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Kurt Karl Rudolf Hubner 1 September 1921 in Prag 8 Februar 2013 in Kiel 1 war ein deutscher Philosoph der mit Arbeiten zur Wissenschaftstheorie zum Mythos zur Kunsttheorie sowie zur Musiktheorie hervortrat Er lehrte als ordentlicher Professor in Berlin und Kiel und war von 1969 bis 1975 Prasident der Allgemeinen Gesellschaft fur Philosophie Kurt Hubner gilt als Hauptvertreter des wissenschaftstheoretischen Historismus Kurt Hubner 1981 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Philosophie 2 1 Wissenschaftstheorie 2 1 1 Funf Klassen von Festsetzungen 2 1 2 Geschichtliche Systemmenge 2 1 3 Fortschritt 2 2 Mythos als Erfahrungssystem 2 3 Glaube und Denken 3 Ehrungen 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKurt Hubner wurde in Prag als Sohn des Verbandssyndikus Rolf Hubner und seiner Frau Rosa geb Ganghofner geboren 2 Er studierte zunachst in seiner Heimatstadt spater in Rostock und Kiel Philosophie Das Studium schloss er 1951 mit der Promotion in Kiel ab Seine Dissertation zu Immanuel Kant befasste sich mit dem Thema Das transzendentale Subjekt als Teil der Natur 3 1955 habilitierte er sich mit der Schrift Der logische Positivismus und die Metaphysik 4 Von 1960 bis 1971 war er ordentlicher Professor an der Technischen Universitat Berlin und Honorarprofessor an der Freien Universitat Berlin Von 1971 bis zu seiner Emeritierung 1988 lehrte er als ordentlicher Professor an der Universitat Kiel Bis 1988 war er dort auch Direktor des Philosophischen Seminars Auf dem 14 Weltkongress fur Philosophie der 1968 in Wien stattfand wirkte Hubner als Vorsitzender der Kolloquien und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats Von 1969 bis 1975 stand er der Allgemeinen Gesellschaft fur Philosophie in Deutschland als Prasident vor Als solcher fuhrte er den nationalen Philosophenkongress 1972 in Kiel durch Er war ausserdem Ratgeber der Planungskommission des 16 Weltkongresses fur Philosophie 1978 in Dusseldorf Von 1978 bis 1988 war er Mitglied des Comite Directeur der Federation Internationale des Societes de Philosophie in Bern Die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Kunste berief ihn 1979 zum ordentlichen Mitglied der Geisteswissenschaftlichen Klasse Zu seinem 65 Geburtstag wurde 1986 die Festschrift Zur Kritik der wissenschaftlichen Rationalitat veroffentlicht 5 1986 erhielt Kurt Hubner den Grossen Sudetendeutschen Kulturpreis Auf Einladung der Landesregierung Salzburg hielt Hubner am 25 Juli 1987 den Festvortrag zur Eroffnung der Salzburger Festspiele mit dem Thema Festspiele als mythisches Ereignis 1993 wurde Kurt Hubner die Humboldt Plakette als Ehrengabe verliehen die Laudatio hielt Hans Lenk 1994 grundete er zusammen mit Teodor Iljitsch Oiserman und weiteren russischen und deutschen Philosophen das Zentrum zum Studium der deutschen Philosophie und Soziologie in Moskau Dieses wurde finanziell von der VolkswagenStiftung unterstutzt Eine erste Tagung mit deutschen osterreichischen und russischen Referenten fand in Moskau im Januar 1995 statt 6 Eine zweite Tagung wurde an der Katholischen Universitat Eichstatt im Marz 1997 durchgefuhrt 7 Eine Festschrift zu seinem 90 Geburtstag erschien 2011 unter dem Titel Das Geheimnis der Wirklichkeit herausgegeben von Volker Kapp und Werner Theobald Zum gleichen Anlass wurde er vom Bundesprasidenten mit dem Bundesverdienstkreuz 1 Klasse ausgezeichnet Hubner ist wohl einer der letzten Universalisten der Philosophie und Wissenschaftstheorie der mit gleicher Kompetenz uber Natur und Kunstwissenschaften Einstein wie Goethe das mosaische Gesetz wie die Genom Entzifferung zu urteilen vermag DIE ZEIT 46 2001 8 Philosophie BearbeitenWissenschaftstheorie Bearbeiten Funf Klassen von Festsetzungen Bearbeiten nbsp Die funf Klassen von Festsetzungen nach HubnerHubners wissenschaftstheoretisches Werk Kritik der wissenschaftlichen Vernunft erschien 1978 wurde in viele Sprachen ubersetzt und mehrfach neu aufgelegt Nach Hubner ist wissenschaftliches Arbeiten generell durch den Versuch bestimmt Einzelnes seien es nun einzelne Ereignisse Tatsachen Daten oder Gegenstande durch Regeln oder Systeme von Regeln miteinander zu verbinden Um das so bestimmte Unternehmen Wissenschaft zu ermoglichen halt er es fur notig wenigstens folgende funf Klassen von Festsetzungen zu unterscheiden und ihre inhaltliche Bestimmung implizit oder explizit vorzunehmen 9 Durch instrumentale Festsetzungen werden die Daten das Einzelne der wissenschaftlichen Erkenntnis bereitgestellt Fur die Erfahrungswissenschaften wie etwa die Naturwissenschaften handelt es sich dabei um Festsetzungen die zur Erlangung von Messresultaten fuhren Dazu gehoren beispielsweise Festsetzungen uber die Geltung und das Funktionieren der hierbei verwendeten Instrumente und Mittel Fur die Geisteswissenschaften sind dies Festsetzungen uber die Anerkennung historischer Fakten uber die Elemente der verschiedensten Kommunikationsarten oder allgemein uber das Alphabet des Verstandigens und Verstehens Funktionale Festsetzungen liefern das Allgemeine der wissenschaftlichen Erkenntnis In den Naturwissenschaften geht es dabei um Festsetzungen die beim Aufstellen von Funktionen oder Auffinden von Naturgesetzen auf Grund von Messresultaten oder Beobachtungen verwendet werden konnen Dazu gehoren beispielsweise Interpolationsregeln zur Zusammenfassung einzelner Messdaten innerhalb gewisser Grenzen aber auch Fehlerrechnungstheorien In den Geisteswissenschaften bestimmen die funktionalen Festsetzungen generell Regeln mit denen sich etwa einzelnes Verhalten von Menschen generalisieren lasst so dass historische sprachliche oder auch kunstlerische Gesetzmassigkeiten aufgefunden werden konnen Durch axiomatische Festsetzungen werden die Bedeutungsrelationen zwischen dem Einzelnen und dem Allgemeinen bestimmt und in den Naturwissenschaften zu Formen von Naturgesetzen verschmolzen Es handelt sich dabei um Festsetzungen welche in der Einfuhrung von Axiomen bestehen aus denen Naturgesetze formuliert werden konnen aus welchen mit Hilfe von Randbedingungen Voraussagen ableitbar sind die experimentell uberpruft werden konnen In den Geisteswissenschaften sind ebenso axiomatische Festsetzungen notig durch die uberhaupt erst das sprachliche Verstehen ermoglicht wird wie sie etwa mit den verschiedenen kommunikationstheoretischen Semantiken vorliegen Anhand judikaler Festsetzungen werden die aufgestellten Gesetze auf ihre Verlasslichkeit hin uberpruft Es handelt sich im Rahmen der Erfahrungswissenschaften dabei um Festsetzungen welche bei Experimenten uber die Annahme oder Verwerfung von Theorien entscheiden Dazu gehoren einerseits Festsetzungen welche beurteilen ob die theoretisch abgeleiteten Voraussagen mit den erhaltenen Messresultaten oder Beobachtungen in bereits festgesetzten Grenzen ubereinstimmen Und es gehoren anderseits solche Festsetzungen dazu die im Falle der Nichtubereinstimmung angeben ob die betroffene Theorie verworfen oder dennoch beibehalten werden soll oder ob sie wenigstens teilweise und wenn teilweise dann wo zu andern ist Ebenso sind in den Geisteswissenschaften judikale Festsetzungen notig um entscheiden zu konnen ob sich geisteswissenschaftliche Theorien bewahren oder nicht Eine solche Festsetzung ware etwa die Konsistenzforderung an eine Theorie und deren Konsequenzen Normative Festsetzungen bestimmen die Objektbereiche einer Wissenschaft ihre Methoden und die Art moglicher Erkenntnisse Es handelt sich dabei um Festsetzungen in Form von Vorschriften daruber welche Eigenschaften eine Theorie uberhaupt besitzen soll Dazu zahlen beispielsweise Kriterien wie Einfachheit hoher Falsifizierbarkeitsgrad Anschaulichkeit Erfullung bestimmter Kausalprinzipien oder empirischer Sinnkriterien und Ahnliches Versteht man die einzelnen Wissenschaften als spezifische Sprachen wissenschaftlicher Kommunikation dann legen die normativen Festsetzungen die allgemeine Semantik und Syntax von Wissenschaft uberhaupt fest Diese Festsetzungen die Hubner auch wissenschaftstheoretische Kategorien nennt sind von der historischen Situation abhangig in der sich die jeweiligen Forscher befinden Anhand zahlreicher Beispiele aus der Wissenschaftsgeschichte zeigt Hubner dass diese Festsetzungen fur die verschiedensten Wissenschaftsbereiche auch im Nachhinein angebbar sind selbst wenn die Wissenschaftler sie moglicherweise nur intuitiv angewandt haben Hubner beschreibt alle Wissenschaften als Regelsysteme einerlei ob die Regeln die mit den funf Arten von Festsetzungen bestimmt sind informell d h nicht schriftlich fixiert oder formell d h explizit angegeben vorliegen oder vorgelegen haben Alle Grundlagen wie sie bislang fur die Wissenschaften angebbar sind besitzen keine absolute sondern stets eine historisch bedingte Fundierung und Gultigkeit Geschichtliche Systemmenge Bearbeiten Das Verhalten von Menschen ist in allen Lebensbereichen durch informelle oder formelle Regelsysteme beschreibbar Die Gesamtheit der Regelsysteme durch die das Verhalten der Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt und in einer bestimmten geographischen Region beschrieben werden kann bezeichnet Hubner als geschichtliche Systemmenge Ein geschichtliches System kann als ein axiomatisches System aufgefasst werden oder als etwas das durch ein solches beschreibbar ist Wenn es sich um ein exaktes Axiomensystem und damit um den idealen Fall handelt dann liegen einige wenige exakt formulierte Axiome und ein Ableitungsmechanismus vor mit dem man aus ihnen andere Satze oder Zeichen gewinnen kann Ein Beispiel hierfur ist eine streng aufgebaute physikalische Theorie als Gegenstand der Wissenschaftsgeschichte ein Beispiel fur ein System das selbst kein exaktes Axiomensystem ist wohl aber durch ein solches beschrieben werden kann ist eine wirkliche Maschine fur die es ein mathematisches Modell gibt Unter einer geschichtlichen Systemmenge verstehe ich nun eine strukturierte Menge von teils gegenwartigen teils uberlieferten Systemen die weitgehend untereinander in mannigfaltigen Beziehungen stehen und in deren Umkreis sich eine Gemeinschaft von Menschen zu irgendeinem Zeitpunkt bewegt Wissenschaftliche Systeme namlich Theorien und Theorienhierarchien sowohl wie die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens sind also ein Teil dieser Gesamtmenge welche die Welt von Regeln darstellt in der wir jeweils leben und wirken Die Beziehungen in denen die Elemente dieser Menge zueinander stehen konnen zum Beispiel solche der praktischen Motivation sein etwa wenn ein System von einem anderen aus moralisch beurteilt gestutzt oder verworfen wird Ich erinnere an die fruher ublichen Korrekturen theoretisch wissenschaftlicher Aussagen mit Hilfe theologisch ethischer Axiome an die heute aufkommende Neigung wissenschaftliche Projekte nach Richtlinien sogenannter gesellschaftlicher Relevanz zu beurteilen usf Eine andere Form der Beziehung zwischen Systemen ist diejenige der theoretischen Kritik des einen mit Hilfe des anderen Mit Hilfe der soeben erlauterten geschichtswissenschaftlichen Kategorien kann ich jetzt den Begriff historische Situation naher definieren Ich verstehe darunter einen geschichtlichen Zeitraum der durch eine bestimmte Systemmenge beherrscht wird und ich behaupte nun Jeder geschichtliche Zeitraum hat diese Verfassung Kurt Hubner Kritik der wissenschaftlichen Vernunft 10 Der Wandel der Systemmenge durch die eine historische Situation gekennzeichnet ist wird durch Widerspruche innerhalb dieser Menge von Regelsystemen angestossen Die Menschen die in ihren Lebensbereichen von diesen Widerspruchen betroffen sind werden aufgrund ihrer Vernunftbegabung versuchen die Regelsysteme so zu verandern dass diese Widerspruche aufgehoben werden Dies fuhrt nach Hubner zu einer Harmonisierung der Systemmenge Die Harmonisierung der Systemmenge kann durch Explikation erfolgen also durch weitere Ausarbeitung und Anwendung etwa von wissenschaftlichen Theorien oder durch Mutation also durch die Anderung der Grundlagen der Regelsysteme was in den Wissenschaften bedeutet dass sich ihre Festsetzungen andern insbesondere die normativen Festsetzungen Fortschritt Bearbeiten Die Harmonisierung einer Systemmenge bezeichnet Hubner als Fortschritt Fortschritt I liege vor wenn die Harmonisierung durch Explikation stattgefunden habe Von Fortschritt II spricht er wenn die Harmonisierung durch eine Systemmutation entstanden sei Offenbar lassen sich hier zwei Grundformen der Entwicklung unterscheiden namlich erstens die Explikation von wissenschaftlichen Systemen und zweitens deren Mutation Unter Explikation von Systemen verstehe ich deren Gestaltung und Entfaltung ohne dass sich dabei etwas an ihren Grundlagen andert also zum Beispiel das was Kuhn 11 normal science nennt namlich die Ableitung von Theoremen aus gegebenen Axiomen die genauere Bestimmung von den im Rahmen einer Theorie geforderten Konstanten usf Eine Mutation dagegen liegt dann vor wenn die Grundlagen von Systemen selbst geandert werden wozu beispielsweise der Ubergang von einer Weltraumgeometrie zu einer anderen gehort Fortschritt kann sich demnach nur in diesen beiden Grundformen geschichtlicher Bewegungen vollziehen und es mussen daher auch zwei Grundformen von ihm unterscheidbar sein die ich entsprechend Fortschritt I und Fortschritt II nennen mochte Kurt Hubner Kritik der wissenschaftlichen Vernunft 12 Mit dieser Theorie gelingt es Hubner den Fortschrittsgedanken auch uber sogenannte wissenschaftliche Revolutionen hinweg zu bewahren Das Zustandekommen der einschneidenden wissenschaftlichen Revolutionen in der europaischen Geistesgeschichte zeichnet Hubner mit Hilfe seiner Fortschrittstheorie nach Durch die von ihm beschriebenen Systemharmonisierungen der historischen Systemmengen braucht nicht mehr nur wissenschaftsimmanent argumentiert zu werden Vielmehr konnen auch ausserwissenschaftliche Einflusse wie etwa Anderungen religioser Regelsysteme bei der Darstellung des historischen Verlaufs wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Umbruche berucksichtigt werden Selbst die Systemmengen der mythischen Zeit fuhren nach Hubner zu in sich geschlossenen Weltsichten die den verschiedenen wissenschaftlichen Weltsichten hinsichtlich ihrer Konsistenz und ihrer lebenserhaltenden Funktionen fur die Menschen in nichts nachstehen Mythos als Erfahrungssystem Bearbeiten nbsp Sonnengott Helios J B Zimmermann 17 Jh nbsp ErdrotationIn seinem Werk Die Wahrheit des Mythos 13 versucht Hubner das Verhaltnis von Wissenschaft und Mythos zu bestimmen Das weit verbreitete Klischee dass der Mythos die Wirklichkeit nur verzerrt wiedergebe und die Wissenschaft auf empirischer Grundlage ein absolut zutreffendes Bild der Wirklichkeit biete wird als falsch entlarvt weil die Wissenschaft auf einer Reihe apriorischer Voraussetzungen beruhe die einerseits historisch bedingt seien und anderseits im Rahmen wissenschaftlicher Rationalitat auch nicht begrundbar seien da sie gerade die Bedingungen der Moglichkeit von Wissenschaft ausmachten Generell haben nach Hubner Basissatze die verifizierend oder falsifizierend sind mehr oder weniger zahlreiche a priori gesetzte theoretische Voraussetzungen Karl Poppers Versuch wenigstens bei Falsifikationen absolute wissenschaftliche Gewissheit zu erlangen sei gescheitert Das Wesen Wissenschaft wachse standig und wandle sich immer wieder in seinen apriorischen Entwurfen und Rahmenbedingungen bis zum radikalen Paradigmenwechsel Trotzdem liege der Wissenschaft eine fundamentale Auffassung von Wirklichkeit zugrunde die sich niemals verandert habe weil sie zur Definition des Phanomens Wissenschaft gehore Eine solche apriorische grundlegende und allgemeine Auffassung von Wirklichkeit bezeichnet man als Ontologie also als eine allgemeine Lehre vom Sein 14 Die moderne Wissenschaft sei ebenso wie der Mythos eine historisch kontingente Formation Der Mythos stellt nach Hubner ebenfalls wie die wissenschaftliche Ontologie ein Erfahrungssystem dar Es gebe ebenso wenig eine empirische Widerlegung der mythischen Ontologie wie es eine empirische Begrundung der wissenschaftlichen Ontologie gebe Es bestehe ein analoger Zusammenhang zwischen der mythischen und der wissenschaftlichen Ontologie So wie die Wissenschaften die Welt mit Hilfe von Naturgesetzen erklaren so erklart der Mythos dieselben Vorgange indem er sie auf ein heiliges Urgeschehen zuruckfuhrt das sich regelmassig wiederholt Den Naturgesetzen in der Naturwissenschaft entsprachen im Mythos die Archai also die Ursprungsgeschichten In ihnen werde jeder regelmassige sich stets wiederholende Ablauf im Naturgeschehen auf ein ursprungliches nicht datierbares Urereignis zuruckgefuhrt Als Beispiel fuhrt Hubner den Sonnengott Helios an der auf seinem Viergespann die tagliche Reise uber den Himmel von Osten nach Westen wiederholt und dabei wissenschaftlich der Erklarung des Wechsels von Tag und Nacht als Folge der Erdrotation entspricht 15 Der Mythos unterscheide im Gegensatz zur Naturwissenschaft nicht den allgemeinen Begriff von dem ihn reprasentierenden Gegenstand Fur den Mythos bildeten im Gegensatz zur Naturwissenschaft das Ideelle und das Materielle eine unlosliche Einheit Alles Ideelle nehme sogleich eine materielle Gestalt an In der Epiphanie erscheint ein Gott und tritt aus der Verborgenheit in die Unverborgenheit heraus Wahrheit habe fur die Griechen deshalb nicht in der Ubereinstimmung eines vom Subjekt im Rahmen eines a priori gesetzten Erfahrungssystems Gedachten mit der Wirklichkeit bestanden sondern in jener Unverborgenheit griechisch a letheia in der das eigentlich Wirkliche das Objekt als ein Gott sich dem Subjekt von sich aus offenbare Wann immer und wie immer sich Gott oder Gottliches in der Welt zeige und fur den Menschen sinnlich erfahrbar werde geschehe dies in der Form des Mythischen Vernunft bestehe in dem fundamentalen Vermogen auf der Grundlage logischen Denkens Ontologien zu bilden und sich Offenbarungen zu offnen Ontologien entspringen nach Hubner der Subjektivitat und haben nur eine historisch relative Bedeutung Offenbarungen seien dagegen Botschaften der Gottheit und hatten absolute Bedeutung Insofern sei das Vermogen der Vernunft sich Offenbarungen zu offnen das Vermogen zu glauben 16 Glaube und Denken Bearbeiten nbsp Baum der Erkenntnis Sundenfall und Vertreibung aus dem Paradies von Michelangelo Deckenfresko in der Sixtinischen KapelleIn seinem Alterswerk Glaube und Denken das 2001 veroffentlicht wurde untersucht Hubner das Denken in seinem Bezug auf die Offenbarung Eine wichtige Rolle spielen dabei einerseits das Spannungsfeld von Metaphysik und empirischer Wissenschaft und anderseits der Mythos Hubner geht davon aus dass die metaphysische Denkform gescheitert sei Aber auch der Absolutheitsanspruch des empirisch wissenschaftlichen Denkens sei metaphysisches Erbe Die vermeintliche Uberlegenheit des wissenschaftlichen Erkennens erweise sich insoweit als Schein Empirische Wissenschaft und Metaphysik seien nur Entwurfe von Menschen und verfolgten beide das Ziel die Wirklichkeit in einen durchgehenden Zusammenhang zu bringen der logisch abgeleitet werden soll aus hypothetisch gesetzten Prinzipien Als ontologischen Grundsatz von hochstem Allgemeinheitsgrad bezeichnet es Hubner dass die Wirklichkeit einen aspektischen Charakter habe 17 Er postuliert dabei zwei Toleranzprinzipien In der Hinsicht dass alle Ontologien kontingent sind und keine eine notwendige Geltung hat ist keine irgendeiner anderen vorzuziehen 18 Nichtontologische oder von keiner Ontologie abhangige Wirklichkeitsauffassungen mit ihren besonderen numinosen Erfahrungen lassen sich wegen dieser Wirklichkeitsauffassungen ontologisch nicht widerlegen sie seien in der Aussenbetrachtung begriffswissenschaftlich in eine Ontologie transformierbar oder nicht 19 Hubner geht davon aus dass der Logos der Offenbarung dem Logos der Metaphysik nicht widerspreche Stattdessen mochte er die Offenbarung mit dem Mythos verbinden Im mythischen Denken seien der abstrakte Allgemeinbegriff und die singulare Tatsache nicht wie in der Wissenschaft streng voneinander geschieden sondern vollkommen miteinander verschmolzen Damit beruhe der Mythos auf einer ganz anderen Ontologie als die Wissenschaft In Glaube und Denken beschreibt Hubner die Kategorien und Strukturen des Offenbarungsglaubens von der Idee der Schopfung uber die Lehren zur Erbsunde Erlosung und Gnade bis zur Dreifaltigkeit Diese konfrontiert er mit den Denkstrukturen der Naturwissenschaft Er verdeutlicht Offenbarung und Vernunft durch die beiden aus der biblischen Schilderung des Gartens Eden bekannten Baume namlich den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis vgl Gen 2 9 EU Der Logos des Offenbarungsglaubens schliesse den Mythos zugleich ein und transzendiere ihn Im Logos der Metaphysik 20 grunde das wissenschaftliche Denken auch und gerade noch in seinen letzten antimetaphysischen Konsequenzen Der Versuch einer Entmythologisierung des Christentums sei ebenso zum Scheitern verurteilt wie der Versuch der abendlandischen Metaphysik den christlichen Glauben wissenschaftlich zu begrunden oder zu widerlegen Ehrungen Bearbeiten1981 GEBURTSTAGSBUCH fur KURT HUBNER zum Sechzigsten von Studenten Schulern Mitarbeitern broschiert und in Leinen gebunden mit Beitragen von Hartmut Laue Wolfgang Deppert Robert Sell Cornelius Bickel Simone Guski Eckehard W Mielke Claudia Boer Hans Peter Kroske Matthias Kunze Ralf Peter Lohse Susanne Luther Kandzia und Hans Fiebig 1986 Festschrift zum 65 Geburtstag von Kurt Hubner Zur Kritik der wissenschaftlichen Rationalitat Hrsg von Hans Lenk unter Mitwirkung von Wolfgang Deppert Hans Fiebig Helene und Gunter Gebauer und Friedrich Rapp Verlag Karl Alber Freiburg Munchen 1986 2011 Verdienstkreuz 1 Klasse der Bundesrepublik Deutschland 2011 Das Geheimnis der Wirklichkeit Kurt Hubner zum 90 Geburtstag Festschrift hrsg v Volker Kapp und Werner Theobald Karl Alber Verlag Munchen 2011 Schriften BearbeitenArtikel Naturphilosophie Naturgesetze in Religion in Geschichte und Gegenwart 3 Aufl Beitrage zur Philosophie der Physik Tubingen 1963 Leib und Erfahrung in Kants Opus postumum in Gerold Prauss Hrsg Kant Zur Deutung seiner Theorie von Erkennen und Handeln Koln 1973 S 192 204 Kritik der wissenschaftlichen Vernunft Freiburg Munchen 1978 2002 Die Wahrheit des Mythos Munchen 1985 Studienausgabe 2 Auflage Freiburg 2013 Artikel Mythos philosophisch in Theologische Realenzyklopadie Bd 23 Die nicht endende Geschichte des Mythischen 1987 in Texte zur modernen Mythentheorie Reclam Stuttgart 2003 Das Nationale Verdrangtes Unvermeidliches Erstrebenswertes Graz 1991 Die zweite Schopfung Das Wirkliche in Kunst und Musik Munchen 1994 Eule Rose Kreuz Goethes Religiositat zwischen Philosophie und Theologie Hamburg 1999 Zur Vielfalt der Zeitkonzepte Eichstatter Universitatsreden 2001 Glaube und Denken Dimensionen der Wirklichkeit 2 durchgesehene Auflage Mohr Siebeck Tubingen 2004 ISBN 3 16 148429 0 Das Christentum im Wettstreit der Weltreligionen Zur Frage der Toleranz Tubingen 2003 Irrwege und Wege der Theologie in die Moderne Augsburg 2006 Literatur BearbeitenMarkus Tomberg Der Begriff von Mythos und Wissenschaft bei Ernst Cassirer und Kurt Hubner Munster Lit 1996 Heinrich Reinhardt Besprechung des Buches Kritik der wissenschaftlichen Vernunft in Philosophisches Jahrbuch 88 1981 402 408 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Kurt Hubner im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Philosoph Kurt Hubner gestorben In Tagesspiegel 11 Februar 2013 archive org Wer ist Wer Das deutsche Who s Who Bundesrepublik Deutschland XXXIX 2000 01 S 630 Kurt Hubner Das transzendentale Subjekt als Teil der Natur Eine Unters uber d Opus postumum Kants Kiel Diss v 16 Mai 1951 Kurt Hubner Der logische Positivismus und die Metaphysik Kiel Hab Schr v 9 Febr 1955 Zur Kritik der wissenschaftlichen Rationalitat Zum 65 Geburtstag von Kurt Hubner Hrsg von Hans Lenk unter Mitwirkung von Wolfgang Deppert Hans Fiebig Helene und Gunter Gebauer Friedrich Rapp Verlag Karl Alber Freiburg Munchen 1986 Vgl den Tagungsband Wissenschaftliche und ausserwissenschaftliche Denkformen hrsg von der Russischen Akademie der Wissenschaften Institut fur Philosophie und dem Zentrum zum Studium der deutschen Philosophie und Soziologie Moskau 1996 Vgl den Tagungsband Vernunft und Existenz Analyse der wissenschaftlichen und ausserwissenschaftlichen Denkformen hrsg von Ilia Kassavine und Vladimir Porus St Petersburg 1999 Dieter Borchmeyer Offenbarung ohne Metaphysik Der Philosoph Kurt Hubner rechtfertigt den Glauben in DIE ZEIT 46 2001 Kurt Hubner Kritik der wissenschaftlichen Vernunft Alber Freiburg 2002 S 86 f Kurt Hubner Kritik der wissenschaftlichen Vernunft Alber Freiburg 2002 S 194 ff Thomas S Kuhn The Structure of Scientific Revolutions Chicago 1962 dt Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen ISBN 3 518 27625 5 Kurt Hubner Kritik der wissenschaftlichen Vernunft Alber Freiburg 2002 S 210 f Die erste Auflage erschien 1985 es wurde in zahlreiche Sprachen ubersetzt Kurt Hubner Wissenschaftstheorie Mythos Offenbarung in Katholische Akademie in Bayern Hrsg Zur Debatte 6 2007 S 17 Kurt Hubner Die Wahrheit des Mythos 1985 S 135 Vgl zum Ganzen Kurt Hubner Wissenschaftstheorie Mythos Offenbarung in Katholische Akademie in Bayern Hrsg Zur Debatte 6 2007 S 18 f Kurt Hubner Glaube und Denken Dimensionen der Wirklichkeit 2001 S 6 Kurt Hubner Glaube und Denken Dimensionen der Wirklichkeit 2001 S 5 Kurt Hubner Glaube und Denken Dimensionen der Wirklichkeit 2001 S 7 Vgl dazu insbesondere den zweiten Teil Der Logos der Metaphysik als Essen vom Baum der Erkenntnis in Kurt Hubner Glaube und Denken Dimensionen der Wirklichkeit 2001 S 341 ff Normdaten Person GND 119388928 lobid OGND AKS LCCN n82160897 NDL 00467750 VIAF 109124953 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hubner KurtALTERNATIVNAMEN Hubner Kurt Karl Rudolf vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher PhilosophGEBURTSDATUM 1 September 1921GEBURTSORT PragSTERBEDATUM 8 Februar 2013STERBEORT Kiel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Hubner Philosoph amp oldid 229116159