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Dieser Artikel behandelt die elterliche Gefuhlsbindung Zu anderen Mutterliebe Artikeln siehe Mutterliebe Begriffsklarung Als Mutterliebe bezeichnet man die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern im engeren Sinne eine vor allem durch die Geburt herausgehobene besonders starke Gefuhlsbindung zu ihren leiblichen Kindern Die ebenfalls mogliche Wortbedeutung Liebe eines Kindes zu seiner Mutter wird hier nicht behandelt Mutter und Kind von Adi Holzer Inhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen und Wirklichkeit 1 1 Mutterliebe als Anspruch 1 2 Leibliche und andere Mutter 1 3 Ausserungsformen 2 Wissenschaftliche Aspekte 2 1 Biologie 2 2 Anthropologie 2 3 Psychologie 2 4 Soziologie 3 Rezeption 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVoraussetzungen und Wirklichkeit BearbeitenMutterliebe als Anspruch Bearbeiten nbsp Skulptur Mutter mit KindGegenwartig und insbesondere in Deutschland und Italien stellt eine von der Mutter auch nach aussen dargestellte Liebe bis hin zur Selbstlosigkeit quasi eine Erwartungshaltung der Gesellschaft dar die Mutterliebe wird vielfach als die ursprunglichste und starkste Form der Liebe angesehen Unausgesprochen wird oft vorausgesetzt dass die Mutterliebe zu allen Kindern gleich stark sein solle Mutterliebe wird dementsprechend also als Regel erwartet und beobachtet Weitere Anspruche umfassen die Gleichheit der Liebe zu allen Kindern und gleichermassen zu Sohnen und Tochtern Diese Anspruche entlarvt Frankreichs grosse Philosophin und Feministin Elisabeth Badinter als unrealistisch Mutter seien Menschen und mussten mit dem leben was ihnen selbst mitgegeben wurde und sie konnen auch nur das weitergeben 1 Gefuhle zu seinem Kind zu entwickeln so Badinter sei kulturell bedingt und nicht biologisch wie es haufig suggeriert werde Somit ist Mutterliebe weder notwendige Folge der Mutterschaft noch lasst sie sich biologisch erklaren nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Leibliche und andere Mutter Bearbeiten Umstritten ist die Notwendigkeit der biologischen Mutterschaft das heisst ebenso wie beim Begriff Mutter selbst die Ausdehnung des Begriffes Mutterliebe auf andere Personen die Hauptbezugspersonen fur das Kind darstellen Dies bezieht sich insbesondere auf Adoptivmutter und allgemeiner auf diejenigen Menschen Frauen die das Kind taglich betreuen und erziehen Hierbei ist insbesondere die individuelle personliche Wahrnehmung betroffener Personen sowie das sprachliche und kulturelle Stereotyp der Mutterliebe von der wissenschaftlichen Beurteilung zu trennen Wissenschaftlich scheint hier je nach Fachgebiet und vertretenen Theorien die unterschiedliche Gewichtung der Pragung eines Menschen durch Erbanlagen Vererbung im Verhaltnis zur Pragung durch Erfahrung und Erziehung durch Dies ist ein alter wissenschaftlicher Konflikt wobei sich die Praferenz der wissenschaftlichen Lehrmeinung en in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten haufig geandert hat Soziologisch sind unter anderem wesentliche Unterschiede im Entscheidungsprozess fur das Kind zu betrachten Der biologischen Mutter steht allenfalls eine Entscheidung fur ein Kind zur Verfugung Die Geburt des Kindes begrundet zumindest biologisch unumstosslich die Mutterschaft zu ebendiesem Kind Pater semper incertus mater certa der Vater ist immer ungewiss In der Unwiderruflichkeit der biologischen Mutterschaft liegt eine Form der Bindung die sowohl bei anstrengender Pflege als auch bei der Erziehung von Kleinkindern bis hin zu Konflikten mit erwachsenen Kindern die Mutterliebe beeintrachtigen konnen Ist das Kind sehr unwillkommen konnen sehr lieblose Handlungen die Folge sein bis hin zur Kindestotung einer auch in der gegenwartigen deutschen Gesellschaft nicht vollig ungewohnlichen Tat mit grosser Dunkelziffer Anderseits konnen Pflegemutter Adoptivmutter oder Stiefmutter etwa auch in Patchwork Familien innige Beziehungen und Gefuhle zu ihren Kindern entwickeln Nicht alle diese Mutter adoptieren die ihnen anvertrauten Kinder denn ein derartiger Schritt setzt qua Gesetz die explizite Zustimmung der leiblichen Eltern des Kindes voraus die im Vergleich selten vorliegt da mit ihr die Verwandtschaft vor dem Gesetz fur immer und unwiederbringbar erlischt Auch bei der Bindung der Pflegeeltern zu ihren Pflegekindern muss zwischen Kurzzeit und Dauerpflegekindern unterschieden werden Nur Letztere sind durch die Pflegesituation langfristig in ihre neue Familie eingebunden und die Entwicklung eines engen Mutter Kind Verhaltnisses ist insofern explizit erwunscht Obschon also viele dieser annehmenden Mutter per Gesetz rein gar nicht mit ihrem Kind verwandt oder ihm zugehorig sind starkt dieser Aspekt die Mutter Kind Bindung oft auch Ist man der leiblichen Mutter unentrinnbar verbunden geht die Wahl fur oder gegen annehmende Mutter und annehmende Eltern generell stets auch vom Kind aus Vor Gesetz und Gesellschaft wird es allerdings oft schwierig fur diese Konstellationen denn die Mutter durfen viele wichtige Dinge fur ihre Kinder nicht entscheiden oft noch nicht einmal die einfachsten Stiefkind und Pflegekindgesetze sind hochst komplex praktisch eine Wissenschaft fur sich Ausserungsformen Bearbeiten nbsp Akseli Gallen Kallela Lemminkainens Mutter 1897Neben dem erst in jungerer Zeit romantisierten Gebarvorgang ist insbesondere das Stillen mit Muttermilch ein gefuhlsintensiver Kernbereich in dessen Zusammenhang die Mutterliebe sich auszubilden vermag Mutter erleben das Stillen allerdings durchaus unterschiedlich und ambivalent so dass erfullte Liebe keineswegs das alleinige oder vorherrschende Gefuhl dabei darstellen muss Jedoch gilt auch hier dass nicht nur die biologische Mutter ein Kind stillen kann von der Amme uber die insbesondere im orientalischen Raum bekannte Milchmutter bis hin zum Futtern des Kindes mit industriellen Produkten aus Milchpulver gibt es hier viele Moglichkeiten Wie beim allgemeineren Begriff der Liebe wird auch unter der Mutterliebe je nach den Massstaben von verschiedenen Gruppen Zeiten oder ganzen Kulturen etwas Anderes verstanden Dies bezieht sich insbesondere darauf worin sich Mutterliebe oder als verwandter Begriff Mutterlichkeit 2 uberhaupt im Einzelnen aussert Eine innig intime Gefuhlsbetontheit ware vor 200 Jahren eher ungewohnlich gewesen hier hatte man eher Aufopferungswillen und tatige Sorge als Merkmal von Mutterliebe verstanden und einen mit zu viel Zartlichkeit bedachten Jungen beispielsweise schnell als Muttersohnchen tituliert Wissenschaftliche Aspekte BearbeitenBiologie Bearbeiten Eine biologische These ist dass Mutterliebe analoges Verhalten bei Tieren spricht man eher von Mutter Kind Bindung evolutionar entstanden sei und bei manchen Saugetierarten besonders bei Primaten die eine lange Entwicklungszeit der Kinder haben der Arterhaltung und sozialen Lernprozessen diene Das ganze Spektrum der Wortbedeutung Mutterliebe beim Menschen ist aber sicher nicht durch diesen biologischen Erklarungsversuch abgedeckt Eine enge Mutter Kind Bindung tritt auch nicht bei allen Saugetieren auf Da das ganze Verhalten beim Menschen starker durch kulturelle und soziale Prozesse als durch biologische Grundlagen gepragt ist konnen Menschen jedenfalls auch ohne Liebe ihrer leiblichen Mutter aufwachsen und sogar eine gute Mutter werden vor allem dann wenn dafur institutionell vorgesorgt wird Anthropologie Bearbeiten Mutterliebe im gefuhlsbetonten Sinn als Grundlage einer Mutter Kind Beziehung gibt jedoch dem Kind im Sauglingsalter eine gute Chance ein Urvertrauen zu seiner Umgebung aufzubauen vgl Dieter Claessens Familie und Wertsystem das nach einem Jahr die Sozialisation das Lernen der jeweiligen gesellschaftlichen Regeln und Normen sehr erleichtert Doch muss sich dieses Urvertrauen des Kindes nicht notwendigerweise auf die biologische Mutter fixieren so dass auch Vater Grosseltern oder eine biologisch nicht verwandte Person die Funktion der primaren Bezugsperson einnehmen konnen Der Sozialisationstheoretiker Alfred Lorenzer spricht von der Mutter Kind Dyade in der die Mutter auch die erste Schnittstelle zur Gesellschaft darstellt also aktiv an der Sozialisation des Kindes teilhat Psychologie Bearbeiten Zugleich gibt es aber auch psychologische und psychoanalytische Erklarungen die von der gesellschaftlich vorgegebenen Form der Mutter Kind Beziehung ausgehend das Beziehungs und Emotionsgeflecht zwischen Mutter und Kind analysieren und ggf das spatere Mutterverhalten beim geliebten oder ungeliebten Kind einbeziehen So unterscheidet z B Erich Fromm in Die Kunst des Liebens zwischen mutterlicher und vaterlicher Liebe Demnach erfuhre man die mutterliche Liebe bedingungslos wahrend man sich vaterliche Liebe z B durch gute Zeugnisse oder herausragende sportliche Leistungen verdienen musse Dabei ist allerdings auch laut Fromm die mutterliche Liebe nicht der leiblichen Mutter vorbehalten sondern gleichfalls eine Folge der gesellschaftlichen Organisation der Kindheit Die Rolle der Mutter ist also auch bei Fromm ein Platzhalter fur die Rolle der primaren Bezugsperson des Kindes die aber gleichwohl im Regelfall die leibliche Mutter einnimmt Der Psychologe und Neurologe Craig Kinsley hat in der zweiten Halfte der 2000er Jahre anhand von Versuchen mit Ratten nachgewiesen dass mutterliches Verhalten nicht angeboren sondern hormonell bedingt ist und erlernt wird Soziologie Bearbeiten Wie erwahnt ist Mutterliebe auch ein kulturelles Stereotyp Insbesondere wird Mutterliebe in vielen Kulturen insbesondere auch im mitteleuropaischen Raum gesellschaftlich als naturlich unterstellt so dass die Verletzung dieser Selbstverstandlichkeit eine Rabenmutter der Rechtfertigung bedarf Durch diese gesellschaftliche Erwartung und sogar Uberhohung haben Konzepte der Mutterliebe damit auch stark ideologischen Charakter und konnen damit sehr anspruchsvoll ja sogar unerfullbar sein Ein systematisch unterschiedliches Verhalten gegenuber Erst und Nachgeborenen sowie gegenuber Sohnen und Tochtern wobei letztere ihre Emanzipationssuche viel scharfer gegen die soziale Rolle der Mutter richten ist Gegenstand soziologischer Forschung und Theorien Das Gleiche gilt fur die sich dabei unterschiedlich auspragende Kindesliebe zur Mutter Ob es uberhaupt bei Menschen von Natur ein solches Gefuhl gebe ist anthropologisch durchaus umstritten bei Tieren gibt es jedenfalls vollig unterschiedlich ausgepragte mutterliche Instinkte die durchaus auch ganzlich ohne Schutz und Pflege auskommen Die Unterstreichung der Mutterliebe gegenuber der vaterlichen Liebe Vaterliebe und die daraus abgeleitete Vermutung einer engeren Bindung zwischen Mutter und Kind wird insbesondere in rechtlichen Konflikten beispielsweise bei Scheidungen kulturell das heisst in unterschiedlichen Kasten Standen Klassen Schichten Berufsgruppen sehr unterschiedlich gehandhabt Unterschiede der Mutter zur Vaterliebe sind ebenfalls in allen Gesellschaften stereotype Kulturmuster und zeigen sich bereits in der unterschiedlichen Betonung je eines Elternteils wie bei Muttersprache und Vaterland oder Vater Staat und der Schoss der Kirche Rezeption BearbeitenDie Beobachtung dass jede Mutter ihr Kind als das schonste ansieht fand ihren literarischen Niederschlag in der Fabel wie in Jean de La Fontaines Der Adler und die Eule Siehe auch BearbeitenMuttertag Vaterliebe Salomonisches Urteil Odipuskomplex Elektrakomplex InzestLiteratur BearbeitenElisabeth Badinter Mutterliebe Geschichte eines Gefuhls vom 17 Jahrhundert bis heute Piper 2002 ISBN 3 492 21491 6 Alain Braconnier Mutterliebe Warum Sohne starke Mutter brauchen DVA 2006 ISBN 3 421 04202 0 Sarah Blaffer Hrdy Mutter Natur Die weibliche Seite der Evolution Berliner Taschenbuch Verlag 2002 ISBN 3 8333 0178 3 Momo Evers Ellen Verena Friedemann Handbuch Adoption Sudwest Verlag 2007 ISBN 978 3 517 08275 2 Claudia Haarmann Mutter sind auch Menschen Mutter und Tochter begegnen sich neu Orlanda 2008 ISBN 978 3 936937 55 8 Mutterliebe In Jacob Grimm Wilhelm Grimm Hrsg Deutsches Worterbuch Band 12 L M VI S Hirzel Leipzig 1885 Sp 2822 woerterbuchnetz de Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Mutterliebe Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Mutterliebe Das starkste Gefuhl entschlusselt Spiegel Online Warum die eigenen Kinder immer die schonsten sind wissenschaft deEinzelnachweise Bearbeiten Annick Eimer Frauenbild Es gibt nicht die Mutter und nicht das Kind also auch nicht die Mutterliebe In Die Zeit 4 November 2016 zeit de Mutterlichkeit In Jacob Grimm Wilhelm Grimm Hrsg Deutsches Worterbuch Band 12 L M VI S Hirzel Leipzig 1885 Sp 2822 woerterbuchnetz de Normdaten Sachbegriff GND 4138115 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mutterliebe amp oldid 236878570