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Der Begriff Archetyp oder Archetypus von altgriechisch ἀrxetypon archetypon deutsch Urbild Original 1 verweist in der philosophischen Verwendung zuerst auf Platon und seinen Begriff der Idee der damit die metaphysische Wesenheit meint an der die sinnlich wahrnehmbaren Dinge teilhaben Nach Platon ist die Idee bzw die abstrakte metaphysische Gestalt das Wahre da sie allein ewig identisch und vollkommen ist Solche allgemeinen Urbilder findet man heute z B in den Darstellungen der Biologiebucher als Urpflanze Goethe als einheitlichen Bauplan oder Typus aller Blutenpflanzen mit den Bestandteilen Wurzel Stiel Blatter und Blute oder als Grundmuster eines Insekts eines Wirbeltiers etc Es handelt sich dabei um ein idealtypisches Bild aller Insekten aller Wirbeltiere etc also jeweils um ein Urbild Lebewesen Pflanzen oder Tiere mit gleichem Bauplan werden auch als homolog bezeichnet Jeder Bauplan stellt zwar ein formales anatomisch bzw histologisch nachweisbares Kriterium dar ist aber auch an einen bestimmten spezifischen Leistungsplan gebunden 2 3 Archetypen werden demnach als Noumenon Verstandesding angesehen im Gegensatz zum Phainomenon Sinnesding Archetypen sind im Allgemeinen unanschaulich nicht empirisch und daher eher dem intuitiven Denken zugehorig Archetypus wurde als Terminus von Rene Descartes und John Locke in die Philosophie eingefuhrt Die Urbilder Archetypi sind die Grundlage fur Vorstellungen Bei Locke existieren die Urbilder auch ausserhalb des erkennenden Subjekts in Versuch uber den menschlichen Verstand Der subjektive Idealist George Berkeley dagegen erkennt den Archetypus ausserhalb des erkennenden Subjekts nicht an da man nicht beweisen kann dass es ihn auch gibt Die Frage ist ob wir die Welt wahrnehmen wie sie ist oder nur wie wir sie uns konstruieren Immanuel Kant verwendete den Begriff Archetypus im Zusammenhang mit natura archetypa Er bezeichnete damit die urbildliche Natur die der Mensch bloss in der Vernunft erkennt und deren Gegenbild in der Sinnenwelt die nachgebildete natura ectypa darstelle in Kritik der praktischen Vernunft In der Kritik der reinen Vernunft wird der Begriff im Sinne der gottlichen Vernunft intellectus archetypus verwendet im Gegensatz zur menschlichen Vernunft intellectus ectypus Durch die gottliche Anschauung und durch das Selbstverstandnis Gottes seien alle Gegenstande selbst gegeben KrV B 68 72 135 138 f 145 159 723 Die menschliche Vernunft intellectus ectypus sei nur diskursiv begrifflich nicht anschauend Prolegomena 57 Das Ideal der reinen Vernunft ist ihr der Vernunft das Urbild Prototypon aller Dinge welche insgesamt als mangelhafte Kopien ectypa den Stoff zu ihrer Moglichkeit daher nehmen B 606 Friedrich Nietzsche hat dem entwicklungsgeschichtlichen Gesichtspunkt der archetypischen Bilder in Traumen Rechnung getragen mit dem Wort Im Schlafe und Traume machen wir das ganze Pensum fruheren Menschentums durch Nietzsche 4 Henri Bergson betrachtete die Archetypen als les eternels increes die ewig Ungeschaffenen 5 Neben der Philosophie bedienen sich auch Vertreter der Analytischen Psychologie des Begriffs Archetyp Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Pape Max Sengebusch Bearb Handworterbuch der griechischen Sprache 3 Auflage 6 Abdruck Vieweg amp Sohn Braunschweig 1914 zeno org abgerufen am 20 Oktober 2020 Schmeil Otto Lehrbuch der Botanik Allgemeine Botanik Band II bearbeitet von A Seybold Quelle amp Meyer Heidelberg 571958 Begriff der Urpflanze Seite 43 Kuhn Alfred Grundriss der allgemeinen Zoologie 1959 Georg Thieme Stuttgart 151964 Begriff des Bauplans Seiten 5 7 Nietzsche Friedrich Menschlich Allzumenschliches Bd II Seite 27 ff Jolande Jacobi Die Psychologie von C G Jung Eine Einfuhrung in das Gesamtwerk Mit einem Geleitwort von C G Jung Fischer Taschenbuch Frankfurt Marz 1987 ISBN 3 596 26365 4 Seite 50 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Archetyp Philosophie amp oldid 236667168