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Tarḫunt Nominativ Tarḫunz junger auch Tarhunzas ist der luwische Wettergott und auch der wichtigste Gott der Luwier Tarhunza von Aleppo Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Wesen 2 1 Personlicher Gott von Muwatalli II 2 2 Tarḫunt des Weinberges 3 Kultorte 4 Drachenkampf 5 Darstellung 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 Siehe auch 8 1 Darstellungen von TarhunzaName BearbeitenDer Name des protoanatolischen Wettergottes kann als Tṛḫu ent rekonstruiert werden und ist eine Partizipalbildung zur indoeuropaischen Wurzel terh2 heth tarḫu besiegen bezwingen uberwinden 1 Er kommt in vielen anatolischen Sprachen vor hethitisch Tarḫunna karisch Trqud und lykisch Trqqas A Trqqiz B der mit Zeus gleichgesetzt wurde Im Keilschriftluwischen der Bronzezeit lautete sein Name Tarḫunt in der alteren Sprache Tarḫuwant 2 Er konnte auch mit den Sumerogrammen dU Gott 10 oder dIM Gott Wind geschrieben werden Im Hierglyphenluwischen wurde er als Tarhunza und Tarhunta oder mit dem Ideogramm DEUS TONITRUS Gott Donner geschrieben Der Gottername erscheint haufig in Personennamen Der alteste Beleg stammt aus dem 19 Jahrhundert v Chr in Kultepe als Tarḫuan 3 Bei den Luwiern war es Brauch dass Menschen einen reinen Gotternamen haben konnten zusammengesetzte Namen waren aber haufiger In der Bronzezeit und fruhen Eisenzeit sind diese Namen recht haufig Die jungsten Namen sind hellenisierte Personennamen aus Sudanatolien So finden sich in Kilikien Tarkumbios Tarkymbios luw Tarḫunt piya Tarḫunt Gabe oder Trokombigremis Trokombigremis Tarḫunt pihrammi glanzender Tarḫunt 4 Zudem wurde die hethitische Stadt Tarḫuntassa nach dem luwischen Wettergott benannt Wesen Bearbeiten nbsp Tarhunza des Weinberges Felsrelief von IvrizDer luwische Wettergott behielt seine indoeuropaischen Zuge deutlicher als der hethitische Wettergott Tarḫunna 5 So wurde er weniger mit dem Stier verbunden wie in Anatolien ublich sondern mit dem Pferd Gemass dem Ritual gegen Pferdepest des Uḫḫamuwa von Arzawa werden die Pferde des Wettergottes gefuttert und dessen Wagen mit Schaffett geschmiert HT 1 ii 34ff Die verschiedenen luwischen Beinamen des Tarḫunt deuten auf seine Funktionen hin Er war machtig kluw dU muwattalla i hluw muwattallis Tarhunzas und hilfreich kluw dU warraḫitassas Tarḫunt der Hilfe aber auch strafend kluw tapattanassi dU So wird Tarḫunt in eisenzeitlichen Zeugnissen aufgefordert Gegner mit seiner Axt zu zerschmettern Im Krieg eilt er dem Konig voraus und verlieh den Sieg und konnte deshalb Tarḫunt des Schlacht Feldes kluw immarassa dIM oder Tarḫunt des Heeres hluw kuwalanassis Tarhunzas genannt werden Als himmlischer Wettergott wird er Tarḫunt des Himmels genannt Als glanzender oder blitzender Gott trug er die Beinamen piḫaimmis blitzend glanzend und piḫassassis des Blitzes Glanzes Vom letzteren leitet sich der Name des griechischen Gotterpferdes Pegasos ab 6 Der Wettergott wird zudem mit Bergen verbunden kluw ariyaddalis dIM anz hluw ariddallassis Tarhunzas Berg Tarhunzas Im eisenzeitlichen Karkamis wurde Tarhunzas vom Berg Arputa Arputawannis Tarhunzas verehrt Personlicher Gott von Muwatalli II Bearbeiten Der hethitische Grosskonig Muwattalli II wahlte als seinen Schutzgott den Wettergott des Blitzes dU piḫassassis den er mit Wettergott des Blitzes mein Herr des Himmels Konig ansprach Nach seinen Angaben wurde er vom Gott aufgezogen und dieser setzte ihn auch ins Konigtum ein Sein Gebet an den Gott zeigt luwische Merkmale Wettergott des Blitzes glanze uber mich wie das Mondlicht scheine uber mich wie der Sonnengott des Himmels KUB 6 45 iii 68 70 7 Tarḫunt des Weinberges Bearbeiten Ein luwische Neuerung ist der Wettergott des Weinberges Er wird erstmals in einem sudanatolischen Weinbergritual aus dem 16 Jahrhundert v Chr erwahnt wo er angerufen wird um das Gedeihen des koniglichen Weinberges zu fordern zusammen mit der Gottin Mamma und weiteren Gotterpaaren wie dem Schutzgott und Ala oder Telipinu und Maliya Wahrend der Eisenzeit wurde Tarhunzas des Weinberges tuwarasina Tarhunza besonders in Tabal verehrt Konig Warballawa von Tuwana 2 Halfte des 8 Jahrhunderts v Chr liess bei Ivriz nahe einer ergiebigen Quelle ein imposantes Felsbild mit dem Relief des Gottes einrichten Dargestellt wird er als bartiger Gott mit Locken und Helm Er tragt einen Knierock und Gurtel aber kein Schwert In der Linken halt er Trauben und in der Rechten Kornahren Ihm wurden Tiere geopfert und als Dank kam viel herab vom Himmel und viel kam herauf von der Erde was sich auf den Regen wie auf das Quellwasser bezieht In Samʼal erscheint er aramaisiert als Hadad des Weinberges hdd krmn Hadad Karmin Kultorte BearbeitenBereits in der fruhen Bronzezeit war Aleppo eine uberregionale Wettergottstadt Mit der Unterwerfung Syriens durch Suppiluliuma I 1355 1325 v Chr wurde diese Stadt dem hethitischen Reich einverleibt und Suppiluliuma setzte seinen Sohn Telipinu als Priesterkonig von Aleppo ein Der Tempel des Wettergottes in Aleppo wurde dem hethitischen Kult angepasst Wahrend der Eisenzeit entstand ein neuer Tempel der dem Tarḫunt von Ḫalpa geweiht wurde Drachenkampf Bearbeiten nbsp Spatluwisches Relief aus Arslantepe mit dem Wettergott und einem Begleiter die ein Schlangenmonster bekampfenIn einem Relief aus Arslantepe werden der Wettergott und ein Begleiter abgebildet die gegen ein schlangenartiges Wasserwesen ankampfen Diese Darstellung erinnert an den hethitischen Illuyanka und den hurritischen Ḫedammu ein Mythos der in den indoeuropaischen Kulturen und auch im Nahen Osten weit verbreitet ist Der anatolische Mythos wurde die griechische Mythologie ubernommen wonach Zeus den Drachen Typhon bekampfte Als Ubernahme des Mythos wird Kilikien diskutiert weil dort die Kontakte zwischen Griechen und Anatolier schon fruh intensiv waren Auch die Schauplatze des Mythos deuten in diese Richtung der in Syrien gelegene Berg Kasion und besonders die Umgebung von Korykos im Rauen Kilikien wo die luwische Religion bis in die Romerzeit weiterlebte 8 Darstellung Bearbeiten nbsp Jupiter Dolichenus von HeddernheimAus der Bronzezeit fehlen Darstellungen die auf den luwischen Wettergott bezogen werden konnen Aus der Eisenzeit sind dagegen rund uber 60 Reliefdarstellungen und Statuen des Wettergottes bekannt Dabei konnen drei Typen unterschieden werden 9 In der einfachen Darstellung wird er als bartiger Gott dargestellt mit Hornerhelm Kurzrock und mit einem Schwert gegurtet In der hinteren Hand halt er eine Axt und in der vorderen ein Blitzbundel Uber dem Haupt kann eine Flugelsonne abgebildet werden als Zeichen fur seine Herrschermacht Der zweite Typ stellt ihn ahnlich dar aber auf einem Stier stehend Dieses Bild stellt den Wettergott von Aleppo dar der die Vorstellungen uber das Wesen von Tarḫunt in Syrien stark beeinflusste Nachdem diese Darstellung im 7 Jh v Chr verschwand taucht sie zu Beginn der romischen Kaiserzeit wieder in Nordsyrien auf und kam mit romischen Soldaten als Iupiter Dolichenus nach Mitteleuropa dessen Kultzentrum in Duluk antik Doliche nordwestlich von Karkamis lag Besonders das Bronzedreieck von Heddernheim zeigt auffallende Ahnlichkeit mit Darstellungen des luwische Tarḫunt in Nordsyrien 10 Der dritte Typ bildet den Wettergott mit Kornahren und Weintrauben ab Dieser Typ ist in Tabal Anatolien verbreitet Am bekanntesten ist das Felsrelief von Ivriz Dieser Tarhunza des Weinberges kann unbewaffnet oder mit Axt und Blitzbundel dargestellt werden Einzelnachweise Bearbeiten Manfred Hutter Aspects in Luwian Religion In H Craig Melchert Hrsg The Luwians Handbuch der Orientalistik Band 1 68 Brill Leiden 2003 ISBN 90 04 13009 8 S 220 Frank Starke Untersuchung zur Stammbildung des keilschrift luwischen Nomens Studien zu den Boǧazkoy Texten Band 31 Harrassowitz Wiesbaden 1990 ISBN 3 447 02879 3 S 136 Thomas Zehnder Die hethitischen Frauennamen Katalog und Interpretation Harrassowitz Wiesbaden 2010 ISBN 978 3 447 06139 1 S 284 f Philo Hendrik Jan Houwink Ten Cate The Luwian Population Groups of Lycia and Cilicia Aspera During the Hellenistic Period E J Brill Leiden 1961 S 125 128 Manfred Hutter Aspects in Luwian Religion In H Craig Melchert Hrsg The Luwians Handbuch der Orientalistik Band 1 68 Brill Leiden 2003 ISBN 90 04 13009 8 S 222 Manfred Hutter Der luwische Wettergott piḫassassi und der griechische Pegasos In Michaela Ofitsch Christian Zinko Hrsg Studia Onomastica et Indogermanica Festschrift fur Fritz Lochner von Huttenbach zum 65 Geburtstag Leykam Graz 1995 ISBN 3 7011 0015 2 S 79 97 Manfred Hutter Aspects in Luwian Religion In H Craig Melchert Hrsg The Luwians Handbuch der Orientalistik Band 1 68 Brill Leiden 2003 ISBN 90 04 13009 8 S 223 Philo Hendrik Jan Houwink Ten Cate The Luwian Population Groups of Lycia and Cilicia Aspera During the Hellenistic Period E J Brill Leiden 1961 S 203 220 Sanna Aro Art and Architecture In H Craig Melchert Hrsg The Luwians Handbuch der Orientalistik Band 1 68 Brill Leiden 2003 ISBN 90 04 13009 8 S 317ff Guy Bunnens The Storm God in Northern Syria ans Southern Anatolia from Hadad of Aleppo to Jupiter Dolichenus In Manfred Hutter Offizielle Religion lokale Kulte und individuelle Religiositat Ugarit Verlag 2004 ISBN 3 934628 58 3 S 57 82Literatur BearbeitenVolkert Haas Geschichte der hethitischen Religion Handbuch der Orientalistik Band 1 15 Brill Leiden 1994 ISBN 978 9 004 09799 5 Manfred Hutter Aspects in Luwian Religion In H Craig Melchert Hrsg The Luwians Handbuch der Orientalistik Band 1 68 Brill Leiden 2003 ISBN 90 04 13009 8 S 211 280 Siehe auch BearbeitenLuwische Religion TarḫunnaDarstellungen von Tarhunza Bearbeiten Stele Adiyaman 1 Inschrift wahrscheinlich von Suppiluliuma von Kummaha Stele Adiyaman 2 Inschrift von Lakawanni Statue von Cinekoy Inschrift von Awariku Felsrelief von Gokbez keine Inschrift Felsrelief von Ivriz Inschrift von Warballawa Stele von Keslik Inschrift unleserlich Stele von Kurtul Inschrift von La Stele Maras 11 Inschrift unbekannter Herkunft Stele von Nigde Inschrift von Muwaharrani Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tarḫunt amp oldid 223689333