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Unter der Bezeichnung Babylonische Religion werden die aus schriftlichen Quellen rekonstruierten polytheistischen Glaubensinhalte der Einwohner des babylonischen Reiches zusammengefasst Sie entwickelten sich unter anderem aus der sumerischen Religion Obwohl die sumerisch babylonische Religion weder historisch noch geographisch bzw kulturell ganz voneinander zu trennen ist gibt es aufgrund archaologischen Befundes und Textevidenz auch eindeutige Zuordnungen fur einige Gotter und deren Kultorte die den Zugang zur religiosen Annahme der Babylonier ermoglichen Inhaltsverzeichnis 1 Wesen der Gotter 2 Pantheon 3 Mythologie und Religion 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksWesen der Gotter BearbeitenIn Vorstellung der Babylonier waren ihre Gotter anthromorph Wie etwa in der griechischen und romischen Mythologie bestand auch das babylonische Pantheon aus familiar miteinander verbundenen Gottheiten Ihnen wurden verschiedene Eigenschaften und Charakteristika zugewiesen Die Beziehungen untereinander waren zum Teil wie innerhalb der Stadte strukturiert Das lag nicht zuletzt auch deshalb nahe da die Gotter im allgemeinen Stadtgottheiten waren So konnte mit dem Wachsen oder dem Verlust von Macht die Bedeutung eines Gottes steigen oder schwinden Die Hauptgottheiten wurden wie Konige durch ihre Diener von Dienergottheiten verschiedener Art unterstutzt Pantheon BearbeitenDie wichtigsten Gotter werden in einer Gotterliste aufgefuhrt die An Anum genannt wird Traditionell wurde diese Liste doppelspaltig verfasst auf der einen Seite sumerisch auf der anderen Seite die babylonische Entsprechung Zu den Hauptgottern werden auch noch die Partner und Kinder und die zugeordneten untergebenen Gotter geschrieben Die Wurzeln und Vorlaufer dieser Liste liegen im 3 Jahrtausend v Chr ihre endgultige kanonische Form vermutlich als alteste kanonisierende Religion der Welt erhielt sie bis in die zweite Halfte des 2 Jahrtausends v Chr Danach sind die wichtigsten Gottheiten nbsp Marduk und sein Drache Zeichnung nach einem babylonischen RollsiegelAnu Bis ins 2 Jahrtausend v Chr hinein oberster Gott Mesopotamiens Manche sehen in ihm den Vater der Istar Enlil der Gott des Windes sein Wirken ist sehr umfassend er sorgt u a auch fur Wohlstand Enlil ist mit Allmacht ausgestattet Ea Der Gott des Urmeeres auf dem die Welt schwimmt ausserdem des Wissens sowie der Wissenschaften und Beschutzer des Menschengeschlechts ist der Vater Marduks Sin Dieser Mondgott beherrscht den Ablauf der Monate Die Mondsichel ist sein Boot mit dem er uber den Himmel reist Er ist der Vater von Samas und Istar Samas Der Sonnengott steht fur Gerechtigkeit und Wahrheit Istar die Gottin des Krieges und der erotischen Liebe Marduk Der Reichsgott Babylons steht in Babylonien dem Gotterhimmel vor Im Weltschopfungsmythos Enuma Elis wird ihm die Schaffung der Welt zugeschrieben Sein Symboltier ist der Musḫussu Drache Nabu Der Sohn Marduks ist der Gott der Literatur und des Schicksals Er verdrangt nach und nach seinen Vater Ninurta der Gott der Schlachten Nusku der Feuergott Nergal Gatte von Ereskigal mit der er uber die Unterwelt herrscht Adad der Gott der Sturme Gewitter und des Regens Tammuz Geliebter der Istar und VegetationsgottDas Pantheon war nicht statisch die Verschmelzung weniger bedeutender Gottheiten mit wichtigen ist keine Seltenheit vor allem in Marduk gehen diverse kleinere Gottheiten auf es herrschte sogar vereinzelt die Meinung Marduk sei der einzige Gott eine fruhe Form der Monolatrie oder des Henotheismus Marduk wurde unter anderem mit folgenden Gottern gleichgesetzt Asalluchi Sohn Enkis und Stadtgott Kumars war ein Beschworungshelfer Dadurch wurde Marduk zum Sohn Enkis und stieg im Pantheon auf was dem Aufstieg der Stadt Babylon entsprach Tutu Stadtgott der Babylon untergeordneten Stadt Borsippa weshalb Marduks Sohn Nabu neuer Stadtgott von Borsippa werden konnte Mythologie und Religion BearbeitenDie teilweise Trennung von der sumerischen traditionellen Religion erfolgte in der zweiten Halfte des 2 Jahrtausends v Chr in der Babylons Stadtgott Marduk bis dato ein eher weniger bedeutender Gott des Pantheons die althergebrachte Trias aus An Enlil und Enki oder das Quartett wenn man die Muttergottheit mitrechnet sprengt und sich alleine an die Spitze des Pantheons setzt Seinen Hohepunkt fand der Prozess unter Nebukadnezar I unter dessen Herrschaft das Weltschopfungsepos Enuma elisch entstand Hier halt Marduk von den anderen Gottern um Hilfe gebeten nachdem er Tiamat weibliche Personifizierung des Meeres wegen der von ihr ausgelosten Flut mit der sie alle anderen Gotter zerstoren wollte erschlagen hatte seinen Bogen zum Zeichen des Sieges hoch und platziert diesen im Himmel als bogenformige Sternen Konstellation zum Gedachtnis daran dass er die Gefahr der Flut gebannt hat Das ist auch ein Beispiel fur die bis heute in der judisch christlichen Tradition nachwirkende Rezeption der babylonischen Religion Denn der biblische Gott JHWH Elohim setzt ebenfalls nach der Sintflut den Regenbogen als Zeichen des Wohlwollens an den Himmel Der bisherige oberste Gott des Pantheons Enlil wurde in einen mittleren Himmel zwischen dem obersten Himmel seines Vaters An und dem Himmel der Gestirngotter versetzt Nun nahm Babylon den Platz von Enlils Stadt Nippur als religioses Zentrum Babyloniens ein Oftmals wurden die Namen der alten Gotter durch neue ersetzt oder die Namen der alten Gotter als Synonyme der neuen verwendet Traditionell sah die Vorstellung bis zur Usurpation Marduks wie folgt aus Im Zentrum eines Salzmeeres hat die Erdscheibe ihren Sitz Daruber wolben sich mehrere Himmel Herrscher des obersten ist An der unterste ist der Himmel der Sterne Getragen wird der Himmel vom Susswasserozean dem Abzu in dem der oberste Gott Enki Ea wohnt Darunter befindet sich die von den Gottern der Unterwelt beherrschte Schattenwelt auch Unterwelt genannt Im Enuma elisch spielt diese Unterwelt keine Rolle Dort beginnt alles mit dem Paar Abzu und Tiamat Von diesen beiden stammen alle anderen Gotter ab In einem Generationenkampf werden beide von Enki beziehungsweise Marduk getotet Marduk erschafft aus Tiamats Korper die Erde und den Himmel Auch die Menschen werden aus Lehm und dem Blut eines toten Gottes geschaffen wobei hier variiert welcher Gott das ist Das Blut ist es was den Menschen den ordnenden Verstand gibt Menschen sind fur die Gotter von primarer Bedeutung Ohne die Verehrung durch die Menschen und deren Opfer hungern die Gotter So kommt es dazu dass man den Gottern als Mensch durchaus selbstbewusst gegenubertreten und auch Forderungen stellen kann vor allem an seinen personlichen Gott Es wurden auf Keilschrifttafeln Klagen von Menschen an ihre Gotter wegen vermeintlicher ungerechter Bestrafung gefunden die damit drohten sich einen anderen personlichen Gott zu suchen der dann der Empfanger der Gebete und Opfer wurde Man liebte die Gotter nicht aber man achtete sie und manchmal furchtete man sie auch Zusatzlich zu den Gottern des Pantheons glaubten die Babylonier an Mischwesen die zwar gottlich aber in ihrer Macht den Gottern unterstellt waren und nur auf deren Anweisung hin aktiv wurden Die meisten dieser Mischwesen waren boser Natur etwa Rabisu der Lauerer Lilitu ein zu normaler Sexualitat unfahiges weibliches Mischwesen das seine Aggressionen gegen junge Manner richtete und diese Schwache damit zu kompensieren suchte Lamastu ein lowenkopfiges weibliches Mischwesen wurde haufig als fur das Kindbettfieber verantwortlich angesehen Die meisten anderen Mischwesen hatten keine personlichen Charakteristika Da die Mischwesen von den Gottern geschickt wurden um den Frevler zu strafen musste man sich ihrer mit Hilfe der Gotter erwehren So gab es einen regelrechten Wirtschaftszweig in dem sich Schreiber Gelehrte mit Opferschau und Vorzeichen beschaftigten Auch die Medizin basierte in erster Linie darauf den Gott zu besanftigen und die von einem Gott gesandten Damonen zu bannen Dabei spielte es keine Rolle ob sich der Sunder einer Schuld bewusst war man konnte die Gotter mit vielerlei Taten verargern auch wenn diese einem im ersten Moment gar nicht bewusst waren oder vielleicht nie erkannt werden wurden Siehe auch BearbeitenUgaritische Religion Sabier Gotter Bibel Moralisierende ReligionenLiteratur BearbeitenHelmut Freydank u a Lexikon Alter Orient Agypten Indien China Vorderasien VMA Verlag Wiesbaden 1997 ISBN 3 928127 40 3 Brigitte Groneberg Die Gotter des Zweistromlandes Kulte Mythen Epen Artemis amp Winkler Stuttgart 2004 ISBN 3 7608 2306 8 Morris Jastrow Die Religion Babyloniens und Assyriens Topelmann Giessen Band 1 1905 Band 2 1912 online Band 1 und Band 2 bei Archive org Thomas R Kammerer Shima milka Induktion und Reception der mittelbabylonischen Dichtung von Ugarit Emar und Tell el Amarna Ugarit Munster 1998 ISBN 3 927120 47 2 Alter Orient und Altes Testament Band 251 Helga Trenkwalder Sumerisch Babylonische Religion In Handbuch Religionswissenschaft Religionen und ihre zentralen Themen Johann Figl Hg Wissenschaftliche Buchgesellschaft Tyrolia Innsbruck 2003 S 118ff ISBN 978 3 7022 2508 7 Weblinks BearbeitenUgarit und die Bibel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Babylonische Religion amp oldid 237647310