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Der symbolische Interaktionismus ist eine soziologische Theorie aus der Mikrosoziologie die sich mit der Interaktion zwischen Personen beschaftigt Diese Handlungstheorie basiert auf dem Grundgedanken dass die Bedeutung von sozialen Objekten Situationen und Beziehungen im symbolisch vermittelten Prozess der Interaktion Kommunikation hervorgebracht wird siehe auch Handeln und Soziales Handeln Symbolische Kommunikation 1 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 George H Meads Uberlegungen als Grundlage zum Symbolischen Interaktionismus 2 1 Der Mensch als soziales Wesen 2 2 Sozialisation bei Mead 2 3 Sozialisation als Prozess der Identitatsbildung 2 4 Personlichkeitstheorie 2 5 Phasen des Selbst im inneren Dialog 3 Cooleys Beitrag zum Symbolischen Interaktionismus 3 1 Kommunikation 3 2 Individuum und Gesellschaft 3 3 Looking Glass Self 3 4 Kritik von Mead 3 5 Wichtige Werke 4 Symbolischer Interaktionismus nach Herbert Blumer 4 1 Grundannahmen 4 2 Soziales und individuelles Handeln 4 3 Menschliches Zusammenleben 4 4 Deutungen 4 5 Das Entstehen von sozialen Normen und Regeln 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenDie Schule des symbolischen Interaktionismus wurde von Herbert Blumer 1900 1987 begrundet Blumer war ein Schuler des Sozialphilosophen und fruhen Sozialpsychologen George Herbert Mead 1863 1931 Als Blumer den Symbolischen Interaktionismus ausarbeitete orientierte er sich vor allem an Meads Uberlegungen zur stammesgeschichtlichen phylogenetischen Bildung des Bewusstseins und personlichen ontogenetischen Entwicklung der Identitat unter Verwendung einer gemeinsamen Sprache Logisches Universum signifikanter Symbole siehe auch John Cunningham Lilly Auch der amerikanische Soziologe Charles Cooley 1864 1929 trug mit seinen Uberlegungen zur Entstehung der Theorie des symbolischen Interaktionismus bei seine These im Anschluss an sozialpsychologische Vorarbeiten von William James John Dewey und James Mark Baldwin war dass das Individuum schon geistig mental ein soziales Wesen sei die abstrakte begriffliche Gegenuberstellung von Individuum Gesellschaft sei fehlgeleitete Metaphysik Gesellschaft fasste er ebenfalls mental auf insofern sie aus den geistigen Vorstellungen besteht die aus den sozialen Interaktionen und Kommunikationen herauswachsen 2 George H Meads Uberlegungen als Grundlage zum Symbolischen Interaktionismus BearbeitenDer Mensch als soziales Wesen Bearbeiten Selbstbewusstsein Identitat und die Fahigkeit zum Denken entwickelt der Mensch erst innerhalb und mithilfe sozialer Beziehungen und Entwicklungsstadien Dementsprechend sind Individuum und Gesellschaft prozesshaft verwoben und bedingen sich gegenseitig Mead postuliert dass Kommunikation der Faktor ist der die Entwicklung des Menschen als soziales Wesen bedingt weil die typische menschliche Kommunikation und Interaktion uber signifikante Symbole stattfindet Diese Symbole sind Allgemeinbegriffe d h dass das Symbol bei einem selbst das Gleiche auslost wie bei den Anderen Der Sinn oder die Bedeutung eines Symbols wird von allen Mitgliedern der Gesellschaft gleich interpretiert Ein Beispiel dafur ware eine Situation in der jemand Feuer schreit Die Menschen interpretieren das Wort da es ein Allgemeinbegriff ist gleich und reagieren und handeln deshalb in der Situation auch gleich Soziale Interaktion wird durch den symbolischen Interaktionismus moglich Er setzt voraus dass man die Fremdperspektive einnehmen und verinnerlichen und sich selbst aus der Fremdperspektive betrachten kann Sozialisation bei Mead Bearbeiten Sozialisation wird bei Mead verstanden als ein Prozess der Entwicklung der Personlichkeit und Integration in die Gesellschaft Erst in der organisierten Gemeinschaft oder gesellschaftlichen Gruppe entwickelt der Einzelne eine einheitliche Identitat Ein generalisierter Anderer spielt eine Rolle bei der Sozialisation Er ubt pragenden Einfluss auf den Einzelnen aus Merkmale eines signifikanten konkreten od individuellen Anderen sind emotionale Besetzung permanente Interaktion und Machtgefalle Beispiele sind Eltern und Lehrer Das Kind wird zu einem Mitglied der Gesellschaft indem es die Rollen und Einstellungen der signifikanten konkreten od individuellen Anderen und somit die Moral und die Normen der Gesellschaft bis zu einem gewissen individuell verschiedenen Grad ubernimmt siehe Selbstkonzept Sozialisation als Prozess der Identitatsbildung Bearbeiten Durch die Ubernahme der Haltungen der anderen entwickeln sich bei den Menschen die Identitat und konsistentes Selbstbewusstsein Eine Identitat eines Menschen besteht aus elementaren Identitaten die den verschiedenen Aspekten des gesellschaftlichen Prozesses entsprechen Die Struktur der vollstandigen Identitat ist somit eine Spiegelung des vollstandigen gesellschaftlichen Prozesses So wird die Identitat nur moglich wenn ein Mensch in einer Gemeinschaft oder in einer gesellschaftlichen Gruppe lebt Mead unterscheidet drei Stufen von Entwicklungen der Rollenubernahme die sich nach Komplexitat unterscheiden Nachahmendes Rollenspiel play Bezugspunkt der Perspektivenubernahme ist dabei ein individueller Anderer und Orientierungsgrundlage des Handelns sind antizipierte Handlungen Play ist nach Mead eine spielerische Interaktion des Kindes mit einem imaginaren Freund Dies ist die einfachste Form der Rollenubernahme Diese Stufe der Identitatsbildung erreicht ein Kind wenn es variable Rollen ubernehmen kann z B wenn es einen Indianer oder Verkaufer spielt Dadurch haben Kinder zwei elementare Identitaten ihre eigene und die gespielte Identitat Eine voll entwickelte Identitat haben sie aber noch nicht weil die Reize in diesem Stadium noch nicht organisiert sind Die Rollenubernahme findet also nacheinander statt nicht gleichzeitig Regelgerechte Kooperation game Das organisierte Spiel Wettkampf reprasentiert im Leben des Kindes den Ubergang von der spielerischen Ubernahme der Rolle anderer zur organisierten Rollenubernahme mehrerer anderer die fur das Identitatsbewusstsein entscheidend ist Im game muss die Person verschiedene Rollen in einer systematischen Ordnung wahrnehmen und sich darauf beziehen lernen Dies bedeutet dass ein Kind die Haltung aller am Spiel beteiligten Personen ubernehmen und diese Rollen in Beziehung zueinander setzen muss Bei dieser Stufe ist der Bezugspunkt der Perspektivenubernahme die begrenzte Gemeinschaft in der das Kind sich befindet Dabei handelt das Kind unter Berucksichtigung der gemeinschaftsspezifischen Normen Spielregeln Beispiel Baseball Bevor ein Kind einen bestimmten Wurf macht muss es um ein erfolgreiches Spiel zu leisten wissen wie die anderen Teilnehmer auf seine Handlung reagieren werden Dies wird erst moglich wenn es sich in die verschiedenen Rollen z B des Fangers und des Werfers hineinversetzt Die Reaktionen der anderen mussen so organisiert sein dass die Haltung des einen Spielers die Haltung des anderen auslost Universelle Kooperation und Verstandigung Bezugspunkt der Perspektivenubernahme ist hier die universelle menschliche Gesellschaft universeller Anderer sozusagen eine Weltgesellschaft Das Handeln soll dabei nach einem Universalisierungsprinzip ablaufen Dafur mussen gemeinsame Normen und Symbole geschaffen werden damit ein Zusammenhang zwischen verschiedenen Gesellschaften entsteht Personlichkeitstheorie Bearbeiten Identitat entwickelt sich immer in Wechselwirkung und Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Auf der Ebene der Personlichkeit unterscheidet Mead zwei zentrale Instanzen die im Zusammenspiel gleichzeitig Handlung koordinieren und Identitat konstituieren Diese Instanzen des Selbst nennt Mead me und I deutsch haufig mit ICH und ich ubersetzt Das I personales Selbst bezeichnet Spontanitat Kreativitat und das einmalig Subjektive Diese Instanz stellt eine stellungnehmende Reaktion auf die Haltungen Anderer zur eigenen Person dar Haufig wird dieser Aspekt mit der Triebausstattung des Menschen verglichen Das me soziales Selbst bezeichnet die Vorstellung von dem Bild das andere von mir haben die Verinnerlichung ihrer Erwartungen an mich Es ist Bewertungsinstanz fur die Strukturierung der spontanen Impulse Es handelt sich also um den sozialen Aspekt der Identitat Fur die Erwartungen eines jeden Anderen entwickelt sich entsprechend eine Auspragung des me also eine soziale Reprasentation des Bildes von einem selbst Im Laufe der Ontogenese werden diese verschiedenen Perspektiven in standigem Dialog mit dem I zu einem abstrakten Gesamtbild synthetisiert Die beiden Teile befinden sich standig im inneren Dialog Der innere Dialog entscheidet uber weitere Handlungen und uber die Entwicklung einer Person Der Ausgang des inneren Dialogs ist aber zunachst offen weil die Gewichtung zwischen me und I von mehreren Faktoren abhangt Laut Mead verandert und reorganisiert sich die eigene Identitat im Laufe des Lebens immer wieder neu und ist somit ein aktiver Prozess Sozialisation Phasen des Selbst im inneren Dialog Bearbeiten Phase I Handlungsentwurf des Individuums I Phase II Stellungnahme aus der Perspektive des generalisierten anderen me Phase III Stellungnahme und Entscheidung des Individuums Self Cooleys Beitrag zum Symbolischen Interaktionismus BearbeitenCharles Cooley und Mead waren befreundet und beeinflussten sich so gegenseitig Cooley war ebenfalls stark von der Theorie der sozialen Evolution von Herbert Spencer beeinflusst Wie Spencer verstand er die soziale Evolution als organischen Gesellschaftsprozess Es kommt somit in den funktionalen Teilsystemen zu immer effektiverer Anpassung an die Umweltbedingungen Gleichzeitig kommt es zu einer stetigen Differenzierung der internen Struktur einer Gesellschaft 3 Kommunikation Bearbeiten Von besonderem Interesse hier ist Cooleys Verstandnis der menschlichen Natur als Produkt der Kommunikation Dies verweist auf die grosse Bedeutung der Sozialisation in der amerikanischen Soziologie 4 Der Mensch entwickelt sein Selbst durch das er erst zur Person wird durch den Prozess der Interaktion mit anderen Menschen Diese interaktionistische Vorstellung von einem Selbst in dem soziale Natur und Personwerdung untrennbar miteinander verbunden sind wurde von grosster Bedeutung fur den symbolischen Interaktionismus und fur die Sozialwissenschaften im Allgemeinen 4 Individuum und Gesellschaft Bearbeiten Cooley lehnte daher die Annahme eines autonomen rationalen Individuums ab Er trat fur die Konzeption der sozialen Genese des Selbst ein The social self is simply any idea or system of ideas drawn from the communicative life that the mind cherishes as its own Self feeling has its chief scope within the general life notoutside of it 5 Diese Auffassung meinte allerdings keine totale Anpassung des Individuums an die Gesellschaft und implizierte keine kollektive oder soziale Determiniertheit des Ich Individuum und Gesellschaft waren fur ihn wie fur alle Sozialbehaviouristen zwei Auspragungen derselben Sache Diese erganzen und bedingen sich wechselseitig 6 Menschliche Natur ist immer gleichzeitig individuell und sozial ist eine Gruppennatur und jedes Individuum ist das Produkt der jeweils spezifischen Kombination von Interaktionsbeziehungen zu anderen konkreten Personen und Gruppen das sich mit diesen verandern und seinerseits auf sie modifizierend einwirkt Das Individuum steht in standigem Austausch mit seiner Umwelt in dessen Verlauf es sich selbst und diese verandert 6 Diese dynamische Sicht des Selbst wurde zur Grundlage der Sozialisation des Individuums Eine solche enge Verbindung zwischen Gesellschaft und Individuen charakterisierte auch das Verstandnis von Cooley von der gesellschaftlichen Evolution Dieser sah er wie bereits angedeutet auf den Interaktionen der Menschen beruhend 4 Looking Glass Self Bearbeiten Hauptartikel Looking glass self Cooley ging es nicht wie etwa Mead oder Erving Goffman in allererster Linie um den Prozess der Organisation des Selbst sondern um die Betonung der Gegenseitigkeit der Vorstellungen die die Menschen voneinander haben Dies brachte Cooley mit dem Begriff des Looking Glass Self dem Spiegelbild Selbst zum Ausdruck 7 Demnach entwickelt jeder Mensch seine Identitat als Ergebnis vielfaltiger Prozesse der sozialen Interaktion mit anderen Menschen Dabei entsteht ein spezifisches Selbstbild Ich stelle mir vor wie ich dem Anderen erscheine und bewerte mich danach selbst aus dieser Perspektive heraus 8 Cooley zeigte drei prinzipielle Elemente auf die in ihrer Gesamtheit und Wechselwirkung zur Herausbildung der eigenen erlebten Identitat fuhren Die Person handelt und weiss bzw nimmt an dass sie dabei beobachtet wird Wie wird sie von anderen Menschen gesehen erlebt Wie wird sie von diesen anderen Menschen daraufhin bewertet Was fur Gefuhle erlebt sie aufgrund dieser Bewertung Es geht hier nicht um die wirkliche Bewertung durch bedeutsame andere Personen sondern darum was das Individuum daruber glaubt Denn alles unterliegt der Interpretation durch das Individuum In dieser Weise ist laut Cooley jeder dem anderen ein Spiegel 9 Diese Vorstellung die die Menschen wechselseitig voneinander und ihrer Umwelt haben waren fur Cooley die harten Tatsachen mit denen sich die Soziologie zu beschaftigen hatte Diese sind soziomentale Prozesse die die Verbindung zwischen self und society festigen Dafur verwendet er den Begriff des social mind welcher eine Ahnlichkeit mit Durkheims Kollektivbewusstsein aufweist 10 Cooley zollte der dynamischen Natur des social mind als im Kommunikationsprozess entstehende und sich verandernde Vorstellung weit mehr Beachtung als Durkheim der das Kollektivbewussstein wie eine Sache welches von aussen Zwang auf das Individuum ausubt behandelte 11 Sowohl das Selbst als auch die Gesellschaft haben bei Cooley einen dynamischen Charakter Diese sind Prozesse genauer gesagt Kommunikationsprozesse Kritik von Mead Bearbeiten Nach den traditionellen Annahmen der Psychologie ist der Erfahrungsinhalt ganzlich individuell und auf keinen Fall primar durch den gesellschaftlichen Prozess zu erklaren obwohl seine Umwelt oder sein Kontext gesellschaftlich ist Fur eine Sozialpsychologie wie die Cooleys die genau auf dieser Annahme beruht hangen alle gesellschaftlichen Wechselwirkungen von den Vorstellungen der betroffenen Individuen ab und spielen sich im Rahmen ihrer direkten und bewussten Einflusse aufeinander in den gesellschaftlichen Erfahrungsprozess ab Cooleys Sozialpsychologie die Gesellschaft existiert uberhaupt nur im Geist des Einzelnen die Auffassung die Identitat sei grundlegend gesellschaftlicher Natur wird als Produkt der Phantasie hingestellt Sogar fur Cooley setzt die Identitat die Erfahrung voraus und diese ist ein Prozess in dem sich die Identitat entwickelt 12 Wichtige Werke Bearbeiten Human Nature and the Social Order 1922 Social Process 1918 Social Organization 1909 Symbolischer Interaktionismus nach Herbert Blumer BearbeitenGrundannahmen Bearbeiten Blumer stellte 1969 folgende Grundannahmen zum Symbolischen Interaktionismus auf Menschen handeln gegenuber Dingen auf der Grundlage der Bedeutungen die diese Dinge fur sie besitzen Die Bedeutung der Dinge entsteht durch soziale Interaktion Die Bedeutungen werden durch einen interpretativen Prozess verandert den die Person in ihrer Auseinandersetzung mit den ihr begegnenden Dingen benutzt Weitere Grundannahmen Menschen erschaffen die Erfahrungswelt in der sie leben Die Bedeutungen dieser Welten sind das Ergebnis von Interaktionen und werden durch die von den Personen jeweils situativ eingebrachten selbstreflexiven Momente mitgestaltet Die Interaktion der Personen mit sich selbst ist mit der sozialen Interaktion verwoben und beeinflusst sie ihrerseits Formierung und Auflosung Konflikte und Verschmelzungen gemeinsamer Handlungen konstituieren das soziale Leben der menschlichen Gesellschaft Ein komplexer Interpretationsprozess erzeugt und pragt die Bedeutung der Dinge fur die Menschen Soziales und individuelles Handeln Bearbeiten Interaktionisten erforschen das alltagliche Leben doing everyday life 13 Im Alltag handeln die Menschen auf der Grundlage dessen was sie wahrnehmen wie sie das Wahrgenommene einschatzen und interpretieren Die Wahrnehmung der Bedeutung eines Gegenstands ist eine Zuschreibung von Bedeutung Das bedeutet dass in einem Vorgang sozialer Aushandlung diese Wahrnehmung als hinreichend akzeptiert wurde Diese Interpretation menschlichen Handelns lasst sich ebenso auf gemeinsames kollektives Handeln anwenden an dem eine Vielzahl von Akteuren bzw Individuen beteiligt sind beispielsweise auf die Kooperation in der Arbeitswelt Gesellschaftliches Handeln im wortlichen Sinne d h Handeln in einer Gesellschaft bzw in einem sozialen Umfeld lasst sich somit nach Blumer immer als soziales Handeln benennen Da gesellschaftliches Handeln immer von Individuen ausgeht ist es durch den symbolischen Interaktionismus moglich dieses Handeln sowohl in seinem gemeinsamen kollektiven Charakter zu betrachten wie auch in seinem individuellen d h durch die symbolischen Interaktionen einzelner Individuen konstituierten Komponenten Menschliches Zusammenleben Bearbeiten Kollektives Handeln stellt fur den symbolischen Interaktionismus immer das Ergebnis bzw den Verlauf eines Prozesses gegenseitig interpretierender Interaktionen dar Menschliches Zusammenleben besteht also in dem gegenseitigen Aufeinanderabstimmen der Handlungen durch die Beteiligten wobei der Charakter der gemeinsamen Handlungen sich aus der Beziehung der Beteiligten ergibt Das gemeinsame Handeln welches Blumer auch als das verbundene Handeln der Gesamtheit bezeichnet ist somit immer die Gesamtheit der Verkettungen Aufeinanderabstimmungen einzelner Handlungen der Individuen und somit das Ergebnis einer fortwahrend ablaufenden niemals abgeschlossenen Entwicklung Deutungen Bearbeiten Wenn man diejenigen Falle betrachtet in denen das gemeinsame Handeln wiederkehrend und stabil ist also gesellschaftlich gefestigte sich wiederholende Muster gemeinsamen Handelns so haben die an der jeweiligen Situation beteiligten Menschen im Voraus ein Verstandnis davon wie sie und andere handeln wollen und wahrscheinlich werden Dieses Verstandnis ergibt sich aus den gemeinsamen schon bestehenden Deutungsmustern bzw Deutungen dessen was von der Handlung eines Teilnehmers einer Situation zu erwarten ist Aufgrund ebendieses Verstandnisses ist jeder Teilnehmer in der Lage sein eigenes Verhalten auf der Grundlage dieser Deutungen zu steuern Das Entstehen von sozialen Normen und Regeln Bearbeiten Hierbei besteht die Gefahr Ursache und Wirkung dahingehend zu vertauschen dass man zu dem Schluss kommen konnte es seien die Normen Regeln Werte und Sanktionen welche das Handeln der Menschen bestimmen oder determinieren Und zwar indem sie vorschreiben wie Menschen in den unterschiedlichsten Situationen zu handeln haben Jedoch werden laut Blumer die Interaktionen der Teilnehmer einer Situation nicht von den Werten und Normen vorherbestimmt sondern die Werte und Normen werden erst durch das kontinuierliche Aushandeln von Bedeutungen in den Interaktionen der Teilnehmer konstituiert Dies gelte auch wenn die Handlungen konsistent bleiben Denn auch wenn es sich um eine dauerhaft bestehende und wiederkehrende Form gemeinsamen Handelns dreht musse jede einzelne Wiederholung einer solchen gemeinsamen Handlung erneut entwickelt werden Wenn sich die Handlung wiederholt so wurden die Teilnehmer dies tun indem sie dieselben Bedeutungen wiederkehrend und konstant benutzen Akzeptiert man die standige Neubildung von Handlungen und Deutungen auch wiederkehrender bedeutet dies gleichsam eine Verschiebung der Perspektive Folglich sei es nicht die gemeinsame Handlung die sich einer immer schon vorhandenen uber allem schwebenden Regel oder Norm unterordnet Blumer geht davon aus dass die Regeln und Normen dann entstehen wenn Bedeutungen ausgehandelt werden und die gemeinsame Handlung konstruiert wird Literatur BearbeitenHerbert Blumer Symbolic Interactionism Perspective and Method Englewood Cliffs New Jersey 1969 Herbert Blumer Der methodologische Standort des symbolischen Interaktionismus In Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen Hrsg Alltagswissen Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit Bd 1 Rowohlt Reinbek 1973 1981 ISBN 3 531 22054 3 Charles Horton Cooley Social Organization Human nature and the social order Charles Scribner s Sons New York 1922 Michael Dellwing Robert Prus Einfuhrung in die interaktionistische Ethnografie Soziologie im Aussendienst Wiesbaden 2012 Stuart Hall Interaktion Identitat Reprasentation Gesammelte Schriften Bd 4 Argument Verlag Hamburg 2008 ISBN 3 88619 326 8 Hans Joas Praktische Intersubjektivitat Die Entwicklung des Werkes von G H Mead Frankfurt am Main 1989 S 91 119 Dirk Kaesler Ludgera Vogt Hrsg Hauptwerke der Soziologie Kroners Taschenausgabe Band 396 Kroner Stuttgart 2000 ISBN 3 520 39601 7 S 298 299 George Herbert Mead Geist Identitat und Gesellschaft Frankfurt am Main 1978 S 187 221 George Herbert Mead Geist Identitat und Gesellschaft Aus der Sicht des Sozialbehaviorismus Suhrkamp Frankfurt am Main 1975 Gertraude Mikl Horke Soziologie Historischer Kontext und soziologische Theorie Entwurfe Oldenbourg Munchen Wien 2001 Frithjof Nungesser Die Sozialitat des Handelns Eine Aktualisierung der pragmatistischen Sozialtheorie Campus Frankfurt a M New York 2021 Frithjof Nungesser Pragmatism and Interaction in Vom Lehn Dirk Ruiz Junco Natalia Gibson Will Hg Routledge International Handbook of Interactionism Routledge London New York 2021 S 25 36 M Titze R Kuhn Das Konzept der Identitat in Theorie und Praxis der Individualpsychologie Alfred Adlers In H G Petzold Identitat Ein Kernthema moderner Psychotherapie Interdisziplinare Perspektiven Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2012 Weblinks Bearbeiten50 Klassiker der Soziologie Weblexikon der Universitat Graz Interaktion und abweichendes Verhalten Universitat AugsburgEinzelnachweise Bearbeiten Jakob Kruger Symbolischer Interaktionismus nach Herbert Blumer Grundsatze und Methoden Friedrich Alexander Universitat Erlangen Nurnberg Institut fur Soziologie WS 2010 11 Robert Cooley Angell Introduction In The Two Major Works of Charles H Cooley Social Organization Human Nature and the Social Order With an Introduction of Robert Cooley Angell The Free Press Glencoe Ill 1956 S xvi vgl Mikl Horke 2001 S 188 a b c vgl Mikl Horke 2001 S 189 Cooley 1902 S 180 a b vgl Mikl Horke S 189 vgl Mikl Horke S 191 vgl Titze Kuhn 2012 S 245 vgl Cooley 1902 S 183 vgl Mikl Horke 2001 S 191 Mikl Horke 2001 S 191 Mead 1975 S 269 Dellwing Michael Prus Robert Einfuhrung in die interaktionistische Ethnografie 1 Auflage Springer VS Wiesbaden 2012 ISBN 978 3 531 18268 1 S 23 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Symbolischer Interaktionismus amp oldid 237471594