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Das Selbstkonzept fasst das Selbstbild und Idealbild zusammen Das Selbstbild wie man sich selbst wahrnimmt misst sich am Idealbild also daran wie jemand gerne sein mochte Zum Selbstkonzept gehort das Wissen uber eigene personliche Eigenschaften Fahigkeiten Vorlieben Gefuhle und Verhalten 1 Das Selbstkonzept bildet sich auch unter dem Einfluss von Interaktionsprozessen und durch Verinnerlichung der Urteile anderer ist jedoch relativ stabil In der aktuellen padagogisch psychologischen Forschung sind seit den 1970er Jahren Herbert W Marsh und Richard J Shavelson wichtige Vertreter der Selbstkonzept Forschung Sie haben wesentlich an der Erforschung schulischer Selbstkonzepte gearbeitet worunter man Personenmerkmale versteht die Lernen und schulisches Wahlverhalten beeinflussen 2 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und sozialer Einfluss 2 Unterschied zwischen Identitat und Selbstkonzept 3 Wesentliche Funktionen des Selbstkonzeptes 4 Konzept nach William James 5 Selbstkonzept bei Carl Rogers und Abraham Maslow 6 Das Selbstkonzept aus sozial und kognitionspsychologischer Perspektive 6 1 Kognitive Reprasentationen als Abbildung des Selbstkonzeptes 6 2 Das Selbstkonzept zwischen Stabilitat und Dynamik 6 3 Multidimensionalitat des Selbstkonzeptes Possible selves 6 4 Soziale Interaktionen als Quelle des Selbstkonzeptes 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseEntstehung und sozialer Einfluss BearbeitenBei der Entstehung des Selbstkonzepts interagieren genetische dispositionale und umweltbedingte soziale Faktoren miteinander Zu den vererbten Faktoren gehoren Temperament gewisse Personlichkeitsdispositionen usw der jeweilige Anteil des genetischen Einflusses ist in der Forschung umstritten Zu den sozialen Faktoren die bestimmend fur das Selbstkonzept sind gehoren u a folgende Soziale Identitat Die soziale Identitat besteht indem man sich bestimmten sozialen Gruppen zugehorig fuhlt beispielsweise der Gruppe Deutsche Studenten Vegetarier usw Insbesondere wenn die Gruppe eine Minderheit darstellt sind sich Personen ihrer sozialen Identitat starker bewusst Soziale Rolle Die Rollen die Menschen im taglichen Leben mehr oder weniger freiwillig ubernehmen bestimmen auch ihr Selbstbild An bestimmte Rollen sind bestimmte soziale Anforderungen geknupft nach denen man sich meistens unbewusst verhalt und sich so der Rolle anpasst Z B verhalten sich Lehrer gegenuber ihren Schulern anders als gegenuber dem Ehepartner Oder wenn Personen Kinder bekommen und nun die Elternrolle ubernehmen andern sich oft ihre Verhaltensweisen hin zu einer starkeren Vorbildfunktion Ein beruhmtes Experiment das die Ubernahme rollenspezifischen Verhaltens auch entgegen der ursprunglichen Einstellung zeigte ist das Stanford Prison Experiment von Philip Zimbardo Versuchspersonen sollten zwei Wochen in einem improvisierten Gefangnis im Institutskeller verbringen und waren zufallig entweder der Warter oder der Gefangenenrolle zugewiesen worden Obwohl die Personen vor dem Experiment meinten sie wurden nur in geringem Ausmass auf diese Rollenverteilung Rucksicht nehmen und niemals Gewalt oder andere harte Massnahmen einsetzen identifizierten sich beide Gruppen dermassen stark mit ihren Rollen dass die Situation eskalierte und das Experiment abgebrochen wurde Sozialer Vergleich Nach der Theorie des sozialen Vergleichs von Leon Festinger beurteilt man seine eigenen Fahigkeiten und Eigenschaften falls keine objektiven Massstabe vorhanden sind durch den Vergleich mit anderen So fand man z B heraus dass Schuler in deren Klasse nur wenig gute Mitschuler waren ihre Leistung als besser einschatzten als Schuler mit vielen guten anderen in ihrer Klasse Der soziale Vergleich wirkt auf das akademische Selbstkonzept siehe hierzu auch Big Fish Little Pond Effekt Erfolge und Misserfolge Die Konsequenzen des Verhaltens von Personen und ihre Ausserungen beeinflussen ebenfalls die Bildung ihres Selbstbildes Erfahrt man viele Misserfolge schatzt man die eigenen Fahigkeiten eher als gering und weniger wertvoll ein Kultur Kollektivistische Kulturen v a im asiatischen Bereich legen mehr Wert auf Gruppenzugehorigkeit auf die Meinung und die Ansichten anderer und das Wohl der Gemeinschaft Hier entsteht ein eher interdependentes Selbstkonzept Dieses schliesst andere Personen und Gruppen in das eigene Selbstkonzept mit ein Sagt sich z B eine Gruppe der sich eine Person zugehorig fuhlt von dieser los so geht auch ein wichtiger Bestandteil des Selbstkonzeptes der Person verloren Individualistische Kulturen legen mehr Wert auf Leistung und Personlichkeitsmerkmale des Einzelnen Hier entsteht ein eher independentes Selbstkonzept Dieses umfasst kaum andere Personen und grundet sich mehr auf eigenen Personlichkeitseigenschaften Einstellungen und Fertigkeiten 3 Interkulturelle Unterschiede dieser Art werden zum Beispiel durch den Twenty Statements Test nahegelegt Allerdings wird an solchen Gegenuberstellungen zunehmend kritisiert dass sie zu Stereotypisierungen der Eigen und der Fremdkultur neigen und haufig auf zu oberflachlichem Wissen uber andere Kulturen basieren konnen 4 Unterschied zwischen Identitat und Selbstkonzept BearbeitenErstens bedeutet Identitat die vollige Ubereinstimmung mit dem was sie ist oder als was sie bezeichnet wird 5 Der Begriff des Selbstkonzeptes unterscheidet davon indem es von der Realitat abweichen kann Zweitens lasst sich der Begriff der Identitat definieren als unmittelbare Wahrnehmung der eigenen Gleichheit und Kontinuitat in der Zeit und die damit verbundene Wahrnehmung dass auch andere diese Gleichheit und Kontinuitat erkennen 6 Hier wird Identitat sozial situiert Im Vordergrund stehen sowohl eigene als auch fremde Wahrnehmungen des jeweiligen Subjektes Da aber Selbst und Fremdwahrnehmungen ebenfalls ein konstitutiver Bestandteil des Selbstbildes sind gibt es keine strikte Trennung beider Konzepte sondern einen ineinander ubergehende Uberlappung von Selbstkonzept und Identitat Wesentliche Funktionen des Selbstkonzeptes BearbeitenSelbstschema possible selves und das Selbstkonzept sind wesentliche Funktionen Das Selbstschema beeinflusst und organisiert die Verarbeitung selbstbezogener Informationen es dient als Grundlage fur Entscheidungen Beurteilungen und Folgerungen in Bezug auf die eigene Person 7 Possible selves dienen dazu Vorstellungen und Ziele fur die Zukunft zu entwickeln und Motivation zu generieren 8 Das Selbstkonzept strukturiert die Wahrnehmung und Interpretation selbstbezogener Informationen 9 Ein angemessen ausgepragtes Selbstkonzept ermoglicht einer Person einen kontextualisierten Bewertungs und Interpretationsrahmen fur die gegenwartige Wahrnehmung ihres Selbst 10 Seymour Epstein 11 zufolge ubertragt das Selbstkonzept Erfahrungen die eine Person in sozialen Interaktionen gesammelt hat in vorhersagbare Sequenzen von moglichen Verhaltensweisen und Reaktionen Als weitere Funktion gibt er an das Selbstkonzept versuche eigene Bedurfnisse im Sinne einer wohltuenden Balance von Behagen und Unbehagen zu erfullen Gleichzeitig wird angestrebt Missbilligungen durch andere und beklemmende Gefuhle der Angstlichkeit zu vermeiden Wenn das Selbstkonzept bedroht wird bzw es nicht schafft eine oder mehrere dieser grundlegenden Funktionen umzusetzen fuhrt dies zu Stress der so ansteigen kann dass die Selbsttheorie in sich zusammenfallt Die Person erlebt diesen Zustand schliesslich als ganzliche Desorganisation Wenn die Selbsttheorie hingegen funktioniert wird die positive Bewertung der eigenen Person aufrechterhalten sowie die eigene Identitat stabil gehalten 12 Konzept nach William James BearbeitenWilliam James differenziert in der ersten grundlegenden Arbeit uber das Selbst zwischen engl Me bzw empirischem Selbst und I welches auch pure Ego genannt wird a Das Me stellt als objektives Selbst den Gegenstand der Selbstdefinition dar es ist die mit den Sinnen empfundene gegenwartige korperliche Existenz welche ebenfalls von anderen beobachtet werden kann 13 Das Selbstkonzept stellt dabei den dispositionalen also zeitlich uberdauernden Teil des Me dar b Als urteilende und wertende Instanz die nur dem Individuum verfugbar ist nimmt das I hingegen die Selbstdefinition vor James definiert es als das was in jedem Augenblick Bewusstsein ist 14 also der subjektive und fluchtige Gedanke der Selbstgefuhle speichert beurteilt und erinnert 15 Da das I fur die Existenz des reflexiven Bewusstseins als solches steht kann nur das Me legitimer Gegenstand der empirischen Wissenschaft sein 16 17 I ist the knower der wissende handelnde aktive Teil des Selbst Me ist the known das Gewusste das Fundament der Personlichkeit George Herbert Mead hat das Konzept in Anlehnung an William James ausgebaut Mead ubertragt James Kategorisierung des Selbst in I und Me auf das Verhaltnis zwischen dem Individuum und der Gesellschaft a Das Individuum erschliesst sich zunachst durch Rollenubernahme die Perspektive anderer und letztlich der gesamten Gemeinschaft Daruber entwickelt es ein Me bzw eine Selbstwahrnehmung die primar von gesellschaftlichen Verhaltensnormen gepragt ist b Der konzeptuelle Unterschied des I liegt darin dass es eine aktiv schaffende Antwort des Individuums verkorpert Es reagiert zwar ebenso auf eine durch Normen und Erwartungen konstituierte Situation kann diese aber von sich aus verandern 18 Ubertragt man dies beispielsweise auf Lehrer mit Migrationshintergrund so ist eine Komponente ihres Selbst von den Verhaltensnormen und Erwartungen geleitet welche die Gesellschaft an sie als Mitmenschen mit Zuwanderungsgeschichte ggf stellt Sie konnen jedoch durch die zweite Komponente ihres Selbst dem I Kompetenzen zur Neuschopfung zeigen und sozialen Wandel herbeifuhren Es ist bspw denkbar dass Schuler aufgrund mangelnder Vorbilder und der Fremdzuschreibung negativer beruflicher Chancen durch ihr gesellschaftliches Umfeld annehmen in Deutschland nicht Lehrer werden zu konnen Ihr I sorgt trotz derartiger Konventionen fur die Perspektive und den Mut dass sie einen Weg dahin finden werden Selbstkonzept bei Carl Rogers und Abraham Maslow BearbeitenCarl Rogers und Abraham Maslow hatten in den 1960er Jahren den grossten Einfluss auf die Verbreitung der Idee eines Selbstkonzepts Nach Rogers On Becoming a Person 1961 strebt jeder nach dem idealen Selbst benotigt aber Hilfe um sein volles Potential auszuschopfen Selbstaktualisierung Das Fehlen geeigneter Personen im Umfeld verhindere dagegen das volle Wachstum Das Selbstkonzept umfasst das Ideal Selbst Erwartungen der Gesellschaft an die Person sowie Eigenschaften Fahigkeiten auf die sie selbst den grossten Wert legt und das Real Selbst Eigenschaften Fahigkeiten die die Person zu haben denkt Die beiden Pole Ideal Selbst und Real Selbst durfen nicht zu weit voneinander abweichen sonst drohen psychische Storungen Nach Rogers hat das Selbstkonzept drei Komponenten das Selbstbild das Selbstwertgefuhl das ideale SelbstAbraham Maslow Toward a Psychology of Being 1961 integrierte das Selbstkonzept in seine Bedurfnishierarchie Auf dem Weg zu hoheren Bedurfnissen bis zur Selbstverwirklichung stellen sich Hindernisse auf die den weiteren Aufstieg verhindern konnen Selbstverwirklichende Menschen Menschen also die einen hohen Grad der Reife Gesundheit und Selbsterfullung erreicht haben konnen uns so viel lehren dass sie manchmal fast wie eine andere Rasse menschlicher Wesen erscheinen Doch weil sie so neu ist ist die Erforschung der hochsten Bereiche der menschlichen Natur und ihrer aussersten Moglichkeiten und Hoffnungen eine schwierige und gewundene Aufgabe 19 Das Selbstkonzept aus sozial und kognitionspsychologischer Perspektive BearbeitenPsychologen nahern sich dem Begriff des Selbstkonzeptes meist mit einer kognitionspsychologischen oder einer sozialpsychologischen Perspektive Erstere fokussiert darauf was als Selbstkonzept bezeichnet werden kann und wie dieses beim Menschen vorliegt 20 21 22 Der sozialpsychologische Blickwinkel konzentriert sich hingegen auf Quellen des Selbstkonzeptes die sich v a in sozialen Interaktionen und Wahrnehmungen bzw Zuschreibungen einer Person durch ihr Umfeld finden lassen 23 24 Kognitive Reprasentationen als Abbildung des Selbstkonzeptes Bearbeiten Im menschlichen Gedachtnis liegen kognitive Reprasentationen der eigenen Person vor und werden selbstbezogene Informationen gespeichert Die Gesamtheit aller gespeicherten selbstbezogenen Daten bezeichnet S H Filipp als internes Selbstmodell 25 Das Selbstkonzept ist dementsprechend ein hypothetisches Konstrukt das sich aus allen selbstbezogenen Wahrnehmungen sowie aus Informationen aus den verschiedensten individuellen Erfahrungen zusammensetzt 26 Diese Erfahrungsbereiche entstammen zwei Dimensionen der Personlichkeit a der kognitiven Komponente die sich auf faktische Informationen uber die Person bezieht wie bspw ihre Haarfarbe oder Grosse b der affektiven Komponente welche die Gefuhle einer Person uber sich selbst widerspiegelt 27 Ein Beispiel dafur ist der Gedanke Ich bin zu klein Mummendey setzt diesen Ansatz fort indem er die kognitive und affektive Komponente bzw Verstand und Gefuhl um eine aktionale Komponente erganzt 28 Das Verhalten einer Person entsteht vor den ersten beiden Komponenten oder resultiert aus ihnen Es befindet sich in einer direkten Wechselwirkung mit ihnen und kann somit ebenfalls als Teil des Selbstkonzeptes berucksichtigt werden Kognitive Reprasentationen einer Person uber sich selbst konnen der Realitat entsprechen oder sehr von ihr abweichen Beispielsweise kann eine Person die eine Fremdsprache etwa Deutsch gelernt hat und diese fehlerfrei sowie flussig spricht dennoch aufgrund eigener Wahrnehmungen von sich denken Mein Deutsch ist sehr schlecht und damit ein unrealistisches Selbstschema entwickelt bzw gefestigt haben Das Selbstkonzept zwischen Stabilitat und Dynamik Bearbeiten In Bezug auf den Faktor Dynamik bestehen in der Selbstkonzeptforschung zwei Richtungen Wahrend die differenzielle Forschung das Selbstkonzept als stabiles System ansieht versteht die prozessorientierte Forschung es als dynamisches Konstrukt 29 Mit Blick auf eine Stabilitat des Selbstkonzeptes fuhren Forschungsarbeiten zwei tendenzielle Neigungen von Personen auf a Selbstverifikation beschreibt das Bedurfnis zur Bestatigung und damit zum Erhalt bestehender Schemata selbst wenn dadurch vorhandene negative Konzepte gleich bleiben 30 b Im Rahmen des Selbst Enhancement besteht eine vorherrschende Neigung von Personen positive Selbstschemata aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln sowie negative Aspekte zu reduzieren Hier liegt der Fokus darauf ein positives Bild von sich selbst beizubehalten Arbeiten der Selbstkonzeptforschung neigen uberwiegend zur Auseinandersetzung mit dem Schutz des Selbstkonzeptes So beschaftigen sich viele Wissenschaftler mit der Frage wie man ein positives Selbstkonzept wahren bzw festigen kann 31 Im Hinblick auf die Forschung lasst sich festhalten dass Menschen ein Bedurfnis nach einer gewissen Stabilitat ihres Selbstkonzeptes haben und diese das Fundament fur ein stabiles Bewusstsein ihrer eigenen Identitat darstellt 32 Der prozessorientierte Diskurs betont die Veranderbarkeit sowie Kontext und Situationsabhangigkeit des Selbstkonzeptes Dieses entsteht und verandert sich im Zusammenhang mit Bedingungen Erfahrungen und Beobachtungen der Person in ihrem Umfeld sowie dem inneren Erleben des Individuums 33 Wissenschaftler haben demnach gezeigt dass Menschen einer grundsatzlichen Stabilitat und Kontinuitat in ihrem Selbstbild bedurfen Neue Erlebnisse und immense Veranderungen fuhren im Verlauf des Lebens jedoch auch dazu dass sie bestimmte Selbstschemata bzw sich selbst als Person anders oder auch neu wahrnehmen 32 Wenn das Selbstkonzept durch ein stabiles Grundgerust abgesichert ist konnten an einzelnen Stellen Veranderungsprozesse eingeleitet und fortgefuhrt werden ohne dass das Selbstbild des Individuums in sich zusammenfallt Multidimensionalitat des Selbstkonzeptes Possible selves Bearbeiten Die Selbstkonzeptforschung ist sich weitgehend einig uber die Multidimensionalitat des Selbstbildes Das Wissen des Menschen uber sich selbst liegt nicht als eine Einheit vor sondern die selbstbezogenen Kognitionen sind als Wissen uber sich selbst in spezifischen Teilbereichen vorhanden und formen insgesamt ein organisiertes Ganzes Uber die Strukturierung und Organisation dieser multiplen situations und bereichsspezifischen Partialselbstkonzepte besteht hingegen Uneinigkeit 34 Nicht alle der verschiedenen Selbstreprasentationen welche das vollstandige bzw globale Selbstkonzept beinhaltet sind jederzeit verfugbar Der Begriff working self bezeichnet das Selbstkonzept des gegenwartigen Momentes Dieses stellt ein kontinuierlich aktives und sich verschiebendes Spektrum des aktuell verfugbaren bzw zuganglichen Selbstwissens dar 35 Possible selves werden verschiedene Versionen des Selbst genannt die sich ein Mensch in der Zukunft vorstellen kann Present selves oder auch current now selves stellen dar wie sich eine Person gegenwartig sieht und beeinflussen inwiefern diejenige sich ein dementsprechendes oder abgewandeltes Selbst in der Zukunft wunscht 7 In dem Masse wie past selves ein Individuum wieder in der Zukunft pragen mogen konnen auch sie als possible selves gesehen werden 36 So werden bspw Lehrer zwar nie wieder Schuler sein ihre Selbstwahrnehmungen aus dieser Zeit konnen im Schulalltag jedoch wieder aktiviert werden und ihren Umgang mit Lernenden pragen Ideal selves bilden ab wer und wie eine Person idealerweise in der Zukunft sein mochte Wie viele andere possible selves sind sie u a direkte Resultate von Vergleichen der eigenen Gefuhle Eigenschaften Gedanken und Verhaltensweisen mit denen signifikanter anderer Menschen im Leben der jeweiligen Person 36 S 954 Als not me selves lassen sich die Versionen des Selbst kategorisieren welche eine Person definitiv nicht in der Zukunft sein mochte 7 S 85 Versionen des Selbst die eine Person zu werden furchtet sind entsprechend den not me selves negativ konnotiert 10 S 954Resumierend stellen possible selves die kognitiven Komponenten von Zielen Angsten sowie Hoffnungen und somit die konzeptionelle Verbindung zwischen Kognition und Motivation dar Manche Teile dieser Selbstkonzepte sind fur eine Person von grosserer Relevanz als andere Im Laufe der Zeit konnen sie sich von der Peripherie zum Kern des Selbstkonzeptes verschieben und umgekehrt Nicht mehr aktuelle Aspekte eines fruheren Selbstkonzeptes konnen noch relevant sein wenn sie bedeutsam dafur sind wie eine Person sich gegenwartig sieht Abschliessend ist es situations und kontextabhangig welche Versionen des Selbst zu einem gegebenen Zeitpunkt aktiv sind 7 Soziale Interaktionen als Quelle des Selbstkonzeptes Bearbeiten Sozialpsychologen sind sich weitgehend darin einig dass sich das Selbstkonzept einer Person grosstenteils aus ihren sozialen Interaktionserfahrungen ableitet Die Wissenschaftler widersprechen damit der teilweise popularen Ansicht der zufolge man in sich hineinblicken muss um zu wissen wer bzw wie man ist 37 Insbesondere die Reaktionen von Interaktionspartnern auf personliche Inhalte die eine Person enthullt beeinflussen deren Selbstkonzept Die Bedeutung sozialer Interaktionen als Quelle des Selbstkonzeptes lasst sich mit dem symbolischen Interaktionismus nach H Blumer verbinden nach dem die Bedeutung von sozialen Beziehungen Situationen und Objekten in symbolisch vermittelten Prozessen der Kommunikation bzw Interaktion hervorgebracht wird 38 Ubertragen auf das Selbstkonzept bedeutet dies dass ein Interaktionspartner sich selbst als Objekt erkennen kann indem er die Haltung anderer Individuen gegenuber sich selbst einnimmt jeweils innerhalb einer gesellschaftlichen Umwelt oder eines Erfahrungs und Verhaltenskontextes 23 Das Konzept der Reflected Appraisal besagt dass Menschen fur sich gegenseitig einen Spiegel darstellen aus dem man wahrnimmt wie man ist Der Spiegel ist bildlich gesprochen das Verhalten anderer dem wahrnehmenden Individuum gegenuber Die Person schliesst bzw interpretiert daraus wie andere Menschen sie sehen und ubernimmt diese Vermutung in ihr Selbstkonzept Die Theorie der Reflected Appraisal als Quelle des Selbstkonzeptes besagt somit dass man sich zu einem Grossteil so wahrnimmt wie man vermutet von anderen wahrgenommen zu werden 39 Dies kann an dem folgenden Beispiel verdeutlicht werden Wenn eine Lehrkraft wahrnimmt dass andere Lehrer aus dem Kollegium ihr aus dem Weg gehen ist es denkbar dass sie daraus schliesst Ich bin unbeliebt Soziale Interaktionen sind als Quelle des Selbstkonzeptes einer Person von besonderer Relevanz da die soziale Anerkennung des Individuums ein essentielles menschliches Grundbedurfnis darstellt 40 Soziale Anerkennung stellt sich meist ein wenn eine Person den von ihr erwarteten Rollenbildern entspricht Fremdling konstatiert in diesem Zusammenhang dass sich das Selbstkonzept eines Menschen uber die Erfullung oder Nicht Erfullung der Rolle definiert die an eine Person von aussen herangetragen wird in die man hineinschlupft oder gepresst wird 41 Erfullt das Selbst die von ihm erwartete Rolle und kann es diese erweitern entstehen positive Gefuhle Wird es jedoch in eine Rolle hineingedruckt der es nicht entsprechen kann oder mochte fuhlt sich das Selbst schlecht Da soziale Anerkennung ein tiefes menschliches Bedurfnis ist kann es zu gesundheits und identitatsbeeintrachtigenden Folgen kommen wenn unerfullbare Anspruche oder Rollen in denen sich eine Person unwohl fuhlt uberwiegen Ist dies der Fall bzw sieht die Person keine Moglichkeit zur Veranderung einer ungewollten oder unerfullbaren Rolle die kontinuierlich an sie herangetragen wird nehmen die negativen Gefuhle so lange an bis sie sich z B im Burn out Syndrom oder dem Zusammenbruch der Selbsttheorie entladen 41 Siehe auch BearbeitenSelbstwert Selbstbewusstsein Autobiographisches Gedachtnis SelbstLiteratur BearbeitenAnnemarie Laskowski Was den Menschen antreibt Entstehung und Beeinflussung des Selbstkonzepts Campus 2000 ISBN 3 593 36478 6 Bettina Hannover Das dynamische Selbst Die Kontextabhangigkeit selbstbezogenen Wissens Huber Bern 2002 ISBN 3 456 82798 9 M Ghin What a Self Could Be In Psyche 11 5 2005 S 1 10 Helga Schachinger Das Selbst die Selbsterkenntnis und das Gefuhl fur den eigenen Wert 2005 ISBN 3 456 84188 4 Hans D Mummendey Selbst Selbstkonzept und Selbstkonzeptforschung in Psychologie der Selbstdarstellung Kp 4 Hogrefe Gottingen 1995 ISBN 3 8017 0709 1 Einzelnachweise Bearbeiten William James 1890 repr 1981 The principles of psychology Vol 2 Cambridge Harvard UP O Koller U Trautwein u a Zum Zusammenspiel von schulischer Leistung Selbstkonzept und Interesse in der gymnasialen Oberstufe In Zeitschrift fur Padagogische Psychologie 20 2006 S 27 39 Hazel R Markus Shinobu Kitayama Culture and the Self Implications for Cognition Emotion and Motivation April 1991 Psychological Review 98 2 224 253 doi 10 1037 0033 295X 98 2 224 Chakkarath Pradeep Wie selbstlos sind Asiaten wirklich Kritische und methodologische Reflexionen zur kulturvergleichenden Personlichkeits und Selbstkonzeptforschung In Bibliothek der Universitat Konstanz Hrsg Journal fur Psychologie Band 14 2006 ISSN 0942 2285 OCLC 1187486798 S 93 119 Janich N Thim Mabrey C 2003 Sprachidentitat Identitat durch Sprache Tubingen Narr S 1 Erikson E H 1959 Identity and the life cycle New York International UP S 18 a b c d Hakemulder F 2000 The Moral Laboratory Experiments examining the effects of reading literature on social perception and moral self concept Philadelphia John Benjamins Publishing Company S 84 85 Clinkinbeard S 2007 Social feedback perceptions self efficacy and possible selves among adolescent offenders in secured juvenile facilities Diss in Social Psychology at the University of Nevada Reno Rammsayer T Weber H 2010 Differentielle Psychologie Personlichkeitstheorien Gottingen Hogrefe S 132 a b Markus H Nurius P 1986 Possible selves In 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