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Die Mythologie der Hethiter ist stark von der Religion der Hattier Luwier Hurriter und Babylonier beeinflusst Die Hethiter ubernahmen von ihnen zahlreiche Kulte Gottheiten und Mythen Ihr Pantheon wurde oft als die tausend Gotter von Ḫatti zusammengefasst Hethitische Muttergottin mit Kind Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 2 Geschichte 3 Geographische Unterschiede 4 Rituale 4 1 Magie 4 2 Feste 5 Mythen 5 1 Hattisch hethitische Mythen 5 2 Hurritisch hethitische Mythen 5 3 Kosmogonie und Kosmologie 6 Pantheon 6 1 Gotter Auswahl 6 2 Gottinnen Auswahl 6 3 Sonstige Auswahl 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseQuellen BearbeitenDas Quellenmaterial zur hethitischen Religion und Mythologie ist reichhaltig und vielseitig Die keilschriftlichen Tontafeln aus den Archiven der Konigsstadt Ḫattusa bestehen fast zu zwei Dritteln aus religiosen Texten Diese enthalten Rituale Hymnen Gebete Gelubde Fluche und Beschworungen Opferlisten Weissagungen und Omina Mythen und Sagen aber auch Zeugnisse des Aberglaubens Das alteste schriftliche Zeugnis ist der Anittatext 18 Jh v Chr wo der Bau von Tempeln fur Ḫalmasuit den Wettergott und mein Gott Siusmi erwahnt wird Die Texte reichen bis zum Untergang des Hethiterreiches um 1180 v Chr Die religiosen Texte sind nicht nur hethitisch verfasst sondern enthalten auch hattische hurritische luwische und seltener palaische Textpartien und Ausdrucke Auch Textpartien in unbekannten Sprachen konnen vorkommen so in einem Weinbergritual der Gottinnen Maliyanni Seltener als keilschriftliche Texte sind hieroglyphenluwische Inschriften wie im Felsheiligtum von Yazilikaya Archaologische Funde bestehen aus Gotterstatuetten und Ritualobjekten wie Kultgefassen besonders Tiergefassen und Kultwaffen oder tonernen Lebermodellen fur die Leberschau Die Hethiter errichteten auch viele Tempel eine grosse Anzahl allein in der Hauptstadt Ḫattusa Im wichtigen Felsheiligtum von Yazilikaya wurden uber 60 Gotterreliefs in den Fels gemeisselt Von Bedeutung sind ferner das Quellheiligtum von Eflatun Pinar das Bergheiligtum von Gavurkale und das Felsrelief von Firaktin Geschichte Bearbeiten nbsp Das Quellheiligtum von Eflatun PinarDie hethitische Religion war standig Anderungen unterworfen und entwickelte sich zusehends Im Alten Reich 1600 1450 uberwogen im Staatskult hattische Rituale und Gottheiten Die Hauptgottheiten bildeten damals der Wettergott Tarḫunna die Sonnengottin von Arinna Mezulla Inar und Telipinu Im Mittleren Reich 1450 1350 wurden nach und nach luwische und hurritische Kulte und Gottheiten aufgenommen und das Pantheon nahm durch Eroberungszuge unzahlige Gottheiten verschiedener Ethnien auf so dass die Tafeln auch von den tausend Gottern des Landes Ḫatti sprechen Der luwische Einfluss betraf vor allem magische Rituale Im Jungeren Reich 1350 1180 war das offizielle Staatspantheon stark hurritisiert wie die Gotterzeremonie von Yazilikaya anschaulich illustriert Das Hauptpaar wurde mit den hurritischen Namen Tessub und Ḫebat bezeichnet zu denen sich Sauska und Sarruma gesellten Nachdem Ḫattusa gegen Ende des 14 Jh v Chr durch eine Pest entvolkert wurde scheinen Luwier in der Stadt angesiedelt worden zu sein und nochmals als Ḫattusili III die hethitische Hauptstadt von Tarḫuntassa zuruck nach Ḫattusa verlegte 1 Auch die Ruckeroberung der nordlichen Gebiete fuhrte dazu dass Luwier und Hurriter in diesen Gebieten angesiedelt wurden Nach 1180 zerfiel das Hethitische Grossreich in viele kleinere Stadtstaaten in denen alte hethitische und besonders luwische Kulte weiterlebten zum Teil bis in die Antike Geographische Unterschiede BearbeitenTypisch fur das Anatolien der Bronzezeit sind die Stadtpanthea Viele Stadte hatte ihre eigenen Kulte und Rituale Im nordlichen Landesteil von Ḫatti sind vor allem hattische Kulte belegt im sudlichen Teil und in Kilikien blieb der indogermanische Charakter zum Teil deutlicher erhalten und der syrische Einfluss war starker wahrend im ostlichen Teil und am Euphrat das hurritische Element stark uberwog Schlecht bekannt sind dagegen die Besonderheiten in den westlichen Landesteilen Diese Kulte waren nicht ganzlich verschieden sondern bildeten ein loses organisches Ganzes das sich stets andern konnte Das Reich war mit Kultstadten uberzogen Nach den Paragraphen 50ff des althethitischen Gesetzes war Arinna neben Nerik und Zippalanda eine der drei heiligen Stadte siunan URU Gotterstadt zu denen fruh noch die Hauptstadt Ḫattusa als Ort der Gotterversammlung trat 2 Spater kamen noch weitere Stadte hinzu wie Kummani und Tarḫuntassa Zudem gab es noch weitere wichtige Kultstadte so z B Samuḫa oder Istanuwa Die Einrichtung von heiligen Stadten in Anatolien lebte in der Antike in den hieropoleis altgriechisch ἱeropolis hieropolis heilige Stadt weiter Rituale BearbeitenCharakteristisch ist das strenge Ritualwesen der Hethiter Der Konig ist zugleich Hoherpriester So wurden ofters Kriege unterbrochen um in der Heimat religiose Zeremonien durchzufuhren Eine Kriegsniederlage wurde auf den Zorn einer Gottheit zuruckgefuhrt An Festtagen und in bestimmten Notsituationen wurden spezielle Mythen vorgetragen z B der Illuyanka Mythos an Neujahrstagen oder der Telipinu Mythos bei Durre Magie Bearbeiten In den Mythen und religiosen Texten kommen auch haufig magische Rituale vor Typisch sind Reinigungsrituale fur die vor allem die Gottinnen Kataḫzipuri oder Kamrusepa zustandig sind Wurden diese Rituale falsch durchgefuhrt galt dies nach dem hethitischen Gesetz als Schadzauber heth alwanzatar Der Verursacher kam vors Konigsgericht und konnte mit dem Tode bestraft werden 44b Dies galt auch fur das Anfertigen von Bildern eines Menschen dem man dadurch Schaden zufugen mochte 111 und Schadzauber mit Hilfe von Schlangen 170 3 Feste Bearbeiten Die Hethiter kannten grosse mehrtagige Feste Dazu gehorte das AN TAḪ SUM Fest Krokus Fest das im Fruhling gefeiert wurde und zwischen 35 und 40 Tage dauerte Es fand mehrheitlich in der Hauptstadt Ḫattusa statt wobei das Konigspaar eine wichtige Rolle einnahm Zu Beginn und Ende des AN TAḪ SUM Fest wurden Kultreisen zu verschiedenen Heiligtumern in der Umgebung der Hauptstadt unternommen so zu den heiligen Stadten Arinna und Zippalanda Das Fest wurde nach einer Fruhlingspflanze benannt vermutlich einer Krokusart Im Herbst nach Beendung der Kriegssaison wurde das nuntariyasḫa Fest Fest der Eile gefeiert In den ersten Tagen wurden dem Zitḫariya Dankopfer dargebracht und sein gottlich verehrtes Symbol eine kursa Jagdtasche wurde auf eine Kultreise durch mehrere Stadte geschickt Auch das Konigspaar besuchte in kurzer Zeit in einer gedrangten Kultreise mehrere Heiligtumer im Kernland des Hethiterreiches Dieses Fest dauerte 50 Tage Das purulliya Fest war vermutlich das Neujahrsfest und ist hattischen Ursprungs Bei ihm wurde der Illuyanka Mythos nachgespielt Das KI LAM Fest Fest des Torbaus war ein in Ḫattusa gefeiertes dreitagiges Fest Das ursprunglich hurritische ḫisuwa Fest wurde erst von der Konigin Puduḫepa aus dem Lande Kizzuwatna eingefuhrt Es dauerte neun Tage und forderte das Wohl der koniglichen Familie Mythen Bearbeiten nbsp Der Wettergott bekampft einen Schlangendamon neohethitsches Relief aus Arslantepe 11 Jh v Chr Die uberlieferten hethitischen Mythen sind meist fremden Ursprungs wobei der Hauptteil entweder von den Hattiern oder den Hurritern ubernommen wurde Hattisch hethitische Mythen Bearbeiten Hauptartikel Hattische MythologieDie Motive des Mythos Illuyanka sind in den Grundzugen ahnlich wie im Lied des Ḫedammu Der Schlangendamon Illuyanka raubt dem Wettergott Taru Augen und Herz Seine Tochter Inar und der Mensch Ḫupasiya betoren den Damonen an einem Fest wodurch er besiegt werden kann In einer zweiten Version des Mythos ehelicht der Sohn des Wettergottes Illuyankas Tochter und verschafft sich so Herz und Augen die Illuyanka dem Wettergott geraubt hatte Dieser Mythos zeigt gewisse Ubereinstimmungen mit dem jungeren griechischen Mythos um Typhon Der Mythos Telipinus Verschwinden erzahlt wie der Fruchtbarkeitsgott Telipinu aus Zorn verschwindet Nach erfolgloser Suche der Gotter findet ihn die Biene der Gottermutter Ḫannaḫanna In einem Reinigungsritual wird er besanftigt und er kehrt zuruck Auch von anderen Gottheiten gibt es Mythen die deren Verschwinden thematisieren so im Mythos Telipinu und die Meertochter wo der erzurnte Meeresgott die Sonnengottin verschwinden lasst Nur bruchstuckhaft uberliefert ist der Mythos Der Mond fiel vom Himmel wo berichtet wird wie der Mondgott Kasku auf den Marktplatz der Stadt Liḫzina fallt Hurritisch hethitische Mythen Bearbeiten Der Mythenkreis um den hurritischen Korngott Kumarbi teilt sich in wenigstens vier Mythen Der theogonische Mythos Konigtum im Himmel erzahlt wie Kumarbi an die Macht gekommen ist indem er die Geschlechtsteile seines Vorgangers Anu abbiss dadurch schwanger wurde und unter anderem den Wettergott Tessub gebar Dieser entthronte seinen Vater den er ubrigens meine Mutter nennt Kumarbi sinnt nach Rache und Wiedererlangung der verlorenen Herrschaft und zeugt hierfur drei verschiedene Wesen Das Lied von Ḫedammu handelt von Kumarbis Zeugung des Schlangendamonen Ḫedammu mit der Meerestochter Sertapsuruḫi und wie die nackte Sauska diesen mit ihren sexuellen Reizen betort worauf er von ihrem Bruder Tessub getotet wird Nach dem Lied von Ullikummi schwangert Kumarbi einen riesigen Felsen der daraufhin den Felsdamonen Ullikummi gebiert 4 Da dieser keine Sinne hat ist er unempfindlich gegenuber den Betorungen der Liebesgottin Ullikummi wachst ununterbrochen auf der rechten Schulter des Weltriesen Ubelluri als Saule in den Himmel und droht die Welt zu zerstoren Schliesslich erfahren die Gotter von Ea wie Ullikummi bezwungen werden kann Im Lied vom Silber zeugt Kumarbi mit einer Sterblichen den Silber hurr Usḫune Isḫune dem es vorubergehend gelingt dem Tessub die Herrschaft zu entreissen Kosmogonie und Kosmologie Bearbeiten Im Lied von Ullikimmi erzahlt der Weltriese Ubelluri den Gottern dass Erde und Himmel auf seinen Schultern erbaut wurden und spater mit einer kupfernen Sichel auseinandergeschnitten worden seien Einem fragmentarisch uberlieferten Mythos zufolge erhob sich die Mondsichel und die Finsternis gebar die Erde die Helligkeit gebar die Sterne Die Hethiter glaubten dass der Himmel aus Eisen bestunde Er wird von zwei Stiermenschen getragen die auf der Erde stehen ein Motiv das in hethitischen Bildern gut bezeugt ist Die beiden Berge Namni und Ḫazzi auf denen der Wettergott des Himmels steht symbolisieren dass der Himmel von zwei Bergen getragen wird Die Unterwelt ist ahnlich wie die Erde beschaffen und mit ihr uber Hohlen und Quellen verbunden Die Herrin der Unterwelt thront im Palast der Unterwelt Sie wird mit der Sonnengottin der Erde oder Allani gleichgesetzt die als Tochter der Sonnengottin von Arinna gilt Fur weitere Informationen zur hethitischen Unterwelt siehe Hethitischer Totenglaube und Jenseitsvorstellungen Pantheon BearbeitenDa lokale und fremde meist hattische hurritische und mesopotamische Gottheiten ubernommen wurden umfasst das hethitische Pantheon uber 1000 Gottheiten Hauptgotter sind der Wettergott Tarḫunna und die Sonnengottin von Arinna Die Gotter besassen menschliche Eigenschaften wie Wut Angst Wollust oder Neid Gotter Auswahl Bearbeiten Liste der hethitischen Gotter Name Alternativnamen Aufgabenbereich UrsprungTarḫunna hatt Taru luw Tarḫunt hurr Tessub Wettergott oberster Gott hethitischSarrumma Sohn der Ḫebat syrisch hurritischSuwaliyat hurr Tasmis Bruder des Wettergottes Sohn von Kumarbi hurritisch Telipinu Telipuna Talipinu Fruchtbarkeits und Vegetationsgott hattischKumarbi Korngott 3 Konig des Himmels hurritischArma hatt Kasku hurr Kusuḫ Mondgott hethitischSonnengott des Himmels luw Tiwad hurr Simige Sonnengott hethitisch hurritischInnara luw Annari Schutzgott hethitisch luwischEa Enki luw Iya hurr Eyasarri Gott der Weisheit und Wassertiefe babylonischIyarri Yarri Pestgott luwisch ev babylonischGottinnen Auswahl Bearbeiten Liste der hethitischen Gottinnen Name Alternativnamen Aufgabenbereich UrsprungSonnengottin von Arinna Istanu Wurunsemu Gottin des heth Konigtums hattischSonnengottin der Erde Allani Allatum Gottin der Unterwelt Ḫebat Muttergottin syrisch hurritischḪannaḫanna Ḫannanna Muttergottin hattisch Inar Inara Stadtgottin von Ḫattusa hattischIsḫara Eidgottin syrischSauska Istar Gottin der Liebe und des Krieges hurritischKamrusepa Gottin der Heilung und Zauberei hethitisch luwischKubaba Stadtgottin von Karkamis syrischDaganzipa Erdgottheit hethitischḪalmasuit Throngottin hattischḪalki Getreidegottin hethitischMaliya Gartengottin ev luwischSonstige Auswahl Bearbeiten Sonstige Figuren der heth Mythen Name BeschreibungIlluyanka Drachenahnliches Wesen vgl hurrit ḪedammuḪupasiya Mensch HeldenfigurUbelluri RieseUllikummi Diorit DamonḪaḫḫima Frost DamonSiehe auch BearbeitenHirschrhyton der Norbert Schimmel Sammlung Faustgefass im Museum of Fine Arts Boston Hattische Mythologie Hurritische Religion Luwische Religion Liste der hethitischen WettergotterLiteratur BearbeitenVolkert Haas Geschichte der hethitischen Religion Handbuch der Orientalistik Abt 1 Bd 15 Brill Leiden New York Koln 1994 ISBN 90 04 09799 6 Manfred Hutter Religionsgeschichte Anatoliens Die Religionen der Menschheit Band 10 1 Kohlhammer 2021 ISBN 978 3 17 026974 3 Maciej Popko Religions of Asia Minor DIALOG Warszawa 1995 ISBN 83 86483 18 0 Einar von Schuler Kleinasien Die Mythologie der Hethiter und Hurriter In Gotter und Mythen im Vorderen Orient Ernst Klett Verlag Stuttgart 1965 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Harrassowitz Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 447 05885 8 Einzelnachweise Bearbeiten Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia S 84 Maciej Popko Arinna Eine heilige Stadt der Hethiter Studien zu den Bogazkoy Texten Bd 50 Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 447 05867 4 S 4 Richard Haase Kapitaldelikte im hethitischen Recht Hethitica VII 93 107 ISBN 90 6831 081 X Ubersetzung Volkert Haas Geschichte der hethitischen Religion Handbuch der Orientalistik Abt 1 Bd 15 Brill Leiden 1994 ISBN 90 04 09799 6 S 88 96 Photos des Haupttextzeugen der ersten Tafel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hethitische Mythologie amp oldid 226037219