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Die Reliefvasen von Huseyindede wurden bei Grabungen am Huseyindede Tepesi beim Dorf Yoruklu in der turkischen Provinz Corum gefunden Es kamen Reste von vier hethitischen Vasen zutage Zwei davon waren nahezu vollstandig und konnten restauriert werden Sie sind im Archaologischen Museum Corum ausgestellt Vase AVase B Inhaltsverzeichnis 1 Erforschung 2 Reliefvasen 3 Beschreibung 3 1 Vase A 3 2 Vase B 4 Literatur 5 WeblinksErforschung BearbeitenBei Ortsbegehungen durch die turkischen Archaologen Tunc Sipahi und Tayfun Yildirim 1996 wurden am Sudsporn des Berges Huseyindede Tepesi an der Oberflache unter anderem Scherben von hethitischen Gefassen gefunden Bei einer Notgrabung 1997 und weiteren regularen Grabungen ab 1998 in Zusammenarbeit mit dem Museum in Corum kamen neben Fragmenten von Tonkrugen auch Teile von vier verschiedenen althethitischen Reliefvasen ans Licht Zwei davon fanden sich in einem Lagerraum eines ausgegrabenen Gebaudes die anderen beiden unter dem umliegenden Schutt Sie wurden im Museum restauriert Die kleinere Vase B die uber einen umlaufenden Bildfries verfugt wurde 2000 von Sipahi publiziert wahrend die Restaurierung der zweiten als Vase A bezeichneten die mit vier Friesen ausgestattet ist noch andauerte Sie wurde schliesslich 2002 von Yildirim auf dem hethitologischen Kongress in Ankara vorgestellt Reliefvasen BearbeitenVasen mit Relieffriesen sind aus althethitischer Zeit schon seit den Ausgrabungen von Bogazkoy der Hauptstadt Ḫattusa bekannt Fragmente sind ausserdem aus Alisar Alaca Hoyuk Eskiyapar Kabakli Elbistan Karahoyuk und Kaman Kalehoyuk bekannt Sie werden allgemein in die Fruhzeit des Hethiterreiches ins erste Viertel des 2 Jahrtausends v Chr datiert Die einzigen rekonstruierbaren Exemplare sind eine vierfriesige Vase aus Inandiktepe die im Museum fur anatolische Zivilisationen in Ankara zu sehen ist und ein drei Friese zeigendes Bruchstuck aus Bitik Allen gemeinsam sind die dargestellten Motive kultische Handlungen Opferszenen und Festlichkeiten mit Akrobaten Tanzern und Musikern und ist somit ein wichtiges bildliches Zeugnis fur hethitische Musik und Religion Beschreibung BearbeitenDem Ton der Vasen ist typisch fur althethitische Keramik Goldglimmer zugesetzt Sie sind auf der Topferscheibe erstellt Nach Fertigstellung der Vase wurden aus qualitatvollerem Ton die Figuren hergestellt und auf die Friesflache aufgeklebt Diese wurde zur besseren Haftung eingekerbt Die verwendeten Farben sind rot schwarz und cremefarben Von einer Vase vom Bitik Inandik Typ das heisst mit vier Bildreihen sind drei Teilstucke erhalten die eine mannliche Figur wohl einen Koch und zweihenklige Kochtopfe zeigen wie sie aus der Zeit der assyrischen Handelskolonien Karum Zeit und aus hethitischer Zeit bekannt sind Auf den Bruchstucken einer zweiten Vase vom gleichen Typ sind eine Gottheit ein Lowe und andere Figuren abgebildet Die beiden restaurierten Gefasse werden als Vase A und Vase B bezeichnet Vase A Bearbeiten source source source source source Rundansicht Vase A nbsp Stierkopfe am oberen RandVase A ist vom genannten Typ mit vier Figurenreihen Sie hat vier Henkel bei einer Hohe von 86 und einem Durchmesser von 50 Zentimetern Dies scheinen die Standardmasse fur die Vasen dieses Typs gewesen zu sein Um den oberen Rand lauft eine Rohre unterbrochen von einem Becken und vier Stierkopf Protomen In das Becken konnte im Zuge von Opferzeremonien Flussigkeit gegossen werden die durch die Stiermauler ins Innere des Gefasses floss Auch diese Vorrichtung ist typisch fur den Bitik Inandik Vasentyp sie ist bereits von Rhyta aus Kultepe bekannt Die beiden unteren Bildstreifen sind durch die Henkel in vier Szenen getrennt Die unterste Reihe zeigt vier abwechselnd nach links und rechts gewandte Stiere mit zum Angriff gesenktem Kopf Sie werden ublicherweise dem lokalen Wettergott zugeordnet Ihre dynamische Korperhaltung ist einzigartig in der hethitischen Ikonografie dieser Zeit im Gegensatz zu anderen Darstellungen wo sie zur Opferung gefuhrt oder vorbereitet werden Sie bilden eine stutzende Basis fur die daruberliegenden Szenen wie es beispielsweise auch von Siegelabdrucken von einer Bronzeplatte aus Alaca Hoyuk oder einer Elfenbeinplatte aus Megiddo bekannt ist Die vier Szenen der zweiten Bildreihe zeigen eine zu einem Gott schreitende Opferprozession Auf den ersten drei Bildern werden vermutlich ein Rehbock dann ein Hirsch und ein Schafbock gebracht Reh und Hirsch werden jeweils von einer mannlichen Person mit kurzem Rock am Strick gefuhrt der Schafbock von einem seitlich gehenden Mann Davor sind zwei weitere Manner wohl Priester in Gebetshaltung zu sehen In der vierten Szene ist rechts der Gott auf einem Stuhl mit Lehne abgebildet davor ein weiterer Adorant sowie ein Musiker mit einer Leier Eine ahnliche Szene ist auf der Vase von Inandik zu sehen dort allerdings ist der durch einen Stier symbolisierte Wettergott der Angebetete sehr ahnlich dem Relief der Othostatenreihe von Alaca Hoyuk Der dritte Fries der breiteste und am besten ausgearbeitete stellt wiederum eine Prozession dar die sich hier auf einen Tempel und einen Altar zubewegt Die Lehmziegel des Tempelbaus sind in verschiedenen Farben dargestellt Objekte auf dem Dach sind moglicherweise als Altare zu deuten Yildirim schlagt alternativ Dekorationsobjekte oder ein Gelander vor Rechts des Tempels steht ein Altar der erneut an die Orthostaten von Alaca Hoyuk erinnert Von links schreiten mehrere Personen auf das Gebaude zu Der hinterste ist ein Musikant der ein Zupfinstrument ahnlich der turkischen Saz spielt Vor ihm geht eine Frau mit einem Paar Becken in der Hand Davor sind drei Frauen mit Kultobjekten in den Handen Die Gegenstande der beiden linken konnen nicht gedeutet werden das der vorderen halt Yildirim fur eine tragbare metallene Kohlepfanne wie sie in hethitischen Texten im Zusammenhang mit religiosen Handlungen erwahnt wird Angefuhrt wird die Prozession von zwei mannlichen Schwerttragern Bemerkenswert ist die letzte Szene im dritten Fries rechts des Altars Abgebildet sind zwei weibliche Figuren die sich auf einem Bett gegenubersitzen sowie ein danebenstehender Mann der eine Schale hochhalt Die rechte Frau scheint der anderen beim Schmucken oder Schminken zu helfen Die linke schwarzgekleidete stellt vermutlich eine Gottin oder die Konigin dar Eine genannte Deutungsmoglichkeit ware ein Zusammenhang mit einer Heiligen Hochzeit Dann ware der Stehende der Brautigam Konig oder Gott Uber die Identitat der Dargestellten kann bisher wegen des Fehlens von bestimmenden Attributen nur spekuliert werden Nach einer anderen Lesart ware die linke Figur eine Skulptur ebenso wie eine weitere auf einem Karren sitzende Figur im obersten Fries In Texten wird berichtet dass Statuen in Tempeln zu zeremoniellen Anlassen geschmuckt und in Prozessionen mitgefuhrt wurden Vom vierten obersten Fries der Vase der wiederum eine Prozession zeigt fehlen einige Bruchstucke Zu erkennen ist ein Ochsenkarren auf dessen hinterer Ladeflache zwei Personen ein Priester und eine Gottin oder die oben erwahnte Skulptur transportiert werden Der Mittelteil des Wagens auf dem unter einer Plane wohl Kultgegenstande verborgen sind fehlt Rechts sind der Kopf des Zugtieres mit den Hornern und die Deichsel zu sehen die von einem fuhrenden Mann gehalten wird Die weiteren Figuren dieser Reihe stellen Musikanten dar zwei Manner die die Laute spielen eine Frau mit Paarbecken und eine Tanzerin Eine mannliche Figur die ein kocherartiges Gebilde auf dem Rucken tragt ist unvollstandig erhalten nbsp Lyraspieler Adorant Altar und sitzender Gott unten ein Stier nbsp Frau mit Kohlenpfanne und Schwerttrager nbsp Tempel und Altar oben Musikanten nbsp BettszeneVase B Bearbeiten source source source source source Vase B Rundansicht des Frieses nbsp StiersprungszeneMit einer Hohe von 52 Zentimetern ist die henkellose Vase B kleiner und hat nur einen um den Hals umlaufenden Fries Da Teile der bereits zerstorten Vase von einem Brand in Mitleidenschaft gezogen wurden haben sich ihre Farben verandert Die ursprunglich rote und cremefarbene Bemalung hat dunklere Braun Rot und Schwarztone angenommen Lediglich an einem Fragment des Frieses einer Frau mit Becken sind die Originalfarben erhalten Der Bildstreifen zieht sich unter dem ausladenden Rand mit einer Hohe von 7 bis 7 5 Zentimetern und einem Umfang von 52 Zentimetern um das Gefass Er zeigt als Hauptthema eine Akrobatikszene die von Musikern und Tanzern begleitet wird Nach der ublichen Auffassung sind als linker Anfang der Gesamtszene zwei frontal dargestellte Frauen anzusehen Sie tragen lange ausladende und um die Hufte verzierte Gewander und halten sich an den Handen Sipahi deutet sie als Tanzerinnen die einen Rundtanz auffuhren vergleichbar mit dem heute in der Ostturkei verbreiteten Halay Ihnen folgen eine Frau und ein Mann die Becken spielen Dieses Instrument das unter anderem von Hans Gustav Guterbock mit den galgaturi aus hethitischen Texten gleichgesetzt wird ist ein haufiges Motiv in hethitischer Bildkunst und speziell auf Reliefvasen Ungewohnlich ist dass hier sowohl Frauen als auch Manner die Becken schlagen Die nachste Figur ist ein mannlicher Musikant mit einer Langhalslaute Auch dieses heute Saz genannte Instrument taucht auf den bekannten althethitischen Vasen haufig auf Die beiden folgenden unvollstandigen mannlichen Figuren halten Becken in den Handen und sind in der Hocke dargestellt Aus der Beinstellung kann geschlossen werden dass sie sich in einer Tanzbewegung befinden Nach einem weiteren stehenden Beckenspieler von dem nur ein Teil des Kopfes und die Hande mit den Becken erhalten sind folgt die Hauptszene dieses Frieses Diese zentrale Szene zeigt drei Akrobaten die uber einen Stier springen Der Stier steht nach rechts gerichtet und wird von einem einzelnen Mann am Halfter gehalten Dieser halt einen Gegenstand in der rechten Hand moglicherweise gibt er damit den Takt fur die Darbietungen vor Von dem linken Stierspringer sind nur Arme und Kopf erhalten Durch Vergleich mit entsprechenden Bildern auf Vasen aus Inandik und Bogazkoy kann angenommen werden dass er im Moment des Sprunges gezeigt ist Ein zweiter Mann ist im Moment eines Ruckwartssaltos zu sehen wobei er sich mit einem Fuss am Hinterteil des Tieres abstosst Der dritte Kunstler schlagt auf dem Rucken des Stieres eine Brucke Da die Positionen der drei Springer sehr unterschiedlich sind kann wohl ausgeschlossen werden dass es sich um drei Phasen eines Sprunges handelt Vielmehr sind gleichzeitig stattfindende Aktionen dargestellt bei denen Artisten oder Tanzer ihre Vorfuhrungen auf und um einen ruhig stehenden Stier vollziehen Darin unterscheidet sich die althethitische Darstellung von den minoischen Stiersprung Motiven die hauptsachlich aus Knossos bekannt sind Im Gegensatz zu den eher sportlichen Ubungen im agaischen Kulturkreis bei denen das Tier in vollem Lauf von vorn oder seitlich ubersprungen wurde sieht man hier eine kultische Darbietung auf und neben einem ruhig stehenden Stier Literatur BearbeitenTayfun Yildirim Yoruklu Huseyindede Eine neue hethitische Siedlung im Sudwesten von Corum In Istanbuler Mitteilungen 50 2001 S 43 62 Tunc Sipahi Eine althethitische Reliefvase vom Huseyindede Tepesi In Istanbuler Mitteilungen 50 2001 S 63 85 Digitalisat Tunc Sipahi New Evidence from Anatolia Regarding Bull Leaping Scenes in the Art of the Aegean and the Near East In Anatolica 27 2001 S 107 125 Digitalisat Piotr Taracha Bull lepaing on a Hittite vase New light on Anatolian and Minoan religion In Archeologia Warszawa 53 2002 S 7 20 Tayfun Yildirim Music in Huseyindede Yoruklu Some New Musical Scenes on the Second Hittite Relief Vase In Anadolu Arastirmalari Jahrbuch fur Kleinasiatische Forschung 16 2002 S 591 600 Digitalisat Tayfun Yildirim New scenes on the second relief vase from Huseyindede In Studi micenei ed egeo anatolici Band 5 2008 S 837 850 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Huseyindede Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reliefvasen von Huseyindede amp oldid 223164353