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Die Luwische Religion beschreibt die religiosen und mythologischen Vorstellungen der Luwier eines indoeuropaischen Volkes in Kleinasien das sprachlich von der Bronzezeit 19 Jahrhundert v Chr bis in die Romerzeit fassbar ist Sie war durch alle Perioden starken Fremdeinflussen ausgesetzt und eine eindeutige Abgrenzung namentlich zur syrischen und hurritischen Religion ist nicht immer moglich Offensichtlich vermochte sich das indoeuropaische Element bei den Luwiern besser zu halten als bei den verwandten Hethitern 1 Die theologische Auseinandersetzung mit der luwischen Religion in der Bronzezeit fundiert zu grossen Teilen auf Quellen die in der hethitischen Hauptstadt Ḫattusa gefunden wurden 2 Kubaba Grosskonigin von Karkamis gehorte zu den wichtigsten Gottheiten der Spatluwier Inhaltsverzeichnis 1 Periodisierung 2 Bronzezeit 3 Eisenzeit 4 Antikes Anatolien 5 Gottheiten 5 1 Genuin luwische Gottheiten 5 2 Ursprunglich huritto syrische Gottheiten 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 LiteraturPeriodisierung BearbeitenReligionshistorisch kann die luwische Religion in zwei Perioden geteilt werden die bronzezeitliche Periode und die eisenzeitliche oder spatluwische Periode Wahrend der Bronzezeit standen die Luwier unter der Herrschaft der Hethiter Sie sprachen das Luwische eine dem Hethitischen nahestehende Sprache Obschon in der Bronzezeit eine Hieroglyphenschrift entstand die besonders zur Wiedergabe des Luwischen benutzt wurde sind nur wenige eigene religiose Schriften der Luwier aus der Bronzezeit bekannt Nach dem Zerfall des Hethitischen Reiches bildeten sich in Nordsyrien und Sudostanatolien mehrere spatluwische Staaten die zum Teil unter aramaischen Einfluss gerieten und spatestens im 8 Jahrhundert v Chr von den Assyrern unterworfen wurden Wichtige luwische Zentren waren damals Karkamis Melid und Tabal Die luwische Religion ist noch bis in die Romerzeit im sudlichen Anatolien erkennbar vor allem in theophoren Personennamen Gemass wissenschaftlichem Usus werden bronzezeitliche Namen mit s und ḫ transkribiert spatluwische Namen aber mit s und h y steht fur deutsches j Das Nominativ s wird weggelassen Bronzezeit BearbeitenDie altesten Hinweise auf Luwier finden sich in den Archiven altassyrischer Handler im Karum Kanes um 1900 v Chr wo einige eindeutig als luwisch deutbare Personennamen vorkommen darunter auch theophore Danach wurden u a Sanda Tiwad und Rundiya als Gottheiten verehrt In hethitischen Texten erscheinen oft luwische Sprachstucke in magischen Ritualen zu Zwecken der Reinigung oder Heilung von Personen Dabei spielte die Gottin Kamrusipa eine wichtige Rolle Aber auch lokale Kulte sind bezeugt so Ḫuwassanna von Ḫubisna heute Eregli Auch das Pantheon der Stadt Istanuwa die im Gebiet des Flusses Sakarya vermutet wird gehorte zum luwischen Kultbereich Eisenzeit Bearbeiten nbsp Spatluwisches Relief aus Melid mit dem Wettergott und einem Begleiter die ein Schlangenmonster bekampfenLuwische Herrscher und Handler hinterliessen ab dem 11 Jahrhundert v Chr mehrere Inschriften die reichlich Zeugnis uber die religiosen Vorstellungen der eisenzeitlichen Luwier abgeben Dazu kommen bildliche Darstellungen von Gottheiten sei es in Form von Statuen oder Flachreliefs im Stile der hethitischen Felsbilder Dabei sind aus Melid besonders viele Gotterbilder bekannt die von einem offensichtlich besonders frommen Konig des 10 Jahrhunderts v Chr angefertigt wurden Die Reliefs zeigen wie der Konig vor mehreren Gottheiten libiert Darunter ist auch ein Bild das offensichtlich den Mythos des Schlangenkampfes des Wettergottes zeigt was an den hethitischen Schlangendamon Illuyanka gemahnt Antikes Anatolien BearbeitenNach Ausweis theophorer Personennamen aus dem antiken Anatolien namentlich Kilikien und Lykaonien lebte die luwische Religion bis in die Romerzeit weiter Bekannt ist der Kult des Sandas in Tarsos der mit Herakles gleichgesetzt wurde Ebenfalls in Kilikien beheimatet war der Kult der Artemis Perasia die mit Kubaba gleichgesetzt wurde Im kappadokischen Komana wurde die kriegerische Ma Enyo verehrt Ahnliche Zuge aber auch deutliche Unterschiede konnen in der Religion der Lykier und Karer festgestellt werden die als nahe Verwandte der Luwier gelten Auch in der Religion der Lydier finden sich luwische Elemente allen voran die Verehrung der Kubaba Gottheiten BearbeitenDas luwische Pantheon anderte sich im Lauf der Zeit Tarhunt Tiwad Arma Rundiya und Sanda konnen als typisch luwische Gottheiten betrachtet werden die stets verehrt wurden Das hurritische Element und durch dieses auch das syrische und babylonische machte sich spater bemerkbar mit Iya Hibatu Sarrumma Allanzu und Sauska Im Gegensatz zur hethitischen Religion hatte die hattische Religion wenig Einfluss In der Eisenzeit kamen noch am Rande babylonische z B Marutika Marduk und aramaische Pahalat Baʿalat Baltis Einflusse hinzu besonders in der bildlichen Darstellung der Gottheiten Genuin luwische Gottheiten Bearbeiten nbsp Das Felsrelief von Ivriz zeigt Konig Warballawa vor Tarhunza des Weinberges Tarḫunt Tarhunt Nominativ Tarḫunz Tarhunzas ist der Wetter und Hauptgott der Luwier Im Unterschied zum hethitischen Tarḫunna und hurritischen Tessub wird sein Wagen nicht von Stieren sondern von Pferden gezogen Charakteristisch ist dass der Wettergott deutliche Zuge eines Vegetationsgottes annahm wie spatluwische Bildnisse zeigen die Tarhunza mit Weinrebe und Kornahre abbilden Eines seiner Epitheta piḫassassi der des Blitzes wurde speziell in Tarḫuntassa verehrt der zeitweiligen Hauptstadt des Hethiterreiches und Tarḫunt piḫassassi war auch der personliche Gott von Konig Muwattalli II Es wird angenommen dass das griechische Flugelpferd Pegasos das nach Herodot die Blitze des Zeus tragt luwische Ursprunge hat 3 Nach spatluwischen Texten verleiht Tarhunza Konigsmacht starken Mut und schreitet im Feldzug dem Heer voran Er verleiht den Sieg und gibt Gebiete zum Unterwerfen In Fluchformeln soll Tarhunza einen Gegner mit seiner Axt zerschmettern Haufig wird er des Himmels Tarhunza genannt Seine wichtigste Kultstadt war Aleppo ein Kult der in die Bronzezeit zuruckreicht Der hethitische Konig Suppiluliuma I setzte seinen Sohn Telipinu als Priester und Konig in Aleppo ein Als Tarhunza des Weinberges Tarhunzas tuwarsas wurde er in Tabal verehrt Konig Warballawa von Tuwanuwa liess das bekannte Felsrelief von Ivriz anfertigen das den Gott mit Kornahren und Weinreben abbildet Beim Felsrelief entspringt eine kraftige Quelle was den Fruchtbarkeitsaspekt des Wettergottes unterstreicht Die Inschrift nennt Rinder und Schafeopfer damit Korn und Wein gut gedeihen In spatluwischen Reliefs wird Tarhunza als bartiger Gott mit kurzem Schurz und Helm dargestellt In der Rechten schwingt er eine Axt oder einen Hammer in der Linken halt er ein Blitzbundel Manchmal wird er auf einem Stier stehend abgebildet eine Angleichung an den Wettergott von Aleppo Spatluwische Inschriften aus Arslantepe nennen noch weitere lokale Wettergotter von denen aber kaum mehr als der Name bekannt ist Maliya ist die Gartengottin und wird Mutter von Korn und Wein genannt In spatluwischen Inschriften wird sie nicht erwahnt Offenbar hatte ihre Position die ursprunglich hurritische Gottheit Kumarma eingenommen In der Antike wurde Maliya noch in Lykien und Lydien verehrt und mit der griechischen Gottin Athena gleichgesetzt Arma ist der Mondgott und war nach der grossen Anzahl an theophoren Personennamen die mit Arma gebildet sind z B Armazidi Mann des Arma eine populare Gottheit wahrend der Bronzezeit Spatestens in der Eisenzeit vollzog sich die Angleichung an den Mondgott von Harran weshalb spatluwische Inschriften ihn haufig Harranaischer Arma nennen Abgebildet wird er als geflugelter und bartiger Gott mit einer Mondsichel auf dem Helm Seine Namenshieroglyphe ist ein Lunula ein mondformiger Anhanger In Fluchformeln wird er aufgefordert den Verfluchten an seinem Horn zu packen Tiwad Nom Tiwaz ist der Sonnengott eine weibliche Sonnengottin wie bei den Hethitern ist fur die Luwier nicht bezeugt Eines seiner Epitheta ist tadi Vater Der spatluwische Konig Azza Tiwada dem Tiwad lieb nannte ihn des Himmels Tiwad Kamrusipa ist die Frau von Tiwad und durch ihn Mutter der Schutzgottheit von Taurisa Sie spielt in magischen Ritualen eine wichtige Rolle In spatluwischen Quellen wird diese Gottin nicht genannt Kurunta Rundiya ist eine Schutzgottheit Sein Tier ist der Hirsch und seine Namenshieroglyphe ist ein Hirsch oder ein Hirschgeweih In spatluwischen Texten wird er in Zusammenhang mit Wild genannt und durfte deshalb auch Jagdgott gewesen sein Dargestellt wird er als mit Pfeil und Bogen bewaffneter Gott der auf einem Hirsch steht Seine Begleiterin ist die Gottin Ala die in Kummuḫ mit Kubaba verschmolz Sanda Sanda ist eine todbringende Gottheit die zusammen mit den Marwainzi Gottheiten die Dunklen genannt wird Auch Nikarawa wird in spatluwischen Texten moglicherweise zusammen mit den Marwainzi genannt Diese ansonsten unbekannte Gottheit wurde gebeten dass sie oder ihre Hunde einen Widersacher aufessen sollen Sanda wurde in der Bronzezeit mit dem babylonischen Marduk gleichgesetzt Sein Kult lebte im kilikischen Tarsos bis in die Antike weiter wo er mit Herakles gleichgesetzt wurde Iyarri ist der Pestgott der dem Heer voranschreitet und Pfeile auf das feindliche Heer schiesst In spatluwischen Quellen ist er nur indirekt durch Personennamen bezeugt Kwanza ist die Schicksalsgottheit In spatluwischen Quellen ist sie nur indirekt in theophoren Personennamen bezeugt Solche sind auch noch aus dem antiken Isaurien bekannt Ursprunglich huritto syrische Gottheiten Bearbeiten Kubaba war eine der wichtigsten Gottheiten des spatluwischen Pantheons Zu ihren Attributen gehoren ein Spiegel und der Granatapfel Ihr Begleiter war Karhuha Ursprunglich Stadtgottin von Karkamis verbreitete sich ihr Kult in der Eisenzeit uber ganz Anatolien und sie war als Kufaws Kybebe der Lydier bekannt Ob die phrygische Gottin Kybele aus Kubaba entstanden ist bleibt umstritten Die spatluwischen Konige von Karkamis verehrten sie als Kubaba Grosskonigin von Karkamis In Fluchformeln wird Kubaba aufgefordert den Widersacher von hinten anzugreifen oder dass Kubabas hasami Hund ihn verfolgen und aufessen moge Hibatu oder Hibuta war der spatluwische Name der hurrito syrischen Gottin Ḫebat Abgebildet wird sie als thronende Gottin zusammen mit dem auf einem Berg stehenden Sarrumma hurr Sarrumma der nach hethitischen Zeugnissen ihr Sohn ist Letzterer wird oft zusammen mit Allanzu genannt die nach hethitischen Texten seine Schwester war Zusammen mit Tarhunza schreitet er dem Heer voran und nimmt dem Feind den Sieg Sein Epithet ist Bergkonig Sauska wird auf einem spatluwischen Relief aus Melid als eine geflugelte Gottin mit Axt abgebildet die auf zwei Vogeln steht Kumarma war die Korngottin die zusammen mit Matili und dem Weingott Tibariya angerufen wurde Die Gottheit leitet sich vom hurritischen Gott Kumarbi ab einem mannlichen Gott In der hieroglyphenluwischen Inschrift von Arsuz wird Kumarma aber Mutterchen genannt Siehe auch BearbeitenListe der hethitischen WettergotterEinzelnachweise Bearbeiten Manfred Hutter Aspects in Luwian Religion S 215 Manfred Hutter ASPECTS OF LUWIAN RELIGION In The Luwians 1 Januar 2003 S 211 280 doi 10 1163 9789047402145 007 brill com abgerufen am 8 Februar 2021 Manfred Hutter Aspects in Luwian Religion S 223Literatur BearbeitenH Craig Melchert Hrsg The Luwians HdO Bd 68 Boston 2003 ISBN 90 04 13009 8 Maciej Popko Religions of Asia Minor Warschau 1995 ISBN 83 86483 18 0 Piotr Taracha Religions of second millenium Anatolia ISBN 978 3 447 05885 8 Manfred Hutter Aspects in Luwian Religion In H Craig Melchert Hrsg The Luwians Handbuch der Orientalistik Band 1 68 Brill Leiden 2003 ISBN 90 04 13009 8 S 211 280 Manfred Hutter Religionsgeschichte Anatoliens Die Religionen der Menschheit Band 10 1 Kohlhammer 2021 ISBN 978 3 17 026974 3 speziell Seiten 139 158 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luwische Religion amp oldid 225059163