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Gournia griechisch Goyrnia n sg ist eine kleine antike Hafenstadt aus minoischer Zeit an der Nord Kuste des ostlichen Kretas etwa 11 km sudostlich von Agios Nikolaos Der minoische Name der Siedlung ist unbekannt deshalb verwendete man den Namen Gournia wie die einheimischen Bauern den Ort nennen zur Bezeichnung der Ausgrabungsstatte Gournia also zu deutsch Bassin nennen die Bauern diese Bucht die nordlich an den Golf von Mirabello angrenzt weil sie an allen anderen Seiten von Hugeln umgeben ist 1 Ansicht der Ausgrabungsstatte von Osten Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckungsgeschichte 2 Archaologische Statte 2 1 Bauweise 2 2 Rundgang 2 3 Palast 2 4 Kultstatten 2 5 Norden 3 Zerstorungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenEntdeckungsgeschichte BearbeitenAuf der Suche nach einer geeigneten Ausgrabungsstatte aus der Bronzezeit folgte die US amerikanische Archaologin Harriet Boyd Hawes 1871 1945 mit einer Forschungsgruppe der University of Pennsylvania einem Hinweis von George Perakis einem Bauer und Antiquar aus Vasiliki Am 19 Mai 1901 besuchte sie zusammen mit ihrer Assistentin Blanche Emily Wheeler eine kleine Anhohe an der Kustenstrasse von Agios Nikolaos nach Sitia Da sie sofort minoische Keramik fand und Mauern sichtbar waren begann sie gleich am nachsten Tag mit Probegrabungen Man legte Mauern und gepflasterte Strassen frei und Harriet Boyd Hawes begab sich sofort nach Heraklion um eine Grabungsgenehmigung zu beantragen 2 In drei Kampagnen 1901 1903 und 1904 legte sie den heute sichtbaren Teil der Stadt frei Sie verzichtete auf eine Rekonstruktion wie sie etwa Arthur Evans in Knossos unternommen hat 3 4 1904 entdeckte Harriet Boyd Hawes 200 Meter nordlich der antiken Stadt Fruhminoische Graber am Hugel Sphoungaras Archaologische Statte BearbeitenDer Hugel von Gournia wurde in der Fruhminoischen Zeit FM II A um 2700 v Chr erstmals besiedelt und blieb bis zur Spatminoischen Zeit SM I B um 1450 v Chr kontinuierlich bewohnt Die heute noch sichtbaren Grundmauern stammen vom Ende der Mittelminoischen bis zur Spatminoischen Zeit MM III SM I B 1700 1450 v Chr Die Siedlung gruppiert sich um ein Herrenhaus das auch als Palast bezeichnet wird mit einem weiten Hof Drei mit Steinen gepflasterte Strassen die uber Treppen von der Anhohe hinab laufen und eine Ringstrasse sind gut erkennbar Einzelne abgrenzbare Viertel lassen sich als Wohn oder Werkstattviertel oder als Bereich des Furstenhofs identifizieren Bisher wurden 8 Viertel ausgegraben die mit den Buchstaben A H gekennzeichnet werden Bauweise Bearbeiten nbsp Haus AC Lehmziegelmauer und Reste des GipsputzesDie Untergeschosse der Hauser waren aus Steinen oder aus gebrannten Ziegeln auf Steinfundamenten errichtet Die Hauser verfugten uber ein oder mehr Obergeschosse die aus Ziegeln errichtet waren Wie Putzruckstande belegen waren die Wande mit einem feinen weissen oder einem groberen grauen Putz versehen Teilweise wurde ein zweiter feiner leicht blaugrauer Putz aufgebracht Es fanden sich auch Stuckreste die dunkler als Pompejanischrot bemalt waren In einem Lagerraum fanden sich zwei Stuckreste in Form eines Blitzes und einer Schwalbe Die aufgefundenen Turschwellen sind aus Stein und die Turzargen waren aus Ton und Holz und in seltenen Fallen auch aus Stein Die Untergeschosse verfugten wohl uber Fenster leider konnte jedoch aufgrund der niedrigen Hohe der verbliebenen Mauern sie sind bis Hufthohe erhalten nur in drei Fallen Aussparungen fur Fenster festgestellt werden Die Boden bestanden aus festgestampftem Lehm dunnen Pflastersteinen oder aus dicken Steinen wie sie auch fur den Strassenbau verwendet wurden Die aufgefundenen Reste von Holzbalken und Abdrucke von Ried in Putz lassen darauf schliessen dass die Hauser Flachdacher hatten Es besteht jedoch die Moglichkeit dass der Boden des Obergeschosses daraus gebaut war Die Hauser verfugten auch schon uber eine Kanalisation Von der Strasse kommend betrat man zuerst einen Vorhof von hier fuhrte eine Tur ins Erdgeschoss wo sich Werkstatten und Laden befanden Treppen aus Holz oder Stein im Innern oder im Vorhof fuhrten ins Obergeschoss zu den Wohnraumen Es gab auch Keller die uber Treppen oder Leitern erreicht werden konnten Bei den Eingangsturen wurden auf dem Boden seltsame Gefasse die wie Morser aussehen jedoch keine Pistill aufgefunden Ihre Funktion konnte bisher nicht befriedigend geklart werden 5 Rundgang Bearbeiten nbsp Gepflasterte Strasse am OsthangMan betritt heute die Ausgrabungsstatte von Nordosten Zuerst trifft man auf eine Kreuzung wo von der Ringstrasse eine Strasse nach Westen Richtung Palast abzweigt Folgt man der Ringstrasse Richtung Suden so befindet sich links Viertel B und rechts das Viertel C Man gelangt zunachst zum Haus CF links der Strasse in Viertel C Hier fand man neben einem Krug und einer mit Linearschrift A beschrifteten Tonscheibe auch einen steinernen Schmelztiegel der auf eine Bronzewerkstatt im Erdgeschoss dieses Hauses hindeutet In diesem Haus befindet sich auch ein Abwasserrohr Als Nachstes zweigt eine weitere Strasse die das Viertel C von D trennt nach Westen ab und man kommt zum Haus DD in dem noch die Steinbank zu sehen ist auf der Harriet Boyd eine tonerne Weinpresse fand Im Loch vor der Bank wurde der Rebensaft aufgefangen Die Ringstrasse biegt nun nach Westen ab und fuhrt hinauf zum Hugelplateau und erreicht zunachst einen Platz Sudwestlich des Platzes befindet sich eines der wenigen Gebaude Haus He aus der mykenischen Zeit Fur dieses Haus wurden grossere und besser behauene Steine verwendet Nordlich des Platzes befindet sich eine dreistufige Treppe ahnlich den Schautreppen der minoischen Palaste jedoch geht die von Gournia um die Ecke Links neben der Treppe befindet sich eine runde Steinplatte der sogenannte Kernos der kultischen Zwecken diente Man vermutet dass der Platz sowohl als Agora fur kulturelle und soziale Veranstaltungen wobei die Treppe als Sitzplatz dienen konnte als auch bei Kulthandlungen verwendet wurde Palast Bearbeiten nbsp Plan des Palastes von GourniaNordlich der Treppe erreicht man einen Korridor der zunachst nach Westen fuhrt nach Norden abknickt und in einen offenen Hof mundet Westlich und nordlich des Hofes lagen langliche Lagerraume sudlich befand sich der Thronsaal der an drei Seiten von Sitzbanken umgeben war Vom Thronsaal fuhrte ein schmaler Korridor mit Treppe in das Obergeschoss Vom offenen Hof nach Norden sieht man links zunachst eine weitere Treppe ins Obergeschoss dahinter gelangte man zum Westeingang des Palastes Setzt man den Weg nach Norden fort so gelangt man zu einem kleinen Badezimmer Kultstatten Bearbeiten Kehrt man zu dem Platz zuruck so fuhrt an dessen Westseite ein Weg an der Aussenmauer des Palastes entlang Bei einer Wegkreuzung gelangt man zu einem aufrechtstehenden Stein den man fur einen Batyle also einen heiligen Stein halt In dessen Nahe befindet sich noch ein Steinblock mit einem Doppelaxtsymbol Folgt man der Pflasterstrasse nach Norden so gelangt man zu einem kleinen Platz der am Westeingang des Palastes lag Zur rechten befinden sich einige der wenig erhaltenen Gebaudereste aus der Mittelminoischen Zeit Am nordlichen Ende des Palastes fuhrt rechts ein Weg zu einem kleinen Heiligtum von etwa drei mal drei Metern Hier fand man verschiedene tonerne Kultstatuetten und weitere Opfergaben Norden Bearbeiten nbsp Fruhminoische Steingefasse aus den Grabern von Gournia im Archaologischen Museum von Agios NikolaosIm nordlichen Bereich der Ringstrasse fand man direkt neben einem Haus einen Scherbenhaufen aus der Mittelminoischen Zeit Da alle Scherben aus der gleichen Zeit stammen geht man davon aus dass nach einer Zerstorung durch Angreifer der Schutt dort am Stadtrand entsorgt wurde 6 Nordlich der Stadt fand Harriet Boyd 1904 einen Friedhof der in den Jahren 1971 und 1972 von dem Archaologen Costis Davaras naher untersucht wurde Die Graber datieren hauptsachlich in die Fruhminoische Mittelminoische und Mykenische Zeit Zum Teil waren die Toten unter Felsvorsprungen begraben Es gab aber auch Grabhauser in deren Mitte man ein Freiluftheiligtum fand Da diese Graber aus FM II und MM I reicher ausgestattet waren als gleichzeitige Graber in Sphoungaras vermutet man dass hier die Elite der Stadt beigesetzt wurde 7 Folgt man der Ringstrasse weiter nach Suden so erreicht man Haus AC Im Keller des Hauses ist eine Ziegelmauer und Reste des Putzes erhalten In Raum 7 ist die Aussparung fur ein Fenster sichtbar In den Raumen fand man neben einer Topferscheibe zwei Ritualgefasse und einen grossen Pithos Zerstorungen BearbeitenUm 1450 v Chr SM I B wurde Gournia wie die minoischen Palastanlagen zerstort und fur 50 Jahre verlassen Es finden sich noch geringe Spuren anschliessender minoischer und mykenischer Besiedlung Um 1200 v Chr SM III wurde Gournia endgultig zerstort und aufgegeben 8 Literatur BearbeitenHarriet Ann Boyd Gournia In Transactions of the Department of Archaeology Free Museum of Science and Art Vol I Philadelphia 1904 1905 S 7 44 online Harriet Ann Boyd Gournia In Transactions of the Department of Archaeology Free Museum of Science and Art Vol III Philadelphia 1904 1905 S 177 190 online Edith Hayward Hall Early painted pottery from Gournia Crete In Transactions of the Department of Archaeology Free Museum of Science and Art Vol III Philadelphia 1904 1905 S 191 206 online Jeffrey S Soles The prepalatial cemeteries at Mochlos and Gournia and the house tombs of Bronze Age Crete American School of Classical Studies at Athens 1992 ISBN 0 87661 524 8 Wanda Lowe Siedlungen und Graber der Palastzeit in Im Labyrinth des Minos Munchen 2000 ISBN 3 930609 26 6 Esther Widmann Die Archaologie des Haushalts in der Kretischen Neupalastzeit Magisterarbeit Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Heidelberg 2007 Gournia S 48 71 Digitalisat PDF 23 6 MB abgerufen am 7 Februar 2018 L Vance Watrous The Harbor of Gournia Fieldwork in 2008 2009 In Kentro Band 13 INSTAP Study Center for East Crete Philadelphia 2010 S 12 14 englisch Digitalisat PDF 1 1 MB abgerufen am 7 Februar 2018 L Vance Watrous Gournia 2015 Progress Toward Publication In Kentro Band 18 INSTAP Study Center for East Crete Philadelphia 2015 S 12 13 englisch Digitalisat PDF 3 3 MB abgerufen am 7 Februar 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gournia Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen des griechischen Kulturministeriums Plan der Ausgrabung auf mlahanas de Jarrett A Lobell More than 100 years after it was first discovered the town of Gournia is once again redefining the island s past In Archaeology Magazine Archaeological Institute of America 6 April 2015 abgerufen am 7 Februar 2018 englisch Don Evely Gournia Survey American School of Classical Studies at Athens 2 Februar 2011 abgerufen am 5 Marz 2018 englisch Don Evely Gournia American School of Classical Studies at Athens 2 Marz 2011 abgerufen am 5 Marz 2018 englisch Don Evely Gournia American School of Classical Studies at Athens 26 September 2012 abgerufen am 5 Marz 2018 englisch Anmerkungen Bearbeiten Harriet Ann Boyd Gournia In Transactions of the Department of Archaeology Free Museum of Science and Art Vol I Philadelphia 1904 1905 S 31 Harriet Ann Boyd Gournia In Transactions of the Department of Archaeology Free Museum of Science and Art Vol I Philadelphia 1904 1905 S 29 33 Harriet Ann Boyd Gournia In Transactions of the Department of Archaeology Free Museum of Science and Art Vol I Philadelphia 1904 1905 S 7 44 Harriet Ann Boyd Gournia In Transactions of the Department of Archaeology Free Museum of Science and Art Vol III Philadelphia 1904 1905 S 177 190 Harriet Ann Boyd Gournia In Transactions of the Department of Archaeology Free Museum of Science and Art Vol I Philadelphia 1904 1905 S 33 37 Edith Hayward Hall Early painted pottery from Gournia Crete In Transactions of the Department of Archaeology Free Museum of Science and Art Vol III Philadelphia 1904 1905 S 191 206 Jeffrey S Soles The prepalatial cemeteries at Mochlos and Gournia and the house tombs of Bronze Age Crete S 1 40 Th Iliopoulos Gournia Ministry of culture Archaeological Receipts Fund 2006 35 10921 25 79249 Koordinaten 35 6 33 2 N 25 47 33 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gournia amp oldid 235671204