabsichtigte Offnung des Gelandes zur Besichtigung durch die Allgemeinheit wurde bisher nicht realisiert 3 Beschreibung Bearbeiten nbsp Haupthof mit rechts erkennbaren Resten spatminoischer Bootsschuppen fur SchiffeDie Ausgrabungsstatte von Kommos unterteilt sich in drei einander nahe liegende Grabungsflachen die sich an der Sudseite des kleinen Hugels Stou Spanou ta Kephalia befinden Sie ziehen sich parallel zur Kuste die Anhohe hinauf 13 Am Fusse des Hugels im Suden liegt das grosste Grabungsfeld mit den Fundamenten des griechischen Tempels der auf den Mauern eines minoischen Palastbaus errichtet wurde und den Resten von Bootsschuppen aus spatminoischer Zeit Hier lag das Zentrum der minoischen Hafenstadt 14 Das 20 Meter nordlich am Hang des Hugels liegende mittlere Areal ist das kleinste der drei Grabungsfelder Die dortigen Gebaudereste stammen aus der Alt und der Neupalastzeit Hier ist zu erkennen dass die Hauser der Neupalastzeit auf den Ruinen der alteren Gebaude errichtet wurden Das dritte Grabungsfeld erstreckt sich auf der Spitze der Anhohe 40 Meter nordlich des mittleren Areals Es finden sich Uberreste aus der Nachpalastzeit der Zeit der grossten Ausdehnung des Stadtgebiets In vielen der Hauser fand man Treppen vor was auf eine zweigeschossige Bauweise hindeutet 15 nbsp Lilienfresko 1600 1450 v Chr Die zahlreichsten Funde wurden im sudlichen Grabungsfeld gemacht Hier positionieren sich die Gebaudereste um einen Hof den zentralen Platz der minoischen Stadt Die wenigen altesten Uberreste stammen aus der Vorpalastzeit Weitaus grossere Teile sind aus der Neupalastzeit Mittelminoisch III und der Nachpalastzeit Spatminoisch IA bis III erhalten darunter die Grundmauern einer kleinen Palastanlage sowie sechs langliche Strukturen von denen man annimmt dass sie als Schuppen zum Unterstellen und Ausbessern von Schiffen dienten Als bemerkenswerter Fund stammen aus einem Haus an der Nordostseite des Areals Haus X die Reste eines Freskos mit weissen Lilien 16 Die minoischen Siedlungsstrukturen wurden spater in geometrischer archaischer wie auch klassischer Zeit durch andere Gebaude uberbaut 17 nbsp Anbau des Tempels B 800 600 v Chr An der Nordwestseite des sudlichen Grabungsfeldes befindet sich der nachminoische Tempelbereich Die erste Errichtung eines dortigen Heiligtums Tempel A erfolgte im spaten 11 Jahrhundert v Chr um 1020 v Chr errichtet aus Steinblocken der ehemaligen minoischen Stadt Tempel A wurde um 800 v Chr durch Tempel B ersetzt der bis 600 v Chr in Gebrauch war In ihm fanden die Ausgraber einen Schrein mit drei Steinsaulen in einem Bodenblock der als phonizisch identifiziert wurde Weitere Funde in diesem Bereich waren kretische Terrakotta Figuren ein kleines griechisches Bronze Pferd agyptische Fayence Figuren der Gottin Sachmet und ihres Sohnes Nefertem sowie Waffen die wohl einer lokalen Elitekriegerklasse gehorten 9 Die meisten Artefakte die in den verschiedenen Erdschichten von Kommos lagen waren Topferwaren unterschiedlichster Epochen und Gegenden des ostlichen Mittelmeerraumes Neben Pithoi Kratere Aryballoi Krugen und Tassen aus mittel und spatminoischer protogeometrischer und geometrischer Zeit gehoren dazu Gefasse und Topferwarenreste aus Zypern Agypten der Levante 18 und Sardinien 19 In der Siedlung wurde auch Tongut hergestellt Aus der Umgebung eines Keramikbrennofens stammen uber 450 Kilogramm Tongutscherben vor allem Fehlbrande Weiterhin wurden Haushalts und Einrichtungsgegenstande gefunden wie auch Werkzeuge und Installationen fur eine Olpresse 15 Ausgrabungsstatte von Kommos nbsp Sudliche Ausgrabungen nbsp Blick Richtung Haupthof nbsp Griechischer Tempel C nbsp Detail der GebauderesteLiteratur BearbeitenR G V Hancock P P Betancourt INAA of Minoan ceramics from Kommos Crete Journal of Radioanalytical and Nuclear Chemistry 114 2 1987 P Betancourt L Berkowitz R L Zaslow Evidence for a Minoan basket from Kommos Crete Cretan Studies 2 1990 S 73 77 Joseph W Shaw Der phonizische Schrein in Kommos auf Kreta ca 800 v Chr Veroffentlichungen der Joachim Jungius Gesellschaft Wiss Hamburg 87 1998 S 93 104 Hans Niemeier Festschrift Joseph W Shaw Peter M Day Vassilis Kilikoglou A LM Ia Ceramic Kiln in South Central Crete The American School of Classical Studies at Athens Athen 2001 ISBN 0 87661 530 2 Joseph W Shaw Kommos A Minoan Harbor Town and Greek Sanctuary in Southern Crete The American School of Classical Studies at Athens 2006 ISBN 0 87661 659 7 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Esther Widmann Die Archaologie des Haushalts in der Kretischen Neupalastzeit Magisterarbeit Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Heidelberg 2007 Kommos S 41 48 uni heidelberg de PDF 23 6 MB abgerufen am 7 Februar 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft Pauly Wissowa S I 0071 Angelos Chaniotis Die Vertrage zwischen kretischen Poleis in der hellenistischen Zeit Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996 ISBN 3 515 06827 9 S 394 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c d e Kommos Excavations Crete Introduction Kommos and the Mesara Nicht mehr online verfugbar www fineart utoronto ca archiviert vom Original am 25 September 2017 abgerufen am 24 Juli 2010 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www fineart utoronto ca Thomas Guttandin Diamantis Panagiotopoulos Hermann Pflug Gerhard Plath Die Hafen des Minos Auf der Suche nach den Grundlagen der minoischen maritimen Macht In Antike Welt Zeitschrift fur Archaologie und Kulturgeschichte Nr 2 2014 Philipp von Zabern Darmstadt 2014 Die Hafenstatte Kommos S 19 21 a b Andonis Vasilakis Agia Triada Phaistos Kommos Matala Verlag Mystis Iraklio 2009 ISBN 978 960 6655 58 6 S 103 Homer Odyssee im Projekt Gutenberg DE ODYSSEIAS tὰ ἐn Pylῳ Altgriechisches Original des 3 Gesangs der Odyssee www gottwein de abgerufen am 31 Juli 2010 Lambert Schneider Kreta DuMont Reiseverlag Ostfildern 2006 ISBN 3 7701 3801 5 S 173 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Kommos Excavations Crete The Greek Sanctuary Nicht mehr online verfugbar www fineart utoronto ca archiviert vom Original am 12 Dezember 2017 abgerufen am 24 Juli 2010 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www fineart utoronto ca Dario Palermo Diario minimo d archeologia La Missione dell Universita di Catania a Creta italienisch www bda unict it abgerufen am 2 November 2015 Eberhard Fohrer Kreta Michael Muller Verlag Erlangen 2009 ISBN 978 3 89953 453 5 S 361 Kommos Excavations Crete Kommos Publications Nicht mehr online verfugbar www fineart utoronto ca archiviert vom Original am 6 November 2017 abgerufen am 27 Juli 2010 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www fineart utoronto ca Kommos Excavations Crete Kommos Site Plan All Periods Nicht mehr online verfugbar www fineart utoronto ca archiviert vom Original am 10 Marz 2016 abgerufen am 3 August 2010 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www fineart utoronto ca Kommos Excavations Crete Minoan Palace amp Shipsheds Nicht mehr online verfugbar www fineart utoronto ca archiviert vom Original am 6 November 2017 abgerufen am 3 August 2010 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www fineart utoronto ca a b Andonis Vasilakis Agia Triada Phaistos Kommos Matala Verlag Mystis Iraklio 2009 ISBN 978 960 6655 58 6 S 104 Kommos Excavations Crete Minoan Town Nicht mehr online verfugbar www fineart utoronto ca archiviert vom Original am 6 November 2017 abgerufen am 3 August 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Livingston Vance Watrous Kommos III The Late Bronze Age Pottery Princeton University Press Princeton NJ 1992 ISBN 978 0 691 03607 6 S 163 191 Tafel 56 57Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kommos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kommos Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 9 Januar 2017 englisch Kommos Excavations Crete englisch Kommos Conservancy englisch 35 013333333333 24 760833333333 Koordinaten 35 0 48 N 24 45 39 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kommos amp oldid 233260907