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Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik ist ein Buch von Friedrich Nietzsche das er Anfang 1872 veroffentlichte Es war das erste bedeutende Werk Nietzsches mit dem sich der damals 27 jahrige Philologieprofessor zugleich von der wissenschaftlichen Philologie distanzierte 1 Auf etwa 100 Buchseiten und in 25 knappen Kapiteln 2 entwickelt der Jungwissenschaftler aus seinen Studien des Griechentums seiner Liebe zur Musik und der Wertschatzung Schopenhauers und Wagners sein kulturelles Weltbild Er prasentiert seine Theorien von der Entstehung und dem Niedergang der griechischen Tragodie und daruber hinaus allgemeine kulturphilosophische und asthetische Betrachtungen die auch im 20 Jahrhundert rezipiert wurden 1 Titelblatt des ErstdruckesIn dem Buch tut sich unubersehbar Wagnernahe kund 3 Es enthielt ein Vorwort an Richard Wagner dem die Schrift auch gewidmet war und in dem Nietzsche damals den moglichen Neubegrunder einer der griechischen vergleichbaren Kunst und Kultur sah 1 1886 liess Nietzsche eine zweite Ausgabe unter dem Titel Die Geburt der Tragodie Oder Griechenthum und Pessimismus erscheinen wobei dem Buch der Versuch einer Selbstkritik vorangestellt wurde 1 Das in der Nietzscheforschung ubliche Sigel des Buches ist GT Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Inhalt 2 1 Versuch einer Selbstkritik 2 2 Kapitel 1 6 2 3 Kapitel 7 10 2 4 Kapitel 11 17 2 5 Kapitel 18 25 3 Wirkungsgeschichte 4 Ausgaben 5 Kommentare 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksEntstehungsgeschichte BearbeitenDas Buch ist eigentlich ein Kompilat von mehreren Entwurfen und Schriften die Nietzsche ab 1869 zu Papier gebracht hatte unter anderen die Titel Das griechische Musikdrama Sokrates und die griechische Tragodie Die Dionysische Weltanschauung Die Tragodie und die Freigeister Die Geburt des tragischen Gedankens alles Aufsatze die teilweise erst viel spater im Nietzsche Nachlass veroffentlicht wurden im Sommer 1871 jedoch wesentliche Bestandteile seines Buches wurden So legte Nietzsche nicht viel Wert auf die Anfertigung einer Gliederung sondern hatte vor allem das Prinzip des Gesamtkunstwerks im Auge nbsp Nietzsche als Artillerist 1868Der zweiten Ausgabe von 1886 gab Nietzsche ein Vorwort bei Darin kritisiert er seinen fruheren Schreibstil aber nicht die Intention denn er hatte mit diesem Buch eine entscheidende Weiche seines Lebens gestellt 1 In seiner Selbstkritik schrieb er 1886 was fur ein unmogliches Buch musste aus einer so jugendwidrigen Aufgabe erwachsen Aufgebaut aus lauter vorzeitigen ubergrunen Selbsterlebnissen welche alle hart an der Schwelle des Mittheilbaren lagen hingestellt auf den Boden der Kunst denn das Problem der Wissenschaft kann nicht auf dem Boden der Wissenschaft erkannt werden ein Buch vielleicht fur Kunstler mit dem Nebenhange analytischer und retrospektiver Fahigkeiten das heisst fur eine Ausnahme Art von Kunstlern nach denen man suchen muss und nicht einmal suchen mochte voller psychologischer Neuerungen und Artisten Heimlichkeiten mit einer Artisten Metaphysik im Hintergrunde ein Jugendwerk voller Jugendmuth und Jugend Schwermuth unabhangig trotzig selbststandig auch noch wo es sich einer Autoritat und eignen Verehrung zu beugen scheint kurz ein Erstlingswerk auch in jedem schlimmen Sinne des Wortes trotz seines greisenhaften Problems mit jedem Fehler der Jugend behaftet vor allem mit ihrem Viel zu lang ihrem Sturm und Drang andererseits in Hinsicht auf den Erfolg den es hatte in Sonderheit bei dem grossen Kunstler an den es sich wie zu einem Zwiegesprach wendete bei Richard Wagner ein bewiesenes Buch ich meine ein solches das jedenfalls den Besten seiner Zeit genug gethan hat 4 Inhalt BearbeitenDer junge Nietzsche wollte mit seiner Darstellung die bis dahin ubliche Sicht der Klassiker Johann Wolfgang von Goethe Friedrich Schiller die Griechen seien ein heiteres und gluckliches Volk gewesen korrigieren Er enthullt dem Leser ein eher tragisches Lebensgefuhl der Hellenen die sich in einer Welt von dauernden Vernichtungskampfen zur Erreichung egoistischer Ziele befanden und ihre helle Gotterwelt notig hatten um die Dusternis und Muhsal des taglichen Daseins ertragen zu konnen Ihren Ausdruck fanden sie in und mit ihren Kunsten wobei zwei ihrer olympischen Gotter eine Schlusselposition innehatten Apollon und Dionysos Die Grundlage des Werks sei eine fundamentalasthetische Philosophie die Nietzsche als asthetische Wissenschaft beschreibt welche die Ontologie und Epistemologie als erste Philosophie ablosen soll 1 Nietzsche schreibt hierzu denn nur als aesthetisches Phanomen ist das Dasein und die Welt ewig gerechtfertigt 5 Das eigentumliche Vermogen existentielle Erfahrungen in Phanomene der Kunst zu verwandeln schafft eine Perspektive auf die Auspragung von Religion und Wissenschaft als Gestaltung der Kunst aus der Optik des Lebens Fur weitere Untersuchungen ist die attische Tragodie von zentraler Bedeutung die Nietzsche als Hohepunkt und exemplarischen daseinsbewaltigenden Charakter der griechischen Kultur und Kunst sah 1 Versuch einer Selbstkritik Bearbeiten Ganz durch seine Vorbilder Wagner und Schopenhauer beeinflusst beschreibt der Altphilologe das menschliche Leben als einen Traum aus dem nach einem dionysischen Erwachen sich ein neuer Mensch offenbart Singend und tanzend aussert sich der Mensch als Mitglied einer hoheren Gemeinsamkeit er hat das Gehen und das Sprechen verlernt und ist auf dem Wege tanzend in die Lufte emporzufliegen Aus seinen Gebarden spricht die Verzauberung Wie jetzt die Thiere reden und die Erde Milch und Honig giebt so tont auch aus ihm etwas Uebernaturliches als Gott fuhlt er sich er selbst wandelt jetzt so verzuckt und erhoben wie er die Gotter im Traume wandeln sah Der Mensch ist nicht mehr Kunstler er ist Kunstwerk geworden die Kunstgewalt der ganzen Natur zur hochsten Wonnebefriedigung des Ur Einen offenbart sich hier unter den Schauern des Rausches Der edelste Thon der kostbarste Marmor wird hier geknetet und behauen der Mensch und zu den Meisselschlagen des dionysischen Weltenkunstlers tont der eleusinische Mysterienruf Ihr sturzt nieder Millionen Ahnest du den Schopfer Welt 6 nbsp Richard Wagner um 1864Die Theorien und Ideen Nietzsches wurden verschieden aufgenommen so waren Anhanger Wagners und Schopenhauers begeistert wogegen weitere Fachkundige das Werk kritisierten 1 In Anlehnung an die Kritik der Fachwelt schrieb Nietzsche Sie hatte singen sollen diese neue Seele und nicht reden 7 Kapitel 1 6 Bearbeiten Ausdruck fanden die Griechen in ihren Kunsten wobei zwei ihrer olympischen Gotter eine Schlusselposition innehatten Apollon und Dionysos 1 Nietzsche sieht zwei wichtige Pole im griechischen Leben das Dionysische und das Apollinische nicht als Kunstvermogen eines fixen und abstrakten Gegensatzes eher als produktive Interaktion eines Vermogens das bereits als Duplizitat beginnt Das Dionysische Rauschhafte und Naturhafte Expressionistische ist der bis zur Zugellosigkeit sich zeigende Urwille wie er sich auch in der Musik ausdruckt Das Apollinische ist die gestaltende klassische Kraft der Harmonie und der schonen Kunste Massvoll begrenzt ist das Apollinische stellvertretend fur durch Strukturen etablierte und stabilisierte Erfahrungs und Gestaltungsprozesse 1 Im Zusammenwirken der beiden Antipoden erkennt Nietzsche die menschliche Lebenssituation an sich An ihre beiden Kunstgottheiten Apollo und Dionysus knupft sich unsere Erkenntniss dass in der griechischen Welt ein ungeheurer Gegensatz nach Ursprung und Zielen zwischen der Kunst des Bildners der apollinischen und der unbildlichen Kunst der Musik als der des Dionysus besteht beide so verschiedne Triebe gehen neben einander her zumeist im offnen Zwiespalt mit einander und sich gegenseitig zu immer neuen kraftigeren Geburten reizend um in ihnen den Kampf jenes Gegensatzes zu perpetuiren den das gemeinsame Wort Kunst nur scheinbar uberbruckt bis sie endlich durch einen metaphysischen Wunderakt des hellenischen Willens mit einander gepaart erscheinen und in dieser Paarung zuletzt das ebenso dionysische als apollinische Kunstwerk der attischen Tragodie erzeugen 8 Dem gegenuber ist nicht etwa das Dionysische als ein ins Amorphe und Grenzenlose fuhrender Ubergang sondern ein ekstatisches aus dieser Form ausgehendes Moment das entgrenzend auf entsprechende Modi der Erfahrung wirkt und Moglichkeiten neuer unbekannter Ausdrucksformen bietet 1 Statt Helden in Masken sei nun das Volk auf die Buhne gekommen statt ritueller Feier habe es Komodien zur Unterhaltung gegeben Und ahnlich wie zuvor Richard Wagner in seinen Zurcher Kunstschriften Das Kunstwerk der Zukunft und Oper und Drama geisselt Nietzsche die Entartung der einst edlen griechischen Kunst und Kultur bis hin zu den vergeblichen Wiederbelebungsversuchen in der Renaissance die nur zu einer opernhaften Imitation der griechischen Tragodien gefuhrte habe und beklagt ahnlich wie Schopenhauer die Verarmung der abendlandischen Kunst durch eine rein wissenschaftlich bestimmte Weltsicht Nun aber eilt die Wissenschaft von ihrem kraftigen Wahne angespornt unaufhaltsam bis zu ihren Grenzen an denen ihr im Wesen der Logik verborgener Optimismus scheitert Denn die Peripherie des Kreises der Wissenschaft hat unendlich viele Punkte und wahrend noch gar nicht abzusehen ist wie jemals der Kreis vollig ausgemessen werden konnte so trifft doch der edle und begabte Mensch noch vor der Mitte seines Daseins und unvermeidlich auf solche Grenzpunkte der Peripherie wo er in das Unaufhellbare starrt Wenn er hier zu seinem Schrecken sieht wie die Logik sich an diesen Grenzen um sich selbst ringelt und endlich sich in den Schwanz beisst da bricht die neue Form der Erkenntniss durch die tragische Erkenntniss die um nur ertragen zu werden als Schutz und Heilmittel die Kunst braucht 9 Kapitel 7 10 Bearbeiten Eingebettet in die spekulative Gesamtbilanz deutet Nietzsche die griechische Tragodie als eine aus einer apollinischen Zivilisierung entstandene Kultur gewaltsamen titanischen Ursprungs Trotz Einfuhrung des lebensnotwendigen olympischen Pantheons als apollinische Kultur sowie der Schrecken ihres Daseins gelang es ihnen ihre Kultur ein weiteres Mal gegen die Bedrohung des Chaos der dionysischen Erfahrung auszusetzen Der unbekannte Dionysoskult pragte dank seiner integrativen Revolution den markanten Charakter der griechischen Kultur Eine klassische textorientierte Dramentheorie die seit Aristoteles gangig war widersprach einer das Tragische als spezifizierten Einfall rekonstruierenden Interpretationsasthetik Nietzsche rehabilitiert die klassische griechische Tragodie mit prazisierter Perspektive auf multimediale Handlungen mit dem dionysischen Chor im Schwerpunkt wodurch Dionysos Leiden uber Symbolik und Ekstase rituell reproduziert wird Uber die Grenzen der Synasthesie hinaus verzuckt das Publikum analog durch die tragische Aufgabe des Individuums Nietzsche nennt diese Versinnlichung des eigenen Selbstverstandnisses dionysische Weisheit Der Chor mit Musik Tanz Mimik und Gestik vertritt den Einbruch der Natur Nun erwirkt das mediale Gegenstuck die Wiedergewinnung der apollinischen Kultur Die Handlung und die Sprache einer dramatischen Inszenierung vergegenwartigen die Loslosung des dionysischen und apollinischen Zustandes Fur Nietzsche herrscht hier das Phanomen der Tragik 1 Kapitel 11 17 Bearbeiten Sokrates logischer Optimismus gekoppelt mit mythenschaffender Kompetenz und dem Untergang der Tragodie sowie den irrtumlich von Sokrates inspirierten Werken des Euripides bildet den Tenor dieser Kapitel Euripides Produktionen sind vernunftgeleitete nachahmungsorientierte und psychologisierte Funktionen asthetischer Sokratismus Verwendet wird die Theorie des kritisch historischen Geistes an Stelle der affektiven Teilnahme und Symbolen der Mystik der aufgrund der Distanzierungsleistungen markante Eigenschaften genommen werden In Europa so Nietzsche bestunde eine Veranderung der Kulturformen Die ursprungliche Symbolik asthetischen Bewusstseins weiche der geistorientierten Verdinglichung was einen Ruckgang ritueller Praxis zur Selbsterfahrung gegenuber dem neuen Schwerpunkt der Konfrontation mit Texten verursache alexandrinische Kanonisierung 1 Kapitel 18 25 Bearbeiten Die Kapitel 18 bis 25 behandeln die Verdrangung der kulturgeschichtlichen in die Gegenwartsdeutung Die Oper als Gegenstuck der alexandrinischen Kultur bildet eine Asthetik von Wort und Tonkunst die Nietzsche visionar in Wagners Tragodien und in mythischen Weisheiten wiederauferstanden sieht Die Kunst ist der unabdingbare Trost vor der Tragik die Kant und Schopenhauer mit ihren Leistungen im Gebiet der Vernunft und des Willens erarbeitet haben Naive Tonmalereien der deutschen Musik wie Bach und Beethoven sie in ihren Werken verwendeten werden in Wagners Opern uberwunden Buhnen Mythos die Verbildlichung symphonischer Gewalt sowie den Schutz vor ihr bringt die dionysische Musik als das Ureine des Willens wieder hervor Tristan und Isolde Musik und tragischer Mythos seien in gleicher Weise Ausdruck der dionysischen Befahigung eines Volkes und voneinander untrennbar In den Musikdramen Wagners sei dies verwirklicht und die wahre Kultur wiedergeboren als eine aus dem Griechentum entstandene neue deutsche Kultur 1 Glaube Niemand dass der deutsche Geist seine mythische Heimat auf ewig verloren habe wenn er so deutlich noch die Vogelstimmen versteht die von jener Heimat erzahlen Eines Tages wird er sich wach finden in aller Morgenfrische eines ungeheuren Schlafes dann wird er Drachen todten die tuckischen Zwerge vernichten und Brunnhilde erwecken und Wotan s Speer selbst wird seinen Weg nicht hemmen konnen 10 Der Niedergang dieser ursprunglichen Kultur sei von Sokrates und Euripides eingeleitet worden Sie hatten durch intellektuelle Kultivierung der Tragodien die Weichen zu einer aufklarerischen rationalen Philosophie gestellt und seien Vorreiter des Wissenschaftsmenschen und somit zu Totengrabern der alten Kunste geworden 1 Es sei die dionysische Musik die erschutternde Gewalt des Tones der einheitliche Strom des Melos und die unvergleichliche Welt der Harmonie durch die der Mensch zur hochsten Steigerung seiner Fahigkeiten gereizt wird so dass zuvor Nieempfundenes sich zur Ausserung drangt Aus den rituellen Chortanzen und Kultliedern seien die Dithyramben und Tragodien entstanden erlautert Nietzsche und schlussfolgert dass somit auch die Musik ihren Ursprung in den griechischen Tragodien habe oder umgekehrt In Anlehnung an Schopenhauer bezeichnet er die Musik als den metaphysischen Ausdruck zum Willen zum Leben und den eigentlichen Nahrboden auf dem nicht nur die Tragodien wuchsen sondern die gesamte griechische Kultur 1 Wirkungsgeschichte BearbeitenMit der Geburt der Tragodie brach Nietzsche mit traditionellen altphilologischen Vorstellungen Seine philologischen Fachkollegen schwiegen das Buch zunachst tot Selbst Friedrich Ritschl der Nietzsche als Philologen vaterlich gefordert hatte sandte erst nach Nietzsches drangender Nachfrage einen Brief in dem er ihm seine grundsatzlichen Einwande mitteilte Im privaten Kreis ausserte er sich scharfer notierte in seinem Tagebuch Nietzsches Grossenwahnsinn und schrieb Wilhelm Vischer Bilfinger Es ist wundersam wie in Nietzsche geradezu zwei Seelen nebeneinander leben Einerseits die strengste Methode geschulter wissenschaftlicher Forschung anderseits diese phantastisch uberschwangliche ubergeistreich ins Unverstehbare uberschlagende Wagner Schopenhauerische Kunstmysterienreligionsschwarmerei Das Ende vom Liede ist freilich dass uns gegenseitig das Verstandnis fur einander fehlt er ist mir zu schwindelhaft hoch ich ihm zu raupenhaft erdenkriechend Ahnlich durften die meisten Philologen empfunden haben Der erste und einzige der die Schrift auch offentlich tadelte war der am Anfang seiner Karriere stehende Ulrich von Wilamowitz Moellendorff mit seiner im Mai 1872 erschienenen Streitschrift Zukunftsphilologie herr Nietzsche tritt ja nicht als wissenschaftlicher forscher auf auf dem wege der intuition erlangte weisheit wird teils im kanzleistil teils in einem raisonnement dargeboten welches dem journalisten nur zu verwandt ist eins aber fordere ich halte hr N wort ergreife er den thyrsos ziehe er von Indien nach Griechenland aber steige er herab vom katheder auf welchem er wissenschaft lehren soll sammle er tiger und panther zu seinen knieen aber nicht Deutschlands philologische jugend die in der askese selbstverlaugnender arbeit lernen soll uberall allein die wahrheit zu suchen Es ergab sich eine offentliche Kontroverse in der Erwin Rohde mit einer Gegenschrift Afterphilologie und Richard Wagner mit einem offenen Brief Nietzsche verteidigten Mit einer darauf folgenden Replik Wilamowitz Moellendorffs im Februar 1873 endete der Streit ohne Einigung In seinen Memoiren schrieb er viel spater dass seine Schrift zwar anmassend und knabenhaft gewesen sei er jedoch darin recht behalten habe dass Nietzsche nicht auf einen philologischen Lehrstuhl gehore sondern Prophet fur eine irreligiose Religion und eine unphilosophische Philosophie geworden sei Die wenigen wohl vom aufsehenerregenden Streit veranlassten Rezensionen der Geburt fielen durchweg kritisch aus Nietzsche verlor seine Reputation als Philologe was sich im Einbruch der Studentenzahl bei ihm niederschlug Fur die Philologie war er wissenschaftlich tot Dagegen wurde das Buch von einigen Kunstlern positiv aufgenommen Richard und Cosima Wagner waren begeistert ebenso Hans von Bulow und mit einigen Vorbehalten Franz Liszt In Kunstler und Intellektuellenkreisen hatte Nietzsches Schrift zunehmend Erfolg Bald verselbststandigten sich allerdings die Begriffe apollinisch und dionysisch und wurden gebraucht wie klassizistisch und expressionistisch Damit ging der Wechselbezug zwischen den beiden Trieben verloren der Nietzsche so wichtig war Rolf Hochhuth wirft Nietzsches Darstellung vor Wagners Projekt zuliebe die Rolle der Musik bei der Entstehung der antiken Tragodie uberbetont und die Rolle der Tagespolitik trotz besseren Wissens ubersehen zu haben wie sie etwa im Fall von Milet des Phrynichos oder in den Persern des Aischylos deutlich dominiert 11 Ausgaben BearbeitenFriedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik Fritzsch Leipzig 1872 Originalausgabe Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Friedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie Oder Griechentum und Pessimismus Hammer Verlag Leipzig 1886 Friedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie B 1 Rauman Verlag Leipzig 1906 Kommentare BearbeitenJochen Schmidt Kommentar zu Nietzsches Die Geburt der Tragodie Heidelberger Akademie der Wissenschaften Hrsg Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken Band 1 1 Berlin Boston Walter de Gruyter 2012 Auszug online Barbara von Reibnitz Ein Kommentar zu Friedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik Kap 1 12 Metzler Stuttgart 1992 ISBN 3 476 00832 0 Gilt als herausragender Kommentar bespricht aber nur die erste Halfte des Werks Michael S Silk Joseph P Stern Nietzsche on tragedy Cambridge University Press Cambridge 1984 online Literatur BearbeitenDieter Borchmeyer Jorg Salaquarda Nietzsche und Wagner Stationen einer epochalen Begegnung Frankfurt 1994 William Musgrave Calder III The Wilamowitz Nietzsche struggle new documents and a reappraisal In Nietzsche Studien 12 1983 S 214 254 Christian Einsiedel Nietzsches Geburt der Tragodie Eine zeitgemasse Betrachtung Grin Munchen 2002 ISBN 3 638 13640 X Enrico Muller Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik In Heinz Ludwig Arnold Hrsg Kindlers Literatur Lexikon Band 12 3 vollig neu bearbeitete Auflage J B Metzler Stuttgart Weimar 2009 ISBN 978 3 476 04000 8 S 103 105 Karlfried Grunder Hrsg Der Streit um Nietzsches Geburt der Tragodie Die Schriften von E Rohde R Wagner U v Wilamowitz Mollendorff Olms Hildesheim 1969 Nachdruck 1989 ISBN 3 487 02599 X Zusammenstellung der genannten Schriften Robert Maschka Wagner Tristan und Isolde Henschel Leipzig 2013 ISBN 978 3 89487 924 2 James I Porter The Invention of Dionysus An Essay on The Birth of Tragedy Stanford 2000 ISBN 0 8047 3699 5 James I Porter Nietzsche and the Philology of the Future Stanford 2000 ISBN 0 8047 3667 7 Wiebrecht Ries Nietzsche fur Anfanger Die Geburt der Tragodie Eine Lese Einfuhrung dtv Munchen 1999 ISBN 3 423 30637 8 Gherardo Ugolini Guida alla lettura della Nascita della tragedia di Nietzsche Editori Laterza Rom Bari 2007 ISBN 978 88 4208 184 5 Claus Zittel Dem unheimlichen Bilde des Mahrchens gleich Uberlegungen zu einer poetologischen Schlusselstelle in Nietzsches Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik In Orbis Litterarum 2014 69 1 S 57 78 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p Enrico Muller Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik In Heinz Ludwig Arnold Hrsg Kindlers Literatur Lexikon Band 12 3 vollig neu bearbeitete Auflage J B Metzler Stuttgart Weimar 2009 ISBN 978 3 476 04000 8 S 103 105 Friedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie B 1 Raumann Verlag Leipzig 1906 Maschka S 105 Friedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie Oder Griechentum und Pessimismus Hammer Verlag Leipzig 1878 1872 1874 S 2 Z 4 14 Friedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie Oder Griechentum und Pessimismus Hammer Verlag Leipzig 1878 1872 1874 S 5 Z 95f Friedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie Oder Griechentum und Pessimismus Hammer Verlag Leipzig 1878 1872 1874 S 1 Z 85 92 Friedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie Oder Griechentum und Pessimismus Hammer Verlag Leipzig 1878 1872 1874 S 4 Z 15 Friedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie Oder Griechentum und Pessimismus Hammer Verlag Leipzig 1878 1872 1874 S 1 Z 6 13 Friedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie Oder Griechentum und Pessimismus Hammer Verlag Leipzig 1878 1872 1874 S 15 Z 61 67 Friedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie Oder Griechentum und Pessimismus Hammer Verlag Leipzig 1878 1872 1874 S 24 Z 75f Rolf Hochhuth Der Geburt der Tragodie aus dem Krieg Frankfurter Poetikvorlesungen edition suhrkamp 2105 Frankfurt 2001 S 12 20 Weblinks BearbeitenDie Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik im Project Gutenberg Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik bei Zeno org Literatur zur Geburt der Tragodie Verzeichnis der Weimarer Nietzsche Bibliographie Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik Aus der digitalen zitierfahigen und kritischen Ausgabe des Gesamtwerks von Nietzsche veroffentlicht von Nietzsche Source Friedrich Nietzsche Digitale Kritische Gesamtausgabe Werke und Briefe auf der Grundlage des kritischen Textes von G Colli und M Montinari herausgegeben von Paolo D Iorio VFriedrich NietzscheWerke Die Geburt des tragischen Gedankens Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik Uber das Pathos der Wahrheit Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen Uber Wahrheit und Luge im aussermoralischen Sinne Unzeitgemasse Betrachtungen Vom Nutzen und Nachteil der Historie fur das 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