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Gemeinschaft und Gesellschaft ist eine Schrift des deutschen Soziologen und Nationalokonomen Ferdinand Tonnies die erstmals 1887 erschien Es ist das erste als solches bezeichnete soziologische Werk eines deutschen Autors und zugleich ein theoretisches Grundlagenwerk Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Theoretische Grundlegung 2 1 Theorie der Gemeinschaft 2 2 Theorie der Gesellschaft 3 Rezeption 4 Literatur 4 1 Ausgaben 4 2 Sekundarliteratur 5 Weblinks 6 AnmerkungenUberblick BearbeitenTonnies unterscheidet auf theoretischer Ebene zwischen zwei Arten kollektiver Gruppierungen kraft gegenseitiger Bejahung der sozial Handelnden Gemeinschaft einerseits Gesellschaft andererseits Diese Unterscheidung basiert auf seiner Annahme dass es fur den Einzelnen nur zwei Grundformen willentlicher Bejahung der Anderen geben kann Diese Bejahung ist fur Tonnies das Grundproblem und das Thema der Erkenntnisgegenstand der Soziologie Der Wille zur Bejahung kann analytisch in genau zwei Formen erscheinen als gemeinschaftlicher WesenwilleFuhlt sich der Einzelne als Teil eines grosseren sozialen Ganzen dann orientiert er sein Handeln an diesem ubergeordneten Zweck Denken und handeln alle so ist er einem Kollektiv als einer Gemeinschaft zugehorig Die Form des Willens welcher die Gemeinschaft bejaht heisst bei Tonnies Wesenwille Beispiele waren die Deichgenossenschaft das Dorf oder eine Kirche als gesellschaftlich orientierter KurwilleOder aber der Einzelne bedient sich der Anderen auf instrumentelle Weise sie sind ihm Mittel zu seinen eigenen individuellen Zwecken In diesem Fall hat er am Kollektiv als an einer Gesellschaft teil Diese nur uber eine historische Phase der Individualisierung zur allgemeinen Geltung gelangende Form des Willens heisst bei Tonnies Kurwille Beispiele waren die Aktiengesellschaft der neuzeitliche Staat oder die Gelehrtenrepublik Die Gemeinschaft genugt sich selbst kann aber durchaus Wachstum anstreben die Gesellschaft ist ein Instrument der Akteur kann es weglegen Die These dass sich die menschliche Gemeinschaft des Altertums zu einer neuzeitlichen Gesellschaft entwickelt habe from status to contract geht auf die Schrift Ancient Law des Rechtshistorikers Henry Sumner Maine von 1861 zuruck Tonnies hat Passagen des Textes in Gemeinschaft und Gesellschaft ubersetzt und bietet selbst eine eigene soziologische Entwicklungstheorie an 1 Theoretische Grundlegung Bearbeiten Gemeinschaft und Gesellschaft werden in der Welt der Begriffe rein theoretisch d h als axiomatische von Tonnies so genannte Normaltypen entfaltet Nach Tonnies sind sie als reine Begriffsbildungen von der Welt der sozialen Wirklichkeit strikt zu unterscheiden Das bedeutet unter anderem dass sie als begriffliches Gegensatzpaar theoretisch d h im Feld der Reinen Soziologie unvereinbar sind wahrend man sie in der Wirklichkeit d h im Feld der Angewandten Soziologie nicht anders als gemischt antrifft Theorie der Gemeinschaft Bearbeiten 1 Der gemeinschaftliche Wille Wesenwille der Akteure hat seine naturliche Verankerung in 1 dem Verhaltnis von Mutter und Kind 2 der Beziehung zwischen den Ehegatten und 3 zwischen den Geschwistern Dabei ist die Geschwisterliebe fur Tonnies die hochste Form da sie nicht instinktiv ist sondern auf Gedachtnis und gemeinsamer Erinnerung basiert 2 Die Einheit des Willens sieht Tonnies auch dann gegeben wenn es in der Gemeinschaft einen Vorstand gibt So begrundet das Vatertum eine gemeinschaftliche Form der Herrschaft die nicht auf der Verfugung und dem Gebrauch zum Nutzen des Herrn basiert sondern auf Erziehung und Lehre als Vollendung der Erzeugung Diese Form hat sich aufgrund materieller Notwendigkeiten der Mann kampft um Arbeit ausserhalb des Hauses gegenuber dem Matriarchat bewahrt 3 Gemeinschaftliche Verhaltnisse finden ihr Gleichgewicht zwischen Genuss und Arbeit also dem was der Andere einem entgegenbringt und dem was man selbst dafur zu leisten hat Dabei gibt es eine gewisse Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern den geistig oder korperlich Begabten usw so dass man einander erganzt 4 Wenn es um herrschaftliche Verhaltnisse geht dann kann ein Genuss auch im treuen Dienen liegen genauso wie der Starkere Zartlichkeit gegenuber den Schwachen empfindet und in sich die Lust zu helfen verspurt Diese beiden Krafte bedingen den gegenseitigen Ausgleich 5 Der uberlegenen Kraft die zum Wohle ihrer Untergebenen handelt kommt Wurde zu Diese kann sich auf dreifache Weise auspragen als Wurde des Alters der Starke und der Weisheit Bezuglich der Lebensgemeinschaft im Hause vereinigen sich diese drei Arten in der Rolle des Vaters Ihr korrespondiert auf Seite der Untergebenen die Ehrfurcht Sie ehrt den Starkeren und ist damit von der blossen Furcht vor dessen wurdeloser Autoritat zu trennen 6 Tonnies unterscheidet drei Arten der Gemeinschaft Die des Blutes Verwandtschaft des Ortes Nachbarschaft und des Geistes Freundschaft wobei letztere die menschlichste ist weil am wenigsten instinktiv und durch blosse Gewohnung entstanden Den drei Gemeinschaftsformen entsprechen drei historische Ortlichkeiten in denen sie vorzugsweise auftreten das Haus bei der Verwandtschaft das Dorf bezuglich der Nachbarschaft und die Stadt in der man gleichgesinnte Freunde trifft 7 So wie die vaterliche Liebe des Hauses eine fruhe naturliche Form gibt hat man sich auch die Wurde des Fursten vorzustellen herzogliche Funktion oder allgemein die eines Vorgesetzten also beispielsweise eines Meisters gegenuber seinen Lehrlingen Die Wurde des Alters hat eine richterliche Funktion denn der Greis kann als ruhiger Beobachter mit seiner Erfahrung die Handel der Jungen beilegen Die priesterliche Funktion ist hingegen eine Form der Weisheit von der geglaubt wird dass sie sich uber die menschlichen Beziehungen hinaus zum Gottlichen in Beziehung setzen wird Jede Gemeinschaft ist auf diese drei Formen zwecks gegenseitigen Ausgleichs angewiesen 8 Jede Wurde kann als ein Dienst an der Gemeinschaft angesehen werden und jeder Dienst an der Gemeinschaft hat seine ihm eigene Wurde Rechte und Pflichten sind korrespondierende Seiten derselben Sache Allerdings kann es selbstverstandlich zu einer realen Ungleichheit in der Gemeinschaft kommen welche jedoch nur bis zu einem gewissen Grade vorkommen kann da ansonsten die Gemeinschaft nicht mehr als eine solche existiert 9 Gegenseitig gemeinsame und verbindende Gesinnung als einigender Wille ist das was Tonnies als Verstandnis bezeichnet Gegenseitiges Verstehen basiert also darauf zu sehen dass alles was dem Sinne eines gemeinschaftlichen Verhaltnisses gemass ist fur es einen Sinn hat es wird verstanden es ergibt Sinn weil es der Gemeinschaft dient Hierzu ist eine intime Kenntnis voneinander notig Das Organ des Verstandnisses ist die Sprache Es wird nicht erst etwas verstanden und dann das Verstandene versprachlicht sondern das gegenseitige Verstehen vollzieht sich in der Sprache selbst Die Sprache ist also kein verabredetes Zeichensystem sondern entspringt Trautheit Innigkeit und Liebe wie zwischen Mutter und Kind die Muttersprache 10 Theorien die die Sprache als verabredetes Zeichensystem begreifen basieren auf neuzeitlichen gesellschaftlichen Verhaltnissen in welchen Angelegenheiten uber Absprachen organisiert werden Wahres Verstandnis hingegen wie es sich zwischen den Ehegatten findet ist schweigend weil sein Inhalt unaussprechlich unendlich und unbegreiflich ist Eintracht und Verstehen sind ausserdem naturlich gegeben konnen also nicht gemacht werden wie etwa eine Verabredung getroffen werden kann oder ein Vertrag geschlossen werden kann 11 Gemeinsame Guter einer Gemeinschaft zerfallen in zwei Kategorien Besitz und Genuss wobei ersteres die dauerhaften Guter meint letzteres die Verbrauchsguter Dabei ist der Ubergang fliessend so kann die Jagd welche das Tier totet um es ganzlich zu verwerten dadurch uberflussig gemacht werden dass durch Tierhaltung und zucht nur die sich erneuernden Erzeugnisse eines Tieres verbraucht werden Eine solche Schonung verleiht den Dingen ihre Wurdigkeit 12 Die Gemeinschaft ist die ursprungliche d h von Natur gegebene Form des Zusammenlebens Erst mit der Zeit rucken kleinere Gruppen an ihren Rand wo sie neue Gemeinschaften bilden So bildet sich eine Vielzahl von verschiedenen Zentren deren Selbststandigkeit sich dadurch auszeichnet dass diese ein Haupt in Bezug auf seine Glieder bilden So entspricht jede dieser neuen Gemeinschaften der ursprunglichen Form des Hauses weshalb das Studium der Gemeinschaft das des Hauses genannt werden kann 13 Dieses hausliche Leben ist nach drei Schichten organisiert Im Zentrum stehen Herr und Frau im zweiten Ring die Nachkommen und im dritten die Knechte und Magde Tonnies verwahrt sich gegen Vorurteile gegenuber dem Stand des Knechtes und er kann fur ihn sogar der Kindschaft ahnlich werden wenn er namlich durch moralische Beschaffenheit aus Anteil an Freud und Leid der Familie seinem Herrn die Ehrfurcht des altersreifen Sohnes zollt und das Vertrauen eines Ratgebers geniesst Sodann ist er seiner moralischen Beschaffenheit nach ein freier Mensch wenn er es auch nicht dem rechtlichen Stande nach ist 14 Die gemeinschaftliche Haushaltung hat als Symbol den Herd und die Tafel Geht jeder zuvor arbeitsteilig seinem Werke nach so vereint die Tafel alle wieder Im Haus wird geteilt wahrend hingegen der Tausch dem Wesen des Hauses widerspricht Tausch vollzieht sich nur nach aussen hin wenn das Haus als Ganzes seine Uberschusse mit anderen Hausern in der Dorfgemeinschaft tauscht 15 Auch zwischen Stadt und Land findet ein Aus tausch statt wenn namlich die Stadt seltene Waren produziert aber zugleich auf die Lebensmittel vom Lande angewiesen ist In der Stadt selbst diese als Gemeinschaft gedacht ist Wettbewerb zu vermeiden ebenso wie Monopolisierung Als geeignetes Bevolkerungsverhaltnis zwischen Stadt und Land nennt Tonnies 1 10 16 Der Feudalismus entwickelte sich fur Tonnies aus der Gemeinschaft in welcher die Abstammung von den Ahnen einer bestimmten Familie zugesprochen wird die diesen in direkter Linie nachfolgt Nach und nach kommen dieser Familie dann wirtschaftliche Bevorteilungen zu bis letztendlich ihre Gefolgschaft und Bediensteten so zahlreich sind dass sie selbst wieder Land bewirtschaften mussen Halt man sie weiterhin in Abhangigkeit geht daraus die Leibeigenschaft hervor welche Tonnies als Ende der Gemeinschaft ansieht Auch die Pacht hebt diesen Riss nicht auf da sie die Leibeigenschaft lediglich monetarisiert 17 Werden in der Dorfgemeinschaft gemeinsame Besitzguter Acker Wiesen usf verteilt so sind Tausch Kauf Vertrag und Satzung von untergeordneter bis verschwindender Bedeutung Soll uber die Nutzung dieser Guter entschieden werden so wird man sich vielmehr an der Idee der naturgemassen Verteilung orientieren die eine Allmende nach Gesichtspunkten des gemeinsamen Nutzens in temporare Parzellen aufteilt Das Nachbarrecht diente ursprunglich der Genossenschaftsidee und nicht einem individuellen Eigentum 18 Fur die Stadt kann diese Idee nicht gelten ihr kommt eher ein geistiges Gemeinschaftsgut zu vgl Polis Sie bringt kraft ihres gemeinsamen Sinns und Geistes in der Kunst gefallige und harmonische Formen hervor Als Kunst dient das Handwerk der Gemeinschaft wenn etwa Baukunst Mauern Turme und Tore fur Rathauser und Gotteshauser der Stadt errichtet Kunst und Handwerk stehen in engem Zusammenhang mit der Religion wenn sie dieser eine sinnliche Form verleihen Die Gotter namlich symbolisieren das der Gemeinschaft Dienliche Tugend Tuchtigkeit Gute Die Priester sind daher die Prediger der Tugenden Dieser Zusammenhalt ist fur die Stadt bei all ihrer Buntheit eine grosse Aufgabe Er wird flankiert durch einen vernunftigen Warenaustausch der nichts Schadliches in die Stadt hinein lasst und dafur sorgt dass keine Guter welcher die Stadt selber bedarf hinaus gebracht werden Theorie der Gesellschaft Bearbeiten 19 Die Theorie der Gesellschaft ist eine ideelle Konstruktion im Sinne normaltypischer Verhaltnisse Gesellschaft ist ein Kreis von Menschen die voneinander wesentlich getrennt sind wahrend sie in der Gemeinschaft wesentlich miteinander verbunden waren Handlungen in einer Gesellschaft erfolgen daher nicht im Hinblick auf eine vorhandene Einheit oder ein Gemeinwohl sondern entspringen dem je eigennutzigen Einzelwillen Kurwillen Tut jemand etwas fur einen anderen so verlangt er dafur eine Gegenleistung diese muss nicht gleich der von ihm erbrachten Leistung sein sondern moglichst besser Damit ein solcher Tausch von Leistungen uberhaupt stattfinden kann ist Bedingung dass es keine absoluten und gemeinsamen Werte gibt sondern die Objekte des Tauschs fur den einen mehr und fur den anderen weniger Wert haben Gleichwohl kann sich in der Gesellschaft ein hochster Wert etablieren dieser ist jedoch nur Fiktion kraft der Vorstellung aller Mitglieder einer Gesellschaft Ein solcher hochster Wert ist das Prinzip des Tausches Im Tausch wechselt eine Ware ihren Besitzer und steht wahrend der Dauer dieser Transaktion gewissermassen unter beider Subjekte Verfugung Hier eroffnet sich also ein Gebiet in dem eine Sache nicht mehr ihrem ursprunglichen Nutzen nach verwendet wird Schuhe zum Gehen sondern als Objekt zum Tausch die Sache bekommt einen sozialen Wert Damit der Tausch in der Gesellschaft funktioniert muss er von allen anerkannt werden er ist Inhalt des sozialen Willens Der Tausch wird somit zur sozialen Realitat in der der Tauschwille aller Mitglieder einer Gesellschaft allgemein und offentlich wird Werden Waren getauscht so stehen sie im Verhaltnis zu diesem Tauschwillen aller d h sie haben keinen absoluten Wert mehr nach dem sie bewertet werden sondern ihr Wert ist je und je relativ 20 Wert kann daher nicht mehr als objektiv vorgestellt werden denn es gibt kein objektives Gemeinschaftswohl mehr das als Massstab dienen konnte Er kann aber auch nicht als subjektiv gedacht werden die Schuhe sind fur mich nutzlich zum Gehen denn dann wurde der Besitzer sie ja nicht eintauschen Damit eine Sache getauscht werden kann mussen ihre Eigenschaften als Sache dem Besitzer also gleichgultig werden Ihr Wert wird damit ein reiner Tauschwert Als solcher reicht es dann fur eine Sache damit sie gesellschaftlichen Wert bekomme wenn sie einer Partei des Tausches einen Vorteil bringt Der Branntwein schadet dem Arbeiter nutzt aber dem Branntweinhersteller Damit wird eine produzierte Sache nicht nach ihrer Nutzlichkeit gemessen sondern da sie nur zum Tauschen produziert wurde anhand dessen wie schnell und gunstig sie hergestellt werden kann Umgekehrt wird jede Sache die sich in der Gesellschaft findet mit einem Kaufpreis gedacht werden mussen Damit sind alle moglichen Beziehungen in der Gesellschaft im Tausch als zwischenmenschliche zu sehen und es gibt kein hoheres Wesen welches sich daruber stellen konnte Die Natur wird zum Rohstoff und Materiallager fur die zu produzierenden Produkte Zentraler Massstab wird die zu ihrer Herstellung benotigte Arbeitszeit Arbeit ist in der Gesellschaft nicht eine der Natur nach gemeinschaftliche Sache die dann aufgeteilt wird sondern sie liegt von vornherein in Stucken vor die von einzelnen Mitgliedern ergriffen werden konnen Da die Mitglieder somit Dinge produzieren die fur sie nicht unmittelbar von Nutzen sind sind sie auf den Tausch angewiesen um das fur sie Unnutze in etwas fur sie Nutzliches zu tauschen 21 Geld ist eine Ware es ist die allgemeinste Ware Ihr Wert entsteht allein durch Anerkennung aller Mitglieder einer Gesellschaft Zwar kann es in Form von Edelmetallmunzen einen Wert fur sich haben aber wie das Papiergeld zeigt ist dies nicht notig Papiergeld ist an sich wertlose Ware Da Geld an sich wertlos ist mochte ein jeder es nur zum Eintausch haben Damit es ein anderer annimmt muss er darauf vertrauen dass er es wieder mit derselben Wirkung loswird 22 Der einigende Wille im Tausch heisst Kontrakt und ist der Uberschneidungspunkt zweier Einzelwillen Im Kontrakt wird von beiden Seiten ein Versprechen gegeben dass gleich oder zu einem spateren Zeitpunkt Waren ausgetauscht werden Der Kontrakt gibt also das Wort statt der Ware Mit dem Wort hat der Kaufer das volle Recht auf die Ware erworben Dies ist deshalb so weil die Gesellschaft als Ganze im Voraus das Prinzip des Kontraktes akzeptiert und festschreibt Das Prinzip muss nicht in jedem einzelnen Fall wieder festgeschrieben werden sondern es gilt im Sinne des Rechts 23 Ein besonderer Kontrakt ist jener in dem eine Seite die Ware abgibt ohne zunachst Geld dafur zu nehmen der Kredit Wird hingegen Geld gegen Kredit verkauft spricht man vom Darlehen Das Versprechen des Kontraktes dient in diesem Fall als Geldsurrogat Wird Geld gegen Kredit verkauft d h auf Kosten von Zinsen verliehen treten die gesellschaftlichen Verhaltnisse am deutlichsten hervor Denn in diesem Fall wird uberhaupt kein konkreter Gegenstand mit Nutzwert ausgetauscht Mit dem Darlehen entsteht fur den Schuldner eine Obligation bis zum Zeitpunkt der Ruckzahlung des Geldes Zinsen zu zahlen Die Obligation wiederum kann auch als Ware weiter verkauft werden Sie ist im Sinne des Tauschwerts die perfekte Ware denn sie verschleisst oder verdirbt nicht Allerdings wohnt ihr ein Widerspruch inne denn es bleibt unsinnig wie der blosse Besitz einer Ware der Obligation Geld einbringen kann ohne dass die Ware selber zum Tausch hingegeben wird 24 Beim Tausch kann statt mit einer Sache mit einer Leistung also mit Arbeit bezahlt werden Sodann wird die Arbeit zur Ware Da die Ware Arbeitskraft nicht sofort getauscht wird sondern uber eine gewisse Zeit hinweg kann es notig sein dass der Glaubiger sie beim sich verweigernden Schuldner erzwingen muss Schliessen sich zu diesem Zweck mehrere Glaubiger zusammen entstehen Sozietaten Vereine Verbindungen usf Sie sind selber als neue gesellschaftliche Subjekte anzusehen die als einziges Interesse die Einhaltung eines jeden Kontrakts vertreten Ihr Zusammentreten ist nur momentan die Willen der Einzelnen uberschneiden sich im gemeinsamen Interesse So entsteht trotz grundsatzlich getrennter Willen dennoch ein gemeinsames Gebiet Damit eine solche Organisation handlungsfahig ist muss sie die Freiheit ihrer einzelnen Mitglieder regeln d h aufteilen Regeln die das Zusammenspiel der einzelnen Mitglieder koordinieren heissen gesellschaftliche Konventionen Sie werden von den Einzelnen anerkannt da sie dem Nutzen ihres Zusammenschlusses dienen und dieser wiederum ihrem eigenen 25 Die burgerliche Gesellschaft ist eine Tauschgesellschaft Sie ist zu denken als eine faktisch standig in Entstehung begriffene und nominell als anzustrebende Ihr Ideal ist die Uberwindung aller Grenzen und der Einbezug aller Menschen in den Tauschhandel sowie die Ausdehnung des Systems an gesellschaftlichen Konventionen auf alle Mitglieder Damit ist sie der Idee nach unbegrenzt und findet ihr Symbol in der Erdkugel Da jede Person in diesem System lediglich ihren eigenen Vorteil erstrebt und die anderen nur bejaht wenn sie selbst einen Vorteil davon hat kann das Verhaltnis aller zu allen als potentielle Feindseligkeit oder latenter Krieg aller gegen alle angesehen werden Denn ein jeder ist Kaufer und Verkaufer und damit darauf bedacht sich das Eigentum des Anderen anzueignen Zwar wird auch kooperiert dies jedoch meist nur um einen gemeinsamen Gegner zu besiegen Der Umgang miteinander ist durch die Hoflichkeit bestimmt d h man versucht dem anderen zu schmeicheln weil man dafur eine Gegenleistung erwartet der Schein uberdeckt die Wahrheit Zusammen kommt man nur da sich beider Interessen auf Gegenstande beziehen Damit ist das Verhaltnis ein vermitteltes wahrend es in der Gemeinschaft ein unvermitteltes direktes leibliches ist und die Beziehung durch lebendige Worte und Taten bestimmt ist Zugleich ubernimmt in der Gesellschaft der Staat die Rolle der rechtlichen Vermittlung weshalb er eine blosse Folge der okonomischen Gesellschaft ist 26 Der Prozess der Gesellschaft bedingt mehrere Ubergange von der Hauswirtschaft zur allgemeinen Handelswirtschaft vom Vorherrschen des Ackerbaus zum Vorherrschen der Industrie Hiermit verbunden ist die Erscheinung des Verkehrs wenn dieser namlich zur Ausweitung der Handels und Produktionszone notwendig ist Nach und nach wird ein immer grosserer Teil des Landes hierdurch erreicht und gleicht sich den neuen gesellschaftlichen Verhaltnissen an Damit werden aber zugleich alle vorigen Beziehungen und Qualitaten zwischen Menschen und Dingen hauptsachlich unter dem Aspekt des Tauschwertes gesehen Das Endstadium dieser Ausdehnung und Vereinnahmung ist der Weltmarkt 27 Alles Schaffen und Bilden des Menschen ist eine Form der Kunst Der Handel ist ihr Gegenteil denn er ist nicht schopferisch tatig sondern verandert bloss die Relation der Vermogen Das Plus des einen ist das Minus des anderen Der Kaufmann ist in diesem Sinne der erste freie Mensch da er hiermit einen abstrakten Zweck verfolgt und dieser Zweck selber erst mit der Gesellschaft zusammen entstanden ist Mit diesem neuen Zweck Profit steht er frei von allen vorigen gemeinschaftlichen Bindungen und Verpflichtungen Ahnliches gilt fur den Glaubiger in seiner Funktion Wahrend die Kaufleute Vermittler des Austauschs sind so sind Bankiers Vermittler der Vermittlung Beider Berufsstande Tatigkeit kann als von einer Gemeinschaft willentlich Hervorgebrachtes gedacht werden Dies aber nur wenn man davon ausgehen konnte dass ihr Profit dem Ganzen zukomme 28 Faktisch bleibt allerdings immer der Widerspruch von Arbeit und Kapital wirksam Den Kaufmann interessiert die Ware Arbeit an sich nicht sondern er kauft sie um sie wieder zu Geld zu machen Uber die Vermittlung von Ware kauft er also Geld mit Geld wobei der einzige Zweck die Anhaufung des Geldes ist Da sich uber den Umweg der Ware aus Geld mehr Geld machen lasst kann man sagen dass sich das Geld von selbst vermehrt Diese Selbstvermehrung wird dann als absoluter Zweck gedacht und das Handeln der Kaufleute danach eingerichtet Dabei wird darauf geachtet dass der Arbeiter nur die zum Erhalt seiner Arbeitskraft notigen Ressourcen zugewiesen bekommt Damit erscheinen die Kaufleute und Kapitalisten als die eigentlichen Herren der Gesellschaft und die Gesellschaft scheint nur um ihretwillen zu existieren Dies ist jedoch nur nach okonomischen Massstaben so wahrend hingegen rechtlich alle Mitglieder der Gesellschaft als gleich gedacht werden und die gleichen Freiheiten haben 29 Da der Arbeiter kein Kapital hat kann er selbst keine Produktionsmittel kaufen Um Geld zu verdienen ist er also darauf angewiesen seine einzige Ware seine Arbeitskraft auf dem Markt zu verkaufen Hierzu ist er rechtlich frei wenngleich ihn die Umstande zwingen auf diese Weise zu leben Zwar ist er beim Verkauf seiner Arbeitskraft selbst als freier Kaufmann anzusehen allerdings muss er diese verkaufen denn um zu uberleben ist er auf Geld angewiesen was ihm den Erwerb von Konsumgutern Lebensmitteln ermoglicht Faktisch vollzieht sich also kein Handel sondern ein Tausch von Arbeitskraft gegen lebenserhaltende Mittel Damit ist er selber nicht Subjekt des Handels dies ist der Kaufmann sondern erscheint dem Kaufmann lediglich als Ware als einkaufbare Arbeitskraft Konsumieren kann der Kaufmann diese besondere Ware nur indem er sie in ein hergestelltes Produkt aufspeichert 30 Vergleich mit anderen wirtschaftlichen Formen Das Gutsherrentum welches Land zur Pacht herausgibt ist kein gewohnlicher Handel denn Land kann nicht wie eine Ware weggegeben werden Es muss daher als Mittel gedacht werden was eine grosse abstrakte Denkleistung darstellt Fur den Pachter entsteht allerdings eine harte Form der Abhangigkeit Wahrend ein gewohnlicher Kunde der betrogen wurde den Verkaufer wechseln kann ist diese Freiheit dem Pachter nicht gegeben Er bleibt vom Gutsherren abhangig und kann von diesem ausgebeutet werden 31 Auch die traditionelle Werkstatt des Handwerkers ist auf Handel ausgelegt Wahrend aber der stadtische Handwerker durch einen festen Kundenstamm und Besitz an modernen Produktionsmitteln vor dem Zugriff des Kaufmanns gesichert ist gilt dies nicht fur landliche Betriebe Der Kaufmann wird sich also zunachst bei ihnen die Waren einkaufen und diese zu entfernten Absatzmarkten bringen Ausserdem wird er die zur Herstellung notigen Rohstoffe an die Betriebe liefern Nach und nach kann er dann dafur sorgen dass diese sich ausdifferenzieren und auf bestimmte Produktionsabschnitte beschranken um effizienter herzustellen Dieser Prozess erfolgt in Anlehnung an Marx Analyse uber drei Stufen 1 die einfache Kooperation 2 die Manufaktur 3 die maschinelle Grossindustrie Zugleich mit diesem Aufstieg des Handels und der Produktion wird dann der traditionelle Sektor der Landwirtschaft ebenfalls als Industriezweig angesehen allerdings von geringerer Bedeutung Damit ist das Produktions und Handelssystem auf alle Wirtschaftsbereiche ausgeweitet und der Profit wird zum Zweck aller wirtschaftlichen Bestrebungen auch der der Landwirtschaft 32 Wie kommt es nun zur Vorherrschaft des Handels und der Kapitalisten Im Zuge der Ausdifferenzierung der handwerklichen Werkstatt zum industriellen Betrieb braucht es jemanden der die organisatorische Leitung ubernimmt und jemanden der das Kapital zum Erwerb der Produktionsguter zuschiesst Dies kann zum einen der Meister selber sein oder ein Kaufmann es kann aber auch beides in einer Person zusammenfallen Fur die vollendete Gesellschaft konnte man sagen dass der gesamte Produktions und Verteilungsprozess durch eine einzige Person optimal geregelt wird 33 In der Tauschgesellschaft kann alles zur Ware werden Diese wird entweder nur durch den Handel verteilt oder vom Kaufmann selbst oder durch andere hervorgebracht Aber nur wenn er arbeiten lasst kann er seiner Fabrikation eine beliebig grosse Ausdehnung geben 34 Der Kaufmann welcher Profit machen mochte also Geld durch Geld vermehren und welcher der Einzige ist der es kann hat hierzu zwei Moglichkeiten Entweder beschrankt er sich auf den blossen Handel von Waren oder er steigt in die Produktion mit ein Tut er letzteres dann muss er Arbeitskraft hinzu kaufen Die Arbeitskraft aber muss wie jede andere Ware bezahlt werden Es stellt sich dann die Frage wie daraus Profit zu schlagen sei 35 Arbeitskrafte sind eine Ware die nicht hergestellt werden kann sondern beschrankt vorhanden ist Diese Beschrankung bestimmt ihren Wert im Verhaltnis zur Kaufkraft des Arbeitgebers ausserdem wird ihr Wert durch Spezialisierung gesteigert Dieses potentielle Handelsverhaltnis zwischen Arbeitgeber und nehmer ist jedoch kein freies denn der Arbeiter ist auf Lebensmittel und Wohnung angewiesen Er muss eben seine Arbeitskraft verkaufen 36 Auf Seiten des Kaufmanns besteht der Wunsch zur Profitmaximierung weshalb er die Lohne moglichst niedrig halten mochte Anders als der Arbeiter ist der Kaufmann aber nicht gezwungen einen Handel Arbeitskraft Geld einzugehen er kann sein Geld zuruckhalten Hierdurch ist es ihm moglich die Lohne auf ein notwendiges Minimum zur Erhaltung des blossen Daseins zu beschranken Die Lebenserhaltungskosten sind damit der naturliche Kostenpreis jeder Arbeit 37 Der Wettbewerb fuhrt zu Rationalisierung der Produktion denn stellt einer seine Produkte gunstiger als ein anderer her so muss letzterer nachziehen und seine Produktionsweise anpassen wenn er seine Produkte weiterhin auf dem Markt verkaufen mochte Nun mussen aber einige Waren notwendigerweise produziert und verteilt werden Geschieht dies durch Monopolisten dann ware davon auszugehen dass es auf dem Markt nur noch die genaue Menge notwendiger Guter gibt Es muss theoretisch dann zu einer solchen Monopolisierung kommen wenn alle Produktionsprozesse maximal optimiert wurden und keine weitere Rationalisierung mehr moglich ist Dann herrschen fur alle Waren einer Gattung die gleichen Produktionsbedingungen Nimmt man weiterhin an dass naturliche Rohstoffe nicht eingekauft werden mussen sondern kostenlos vorliegen dann bleiben als einzige Kosten fur die Herstellung eines Produkts die Arbeitskosten und diese waren immer gleich Dies ware der End und Ruhepunkt der Entwicklung des Weltmarktes 38 Der Mehrwert ist die Differenz zwischen Einkaufspreis der Arbeitskrafte und Verkaufspreis des fertigen Produkts Ausser Sachwaren gibt es aber auch Dienstleistungen in denen sich keine Arbeitszeit materialisiert hat Daher wird ihr Wert nur als Preis namlich allein durch die Nachfrage bestimmt Alle Arbeitskrafte die Waren hervorbringen sind aber anders als Dienstleister nicht auf dem Warenmarkt anzutreffen sondern auf dem Arbeitsmarkt Der Arbeitsmarkt jedoch ist im Vergleich zum Warenmarkt ein versteckter Denn Unternehmen kaufen die Arbeitskraft beliebig ein der Arbeiter ist austauschbar und so erscheint letztendlich das Unternehmen selbst als Urheber der Produkte und nicht mehr der Arbeiter Wahrend namlich der Unternehmer den Produktionsprozess seinen Ideen und Vorstellungen entsprechend organisiert wird dem Arbeiter nur ein Platz an der Maschine zugewiesen der er sich anzupassen hat und vor der er als Person bedeutungslos erscheint Zwar bleibt naturlich jedes Produkt in der Realitat auf individuell menschliche Arbeitskraft angewiesen aber wegen ihrer Austauschbarkeit erscheinen die Arbeiter nicht mehr als Urheber der Produkte und folglich auch nicht als deren legitime Besitzer sondern der Unternehmer 39 Auf dem Arbeitsmarkt werden die Arbeitskrafte angeboten auf dem Warenmarkt die zur Produktion notwendigen Guter Der Markt auf welchem die Endverbraucher die produzierten Guter erwerben heisst Krammarkt Wahrend bei der Produktion die Guter zur Herstellung in ein Zentrum gebracht werden ist es die Aufgabe der Kaufleute diese anschliessend wieder in entgegengesetzte Bewegung an die Endverbraucher zu verteilen Die von ihnen vorgenommene Verteilung der Konsumguter kann als gesellschaftliche Dienstleistung aufgefasst werden 40 Die wesentliche Struktur der Gesellschaft wird durch drei Akte beschrieben Einkauf von Arbeitskraften Anwendung von Arbeitskraften Verkauf von Arbeitskraften Subjekt dieser Akte also der welcher sie ausfuhrt oder wem sie dienen ist die kapitalistische Klasse Der Kapitalist kann die drei Akte seinem Wunsch gemass vollziehen er ist ganz frei Hingegen muss der Arbeiter Punkt drei in irgendeiner Form vollziehen er ist darin nur halb frei Da in diesem System nur der Kapitalist ganz frei ist wird es vorwiegend die kapitalistische Klasse sein die das System freudig befurwortet Die Arbeiter erscheinen in ihm nur als formale Subjekte d h sie sind zwar rechtlich und theoretisch freie Subjekte ihren faktischen Lebensbedingungen nach jedoch durch Notwendigkeiten getrieben Das ganze System basiert auf der als Ware gedachten Arbeitskraft also einem willentlich durch alle Menschen akzeptierten Gedanken Dieser Wille wird als Tonnies Axiomatik im Zweiten Buch von Gemeinschaft und Gesellschaft entfaltet Wesenwille Kurwille Rezeption BearbeitenWahrend die Erstauflage nahezu ohne Echo blieb wurde die zweite Auflage von 1912 ein grosser Erfolg da sich die nach Gemeinschaften suchende Jugendbewegung dieser Zeit auswirkte und das Werk sprichwortlich machte 2 Nach 1933 verringerte sich die Rezeption schlagartig da Tonnies sich vehement gegen Hitler gewandt hatte Erst nach 1980 wurde das Werk wieder starker wahrgenommen 1924 griff Helmuth Plessner in seiner Schrift Grenzen der Gemeinschaft Eine Kritik des sozialen Radikalismus das Thema wieder auf Plessner begrusst die Entwicklung hin zur Gesellschaft und kritisiert die Jugendbewegung seiner Zeit die an Tonnies anknupfend die gesellschaftlichen Verhaltnisse zuruck in die Gemeinschaft fuhren mochte Theodor Geiger bezeichnete nach dem Zweiten Weltkrieg die tonniesianische philosophisch fundierte Typologie als unklare Begriffsmetaphysik die hauptsachlich auf den aus der deutschen Sprache entnommenen Wortern beruhe Dies sei ihm bei seinem Versuch deutlich geworden den Text ins Danische zu ubersetzen Im Nachhinein hielt er seine erste Abhandlung daruber fur einen Versuch aus den Trummern einen Diamanten zu retten der durch seine personliche Sympathie fur den Verfasser gesteuert worden sei 3 Dem folgte Rene Konig der meinte es tauche bei ihm der Gedanke auf ob wir uns nicht ausschliesslich in verbalen Scheinproblemen herumdrehen denen wir vielleicht viel naherkommen wurden wenn wir uns zu dem Eingestandnis entschliessen wollten dass im Deutschen schon rein sprachlich besehen die Worte Gemeinschaft und Gesellschaft weder entgegengesetzt noch gleich sondern einfach unklarer und unentschiedener Zuordnung sind 4 Und es sei daher kaum ratsam die Diskussion um die soziologischen Grundbegriffe von vornherein mit der untilgbaren Hypothek einer notorischen sprachlichen Unklarheit zu belasten gegen die bisher die besten Kopfe vergeblich angegangen sind In diesem Sinne ware es wahrscheinlich der Sache dienlicher wenn wir uns entschliessen konnten diese Begriffe uberhaupt nicht mehr zu verwenden 5 Peter Ruben deutete das als Aufgabe des Erkenntnisinteresses und lieferte eine materialistisch okonomische Bestimmung der Begriffe Gemeinschaft und Gesellschaft 6 Siehe auch Wirkung im Artikel Ferdinand TonniesLiteratur BearbeitenAusgaben Bearbeiten Die erste Auflage von Gemeinschaft und Gesellschaft erschien 1887 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv und fuhrte noch den Untertitel Abhandlung des Communismus und des Socialismus als empirischer Culturformen Hieraus konnte der Leser schliessen dass fur Tonnies der Kommunismus empirisch nur eine Kulturform der Gemeinschaft sein konnte z B als Familien oder Klosterkommunismus hingegen der Sozialismus empirisch nur eine Kulturform der Gesellschaft z B in der Arbeiterbewegung Tonnies Wortwahl machte Konservative und Liberale ebenso misstrauisch wie sie fur marxistische Sozialisten unannehmbar war Die zweite Auflage von 1912 und alle folgenden waren dann unverfanglicher mit Grundbegriffe der reinen Soziologie untertitelt Die dritte Auflage 1920 wurde von Tonnies ausser der Begriffsanderung von Willkur zu Kurwillen inhaltlich kaum mehr geandert aber bis zur achten Auflage 1935 versah Tonnies sein Werk mit stets neuen Vorreden in denen er auf einschlagige Zeitdiskussionen Bezug nahm 1935 stellte der erklarte und bereits verfolgte Gegner der Nazis aus politischer Vorsicht nur noch ein neues Vorwort voran das auch in den gegenwartig erhaltlichen Ausgaben der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt letzte Auflage 2010 erscheint In der kritischen Ferdinand Tonnies Gesamtausgabe ist Gemeinschaft und Gesellschaft als Band 2 im Juni 2019 erschienen und berucksichtigt alle Vorreden 7 Ferdinand Tonnies Gemeinschaft und Gesellschaft Grundbegriffe der reinen Soziologie Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010 Ferdinand Tonnies Gemeinschaft und Gesellschaft Profil Verlag Munchen Wien 2017 Ferdinand Tonnies Gemeinschaft und Gesellschaft 1880 1935 hrsg v Bettina Clausen und Dieter Haselbach De Gruyter Berlin Boston 2019 Ferdinand Tonnies Gesamtausgabe Band 2 ISBN 978 3 11 015835 9 Klaus Lichtblau gab 2012 unter dem Titel Studien zu Gemeinschaft und Gesellschaft eine Textsammlung von Tonnies heraus deren Beitrage mit enger Verbindung zu seinem Hauptwerk stehen Sekundarliteratur Bearbeiten Niall Bond Sociology and ideology in Ferdinand Tonnies Gemeinschaft und Gesellschaft Freiburg 1991 Freiburg Breisgau Univ Diss 1991 Lars Clausen Carsten Schluter Hrsg Hundert Jahre Gemeinschaft und Gesellschaft Ferdinand Tonnies in der internationalen Diskussion Leske Budrich Opladen 1991 ISBN 3 8100 0750 1 Manfred Lauermann Das Schwanken des Sozialstaats zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft In Uwe Carstens u a Neuordnung der sozialen Leistungen Ferdinand Tonnies Gesellschaft Kiel 2006 ISBN 3 8334 6477 1 S 111 158 Tonnies Forum Jg 15 H 1 2 2006 Peter Ulrich Merz Benz Tiefsinn und Scharfsinn Ferdinand Tonnies begriffliche Konstitution der Sozialwelt Suhrkamp Frankfurt am Main 1995 Frank Osterkamp Gemeinschaft und Gesellschaft Uber die Schwierigkeit einen Unterschied zu machen Zur Rekonstruktion des primaren Theorieentwurfs von Ferdinand Tonnies Duncker amp Humblot Berlin 2006 ISBN 3 428 11323 3 Beitrage zur Sozialforschung 10 Zugleich Kiel Univ Diss 2001 Peter Ruben Gemeinschaft und Gesellschaft erneut betrachtet In Dittmar Schorkovitz Hrsg Ethnohistorische Wege und Lehrjahre eines Philosophen Frankfurt 1995 Ders Grenzen der Gemeinschaft In Berliner Debatte Initial 13 2002 Heft 1 beide Aufsatze auch in http www peter ruben de Nele Schneidereit Die Dialektik von Gemeinschaft und Gesellschaft Grundbegriffe einer kritischen Sozialphilosophie Akademie Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 05 004908 3 Politische Ideen 22 Zugleich Dresden Univ Diss 2008 H L Stoltenberg Wegweiser durch Tonnies Gemeinschaft und Gesellschaft K Curtius Berlin 1919 Die knappste aber klare Ubersicht Swiss Journal of Sociology Community and Society in the Discourse of Modern Sociology Essays in Honour of Ferdinand Tonnies on the Occasion of his 150th Birthday mit Beitragen von Albert Salomon Peter Ulrich Merz Benz Gerhard Wagner Stefan Bertschi Bd 32 2005 H 1 Weblinks BearbeitenDigitalisat der 1 Auflage 1887 Digitalisat der 2 Auflage 1912 Digitalisat der 3 Auflage 1920 Anmerkungen Bearbeiten Klaus F Rohl Rechtssoziologie online Kapitel 2 Geschichte der Rechtssoziologie 3 Vorlaufer V Maine Vom Statusrecht zum Kontraktrecht abgerufen am 16 September 2019 Vgl auch die Ideen von 1914 Theodor Geiger Ideologie und Wahrheit Eine soziologische Kritik des Denkens Luchterhand Neuwied Berlin 1968 S 91 f Rene Konig Soziologie in Deutschland Begrunder Verfechter Verachter Munchen Wien 1987 S 189 Rene Konig Soziologie in Deutschland Begrunder Verfechter Verachter Munchen Wien 1987 S 190 Peter Ruben Gemeinschaft und Gesellschaft erneut betrachtet In Ethnohistorische Wege und Lehrjahre eines Philosophen Festschrift fur Lawrence Krader zum 75 Geburtstag Hg v Dittmar Schorkowitz Frankfurt a M 1995 1 Siehe auch Peter Ruben Grenzen der Gemeinschaft In Berliner Debatte Initial 13 Jg 2002 Heft 1 2 Das Vorwort von 1935 wird bereits 1998 in Bd 22 zitiert Normdaten Werk GND 4329296 3 lobid OGND AKS LCCN no98085975 VIAF 182078501 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemeinschaft und Gesellschaft amp oldid 229226945