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George Herbert Mead 27 Februar 1863 in South Hadley Massachusetts USA 26 April 1931 in Chicago USA war ein US amerikanischer Philosoph Soziologe und Psychologe Er studierte unter anderem in Leipzig und Berlin und war von 1894 bis zu seinem Tod Professor fur Philosophie und Sozialpsychologie an der University of Chicago George Herbert Mead Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Chicagoer Schule Wirkung auf den Symbolischen Interaktionismus 2 Meads Hauptwerk Geist Identitat und Gesellschaft aus Sicht des Sozialbehaviorismus 2 1 Die Entstehung der Identitat 2 1 1 Die Bedeutung der Sprache bei der Personlichkeitsentwicklung 2 1 2 Die Entwicklungsphasen play und game 2 2 Die Identitat und das Subjektive 2 3 Das Selbst und seine strukturellen Bestandteile I me self und mind 2 4 Symbole Optimierung 2 5 Phasen 3 Theorien Meads Gegenstimmen 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenMead trat 1879 als Student in das von seinem Vater Hiram Mead geleitete Oberlin College ein Seine Mutter war eine geborene Elizabeth Storrs Billings Wahrend seines Studiums beschaftigte sich Mead unter anderen mit der Evolutionstheorie Charles Darwins Ihm ging es vor allem um eine mogliche Begrundung eines sozial engagierten Christentums angesichts der neuen und umwalzenden Entwicklungen in den Naturwissenschaften 1882 wurde Mead zusammen mit seinem Freund Henry Castle zum Herausgeber des Oberlin Review gewahlt beide traten in dieser Position fur ein naturwissenschaftlich aufgeklartes Christentum ein Nach seiner Graduierung 1883 nahm Mead eine Stelle als Lehrer an Ihm wurde jedoch aufgrund disziplinarischer Schwierigkeiten mit den Schulern nach vier Monaten gekundigt Daraufhin arbeitete er drei Jahre als Vermessungsingenieur bei der Wisconsin Central Railroad Company und war am Bau der 1100 Meilen langen Eisenbahnstrecke von Minneapolis nach Moose Jaw beteiligt 1887 begann Mead ein zweites Studium an der Harvard University Er studierte Philosophie bei Josiah Royce George H Palmer und Francis Bowen Gleichzeitig nahm er eine Stelle als Hauslehrer bei William James an um sich die Finanzierung seines Studiums zu erleichtern Mead spezialisierte sich auf physiologische Psychologie und erhielt zum Wintersemester 1888 89 ein Stipendium fur den Besuch der Universitat Leipzig Dort studierte er bei Wilhelm Wundt bevor er 1889 nach Berlin wechselte und Schuler von Wilhelm Dilthey Hermann Ebbinghaus Gustav Schmoller und Friedrich Paulsen wurde und uber Wundt und Paulsen auch auf Ferdinand Tonnies gelenkt wurde 1 Ohne Promotion wurde Mead 1891 als Dozent fur Psychologie Philosophie und Evolutionstheorie an die University of Michigan berufen Inhaltlich befasste er sich mit den psychologischen Konsequenzen der Erkenntnistheorie sowie den Beziehungen von Organismen und Umwelt besondere Themen waren das Problem der Aufmerksamkeit und die Wahrnehmung von Druck und Temperatur sowie der Begriff der Liebe wie ihn William James in seiner Emotionstheorie verwendete Dort lernte er Charles H Cooley und John Dewey kennen 2 Letzterer wurde fur Mead zu einem lebenslangen Freund Als Dewey 1894 an die kurz zuvor gegrundete University of Chicago wechselte folgte ihm Mead und erhielt eine Stelle als Assistenzprofessor in der Abteilung fur Philosophie und Psychologie Neben seiner Forschungs und Lehrtatigkeit engagierte sich Mead in Chicago stark in sozialreformerischen Projekten So war er zeitweise als Schatzmeister fur das Hull House tatig ein Projekt mitlebender Sozialarbeit vor Ort durch das die ubliche Distanz des Sozialarbeiters der normalerweise nicht im Problemfeld der von ihm Betreuten lebte durchbrochen werden sollte Im Hull House wurden auch intellektuelle Diskussionsrunden organisiert Mead engagierte sich zudem fur Frauenrechte und setzte sich fur eine padagogisch orientierte Reform des Jugendstrafrechts ein Er war Mitglied verschiedener Streikschlichtungskommissionen und mehrerer lokaler Reformkommissionen Er war Mitglied und zeitweise Prasident des City Club einer reformorientierten Vereinigung von Unternehmern und Intellektuellen die sich bei der Demokratisierung der Lokalverwaltung im Gesundheitswesen bei der Integration von Zuwanderern und in der Berufsbildung einsetzte Letzterem Thema galt seine besondere Aufmerksamkeit so als zeitweiliger Herausgeber der Zeitschrift Elementary School Teacher als Mitarbeiter der reformpadagogischen Versuchsschule der Universitat Chicago oder als Prasident der Versuchsschule fur verhaltensgestorte Kinder Auch setzte er sich offentlich fur die umstrittene Reformorientierung der Universitat von Wisconsin in Madison ein Hans Joas bezeichnet all diese Aktivitaten als wichtige Einflussfaktoren auf das sozialpsychologische Werk von Mead 3 Chicagoer Schule Wirkung auf den Symbolischen Interaktionismus Bearbeiten Mead zahlt zu den amerikanischen Pragmatisten Beeinflusst war er vor allem von John Dewey in geringerem Masse von William James Das Werk von Charles S Peirce hingegen hatte keinen unmittelbaren Einfluss auf Mead Mead wird in der Literatur immer wieder als Vertreter der Chicagoer Schule der Soziologie bezeichnet Allerdings begriff sich Mead nicht als Soziologe und er war nie Mitglied des Soziologieinstituts wobei er Mitglieder der Chicago School beeinflusste 4 In Abgrenzung zum deutschen Idealismus Johann Gottlieb Fichte Friedrich Wilhelm Joseph Schelling Georg Wilhelm Friedrich Hegel dem Mead solipsistischen Spuk vorwarf versteht Mead inspiriert von der Evolutionstheorie Darwins das Bewusstsein des Menschen als evolutionares Produkt der Auseinandersetzung des Organismus mit seiner Umwelt Damit schliesst er sich diesbezuglich der Auffassung von Karl Marx und Friedrich Engels an die der Arbeit im anthropologischen Sinn eine grundlegende evolutionare Bedeutung beimessen 5 Mead sieht das menschliche Bewusstsein nicht als Gabe die dem Menschen etwa in die Wiege gelegt und in Aprioris der Erkenntnis zu beschreiben ware Dabei setzt man so Mead das zu Erklarende bereits voraus Die Entwicklung des Symbolischen Interaktionismus durch seinen Schuler Herbert Blumer geht auf Meads Arbeiten zur Theorie der symbolvermittelten Kommunikation zuruck die Mead in jener Vorlesung uber Sozialpsychologie die er von 1900 bis 1930 in Chicago hielt ausgearbeitet hat Mead sprach bewusst vom social act im Sinne einer sozialen Praxis nicht von Interaktion Interaktion Intersubjektivitat und entsprechende Ausdrucke setzen voraus ahnlich wie Intercity dass die Aktionen Subjekte Stadte vorgegeben sind und nur nachtraglich miteinander verknupft werden Meads Theorie betont hingegen dass es die Aktionen Subjekte usw ohne die ubergreifende Praxis social act nicht vorgangig gibt Sie werden in die Praxis hineingeboren und entstehen aus ihr als geistig eigenstandige Gebilde Meads Hauptwerk Geist Identitat und Gesellschaft aus Sicht des Sozialbehaviorismus BearbeitenMead selbst hat seine Theorie nie systematisch niedergelegt Als Hauptwerk Meads gilt gemeinhin der Band Geist Identitat und Gesellschaft aus der Perspektive des Sozialbehaviorismus orig Mind Self and Society from the Standpoint of a Social Behaviorist Dabei handelt es sich jedoch nicht etwa um eine Schrift Meads sondern vielmehr um eine 1934 posthum von seinem Schuler Charles W Morris 1903 1979 auf Basis studentischer Mitschriften erstellte Rekonstruktion einer Vorlesung die Mead uber viele Jahre an der Universitat Chicago unter dem Titel Social Psychology abgehalten hatte Die Schrift ist aus verschiedenen Grunden editorisch sehr problematisch weswegen in jeder Auseinandersetzung mit Mead auch auf seine Originalbeitrage zuruckgegriffen werden sollte 6 Mead beschaftigte sich in dieser Vorlesung mit der Frage wie die menschliche Identitat zustande kommt und welchen Einfluss darauf die Gesellschaft aber auch das Denken und der Geist des einzelnen Menschen haben Er beschreibt zunachst Die Entstehung der Identitat dann Die Identitat und das Subjektive und erklart anschliessend Das Ich I und das ICH me in spateren Ubersetzungen adaquater als Mich bezeichnet Die Entstehung der Identitat Bearbeiten Laut Mead entsteht die Identitat durch drei Medien durch Sprache Spiel play und Wettkampf game Das Zusammenspiel dieser Faktoren bringt eine individuelle Personlichkeit hervor Die drei Medien werden unterschiedlich gewichtet sind aber alle relevant und unersetzlich Die Bedeutung der Sprache bei der Personlichkeitsentwicklung Bearbeiten Der Grundstein fur die Ausbildung der Sprache liegt laut Mead in der Fahigkeit des Menschen durch seine korperliche Ausstattung mit einem Zentralnervensystem in der Lage zu sein Handlungen und Reaktionen verzogert auszufuhren Diese Intelligenz ermoglicht es ihm mogliche Folgen des eigenen Verhaltens abzuwagen und Kombinationsmoglichkeiten aufzuzeigen Die Folgen und Kombinationsmoglichkeiten konnen dem Menschen aber nur bewusst werden wenn er Symbole kennt Diese wiederum erfordern das Vorhandensein einer bestimmten Gesellschaft Somit ist eine Gesellschaft von interagierenden Individuen notig um ebendiese Symbole zu erschaffen und damit eine gewisse gegenseitige Abhangigkeit zu generieren Mead nennt zur Veranschaulichung in seinem Werk Geist Identitat und Gesellschaft das Beispiel der Barenfahrte Das Individuum erkennt die Fahrte als solche und gibt diese Erkenntnis an die Gruppe weiter Fortan weiss jedes dieser Individuen dass ein Pfotenabdruck dieser Form auf einen Baren hinweist und kann dementsprechend handeln Diesen Vorgang nennt Mead Symbolisation Deutlich wird daraus welche Funktion die Sprache in diesem Prozess hat Bestehend aus Lauten ermoglicht sie zum einen die Kommunikation und die Selbstwahrnehmung des Individuums zum anderen ist sie jedoch eine Aneinanderreihung vieler Symbole uber deren Bedeutung es einen Konsens in der Gesellschaft geben muss Der Laut das Symbol muss in den anderen Individuen dieselbe Reaktion auslosen wie in ihm selbst Ist dies gegeben spricht Mead von einem signifikanten Symbol Die Individuen konnen damit die Reaktionen ihrer Handlungspartner einschatzen und es ergibt sich folglich ein gemeinsames gesellschaftliches Handeln An dieser Stelle geschieht ebenfalls das was Mead role taking nennt Der wechselseitig Handelnde kann sein Verhalten anhand der signifikanten Symbole fur sich selbst zum Objekt machen Er betrachtet sich selbst aus der Sicht des anderen und kann reflektieren welche Reaktion sein Verhalten in seinem Gegenuber auslosen wird Er kann sich selbst wahrnehmen sich als Objekt sehen Deutlich wird an dieser Stelle die Bedeutung der Gesellschaft Nur durch die Gesellschaft die laut Mead aus Wechselwirkungen zwischen Individuen besteht erlernt der Mensch aus ursprunglichen Lauten die Sprache als signifikantes Symbol Der Denkprozess die nach innen verlegte Ubermittlung von Gesten der dem Kommunikationsprozess vorausgeht findet grundsatzlich mit Symbolen statt wir verbinden Worter mit Objekten Dabei mussen diese Symbole beim Denkenden und beim Anderen die gleiche Reaktion hervorrufen damit die Kommunikation gelingt Dies bedingt dass unsere Symbole Allgemeinbegriffe sind Es gilt dabei zu beachten dass es Situationen gibt in denen man in der eigenen Identitat nicht die gleiche Reaktion auslost wie beim Anderen vgl Schauspieler Eine entscheidende Grundlage zur Entwicklung und Wahrnehmung der eigenen Personlichkeit ist durch die Ubereinkunft in Bezug auf gemeinsame signifikante Symbole und der damit verbundenen Moglichkeit sich selbst aus der Sicht des anderen zu sehen gelegt Weiterhin konnen so gesellschaftliche Werte und Normen vermittelt werden Die externe gesellschaftliche Situation kann damit an das Individuum weitergegeben und verinnerlicht werden Die Basis fur eine Sozialisation ist auf diese Weise gelegt Den Begriff der Rollenubernahme fuhrt Mead im Verlauf seiner Theorie noch weiter aus und verdeutlicht ihn Insbesondere in den Uberlegungen zu der Personlichkeitsstruktur des I und me sowie den Entwicklungsphasen des play und game spielt die Antizipation des Verhaltens anderer eine grosse Rolle Die Entwicklungsphasen play und game Bearbeiten Mit den beiden Entwicklungsphasen des play und game des kindlichen Spiels und des organisierten Spiels oder auch Wettkampfs stellt Mead den Prozess der Objektwerdung und damit der Personlichkeitsentwicklung dar Das Bewusstsein seiner selbst entsteht ganz allmahlich im Verhalten wenn ein Individuum sich als soziales Objekt fur andere erfahrt Diesen Prozess legt er sowohl in der Sprache als auch bei den Strukturen I und me zugrunde und sieht den Prozess bei der Sprache durch das Sprechen und Horen des eigenen Lautes sowie der Moglichkeit durch signifikante Symbole das fremde und eigene Verhalten zu reflektieren und abzuschatzen gegeben Bei der kindlichen Rollenubernahme erfahrt sich das Kind allmahlich als soziales Objekt In der Phase des play sind erste Zuge der Wahrnehmung als eben solches Objekt zu erkennen Soziales Objekt wird das Individuum letztlich jedoch erst in der Phase des game namlich ausschliesslich durch die Interaktion mit anderen Beginnend mit der Phase des Spieles dem play ubt das Kind zunachst die Rollenubernahme Das Kind versetzt sich hier in mehrere Rollen kann aber nur jeweils eine Rolle gleichzeitig spielen Ein Beispiel dafur ware das Spiel mit dem Kaufmannsladen Das Kind ist zunachst Kunde dann Verkaufer und dann wieder Kunde Es imitiert viele verschiedene Rollen und ubt damit die Verhaltensantizipation die fur die Bildung der Identitat notwendig ist In dieser Entwicklungsphase bezieht sich das Kind also lediglich auf das Verhalten einer bestimmten anderen Person Um aber in einer gesellschaftlichen bzw sozialen Gruppe handlungsfahig zu werden muss es die Rollen aller anderen beteiligten Individuen kennen und einordnen konnen Diese Stufe nennt Mead game In dieser Wettkampfsituation muss das Kind das Verhalten aller anderen verinnerlicht haben und wissen wie es selbst handeln soll Es muss sich damit am sogenannten verallgemeinerten Anderen orientieren Deutlich macht Mead diese Phase am Beispiel des Baseballspiels Ein Spieler konne nur dann handeln wenn er die Regeln Aufgaben und Handlungen aller Mitspieler und somit auch seine eigene Rolle kenne Gleichzeitig mussen auch alle anderen Spieler dies mit seinem Verhalten tun konnen damit das Baseballspiel uberhaupt moglich ist Der verallgemeinerte Andere oder generalisierte Andere stellt nicht nur das Regelsystem innerhalb eines Wettkampfes dar sondern im Grossen und Ganzen die gesamte Gesellschaft mit ihren Werten und Normen Durch die Orientierung an ebendiesem Anderen kommt es zu einer sozialen Strukturierung des Selbst Es wird deutlich dass das Individuum seine Identitat ausschliesslich durch die Interaktion mit anderen Individuen erhalt Nur durch die Orientierung an den anderen Mitgliedern einer sozialen Gruppe ist das Individuum in der Lage dazu sich als solches wahrzunehmen So kann aus der Identitat des Einzelnen sowohl auf die gesellschaftlichen Verhaltensmuster geschlossen werden als auch auf die Identitat aller anderen Gruppenmitglieder Die Identitat und das Subjektive Bearbeiten Mead unterscheidet Identitat von Bewusstsein Bewusstsein im Sinne von Denken oder reflexiver Intelligenz ist nur fur das Individuum selbst zuganglich es hat einen subjektiven Charakter und beschreibt die Art wie ein Organismus handelt Im Gegensatz dazu erlautert er Identitat als eine Struktur die sich aus dem gesellschaftlichen Verhalten entwickelt und nicht aus der subjektiven Erfahrung des Organismus Die hier gemeinte Identitat entwickelt sich dann wenn die Ubermittlung von Gesten in das Verhalten des Einzelnen hereingenommen wird Beide Identitat und Bewusstsein sind phasenweise nur dem Einzelnen zuganglich konnen aber veroffentlicht werden Ein Beispiel ist das Aufstellen einer Theorie die zunachst nur intern mit Veroffentlichung allgemein zuganglich ist Meads Gedanken zur Gemeinschaft sind folgende Eine Gemeinschaft entwickelt sich weiter wenn eine wechselseitige Beeinflussung zwischen den Individuen stattfindet wenn die Reaktion der Gemeinschaft auf den Einzelnen institutionalisiert wird also die ganze Gemeinschaft gegenuber dem Einzelnen gleich handelt Jeder Mensch nimmt die Haltung der Gemeinschaft sich selbst gegenuber an kann aber auch der Gemeinschaft antworten und darauf bestehen die Normen der Gemeinschaft zu verbessern Jeder steht also in einem Dialog mit der Gemeinschaft Ein Beispiel fur diesen Dialog ware wenn jemand vor Gericht zum Publikum spricht und seine Tat rechtfertigt Wenn jemand nicht mit den Haltungen der Gemeinschaft einverstanden ist kann er sich der ganzen Umwelt in den Weg stellen indem er auf die Vernunft hort und dabei die Vergangenheit und die Zukunft in sein Denken mit einbezieht Des Weiteren unterscheidet Mead Bewusstsein von Selbstbewusstsein Identitatsbewusstsein Bewusstsein ist Erfahrung ein kognitives Phanomen Selbstbewusstsein die Erkenntnis einer Identitat als Objekt ein emotionales Phanomen Durch das Erfuhlen der Haltung des Anderen gegenuber sich selbst entsteht ein Selbstbewusstsein mit dem der einzelne Organismus in seinen Umweltsbereich eintritt Dieses Selbstbewusstsein lost Haltungen im Individuum aus die es auch in anderen auslost und es entwickelt damit insoweit eine Identitat als es die Haltung anderer einnehmen und sich selbst gegenuber so wie gegenuber anderen handeln kann Selbst bewusst identitatsbewusst sein heisst im Grunde dank der gesellschaftlichen Beziehungen zu anderen fur seine eigene Identitat zum Objekt zu werden Das Selbst und seine strukturellen Bestandteile I me self und mind Bearbeiten Die Sprache bildet eine massgebliche Grundlage fur die Entstehung der Identitat sowie gleichzeitig fur eine funktionierende Gesellschaft Diese Identitat das self ist demnach nicht von Beginn des menschlichen Lebens vorhanden sondern muss zunachst durch Erfahrungs und Entwicklungsprozesse gebildet und vermittelt werden Bevor auf die Entwicklungsprozesse des play und game weiter eingegangen wird ist es jedoch notwendig zunachst einmal die Bestandteile des Selbst naher zu beleuchten George Herbert Mead teilt das Selbst in zwei Bestandteile auf Er spricht von I und me Das I ist die Reaktion des Organismus auf die Haltungen anderer das me ist die organisierte Gruppe von Haltungen anderer die man selbst einnimmt Die Haltungen der anderen bilden das organisierte me und man reagiert darauf als ein I Mead 1968 218 In diesem Zitat wird die von Mead gedachte Struktur der Personlichkeit deutlich Nicht nur die Individuen stehen in einer Wechselwirkung miteinander sondern ebenso die Bestandteile der Identitat des Individuums Unter dem I versteht Mead im Wesentlichen die Kreativitat und Spontanitat im Menschen sowie die biologisch veranlagten Triebe Weiter kann gesagt werden dass das I vollstandig subjektiv bestimmt ist und die Reaktion auf das me beinhaltet Diese Reaktion des I auf das me bildet den Teil des Handelns der im Inneren des Individuums ablauft Es reagiert auf die Haltungen der anderen die ich als me synthetisiere reflektiert und sortiert sie und handelt letztlich dementsprechend Das I ist zugleich das Individuelle im Menschen das Subjektive So dient die Instanz des I auch zur Selbstbehauptung dieser Besonderheiten Das me enthalt alle Werte und Normen der Gesellschaft die Synthetisierung dieser Regeln liegt jedoch am I selbst So wird das I nicht nur durch das me zurechtgewiesen sondern kann auch die Gesellschaft anhand seiner individuellen Reaktion auf die Restriktionen verandern Im me werden die Haltungen der anderen und das Bild das die anderen vom Individuum haben eingeschlossen Die Erwartungen die die anderen an die Person haben sind hier ebenfalls erfasst Gepragt wird das me durch die Gesellschaft und gibt damit dem I seine Form es ist der objektive Teil des Selbst So kann es dazu kommen dass viele mes entstehen Durch unterschiedliche soziale Kreise gerat das Individuum an mannigfache Bezugspersonen die jeweils andere Erwartungen haben und so ein jeweils differentes Bild des Individuums erschaffen Alle diese mes mussen daraufhin vom I synthetisiert werden sodass sie ein einheitliches Selbstbild des Individuums ergeben Es mussen folglich viele verschiedene Rollen ubernommen Verhalten antizipiert und miteinander vereinbart werden Ist diese Verbindung der verschiedenen Elemente des me mit dem I zu einer Einheit gegluckt so kann laut Mead von einem self gesprochen werden Das self stellt die Wechselwirkung zwischen I und me dar Festzuhalten ist jedoch dass die Entstehung des self einen Prozess darstellt der nur durch die Erfahrung der anderen Gesellschaftsmitglieder moglich ist Das Selbst entwickelt sich durch die Interaktion mit anderen Mitgliedern der Gesellschaft fortlaufend weiter und kann somit nicht als festes Konstrukt sondern vielmehr als immerwahrende Ausdifferenzierung der Haltungen der anderen der gesellschaftlichen Normen und Vorgaben mit dem I gesehen werden Symbole Optimierung Bearbeiten Symbole entstehen aus der Optimierung der Kooperation von Subjekten Der Mensch nimmt wahr dass sein Verhalten der Reiz fur das Verhalten anderer ist Indem er sein Verhalten kontrolliert kann er das der anderen kontrollieren so dass sich Kooperationsprozesse optimieren lassen Diese Optimierung ist nur moglich uber die Sprache denn nur die stimmliche Geste konnen wir ebenso wahrnehmen wie unser Gegenuber Daher konnen wir mit unserer Geste die Reaktion des Gegenubers verbinden der Sinn unserer Geste liegt in der Reaktion des Anderen unsere Geste ist damit eine signifikante Geste d h ein signifikantes Symbol Uber Symbole konnen wir unser Verhalten kontrollieren Damit entsteht auch die Moglichkeit zum Selbstbewusstsein Indem man sein Verhalten aus der Perspektive anderer kontrollieren kann ist man aus dem Status des nur handelnden Subjekts entlassen Man kann sich selbst zum Objekt werden aus der Perspektive der anderen mittels der Sprache man kann sich in die Lage der Anderen versetzen um sein Verhalten zu beurteilen Dies ist notwendig fur das Selbstbewusstsein weil der Mensch sich als Subjekt seines Handelns nicht erfahren kann Das Erleben des eigenen Handelns erlebt man nicht aus der Perspektive des gerade Erlebenden Phasen Bearbeiten Mead nennt diese Phase der Reflexion das ME Im ME sieht man sich aus der Perspektive des generalisierten Anderen Das Handeln ist durch die eigene Reaktion auf das ME gepragt durch die verinnerlichten Erwartungen der Anderen Jene Phase des Handelns der Reaktion des Subjekts auf die Hereinnahme der Haltungen des generalisierten Anderen nennt Mead I I und ME erzeugen das SELF Selbst Identitat Die Identitat bildet sich individualbiographisch durch das Durchleben des Kindes zweier Spielphasen PLAY und GAME In diesen lernt das Kind die Haltung anderer zu ubernehmen sein Verhalten nach deren Erwartungen abzustimmen Zunachst im freien und naiven Spiel mit sich selbst PLAY dann im organisierten Wettkampf mit vielen Anderen GAME Das Kind ubt eine Selbstkontrolle auf sich aus und unterliegt damit der sozialen Kontrolle der Gemeinschaften denen es angehort und nach denen sich die soziale Struktur der Identitat ME ausgebildet hat Die unterschiedlichen Anspruche verschiedener Gruppen zu koordinieren das heisst verschiedene verinnerlichte Gruppenhaltungen zu synthetisieren also die Einheit der Differenz von MEs herzustellen ist eine der Aufgaben der Identitat Aus den daraus entstehenden moralischen Konflikten entwickelt Mead seine Theorie der Ethik und des Sozialen Wandels die jedoch weit weniger beachtet wurden als seine Theorie der symbolvermittelten Kommunikation und der Entstehung von Identitat und Bewusstsein Theorien Meads Gegenstimmen BearbeitenAll diese Theorien haben Meads Schaffen gepragt aber er konnte bei der Formulierung seiner anthropologischen Theorie zur Genese von Bewusstsein ganz besonders an Dewey der ein guter Freund Meads war anknupfen und hat sich wiederholt sehr ausdrucklich von John B Watson abgegrenzt Wie Dewey versteht er Bewusstsein als ein Produkt der Kooperation von Individuen das der molekulare oder klassische Behaviorismus der jegliches Handeln in unverbundene Reiz Reaktions Phasen zerlegt gar nicht fassen kann Handeln versteht der Behaviorismus in den Begriffen Reiz Reaktion und bedingte Konditionierung spater erweitert durch Skinner um die operante Konditionierung Der Sozialbehaviorismus Meads dagegen sieht die Entwicklung von Bewusstsein einhergehen mit der Entwicklung signifikanter Symbole Sprache Schriften BearbeitenErst nach seinem Tod sind vier Bucher von ihm erschienen Sie enthalten Vorlesungsmanuskripte Aufsatze und andere Arbeiten aus dem Nachlass Mind Self and Society Edited by Charles W Morris Chicago 1934 Deutsche Ausgabe Geist Identitat und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus Mit einer Einleitung herausgegeben von Charles W Morris Aus dem Amerikanischen ubersetzt von Ulf Pacher Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1968 The Philosophy of the Act Edited by Charles W Morris et al Chicago 1938 The Philosophy of the Present Herausgegeben von Arthur E Murphy La Salle Illinois 1932 Neuausgabe 2002 Prometheus Books Amherst New York Movements of Thought in the Nineteenth Century Edited by Meritt H Moore Chicago 1936Einige Sammelbande enthalten Auszuge aus diesen Buchern auf deutsch Anselm Strauss Hrsg G H Mead on Social Psychology Chicago 1964 Deutsche Ubersetzung Anselm Strauss Hrsg Sozialpsychologie Luchterhand Verlag Neuwied 1969 Auszuge aus allen vier Buchern sowie zwei erganzende Aufsatze Hansfried Kellner Hrsg G H Mead Philosophie der Sozialitat Aufsatze zur Erkenntnisanthropologie Frankfurt am Main 1969 Auszuge aus Philosophy of the Act und Philosophy of the Present sowie einige weitere Aufsatze Gesammelte Aufsatze 2 Bande herausgegeben von Hans Joas Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1980 1983 Eine weitgehend vollstandige Bibliographie findet sich in der Neuauflage 2000 Frankfurt am Main Suhrkamp von Hans Joas Buch Praktische Intersubjektivitat Joas gibt auch an in welchen Sammelbanden jeweils welche Aufsatze erschienen sind Eine Bibliographie gleicher Qualitat kann uber den unten angegebenen Weblink The Mead Project erreicht werden grosstenteils sind die Texte Meads dort auch Online verfugbar Literatur BearbeitenHeinz Abels Interaktion Identitat Prasentation Kleine Einfuhrung in interpretative Theorien der Soziologie VS Verlag Wiesbaden 2004 ISBN 3 531 43183 8 Filipe Carreira Da Silva G H Mead A Critical Introduction Polity Cambridge 2007 ISBN 978 0 7456 3457 9 Hans Joas Praktische Intersubjektivitat Die Entwicklung des Werkes von George Herbert Mead Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 518 28365 0 2000 Vorwort zur neuen Auflage sowie erganzte Bibliographie Benjamin Jorissen Jorg Zirfas Hrsg Schlusselwerke der Identitatsforschung VS Verlag Wiesbaden 2010 ISBN 3 531 15806 6 Dieter Krallmann Andreas Ziemann George Herbert Meads sozialbehavioristische Kommunikationstheorie In Grundkurs Kommunikationswissenschaft Fink Munchen 2001 ISBN 3 8252 2249 7 Frithjof Nungesser Franz Ofner Hrsg Potentiale einer pragmatistischen Sozialtheorie Beitrage anlasslich des 150 Geburtstags von George Herbert Mead Sonderband der Osterreichischen Zeitschrift fur Soziologie OZS Springer VS Wiesbaden 2013 Frithjof Nungesser Die Sozialitat des Handelns Eine Aktualisierung der pragmatistischen Sozialtheorie Frankfurt a M New York Campus 2021 ISBN 978 3 5935 1128 3 Rainer Schutzeichel Cooley Mead und die symbolische Interaktion In Soziologische Kommunikationstheorien Konstanz 2004 ISBN 3 8252 2623 9 Daniel Trohler Gert Biesta Hrsg George Herbert Mead Philosophie der Erziehung Klinkhardt Bad Heilbrunn 2008 ISBN 978 3 7815 1579 6 Hans Josef Wagner Strukturen des Subjekts Eine Studie im Anschluss an George Herbert Mead Westdeutscher Verlag Opladen 1993 ISBN 3 531 12525 7 Harald Wenzel George Herbert Mead zur Einfuhrung Junius Verlag Hamburg 1990 ISBN 3 88506 855 9 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber George Herbert Mead im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek The Mead Project auf der Website der Brock University bietet fast alle erhaltlichen Aufsatze und Bucher Meads als kostenlose Online Volltexte und daruber hinaus etliche weitere Ressourcen Mead Seite der Initiative fur Praxisphilosophie Mitchell Aboulafia Eintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und Parameter 3 und nicht Parameter 2 George Cronk Eintrag in J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Werner Bergmann Zeit Handlung und Sozialitat bei G H Mead Zeitschrift fur Soziologie 10 Okt 1981 351 363Anmerkungen Bearbeiten Tonnies hatte sich zeitweise bei Wundt mit einer Vorform von Gemeinschaft und Gesellschaft habilitieren wollen und Paulsen als Tonnies Freund kannte die dann 1887 erschienene Studie grundlich Vgl die Zusammenfuhrung von Tonnies und Meads Theoremen erkennbar z B in beider Vorentwurfen zur Rollentheorie bei Werner J Cahnman in Tonnies und die Theorie des sozialen Wandels Eine Rekonstruktion in L Clausen F U Pappi Hrsg Ankunft bei Tonnies Muhlau Kiel 1981 Das Verhaltnis zwischen Mead und Cooley wird in der Literatur sehr unterschiedlich interpretiert Intensiven Austausch scheinen Mead und Cooley nicht gehabt zu haben Vgl Frithjof Nungesser Patrick Wohrle Die sozialtheoretische Relevanz des Pragmatismus Dewey Cooley Mead In Frithjof Nungesser Franz Ofner Hrsg Potentiale einer pragmatistischen Sozialtheorie Beitrage anlasslich des 150 Geburtstags von George Herbert Mead Sonderband der Osterreichischen Zeitschrift fur Soziologie OZS Springer VS Wiesbaden 2013 S 53 66 Hans Joas Praktische Intersubjektivitat Die Entwicklung des Werks von G H Mead Suhrkamp Frankfurt 1989 Taschenbuchausgabe mit einem erneuerten Vorwort 2000 29 Nungesser Frithjof Ofner Franz 2013 Einleitung in Nungesser Frithjof Ofner Franz Hrsg Potentiale einer pragmatistischen Sozialtheorie Beitrage anlasslich des 150 Geburtstags von George Herbert Mead Sonderband der Osterreichischen Zeitschrift fur Soziologie OZS Wiesbaden Springer VS 2013 S 4 f Vgl Marx Engels Werke Dietz Verlag Berlin 1962 Bd 20 Dialektik der Natur S 444 oder Karl Marx Das Kapital Dietz Verlag Berlin 1972 Bd 1 S 192 Daniel R Huebner The Construction of Mind Self and Society The Social Process behind G H Mead s Social Psychology In Journal of the History of the Behavioral Sciences 48 2 2012 S 134 153 Normdaten Person GND 118579770 lobid OGND AKS LCCN n50013667 NDL 00471458 VIAF 36980050 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mead George HerbertKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer Philosoph Soziologe und PsychologeGEBURTSDATUM 27 Februar 1863GEBURTSORT South Hadley Massachusetts USASTERBEDATUM 26 April 1931STERBEORT Chicago Illinois Vereinigte Staaten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title George Herbert Mead amp oldid 238477397