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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Fur die hattische Gottin siehe Inar Innara ist die hethitische Bezeichnung des Schutzgottes dem verschiedene Schutzfunktionen zukamen Im Luwischen wird er Annari genannt Der Schutzgott der Flur Relief aus Golpinar Sudostturkei Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Verbreitung 3 Funktion 4 Darstellungen 5 Aspekte 5 1 Schutzgott der Flur 5 2 Schutzgott der kursa Jagdtasche 5 3 Schutzgott der Lanze 5 4 Schutzgottheiten des Konigs 5 5 Schutzgottheiten verschiedener Gottheiten 5 6 Lokale Schutzgottheiten 5 7 Weitere Schutzgottheiten 6 Mythen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseName BearbeitenDer Gottername leitet sich vom Wort innara Kraft Starke ab das auf h1en h2nor o Mannlichkeit innehabend zuruckgeleitet wird und zur indoeuropaisch Wurzel h2ner Mann gestellt wird 1 2 Der Name wird meist mit dem sumerischen Gottesdeterminativ DINGIR und dem Sumerogramm KAL stark als DINGIRKAL kurz dKAL Schutzgottheit geschrieben Haufig findet sich die alternative Transkription DINGIRLAMMA In Mesopotamien bezeichnete LAMMA die Schutzgottin Lamassu deren Wesen aber verschieden von der anatolischen Schutzgottheit ist 3 4 Das hieroglyphenluwische Logogramm fur den Schutzgott ist ein Hirsch DEUS CERVUS1 ein Hirschkopf DEUS CERVUS2 oder ein Hirschgeweih DEUS CERVUS3 Das dazugehorige Adjektiv heth innarawant luw annarummi stark kraftig ist ein Beiname des Schutzgottes und seiner Begleitern Ala und ist im Plural Name des Gotterkollektivs der hethitischen Innarawantes bzw luwischen Annarumminzi Der im 18 Jh v Chr in Kultepe bezeugte Mannername Inar den neben anderen Mannern auch ein Konig trug bezieht sich auf den mannlichen Schutzgott 5 Auch der fur Kultepe bezeugte Name Inaraḫsu Inar Spross kann vom Gott abgeleitet werden wahrend Inarawan zum Adjektiv gehort Verbreitung BearbeitenDas Sumerogramm dKAL bezeichnet verschiedene Schutzgottheiten wobei nicht immer entschieden werden kann welche Gottheit damit gemeint ist Erstmals tauchen anatolische Schutzgottheiten in hethitischen Texten aus dem Beginn des 14 Jh v Chr auf 6 Sie sind besonders fur Sudostanatolien bezeugt und wahrscheinlich ursprunglich eine luwische Erscheinung 7 Im Norden wurde die Bezeichnung auf die hattische Gottin Inar ubertragen die Schutzgottin von Ḫattusa da sie wohl ahnliche Funktionen abdeckte 8 Der hethitische Grosskonig Tudḫaliya IV forderte den Kult der Schutzgottheit und seiner Begleiterin Ala und liess auch Stelen fur diese Gottheiten errichten so auf dem Arisama Dagi Ein Text nennt die 112 Namen der Schutzgottheiten der Majestat Tudḫaliya des Grosskonigs des Helden Funktion BearbeitenSchutzgottheiten sind sehr vielfaltig Sie beschutzen Haus Herd und Hof den Palast Stadte Berge und Flusse die Flur und den Wald und Tiere Gegenstande und Korperteile aber auch Menschen Konig und Konigin sowie deren Eigenschaften wie Leben Kraft oder Wunscherfullung Auch im Kriegswesen sind sie wirksam Selbst Gottheiten konnen einen eigenen Schutzgott haben Nicht alle konnen mit Innara identifiziert werden und die Benutzung des blossen Sumerogramms dKAL ermoglicht selten zu erkennen welche Gottheit genau gemeint ist Manchmal kann an der beigefugten Endsilbe erkannt werden welcher Gott gemeint ist dKAL ri steht fur Innara dKAL ti fur Kurunta und luwisch dKAL ya fur Runtiya Darstellungen BearbeitenDemzufolge konnen Schutzgottheiten auch unterschiedlich dargestellt werden wie hethitische Beschreibungen von Gotterbildern zeigen So wird eine Statuette des auf einem Hirsch stehenden Schutzgottes beschrieben der in der Rechten eine silberne Lanze und mit der Linken einen Schild halt Die goldene Statuette des Schutzgottes des Flur in Wiyanawanta steht auf einem silbernen Hirsch in der Rechten einen Bogen haltend und in der Linken einen Adler und einen Hasen Zudem tragt er einen Dolch und goldene Fruchte Der Schutzgott der Lanze hatte eine holzerne Statuette weitere Details werden nicht angegeben Eine Besonderheit ist das hethitische Hirschrhyton der Norbert Schimmel Sammlung da hier drei der bekanntesten Aspekte des Schutzgottes vereint sind Auf dem Rhyton ist eine Verehrungsszene dargestellt Drei Manner opfern dem auf einem Hirsch stehenden Schutzgott und seiner Begleiterin Ala Beide Gottheiten halten einen Adler in der Hand Hinter dem Gotterpaar stehen zwei aufgerichtete Lanzen mit der Spitze nach unten Dahinter ist ein Baum moglicherweise der eya Baum mit einem darunterliegenden Hirsch und uber diesem hangen ein Kocher und eine kursa Jagdtasche Hirsch Adler und Kocher verweisen auf den Schutzgott der Flur die Jagdtasche auf den Schutzgott der kursa Jagdtasche und die Lanzen auf den Schutzgott der Lanze Aspekte BearbeitenIn den hethitischen Texten treten viele verschiedene Schutzgottheiten zutage diese mussen aber nicht alle Aspekte derselben Schutzgottheit sein Aus der Vervielfaltigung des Gottes Innara Annari entstand zudem die Gottergruppe der Innarawantes Annaruminzi 9 Schutzgott der Flur Bearbeiten Der Schutzgott der Flur heth gimras dKAL sumerogr dKAL LIL und akkadisierend dKAL ṢERI ist eine der am haufigsten genannten Schutzgottheiten Als Gott der Wildnis ist er auch Jagdgott der mit Pfeil und Bogen und einem Adler dargestellt wird sowie einem toten Hasen Adler konnen ebenfalls fur die Beizjagd eingesetzt werden Im luwischen Pantheon der hethitischen Nachfolgestaaten ist er als imrassi Runtiya bekannt Schutzgott der kursa Jagdtasche Bearbeiten Der Schutzgott der kursa Jagdtasche auch Schutzgott des Askos genannt heth kursas dKAL ri hatte eine wichtige Rolle im Konigskult inne Die kursa Jagdtasche diente unter anderem als Schutzamulett und eine solche wurde am AN TAḪ SUM Fruhlingsest von Arinna nach Ḫattusa und weiter nach Tawiniya und Ḫiyasna und von dort zuruck nach Ḫattusa getragen Im Telipinu Mythos wird eine kursa Jagdtasche genauer beschrieben Sie wird gefullt mit Gerste und Weintrauben Fett und Fleisch von Schaf und Rind sowie mit Segenswunschen an einen eya Baum gehangt Dieser war offenbar ein immergruner Baum und er wird manchmal mit Eibe zuweilen auch mit Kermeseiche ubersetzt Hier zeigt sich deutlich der Fruchtbarkeitsaspekt der kursa Jagdtasche Zum Kult des Schutzgottes der kursa Jagdtasche gehorten auch Vogelorakel In einem Ritual fur die konigliche Familie wird der verargerte Schutzgott gebeten ins Land Ḫatti zuruckzukehren und gute Vogel mitzubringen Vielleicht war der luwische Gott Tasku der zusammen mit Ala und Runtiya im Heiligtum bei Ancoz in der Kommagene verehrt wurde eine vergottlichte Jagdtasche sofern der Name zu hethitisch tasku Hodensack gestellt werden darf doch ist die Bedeutung des hethitischen Wortes umstritten Ebenfalls vorgeschlagen wurde dass die vielen Bruste der Ephesischen Artemis ihren Ursprung im Kult der kursa Jagdtasche hatten 10 was gut zum Wesen der Gottin passte Schutzgott der Lanze Bearbeiten Die Lanze war ein Symbol des Schutzgottes und wurde als solche auch gottlich verehrt Dem Schutzgott der Lanze dKAL GISSUKUR libierte der Konig aus einem silbernen Tiergefass in Eberform Schutzgottheiten des Konigs Bearbeiten Verschiedene Schutzgottheiten standen dem Konig und der Konigin besonders nahe Als dKAL LUGAL oder hethitisch ḫassuwas Innara und hattisch Kattelikamamma ist er der Schutzgott des Konigs 11 Es gab auch eine Schutzgottheit des Palastes oder eine des Innengemachs Zitḫariya war der personliche Schutzgott des Konigs und der Konigin in Form einer kursa Jagdtasche Schutzgottheiten verschiedener Gottheiten Bearbeiten Es gab auch Schutzgottheiten fur verschiedene Gottheiten dazu gehoren Ḫuwassanna die Sonnengottin der Erde oder die Siebengottheiten Lokale Schutzgottheiten Bearbeiten Bestimmte Ortlichkeiten konnten einen eigenen Schutzgottheiten haben Am haufigsten wurde der Schutzgott des Landes Ḫatti genannt Bedeutend war die Schutzgottheit der Stadt Karaḫna die in Staatsvertragen aufgelistet werden konnte Der Kult des Schutzgottes von Taurisa zeigte deutliche luwische Einflusse und auf Luwische wurde er URUTaurisizzas wasḫaz dKAL Taurisaischer reinster Schutzgott genannt Er galt als Sohn des Sonnengottes und der Kamrusepa Eine fremde nichtanatolische Gottheit war Karhuha der alteingesessene Gott der Stadt Karkemis Er war Gefahrte der Stadtgottin Kubaba und wird mit ihr zusammen in hieroglyphenluwischen Inschriften aus Karkamis der Eisenzeit haufig genannt Sein Name konnte auch mit dem hieroglyphenluwische Zeichen CERVUS gebildet werden 12 was ihn als Schutzgott ausweist Daneben sind auch Schutzgottheiten der Flusse Kella Kummara und Siḫiriya genannt letzterer kann vielleicht mit dem Sakarya gleichgesetzt werden Mehrere Berge haben ebenfalls einen eigenen Schutzgott darunter der Berg Sarpa der selbst als Gott verehrt wurde Er ist wahrscheinlich mit dem Arisama Dagi identisch Im Mannernamen Sarpa dKAL sind Berg und Schutzgott vereint Weitere Schutzgottheiten Bearbeiten Schutzgottheiten konnten auch gegeneinander ausgespielt werden Im Ritual der Anniwiyani betritt eine Jungfrau mit einem Vogel aus Teig in der Hand das Haus eines Mannes der von seiner Schwache und sexuellen Impotenz geheilt werden mochte Dabei fordert sie den Schutzgott lulimmi auf das Haus zu verlassen und den Schutzgott innarawant reinzulassen Das letzte Beiwort bedeutet stark kraftig und deutet an dass dieser Schutzgott den Mann mit Manneskraft versehen soll Die Bedeutung des anderen Beiwortes ist unbekannt ein Zusammenhang mit akkadisch lulimu Hirsch wird als wenig wahrscheinlich erachtet Mythen BearbeitenIm Ḫaḫḫima Mythos schickt Tarḫunna Boten aus um die verschwundene Sonnengottin von Arinna zu finden Einer dieser Boten ist der Gott Innara Der Frostdamon Ḫaḫḫima hindert seine Suche und lasst ihn erstarren 13 Siehe auch BearbeitenInar Kurunta Gottheit Nubadig RuntiyaLiteratur BearbeitenVolkert Haas Geschichte der hethitischen Religion Handbuch der Orientalistik Sect 1Der Nahe und der Mittlere Osten Bd 15 Brill Leiden u a 1994 ISBN 978 9 004 09799 5 Gregory McMahon The Hittite state cult of the Tutelary Deities Assyriological Studies 25 1991 ISBN 0 918986 69 9 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 447 05885 8 Einzelnachweise Bearbeiten Bedrich Hrozny Die Sprache der Hethiter Leipzig 1917 S 74 Alwin Kloekhorst The Hittite Inherited Lexicon S 488 Manfred Hutter Religionsgeschichte Anatoliens Die Religionen der Menschheit Band 10 1 Kohlhammer 2021 ISBN 978 3 17 026974 3 Seite 65 Fussnote 33 Volkert Haas Geschichte der hethitischen Religion Leiden 1994 ISBN 978 9 004 09799 5 S 449 Alfonso Archi The Singer of Kanes and his Gods in Offizielle Religion lokale Kulte und individuelle Religiositat Ugarit Verlag 2004 ISBN 3 934628 58 3 S 13 Anm 6 Alfonso Archi The Singer of Kanes and his Gods S 13 Maciej Popko Zur luwischen Komponente in den Religionen Altanatoliens in Altorient Forsch 34 2007 1 S 63 69 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 447 05885 8 S 84 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 116 Sarah Morris The prehistoric background of Artemis Ephesia A solution to the enigma of her breasts in Ulrike Muss Der Kosmos der Artemis von Ephesos Wien 2001 S 135 150 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 96 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Wiesbaden 2009 S 112 Volkert Haas Die hethitische Literatur Berlin 2006 S 118 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Innara amp oldid 223688664