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Die Itelmenen sind eine indigene Bevolkerungsgruppe der Palaosibirier die hauptsachlich im Gebiet Kamtschatka siedelt ItelmeneUrsprungliches Siedlungsgebiet der Itelmenen in KamtschatkaDer Name dieser ethnischen Gruppe bedeutet hier leben sie umfasst 3193 Menschen 2010 Inhaltsverzeichnis 1 Kultur 1 1 Historisch 1 2 Gegenwart 1 3 Religion 2 Politischer Status 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKultur BearbeitenHistorisch Bearbeiten Sie siedelten ursprunglich von der Sudspitze Kap Lopatka und der Ostkuste Kamtschatkas nordlich bis zum Fluss Tigil und westlich bis zur Uka Die alten Itelmenen Siedlungen lagen an den Flussen Kamtschatka Uykoal Jelowka Kooch Bolschaja Bystraja Awatscha und den Kusten der Awatscha Bucht nahe Petropawlowsk Kamtschatski Den Wohnplatz der Itelmenen beschreibt man als Ostrog der zu Beginn aus einer Familie bestand und sich im Laufe der Zeit vergrosserte Die Art der Behausung war von den Jahreszeiten abhangig und unterschied sich in Winter und Sommerwohnungen Die Winterwohnungen wurden Ambaren genannt und bestanden aus halb in die Erde gebauten Hutten Man verbrachte darin die Zeit von Anfang November bis Anfang April Die Sommerwohnungen wurden dagegen auf Pfahlen errichtet und wurden als Balagane bezeichnet Aufgrund ihrer Hohe und der guten Beluftung wurden diese Bauten ebenso als Proviantspeicher genutzt Im Sommer spielte sich das Leben der Itelmenen am und auf dem Wasser ab Sie bewegten sich in baumstammahnlichen Kanus fort hergestellt aus einem Pappelstamm Sie fischten mit aus Brennnesseln gewebten Netzen harpunierten oder stellten Reusen auf Ein Teil der Fische wurde getrocknet ein anderer in speziellen Lochern aufbewahrt Der Mangel an Salz erlaubte nur eine kleine Lagerhaltung Die Jagd zur Pelz und Fleischgewinnung hatte ebenfalls grosse wirtschaftliche Bedeutung Bejagte Tierarten waren Rotfuchs Zobel und Schneeschaf an der Kuste Seelowe Seehund und Seeotter Die Kleidung der Itelmenen wurde aus Zobelfellen Fuchsfellen Schnee Bock oder auch Hundefellen gefertigt Georg Wilhelm Steller der Kamtschatka in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts bereiste schrieb Die schonsten Kukhlyankas Anoraks sind am Kragen dekoriert die Armel und der Saum mit Hunde Fell der Kaftan kurzer Rentierfell Overall ist behangt mit Hunderten von rot angemalten Seehundfell Quasten welche bei jeder Bewegung herumbaumeln Musik und Tanz nbsp Faksimile einer Notation eines itelmenischen Stuckes durch Steller source source Dreistimmige Itelmenische Air Rekonstruktion Winfried Vollger Gemass Steller kannten die Itelmenen verschiedene Tanze und Musikinstrumente Laut ihm waren die itelmenischen Gesange cantabel und nach den Regeln der Musik dem Takte und Kadenzen dergestalt wohl eingerichtet sind dass man sich dergleichen bei diesem Volke nimmermehr vermuten sollte Im Vergleich zu den Stucken der Itelmenen seien die Kantaten von Orlando di Lasso schlechter Er bescheinigt ihnen auch sehr feine und angenehme Stimmen und ganz ausserordentliche Manieren Uberspringungen und Modulationen in der Gurgel die von den Italienern nicht sogleich sollten imitiert werden 1 Einige dieser Lieder sind seinerzeit von Steller vor Ort transkribiert und spater 1774 als Faksimile gedruckt worden zum Beispiel eine Air Zudem erwahnt Steller in seinem Bericht auch dass die Itelmenen den Spektralgesang beherrschen wurden 2 AlltagDie Itelmenen verwendeten viel Fisch fur ihre Speisen bevorzugt gebacken chuprik und Fischkoteletts tael no assen die Sprossen von Shelamannik Kamtschatka Madesuss Morkovnik Filipendium maxim und Puchka Heracleum dulce letzteres bevor es brennende Eigenschaften annimmt Gegen Skorbut wurden Zedernzapfen und getrockneter Lachs Kaviar mit etwas Tee genommen Ihr Essen wurde mit Seehundfett im Geschmack verbessert Die Itelmenen Frauen trugen ublicherweise Perucken wohl um mehr Beachtung zu gewinnen Gegenwart Bearbeiten nbsp Die itelmenische Tanzgruppe Luch bei einer Darbietung am Tag der Fischer Die aussterbende itelmenische Sprache bildet den kamtschadalischen Zweig der tschuktscho kamtschadalischen Sprachen Die uber viele Jahrhunderte wahrende russische Einflussnahme auf die Itelmenen und andere kleine Volker Sibiriens hat kulturell zu einer weitgehenden Russifizierung gefuhrt 3 Demgegenuber hat jedoch bereits die Sowjetunion 1989 weitreichende Massnahmen beschlossen um diesen Prozess zu stoppen beziehungsweise umzukehren So wurden muttersprachliche Schulklassen eingerichtet um die Sprache zu erhalten Lehrprogramme fur Jagd und Pelztierzucht wurden eingeleitet Diese Gesetze wurden nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vom russischen Staat im Dezember 1991 ubernommen 4 In der Tat wendet man sich heute wieder alten Sitten und Gebrauchen zu Es findet eine Ruckbesinnung auf die ursprunglichen Wurzeln der itelmenischen Kultur statt Dennoch ist die Situation des Volkes heute aufgrund der dauerhaften Wirtschaftskrise Russlands schwierig Grundsatzlich ist das Leben eher armlich Unterstutzung durch die Regierung gibt es kaum Der Fischfang spielt vor allem in Form der Subsistenzwirtschaft nach wie vor eine wichtige Rolle Moglichkeiten fur Geldeinkunfte gibt es wenig unter anderem tragt hier die Fuhrung von Jagd Touristen dazu bei Religion Bearbeiten Bis zur Christianisierung durch die Russisch Orthodoxe Kirche Beginn im 17 Jahrhundert nennenswert jedoch erst ab Ende des 19 Jahrhunderts 5 war der sogenannte klassische Schamanismus die ethnische Religion der Ilelmenen Der Ethnologe Klaus E Muller spricht hier von Elementarschamanismus und meint damit die archaischste Form dieser spirituellen Praxis die typisch fur sibirische Ethnien war bei denen die Jagd kulturell eine herausragende Rolle spielte 6 Nach der Religion der Itelmenen wurde ein Rabe namens Kutka als der Schopfer aller Dinge angesehen und viele Riten die ihre Wirtschaft beeinflussen sollten waren ebenfalls mit Tieren verbunden Mit den geistigen Wesen stand der Schamane in enger Verbindung Er konnte Unheil erklaren Krankheiten heilen Traume deuten und uber die Seelen Verstorbener berichten Wenn Erwachsene starben setzte man sie den Hunden aus Kinder dagegen setzte man in hohlen Baumen bei 3 Die Christianisierung hat bei vielen abgelegenen Volkern Sibiriens nur oberflachlich stattgefunden so dass synkretistische Mischreligionen heute haufig sind 7 Politischer Status BearbeitenPolitisch sind die Itelmenen der Gruppe der indigenen Volker des russischen Nordens Sibiriens und des russischen Fernen Ostens zugeordnet die im Dachverband RAIPON organisiert sind Dieser hat die Aufgabe die Rechte und Interessen der Urvolker auf internationaler Ebene zu vertreten Bisher wurden nur massige Erfolge erzielt weshalb ethnische Eigenstandigkeit und ein okologisch intakter Lebensraum keinesfalls gesichert sind Die ungehinderte Nutzung des Landes als Nahrungs und Einkommensquelle ist fur die Itelmenen von grosser Bedeutung da auf der Halbinsel Kamtschatka die hochsten Lebenshaltungskosten Russlands herrschen Die regionale Vereinigung der Itelmenen Kamtschatkas heisst Tchsanom und setzt sich vor allem fur die Landrechte der Ureinwohner ein Siehe auch BearbeitenItelmenische LiteraturLiteratur BearbeitenGeorg Wilhelm Steller Beschreibung von dem Lande Kamtschatka Unverand Neudruck des 1774 in Frankfurt 1793 in St Petersburg erstmals erschienenen Werkes PDF der Neuausgabe von 2013 Erich Kasten Lachsfang und Barentanz Die Itelmenen 250 Jahre nach ihrer Beschreibung durch Georg Wilhelm Steller Bonn Holos Verlag 1996 ISBN 3 86097 139 5 PDF Erich Kasten Steller und die Itelmenen Die Bedeutung seines Werks fur die ethnologische Forschung und fur indigene Initiativen zum Erhalt von Kulturerbe bei den Itelmenen In Erich Kasten und Michael Durr Hg Georg Wilhelm Steller Beschreibung von dem Lande Kamtschatka 2013 Furstenberg Havel Kulturstiftung Sibirien ISBN 978 3 942883 86 3 PDF Siehe auch BearbeitenHaplogruppe G mtDNA Tschuktscho kamtschadalische Sprachen Itelmenische SpracheWeblinks BearbeitenProgrammhinweis zu Dokumentarfilm auf Arte uber die Itelmenen die Ureinwohner der Halbinsel Kamtschatka Die Itelmenen ein Volk von der Halbinsel Kamtschatka im Fernen Osten Russlands Links zu Multimedia und Literatur uber die Itelmenen im Portal Digital Humanities of the North Einzelnachweise Bearbeiten Georg Wilhelm Steller Beschreibung von dem Lande Kamtschatka Unverand Neudruck des 1774 in Frankfurt 1793 in St Petersburg erstmals erschienenen Werkes Hrsg Erich Kasten Michael Durr Kulturstiftung Sibirien SEC Publications Furstenberg Havel 2013 S 207 Georg Wilhelm Steller Beschreibung von dem Lande Kamtschatka Unverand Neudruck des 1774 in Frankfurt 1793 in St Petersburg erstmals erschienenen Werkes Hrsg Erich Kasten Michael Durr Kulturstiftung Sibirien SEC Publications Furstenberg Havel 2013 S 209 a b Hartmut Motz Sprachen und Volker der Erde Linguistisch ethnographisches Lexikon 1 Auflage Band 1 Projekte Verlag Cornelius Halle 2007 ISBN 978 3 86634 368 9 S 420 URL https www gfbv de de news indigene voelker im norden russlands und sibiriens 174 In Information der Gesellschaft fur bedrohte Volker Sudtirol aus Die kleinen Volker des hohen Nordens und fernen Ostens Russlands Ein aktueller Lagebericht mit geschichtlich ethnographischer Einfuhrung Bozen 1998 abgerufen am 15 September 2019 Nikolai Fjodorowitsch Katanow Christianisierung der indigenen Volker Sibiriens Ubersetzung der Veroffentlichung des Ministeriums fur Bildung der Khakassky State University auf bildungsmaterialien com abgerufen am 30 Juni 2015 Klaus E Muller Schamanismus Heiler Geister Rituale 4 Auflage C H Beck Munchen 2010 Originalausgabe 1997 ISBN 978 3 406 41872 3 S 29 33 Die kleinen Volker des hohen Nordens und fernen Ostens Russlands Gesellschaft fur bedrohte Volker Sudtirol Bozen 1998 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Itelmenen amp oldid 227036659