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Menschliches Allzumenschliches ist eine philosophische Schrift von Friedrich Nietzsche die 1878 erschienen ist Die erste Auflage erschien am 100 Todestag von Voltaire und ist diesem gewidmet 1 In der zweiten Auflage von 1886 erweiterte der Autor das Buch um einen zweiten Teil der eine Vorrede und die Teile Vermischte Meinungen und Spruche von 1879 und die bereits 1880 veroffentlichte Sammlung Der Wanderer und sein Schatten enthielt Das Buch fuhrt den Untertitel Ein Buch fur freie Geister und ist eine Aphorismensammlung die um thematische Schwerpunkte Hauptstucke gruppiert sind Das Buch enthalt auch einige Gedichte Titelseite der ErstausgabeInhaltsverzeichnis 1 Gliederung 1 1 Erster Band 1 2 Zweiter Band 2 Inhalt 2 1 Von den ersten und den letzten Dingen 2 2 Zur Geschichte der moralischen Empfindungen 2 3 Das religiose Leben 2 4 Aus der Seele der Kunstler und Schriftsteller 2 5 Anzeichen niederer und hoherer Cultur 2 6 Der Mensch im Verkehr 2 7 Weib und Kind 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGliederung BearbeitenDas Buch besteht aus zwei Banden Der zweite Band wurde erst in der zweiten Auflage im Jahr 1886 hinzugefugt Der erste Band wurde um eine Vorrede aus dem Jahre 1886 erweitert Erster Band Bearbeiten nbsp Faksimile eines Manuskriptes von Friedrich Nietzsche Schluss der Vorrede zur zweiten Auflage von Menschliches Allzumenschliches zweiter Band Der erste Band besteht aus einer Vorrede und 9 Hauptstucken 1 Hauptstuck Von den ersten und den letzten Dingen 2 Hauptstuck Zur Geschichte der moralischen Empfindungen 3 Hauptstuck Das religiose Leben 4 Hauptstuck Aus der Seele der Kunstler und Schriftsteller 5 Hauptstuck Anzeichen hoherer und niederer Kultur 6 Hauptstuck Der Mensch im Verkehr 7 Hauptstuck Weib und Kind 8 Hauptstuck Ein Blick auf den Staat 9 Hauptstuck Der Mensch mit sich alleinZweiter Band Bearbeiten Vorrede Vermischte Meinungen und Spruche Der Wanderer und sein SchattenInhalt BearbeitenVon den ersten und den letzten Dingen Bearbeiten Nietzsche ubt Kritik an der Philosophie insbesondere der Metaphysik die von den ersten und letzten Dingen handle Der Ursprung der Metaphysik liege im Traum der in ursprunglichen Gesellschaften als real angesehen werde Daraus resultiere der Glaube an eine Seele die vom Leib verschieden sei Dabei sei der Traum doch nichts weiter als die Umdeutung von Korperfunktionen in Form von Bildern wahrend des Schlafes Eine metaphysische Welt halt Nietzsche fur moglich aber fur vollig uninteressant da man von ihr nur ihr Anderssein konstatieren konnte In der Zukunft werden metaphysische Erklarungen durch wissenschaftliche abgelost werden sobald diese die wahre Natur von Religion Kunst und Moral erklart haben Nietzsche ubt auch Kritik an dem Glauben an die Sprache Man glaube dass sich in ihr das Wesen der Dinge ausdrucke Das sei aber ein Irrtum Auch die vermeintliche Tiefe metaphysischer Gedanken sei nur das starke Gefuhl das sich bei solchen komplizierten Gedankengruppen einstelle verburge aber nichts fur die Wahrheit des so Gedachten Der Glaube an die Metaphysik lasse sich aus der Entwicklungsgeschichte des menschlichen Organismus erklaren und war fur diese Entwicklung auch notwendig In der wissenschaftlichen Phase brauche die Menschheit ihn aber nicht mehr 2 Zur Geschichte der moralischen Empfindungen BearbeitenIn diesem Kapitel versucht Nietzsche darzulegen dass die moralischen Empfindungen und insbesondere der Glauben an das Gute und das Bose aufgrund eines Irrtums entstanden sind und sich in mehreren Phasen vollzogen hat Nietzsche stellt es so dar Die Geschichte der Empfindungen verlauft in folgenden Hauptphasen Zuerst nennt man einzelne Handlungen gut oder bose ohne alle Rucksicht auf deren Motive sondern allein der nutzlichen oder schadlichen Folgen wegen Bald aber vergisst man die Herkunft dieser Bezeichnungen und wahnt dass den Handlungen an sich ohne Rucksicht auf deren Folgen die Eigenschaft gut oder bose innewohne mit demselben Irrthume nach welchem die Sprache den Stein selber als hart den Baum selber als grun bezeichnet also dadurch dass man was Wirkung ist als Ursache fasst Sodann legt man das Gut oder Bose sein in die Motive hinein und betrachtet die Thaten an sich als moralisch zweideutig Man geht weiter und giebt das Pradicat gut oder bose nicht mehr dem einzelnen Motive sondern dem ganzen Wesen eines Menschen aus dem das Motiv wie die Pflanze aus dem Erdreich herauswachst So macht man der Reihe nach den Menschen fur seine Wirkungen dann fur seine Handlungen dann fur seine Motive und endlich fur sein Wesen verantwortlich Nun entdeckt man schliesslich dass auch dieses Wesen nicht verantwortlich sein kann insofern es ganz und gar nothwendige Folge ist und aus den Elementen und Einflussen vergangener und gegenwartiger Dinge concrescirt also dass der Mensch fur Nichts verantwortlich zu machen ist weder fur sein Wesen noch seine Motive noch seine Handlungen noch seine Wirkungen Damit ist man zur Erkenntniss gelangt dass die Geschichte der moralischen Empfindungen die Geschichte eines Irrthums des Irrthums von der Verantwortlichkeit ist als welcher auf dem Irrthum von der Freiheit des Willens ruht 3 Tut ein Mensch etwas unter dessen Folgen wir leiden so verleite uns der Glauben an die Willensfreiheit ihn als unmoralisch zu bezeichnen Aber ebenso wie man dem schlechten Wetter keine Unmoralitat vorwerfen konne weil es eben naturnotwendig sei so konne man dem Menschen keine Unmoral vorwerfen denn er handle aus eben der gleichen Notwendigkeit die auch das Naturgeschehen leite 4 Das religiose Leben Bearbeiten Das Kernurteil Nietzsches uber Religionen in diesem Abschnitt ist N och nie hat eine Religion weder mittelbar noch unmittelbar weder als Dogma noch als Gleichniss eine Wahrheit enthalten 5 Folglich beruhen alle Erscheinungen des religiosen Lebens auf Irrtumern und lassen sich nur psychologisch erklaren So sei eine bestimmte falsche Psychologie eine gewisse Art von Phantastik in der Ausdeutung der Motive und Erlebnisse die nothwendige Voraussetzung davon dass Einer zum Christen werde und das Bedurfniss der Erlosung empfinde Mit der Einsicht in diese Verirrung der Vernunft und Phantasie hort man auf Christ zu sein 6 So mache sich der Asket das Leben leicht indem er seinen Willen vollstandig unter einen fremden Willen unterordne Der Asket fuhre standig Krieg gegen seine Sinnlichkeit die er verketzere Dieses Schauspiel eines im Kern unsinnigen Kampfes mache den welthistorischen Wert des Asketen und Heiligen aus Der Glaube an ihn unterstutzte den Glauben an Gottliches und Wunderhaftes an einen religiosen Sinn alles Daseins an einen bevorstehenden letzten Tag des Gerichtes 7 Der einzige positive Ausweg aus den Irrtumern der Religion stelle die Wissenschaft dar durch die sich jedermann das Gefuhl volliger Sundlosigkeit volliger Unverantwortlichkeit erwerben kann 8 Aus der Seele der Kunstler und Schriftsteller Bearbeiten Dieses Hauptstuck ist der Kritik der Kunst beziehungsweise des Kunstlers gewidmet So betruge der Kunstler sein Publikum um die Frage der Entstehung des Kunstwerkes Obwohl das vollkommene Kunstwerk aufgrund harter Arbeit entstehe solle es doch anders erscheinen Der Kunstler weiss dass sein Werk nur voll wirkt wenn es den Glauben an eine Improvisation an eine wundergleiche Plotzlichkeit der Entstehung erregt 9 Alle Grossen waren grosse Arbeiter unermudlich nicht nur im Erfinden sondern auch im Verwerfen Sichten Umgestalten Ordnen 10 Ausserdem nehme er es mit der Wahrheit nicht so genau er habe im Hinblick auf das Erkennen der Wahrheiten eine schwachere Moralitat und fuhre viele Elemente in sein Schaffen ein die sich wissenschaftlich nicht belegen liessen Immer wieder greife die Kunst auf Elemente zuruck die die Menschheit bereits uberwunden habe und werde so zur Todtenbeschworerin Damit halte sie die Menschen ab an einer wirklichen Verbesserung ihrer Zustande zu arbeiten 11 Ein Beispiel fur diese ruckwarts gewandte Denkweise sei die Ubernahme der durch die Religion erzeugten Gefuhle und Stimmungen in ihren Bestand Auch den Freigeist der eigentlich uber die Phase der Religion und Metaphysik hinaus sei kann ein Kunstwerk wie Beethovens neunte Symphonie wieder in einen Zustand regressiver Sehnsucht versetzen 12 Ein weiterer Irrtum den die Kunst hervorbringe liege darin dass man in ihr die Charaktere der Menschen besser erkennen konne Doch die Kunst verstehe nichts vom wirklichen Menschen und bleibe an der Oberflache wahrend der Philosoph tiefer blicke 13 Viele Menschen glaubten auch dass die Ergriffenheit die ein Kunstwerk in uns auslose ein Mass fur seine Gute sei Aber das sei ein Fehlschluss da musste doch erst unsere eigene Gute in Urtheil und Empfindung bewiesen sein was nicht der Fall ist 14 Anzeichen niederer und hoherer Cultur Bearbeiten In diesem Hauptstuck versucht Nietzsche seine Vorstellung von einem Entwicklungsweg der Menschheit und des Einzelnen in Bezug auf die Kultur zu etablieren Er nimmt dabei Ideen von Darwins Evolutionstheorie auf entwickelt sie aber weiter indem er auch die Rolle der Ausnahmen und des Entarteten fur die Gattungsgeschichte wurdigt Insofern scheint mir der beruhmte Kampf um s Dasein nicht der einzige Gesichtspunct zu sein aus dem das Fortschreiten oder Starkerwerden eines Menschen einer Rasse erklart werden kann Vielmehr muss zweierlei zusammen kommen einmal die Mehrung der stabilen Kraft durch Bindung der Geister in Glauben und Gemeingefuhl sodann die Moglichkeit zu hoheren Zielen zu gelangen dadurch dass entartende Naturen und in Folge derselben theilweise Schwachungen und Verwundungen der stabilen Kraft vorkommen 15 Der Mensch im Verkehr Bearbeiten Dieses Hauptstuck umfasst 85 Aphorismen uber psychologische Aspekte des Umgangs von Menschen miteinander Viele der Beobachtungen drehen sich um Probleme des Ranges innerhalb der Gesellschaft oder im Miteinander die oft zu paradoxen Situationen fuhren So erzeuge zum Beispiel ein Geschenk nicht immer Dankbarkeit des Empfangers sondern provoziere oft dessen Arger weil er in der Schuld des Schenkenden stehe Wie bei vielen anderen Themen fuhrt Nietzsche auch die psychologischen Eigenheiten des Menschen im Verkehr auf seine Stammesgeschichte zuruck Urzustande in der Rede nachklingend In der Art wie jetzt die Manner im Verkehre Behauptungen aufstellen erkennt man oft einen Nachklang der Zeiten wo dieselben sich besser auf Waffen als auf irgend Etwas verstanden sie handhaben ihre Behauptungen bald wie zielende Schutzen ihr Gewehr bald glaubt man das Sausen und Klirren der Klingen zu horen und bei einigen Mannern poltert eine Behauptung herab wie ein derber Knuttel Frauen dagegen sprechen so wie Wesen welche Jahrtausende lang am Webstuhl sassen oder die Nadel fuhrten oder mit Kindern kindisch waren 16 Weib und Kind Bearbeiten Das siebte Hauptstuck umfasst 61 Aphorismen Nr 377 437 mit folgenden Themen Kinder in der Beziehung zu ihren Eltern 379 380 381 382 385 386 387 395 422 423 Die Liebe der Frauen zu den Mannern 384 388 390 392 396 397 400 401 407 408 410 411 413 415 Die Ehe 378 389 393 394 399 402 406 418 420 421 424 426 427 428 430 434 435 Eine gute Gattin welche Freundin Gehulfin Gebarerin Mutter Familienhaupt Verwalterin sein soll ja vielleicht abgesondert von dem Manne ihrem eigenen Geschaft und Amte vorzustehen hat kann nicht zugleich Concubine sein es hiesse im Allgemeinen zu viel von ihr verlangen Friedrich Nietzsche Menschliches Allzumenschliches 424 Der besonderen Charakter von Frauen im Gegensatz zu dem von Mannern 377 383 391 398 403 404 405 409 411 412 414 416 417 419 425 431 Der schadliche Einfluss der Frauen der Ehe auf den Freigeist 425 429 432 433 436 437 Es ist zum Lachen wenn eine Gesellschaft von Habenichtsen die Abschaffung des Erbrechts decretirt und nicht minder zum Lachen ist es wenn Kinderlose an der praktischen Gesetzgebung eines Landes arbeiten sie haben ja nicht genug Schwergewicht in ihrem Schiffe um sicher in den Ocean der Zukunft hineinsegeln zu konnen Aber ebenso ungereimt erscheint es wenn Der welcher die allgemeinste Erkenntniss und die Abschatzung des gesammten Daseins zu seiner Aufgabe erkoren hat sich mit personlichen Rucksichten auf eine Familie auf Ernahrung Sicherung Achtung von Weib und Kind belastet und vor sein Teleskop jenen truben Schleier aufspannt durch welchen kaum einige Strahlen der fernen Gestirnwelt hindurchzudringen vermogen So komme auch ich zu dem Satze dass in den Angelegenheiten der hochsten philosophischen Art alle Verheiratheten verdachtig sind Friedrich Nietzsche Menschliches Allzumenschliches 436Weblinks BearbeitenBand 1 der digitalen kritischen Edition Band 2 der digitalen kritischen Edition Text bei zeno orgEinzelnachweise Bearbeiten Widmung zum Todestag Voltaires Text von den ersten und letzten Dingen Digitale kritische Edition 39 Digitale kritische Edition 102 Digitale kritische Edition 110 Digitale kritische Edition 135 Digitale kritische Edition 143 Digitale kritische Edition 144 Digitale kritische Edition 145 Digitale kritische Edition 155 Digitale kritische Edition 148 Digitale kritische Edition 153 Digitale kritische Edition 160 Digitale kritische Edition 161 Digitale kritische Edition 224 Digitale kritische Edition 342VFriedrich NietzscheWerke Die Geburt des tragischen Gedankens Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik Uber das Pathos der Wahrheit Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen Uber Wahrheit und Luge im aussermoralischen Sinne Unzeitgemasse Betrachtungen Vom Nutzen und Nachteil der Historie fur das Leben Hymnus an das Leben Menschliches Allzumenschliches Morgenrote Gedanken uber die moralischen Vorurteile Idyllen aus Messina Die frohliche Wissenschaft Also sprach Zarathustra Der Freigeist Vereinsamt Jenseits von Gut und Bose Zur Genealogie der Moral Der Fall Wagner Gotzen Dammerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt Der Antichrist Ecce homo Dionysos Dithyramben Nietzsche contra Wagner Der Wille zur Macht Wahnbriefe nbsp Philosophische Konzepte Amor fati Apollinisch dionysisch Bejahung Ewige Wiederkunft Gott ist tot Herrenmoral Letzter Mensch Pathos der Distanz Perspektivismus Ressentiment Sklavenmoral Tschandala Ubermensch Umwertung aller Werte Weltratsel Wille zur MachtGedenkstatten Nietzsche Haus Naumburg Nietzsche Haus Sils Maria Normdaten Werk GND 4475820 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Menschliches Allzumenschliches amp oldid 198863639