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Der hethitische Totenglaube und die hethitischen Jenseitsvorstellungen bilden einen bedeutenden Bestandteil der hethitischen Mythologie der sich mit dem menschlichen Tod und dem Leben nach dem Tod befasst Inhaltsverzeichnis 1 Seelenkonzepte bei den Hethitern 2 Der Tod bei den Hethitern 3 Totenkult 3 1 Bestattungsriten 3 1 1 Das konigliche Bestattungsritual 3 2 Ahnenverehrung 3 3 Totengeister 4 Jenseitsvorstellungen 4 1 Das unterirdische Totenreich 4 2 Die Vervollstandigung der Seele 4 3 Die Totenwege 4 4 Das Totenreich als Weide 5 Gottheiten der Unterwelt 6 Literatur 7 EinzelnachweiseSeelenkonzepte bei den Hethitern BearbeitenFur die Hethiter hatten sowohl Menschen als auch Gotter und Tiere einen Korper heth tuekka sumerographisch NI TE 1 und eine Seele oder Lebenssubstanz heth istanza n a 2 sumerographisch ZI 3 Die Seele war der Sitz des Denkens des Willens und der Personlichkeit Sitz der Emotionen waren sowohl die Seele als auch die Eingeweide heth karat sumerographisch SA Anders als die Seelen der Tiere waren die Seelen der Menschen und Gotter unsterblich und starben nicht mit dem Korper 4 Die vervollkommnete Menschenseele des Verstorbenen wird in einem hethitischen Ritualtext als reine Angelegenheit der Sonnengottheit und als gottgleich wortlich Gott bezeichnet 5 Der Tod bei den Hethitern BearbeitenDie Hethiter kannten zahlreiche euphemistische Bezeichnungen fur den Tod den Todestag oder die Todesstunde So war die Todesstunde die abgeschnittene Zeit heth lammar kartan 6 Ein weiterer Euphemismus fur das Sterben war vom Wege abtreten Eine ganze Reihe Bezeichnungen scheint dem Ahnenglauben zu entspringen Stirbt der hethitische Konig oder die hethitische Konigin so wird er bzw sie Gott heth siu n 7 und erreicht den Berg in dem seine Ahnen wohnen Zudem hiess der Todestag bei den Hethitern der Tag der Mutter oder der Tag seines Vaters und seiner Mutter ein Ausdruck der sich klar vom Ahnenglaube ableitete 8 Der Tag der Mutter druckt die hethitische Uberzeugung aus dass der durch die Mutter geborene Mensch aus der Unterwelt kommt und am Tag seines Todes von selbiger abgeholt wird um der Gewalt der unterweltlichen Sonnengottin der Erde entrissen zu werden und auf die Weide der Seligen gebracht zu werden sodass der Tod als eine Art Geburt verstanden wurde Der Todestag wurde zudem Tag seines ihres Schicksals genannt Der gunstige Tag sumerographisch UD SIG5 war ein weiterer Euphemismus des Todestages der als Personifizierung desselben als Gott verehrt wurde und Opfergaben empfing 9 Die Hethiter unterschieden zwischen einem guten und einem bosen einem unzeitigen Tod Wenn ein Mensch jung starb so konnten die Schicksalsgottinnen Gulses oder die ihnen entsprechenden hurritischen Schicksalsgottinnen Ḫudena Ḫudellura dafur verantwortlich gemacht werden In den meisten Fallen jedoch wurde ein vorzeitiger Tod als Reaktion der Gotter auf ein vorangegangenes menschliches Fehlverhalten betrachtet welches die Gotter erzurnt hatte Daher wurde versucht die Grunde des Gotterzorns mittels eines Orakels herauszufinden oder die zustandige Gottheit durch Gebete und Opfergaben zu befrieden Auch gab es magische Rituale die helfen sollten das drohende Geschick abzuwenden 10 Totenkult BearbeitenBestattungsriten Bearbeiten Da unbestattete Tote nach hethitischem Glauben zwischen Diesseits und Jenseits umherwandeln mussten und solche Totengeister von den Menschen gefurchtet wurden war die Bestattung der Toten und das damit einhergehende korrekte Totenritual eine Notwendigkeit 11 Die Hethiter kannten sowohl Korperbestattungen als auch Brandbestattungen 12 Auf Korperbestattungen weisen die taknaz da Rituale hin bei denen sich ein vom Tode Bedrohter wie ein Toter in die Erde legen musste um nach abgewendeter Bedrohung aus der Erde wiederaufzuerstehen 13 Brandbestattungen waren hingegen in der hethitischen Konigsfamilie der Grossreichszeit die Regel 14 Im 2 Jahrtausend v Chr wurde den archaologischen Nachweisen zufolge die Einascherung zunehmend gebrauchlich auch wenn es Friedhofe mit sowohl Urnen als auch Erdbestattungen geben konnte Verschiedene Objekte konnten als Urnen verwendet werden So sind Pithoi bekannt die mit Steinen oder Bechern bedeckt wurden Auch Kruge mit Vogelschnabelausguss wurden als Urnen verwendet Erdbestattungen fanden in Gestalt von Grubengrabern Pithosgrabern oder Steinkistengrabern statt Auf dem Friedhof von Ilica wurden die Graber durch Reihen von Steinmonolithen markiert 15 Die Art der Bestattung oder des Totenrituals war bei den Hethitern unter Umstanden von der Art der Todesursache abhangig Beispielsweise musste ein Toter der vom Blitz erschlagen worden war vor seiner Bestattung von einem Priester des Wettergottes rituell gereinigt werden 16 Es besteht die Moglichkeit dass die Hethiter Leichenwaschungen durchfuhrten Darauf weist ein Abschnitt im Testament Ḫattusilis I hin in welchem der kranke Konig die Frau Ḫastayar bittet ihn zu waschen ihn an ihrer Brust zu halten und ihn an ihrer Brust in mit der Erde zu schutzen 17 Bei der Bestattung wurden dem Verstorbenen zerbrochene Gegenstande als Grabbeigaben mit ins Grab gegeben wohl in dem Glauben dass die Seelen der Gegenstande ihre gleich dem Korper des Verstorbenen zerstorte materielle Hulle verlassen konnten um gleich ihrem Besitzer im Jenseits wiederbelebt zu werden 18 Zu moglichen Grabbeigaben zahlten neben Kleidung verschiedenes Vieh wie Rinder Pferde Maultiere und Schafe dazu zerbrochene bauerliche Geratschaften und ein Rasenstuck Diese Grabbeigaben hingen mit der hethitischen Vorstellung des Jenseits als Viehweide zusammen 19 Tiere wurden in der Regel im ganzen geopfert im Falle von Pferdeartigen teilweise auch nur ihre Schadel Die zuvor genannten Herden und Lasttiere wurden auch noch durch Schweine erganzt Auch zerbrochene Topferware und Libationsgefasse dienten als Grabbeigaben 20 Eine Frau erhielt in einem hethitischen Ritualtext unter anderem eine Spindel und ein kuressar Tuch als Grabbeigaben 21 Das konigliche Bestattungsritual Bearbeiten Bestattungsrituale sind nur fur konigliche Begrabnisse uberliefert Die Totenriten fur Mitglieder der Konigsfamilie wurden in der Hauptstadt Ḫattusa oder auch in der alten Konigsstadt Zalpa durchgefuhrt 22 Der Tod eines Mitglieds der koniglichen Familie galt als grosses Ungluck heth sallis wastais weil der Tod jener Person die fur die Verbindung der Menschen mit den Gottern verantwortlich war das ganze Land grosser Gefahr aussetzte da die Verbindung zu den Gottern abgebrochen war Die Leiche des oder der Verstorbenen wurde verbrannt 23 Das Begrabnisritual diente dazu den Toten in die Gemeinschaft der Familienahnen einzufuhren und seinen ihren Ahnenkult zu beginnen 24 Wahrend der Leichenverbrennung wurde auch ein Strick verbrannt und dem Verstorbenen zugerufen Wenn du zur Weide gehen wirst ziehe nicht am Strick um die Verbindung zum Leben zu kappen Zeitgleich wurde die Seele des verstorbenen Mitglieds des Konigshauses gemeinsam mit Gottheiten und Ahnengeistern beopfert 25 Zunachst wurde der Leichnam auf einem Scheiterhaufen verbrannt Wahrenddessen residierte die Seele des Toten in einem geschlachteten Pflugochsen Am nachsten Tag kamen Frauen um die ubriggebliebenen Knochen einzusammeln Das Feuer wurde mit Bier und Wein geloscht Dann wurden die Knochen in einem olgefullten Silberkessel gewaschen und in Leinenstoffe eingeschlagen Danach wurden sie auf einem Stuhl im Falle eines Mannes oder einem Schemel im Falle einer Frau platziert Der Stuhl bzw Schemel diente moglicherweise als Aufenthaltsort der Seele wahrend dieser Begrabnisphase Im Beisein der Reste des Toten fand ein Leichenschmaus statt bei welchem ein dreimaliger ritueller Trinkspruch auf die Seele des Toten ausgefuhrt wurde Zeitgleich wurde ein Abbild des Toten aus Fruchten in der Mitte des Scheiterhaufens errichtet Vielleicht diente dieses Abbild als Symbol der Wiedergeburt des Toten im Jenseits und der Fruchtbarkeit Das eigentliche Begrabnis endete mit der Uberfuhrung der Totenreste in ein als Steinhaus sumerographisch E NA4 26 auch Steinhaus der Gottheit 27 sumerographisch E NA4 DINGIRLIM Steinhaus des gottlichen Ahnen heth E NA4 DINGIRLIM addas 28 Haus der Gebeine heth E ḫastiyas 29 oder ḫastiyas pir 30 sumerographisch E GIDIM Haus der Toten sumerographisch E SA GIDIM 31 bezeichnetes Mausoleum wo die Knochen des Toten auf einem Bett platziert wurden 32 Die Existenz jener Steinhauser konnte bisher noch nicht archaologisch nachgewiesen werden 33 Zur Ahnenverehrung im Steinhaus siehe den folgenden Abschnitt In den auf das eigentliche Begrabnis folgenden Tagen wurden magische Praktiken ausgefuhrt um den Toten auf die Weide der Seligen gelangen zu lassen 34 Dabei wurden der Sonnengottin der Erde ein Abbild des Verstorbenen als Ersatz fur ihn und zudem Speisen und Getranke geopfert wohl um die Unterweltsgottin zu befrieden und sie den Geist des Konigs freisetzen zu lassen 35 Die Statue des Verstorbenen war von sitzender Gestalt Sie wurde auf einem Wagen zwischen verschiedenen Orten hin und hergefahren wo verschiedene Rituale stattfanden Die Textuberlieferung bricht ab bevor die Ereignisse des 14 und letzten Tages der Totenriten geschildert werden doch wird es als unwahrscheinlich angesehen dass eine Statue die bei Begrabnissen verwendet wurde spater ihren Platz in einem Heiligtum fand 36 Ahnenverehrung Bearbeiten Die Hethiter bezeichneten die Ahnen oder Zawalli 37 als Gotter des Vaters heth DINGIRLIM addas sumerographisch DINGIR MES AB B U SU von hurr en ni atta ni 38 oder Gotter des Vaters heth addas DINGIRMESis von hurr en i na atta ni ve i na seltener auch als Grossvater und Grossmutter Die Ahnen empfingen im Ahnenkult Speise und Trankopfer 39 Solche Opfer sind in schriftlichen Quellen zwar nur fur die Herrscherfamilien belegt aber werden auch in anderen Bevolkerungsschichten eine grosse Rolle gespielt haben 40 Insbesondere die Angehorigen der hethitischen Konigsdynastien konnten einen uber Generationen andauernden Opferkult erhalten 41 Die Ahnen galten als Schutzgottheiten niederen Ranges und wurden als solche verehrt und um ihre Hilfe angerufen Die Lebenden erwarteten von den Ahnen dass sie sich um die lebenden Familienmitglieder kummerten und ihnen wenn sie denn angemessen verehrt wurden Segen und Wohlstand brachten 42 Orte der Ahnenverehrung die im Zusammenhang mit dem Palast standen 43 waren das Haus des Grossvaters heth E ḫuḫḫas 44 das Steinhaus und der ḫesta Totentempel Das Steinhaus war die Begrabnisstatte von Mitgliedern der Herrscherfamilie Sie besassen eine kultische Einrichtung und ein standiges Personal 45 erinnerten mehr an einen Tempelkomplex denn an ein einfaches Grab Zudem waren sie mit Feldern Obst und Weingarten Rinder und Schafherden ausgestattet Bestimmte Stadte und Berufsgruppen waren dem Steinhaus tributpflichtig Sie und ihre Nachkommen durften nicht nach ausserhalb heiraten da sie durch den Kontakt mit den Toten rituell verunreinigt waren Das Steinhaus war von allen Steuern befreit und konnte auch nicht verkauft werden 46 Im Steinhaus konnten goldbelegte Statuen der Verstorbenen aufgestellt werden 47 Es befand sich in einer rituellen Verbindung mit dem ḫesta Haus 48 Das Steinhaus scheint unter dem Schutz der Schutzgottheit des Verstorbenen gestanden zu haben So zeigt ein Relief Kammer B in Yazilikaya der vermutliche Grabplatz von Tudḫaliya IV den Grosskonig den Grosskonig in der Umarmung des Gottes Sarruma 49 Ḫattusili III widmete seiner Apologie zufolge sein Steinhaus seiner Schutzgottin Sauska von Samuḫa 50 Der ḫesta Totentempel der der Verehrung der Totengottheit Lelwani und der mit Lelwani verbundenen Gottheiten hattischer Tradition diente war auch der Ahnenverehrung gewidmet Im ḫesta Haus wurden Statuen verstorbener Mitglieder der Konigsfamilie beopfert Vor dem Tempel brannte ein Feuer das mit der Sitte der Totenverbrennung im Zusammenhang zu stehen scheint 51 Zu Ehren toter Konige oder Koniginnen wurden auch Gedenkstatten errichtet die als ewige Gipfel heth NA4ḫekur SAG US oder kurz ḫekur bezeichnet wurden Diese Kultplatze enthielten nicht notwendigerweise die sterblichen Uberreste der dort verehrten Toten konnten aber Statuen derselben enthalten 52 Ahnlich wie Steinhauser konnten auch ḫekur Hauser unter dem Schutz von Schutzgottheiten der dort verehrten Toten stehen Bekannte Beispiele sind das ḫekur Haus des Grosskonigs Suppiluliuma I unter dem Schutz des KAL Gottes und das ḫekur Haus des Grosskonigs Muwattalli II in Tarḫuntassa das vom Wettergott beschutzt wurde Andere ḫekur Hauser standen unter dem Schutz der Gottheiten Pirwa oder Kammamma 53 Das Haus des Grossvaters oder der Palast des Grossvaters heth E GAL ḫuḫḫas war vor allem mit dem dynastischen Ahnenkult verbunden Manchmal trug es noch den Namenszusatz seiner Majestat sumerographisch DUTUSI Ahnlich wie Steinhauser war das Haus des Grossvaters ein Kultplatz mit eigenem Besitz und Personal Ein Haus des Grossvaters gab es neben Ḫattusa auch in Katama und Samuḫa die zu verschiedenen Zeiten auch hethitische Hauptstadte waren 54 Die Ahnengeister konnten auch Visionen gewahren Ein Grosskonig Tudḫaliya beispielsweise empfing von den Ahnen eine Traumvision als er im Haus des Grossvaters weilte 55 Die Toten konnten aber auch nach babylonischem Ritus beschwort werden 56 Totengeister Bearbeiten Nach dem Tode und der Trennung der Seele vom Korper traten die Verstorbenen als Geistwesen ins Jenseits ein Totengeister heth akkant sumerographisch GIDIM wiesen ahnlich wie Menschen ebenfalls Seelen auf Die Beziehung zwischen Geist und Seele ahnelte wohl der zwischen Korper und Seele vor dem Tod sodass Totengeister anscheinend als korperlicher denn Seelen galten Dabei waren sie wahrscheinlich immateriell aber hatten eine Art sichtbaren Korper 57 Geister von Toten die beispielsweise nicht ordnungsgemass beerdigt worden waren oder keine Ahnenopfer erhielten konnten den Lebenden viel Kummer verursachen 58 Auch Bitterkeit Feindschaft im Leben konnten einen Verstorbenen dazu veranlassen aus dem Grab heraus Rache zu nehmen Die Gefahr durch Totengeister wurde versucht mithilfe von magischen Reinigungsritualen abzuwehren 59 Jenseitsvorstellungen BearbeitenDie Hethiter kannten verschiedene und widerspruchliche Jenseitsvorstellungen Ihnen allen war jedoch gemeinsam dass das Totenreich im fernen Westen verortet wurde 60 Das unterirdische Totenreich Bearbeiten Die Hethiter kannten ein unterirdisches Totenreich mesopotamischer Pragung Dieses lag in der finsteren Erde wohin die Lebenssubstanz Seele des Menschen hinabstieg 61 Diese Unterwelt in hethitischen Texten als tenawa Unterweltsbezirke bezeichnet wurde als ein ubler und trostloser Ort beschrieben an dem die Seele ihre Verwandten und Nachsten nicht erkennen kann weil die tenawa sie in Unkenntnis halten Zudem mussten sich die Seelen dort von Schmutz und Brackwasser ernahren In die tenawa Bezirke kamen nach hethitischem Glauben die durch den Tod unvollstandig gewordenen Seelen 62 Ahnlich war die mesopotamische Unterwelt ein dunkles Haus dessen Bewohner sich von Schmutz und Tonerde ernahrten 63 Dieses von sieben Mauerringen umgebene Haus scheint auch den Hethitern bekannt gewesen zu sein erwahnen hethitische Texte doch sieben Turen der Unterwelt mit dazugehorigen Riegelbalken fur deren Offnung ein Pfortner zustandig ist 64 Die Vervollstandigung der Seele Bearbeiten Um nicht in den ublen tenawa Unterweltbezirken enden zu mussen war es fur die Seele von grosster Bedeutung ihre Vollstandigkeit heth iyatar zuruckzuerlangen Dabei erhielt sie Hilfe von den Bienen dem Adler dem laḫanza Vogel der Mowe und dem ḫuwalas Fisch Diese Tiere beschaffen der Seele jene Materien die die Seele zur Vervollkommnung benotigt Die Bienen gehen auf eine drei bis viertagige Reise und bringen der Seele die Materie des Gebirges der Ebene und des gepflugten Feldes Der laḫanza Vogel bringt die Materie des Meeres der ḫuwalas Fisch die Materie des Flusses und der Adler die Materie des Himmels Dann wird das Gewunschte die Materien mit Ingrimm geschlagen Der Ziegenbock schlagt es mit seinem Huf der Widder mit seinen Hornern das Mutterschaf mit ihrer Nase und die tranenreiche Gottin der Mutter oder Muttergottin schlagt es mit ihren Tranen Durch das Schlagen wird die Materie fur die neun Korperteile geoffnet und die Seele vervollstandigt 65 Die Totenwege Bearbeiten Auch ein Weg in das Jenseits schien ihnen bekannt zu sein da dem Verstorbenen im Totenritual gewunscht wurde seine Wege sollen mit Ol gesalbt sein 66 Die vervollstandigte Seele nimmt einem hethitischen Ritualtext zufolge den grossen Weg den unsichtbaren Weg den der unsichtbaren Weg den der Herr des Weges fur sie geordnet hat Der Herr des Weges scheint eine Art Psychopompos ein Seelenfuhrer zu sein Auf jenem Weg weigerte sich die Seele nicht nur die ublen tenawa Unterweltsbezirke aufzusuchen sondern da sie sich als gottgleich und rein betrachtete auch den arusan der sterblichen Menschen oder den dasanatta Ort aufzusuchen wo sie in den Fluss oder den Teich zu fallen furchtete Der einzige Ort an den die Seele gefuhrt werden wollte war die Weide 67 Die Totenstrasse ist ein weiteres Merkmal des Jenseits das die Hethiter mit Sumerern und Akkadern gemeinsam hatten Entsprechend bezeichneten die Hethiter die Totenstrasse sumerographisch als DKASKAL KUR und hieroglyphenluwisch als DEUS VIA TERRA Die hethitische Totenstrasse scheint als unterirdischer Wasserweg verstanden worden zu sein 68 Hinzu kommt dass ein hattisches Regenritual aus Nerik von neun unterirdischen Seen und Flussen spricht 69 Das Totenreich als Weide Bearbeiten Die Hethiter kannten noch ein weiteres Totenreich in Gestalt einer Viehweide das als Ort galt wo es herrliche Fohlen gibt 70 Dort fuhrte die Seele des Verstorbenen die zur Weide Wiese geht 71 eine Existenz als Hirte und Bauer 72 Der Glaube an ein als Weide gestaltetes Totenreich scheint Grabbeigaben zufolge in allen hethitischen Gesellschaftsschichten verbreitet gewesen zu sein 73 Auch scheint ein Begrabnisritualtext aus Kizzuwatna darauf hinzudeuten dass nicht nur der Konig und die Konigin auf die Weide der Unterwelt gelangten Derjenige dessen Tag der Mutter gekommen war dessen Mutter nahm ihn bei der Hand und begleitete ihn dorthin 74 Gottheiten der Unterwelt BearbeitenDer ursprunglich hattische Gott der Unterwelt welcher auch von den Hethitern verehrt wurde war Lelwani Er stand an der Spitze der im ḫesta Haus verehrten chthonischen Gottheiten Die Gottheiten die in seinem Gefolge verehrt wurden waren der Tagesgott Tasammat und Tasimmet die Sonnengottin von Arinna die Schicksalsgottinnen Istustaya und Papaya Ḫasammeli und Zilipuri Des Weiteren zahlten noch das Fenster Sitarzuna das Holz des Turriegels Rappa der Herd und die Jahre zum Gefolge des Lelwani Der Grossteil jenes zusatzlichen Gefolges besteht aus heiligen Kultobjekten 75 Lelwani wurde in hethitischer Grossreichszeit mit der hurritischen Unterweltsgottin Allatum gleichgesetzt und nahm dadurch ein weibliches Geschlecht an 76 Allatum ersetzte ihn spater vollstandig an der Spitze der im ḫesta Totentempel verehrten Gottheiten 77 Unter luwischem Einfluss wurde die Sonnengottin der Erde der Erde die Herrin der hethitischen Unterwelt Sie wurde mit der hurritischen Unterweltsgottin Allani gleichgesetzt Aufgabe der Sonnengottin der Erde war es die Tore der Unterwelt zu offnen und die Erde von Unreinheit Bosheit und Krankheit zu reinigen Sie hatte ein grosses Gefolge bestehend aus einem Schutzgott einem Wesir verschiedenen Dienern einem Aufseher der Eunuchen einem Aufseher der Friseure und den Gottheiten Ḫilassi Darawa Darawes und Paraya 78 Ahnlich wie im hattischen Bereich der chthonische Aspekt der Sonnengottin von Arinna gemeinsam mit den Schicksalsgottinnen Istustaya und Papaya 79 oder im hurritischen Bereich die Gottin Allani gemeinsam mit den Schicksalsgottinnen Ḫudena Ḫudellura das Schicksal eines neugeborenen Menschen festlegten so ubernahm die Sonnengottin der Erde im luwischen Bereich diese Aufgabe gemeinsam mit den Schicksalsgottinnen Gulses 80 Literatur BearbeitenPiotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Harrassowitz Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 447 05885 8 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2011 ISBN 978 3 525 51695 9 Einzelnachweise Bearbeiten Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 158 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 205 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 158 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 158 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 207 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 201 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 201 f Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 202 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 159 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 158 f Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 202 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 159 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 203 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 159 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 167 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 203 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 203 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 202 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 205 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 167 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 206 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 204 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 161 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 161 f Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 161 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 162 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 203 f Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 164 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 216 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 164 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 165 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 162 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 204 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 162 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 159 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 162 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 163 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 164 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 204 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 204 f Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 205 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 163 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 216 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 204 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 216 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 165 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 216 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 216 f Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 161 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 164 f Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 217 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 165 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 166 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 166 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 204 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 204 f Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 159 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 163 f Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 164 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 179 f Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 205 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 206 f Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 160 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 180 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 207 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 206 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 207 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 160 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 180 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 206 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 206 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 205 Volkert Haas Heidemarie Koch Religionen des alten Orients Hethiter und Iran Gottingen 2011 S 206 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 161 Piotr Tararcha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 49 Piotr Tararcha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 124 Piotr Tararcha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 132 Piotr Tararcha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 109 Piotr Tararcha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 50 Piotr Tararcha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 50 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Totenglaube und Jenseitsvorstellungen der Hethiter amp oldid 225154660