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Jenseits von Gut und Bose Vorspiel einer Philosophie der Zukunft ist ein Werk Friedrich Nietzsches das im Jahr 1886 erschien und auf eine Kritik uberkommener Moralvorstellungen zielt Erstausgabe des Werkes von 1886Das Werk bildet den Ubergang von Nietzsches mittlerer eher dichterisch positiv gepragten Schaffensperiode zu seinem von philosophischem Denken dominierten spateren Werk Dies kommt auch im Untertitel des Werks Vorspiel einer Philosophie der Zukunft zum Ausdruck 1 Jenseits von Gut und Bose war das Denken in der prahistorischen Zeit in der Handlungen nach ihrer Wirkung beurteilt wurden Die Moral kam erst als man Handlungen nach ihrer Absicht beurteilte Nietzsches Forderung war wieder zu der Perspektive der vormoralischen Zeit zuruckzukehren Er suchte eine Moral jenseits bestehender Normen und Werte die nicht an die historische von der Religion beeinflusste Tradition gebunden ist Sein Gegenentwurf ist eine neuartige Philosophie der Immoralitat die an die jeweiligen Perspektiven des Menschen gebunden ist JGB 32 2 Diese verband er mit dem Konzept des Willens zur Macht der fur den Menschen und die ganze Natur das bestimmende Prinzip sei Zugleich ubte Nietzsche eine grundlegende Kritik an der Gesellschaft seiner Zeit aus der heraus er eine Umwertung aller Werte forderte die sich am Willen zur Macht und einem vornehmen Leben orientiert Das heute in der Nietzsche Forschung ubliche Sigel des Buches ist JGB Inhaltsverzeichnis 1 Einordnung in Nietzsches Schriften 2 Entstehung des Werkes 3 Aufbau des Werkes 4 Einzelne Themen 4 1 Perspektivismus 4 2 Wahrheit 4 3 Wille zur Macht 4 4 Religion 4 5 Zwischenspiel 4 6 Moralkritik 4 7 Europa und die Juden 4 8 Elitedenken 4 9 Vornehme Moral 5 Rezeption 6 Literatur 6 1 Ausgaben 6 2 Sekundarliteratur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEinordnung in Nietzsches Schriften Bearbeiten nbsp Friedrich Nietzsche um 1885Nach Giorgio Colli werden in Jenseits von Gut und Bose zentrale Themen aus der Zeit von Menschliches Allzumenschliches bis zur Frohlichen Wissenschaft vor allem in Hinblick auf die Moralphilosophie wieder aufgenommen und verarbeitet 3 Mazzino Montinari unterteilte das Schaffen Nietzsches in drei Phasen von denen die erste den Zeitraum bis vor den Zarathustra 1882 umfasst die mittlere den Zarathustra selbst ausmacht und die Spatphase alle Werke danach ab 1886 4 Danach ware Jenseits von Gut und Bose das erste Werk der Spatphase das in der Genealogie der Moral eine Wiederaufnahme und Verstarkung der wichtigsten Themen erfuhr In Ecce Homo nahm Nietzsche selbst eine Einteilung seiner philosophischen Schriften vor Er unterschied vier Gruppen Als Schriften der Krisis bezeichnete er seine fruhen Schriften Geburt der Tragodie 1872 Unzeitgemasse Betrachtungen 1873 1876 und Menschliches Allzumenschliches 1878 1880 KSA 6 EH 323 Es folgen drei jasagende Bucher mit Morgenrote 1881 Frohliche Wissenschaft 1882 1887 und als Hohepunkt Zarathustra 1883 1885 KSA 6 EH 330 333 und 343 Hieran schliessen sich drei neinsagende Bucher an von denen Jenseits von Gut und Bose das erste ist Es folgten Genealogie der Moral 1887 sowie die Gotzen Dammerung 1889 Der Nietzsche des Spatwerks fuhrte in diesen Schriften einen grossen Krieg gegen die herkommliche Moral die es ihm zu uberwinden galt EH 351 Seine spaten Schriften fasste er schliesslich unter Umwerthung zusammen KSA 6 EH 355 Zu den neinsagenden Buchern bemerkte er Nachdem der jasagende Theil meiner Aufgabe gelost war kam die neinsagende n e i n t h u e n d e Halfte derselben an die Reihe die Umwerthung der bisherigen Werthe selbst der grosse Krieg die Heraufbeschworung eines Tags der Entscheidung KSA 6 EH 355 Zu Jenseits von Gut und Bose unmittelbar fuhrte Nietzsche aus Dies Buch 1886 ist in allem Wesentlichen eine K r i t i k d e r M o d e r n i t a t die modernen Wissenschaften die modernen Kunste selbst die moderne Politik nicht ausgeschlossen nebst Fingerzeigen zu einem Gegensatz Typus der so wenig modern als moglich ist einem vornehmen einem jasagenden Typus Im letzteren Sinne ist das Buch eine S c h u l e d e s g e n t i l h o m m e der Begriff geistiger u n d r a d i k a l e r genommen als er je genommen worden ist Man muss Muth im Leibe haben ihn auch nur auszuhalten man muss das Furchten nicht gelernt haben KSA 6 EH 350 Jenseits von Gut und Bose ist eine philosophische Untermauerung und Fortentwicklung der im Zarathustra dichterisch entwickelten Gedanken 5 Die Aufgabe die Nietzsche sich gestellt hat ist es die Werte der Massendemokratie fur die die beruhmte Objektivitat der Aufklarung und das Mitgefuhl mit allem Leidenden des Christentums verantwortlich sind aufzuheben und in einer Umwertung aller Werte neu zu bestimmen KSA 6 EH 351 Der gentil homme der vornehme Mensch im Sinne des aristokratischen Ubermenschen soll aus dem Werk lernen und den Mut aufbringen sich nach den neuen Einsichten zu richten und das Gegenmodell einer vornehmen Moral verwirklichen Nietzsche verband mit Jenseits von Gut und Bose eine Botschaft so dass dieses Buch nicht so kunstlerisch geformt ist wie der Zarathustra sondern so dass die Botschaft moglichst drastisch und uberzeugend heruberkommt Hierzu gehort auch dass es gemessen an einer vollstandigen Diskussion seines Themas Weglassungen enthalt Nietzsche versteckte zum Teil die Wahrheit und bringt sie nur in Anspielungen durch das Aufwerfen von Gegensatzen zum Ausdruck 6 Man wird in allen Stucken vor Allem auch in der Form eine gleiche w i l l k u r l i c h e Abkehr von den Instinkten finden aus denen ein Zarathustra moglich wurde Das Raffinement in Form in Absicht in der Kunst des S c h w e i g e n s ist im Vordergrunde die Psychologie wird mit eingestandlicher Harte und Grausamkeit gehandhabt das Buch entbehrt jedes gutmuthigen Worts KSA 6 EH 351 Entstehung des Werkes Bearbeiten nbsp Ankundigung von Der Wille zur Macht auf der Ruckseite der Erstauflage von Jenseits von Gut und Bose 1886 Jenseits von Gut und Bose war bereits der Titel einer Sentenzen Sammlung Nietzsches aus dem Jahr 1882 aus der er auch Inhalte in sein Buch ubernahm In Die frohliche Wissenschaft wo Nietzsche mit Jenseits von Gut und Bose die Perspektive der Moralkritik von ausserhalb der Moral ansprach FW 380 findet sich am Ende in den Liedern des Prinzen Vogelfrei folgendes Gedicht Sils Maria Hier sass ich wartend wartend doch auf Nichts Jenseits von Gut und Bose bald des Lichts Geniessend bald des Schattens ganz nur Spiel Ganz See ganz Mittag ganz Zeit ohne Ziel Da plotzlich Freundin wurde Eins zu Zwei Und Zarathustra gieng an mir vorbei dd Jenseits von Gut und Bose ist hier eine Beschreibung eines Zustandes der vollig unabhangig von Wertungen auf die Ursprunglichkeit des Lebens und eine unmittelbare Verbundenheit des Menschen zur Natur verweist Am Ende von Jenseits von Gut und Bose im Nachgesang ist erneut ein dichterischer Hinweis auf den Zarathustra enthalten Nun feiern wir vereinten Siegs gewiss das Fest der Feste Freund Zarathustra kam der Gast der Gaste Nun lacht die Welt der grause Vorhang riss Die Hochzeit kam fur Licht und Finsternis dd Nietzsche kann sich stolz zurucklehnen und feiern Er hat durch die Kritik an der traditionellen Philosophie der Wissenschaft Religion und Moral gezeigt dass die richtigen Werte in einer vornehmen Moral im Leben losgelost von allen kulturellen Verformungen zu finden ist Die frohliche Wissenschaft und Jenseits von Gut und Bose umrahmen den Zarathustra Wahrend der Arbeiten am Zarathustra hatte Nietzsche erwogen den Titel fur ein Kapitel des dritten oder des vierten Teils zu verwenden 7 Zunachst hatte Nietzsche uberlegt nach dem Zarathustra eine Fortsetzung zu Menschliches Allzumenschliches zu verfassen Doch dann entschloss er sich zu einem neuen eigenstandigen Werk 8 Die Vorarbeiten begannen im Jahr 1885 also parallel zum Zarathustra Dabei griff Nietzsche auf Materialien zu die bis 1881 zuruckreichten 9 und teilweise solche die er beim Zarathustra nicht verwendet hatte Viele der Themen wie die Wahrheit Rolle der Wissenschaften oder der Psychologie finden sich bereits in Frohliche Wissenschaft Nach Walter Kaufmann haben die drei Werke vor Zarathustra noch stark experimentellen Charakter wohingegen Nietzsche danach langere Aphorismen verfasste die eher philosophischen Hypothesen gleichkommen 10 Im Zarathustra taucht Jenseits von Gut und Bose als Begriff ebenfalls auf wo in Das andere Tanzlied das Leben zu Zarathustra spricht Wir sind Beide zwei rechte Thunichtgute und Thunichtbose Beide stehen ausserhalb der Moral und im Jenseits von Gut und Bose KSA 4 Za 284 Im Nachgang bezeichnete Nietzsche sein Jenseits von Gut und Bose als eine Art Glossarium zum Zarathustra von dem er hoffte dass er in Verbindung mit der neuen Schrift mehr Aufmerksamkeit erhalten konne 11 Die Reinschrift und das Druckmanuskript erstellte Nietzsche im Winter 1885 86 wahrend eines Aufenthaltes in Nizza 12 In einem Brief an Peter Gast vom 27 Marz 1886 schrieb Nietzsche Diesen Winter habe ich dazu genutzt etwas zu schreiben das Schwierigkeiten in Fulle hat so dass mein Muth es herauszugeben hier und da wackelt und zittert 13 Erschienen ist das Buch das Nietzsche aus Mangel an anderen Moglichkeiten wie schon andere Schriften zuvor selbst finanzierte schliesslich im August 1886 im Verlag von C G Naumann Leipzig Auf der Ruckseite des Umschlags enthielt es die Ankundigung In Vorbereitung Der Wille zur Macht Ein Versuch in einer Umwertung aller Werte 14 Aufbau des Werkes BearbeitenDas Werk ist in Aphorismen unterschiedlicher Lange formuliert und wie folgt gegliedert Vorrede Erstes Hauptstuck Von den Vorurtheilen der Philosophen 1 23 Zweites Hauptstuck Der freie Geist 24 44 Drittes Hauptstuck Das religiose Wesen 45 62 Viertes Hauptstuck Spruche und Zwischenspiele 63 185 Funftes Hauptstuck Zur Naturgeschichte der Moral 186 203 Sechstes Hauptstuck Wir Gelehrten 204 213 Siebentes Hauptstuck Unsere Tugenden 214 239 Achtes Hauptstuck Volker und Vaterlander 240 256 Neuntes Hauptstuck was ist vornehm 257 296 Aus hohen Bergen NachgesangDie Hauptstucke eins bis drei bilden einen Zusammenhang der sich mit Philosophie und Religion befasst Nach dem Zwischenspiel im vierten Hauptstuck ergibt sich ein zweiter Block der vorrangig Moral und Politik zum Thema hat Der Zusammenhang der ersten drei Hauptstucke ist eine dialektische Entwicklung Zunachst wendete Nietzsche sich gegen die Dogmatik der Philosophie Dieser stellt er die Idee des Willens zur Macht gegenuber Schliesslich lost er den Konflikt auf in einem Streben das sich starkmacht fur das Ideal des ubermuthigsten lebendigsten und weltbejahendsten Menschen der sich nicht nur mit dem was war und ist abgefunden und vertragen gelernt hat sondern es so wie es war und ist wieder haben will JGB 56 Das neunte Hauptstuck bildet den Abschluss und bezieht sich sowohl auf den zweiten Block als auch auf das Gesamtwerk Die Vorrede wirft ein Schlaglicht auf die Zielsetzung der Schrift Es gilt der Uberwindung des Dogmatismus durch den Perspektivismus freier Geister der sich gegen historischen Aberglauben Verwirrungen der Sprache und die Verfuhrungen des Subjektglaubens wendet Ernstlich geredet es giebt gute Grunde zu der Hoffnung dass alles Dogmatisiren in der Philosophie so feierlich so end und letztgultig es sich auch gebardet hat doch nur eine edle Kinderei und Anfangerei gewesen sein moge Es hiess allerdings die Wahrheit auf den Kopf stellen und das P e r s p e k t i v i s c h e die Grundbedingung alles Lebens selber verleugnen so vom Geiste und vom Guten zu reden wie Plato gethan hat Aber wir die wir weder Jesuiten noch Demokraten noch selbst Deutsche genug sind wir guten Europaer und freien sehr freien Geister wir haben sie noch die ganze Noth des Geistes und die ganze Spannung seines Bogens Und vielleicht auch den Pfeil die Aufgabe wer weiss das Ziel Einzelne Themen BearbeitenPerspektivismus Bearbeiten Nietzsche betont dass es eine der Grundeigenschaften des Menschen sei sein Leben nach seinen individuellen Anspruchen und Bedurfnissen zu organisieren Aus der Natur konne dies nicht abgeleitet werden Diese sei gegenuber den menschlichen Bedurfnissen und Wunschen neutral Der Mensch sei daher genotigt einen eigenen Massstab zu schaffen durch den erst eine Bewertung entstehe Das Perspektivische sei eine Grundbedingung des Lebens JGB Einleitung weshalb man nicht den Geist oder das Gute absolut setzen konne wie Platon Darum musse alle Philosophie vom Menschen ausgehen In diesem Sinne ist Nietzsche ein Vorlaufer der Lebensphilosophie Aufgrund dieser These wird Nietzsches Philosophie auch als Perspektivismus bezeichnet Zum Wesen des Menschen gehore nicht die Indifferenz sondern die Differenz Hiermit gab Nietzsche ein wichtiges Stichwort fur den franzosischen Poststrukturalismus Gemass der Natur wollt ihr l e b e n Oh ihr edlen Stoiker welche Betrugerei der Worte Denkt euch ein Wesen wie es die Natur ist verschwenderisch ohne Maass gleichgultig ohne Maass ohne Absichten und Rucksichten ohne Erbarmen und Gerechtigkeit fruchtbar und ode und ungewiss zugleich denkt euch die Indifferenz selbst als Macht wie k o n n t e t ihr gemass dieser Indifferenz leben Leben ist das nicht gerade ein Anders sein wollen als diese Natur ist Ist Leben nicht Abschatzen Vorziehn Ungerechtsein Begrenzt sein Different sein wollen JGB 9 Perspektivismus bedeutet dass die Realitat fur den Menschen subjektiv ist so wie ihm die Welt erscheint Er musse die Welt interpretieren Gesetzt dass auch dieses nur Interpretation ist und ihr werdet eifrig genug sein dies einzuwenden nun um so besser JGB 22 Nietzsche weist den Leser darauf hin dass er gerade auch nur eine Interpretation lese Dass die Welt perspektivisch zu sehen und die jeweilige Weltauffassung eine Interpretation sei zieht sich durch alle spaten Schriften Nietzsches 15 Damit bestehe aber auch die Moglichkeit dass die Welt nur eine Fiktion sei die eine Interpretation der Erfahrungen sei Wenn das so sei erubrige sich die Frage nach dem Urheber der Welt nach einem letzten Grund Entscheidend seien die Perspektive und die Differenz zu anderen Perspektiven Warum durfte die Welt d i e u n s etwas a n g e h t nicht eine Fiktion sein Und wer da fragt aber zur Fiktion gehort ein Urheber durfte dem nicht rund geantwortet werden Warum Gehort dieses Gehort nicht vielleicht mit zur Fiktion JGB 34 Wahrheit Bearbeiten Nietzsche stellt sich kritisch zu den Zielen der traditionellen Philosophie die mit ethischen Werten den Zugang zur wirklichen Lebenswelt des Menschen verstelle Es sind schone glitzernde klirrende festliche Worte Redlichkeit Liebe zur Wahrheit Liebe zur Weisheit Aufopferung fur die Erkenntniss Heroismus des Wahrhaftigen es ist Etwas daran das Einem den Stolz schwellen macht Aber wir Einsiedler und Murmelthiere wir haben uns langst in aller Heimlichkeit eines Einsiedler Gewissens uberredet dass auch dieser wurdige Wort Prunk zu dem alten Lugen Putz Plunder und Goldstaub der unbewussten menschlichen Eitelkeit gehort und dass auch unter solcher schmeichlerischen Farbe und Ubermalung der schreckliche Grundtext homo natura wieder heraus erkannt werden muss JGB 230 Fur Nietzsche haben auch die Unwahrheit die Illusionen oder das Inadaquate ihre Berechtigung wenn es dem Leben dienlich ist Mythos und Kunst in der Dichtung der Malerei und vor allem in der Musik wurden ebenso einen Schein wie die Metaphysik oder die Religion erzeugen Sie seien Ausdruck eines Perspektivismus des menschlichen Geistes und Ausgangspunkt fur Phantasie und Kreativitat Wenn man die traditionellen Werte in Frage stellte ergaben sich vollig andere Wertsetzungen als sie die Philosophie bisher gelehrt hat Der Wille zur Wahrheit der uns noch zu manchem Wagnisse verfuhren wird jene beruhmte Wahrhaftigkeit von der alle Philosophen bisher mit Ehrerbietung geredet haben was fur Fragen hat dieser Wille zur Wahrheit uns schon vorgelegt Welche wunderlichen schlimmen fragwurdigen Fragen Wir fragten nach dem Werthe dieses Willens Gesetzt wir wollen Wahrheit warum nicht lieber Unwahrheit Und Ungewissheit Selbst Unwissenheit JGB 1 Es gebe ausser der Wahrheit Einflusse auf das Leben die es nicht sinnvoll machten in jedem Fall die Wahrheit zu kennen und sei es nur dass ohne Wissen der Wahrheit das Leben angenehmer ist Wenn man sich dieses eingesteht musse man sich moglicherweise von den alten Werten losen Die Unwahrheit als Lebensbedingung zugestehn das heisst freilich auf eine gefahrliche Weise den gewohnten Werthgefuhlen Widerstand leisten und eine Philosophie die das wagt stellt sich damit allein schon jenseits von Gut und Bose JGB 4 Nietzsche kritisierte das naturwissenschaftliche Weltbild welches eng auf den Sensualismus begrenzt sei und damit die Wirklichkeit in ihrer Ganze nicht erfassen konne Die Reduktion aller Qualitaten auf Quantitaten ist Unsinn 16 Der Glaube an die Ingenieurskunst und an den Darwinismus erfulle moglicherweise die Anforderungen an ein praktisches Leben erreiche aber nicht die notwendige Tiefe Es dammert jetzt vielleicht in funf sechs Kopfen dass Physik auch nur eine Welt Auslegung und Zurechtlegung nach uns mit Verlaub gesagt und nicht eine Welt Erklarung ist aber insofern sie sich auf den Glauben an die Sinne stellt gilt sie als mehr und muss auf lange hinaus noch als mehr namlich als Erklarung gelten Umgekehrt genau im Widerstreben gegen die Sinnenfalligkeit bestand der Zauber der platonischen Denkweise welche eine vornehme Denkweise war vielleicht unter Menschen die sich sogar starkerer und anspruchsvollerer Sinne erfreuten als unsre Zeitgenossen sie haben aber welche einen hoheren Triumph darin zu finden wussten uber diese Sinne Herr zu bleiben JGB 14 Erkenntnistheoretisch setzte Nietzsche auf einen strikten Fallibilismus Auf welchen Standpunkt der Philosophie man sich heute auch stellen mag von jeder Stelle aus gesehn ist die I r r t h u m l i c h k e i t der Welt in der wir zu leben glauben das Sicherste und Festeste dessen unser Auge noch habhaft werden kann JGB 34 Die Welt die uns etwas angeht ist falsch d h ist kein Thatbestand sondern eine Ausdichtung und Rundung uber einer mageren Summe von Beobachtungen sie ist im Flusse als etwas Werdendes als eine sich immer neu verschiebende Falschheit die sich niemals der Wahrheit nahert denn es giebt keine Wahrheit 17 Fur Nietzsche sind alle ontologischen Aussagen Fiktionen Aus ihren Prinzipien wie der Kausalitat konne man keinen Zusammenhang zur Wirklichkeit herstellen Im An sich giebt es nichts von Causal Verbanden von Nothwendigkeit von psychologischer Unfreiheit da folgt nicht die Wirkung auf die Ursache das regiert kein Gesetz Wir sind es die allein die Ursachen das Nacheinander das Fur einander die Relativitat den Zwang die Zahl das Gesetz die Freiheit den Grund den Zweck erdichtet haben und wenn wir diese Zeichen Welt als an sich in die Dinge hineindichten hineinmischen so treiben wir es noch einmal wie wir es immer getrieben haben namlich mythologisch JGB 21 In seiner Philosophiekritik richtete sich Nietzsche gegen die Verfuhrung durch Worte und den Glauben an die Grammatik Die Sprache die nach dem Prinzip Subjekt und Pradikat aufgebaut sei fuhre zu einer ungerechtfertigten Verdinglichung der Welt Was sind Pradikate Wir haben Veranderungen an uns nicht als solche genommen sondern als ein An sich das uns fremd ist das wir nur wahrnehmen und wir haben sie nicht als ein Geschehen sondern als ein Sein gesetzt als Eigenschaft und ein Wesen hinzuerfunden an dem sie haften d h wir haben die Wirkung als Wirkendes angesetzt und das Wirkende als Seiendes Das Geschehen als Wirken anzusetzen und die Wirkung als Sein das ist der doppelte Irrthum oder Interpretation deren wir uns schuldig machen 18 Nietzsche pladierte stattdessen fur die Einsicht dass Wahrheit subjektiv ist und deshalb nur Stufen der Scheinbarkeit existieren JGB 34 Deshalb stellt sich die Frage welchen Wert die Wahrheit uberhaupt hat Wahrheit konne in deutlichem Widerspruch zu Nutzlichkeit stehen wahrend man auf der Grundlage eines Irrtums gegebenenfalls sehr gut leben konne Auch in der Sprache habe der Mensch die Neigung seine Umwelt so zu interpretieren wie es seinen Gewohnheiten und Erwartungen entspricht Dabei komme es ihm ublicherweise gar nicht darauf an Irrtumer zu vermeiden sondern darauf ob das Erfasste fur seine Zwecke nutzlich ist Wahrheit sei schon deshalb nicht moglich weil die Sprache unzulanglich fur eine angemessene Beschreibung der Wirklichkeit sei Jeder Satz in diesem Sinne sei unvollstandig und deshalb falsch Sprache habe einen instrumentellen Charakter und beinhalte eine perspektivische Weltsicht So wenig ein Leser heute die einzelnen Worte oder gar Silben einer Seite sammtlich abliest er nimmt vielmehr aus zwanzig Worten ungefahr funf nach Zufall heraus und errath den zu diesen funf Worten muthmaasslich zugehorigen Sinn eben so wenig sehen wir einen Baum genau und vollstandig in Hinsicht auf Blatter Zweige Farbe Gestalt es fallt uns so sehr viel leichter ein Ungefahr von Baum hin zu phantasiren Selbst inmitten der seltsamsten Erlebnisse machen wir es noch ebenso wir erdichten uns den grossten Theil des Erlebnisses und sind kaum dazu zu zwingen nicht als Erfinder irgend einem Vorgange zuzuschauen Dies Alles will sagen wir sind von Grund aus von Alters her an s Lugen gewohnt Oder um es tugendhafter und heuchlerischer kurz angenehmer auszudrucken man ist viel mehr Kunstler als man weiss JGB 192 Wille zur Macht Bearbeiten Die Basis zur Kritik an der herkommlichen Moralphilosophie ist Nietzsches Idee dass alles durch den Willen zur Macht erklarbar sei Der Wille zur Macht komme nicht nur im Menschen zum Ausdruck sondern liege als Prinzip der ganzen Welt zugrunde in modernerer Form z B von dem Soziologen Hartmut Rosa formuliert als Reichweitenerweiterung 19 bei Robert Ardrey auf die Territorialitat bezogen 20 21 Mit der These dass die mechanistische oder materielle Welt eine primitivere Form der Affekte sei JGB 36 kam Nietzsche der These Whiteheads nahe dass jedes Element der Welt sowohl einen physischen als auch einen geistigen Pol habe Materie und Geist also nicht zu trennen seien 22 Ohne den Willen zur Macht gebe es keine Vernunft und auch keine Wertschatzungen 23 Die gesammte Psychologie ist bisher an moralischen Vorurtheilen und Befurchtungen hangen geblieben sie hat sich nicht in die Tiefe gewagt Dieselbe als Morphologie und Entwicklungslehre des Willens zur Macht zu fassen wie ich sie fasse daran hat noch Niemand in seinen Gedanken selbst gestreift JGB 23 Im Nachlass heisst es kurz und bundig Unsre Triebe sind reduzierbar auf den Willen zur Macht 24 Triebe seien eine notwendige Bedingung des Lebens Die Ruckfuhrung der Entgegensetzung von Gut und Bose auf egoistische Triebe hatte Nietzsche mit seinem fruheren Freund Paul Ree diskutiert der diese Frage in seinem Werk Der Ursprung der moralischen Empfindungen 25 abgehandelt hatte Nietzsche war der Auffassung dass viele Theorien der Philosophie ihre richtige Erklarung durch eine sinnvolle Anwendung der Psychologie finden konnten Dies bedeute eine Losung von metaphysischen Vorstellungen und eine Hinwendung zu einer naturwissenschaftlichen Erklarung des Menschen Indem der neue Psycholog dem Aberglauben ein Ende bereitet der bisher um die Seelen Vorstellung mit einer fast tropischen Uppigkeit wucherte hat er sich freilich selbst gleichsam in eine neue Oede und ein neues Misstrauen hinaus gestossen JGB 12 Die als causa sui bei Spinoza oder durch das Noumenon bei Kant 26 begrundete Freiheit des Willens verglich Nietzsche mit einer mehr als Munchhausen schen Verwegenheit sich selbst aus dem Sumpf des Nichts an den Haaren in s Dasein zu ziehn JGB 21 Moral konne man nicht universell begrunden Verhalten und Einstellungen seien naturwissenschaftlich zu erklaren Die Physiologen sollten sich besinnen den Selbsterhaltungstrieb als kardinalen Trieb eines organischen Wesens anzusetzen Vor Allem will etwas Lebendiges seine Kraft auslassen Leben selbst ist Wille zur Macht die Selbsterhaltung ist nur eine der indirekten und haufigsten Folgen davon JGB 13 Wenn im Denken ein Ich gebildet wird die Vorstellung eines Subjekts so hat dies fur Nietzsche seinen Ursprung in der Grammatik JGB 54 Selbst wenn man das Subjekt wegdenkt und statt ich denke sagt es denkt wirke noch die Grammatik weiter die auf diesem Wege auch die Logiker in ihrem Denken beeintrachtige JGB 17 Das Ich sei nur als Wort eine Einheit JGB 19 Kurz studirt ihr Psychologen die Philosophie der Regel im Kampfe mit der Ausnahme da habt ihr ein Schauspiel gut genug fur Gotter und gottliche Boshaftigkeit Oder noch heutlicher treibt Vivisektion am guten Menschen am homo bonae voluntatis an euch JGB 218 Nietzsche betrachtete es als Aufgabe der Psychologen die von den Philosophen behaupteten Werte auf psychische Mechanismen zuruckzufuhren Gelingt dies konne diese Disziplin sogar wieder als Herrin der Wissenschaften anerkannt werde n JGB 23 Dabei muss man freilich die tolpelhafte Psychologie von Ehedem davon jagen welche von der Grausamkeit nur zu lehren wusste dass sie beim Anblicke fremden Leides entstunde es giebt einen reichlichen uberreichlichen Genuss auch am eignen Leiden am eignen Sich leiden machen und wo nur der Mensch zur Selbst Verleugnung im religiosen Sinne oder zur Selbstverstummelung wie bei Phoniziern und Asketen oder uberhaupt zur Entsinnlichung Entfleischung Zerknirschung zum puritanischen Busskrampfe zur Gewissens Vivisektion und zum Pascalischen sacrifizio dell intelletto das Opfer des Verstandes sich uberreden lasst da wird er heimlich durch seine Grausamkeit gelockt und vorwarts gedrangt durch jene gefahrlichen Schauder der gegen sich selbst gewendeten Grausamkeit JGB 229 Der Wille zur Macht als psychologische der Natur entstammende Antriebskraft der stets von innen kommende Impuls stehe Jenseits von Gut und Bose Er sei der Ursprung der Schaffenskraft die uber Selbsterhaltung und Selbstverliebtheit hinausgehe Der Wille zur Macht sei die Grundlage fur die Lehre von der Ableitbarkeit aller guten Triebe aus den schlimmen JGB 23 Mit dieser These nahm Nietzsche die Lehre von der Sublimierung Sigmund Freuds vorweg Grad und Art der Geschlechtlichkeit reicht bis in den letzten Gipfel seines Geistes hinauf JGB 75 Mit dem Konzept des Willens zur Macht kann man alle Lebensphanomene erschliessen Auch die Philosophie ist eine Form des geistigen Willens zur Macht JGB 9 Er diskutierte das Verhaltnis von Willen und Kausalitat und entwarf die Hypothese dass uberall wo Wirkungen anerkannt werden Wille auf Wille wirkt und ob nicht alles mechanische Geschehen insofern eine Kraft darin thatig wird eben Willenskraft Willens Wirkung ist Die Welt von innen gesehen die Welt auf ihren intelligiblen Charakter hin bestimmt und bezeichnet sie ware eben Wille zur Macht und nichts ausserdem JGB 36 Dass Nietzsche den Willen zur Macht als kosmologisches Prinzip denkt ergibt sich aus einer Stelle im Nachlass des Jahres 1885 27 Und wisst ihr auch was mit die Welt ist Soll ich sie euch in meinem Spiegel zeigen Diese Welt ein Ungeheuer von Kraft ohne Anfang ohne Ende eine feste eherne Grosse von Kraft als Spiel von Kraften und Kraftwellen zugleich Eins und Vieles hier sich haufend und zugleich dort sich mindernd ein Meer in sich selber sturmender und fluthender Krafte ewig sich wandelnd ewig zurucklaufend Diese Welt ist der Wille zur Macht 28 Diese Stelle erinnert stark an die Prozessphilosophie die Alfred North Whitehead in Prozess und Realitat dargelegt hat bis hin zur Metapher des fliessenden Wassers Auch bei Nietzsche ist eine nicht substanzialistische Interdependenz zwischen allen Elementen der Welt zu sehen Der Wille zur Macht schliesst ein dass immer eine Entgegensetzung verschiedener Machte erfolgt 29 Die unabanderliche Aufeinanderfolge gewisser Erscheinungen beweist kein Gesetz sondern ein Machtverhaltniss zwischen 2 oder mehreren Kraften 30 Macht als Ordnungskategorie der Welt konne nur bestehen wenn es standige Wechselbeziehungen zwischen den betroffenen Entitaten gebe 31 Whiteheads oberste Kategorie vergleichbar dem Willen zur Macht ist die Kreativitat die als Streben der Welt zugrunde liegt und als ein pulsierendes Werden zwischen Einheit und Vielheit beschrieben wird Nietzsche verband den Willen zur Macht gedacht als Prozess mit dem Konzept der Interpretation Man darf nicht fragen wer interpretiert denn sondern das Interpretieren selbst als eine Form des Willens zur Macht hat Dasein aber nicht als ein Sein sondern als ein Prozess ein Werden als ein Affekt 32 Religion Bearbeiten Die Frage nach dem Tod Gottes 33 diskutierte Nietzsche in Jenseits von Gut und Bose nicht mehr sondern ging von dieser Tatsache aus Gott sei eine Fiktion wie alle absoluten Ideen eine religiose Neurose JGB 47 Nietzsche prognostizierte die Moglichkeit dass die Begriffe Gott und Sunde zukunftig keine grossere Bedeutung haben wurden als Kinder Spielzeug und Kinder Schmerz JGB 57 Bereits in der Vorrede stellte Nietzsche fest Christenthum ist Platonismus fur s Volk Religion habe die Funktion ein Weltbild zu erzeugen mit dem die breite Masse gefuhrt und reguliert werden konne Das Christentum erzeuge eine Moral des gemeinsamen Mitleidens JGB 202 Wegen unzureichender Bildung sei die Disziplinierung der Massen einfacher uber Religion zu erreichen als uber philosophische Theorien Der Mensch als noch nicht festgestelltes Thier konne zu sich selbst Stellung nehmen und seine eigene Zukunft entwerfen Der wesentliche Hemmschuh dabei sei die Religion JGB 62 Der christliche Glaube ist von Anbeginn Opferung Opferung aller Freiheit alles Stolzes aller Selbstgewissheit des Geistes zugleich Verknechtung und Selbst Verhohnung Selbst Verstummelung JGB 46 Die Religion habe vor allem die Funktion des Machterhalts Dies habe die Kirche uber eine lange Geschichte bewiesen allerdings um den Preis dass sie an der Verschlechterung der europaischen Rasse gearbeitet und aus dem Menschen eine sublime Missgeburt gemacht habe JGB 62 Die Art mit der im Ganzen bisher die Ehrfurcht vor der Bibel in Europa aufrechterhalten wird ist vielleicht das beste Stuck Zucht und Verfeinerung der Sitte das Europa dem Christenthume verdankt solche Bucher der Tiefe und der letzten Bedeutsamkeit brauchen zu ihrem Schutz eine von Aussen kommende Tyrannei von Autoritat um jene Jahrtausende von Dauer zu gewinnen welche nothig sind sie auszuschopfen und auszurathen JGB 263 Wenn man sich von den Blendungen der Religion frei mache konne man einen ganz anderen positiven Blick auf die Welt erlangen Wer gleich mir mit irgend einer rathselhaften Begierde sich lange darum bemuht hat den Pessimismus in die Tiefe zu denken und aus der halb christlichen halb deutschen Enge und Einfalt zu erlosen mit der er sich diesem Jahrhundert zuletzt dargestellt hat namlich in Gestalt der Schopenhauerischen Philosophie wer wirklich einmal mit einem asiatischen und uberasiatischen Auge in die weltverneinendste aller moglichen Denkweisen hinein und hinunter geblickt hat jenseits von Gut und Bose und nicht mehr wie Buddha und Schopenhauer im Bann und Wahne der Moral der hat vielleicht ebendamit ohne dass er es eigentlich wollte sich die Augen fur das umgekehrte Ideal aufgemacht fur das Ideal des ubermuthigsten lebendigsten und weltbejahendsten Menschen JGB 56 Nietzsche empfahl jedoch keine Abschaffung der Religion sondern diese als Instrument als Zuchtungs und Erziehungsmittel in der Hand des Philosophen JGB 62 weiter zu benutzen Religionen wie das Christentum oder der Buddhismus hatten eine wichtige Funktion um die breite Masse in ihrer Rolle einzuuben so dass sie eine hierarchische Ordnung ertragen konnen Der Philosoph wie wir ihn verstehen wir freien Geister als der Mensch der umfanglichsten Verantwortlichkeit der das Gewissen fur die Gesammt Entwicklung des Menschen hat dieser Philosoph wird sich der Religionen zu seinem Zuchtungs und Erziehungswerke bedienen wie er sich der jeweiligen politischen und wirthschaftlichen Zustande bedienen wird Asketismus und Puritanismus sind fast unentbehrliche Erziehungs und Veredelungsmittel wenn eine Rasse uber ihre Herkunft aus dem Pobel Herr werden will und sich zur einstmaligen Herrschaft emporarbeitet Den gewohnlichen Menschen endlich den Allermeisten welche zum Dienen und zum allgemeinen Nutzen dasind und nur insofern dasein durfen giebt die Religion eine unschatzbare Genugsamkeit mit ihrer Lage und Art vielfachen Frieden des Herzens eine Veredelung des Gehorsams ein Gluck und Leid mehr mit Ihres Gleichen und Etwas von Verklarung und Verschonerung Etwas von Rechtfertigung des ganzen Alltags der ganzen Niedrigkeit der ganzen Halbthier Armuth ihrer Seele Religion und religiose Bedeutsamkeit des Lebens legt Sonnenglanz auf solche immer geplagte Menschen und macht ihnen selbst den eigenen Anblick ertraglich sie wirkt wie eine epikurische Philosophie auf Leidende hoheren Ranges zu wirken pflegt erquickend verfeinernd das Leiden gleichsam ausnutzend zuletzt gar heiligend und rechtfertigend JGB 61 Zwischenspiel Bearbeiten Das Zwischenspiel ist eine dramaturgische Unterbrechung des bis dahin entwickelten Gedankengangs um einen Ubergang zu schaffen zu den eher gesellschaftskritisch orientierten Aphorismen des zweiten Teils Hier werden in lockerer Manier kurze Aussagen formuliert die die umfangreicheren Gedankenentwicklungen der ubrigen Teile von Jenseits von Gut und Bose auf den Punkt bringen Nachfolgend eine Auswahl besonders bekannter und eindrucklicher Spruche Die Liebe zu Einem ist eine Barbarei denn sie wird auf Unkosten aller Ubrigen ausgeubt Auch die Liebe zu Gott JGB 67 Das habe ich gethan sagt mein Gedachtniss Das kann ich nicht gethan haben sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich Endlich giebt das Gedachtniss nach JGB 68 Wenn der Entschluss einmal gefasst ist das Ohr auch fur den besten Gegengrund zu schliessen Zeichen des starken Charakters Also ein gelegentlicher Wille zur Dummheit JGB 107 Es giebt gar keine moralischen Phanomene sondern nur eine moralische Ausdeutung von Phanomenen JGB 108 Ein Volk ist der Umschweif der Natur um zu sechs sieben grossen Mannern zu kommen Ja und um dann um sie herum zu kommen JGB 126 Von den Sinnen her kommt erst alle Glaubwurdigkeit alles gute Gewissen aller Augenschein der Wahrheit JGB 134 Der Unterleib ist der Grund dafur dass der Mensch sich nicht so leicht fur einen Gott halt JGB 141 Was aus Liebe gethan wird geschieht immer jenseits von Gut und Bose JGB 153 Der Einwand der Seitensprung das frohliche Misstrauen die Spottlust sind Anzeichen der Gesundheit alles Unbedingte gehort in die Pathologie JGB 154 Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes aber bei Gruppen Parteien Volkern Zeiten die Regel JGB 156 Unserm starksten Triebe dem Tyrannen in uns unterwirft sich nicht nur unsre Vernunft sondern auch unser Gewissen JGB 156 Viel von sich reden kann auch ein Mittel sein sich zu verbergen JGB 169 Mitleiden wirkt an einem Menschen der Erkenntniss beinahe zum Lachen wie zarte Hande an einem Cyklopen JGB 171 Man liebt zuletzt seine Begierde und nicht das Begehrte JGB 175 Moralkritik Bearbeiten Nietzsche hatte in Hinblick auf die Moral einen aufklarerischen Anspruch Fur ihn war Ethik die Lehre von den Herrschaftsverhaltnissen unter denen das Phanomen Leben entsteht JGB 19 Er wollte durch Prufung Zerlegung Anzweiflung Vivisektion gegen den Glauben an die Moral angehen JGB Nr 186 Dabei wendete er sich vor allem gegen 34 das Prinzip laedere neminem niemand verletzen JGB 186 den Egalitarismus also seinen Willen dem Anderen gleichsetzen JGB 259 den Universalismus als eine Moral fur Alle JGB Nr 228 gegen ein generalisieren wo nichts generalisiert werden darf JGB 198 Seine Kritik ist nicht nur Kritik einzelner Normen und moralischer Konventionen sondern richtet sich vor allem gegen die Grundlagen jeglichen moralischen Systems Die einseitige Konzentration der Moral auf Werte verkenne den psychologischen Hintergrund der Moral Die Furcht ist die Mutter der Moral JGB 201 Gluck und Tugend sind keine Argumente Man vergisst aber gerne auch auf Seiten besonnener Geister dass Unglucklich machen und Bose machen ebensowenig Gegenargumente sind Aber keinem Zweifel unterliegt es dass fur die Entdeckung gewisser Theile der Wahrheit die Bosen und Unglucklichen begunstigter sind und eine grossere Wahrscheinlichkeit des Gelingens haben nicht zu reden von den Bosen die glucklich sind eine Species welche von den Moralisten verschwiegen wird JGB 39 Der Perspektivismus Nietzsches zeigt sich darin dass er fur einen Einzelnen mehrere Moralen fur moglich halt Man kann in diesem Zusammenhang auch von einem Pluralismus sprechen Die moralische Welt sei bunt Wie es im Reich der Sterne mitunter zwei Sonnen sind welche die Bahn Eines Planeten bestimmen wie in gewissen Fallen Sonnen verschiedener Farbe um einen einzigen Planeten leuchten bald mit rothem Lichte bald mit grunen Lichte und dann wieder gleichzeitig ihn treffend und bunt uberfluthend so sind wir modernen Menschen Dank der complicirten Mechanik unsres Sternenhimmels durch verschiedene Moralen bestimmt unsre Handlungen leuchten abwechselnd in verschiedenen Farben sie sind selten eindeutig und es giebt genug Falle wo wir bunte Handlungen thun JGB 215 Nietzsche vermisste eine Wissenschaft der empirischen Erforschung der Moral um den moglichen Irrtumern die in den personlichen Bedurfnissen des einzelnen Moralphilosophen lagen zu entgehen Er forderte in Anlehnung an die Historia naturalis von Plinius dem Alteren von den Philosophen eine Naturgeschichte der Moral also eine Sammlung des Materials begriffliche Fassung und Zusammenordnung eines ungeheuren Reichs zarter Werthgefuhle und Werthunterschiede welche leben wachsen zeugen und zu Grunde gehen JGB Nr 186 Man kann die Arbeit Michel Foucaults als ein solches Forschungsprogramm verstehen 35 Neben der Sammlung von empirischen Tatsachen uber die bestehenden Moralen ging es Nietzsche um eine historische Analyse der Entstehung der moralischen Werthunterscheidungen JGB 260 Diese Analyse soll unterstreichen dass moralische Werte nicht objektiv seien sondern den jeweiligen gesellschaftlichen Zusammenhangen entsprungen seien In der These dass Moral als solche kulturabhangig sei kommt erneut der Perspektivismus Nietzsches zum Ausdruck Moral sei Ergebnis des Standes der Religion und des Zeitgeistes also geschichtlich bestimmt Die historische Analyse der Moralentstehung fuhrte Nietzsche zu der Unterscheidung von Herren Moral und Sklaven Moral Es giebt Herren Moral und Sklaven Moral ich fuge sofort hinzu dass in allen hoheren und gemischteren Culturen auch Versuche der Vermittlung beider Moralen zum Vorschein kommen noch ofter das Durcheinander derselben und gegenseitige Missverstehen ja bisweilen ihr hartes Nebeneinander sogar im selben Menschen innerhalb Einer Seele JGB 260 Bei dieser Betrachtung kommt Nietzsches personlicher Hintergrund als Altphilologe zum Zuge Schon als Jugendlicher hatte er sich mit Theognis von Megara und dessen Regeln fur die Erziehung des Adels auseinandergesetzt 36 Die archaischen und fruhklassischen Werke Griechenlands ruhmen andere Werte als sie sich in den heiligen judischen Schriften schon bei den Propheten finden 37 Die Herren Moral unterscheide als Grundwerte zwischen Gut und Schlecht aus der Perspektive der Elite Gut bedeutet hier Starke Stolz Vornehmheit Selbstbewusste Wahrnehmung von Privilegien Harte gegen die geringer qualifizierte Masse und sich selbst vgl JGB 260 und 272 Bei der Herren Moral gebe es naturliche Unterschiede die sich in einem verschiedenen Rang der Menschen und der Wertspharen ausdruckten Dagegen stehe die Sklaven Moral die zwischen gut und bose aus der Perspektive der Massen der Mittelmassigen und Unterprivilegierten unterscheide Sklaven Moral reklamiere Pflicht und Schuld der Anderen Ihr Merkmal sei das Durchsetzen von Gruppeninteressen und sozialem Ausgleich Ihre Werte seien Gleichheit Gehorsam Unparteilichkeit Altruismus Aufhebung von Privilegien Beseitigung von Armut Gemeinsinn Wohlwollen Rucksicht Fleiss Massigkeit Bescheidenheit Nachsicht Mitleiden JGB 199 Aus der Entgegensetzung von Herren und Sklaven heraus unterteilte Nietzsche die menschliche Geschichte in drei Perioden 1 die vormoralische sodann 2 die moralische und 3 schliesslich die aussermoralische JGB 32 Es sei die Religion der Juden gewesen die historisch die Wertumkehr von der vormoralischen zur moralischen Gesellschaft bewirkt habe Durch ihre Wertsetzungen habe sich ein Geist entwickelt der sich gegen die naturlichen Hierarchien gerichtet habe Die Juden ein Volk geboren zur Sklaverei wie Tacitus und die ganze antike Welt sagt das auserwahlte Volk unter den Volkern wie sie selbst sagen und glauben die Juden haben jenes Wunderstuck von Umkehrung der Werthe zu Stande gebracht Dank welchem das Leben auf der Erde fur ein Paar Jahrtausende einen neuen und gefahrlichen Reiz erhalten hat ihre Propheten haben reich gottlos bose gewaltthatig sinnlich in Eins geschmolzen und zum ersten Male das Wort Welt zum Schandwort gemunzt In dieser Umkehrung der Werthe zu der es gehort das Wort fur Arm als synonym mit Heilig und Freund zu brauchen liegt die Bedeutung des judischen Volks mit ihm beginnt der Sklaven Aufstand in der Moral JGB 195 Der Herrenmensch denke in der Kategorie des oben und unten der Hierarchie Sein Massstab sei gut und schlecht Der Sklavenmensch hingegen der angstlich und skeptisch sei folge dem Massstab von Gut und Bose weil er hierdurch ein Mittel sehe seine Lage zu verbessern Uberall wo die Sklaven Moral zum Ubergewicht kommt zeigt die Sprache eine Neigung die Worte gut und dumm einander anzunahern JGB 260 Die aus der Aufklarung entstandene Demokratiebewegung sei eine Revolution von unten Den Ursprung dieses Denkens sah Nietzsche in England viel fruher als in Frankreich Die Aufklarung ubernehme vom Christentum das sie selbst abloste das egalitare Gedankengut die Moral der Gleichmacherei und fuhrt so bestenfalls zur Mittelmassigkeit Die Aufklarung emport der Sklave namlich will Unbedingtes er versteht nur das Tyrannische auch in der Moral er liebt wie er hasst ohne Nuance bis in die Tiefe bis zum Schmerz bis zur Krankheit sein vieles verborgenes Leiden emport sich gegen den vornehmen Geschmack der das Leiden zu leugnen scheint Die Skepsis gegen das Leiden im Grunde nur eine Attitude der aristokratischen Moral ist nicht am wenigsten auch an der Entstehung des letzten grossen Sklaven Aufstandes betheiligt welcher mit der franzosischen Revolution begonnen hat JGB 46 Gleichheit und eine Moral fur alle der allgemeine Nutzen oder das utilitaristische grosste Gluck der grossten Zahl widersprachen der naturlichen Rangordnung der Menschen Dies seien Forderungen der breiten Masse Die achtbaren aber nur mittelmassigen Englander wie Darwin Mill oder Spencer hatten ein Ubergewicht in Europa erzeugt JGB 253 Gewissen sei das Ergebnis der Normen der Sklavenmoral Eine logische Begrundung gebe es hierfur nicht Nietzsche sah den Ursprung der Gerechtigkeit im Vertrag im Einhalten von Versprechen Ein Verstoss dagegen erzeuge ein schlechtes Gewissen und lose die strafende Gerechtigkeit aus An diesen Mechanismus knupfe die Sklavenmoral an ohne einen Anspruch auf Leistung der Starken zu haben weil diese keine Gegenleistung erhielten Sklavenmoral sei demnach ungerecht Gleichheit sei ein Unrecht an den Ungleichen Vgl JGB 201 38 Keins von allen diesen schwerfalligen im Gewissen beunruhigten Heerdenthieren die die Sache des Egoismus als Sache der allgemeinen Wohlfahrt zu fuhren unternehmen will etwas davon wissen und riechen dass die allgemeine Wohlfahrt kein Ideal kein Ziel kein irgendwie fassbarer Begriff sondern nur ein Brechmittel ist JGB Nr 228 Die Sklavenmoral mache diejenigen zu Bosen die in der naturlichen Ordnung die Guten gewesen seien Die Verurteilung des Starken ist die Lieblings Rache der Geistig Beschrankten JGB 219 Die Starken seien nun die die vermeintlich grausam seien Leid verbreiteten unersattlich seien die fur ihre Uberlegenheit erniedrigt und bestraft werden mussten Fur Nietzsche ist dieser Hass der Beschwerten und Minderbemittelten vor allem Ausdruck von Neid Sittlichkeit sei Gehorsam gegenuber einer herrschenden Ideologie Der Blick des Sklaven ist abgunstig fur die Tugenden des Machtigen er hat Skepsis und Misstrauen er hat Feinheit des Misstrauens gegen alles Gute was dort geehrt wird er mochte sich uberreden dass das Gluck selbst dort nicht acht sei Umgekehrt werden die Eigenschaften hervorgezogen und mit Licht ubergossen welche dazu dienen Leidenden das Dasein zu erleichtern hier kommt das Mitleiden die gefallige hulfbereite Hand das warme Herz die Geduld der Fleiss die Demuth die Freundlichkeit zu Ehren denn das sind hier die nutzlichsten Eigenschaften und beinahe die einzigen Mittel den Druck des Daseins auszuhalten Die Sklaven Moral ist wesentlich Nutzlichkeits Moral JGB 260 Herkommliche Moral diene den Interessen einzelner oder bestimmter Gruppen Sie ist daher aussermoralischen Ursprungs und gegen die Natur des Menschen Jede Moral ist im Gegensatz zum laisser aller ein Stuck Tyrannei gegen die Natur Das Wesentliche und Unschatzbare an jeder Moral ist dass sie ein langer Zwang ist JGB 108 Europa und die Juden Bearbeiten Fur Nietzsche gibt es eine enge Verbindung zwischen Judentum und Europa Uber das Christentum habe Europa einen wesentlichen Teil seiner Wurzeln in der judischen Religion 39 Europa verdankt den Juden den grossen Stil der Moral JGB 250 Zugleich richtete Nietzsche seine Hoffnung darauf dass die Juden ein Antrieb fur ein besseres Europa sein konnten 40 Hoffnung insofern als die Juden in Europa keine Neigungen zu Nationalismen hatten wie sie nicht nur aber in hohem Masse zu dieser Zeit in Deutschland vorzufinden gewesen seien Man muss es in den Kauf nehmen wenn einem Volke das am nationalen Nervenfieber und politischen Ehrgeize leidet leiden will mancherlei Wolken und Storungen uber den Geist ziehn kurz kleine Anfalle von Verdummung zum Beispiel bei den Deutschen von Heute bald die antifranzosische Dummheit bald die antijudische bald die antipolnische bald die christlich romantische bald die Wagnerianische bald die teutonische bald die preussische man sehe sich doch diese armen Historiker diese Sybel und Treitzschke und ihre dick verbundenen Kopfe an und wie sie Alle heissen mogen diese kleinen Benebelungen des deutschen Geistes und Gewissens JGB 251 Gegen die Antisemiten und Nationalisten stellte Nietzsche die Unterstellungen gegenuber den Juden eindeutig als falsch dar Dass die Juden wenn sie wollten oder wenn man sie dazu zwange wie es die Antisemiten zu wollen scheinen jetzt schon das Ubergewicht ja ganz wortlich die Herrschaft uber Europa haben konnten steht fest dass sie nicht darauf hin arbeiten und Plane machen ebenfalls Einstweilen wollen und wunschen sie vielmehr sogar mit einiger Zudringlichkeit in Europa von Europa ein und aufgesaugt zu werden sie dursten darnach endlich irgendwo fest erlaubt geachtet zu sein und dem Nomadenleben dem ewigen Juden ein Ziel zu setzen und man sollte diesen Zug und Drang der vielleicht selbst schon eine Milderung der judischen Instinkte ausdruckt wohl beachten und ihm entgegenkommen wozu es vielleicht nutzlich und billig ware die antisemitischen Schreihalse des Landes zu verweisen JGB 251 Die Auffassung dass es in Europa Nationen gabe die den Juden vergleichbar seien sei irrig Die Nationalstaaten seien geschichtlich entstanden und hatten einen ausserst unterschiedlichen Charakter Den Begriff Rasse verstand Nietzsche nicht im biologischen Sinn sondern als kulturelle an gemeinsamen Werten orientierte Einheit 41 Das was heute in Europa Nation genannt wird und eigentlich mehr eine res facta als nata eher eine gemachte Sache als eine geborene ist ja mitunter einer res ficta et picta erfundene und gemalte Sache zum Verwechseln ahnlich sieht ist in jedem Falle etwas Werdendes Junges Leicht Verschiebbares noch keine Rasse geschweige denn ein solches aere perennius bestandiger als Erz wie es die Juden Art ist diese Nationen sollten sich doch vor jeder hitzkopfigen Concurrenz und Feindseligkeit sorgfaltig in Acht nehmen JGB 251 Europa steht Ende des 19 Jahrhunderts nach Nietzsches Auffassung vor einem Prozess des Zusammenwachsens Politiker die nationale Interessen in den Vordergrund stellen und dadurch eine krankhafte Entfremdung der Europaer erzeugen wurden ubersahen den Zug der Zeit Ihre Politik sei nur ein Zwischenakt Europa ist es das Eine Europa dessen Seele sich durch ihre vielfaltige und ungestume Kunst hinaus hinauf drangt und sehnt JGB 256 Elitedenken Bearbeiten Zur Natur zum ursprunglichen Leben gehore Ungleichheit Indem grosse Menschen wie Leonardo Napoleon oder Goethe JGB 256 sich selbst in ihren Werken befriedigen wurden schufen sie Grosses fur die Menschheit Zufriedenheit mit sich selbst konne der Mensch nur verwirklichen wenn er seinen wahren Charakter verwirklichte Die Philosophen der Zukunft seien Versucher JGB 42 und Menschen der Experimente JGB 210 die als Befehlende und Gesetzgeber neue Werte schufen JGB 211 Aristokratische Unterschiede im Rang mussten von dem der das Leben bejaht angenommen werden Fur den Vornehmen sei es naturlich dass er sich von dem Gemeinen durch ein Pathos der Distanz JGB 257 abheben wurde Demokratische Gleichmacherei sei deshalb Niedergang und Verfall Nietzsche wandte sich gegen die Nivellirer diese falschlich genannten freien Geister als beredte und schreibfingrige Sklaven des demokratischen Geschmacks und seine modernen Ideen JGB 44 Er kennzeichnete die Moral als die Lehre von den Herrschaftsverhaltnissen in die auch das Wollen einzubeziehen sei weil dieses die Grundlage eines Gesellschaftsbaus sei JGB 19 Fur ihn gibt es eine Vielzahl von Moralen die durch Vergleichung zu untersuchen seien JGB 186 Moralen seien nur eine Zeichensprache der Affekte JGB 187 Christliche Moral Mitleidsmoral und auch die englische Nutzenmoral der Utilitarismus schwachten das Leben die autonome Selbstgesetzgebung die Chancen der Zukunft um des Verneinens willen ohne etwas Positives zu schaffen das auch der Vornehme bejahen konne Nietzsche polemisierte vor allem gegen die Entsagungsmoral Mit seiner Kritik der Moral und der Demokratie forderte er keineswegs Anarchie Diese ist ihm aufgrund der Zugellosigkeit ebenso ein Grauel Er setzte dagegen auf ein vornehmes Leben das der Verantwortung der Harte der Bereitschaft fur seine Ziele zu leiden der Ehrfurcht vor dem eigenen Schicksal Dass aber deren Tempo fur die Ungeduldigeren fur die Kranken und Suchtigen des genannten Instinktes noch viel zu langsam und schlafrig ist dafur spricht das immer rasender werdende Geheul das immer unverhulltere Zahnefletschen der Anarchisten Hunde welche jetzt durch die Gassen der europaischen Cultur schweifen anscheinend im Gegensatz zu den friedlich arbeitsamen Demokraten und Revolutions Ideologen noch mehr zu den tolpelhaften Philosophastern und Bruderschafts Schwarmern welche sich Socialisten nennen und die freie Gesellschaft wollen in Wahrheit aber Eins mit ihnen Allen in der grundlichen und instinktiven Feindseligkeit gegen jede andre Gesellschafts Form als die der autonomen Heerde bis hinaus zur Ablehnung selbst der Begriffe Herr und Knecht ni dieu ni maitre kein Gott kein Herr heisst eine socialistische Formel JGB 202 Auf die Gefahr hin unschuldige Ohren missvergnugt zu machen stelle ich hin der Egoismus gehort zum Wesen der vornehmen Seele ich meine jenen unverruckbaren Glauben dass einem Wesen wie wir sind andre Wesen von Natur unterthan sein mussen und sich ihm zu opfern haben Die vornehme Seele nimmt diesen Thatbestand ihres Egoismus ohne jedes Fragezeichen hin auch ohne ein Gefuhl von Harte Zwang Willkur darin vielmehr wie Etwas das im Urgesetz der Dinge begrundet sein mag suchte sie nach einem Namen dafur so wurde sie sagen es ist die Gerechtigkeit selbst JGB 265 Nietzsche fordert einen Menschen der hart gegen sich selbst ist und bereit sein Leid und die Konsequenzen zu tragen und Verantwortung zu ubernehmen der soll der Grosste sein der der Einsamste sein kann der Verborgenste der Abweichendste der Mensch jenseits von Gut und Bose der Herr seiner Tugenden der Uberreiche des Willens ebendies soll Grosse heissen ebenso vielfach als ganz ebenso weit als voll sein konnen JGB 212 Vornehme Moral Bearbeiten Nietzsche forderte in der Moral ein Uberwinden der Kategorien Gut und Bose hin zu einer Moral die vorwarts gerichtet ist und die er als vornehme Moral bezeichnete Vornehme Moral realisiere sich nur in einer Aristokratie Diese benotige den Pathos der Distanz JGB 257 Fur den Freien Geist sei Einsamkeit eine Tugend JGB 284 Er sei unzeitgemass ein einsamer Wanderer losgelost von traditionellen Werten schweige er uber das was ihn wirklich antreibt JGB 44 Nur der aristokratische Mensch der selbstbewusst genug ist sich selbst zu verherrlichen sei wertschaffend Der Herrenmensch denke in der Kategorie des oben und unten der Hierarchie Sein Massstab sei gut und schlecht Der Sklavenmensch hingegen der angstlich und skeptisch ist folge dem Massstab von Gut und Bose weil er hierdurch ein Mittel sehe seine Lage zu verbessern Im Vordergrunde steht das Gefuhl der Fulle der Macht die uberstromen will das Gluck der hohen Spannung das Bewusstsein eines Reichthums der schenken und abgeben mochte auch der vornehme Mensch hilft dem Unglucklichen aber nicht oder fast nicht aus Mitleid sondern mehr aus einem Drang den der Uberfluss von Macht erzeugt der Glaube an sich selbst der Stolz auf sich selbst eine Grundfeindschaft und Ironie gegen Selbstlosigkeit gehort eben so bestimmt zur vornehmen Moral wie eine leichte Geringschatzung und Vorsicht vor den Mitgefuhlen und dem warmen Herzen JGB 260 Es muss ihnen wider den Stolz gehen auch wider den Geschmack wenn ihre Wahrheit gar noch eine Wahrheit fur Jedermann sein soll was bisher der geheime Wunsch und Hintersinn aller dogmatischen Bestrebung war Mein Urteil ist mein Urteil dazu hat nicht leicht auch ein Anderer das Recht sagt vielleicht solch ein Philosoph der Zukunft Man muss den schlechten Geschmack von sich abthun mit Vielen ubereinstimmen zu wollen Gut ist nicht mehr gut wenn der Nachbar es in den Mund nimmt Und wie Konnte es gar ein Gemeingut geben Das Wort widerspricht sich selbst was gemein sein kann hat immer nur wenig Werth JGB s 60 In der Anerkennung moralischer Normen richte sich der naturliche Trieb zu Grausamkeit nach innen gegen sich selbst Es komme zu einer Triebverschiebung Unternehmergeist Kuhnheit Raubsucht wurden ersetzt durch Selbstregulierung Opfermut und Uneigennutzigkeit Das Extrem der Widernaturlichkeit sei die Askese in der sich das Leben gegen das Leben selbst richtet Fast Alles was wir hohere Cultur nennen beruht auf der Vergeistigung und Vertiefung der Grausamkeit dies ist mein Satz jenes wilde Thier ist gar nicht abgetodtet worden es lebt es bluht es hat sich nur vergottlicht JGB 229 Der Vornehme ubernehme Verantwortung fur sein Leben Leiden sei eine Lebensbedingung die der Natur entspringt Deshalb konne der Starke der nicht durch die verweichlichte Mitleidskultur gepragt sei Leiden ohne Hadern ertragen Es sei das Dilemma des vornehmen Menschen das der Wille zur Macht mit sich bringe Das Leiden abzuschaffen wie es Schopenhauer der Buddhismus das Christentum die Demokraten oder die Sozialisten wollten wurde bedeuten dass der Mensch nur Zuschauer bleibe Solche Ideen seien nur negativ Die vornehme Moral fordere die Bereitschaft zum Leiden eher noch zu verstarken um etwas Besonderes zu schaffen Dies ist das dionysische Element des Willens zur Macht 42 Die neuen Philosophen hatten die Aufgabe dem Menschen die Zukunft des Menschen als seinen Willen als abhangig von einem Menschen Willen zu lehren und grosse Wagnisse und Gesammt Versuche von Zucht und Zuchtigung vorzubereiten JGB 203 Ein Mann der sagt das gefallt mir das nehme ich zu eigen und will es schutzen und gegen Jedermann vertheidigen ein Mann der eine Sache fuhren einen Entschluss durchfuhren einem Gedanken Treue wahren ein Weib festhalten einen Verwegenen strafen und niederwerfen kann ein Mann der seinen Zorn und sein Schwert hat und dem die Schwachen Leidenden Bedrangten auch die Thiere gern zufallen und von Natur zugehoren kurz ein Mann der von der Natur Herr ist wenn ein solcher Mann Mitleiden hat nun Dies Mitleiden hat Werth JGB 293 Gegen die Kardinaltugenden Platons setzte Nietzsche vier eigene Tugenden die der vornehme Geist besitzen musse des Muthes der Einsicht des Mitgefuhls der Einsamkeit JGB 284 Dazu empfahl er stolze Gelassenheit und jenes spitzbubische und heitre Laster der Hoflichkeit Rezeption BearbeitenRudolf Steiner befasste sich bereits im Jahr 1889 mit Nietzsche Seinen Zugang zu dessen Werk erhielt er uber Jenseits von Gut und Bose Mit vielen Gedanken stimmte er uberein Hierzu kommentierte er Jenseits von Gut und Bose war das erste Buch das ich von ihm las Ich war auch von dieser Betrachtungsart zugleich gefesselt und wieder zuruckgestossen Ich konnte schwer mit Nietzsche zurecht kommen Ich liebte seinen Stil ich liebte seine Kuhnheit ich liebte aber durchaus die Art nicht wie Nietzsche uber die tiefsten Probleme sprach ohne im geistigen Erleben bewusst in sie unterzutauchen 43 Hans Vaihinger nahm in seiner Philosophie des Als Ob in seinem Schlusskapitel unmittelbar auf den Fiktionalismus Nietzsches Bezug das den Titel tragt Nietzsche und seine Lehre vom bewusst gewollten Schein Der Wille zum Schein 44 Ernst Troeltsch sah in Nietzsches Atheismus eine tiefe Spannung zu einer enthusiastischen Glaubigkeit In einem Aufsatz uber Atheistische Ethik schrieb er im Jahr 1895 uber Nietzsche Dann bleibt nicht Moral minus Religion sondern dann erhebt sich die neue Moral Jenseits von Gut und Bose die mit vollem Bewusstsein aus dem neuen Grund vollig neue Folgen zieht Gerade er hat unermudlich die Leute verhohnt die gebildet genug sein wollen um keine Religion zu haben aber zugleich denkfaul genug seien um dann doch eine Moral des Altruismus zu behalten die jetzt kein Fundament mehr hat 45 Die Bedeutung Nietzsches fur ihr Fach diskutierten bekannte Psychologen in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung Anfang des 20 Jahrhunderts Alfred Adler meinte 1908 dass von allen bedeutenden Philosophen die uns etwas hinterlassen haben Nietzsche unserer Denkweise am nachsten stehe 46 Freud vermerkte 1910 A Pick hat kurzlich Zur Psychologie des Vergessens bei Geistes und Nervenkranken Archiv fur Kriminal Anthropologie und Kriminalistik von H Gross eine Reihe von Autoren zusammengestellt die den Einfluss aktiver Faktoren auf das Gedachtnis wurdigen und mehr oder minder deutlich den Beitrag anerkennen den das Abwehrstreben gegen Unlust leistet Keiner von uns allen hat aber das Phanomen und seine psychologische Begrundung so erschopfend und so eindrucksvoll darstellen konnen wie Nietzsche in einem seiner Aphorismen Jenseits von Gut und Bose II Hauptstuck 68 Das habe ich getan sagt mein Gedachtnis Das kann ich nicht getan haben sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich Endlich gibt das Gedachtnis nach 47 Allerdings wurde Adlers Ansatz die Sexualitat als einen Faktor des Willens zur Macht zu betrachten von Freud kritisiert weil dieses Weltbild den Faktor Liebe zu wenig berucksichtige Das Lebensbild welches aus dem Adlerschen System hervorgeht ist ganz auf den Aggressionstrieb gegrundet Man konnte sich ja verwundern dass eine so trostlose Weltanschauung uberhaupt Beachtung gefunden hat aber man darf nicht daran vergessen dass die vom Joch ihrer Sexualitatsbedurfnisse unterjochte Menschheit bereit ist alles anzunehmen wenn man ihr nur die Uberwindung der Sexualitat hinhalt 48 In der Nietzsche Rezeption im Nationalsozialismus wurden einzelne Aussagen Nietzsches trotz gegenteiliger Gesamtaussage willkurlich zur Untermauerung der NS Ideologie missbraucht Hierzu zahlte auch die in Jenseits von Gut und Bose ausgearbeitete These von der judischen Sklavenmoral wobei geflissentlich ubergangen wurde dass das Christentum nach Nietzsche den Gedanken des sozialen Ausgleichs nur noch verstarkt hatte So behauptete Martin Staemmler uber die Juden Mit ingrimmigen Hass nehmen sie mit der Sklavenmoral einer schwachen und unterwurfigen demutigen und listigen Rasse Nietzsche die ausgesuchteste Rasse durch planmassige Umwertung aller Werte im Kampf gegen alle Instinkte und die Natur schaffen sie bewusst ein Gegenstuck zur Moral vergiften sie moralisch ein Volk 49 Es wurde behauptet Nietzsche habe die deutsche Art starken wollen und er sei ein Vordenker des Rassegedankens Andererseits gab es Nationalsozialisten die Nietzsches Feindschaft gegen den Antisemitismus erkannt hatten und vor einer Verwendung seiner Schriften fur die eigene Ideologie warnten so zum Beispiel der volkische Vordenker Theodor Fritsch in einer Rezension von 1897 der in Jenseits von Gut und Bose eine Verherrlichung der Juden und eine schroffe Verurteilung des Antisemitismus sah 50 Martin Heidegger hat das Konzept des Willens zur Macht als eine metaphysische Grundkategorie interpretiert Hierbei konne es sich nicht um Psychologie auch nicht um eine durch Physiologie unterbaute Psychologie handeln 51 Dagegen steht der unmittelbare Widerspruch von Walter Kaufmann In seinem Verstandnis ist Wille zur Macht zuerst und vor allem der Schlusselbebgriff einer psychologischen Hypothese 52 Wolfgang Muller Lauter kritisiert an Heideggers Nietzscheinterpretation dass dieser keinen Zugang zur Pluralitat der Willen zur Macht JGB 19 gefunden habe und diese auf ein ursprunglich Einfaches reduziere das so bei Nietzsche nicht vorzufinden sei Heideggers Auseinandersetzung mit Nietzsche bleibt auf Aspekte beschrankt die fur seine Konstruktion von Metaphysikgeschichte ergiebig sind 53 Adorno sah in Nietzsche die Negation der von ihm kritisierten Aufklarungsmoral Seine besondere Leistung lag darin dass er den Zusammenhang von Moral und Herrschaft herausgearbeitet hatte Fur ihn kommt Nietzsche das Verdienst zu die Unmoglichkeit aus der Vernunft ein grundsatzliches Argument gegen den Mord vorzubringen nicht vertuscht sondern in aller Welt geschrieen zu haben 54 Auf der anderen Seite lehnte Adorno die Philosophie der Herrenmoral strikt ab Fur ihn widersprach sich Nietzsche indem er wie Kant ein allgemeines Prinzip zur Grundlage der Moral machen wollte Kants Prinzip alles aus der Maxime seines Willens als eines solchen zu tun der zugleich sich selbst als allgemein gesetzgebenden zum Gegenstand haben konnte ist auch das Geheimnis des Ubermenschen Sein Wille ist nicht weniger despotisch als der kategorische Imperativ 55 Arthur C Danto meinte zu Nietzsches Sprachverstandnis Nietzsche gehort zu einer sehr interessanten Klasse von Denkern zu denen auch Cassirer und Whorf zu zahlen waren die sich durch den Glauben definiert dass wir selbst unsere Vorstellung von der Struktur der Wirklichkeit aus der Struktur unserer Sprache erzeugen so dass unterschiedliche Strukturen des Wirklichen entsprechende unterschiedliche grammatische Strukturen zugrunde liegen und dass eine Anderung in der Grammatik folglich auch eine Anderung in der Welt impliziert 56 Die Sprache ist ein Gefangnis und der beste Weg dem Gefangnis zu entrinnen ist es den Charakter der Sprache zu erkennen Volker Gerhardt verweist darauf dass das Pathos der Distanz fur Nietzsche eine Voraussetzung fur die Selbstuberwindung des Menschen und fur die Wertschaffung im nietzeanischen Sinn ist Es ist die ethische Grundregel fur den souveranen Menschen der Zukunft mit der er zu sich selbst finden kann 57 Gerhard hob auch hervor dass der Perspektivismus Nietzsches eine Parallele in der Metaphysik Whiteheads hat 58 in der jedes Subjekt als Organismus eine eigene subjektive Perspektive einnimmt zugleich als ein Teil der Natur in die Gesamtheit aller Perspektiven eingebunden ist 59 Fur Friedrich Kaulbach ergibt sich aus dem Perspektivismus Nietzsches ein anderer Anspruch an Wahrheit Nietzsche hat nicht nach Erkenntniswahrheit sondern nach Sinnwahrheit gefragt 60 Nietzsche hat als philosophischer Psychologe eine perspektivische Philosophie der Philosophe vorgetragen einen Entwurf einer Perspektive einer Welt an welcher ein Leben und seine Seins Stellung erkennbar wird welcher dieser Perspektive bedurfen 61 John Richardson merkte an dass der Perspektivismus Nietzsches eine Ontologie voraussetzt da es jemanden oder etwas ein Seiendes geben muss der oder das die Perspektive einnimmt 62 Er vertrat die Auffassung dass aus Nietzsches Interpretationismus folgt dass alle Kraftzentren der Welt interpretieren und dabei eine Perspektive einnehmen Jeder Trieb ist damit auf ein Ziel gerichtet Der Wille zur Macht kann als ein Tatigkeitsmuster aufgefasst werden 63 Giorgio Colli verwies auf das leicht zu ubersehende Motiv der Maske das Nietzsche eher nebenbei in Jenseits von Gut und Bose behandelte 64 Jede Philosophie ist eine Vordergrunds Philosophie das ist ein Einsiedler Urtheil es ist etwas Willkurliches daran dass er hier stehen blieb zuruckblickte sich umblickte dass er hier nicht mehr tiefer grub und den Spaten weglegte es ist auch etwas Misstrauisches daran Jede Philosophie verbirgt auch eine Philosophie jede Meinung ist auch ein Versteck jedes Wort auch eine Maske JGB 289 Oberflachlich legte Nietzsche den geschichtlichen Hintergrund der Moral als Herrschaftsinstrument die Fehler der Philosophen und was vornehm ist dar Tatsachlich ging es ihm um die psychologische Konstitution des vornehmen Menschen Die ursprungliche Innerlichkeit mit der ein Individuum die Welt die es umgibt fuhlt und dementsprechend reagiert das ist es was Nietzsche interessiert 65 Das Vornehme entsteht nach der Interpretation Collis durch die Distanz durch das Leiden das trennt Der Vornehme verbirgt sich in der Einsamkeit indem er die Anderen an seinem wahren Denken nicht teilhaben lasst In der Einsamkeit erreicht der Vornehme Reinlichkeit Die Einsamkeit schutzt ihn davor in der Gemeinschaft unterzugehen Der Vornehme hat es nicht notig hat kein Bedurfnis sich offentlich darzustellen Wer vornehm ist spurt das Bedurfnis nicht es zu sein wer das Bedurfnis danach fuhlt ist nicht vornehm 66 Literatur BearbeitenAusgaben Bearbeiten Siehe Nietzsche Ausgabe fur allgemeine Informationen In der von Giorgio Colli und Mazzino Montinari gegrundeten Kritischen Gesamtausgabe ist Jenseits von Gut und Bose zu finden in Abteilung VI Band 2 zusammen mit Zur Genealogie der Moral ISBN 978 3 11 005175 9 Ein Nachbericht d h kritischer Apparat fehlt zu diesem Band noch Denselben Text liefert die Kritische Studienausgabe in Band 5 zusammen mit Zur Genealogie der Moral und mit einem Nachwort von Giorgio Colli Dieser erscheint auch als Einzelband unter der ISBN 978 3 423 30155 8 Der zugehorige Apparat befindet sich im Kommentarband KSA 14 S 377 382 Ebenfalls auf dieser Edition basiert die aktuelle Ausgabe bei Reclam ISBN 3 15 007114 3 Sie enthalt ein Nachwort von Volker Gerhardt Sekundarliteratur Bearbeiten Gunter Abel Nietzsche Die Dynamik der Willen zur Macht und die ewige Wiederkehr 2 Auflage de Gruyter Berlin 1998 ISBN 3 11 015191 X Maudemarie Clark Nietzsche on Truth and Philosophy Cambridge 1990 Gilles Deleuze Nietzsche et la Philosophie Paris 1962 Nietzsche und die Philosophie Rogner und Bernhard Munchen 1976 ISBN 3 8077 0058 7 Edith Dusing Nietzsches Denkweg Theologie Darwinismus Nihilismus Fink Paderborn Munchen 2006 ISBN 978 3 7705 4254 3 Laurence Lampert Nietzsche s task An Interpretation of Beyond Good and Evil Yale University London 2001 Philipp Silvester Mauch Nietzsche uber das Ganze Immanenz und Differenz in Jenseits von Gut und Bose Eine konzeptionelle Analyse Dissertation Munchen 2009 PDF 2 4 MB Lars Niehaus Das Problem der Moral Zum Verhaltnis von Kritik und historischer Betrachtung im Spatwerk Nietzsches Konigshausen u Neumann Wurzburg 2009 ISBN 978 3 8260 4132 7 Henning Ottmann Politik und Philosophie bei Nietzsche 2 verbesserte Auflage de Gruyter Berlin New York 1999 ISBN 3 11 014770 X Henning Ottmann Hrsg Nietzsche Handbuch Leben Werk Wirkung Metzler Stuttgart Weimar 2000 ISBN 3 476 01330 8 Andreas Urs Sommer Kommentar zu Nietzsches Jenseits von Gut und Bose Heidelberger Akademie der Wissenschaften Hg Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken Bd 5 1 de Gruyter Berlin Boston 2016 ISBN 978 3 11 029307 4 Marcus Born Hrsg Friedrich Nietzsche Jenseits von Gut und Bose Berlin Akademie Verlag Klassiker Auslegen Bd 48 Berlin 2014 Winfried Schroder Moralischer Nihilismus Typen radikaler Moralkritik von den Sophisten bis Nietzsche Frommann Holzboog Stuttgart Bad Cannstatt 2002 ISBN 3 7728 2232 0 Gerhard Schweppenhauser Nietzsches Uberwindung der Moral Zur Dialektik der Moralkritik in Jenseits von Gut und Bose und in der Genealogie der Moral Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1988 ISBN 3 88479 364 0 Michael Steinmann Die Ethik Friedrich Nietzsches de Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 016440 X Paul van Tongeren Die Moral von Nietzsches Moralkritik Studie zu Jenseits von Gut und Bose Bouvier Bonn 1989 ISBN 3 416 02030 8 Weblinks BearbeitenText bei Nietzsche Source Text deutsch auf zeno org Nachlass im Nietzsche Channel Texte deutsch Brian Leiter Nietzsche s Moral and Political Philosophy In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Einzelnachweise Bearbeiten Volker Gerhardt Philosophie als Schicksal Nachwort in Nietzsche Jenseits von Gut und Bose Vorspiel einer Philosophie der Zukunft Reclam Stuttgart 1988 S 223 238 hier 226 Zitate aus Jenseits von Gut und Bose erfolgen jeweils nach dem Sigel JGB und der Nummer des Aphorismus so dass sie in verschiedenen Ausgaben wiedergefunden werden konnen Der Text entspricht der Kritischen Studienausgabe KSA 5 421 Mazzino Montinari Nietzsche Eine Einfuhrung de Gruyter Berlin 1991 Gliederung des Inhaltsverzeichnisses S XV Also sprach Zarathustra II Von der Selbstuberwindung Volker Gerhardt Die Funken des freien Geistes Neuere Aufsatze zu Nietzsches Philosophie der Zukunft de Gruyter Berlin 2011 108 Friedrich Nietzsche Nachgelassene Fragmente Herbst 1884 Herbst 1885 Nachbericht zur 7 Abteilung Band 4 Halbband 2 hrsg von Giorgio Colli und Mazzino Montinari KGW VII 4 2 de Gruyter Berlin 1985 62 63 Laurence Lampert Nietzsche s task An Interpretation of Beyond Good and Evil Yale University London 2001 5 KSA 14 345 Walter Arnold Kaufmann Nietzsche Philosoph Psychologe Antichrist Nach der 4 Auflage 1974 ubersetzt Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2 Aufl 1988 108 KSA 14 345 sowie Brief an R von Seydlitz vom 26 Oktober 1886 KSB 7 270 Brief an Georg Brandes vom 10 April 1888 Friedrich Nietzsche Nachgelassene Fragmente Herbst 1884 Herbst 1885 hrsg von Giorgio Colli und Mazzino Montinari KGW VII1 de Gruyter Berlin 1974 IX Laurence Lampert Nietzsche s task An Interpretation of Beyond Good and Evil Yale University London 2001 8 Hierauf verweist Nietzsche selbst im Nachlass Herbst 1885 Herbst 1886 2 108 Dass jede Erhohung des Menschen die Uberwindung engerer Interpretationen mit sich bringt dass jede erreichte Verstarkung und Machterweiterung neue Perspektiven aufthut und an neue Horizonte glauben heisst dies geht durch meine Schriften Nachlass H 1885 H 1886 2 157 Nachlass Herbst 1885 Herbst 1886 2 108 Nachlass Herbst 1885 Herbst 1886 2 84 https www youtube com watch v MNo5QzcH7Y4 Robert Ardrey The Territorial Imperative A Personal Investigation into the Animal Origins of Property and Nations 1966 deutsch Adam und sein Revier Gebundene Ausgabe 1 Januar 1968 Wolfgang Rod Nietzsche In ders Hrsg Geschichte der Philosophie Band XIII Beck Munchen 2002 59 112 hier 84 Siehe Alfred North Whitehead Prozess und Realitat und die dort gegebenen Nachweise Nachlass Sommer Herbst 1884 26 414 Unsere Werthschatzungen bestimmen welche Dinge uberhaupt wir acceptiren und wie wir sie acceptiren Diese Werthschatzungen aber sind eingegeben und regulirt von unserem Willen zur Macht Nachgelassene Schriften August bis September 1885 KGW VII 40 61 Der Ursprung der moralischen Empfindungen 1877 Henning Ottmann Politik und Philosophie bei Nietzsche de Gruyter 2 verbesserte Aufl 1999 205 z B zitiert bei Wolfgang Rod Nietzsche In ders Hrsg Geschichte der Philosophie Band XIII Beck Munchen 2002 59 112 hier 81 KSA 11 Nachlass Juni Juli 1885 38 12 S 610 611 Volker Gerhardt Vom Willen zur Macht Anthropologie und Metaphysik der Macht am exemplarischen Fall Friedrich Nietzsches Berlin 1996 S 271ff und 304ff Nachlass H 1885 H 1886 2 139 Wolfgang Muller Lauter Nietzsche Seine Philosophie der Gegensatze und die Gegensatze seiner Philosophie Berlin 1971 30ff vgl auch Gunter Abel Nietzsche Die Dynamik der Willen zur Macht und die ewige Wiederkehr de Gruyter 2 Auflage Berlin 1998 22ff Nachlass H 1885 H 1886 2 151 siehe auch 2 148 siehe Frohliche Wissenschaft FW 125 und Also sprach Zarathustra Za II Von den Mitleidigen Winfried Schroder Moralischer Nihilismus Radikale Moralkritik von den Sophisten bis Nietzsche Reclam Stuttgart 2005 30 Werner Stegmaier Philosophie der Orientierung de Gruyter Berlin 2008 543 Friedrich Nietzsche De Theognide Megarensi In Kritische Gesamtausgabe KGW hrsg von Giorgio Colli und Mazzino Montinari Bd I 3 de Gruyter Berlin 2006 S 420 462 Winfried Schroder Moralischer Nihilismus Radikale Moralkritik von den Sophisten bis Nietzsche Reclam Stuttgart 2005 34 37 Eine ahnliche Argumentationskette findet sich bereits in Menschliches Allzumenschliches MA I 39 So macht man der Reihe nach den Menschen fur seine Wirkungen dann fur seine Handlungen dann fur seine Motive und endlich fur sein Wesen verantwortlich Josef Simon Das Judentum und Europa bei Nietzsche Heidelberg 1998 insb 112 125 Werner Stegmaier Nietzsche die Juden und Europa In Werner Stegmaier Hrsg Europa Philosophie de Gruyter Berlin 2011 67 92 hier 67 Ralf Wilter Europa im Denken Nietzsches 91 FN 201 Giorgio Colli Distanz und Pathos EVA Hamburg 1993 99 100 Rudolf Steiner zitiert nach Richard Frank Krummel Ausbreitung und Wirkung des Nietzscheschen Werkes im deutschen Sprachraum bis zum Todesjahr de Gruyter 2 Aufl Berlin 1988 174 Hans Vaihinger Die Philosophie des Als Ob Berlin 1911 771 Ernst Troeltsch Gesammelte Schriften Band 2 Zur religiosen Lage Religionsphilosophie und Ethik Mohr Tubingen 1913 530 531 Zitiert nach Reinhard Gasser Nietzsche und Freud de Gruyter Berlin 1997 49 Sigmund Freud Zur Psychopathologie des Alltagslebens 3 vermehrte Auflage Berlin 1910 GW 4 S 77 78 Freud irrte sich bei der Angabe des Hauptstucks das korrekt das 4 ist das den Aphorismus 68 enthalt zitiert nach Reinhard Gasser Nietzsche und Freud de Gruyter Berlin 1997 43 Sigmund Freud Zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung GW 10 102 zitiert nach Reinhard Gasser Nietzsche und Freud de Gruyter Berlin 1997 66 Martin Staemmler Rassenpflege im volkischen Staat zweite vermehrte und verbesserte Auflage J F Lehmann Munchen 1933 zitiert nach Thomas Mittmann Vom Gunstling zum Urfeind der Juden die antisemitische Nietzsche Rezeption in Deutschland bis zum Ende des Nationalsozialismus Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2006 110 Thomas Mittmann Vom Gunstling zum Urfeind der Juden die antisemitische Nietzsche Rezeption in Deutschland bis zum Ende des Nationalsozialismus Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2006 90 91 Mazzino Montinari Nietzsche lesen de Gruyter Berlin 1982 169 Martin Heidegger Nietzsche Pfullingen 4 Aufl 1961 55 Walter Arnold Kaufmann Nietzsche Philosoph Psychologe Antichrist Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988 237 238 siehe auch ders Nietzsche als der erste grosse Psychologe in Nietzsche Studien 7 1978 269 Wolfgang Muller Lauter Heidegger und Nietzsche de Gruyter Berlin 2000 32 die angesprochene Stelle findet sich in der Heidegger Gesamtausgabe Band 43 Nietzsche Der Wille zur Macht als Kunst Wintersemester 1936 37 Hrsg B Heimbuchel 1985 53 66 Muller Lauter schliesst sich in der Beurteilung der Vielheit Paul van Tongeren Die Moral von Nietzsches Moralkritik Studie zu Nietzsches Jenseits von Gut und Bose Bouvier Bonn 1989 243 an S 156 Dialektik der Aufklarung 140 Dialektik der Aufklarung 141 Arthur C Danto Nietzsche und der semantische Nihilismus in Alfredo Guzzoni Hrsg 100 Jahre philosophische Nietzsche Rezeption Athenaum Frankfurt 1991 140 154 hier 145 Volker Gerhard Pathos und Distanz Studien zur Philosophie Friedrich Nietzsches Reclam Stuttgart 1988 Zur Einfuhrung 5 11 Volker Gerhard Die Perspektive des Perspektivismus In Nietzsche Studien 18 1989 Michael Hampe in Michael Hampe und Helmut Maassen Hrsg Materialien zu Whiteheads Prozess und Realitat Band 1 Prozess Gefuhl und Raum Zeit Suhrkamp Frankfurt 1991 22 25 sowie George Herbert Mead Analyse von Whiteheads Idee des Perspektivismus In Michael Hampe Helmut Maassen Dominic Kaegi und Lalitha Maassen Venkateswaran Hrsg Materialien zu Whiteheads Prozess und Realitat Band 2 Die Gifford Lectures und ihre Deutung Suhrkamp Frankfurt 1991 89 99 Friedrich Kaulbach Philosophie des Perspektivismus I Mohr Siebeck Tubingen 1990 20 Friedrich Kaulbach Philosophie des Perspektivismus I Mohr Siebeck Tubingen 1990 221 John Richardson Nietzsche s System OUP Oxford 1996 12 John Richardson Nietzsche s System OUP Oxford 1996 36 38 Giorgio Colli Distanz und Pathos EVA Hamburg 1993 105 108 Giorgio Colli Distanz und Pathos EVA Hamburg 1993 106 Giorgio Colli Distanz und Pathos EVA Hamburg 1993 107VFriedrich NietzscheWerke Die Geburt des tragischen Gedankens Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik Uber das Pathos der Wahrheit Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen Uber Wahrheit und Luge im aussermoralischen Sinne Unzeitgemasse Betrachtungen Vom Nutzen und Nachteil der Historie fur das Leben Hymnus an das Leben Menschliches Allzumenschliches Morgenrote Gedanken uber die moralischen Vorurteile Idyllen aus Messina Die frohliche Wissenschaft Also sprach Zarathustra Der Freigeist Vereinsamt Jenseits von Gut und Bose Zur Genealogie der Moral Der Fall Wagner Gotzen Dammerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt Der Antichrist Ecce homo Dionysos Dithyramben Nietzsche contra Wagner Der Wille zur Macht Wahnbriefe nbsp Philosophische Konzepte Amor fati Apollinisch dionysisch Bejahung Ewige Wiederkunft Gott ist tot Herrenmoral Letzter Mensch Pathos der Distanz Perspektivismus Ressentiment Sklavenmoral Tschandala Ubermensch Umwertung aller Werte Weltratsel Wille zur MachtGedenkstatten Nietzsche Haus Naumburg Nietzsche Haus Sils Maria Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jenseits von Gut und Bose Nietzsche amp oldid 238439551