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Berggeist lateinisch daemon subterraneus Unter Tage Damon daneben auch daemon metallicus Bergwerksdamon ist der Oberbegriff fur verschiedene Fabelwesen die in Bergwerken oder im Gebirge zu finden sind Bekannte Beispiele sind der Bergmonch der Bergteufel und die koboldartigen Bergmannchen oder Trolle Spater wurde der Begriff in weiterem Sinn auch auf Wald und Gebirgsgeister wie Rubezahl Riesengebirge ausgedehnt Weitere gelaufige Bezeichnungen fur Berggeister sind etwa Knappenmandl Grubenmannlein oder Lotterl Slowenien Namen fur einzelne Berggeister sind Nickel 1 Skarbnik Schatzhuter Oberschlesien Gubich Harz und Gangerl Gegend um Budweis Inhaltsverzeichnis 1 Vorlaufer 2 Die Systematik der Berggeister bei Agricola 3 Bergteufel in der Theologie vs Gnome in der Naturphilosophie 4 Berggeister in der Sage 4 1 Der Bergmonch 4 2 Der Schatzhuter 5 Weitere Rezeption 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 Literatur 9 EinzelnachweiseVorlaufer Bearbeiten nbsp Ein nacktes Bergmannchen sitzt zu Fussen Konig Wenzels Der Begriff Bergmannlein wird 1487 zum ersten Mal als Name einer Grube in Schneeberg erwahnt Etwa zur selben Zeit findet sich auf einem Holzschnitt zum Judicium Jovis des Humanisten Paulus Niavis der altesten Dichtung zum erzgebirgischen Bergbau eine Darstellung von drei nackten kindlichen Wesen ohne eindeutige Geschlechtsmerkmale die als Schutzgeister des Bergbaus interpretiert werden Wahrscheinlich lehnt sich diese Art der Darstellung an die antiken Penaten an die uber die Speisekammer und die Vorrate eines Haushaltes wachten An anderer Stelle berichtet Niavis aber auch davon dass die Bergleute in Schneeberg gefahrliche Unter Tage Damonen kannten die den Menschen Gewalt antun In einer Prager Miniatur von 1525 uber die Verleihung des Munzrechts an die Bergleute von Kuttenberg durch Wenzel II kauert zu Fussen des Konigs ebenfalls eine kleine nackte Figur die den Bergleuten zur Begrussung ein Grubenlicht entgegenstreckt Die Systematik der Berggeister bei Agricola BearbeitenIn seinen montanwissenschaftlichen Schriften Bermannus 1530 De animantibus subterraneis 1549 und De re metallica 1556 versuchte Georgius Agricola unter anderem die ihm bekannten Uberlieferungen der Bergleute mit den Ansichten mittelalterlicher Damonologen wie Michael Psellos und Johannes Trithemius in Ubereinstimmung zu bringen Psellos z B unterteilte die Damonen in sechs Klassen von denen er die funfte die Unterirdischen neben den Lichthassern zu den bosartigsten und gefahrlichsten rechnete weil sie mit einem festen Korper ausgestattet seien Dem setzte Agricola entgegen dass es neben solchen bosartigen Berggeistern auch harmlose und gutmutige gabe Diese beiden Arten von Berggeist bezeichnete er und das Glossar zu De animantibus als daemon subterraneus truculentus lat finster grob wild bergteufel daemon subterraneus mitis lat mild friedlich bergmennel kobel und guttel Im Gegensatz zu den Theologen seiner Zeit rechnete er diese Geister auch zu den Lebewesen und nicht zu den rein geistigen Wesen Als Beispiele fur einen Bergteufel erwahnt Agricola hier zum ersten Mal einen Geist mit wilden Augen und langgestrecktem Hals wie ein Pferd der in Annaberg zwolf Arbeiter durch seinen giftigen Atemhauch getotet haben soll woraufhin das Bergwerk trotz seiner hohen Silbergehalte aufgegeben wurde In den fruhen Ubertragungen ins Deutsche ist aber direkt von einem Pferd mit langem Hals und wilden Augen die Rede und in dieser Gestalt ist dieser namenlose Geist auch in die Sage eingegangen Ein weiteres Beispiel ist ein Geist in einer schwarzen Kutte der in der Grube St Georg auf dem Schneeberg einen Arbeiter hochgehoben und in eine silberreiche Hohle versetzt haben soll nicht ohne ihn ubel zuzurichten In neueren Ubertragungen ist allerdings nur von aufgehobenem Handwerkszeug die Rede das der Geist nicht ohne korperliche Anstrengung in eine hoher gelegene Strecke hinaufschaffte Auch wenn Agricola ihn nicht so nennt handelt es sich bei diesem Geist offenbar um den boshaften Bergmonch der spater besonders im Harz im Erzgebirge in Sachsen und Siebenburgen Eingang in die Bergmannssagen fand Diesen gefahrlichen bosartigen Einzelgangern stellt Agricola die geselligen Bergmannchen entgegen Diese zeigen bei ihm das charakteristische Verhalten von Kobolden Sie kichern frohlich und machen sich durch Gerausche Klopfen etc oder Steinwurfe bemerkbar laufen hierhin und dorthin und imitieren arbeitende Menschen Meist sind sie unsichtbar Ansonsten erscheinen sie in Gestalt von drei Spannen grossen Greisen die die typische Arbeitskleidung der Bergleute mit Kapuzenkittel und Arschleder tragen Dieses Aussehen wurde von nun an kanonisch fur Zwerge Auch wenn sie die Bergleute manchmal necken so schaden sie ihnen nur selten nur nachdem sie durch Gelachter oder Schimpfworte beleidigt worden sind Die Bergleute haben nichts gegen die Anwesenheit der Bergmannchen Im Gegenteil gelten sie als gutes Vorzeichen fur reiche Funde daher die Bezeichnung Guttel Agricola selbst vergleicht sie mit den oberirdischen Hausgeistern die den Menschen im Haushalt oder beim Viehfuttern helfen ahnlich wie Wichtel oder Heinzelmannchen sowie mit den skandinavischen Trollen allerdings auch letztere in einer harmlosen domestizierten Form Bergteufel in der Theologie vs Gnome in der Naturphilosophie BearbeitenDiese klare Einteilung in freundliche und feindliche Berggeister die vermutlich an die dualistische Trennung von Engeln und Teufeln angelehnt ist wurde aber bereits von Agricolas Zeitgenossen teilweise wieder verwischt Schon von den Ubersetzern seines Bermannus wurden auch die menschenfeindlichen Berggeister wieder als Bergmannel bezeichnet Nur Sebastian Munster behielt in seiner Cosmographia die strikte Trennung zwischen klein teufelin und bergmenlin weiter bei nbsp Ein schwarzer Bergteufel bzw Felsentroll rechts unten arbeitet mit einem Strahlstock in einem norwegischen Bergwerk Olaus Magnus Historia de gentibus septentrionalibus Buch 6 Kap 10 1555 In dem religios aufgeheizten Klima von Reformation und Gegenreformation ging die Diabolisierung des Berggeistes stetig voran Martin Luther schreibt besonders das Unwesen des Bergmonches dem direkten Wirken Satans zu der auch die Bergleute durch Lug und Trug ins Verderben zu sturzen versucht Der Reformator und Prediger Johannes Mathesius kennt zwar noch die Begriffe Cobelt und Gutlein aber ihre menschenfreundliche Wesensart scheint vergessen Allesamt sind blosse Gespenster Der Bergteufel ist umgeben von zahlreichen Bergteufelein und so wie diese haben auch die Bergmennel nichts anderes im Sinn als den Bergmann zu erschrecken und in den Tod zu sturzen Auch im Werk des Katholiken Olaus Magnus wird der Berggeist durchgangig in der damaligen Ikonographie des Teufels dargestellt selbst wenn er bei der Arbeit mithilft mit grossen Ohren oder Hornern schnabelartigen Schnauzen Krallenhanden und Raubvogelfussen Neue Impulse aber auch Verwirrung stiftete Paracelsus indem er die Berggeister in den Rahmen der Vier Elemente Lehre einordnete und zu Elementargeistern erklarte Er bezeichnete die Berggeister als Pygmaen die aber bis auf ihre kleine Statur fast nichts mit den Pygmaen der antiken Tradition zu tun haben oder mit einem griechischen Fremdwort unklarer Bedeutung als Gnome Anders als Agricola schreibt Paracelsus den Erdgeistern keineswegs einen festen Korper zu sondern halt sie im Gegenteil fur ausserst subtil und nahezu korperlos da sie sich durch das dichteste aller Elemente Erde bewegen konnen Ahnlich wie die Salamander bestunden sie aus einer feurigen Lichtsubstanz Da sie sich aber auch muhelos durch weniger dichte Elemente bewegen konnen treten sie wie die Undinen zuweilen auch mit Menschen in Kontakt Dann erscheinen sie in Gestalt von Irrlichtern Gespenstern oder traditionell als hilfreiche kleine Mannchen So wie die anderen Elementargeister haben die Gnome keine Seele Diese konnen sie nur durch die Heirat mit einem Menschen erlangen Die eventuellen Nachkommen von Gnomen und Menschen sind Zwerge Berggeister in der Sage BearbeitenIm weiteren kehrten solche Vorstellungen aus den Schriften humanistischer Renaissance Gelehrter wieder in die volkstumlichen Erzahlungen zuruck Dort wurden die einzelnen Elemente in vielfaltigster Weise neu miteinander kombiniert und gelangten von dort aus in die Sagensammlungen des 18 und 19 Jahrhunderts nbsp Duch Gor ein BerggeistDer einzelgangerische Berggeist nimmt dabei immer mehr Zuge der geselligen Bergmannchen an Wie diese erscheint er nun oft in der Gestalt eines alten Mannleins in Bergmannskleidung Ebenso kann er die Bergleute zu neuen Fundstatten fuhren und hilft ihnen gelegentlich hochstpersonlich beim Abbau der Erze Manchmal bringen die Bergleute ihm Opfer tagliche Speisen und Geleucht ein rotes Rocklein im Jahr Bei Nichterfullung versiegt das Erz oder der Saumige wird vom Berggeist getotet Generell belohnt der Berggeist Fleiss und Ehrlichkeit bestraft aber Habgier und Wortbruch Wie die Gnomen des Paracelsus kann er durch das Gestein gehen erscheint oft auch uber Tage bei den Schachten im Gebirge und im Wald wo noch unbekannte reiche Erzadern zu finden sind Meist wird der Berggeist als mannlich angesehen manchmal aber auch als weiblich als schone Fee oder Weisse Frau die sich zuweilen in einen Bergmann verliebt Selten handelt es sich beim Berggeist um einen Wilden Mann Grundungssage von Wildermann im Harz oder um einen Wassermann in einem See bei Erzberg Auch die koboldartigen Bergmannchen erscheinen immer mehr wie feenartige Wesen ihre Kleidung ist fur Bergleute entweder auffallig farblos weiss grau silber oder auffallig bunt rot grun Ihre Feste und Tanze fuhren sie nicht nur in unterirdischen Hohlen und Palasten durch sondern auch auf Wiesen im Mondlicht Gelegentlich z B in Banska Stiavnica erscheinen die Berggeister sogar in Gestalt barfussig tanzender Madchen In Erzahlungen uber einen Krieg zwischen verschiedenen Zwergenvolkern schimmert aber zuweilen noch der Dualismus zwischen Bergteufelein und Bergmannlein durch Daneben erscheinen die Berggeister auch als kleine Tiere z B als Ratten die aus Gebirgsspalten herauslaufen oder als schwarze Vogel Fliegen und Hornissen etc Der Bergmonch Bearbeiten Besonders der Bergmonch wurde zu einer ausgesprochen widerspruchlichen Figur anstatt in der Gestalt eines Monches erscheint er auch als Riese mit Kapuze mit spruhenden Augen gross wie Kutschenrader in der Gestalt eines Steigers oder Bergmeisters mit einem silbernen Grubenlicht oder noch haufiger als Geschworener Tatsachlich wird er in manchen Sagen fur das Gespenst eines toten Bergmeisters gehalten der sich nicht von seiner geliebten Arbeit trennen konnte und nun fur immer in den Stollen und Gruben umgehen muss Noch immer ist er gefahrlich wie ein Bergteufel und totet mit seinem Gifthauch die Bergleute die sich uber ihn beschweren Er lasst Stollen einsturzen oder verursacht Wassereinbruche und Schlagwetter Andererseits handelt es sich bei den Bergleuten die er in die Schachte oder Raderwerke wirft meist um ungerechte Aufseher oder habgierige Lugner Arme Bergleute beschenkt er hingegen mit reichem Erz und Geld Verschutteten bringt er Nahrung und erneuert den Unschlitt auf ihren Lampen Fur die Mithilfe bei der Arbeit verlangt er die Halfte am Lohn Wenn der Bergmann tatsachlich ehrlich mit ihm teilen will dann schenkt er ihm auch noch die andere Halfte Der Schatzhuter Bearbeiten Eine wichtige Funktion des Berggeistes ist die des Schatzhuters In unterirdischen Hohlen und Palasten bewacht er unermessliche Schatze an Edelmetallen und Edelsteinen Oft handelt es sich bei diesen Wachtern um damonische Wesen wie schwarze Hunde Schlangen Basilisken Drachen oder die Gespenster frevelhafter und verdammter Bergleute Manchmal handelt es sich beim Schatzhuter um einen Scharfrichter mit rotem Mantel und blossem Schwert der aber nur die Feiglinge totet die vor ihm zuruckweichen die Mutigen jedoch passieren lasst Selbst der leibhaftige Teufel fungiert zuweilen als Schatzhuter Der oberschlesische Skarbnik hat viele Ahnlichkeiten sowohl mit dem Bergmonch als auch mit Rubezahl benimmt sich aber tendenziell noch bosartiger Er tritt meist in Gestalt eines Bergmannes auf hat aber pechschwarze oder rotgluhende Augen Allein durch seinen Blick kann er einen Eindringling unheilbar krank machen Wahrend die Bergleute im Allgemeinen auf das Wohlwollen der Schatzhuter angewiesen sind wenn sie reiche Funde machen wollen besitzen die Walen in den Sagen oft auch Macht uber die Schatzhuter Gelegentlich ist es aber auch die Herrin des Berges die uber die anderen Berggeister herrscht die Schatze hutet und nach Gutdunken zuweisen kann z B an ihren Geliebten oder wieder verschwinden lasst Weitere Rezeption BearbeitenSowohl das Metall Nickel als auch das Mineral Nickelin wurden nach dem Berggeist Nickel benannt der vermeintliche Kupfererze verhexte so dass aus ihnen kein Kupfer mehr zu gewinnen war In ahnlicher Weise galten Kobolde als Silberrauber da die nach ihnen benannten Kobalterze mit Silbererzen verwechselt wurden Siehe auch Wolfram Ein Ortsteil der Gemeinde Murnau am Staffelsee ist nach dem Berggeist benannt der Berggeistweiher ebenso die Grube Berggeist bei Bruhl im Rheinland Die Oper Der Berggeist von Georg Anton Bredelin ist heute nicht mehr erhalten Ebenso tragt die romantische Oper von Louis Spohr 1824 den Namen Der Berggeist Das Gemalde Der Berggeist von Josef Madlener stellt einen alten Mann mit langem weissen Bart dar der einen breitkrempigen grunen Hut tragt sowie einen weiten roten Kapuzenmantel der in einem bewaldeten Gebirgstal auf einem Steinblock sitzt wahrend ihm ein Reh aus der Hand frisst J R R Tolkien besass eine Postkarte mit einer Reproduktion dieses Gemaldes das ihn nach eigener Aussage zur Figur des Gandalf inspirierte Das Motiv des Zwergenkrieges zwischen verschiedenen Volkern von Erdmannchen findet sich in Tilde Michels Kinderbuch Kleiner Konig Kalle Wirsch das besonders durch die Fernsehproduktion der Augsburger Puppenkiste bekannt wurde Auch in der zeitgenossischen Literatur wird das Fabelwesen adaptiert So ist der Stollentroll in Walter Moers Roman Die 13 Leben des Kapt n Blaubar vom Charakter her dem Bergmonch ahnlich In Leoben bestand eine Studentenverbindung Berggeist Leoben mit den Farben grun weiss schwarz 2 Spatestens ab 1950 produzierte die Sprituosenfirma Hackel amp Fischer 3 den Weinbrand Berggeist in Lohfelden Das Gebaude der Firma existiert bis heute Siehe auch BearbeitenKnockers Ōyamatsumi Querx Liste von FabelwesenWeblinks BearbeitenSagenhaftes Erzgebirge Geschichten aus Sachsen In geschichten aus sachsen de Abgerufen am 12 Juni 2017 Literatur BearbeitenKarl Haiding Die Sagen von Bergwerksentstehung und Bergwerksuntergang Kommentar zum Osterreichischen Volkskunde Atlas 5 Lieferung 2 Teil 1978 Manfred Blechschmidt Hrsg Die silberne Rose Europaische Bergmannssagen Greifenverlag zu Rudolstadt 1 Auflage Leipzig 1974 Gerhard Heilfurth Der Vorstellungskreis vom Berggeist bei Georg Agricola und seinen Zeitgenossen Wien 1967 Leander Petzoldt Kleines Lexikon der Damonen und Elementargeister Beck 3 Auflage Munchen 2003 Seite 37 38 ISBN 3 406 49451 XEinzelnachweise Bearbeiten Gottfried Schatz Der Kobold in mir Was das Kobalt unseres Korpers von der Geschichte des Lebens erzahlt In Neue Zurcher Zeitung 27 Februar 2009 ISSN 0376 6829 Abgerufen am 3 Juni 2012 Die Fabelwelt der Alpen war stets reich an Schreckensgestalten In Winternachten bedrohten Perchten Habergeissen und Krampusse einsame Wanderer und tief unter Tag spiegelten die Berggeister Kobold und Nickel in Gestalt gleissender Erze den Knappen Silberadern vor Anstatt des begehrten Edelmetalls lieferten diese Erze bei der Schmelze jedoch nur unansehnliche Schlacke und der Kobold dazu noch hochgiftiges Arsenoxid das unter dem Namen Huttrauch als heimtuckisches Mordgift beruchtigt war Unbekannte Korporationen In Acta Studentica Nr 192 Juni 2015 S 8 ff Landesbranchenadressbuch Hessen Band 3 1951 S 970Normdaten Sachbegriff GND 4847509 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berggeist amp oldid 237365711