www.wikidata.de-de.nina.az
Eine Sirene altgriechisch Seirhn Seiren ist in der griechischen Mythologie ein meist weibliches in Darstellungen bisweilen bartiges Fabelwesen Mischwesen aus ursprunglich Mensch und Vogel spater auch Mensch und Fisch das durch seinen betorenden Gesang die vorbeifahrenden Schiffer anlockt um sie zu toten Odysseus und die Sirenen Vasenbild ca 475 450 v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Namen und Anzahl 2 Abstammung 3 Aussehen 4 Begegnung mit Orpheus und Odysseus 5 Wohnsitz 6 Wettstreit mit den Musen 7 Tod 8 Christentum 9 Sirenen in Kunst und Literatur 10 Literatur 11 Weblinks 12 AnmerkungenNamen und Anzahl BearbeitenHomer gab den Sirenen Seirenes auch Acheloides oder Acheloiades genannt in seiner Odyssee keine eigenen Namen erwahnte aber dass es zwei gewesen seien 1 Erst spatere Autoren fuhrten Eigennamen an bezifferten ihre Anzahl meist auf drei Als Namen werden u a angegeben Aglaophonos die mit der schoneren Stimme Varianten u a Aglaope herrliche Stimme Aglaopheme susse Rede Himeropa sanfte Stimme Leukosia die Weisse Ligeia die Helltonende Molpe Lied Parthenope Madchenstimme Peisinoe die Uberredende Thelxiope bezaubernde Stimme Varianten u a Thelxinoe den Geist Fesselnde Thelxiepeia Bezaubernde Hier eine Auswahl der Namenszusammenstellungen bei antiken Schriftstellern Thelxiope oder Thelxinoe Molpe Aglaophonos 2 Thelxiepeia Aglaope Peisinoe 3 Thelxiepe Molpe Pisinoe 4 Leukosia Ligeia Parthenope 5 Platon spricht in einem kosmologischen Kontext von acht Sirenen gibt deren Namen aber nicht an 6 Abstammung BearbeitenHomer erwahnte die Eltern der Sirenen nicht Mehrere spatere Autoren fuhrten den Flussgott Acheloos als Vater der Sirenen an die er mit einer der neun Musen entweder Melpomene 7 oder Terpsichore 8 oder Kalliope 9 gezeugt habe Als weitere Variante werden Acheloos und Sterope als Eltern angegeben 10 Euripides erwahnte in seinem Stucke Helena nur die Mutter der Sirenen welche die Erdgottin Gaia gewesen sei 11 wahrend Sophokles die Sirenen laut Plutarch vom Meeresgott Phorkys abstammen liess 12 Aussehen Bearbeiten nbsp Griechische Sirene 340 300 v Chr Uber das Aussehen der Sirenen berichtete Homer ebenso wenig wie uber ihre Namen oder Herkunft In der Ikonographie erscheinen sie in den altesten bekannten Darstellungen ab etwa 650 v Chr als Vogel mit Menschenkopfen ab und zu auch mannlich mit Bart Sie gehorten wohl ursprunglich in den Bereich der Todesdamonen und waren mit den Harpyien und Lamien verwandt Seit etwa 550 v Chr wurde auch ihr Oberkorper menschlich mit weiblicher Brust und Armen abgebildet Spater trat ihr damonischer Charakter zuruck und sie wurden seit etwa 400 v Chr auf Grabdenkmalern als durch elegische Musik unterstutzende Helferinnen der Totenklage prasentiert wobei sie als schone Frauen mit Vogelattributen dargestellt waren 13 Auch Euripides sieht sie als Musen der Totenklage 14 Es gibt verschiedene Sagenfassungen wie die Sirenen ihre Gestalt bekommen haben sollen Ovid berichtet dass sie Gespielinnen der Gottin Proserpina bzw Persephone in der griechischen Mythologie waren und sich auf die Suche nach ihr machten als sie von Pluto bzw Hades geraubt worden war Weil sie Proserpina nicht fanden ersuchten sie die Gotter um die Verleihung von Flugeln damit sie die Entfuhrte auch auf dem Meer suchen konnten woraufhin ihre Verwandlung stattfand 15 Nach einer anderen Erzahlung liessen die Sirenen zu dass Pluto die Proserpina entfuhrte und wurden spater von deren Mutter Ceres bzw Demeter zur Strafe in geflugelte Wesen verwandelt 16 Als dritte Variante gibt der Homer Kommentator Eustathios an dass die Sirenen einstmals Madchen waren und wegen ihrer Unwilligkeit zu heiraten durch die Gottin Aphrodite zu Vogeln gemacht wurden 17 In mittelalterlichen literarischen sowie bildnerischen Bearbeitungen wurden die Sirenen auch als Mischwesen von Menschen und Fischen dargestellt und als Meerjungfrauen bezeichnet So beschreibt der Liber Monstrorum sie als die vorbeiziehenden Seefahrer durch bezaubernden Gesang anlockende Frauen deren untere Halfte aus einem geschuppten Fischleib bestehe 18 Laut Boccaccio waren sie bis zum Nabel menschen darunter fischformig und besassen ausserdem Flugel 19 In einigen moderneren Adaptionen des Themas werden Sirenen mit Nixen gleichgesetzt Siehe auch Statue einer Sirene NAMA 774 Begegnung mit Orpheus und Odysseus BearbeitenEs gelang sowohl Odysseus als auch Orpheus an der Sirenen Insel vorbeizusegeln ohne ihrem betorenden Gesang zu erliegen Als die Argonauten in die Nahe der Sirenen Insel kamen konnte Orpheus ihren Gesang mit seiner Leier ubertonen Fast die gesamte Mannschaft kam so heil aus dem Abenteuer heraus Nur Butes horte dennoch ihre betorenden Stimmen sprang vom Schiff und schwamm auf die Insel zu wurde aber gerade noch rechtzeitig von Aphrodite gerettet die ihn von den Wellen nach Lilybaion auf Sizilien tragen liess 20 Laut Homer der die alteste literarische Uberlieferung der Sirenensage liefert lockten die beiden auf einer Insel wohnenden Sirenen Seefahrer nicht nur durch ihre bezaubernde Stimme an sondern vor allem durch ihre Fahigkeit alles auf Erden Geschehende zu wissen und offenbaren zu konnen Folgten die Seeleute ihnen auf die Insel waren sie verloren und starben Ihr genaues Schicksal wird in der Odyssee nicht angegeben und nur von bleichen Knochen vermoderter Menschen berichtet Offenbar dienten sie den Sirenen nicht als Nahrung Odysseus wollte den Sirenen Gesang aus Neugier dennoch horen Er liess auf den Rat der Zauberin Kirke hin seinen Gefahrten die Ohren mit geschmolzenem Wachs verschliessen und sich selbst an den Mast des Schiffes binden So konnte er den Gesang der Sirenen zwar vernehmen die ihm bei einem kurzen Besuch die Zukunft mitzuteilen versprachen aber als er hingerissen folgen wollte banden die Gefahrten seine Seile wie vorher ausgemacht noch fester Ausser Horweite gekommen verlor der Zauber seine Wirkung 21 Wohnsitz BearbeitenNach der mythischen Geographie Homers lag die Insel der Sirenen zwischen Aiaia der Insel der Kirke und der Stelle an der sich Odysseus entscheiden musste durch die gefahrlichen Plankten zu fahren oder durch die Meerenge an der Charybdis und Skylla hausten und die spater u a oft mit der Strasse von Messina identifiziert wurde Laut einem Hesiod Fragment hiess die Insel der Sirenen Anthemoessa doch wird deren Position nicht genauer bezeichnet 22 Laut Aristoteles hiess aber Samos fruher Anthemoessa 23 24 Eine andere Uberlieferung lokalisierte die Heimat der Sirenen im Tyrrhenischen Meer etwa auf den Sirenusen sudlich der Halbinsel von Sorrent oder am sizilischen Vorgebirge Pelorias nahe dem Atna 25 Auch die Insel Capreae wurde als Wohnsitz der Sirenen genannt 26 Am Hafen von Neapel soll sich das Grab der dort nach ihrem Sprung ins Meer tot angespulten Parthenope befunden haben in Neapel wurde auch ihr Kult begangen 27 Wettstreit mit den Musen BearbeitenEine Sagenversion erzahlt dass die Sirenen sich auf Aufforderung von Hera in einen Wettstreit mit den Musen wer schoner singen konne einliessen aber unterlagen Dabei mussten sie Federn lassen aus denen sich die Musen Kranze flochten Stephanos von Byzanz lokalisiert den Wettkampf in der Stadt Aptera auf Kreta 28 Tod BearbeitenErst in der hellenistischen Zeit findet sich die Sage dass die Sirenen nach einer Niederlage Selbstmord verubten Laut Hyginus konnten sie nur so lange leben wie sie imstande waren jeden vorbeifahrenden Seemann durch ihren Gesang zu verlocken und so dessen Untergang zu bewirken Nachdem sie an Odysseus gescheitert waren sturzten sie sich ins Meer und starben 29 Andere Quellen geben als Ursache fur ihren Selbstmord das erfolgreiche Vorbeisegeln der Argonauten an 30 oder ihr Scheitern beim Versuch die Musen im Gesang zu ubertrumpfen 31 Nach ihrem Tod wurden sie in Inseln oder Klippen verwandelt Bezuglich ihrer Allwissenheit und Todesumstande ahneln sie der Sphinx Christentum BearbeitenIn der moralischen Mythendeutung des antiken und mittelalterlichen Christentums galten Sirenen als Verkorperung der von Frauen und Mannern ausgehenden gefahrlichen Versuchung und der zu Sinneslust verfuhrenden weltlichen Reize Der Kirchenschriftsteller Clemens von Alexandria erblickte in ihnen ein solches Symbol der Bedrohung vor dem es sich in Acht zu nehmen galt Lasst uns also vor der Gewohnheit fliehen lasst uns vor ihr fliehen wie vor einer gefahrlichen Klippe oder dem Drohen der Charybdis oder den Sirenen von denen die Sage erzahlt 32 Ikonographisch werden musizierende Sirenen als Verkorperungen weltlicher Verlockungen gelegentlich posauneblasenden Engeln gegenubergestellt 33 Boccaccio beschrieb die Sirenen als Huren 34 Ihre Flugel symbolisieren demnach ihren oftmaligen Partnerwechsel und mit ihren Klauen hinterlassen die Weggeflogenen Verwundungen Sirenen in Kunst und Literatur BearbeitenMit Blick auf ihren Gesang wurde das Motiv der Sirenen mitunter in der Musik aufgegriffen so etwa von Johann Strauss Walzer Die Sirene von 1851 Emile Waldteufel Walzer Sirenenzauber von 1878 Claude Debussy Sirenes 3 Satz aus den Trois Nocturnes 1897 1899 Von Giuseppe Tomasi di Lampedusa stammt die Erzahlung Die Sirene Literatur BearbeitenHelga Arend Sirene Taube und Mowe Die Frau als Vogel In Renate von Bardeleben Hrsg Frauen in Kultur und Gesellschaft Ausgewahlte Beitrage der 2 Fachtagung Frauen Gender Forschung in Rheinland Pfalz Band 2 Stauffenburg Tubingen 2000 ISBN 3 86057 792 1 S 111 122 Maurice Blanchot Le Chant des Sirenes In Nouvelle Revue Francaise Nummer 19 Juli 1954 S 95 104 deutsch Der Gesang der Sirenen In Maurice Blanchot Der Gesang der Sirenen Essays zur modernen Literatur Hanser Munchen 1962 S 9 40 Siegfried de Rachewiltz Auf den Spuren der Sirenen in Sudtirol In Leander Moroder Hannes Obermair Patrick Rina Hrsg Lekturen und Relekturen Leggere riflettere e rileggere Nrescides letereres y letures critiches Studia Prof Ulrike Kindl septuagenariae die XVI mensis Oct anni MMXXI dicata Istitut Ladin Micura de Ru San Martin de Tor 2021 ISBN 978 88 8171 141 3 S 179 200 Hildegund Gropengiesser Sanger und Sirenen Versuch einer Deutung In Archaologischer Anzeiger 1977 ISSN 0003 8105 S 585 610 Berthold Hinz Sirenen In Maria Moog Grunewald Hrsg Mythenrezeption Die antike Mythologie in Literatur Musik und Kunst von den Anfangen bis zur Gegenwart Der Neue Pauly Supplemente Band 5 Metzler Stuttgart Weimar 2008 ISBN 978 3 476 02032 1 S 655 661 Eva Hofstetter Seirenes In Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae LIMC Band 000008 VIII Zurich Munchen 1997 S 1093 1104 Eva Hofstetter Sirenen im archaischen und klassischen Griechenland Beitrage zur Archaologie Band 19 Triltsch Wurzburg 1990 ISBN 3 87825 042 8 Digitalisat Ursula Kopf Wendling Die Darstellungen der Sirene in der griechischen Vasenmalerei des 7 6 und 5 Jahrhunderts v Chr Meier 1989 ISBN 3 9801771 2 2 Andreas Krass Meerjungfrauen Geschichten einer unmoglichen Liebe Fischer Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 10 038195 8 Emil Kunze Sirenen In Athener Mitteilungen Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Athen 57 1932 S 124 141 Max Kunze Eva Hofstetter Hrsg Vorsicht Lebensgefahr Sirenen Nixen Meerjungfrauen in der Kunst seit der Antike Katalog einer Ausstellung im Winckelmann Museum vom 20 Oktober 2013 19 Januar 2014 Rutzen Ruhpolding Mainz 2013 ISBN 978 3 447 10064 9 Hans Karl Lucke Susanne Lucke David Sirenen In Helden und Gottheiten der Antike Ein Handbuch Der Mythos und seine Uberlieferung in Literatur und bildender Kunst Rowohlt Taschenbuchverlag Reinbek bei Hamburg 2002 ISBN 3 499 55641 3 S 516 527 Cornelia Weber Lehmann Die so genannte Vanth von Tuscania Seirene anasyromene In Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts 112 1997 191 246 Georg Weicker Seirenen In Wilhelm Heinrich Roscher Hrsg Ausfuhrliches Lexikon der griechischen und romischen Mythologie Band 4 Leipzig 1915 Sp 601 639 Digitalisat Werner Wunderlich Hrsg Mythos Sirenen Texte von Homer bis Dieter Wellershoff Reclam Ditzingen 2007 ISBN 3 15 020153 5 Anthologie mit 160 Texten Inhaltsverzeichnis Johannes Zwicker Sirenen In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band III A 1 Stuttgart 1927 Sp 288 308 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Sirene Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Sirene Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien http www mythentor de griechen odyssee5 htm Sirenen im Theoi ProjektAnmerkungen Bearbeiten Homer Odyssee 12 52 Hesiod Frauenkatalog Ehoien Fragment bei Scholien zu Apollonios von Rhodos 4 892 Bibliotheke des Apollodor Epitome 7 18 Hyginus Fabulae praef 30 Lykophron Alexandra 712 Strabon 5 4 7 246 6 1 1 252 nennt die beiden Namen Parthenope und Leukosia Plinius Naturalis historia 3 13 nennt sie falschlich Leucasia Platon Politeia 10 14 617b Bibliotheke des Apollodor 1 3 4 1 und Epitome 7 18 Lykophron Alexandra 712 Hyginus Fabulae 141 und praef 30 Apollonios von Rhodos 4 892 Nonnos Dionysiaka 13 313 Tzetzes zu Lykophron 653 Servius zu Vergil Aeneis 5 864 Bibliotheke des Apollodor 1 7 10 2 Euripides Helena 167 Plutarch Symposiaka 9 14 6 Hans von Geisau Seirenes In Der Kleine Pauly KlP Band 5 Stuttgart 1975 Sp 79 f Euripides Helena 165f Ovid Metamorphosen 5 552 563 schon Apollonios von Rhodos 4 891ff erwahnt die Sirenen als Dienerinnen der Tochter Demeters fur die sie im Chor gesungen hatten Hyginus Fabulae 141 Eustathios zu Homer Odyssee 12 47 Liber Monstrorum 1 6 Boccaccio Genealogia deorum gentilium 7 20 Apollonios von Rhodos 4 891 921 und 4 1264 1290 Bibliotheke des Apollodor 1 9 25 1 Hyginus Fabulae 14 Homer Odyssee 12 39 54 und 12 158 200 Hesiod Scholien zu Apollonios von Rhodos 4 892 Aristoteles bei Plinius Naturalis historia 5 135 Suda Stichwort Seirenas Seirῆnas Adler Nummer sigma 280 Suda Online Strabo 1 22f und 5 247 u a Servius zu Vergil Aeneis 5 864 Lykophron Alexandra 717ff Strabo 1 23 1 26 5 246 Pausanias 9 34 3 Stephanos von Byzanz s Aptera Tzetzes zu Lykophron 653 Hyginus Fabulae 125 und 141 ahnlich Lykophron Alexandra 712ff Orphische Argonautica 1288f Stephanos von Byzanz s Aptera Clemens von Alexandria Protreptikos 12 118 W Salmen Musizierende Sirenen In F Krinzinger Hrsg Forschungen und Funde Festschrift Bernhard Neutsch 1980 S 393 399 Boccaccio Genealogia deorum gentilium 7 20Normdaten Sachbegriff GND 4220925 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sirene Mythologie amp oldid 237309636