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Das KI LAM Fest oder Fest des Torbaus war eine hethitisches Fest das in der Hauptstadt Ḫattusa gefeiert wurde Es dauerte drei Tage wahrend derer das Konigspaar die Torbauten verschiedener offentlicher Gebaude besuchte um dort zu opfern Es gibt zudem Hinweise dass das Fest auch in anderen Stadten gefeiert wurde Die sumerographische Schreibung KI LAM steht fur das hethitische Wort ḫilammar Torbau Torhaus Tanzer und Musikanten auf einer Vase aus Huseyindede Ganz links eine Tanzerin danach ein Mann und eine Frau mit Zimbeln ein Lautenspieler und ganz rechts zwei Tanzer mit Zimbeln in den Handen Inhaltsverzeichnis 1 Ablauf 1 1 Erster Tag 1 2 Zweiter Tag 1 3 Dritter Tag 2 Deutungen 3 Moderne Rezeption 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAblauf BearbeitenErster Tag Bearbeiten nbsp Hirschstandarte aus Alaca Hoyuk Dieser Art durften auch die Tierstandarten des KI LAM Festes gewesen sein Vor dem Fest kleidet sich der Konig im Palast Er tragt ein weisses assyrisches Gewand ein raues Obergewand und einen Hirtenmantel und schwarze Schuhe sowie goldene Ohrringe Der Konig verlasst den Palast und die Zeremonie wird von tanzenden Leopardenmannern eroffnet Im Torbau des Palastes stehen die Prozessionswagen bereit die Stirnen der Zugrinder sind mit goldenen Mondsicheln geschmuckt und ihre Horner goldbeschlagen Der Konig betrachtet die Prozession sitzend und eine eiserne Lanze in der Hand haltend Dann kommen Tanzer ein nackter Tanzer wendet sich einmal dem Konig zu Diesen folgen zwei Priester der Stadtgottin Inar und ein hymnensingender Knabe sowie ein Ausrufer Dahinter fahrt ein Wagen mit Statuetten von Berggottern und ihren Lanzen sowie zwanzig kupfernen kursa Jagdtaschen Den Hauptteil des Zuges bilden die Tiere der Gotter wertvolle im Tempel der Inar aufbewahrte Tierstatuetten ein Leopard und Wolf beide aus Silber ein goldener Lowe ein Eber aus Silber und einer aus Lapislazuli schliesslich ein silberner Bar Ihnen folgen Hundemanner und danach Manner der Stadt Anunuwa die hattische Lieder singen dabei ihre Lanzen aneinanderschlagend dann vier auf Karren gezogene Hirschstandarten aus Gold und Silber eine davon ohne Geweih Den Abschluss bilden die Tausend Manner der Steppe die elfenbeinerne Vogel emporhalten Nach dem Ende der Prozession tauscht der Konig seine eiserne Lanze durch eine eiserne Axt mit dem Bild des Wettergottes aus und besteigt eine Kutsche die Konigin eine andere Beide werden zum Tempel der Korngottin Ḫalki gefahren Dort begutachtet der Konig die fur das Fest bestimmten Abgaben Am Torbau des Tempels zunachst stehen die Abgaben der Stadt Ankuwa dann die von Nenassa und Tuwanuwa Am Platz des hochgewachsenen Weissdorns stehen die Abgaben von Ḫupisna Dann besucht der Konig das ḫaniya Stadttor wo weitere Abgaben stehen Beim asusa Stadttor startet bei Ankunft des Konigspaares ein Wettrennen und die Priester der heiligen Stadte Arinna und Zippalanda verneigen sich vor dem Konig Die Prozession verlasst hier die Stadt und begibt sich zum Platz der ḫuwasi Stele Dort werden Brot Mehl und Wein geopfert begleitet von einem singenden Knaben In einem grossen Trinkzeremoniell werden in mehreren Runden verschiedenen hattischen Gottheiten Opfer dargebracht darunter dem Wettergott Taru Inar Ḫapantali Kattaḫḫi und Telipinu Zum Abschluss erhalt der Gewinner des Wettlaufes vom Konig den Siegespreis Dann zieht die Tierprozession vom Tempel der Inar vorbei und dem Leoparden und dem Eber werden je eine Schale Wein geopfert Sobald die kursa Jagdtaschen erscheinen treten die Hundemanner vor den Konig und verlangen von ihm ein Geschenk Somit endet der erste Tag des Festes Zweiter Tag Bearbeiten Am anderen Tag trinkt das Konigspaar der Reihe nach fur verschiedenen Gottheiten mal stehend mal sitzend Je nach Gottheit in der Regel hattischen Ursprungs wird die Leier oder die Flote gespielt mal wird auch gesungen oder getanzt manchmal werden noch weitere Opfer gespendet wie Brot Opferkuchen Gerstenbrei Bier oder ein Rebhuhn Zudem erscheinen Leute aus verschiedenen Stadten wie Kanis oder Tawiniya Bemerkenswert sind Wolfmanner aus Ankuwa wenn fur Kattaḫḫa geopfert wird Dritter Tag Bearbeiten nbsp Lage hethitischer Kultorte Zu beachten ist dass nur die Lage von Ḫattusa gesichert ist Am dritten Tag verlasst das Konigspaar den Palast und setzt sich auf den Thron bei den Opfertischen Es folgt ein kompliziertes Ritual mit einer goldenen Lanze und dem silbernen zau Kultobjekt das sonst nur im Kult der heiligen Stadt Zippalanda Verwendung findet Dazu gehoren auch rituelles Handewaschen des Konigspaares und das Brotbrechen fur die Lanze der Inar Nun beginnt die Grosse Versammlung Zuerst setzen sich die Prinzen gegenuber dem Konig hin Dann die reinen Priester von Arinna und Zippalanda Anderes Kultpersonal setzt sich vor der Korngottin Ḫalki nieder Dann wird der Reihe nach fur mehrere Gottheiten getrunken Es werden verschiedenste Brotarten gebrochen und das Orakel verkundet Regen Das Konigspaar verneigt sich vor der Sonnengottin von Arinna und deren Tochter Mezulla Spater wird ein Rauchopfer dargebracht Nach einem Wettrennen an dem zehn Manner teilnehmen werden weiterhin Brote gebrochen und fur Gottheiten getrunken Dabei wird unter anderem in ein Rinderkopfgefass libiert und schliesslich den Gottinnen Inar und Ḫapantali geopfert Es folgt eine Prozession offensichtlich in derselben Anordnung wie am ersten Tag Dabei erhalten die Hundemanner vom Konig das verlangte Geschenk Dieser folgen weitere Trink und Brotopfer Das Konigspaar begibt sich darauf in den Tempel der Sonnengottin von Arinna wo sich das Konigspaar auf den Thron setzt Die goldene Lanze der Krummstab und ein Tuch werden herbeigetragen und schliesslich das zau Kultobjekt Es folgt ein kompliziertes Ritual bei dem sich Konig und Konigin rituell die Hande waschen Weiterhin werden verschiedene Gottheiten mit Trink und Brotopfer geehrt Schliesslich wird die Grosse Versammlung aufgelost und die Kultobjekte wie die Throne weggetragen Im Freien wird ein Regenzauber durchgefuhrt Drei nackte Manner sitzen in einem mit Wasser gefullten Bottich Der Priester und die Kultwarterin der Gottheit Titiutti sowie die Oberin der Prostituierten laufen dreimal um den Bottich herum wobei der Priester dreimal Bier uber den Rucken der nackten Manner giesst Diese stehen auf und blasen dreimal in ein Horn um Donner zu imitieren und entfernen sich darauf Der Konig begibt sich zur Stele des Wettergottes verneigt sich und opfert Darauf werden dem Konigspaar und den Prinzen Blumenkranze umgehangt Mit einer Kutsche fahrt der Konig zu den Steinen wo die Sphingen zum Konig hin gedreht werden Dieser besucht nun in der Stadt verschiedene Gebaude wo er opfert darunter auch im Totentempel Danach fahrt das Konigspaar zum Palast hinauf wo weiterhin geopfert wird Die Feierlichkeiten verlagern sich nach Arinna wo im Tempel der Sonnengottin die Grosse Versammlung zusammenkommt und ein minutios beschriebenes kompliziertes Ritual mit Opferhandlungen durchgefuhrt wird Das KI LAM Fest wurde offenbar in Zippalanda beendet wo Rinder und Schweine geopfert wurden Die Opfertiere werden dann an verschiedene Teilnehmer verteilt Der Kammerer erhalt einen Stierpenis und ein Schwein der Beschworungspriester einen Stierhoden und ein Schwein die Mundschenke der Gottheit erhalten die Schweinekopfe Zuruck in Ḫattusa werden zugleich im Palast und im Tempel des Wettergottes Opfer dargebracht Deutungen BearbeitenDas KI LAM Fest ist offensichtlich hattischen Ursprungs wie die vielen hattischen Gottheiten die auf hattisch gesungenen Hymnen und die hattischen Spezialausdrucke und Ausrufe wie aḫa oder kas zeigen Die altesten Aufzeichnungen stammen aus der althethitischen Zeit spater kamen auch einige wenige hurritische Elemente hinzu Das Fest ist als Fruchtbarkeitsfest zu deuten Dies wird deutlich an der wichtigen Rolle die der Tempel der Korngottin Ḫalki einnahm Die Tiere der Gotter sowie Leoparden und Hundemanner sollen zudem erfolgreiche Jagd versprechen Auch die Lanze ist ein Symbol der Jagd Dagegen war die Axt ein Symbol des Wettergottes von dem man sich den notigen Regen fur die Felder erhoffte wie auch der Regenzauber Das Brotbrechen und Trinken einer Gottheit waren typische hethitische Opferhandlungen Moderne Rezeption BearbeitenDer Roman aus dem Land der Hethiter Der Sieger von Kadesch von Birgit Brandau 1 spielt in Ḫattusa im Jahr 1265 v Chr dem ersten Regierungsjahr von Ḫattusili III Vor dem Hintergrund des Festes zu dem unter anderem Abgesandte aus Babylon Assyrien und Agypten erscheinen werden durch den Schreiber Walwaziti drei Todesfalle aufgeklart Siehe auch BearbeitenAN TAḪ SUM Fest ḫisuwa Fest purulliya FestLiteratur BearbeitenVolkert Haas Geschichte der hethitischen Religion Handbuch der Orientalistik Band 1 15 Brill Leiden 1994 ISBN 90 04 09799 6 Itamar Singer The Hittite KI LAM Festival Studien zu den Boǧazkoy Texten 27 und 28 2 Bande Harrassowitz Wiesbaden 1983 1984 ISBN 3 447 02243 4 Bd 1 3 447 02309 0 Bd 2 Einzelnachweise Bearbeiten Birgit Brandau Der Sieger von Kadesch Roman aus dem Land der Hethiter dtv 24288 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2001 ISBN 3 423 24288 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KI LAM Fest amp oldid 212368589