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Die Sonnengottin von Arinna ist in der hethitischen Mythologie die Hauptgottin und Frau des Wettergottes Tarḫunna Sie leitete das Konigtum und galt als Konigin aller Lander Ihr Kultzentrum befand sich in der heiligen Stadt Arinna Mogliche Darstellung einer Sonnengottin mit Kind 15 13 Jh v Chr Neben der Sonnengottin von Arinna verehrten die Hethiter auch eine Sonnengottin der Erde und den Sonnengott des Himmels wahrend die verwandten Luwier ursprunglich nur den altererbten indogermanischen Sonnengott Tiwad kannten Es scheint dass in den nordlichen Glaubensvorstellungen der althethitischen Zeit kein mannlicher Sonnengott verehrt wurde 1 Die Unterscheidung der verschiedenen Sonnengottheiten in den Texten bereitet Muhe da die Namen meist lediglich mit dem Sumerogramm dUTU Sonnengottheit geschrieben wurden Dies fuhrte dazu dass die Deutung der Sonnengottheiten bis heute nicht ohne Widerspruche bleibt Inhaltsverzeichnis 1 Familie und Mythos 2 Herkunft und Entwicklung 3 Konigsideologie 4 Kult 5 Istanu 6 Literatur 7 EinzelnachweiseFamilie und Mythos BearbeitenDie Sonnengottin von Arinna bildete mit dem Wettergott Tarḫunna ein Paar und beide nahmen zusammen die hochste Stelle im hethitischen Staatspantheon ein Die Tochter des Paares ist Mezulla Zudem nennen die Quellen noch die Enkelin Zintuḫi die beiden Wettergotter von Nerik und Zippalanda sowie der Korngott Telipinu konnen als ihre Sohne genannt werden Der Adler war ihr Bote In Mythen spielt die Sonnengottin von Arinna eine bescheidene Rolle Ein hattisches Mythenfragment berichtet von ihrem Hausbau in Laḫzan Ein anderes Mythenfragment bezieht sich auf einen Apfelbaum Ein Apfelbaum steht auf einer Quelle und ist uber und uber von blutroter Farbe Es erblickte ihn die Sonnengottin von Arinna und sie bedeckte ihn mit ihrem glanzenden Gewand KUB 28 6 Vs I 10 13 II 10 13 Herkunft und Entwicklung BearbeitenDie Sonnengottin von Arinna ist ursprunglich hattischen Ursprungs und wurde von den Hattiern als Estan verehrt Einer ihrer hattischen Beinamen war Wurunsemu des Landes Mutter 2 Bereits in althethitischer Zeit war sie die Hauptgottin des hethitischen Staates und die Gotterstadt Arinna war nicht nur Kronungsort der ersten hethitischen Grosskonige sondern auch eine der drei heiligen Stadte Die hattischen Namen wurden von den Hethitern als Istanu und Urunzimu ubernommen Daneben wurde sie auch als Arinitti Arinnaerin angerufen Das Epitheton von Arinna erscheint erst ab mittelhethitischer Zeit um die Sonnengottin vom mannlichen Sonnengott des Himmels zu unterscheiden der damals durch hurritische Vermittlung zu den Hethitern kam 3 Wahrend der Grossreichszeit wurde sie mit der hurritisch syrischen Gottin Ḫebat gleichgesetzt und die Grosskonigin Puduḫepa rief sie in ihrem Gebet unter beiden Namen an Sonnengottin von Arinna meine Herrin aller Lander Konigin Im Ḫatti Lande setz test du dir den Namen Sonnengottin von Arinna ferner aber in dem Lande das du zu dem der Zeder machtest setztest du dir den Namen Ḫepat CTH 384 4 Konigsideologie BearbeitenSeit althethitischer Zeit legitimierte die Sonnengottin von Arinna zusammen mit dem Wettergott Tarḫunna die Konigsmacht Das Land gehorte den beiden Gottheiten und sie setzten den Konig ein die Sonnengottin konnte vom Konig als Mutter bezeichnet werden 5 Den Grosskonig Ḫattusili I setzte die Sonnengottin auf ihren Schoss 6 Mehrere Koniginnen stifteten in der Stadt Taḫurpa der Sonnengottin kultische Sonnenscheiben Wahrend der Grossreichszeit lenkte die Sonnengottin die Aufsicht uber das Konig und Koniginnentum der Konig galt als ihr Priester und die Konigin als ihre Priesterin Der hethitische Konig verehrte die Sonnengottin mit taglichen Gebeten bei Sonnenaufgang Die hethitischen Texte enthalten mehrere Gebete an die Sonnengottin von Arinna Das alteste ist das von Konig Arnuwanda I das bekannteste durfte das Gebet der Grosskonigin Puduḫepa sein Kult BearbeitenUber die Kulte der Sonnengottin in Arinna siehe auch den Artikel Arinna Der wichtigste Tempel der Sonnengottin stand in der Stadt Arinna ein zweiter auf der Burg von Ḫattusa Sie wurde als Sonnenscheibe dargestellt In der Stadt Tarḫurpa wurden mehrere solcher Sonnenscheiben verehrt die von hethitischen Koniginnen gestiftet wurden Konig Ulmi Tessup von Tarḫuntassa stiftete ihr jahrlich eine Sonnenscheibe aus Gold Silber und Kupfer zudem einen Stier und drei Schafe Gelegentlich wurde sie auch als Frau dargestellt Moglicherweise stellen die Statuetten einer sitzenden Gottin mit Aureole ebenso die Sonnengottin dar 7 Offenbar war ihr der Hirsch heilig und Konigin Puduḫepa gelobte ihr mehrere Hirsche zu stiften Kultgefasse in Hirschform durften der Verehrung der Sonnengottin von Arinna angehoren Es wird auch angenommen dass die fruhbronzezeitlichen Hirschstatuetten aus Gold die am mittleren Kizilirmak gefunden wurden und die der hattischen Kulturschicht zugeordnet werden dem Kult der Sonnengottin galten Istanu BearbeitenDer Name Istanu ist die hethitische Form des hattischen Namens Estan und bezeichnet die Sonnengottin von Arinna 8 Wahrend die altere Forschung annahm Istanu sei der Name des mannlichen Sonnengottes des Himmels 9 neigt die jungere Forschung dazu im Namen lediglich die Sonnengottin von Arinna zu erkennen 10 Volkert Haas unterscheidet aber immer noch zwischen dem mannlichen Istanu als Tagesgestirn und der weiblichen Wurunsemu als in der Unterwelt weilende nachtliche Sonnengottin von Arinna 11 Literatur BearbeitenMaciej Popko Arinna Eine heilige Stadt der Hethiter Studien zu den Bogazkoy Texten Bd 50 Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 447 05867 4 Volkert Haas Geschichte der hethitischen Religion Handbuch der Orientalistik Abt 1 Bd 15 Brill 1994 ISBN 90 04 09799 6 Einzelnachweise Bearbeiten Maciej Popko Zur luwischen Komponente in den Religionen Altanatoliens AOF 34 2007 63 69 Jorg Klinger Untersuchungen zu Rekonstruktion der hattischen Kultschicht Studien zu den Boǧazkoy Texten Harrassowitz Wiesbaden 1996 ISBN 3 447 03667 2 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 447 05885 8 S 89 Dietrich Surenhagen Zwei Gebete Ḫattusilis und der Puduḫepa Textliche und literaturhistorische Untersuchungen Aof 8 1981 S 83 168 Maciej Popko Arinna Eine heilige Stadt der Hethiter Studien zu den Bogazkoy Texten Bd 50 Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 447 05867 4 S 28 Volkert Haas Geschichte der hethitischen Religion Handbuch der Orientalistik Abt 1 Bd 15 Brill 1994 ISBN 90 04 09799 6 S 585 Maciej Popko Arinna Eine heilige Stadt der Hethiter Studien zu den Bogazkoy Texten Bd 50 Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 447 05867 4 S 30 Maciej Popko Arinna Eine heilige Stadt der Hethiter Studien zu den Bogazkoy Texten Bd 50 Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 447 05867 4 S 27 Einar von Schuler Kleinasien Die Mythologie der Hethiter und Hurriter in Worterbuch der Mythologie Stuttgart 1965 S 198 f Jorg Klinger Untersuchungen zu Rekonstruktion der hattischen Kultschicht Studien zu den Boǧazkoy Texten 37 Wiesbaden 1996 ISBN 3 447 03667 2 Volkert Haas Religionen des Alten Orients Hethiter Gottingen 2011 ISBN 978 3 525 51695 9 S 226 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sonnengottin von Arinna amp oldid 222647065