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Lyktos altgriechisch Lyktos lateinisch Lyctus auch altgriechisch Lyttos Lyttos ist der Name einer antiken Stadt auf Kreta Heute tragt das nahe gelegene Dorf Lyttos den Namen LyktosBuleuterion LyktosBuleuterion LyktosBedeutung Antike griechische StadtBaubeginn 13 Jahrhundert v Chr Grundung 6 Jahrhundert v Chr Blutezeit 2 Jahrhundert n Chr Aufgegeben um 1200Entdeckung 16 JahrhundertHohe 620 mLage 35 12 28 N 25 22 7 O 35 207786 25 368608 Koordinaten 35 12 28 N 25 22 7 OAnfahrt Iraklio KastelliOffnungszeiten frei zuganglichEintritt frei Inhaltsverzeichnis 1 Mythologie 2 Geschichte 3 Erforschung 4 Beschreibung 5 Das moderne Lyttos 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMythologie BearbeitenIn der griechischen Mythologie nahm Lyktos eine zentrale Rolle im Mythos des olympischen Zeus ein Nach Hesiods Theogonie war Lyktos der Ort an dem Rhea auf der Flucht vor ihrem Gemahl Kronos ihren dritten Sohn Zeus gebar und in einer Hohle des Dikti Gebirges verbarg 1 nach Polybios und Pausanias war Lykaion in Arkadien der Geburtsort und Zeus wurde von Rheas Mutter Gaia nach Kreta gebracht und dann im Aigaischen Gebirge bei Lyktos versteckt und dort von Amalthea aufgezogen 2 Geschichte BearbeitenIn der Ortsnamenliste im Totentempel des Pharao Amenophis III wird der Ort als Rikata erwahnt ein Handelsort der Keftiu Kreter 3 Auf Linear B Tontafelchen aus Knossos die in mykenischem Griechisch geschrieben sind taucht der Ort als ru ki to 𐀬𐀑𐀵 auf 4 In Homers Ilias wie auch in den meisten antiken Handschriften wird die Stadt Lyktos Lyktos genannt auf Munzen und in Inschriften fast durchweg Lyttos Lyttos 5 wobei Lyktos die altere Namensform ist In antiker Zeit galt Lyktos als alteste Stadt Kretas und als dorische Grundung durch lakedaimonische Kolonisten 6 Die griechische Mythologie berichtet von einer dorischen Einwanderung auf Kreta unter Tektamos zwei Generationen vor Minos was in die dritte Palastzeit oder Nachpalastzeit der minoischen Kultur fiele Homer nennt Lyktos im Schiffskatalog der Ilias 7 der Aufzahlung der entsendeten Schiffe im Trojanischen Krieg Koiranos der Wagenlenker des Meriones stammte aus Lyktos und wurde von Hektor getotet 8 In der Odyssee gibt Homer an dass ein Teil der Einwohner Kretas in dieser Zeit Dorer waren 9 Zu einer verstarkten dorischen Einwanderung auf Kreta kam es nach neuerer Forschung erst um 1000 v Chr Zu dieser Datierung passen die Ausfuhrungen des Geographen Strabon der berichtete dass Althaimenes der Sohn des Keisos nach Kreta kam und Stadte grundete 10 Die Lage von Lyktos auf einem Bergrucken ist jedoch typisch fur Stadtgrundungen der Dorer Als Gesetzgeber von Lyktos gilt der Spartaner Lykurg der eine Zeit lang auf Kreta verweilte 11 Auf einigen Steinblocken aus Lyktos sind Teile von Gesetzeskodizes aus dem 6 und 5 Jahrhundert v Chr erhalten Die Burger waren in Hetarien geteilt und hielten Syssitien ab die durch Steuern finanziert wurden Lyktos wurde sehr einflussreich Sein Herrschaftsbereich reichte zeitweise von der Nord bis zur Sudkuste und im Osten bis zur Stadt Minoa 12 Auch die Stadt Arsinoe gehorte zum Machtbereich Die Hafenstadt von Lyktos war das an der Nordkuste Kretas gelegene Chersonesos Kurz vor 411 v Chr schloss die Stadt mit Lindos auf Rhodos einen Vertrag 13 344 v Chr wurde Lyktos von Knossos mit Hilfe eines phokischen Heeres unter Fuhren von Phalaikos erobert Archidamos III von Sparta der sich mit seinen Streitkraften auf dem Weg nach Tarent befand landete kurzerhand auf Kreta besiegte die Angreifer und gab die Stadt wieder an ihre Bewohner 14 Im 3 Jahrhundert v Chr schloss man mit dem Seleukiden Antiochos I und seinem Nachfolger ein Bundnis Auch mit den Stadten Malla 15 und Praisos 16 kam es zu Bundnissen Lyktos stieg zu einer der einflussreichsten Poleis auf Kreta auf Es gelangte jedoch in die Abhangigkeit von Gortyn und mit dem nordwestlich gelegenen Knossos lag es im standigen Zwist Unterstutzung erfuhr es von Philipp V von Makedonien Die Koalition aus Gortyn und Knossos brachte ganz Kreta unter ihre Kontrolle Nur Lyktos weigerte sich sich zu unterwerfen was schliesslich im sog Lyttischen Krieg 221 219 v Chr endete Die Stadte Polyrrhenia Keraia und Lappa verliessen jedoch bald die Koalition mit Knossos und in Gortyn kam es zu Kampfen zwischen Koalitionstreuen und Koalitionsgegnern Knossos schickte deshalb Truppen nach Gortyn zur Unterstutzung ihrer Verbundeten Lyktos verheerte zu dieser Zeit das knossische Gebiet Nachdem Gortyn wieder befriedet war nutzte die Koalition die Abwesenheit der Truppen und zog gegen Lyktos Man eroberte die Stadt mit Leichtigkeit zerstorte sie komplett und versklavte Frauen und Kinder Nachdem die lyktischen Truppen ihre zerstorte Heimatstadt vorfanden ging die Bevolkerung nach Lappa ins Exil 17 Nicht viel spater wurde die Stadt wieder errichtet und kurz vor 200 v Chr erscheint die Stadt wieder als Bundnispartner von Hierapytna 184 v Chr eroberte es zusammen mit Gortyn die knossischen Orte Lykastos und Diatonion Ein Jahr spater wurde sie im Zusammenhang mit einem Vertrag mit Eumenes II erwahnt 18 Bei der Eroberung Kretas durch die Romer wurde Lyktos 67 v Chr von Truppen unter dem Konsul Quintus Caecilius Metellus Creticus eingenommen 19 In romischer Zeit spielte die Stadt noch eine betrachtliche Rolle aus dieser und der folgenden byzantinischen Zeit stammen auch alle noch sichtbaren Uberreste In der Spatantike wurde Lyktos Bischofssitz und wurde erstmals mit einer Mauer befestigt Zu Beginn der venetianischen Zeit wurde sie verlassen Erforschung BearbeitenDer Italiener Onorio Belli bereiste Kreta zwischen 1582 und 1596 mehrmals und nahm die noch sichtbaren Ruinen auf Er zeichnete den Grundriss des Theaters von Lyktos Es war das grosste Kretas hatte eine Breite von etwa 180 m und fasste 80 000 Zuschauer 20 Von diesem Bauwerk fehlt heute jede Spur 1834 besuchte Robert Pashley den Ort 21 Wahrend der englische Kapitan Thomas Abel Brimage Spratt 1851 52 das Meer um Kreta kartographierte kam er auch nach Lyktos 22 1894 nahmen die italienischen Archaologen Lucio Mariani 23 und Antonio Taramelli 24 die sichtbaren antiken Uberreste auf Sie vermuteten das Theater etwa 200 m ostlich der Timaios Stavros Kirche Erste systematische Ausgrabungen fuhrte 1971 Angeliki Lebessi durch 25 Von 1981 bis 1986 legte der griechische Archaologe Giorgios Rethemiotakes das Bouleuterion frei 26 In den 1990er Jahren besuchte Krzysztof Nowicki den Ort Bei der Begehung fand er westlich der Akropolis neben wenigen spathelladischen Scherben SH IIIC auch protogeometrische geometrische und archaische Keramik Die meisten Scherben stammten aus Klassischer Hellenistischer und romischer Zeit Er vermutete dass Lyktos im 13 Jahrhundert v Chr SH IIIB IIIC gegrundet wurde 27 Beschreibung Bearbeiten nbsp Aquadukt bei ToichosAuf dem hochsten Punkt der Akropolis von Lyktos steht heute eine kleine dreischiffige spatbyzantinische Agios Georgios Kirche Anhand einer Inschrift mit Datumsangabe kann sie ins Jahr 1321 datiert werden Im Innern sind nur wenig Reste der Fresken erhalten Sie hat eine Lange von 7 m und eine Breite von 6 m Der Eingang befindet sich im Westen und im Osten gibt es eine Apsis Die nordliche Seitenwand verfugt uber einen Strebepfeiler und die sudliche uber zwei Zum Bau der Kirche wurde antikes Baumaterial verwendet das zum Teil von einem Vorgangerbau stammt Im Nordosteck ist ein Stein mit einer Inschrift aus dem 2 Jahrhundert verbaut 28 Der Stein tragt an der Seite ein Kreuz was zeigt das er zwischenzeitlich als Saulenkapitell einer Kirche diente Etwa 30 m nordwestlich der Kirche fand man auf einem niedrigeren Plateau die Grundmauern des Buleuterion Es handelt sich um ein 13 90 m langes und 11 40 m breites Gebaude Es hatte einen Fussboden aus weissgrauen Marmorplatten Im Westen befand sich ein Rednerpodium und an den Langseiten im Norden und Suden gab es jeweils zwei Sitzreihen fur Zuhorer In dem Gebaude fand man mehrere Inschriften und einen kleinen Altar der dem Kaiserkult diente Anhand den aufgefundenen Saulen mit korinthischen Saulenkapitellen die Kapitellen aus der Villa Dionysos in Knossos ahneln kann das Buleuterion ins fruhe 2 Jahrhundert datiert werden Vermutlich durch das Erdbeben am 21 Juli 365 wurde das Gebaude zerstort Zu dieser Zeit wurde es jedoch nicht mehr als Buleuterion genutzt Links vor dem Eingang zum Gebaude wurden zwei Inschriften aus dem Gebaude aufgerichtet Sie stammen beide aus der Zeit zwischen dem 10 Dezember 124 und dem 9 Dezember 125 Die linke ehrt Vibia Sabina die Gattin des romischen Kaisers Hadrian die andere Hadrian selbst 29 Etwa 60 m ostlich steht die Ruine einer Windmuhle mit apsidialem Grundriss Weitere Grundmauern von Windmuhlen mit apsidialem oder rundem Grundriss gibt es ostlich der Akropolis Etwa 180 m nordostlich der Agios Georgios Kirche steht die einschiffige Timaios Stavros Kirche Sie stammt aus dem Jahre 1843 Sie ist etwa 12 m lang und 5 m breit mit Apsis im Osten und Eingang im Suden Rechts neben dem Eingang ist ein Stein mit einer Inschrift aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert verbaut 30 Hier werden die antiken Feste Theodaisia und Belchania erwahnt 31 Etwa 40 m westlich unterhalb der Timaios Stavros Kirche liegen die Ruinen eines Konchenbaus Etwa 20 m weiter westlich gibt es Grundmauern von neun runden Raumen Wegen zahlreichen Tonscherben und Knochen von Opfertieren vermutet man dass hier eine Orakelstatte existierte Sudostlich der Akropolis gibt es noch imposante Uberreste der romischen Zisternen Etwa 1 4 km sudwestlich von Lyktos gibt bei dem Ort Toichos Uberreste des bis zu 14 m hohen Aquadukts aus dem 2 Jahrhundert n Chr Es leitete Wasser von einer etwa 10 km weiter ostlich gelegenen Quelle oberhalb von Krasi in die Stadt Da die Wasserleitung bis Kastamonitsa der Kontur des Berges folgte und dann mehr oder weniger dem Bergrucken bis Lyktos entlang lief hatte das Aquadukt eine Gesamtlange von 22 km 32 Das moderne Lyttos BearbeitenNach der antiken Stadt wurde das Dorf Xidas 3idas unterhalb der antiken Stadt in Lyttos Irakliou Lyttos Hrakleioy umbenannt Es gehort heute zur Gemeinde Kastelli Der Fussballverein Lyttos Ergotelis aus Iraklio fuhrt ebenfalls den Namen Literatur BearbeitenIan F Sanders Roman Crete Warminster 1982 S 147 149 Holger Sonnabend Lyktos Lyttos In Der Neue Pauly DNP Band 7 Metzler Stuttgart 1999 ISBN 3 476 01477 0 Sp 577 578 Lambert Schneider Kreta 4 Auflage DuMont Ostfildern 2006 ISBN 978 3 7701 3801 2 S 144 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Hartmut Beister Lyttos In Siegfried Lauffer Hrsg Griechenland Lexikon der historischen Statten Weltbild Augsburg 1999 ISBN 3 8289 4144 3 S 399 Alberta Galla Michele Buonsanti Das romische Kreta Romische Spuren zwischen Geschichte und Geschichten Mystis Iraklio ISBN 978 960 88292 5 1 S 100 111 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lyktos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Portrat der modernen Ortschaft auf den Seiten der Gemeinde Kastelli griechisch Lyttos ancient townEinzelnachweise Bearbeiten Hesiod Theogonie 477 deutsche Ubersetzung Robert von Ranke Graves Griechische Mythologie Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1960 ISBN 3 499 55404 6 S 32 Elmar Edel Manfred Gorg Die Ortsnamenlisten im nordlichen Saulenhof des Totentempels Amenophis III Harrassowitz Wiesbaden 2005 ISBN 3 447 05219 8 ru ki to Minoan Linear A amp Mycenaean Linear B Nicht mehr online verfugbar minoan deaditerranean com archiviert vom Original am 12 Oktober 2013 abgerufen am 15 Mai 2014 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot minoan deaditerranean com Georg Busolt Die Geschichte Griechenlands bis zur Schlacht von Chaeroneia Band 1 Perthes Gotha 1885 1904 S 332 Textarchiv Internet Archive Polybios 4 53 56 Aristoteles Politik 1271b Homer Ilias 2 647 Edzard Visser Homers Katalog der Schiffe B G Teubner Stuttgart und Leipzig 1997 ISBN 3 519 07442 7 S 616 eingeschrankte 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Archive Lucio Mariani Antichita cretesi In Monumenti antichi Band 6 1896 S 237 239 digi ub uni heidelberg de abgerufen am 1 Juni 2018 Antonio Taramelli Ricerche archeologiche cretesi In Monumenti antichi Band 9 Mailand 1899 S 387 401 digi ub uni heidelberg de abgerufen am 1 Juni 2018 Angeliki Lebessi Report on Excavations at Lyttos In Archaeologiko Deltio Band 26 1971 S 493 499 Angelos Chaniotis Giorgios Rethemiotakes Neue Inschriften aus dem kaiserlichen Lyttos Kreta online Krzysztof Nowicki Defensible Sites in Crete C 1200 800 BC LM Iiib IIIC Through Early Geometric Kliemo SA Eupen 2000 ISBN 978 1 935488 15 6 S 177 178 Inscriptiones Creticae IC I xiii 58 Angelos Chaniotis Giorgios Rethemiotakes Neue Inschriften aus dem kaiserlichen Lyttos Kreta Inscriptiones Creticae IC I xiii 11 Angelos Chaniotis Die Vertrage zwischen kretischen Poleis in der hellenistischen Zeit Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996 ISBN 978 3 515 06827 7 S 243 Lyttos Greece Crete Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lyktos amp oldid 238612815