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Oper und Drama ist die umfangreichste und bedeutendste kunsttheoretische Schrift Richard Wagners die er von September 1850 bis Februar 1851 im Zurcher Exil schrieb und seinem Freund Theodor Uhlig widmete Spater veroffentlichte er diese umfangreiche Schrift in den Banden drei und vier seiner gesammelten Schriften nachdem er Auszuge davon bereits 1850 in Adolph Kolatscheks Deutschen Monatsschrift hatte publizieren lassen Richard Strauss nannte es das Buch aller Bucher uber Musik 1 Titelseite des Erstdrucks Inhaltsverzeichnis 1 Wagners Intention 2 Tonmalerei und Leitmotive 3 Einzelnachweise 4 QuellenWagners Intention BearbeitenIn seinen Schriften Die Kunst und die Revolution sowie Das Kunstwerk der Zukunft hatte sich Wagner bereits uber den Zerfall der Kunst beklagt und versucht Wege zu einer idealen Kunstform aufzuzeigen zu einem alle Kunste umfassenden Gesamtkunstwerk Eine zentrale Rolle sollte dabei die Verschmelzung von Drama und Musik zum Musikdrama einnehmen Wagner unterteilt sein Buch in drei Teile Die Oper und das Wesen der Musik Das Schauspiel und das Wesen der dramatischen Dichtkunst Dichtkunst und Tonkunst im Drama der ZukunftWagner erklart in den ersten Teilen den Unterschied zwischen Wort und Tondichtung und definiert die Musik als die vollkommenste Form menschlicher Sprache als Kronung der Dichtung Die Wissenschaft habe uns den Organismus der Sprache aufgedeckt aber was sie uns zeigte war ein abgestorbener Organismus den nur die hochste Dichternot wieder zu beleben vermag und zwar dadurch dass sie die Wunden die das anatomische Seziermesser schnitt dem Leibe der Sprache wieder schliesst und ihm den Atem einhaucht der ihn zur Selbstbewegung beseele Dieser Atem aber ist die Musik Wahrend Gluck und Mozart als positive Beispiele von Opernkomponisten dargestellt werden stellt Wagner die Opern Webers als den beginnenden Niedergang der Gattung dar und wendet sich schliesslich kritisch gegen Rossini und vor allem gegen Meyerbeer Das Geheimnis der Meyerbeerschen Opernmusik ist der Effekt und beschreibt diesen Begriff als Wirkung ohne Ursache Der Dichterkomponist verdeutlicht im Weiteren die besondere Wirkung von Stabreimen und von harmonischer Modulation mit ur verwandten Tonen um somit grosste Gefuhlsempfindungen ausdrucken zu konnen Er beschreibt das handwerkliche Vorgehen um bestimmte Tone und Tonarten zu finden Insofern hat Wagner in der Tat als Tonsetzer eine neue Methode entwickelt um grosstmogliche Wirkung auf menschliche Gefuhle zu erreichen Er ist der erste Komponist der sich fast wissenschaftlich mit der Wirkung von Musik auseinandersetzt ahnlich wie der Berliner Physiker Hermann von Helmholtz der sich fast zur gleichen Zeit mit der physiologischen Funktion von Musik beschaftigte und die Lehre von den Tonempfindungen als die physiologische Grundlage von Musik veroffentlichte 2 Tonmalerei und Leitmotive BearbeitenDie Musik bzw Harmonie als das Weibliche sei das gebarende Element das die dichterische Absicht nur als zeugenden Samen aufnimmt schreibt Wagner und weiter philosophiert er uber das optimale Funktionieren eines Orchesters zur Vermittlung von Musik und erfindet den Begriff der Tonmalerei Erstmals versucht ein Komponist die Wirkung von Musik wie am Reissbrett zu planen Musik zu nutzen um in einer Ruhephase der dramatischen Handlung Spannungen aufzubauen um somit im Horer Erwartungen und Verlangen zu wecken und zu steigern Die Musik musse mehr das Gefuhl als den Verstand des Aufnehmenden ansprechen Er kommt dann zu melodischen Momenten die als Gefuhlswegweiser wichtige Bausteine des Dramas sind so dass wir uns der Ahnung erinnern und uns die Erinnerung ahnen lasst Wagner verdeutlicht hier seine Leitmotivtechnik die er dann im Ring des Nibelungen den er wenig spater begann als unendliche Melodie so phanomenal zu Transportbandern der Handlung benutzen sollte Der Tondichter Wagner argumentiert abschliessend dass ein wirkungsvolles Drama nur aus vertonter Dichtung entstehen kann und Dichter und Musiker sich so abstimmen mussen dass ein vollkommener musikalischer Ausdruck verwirklicht wird Was nicht Wert ist gesungen zu werden ist auch nicht der Dichtung wert behauptet er folgerichtig In einem Ausblick schlagt Wagner dann den Bogen zur revolutionaren Veranderung der Kunstlandschaft Wo nun der Staatsmann verzweifelt der Politiker die Hande sinken lasst der Sozialist mit fruchtlosen Systemen sich plagt ja selbst der Philosoph nur noch deuten aber nicht vorausverkunden kann da ist es der Kunstler der mit klarem Auge Gestalten ersehen kann wie sie der Sehnsucht sich zeigen die nach dem einzig Wahren dem Menschen verlangt Der Kunstler vermag es eine noch ungestaltete Welt im Voraus gestaltet zu sehen Aber sein Genuss ist Mitteilung so findet er auch die Herzen ja die Sinne denen er sich mitteilen kann Der Erzeuger des Kunstwerkes der Zukunft ist niemand anderes als der Kunstler der Gegenwart der das Leben der Zukunft ahnt und in ihm enthalten zu sein sich sehnt Wer diese Sehnsucht aus seinem eigensten Vermogen in sich nahrt der lebt schon jetzt in einem besseren Leben nur einer aber kann dies der Kunstler 3 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Roland Tenschert Richard Wagner im Urteil von Richard Strauss Aus Briefen und mundlichen Ausserungen des Meisters In Schweizerische Musikzeitung 94 1954 S 328 Hermann v Helmholtz Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage fur die Theorie der Musik Braunschweig 1863 Richard Wagner Oper und Drama hrsg v Klaus Kropfinger Stuttgart 1984 Quellen BearbeitenRichard Wagner Oper und Drama Leipzig Weber 1852 auch Stuttgart Reclam 1984 ISBN 3 15 008207 2 Richard Wagner Samtliche Schriften und Dichtungen Leipzig 1911 Sven Friedrich Richard Wagner Werke Schriften und Briefe Digitale Bibliothek Berlin 2004 Normdaten Werk GND 7730801 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oper und Drama amp oldid 223602319