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Dieser Artikel behandelt die Explikation im Sinne der modernen klassischen und mathematischen Logik Zur Alteren Verwendung in Erkenntnistheorie und Metaphysik siehe explicatio Explikation von lateinisch explicatio Auseinandersetzung Entwirrung Erlauterung Entfaltung Ausdrucklichmachung bezeichnet allgemein die Erklarung Erlauterung insbesondere die Erklarung eines Begriffes durch Darstellung seiner Merkmale spezifisch nach Carnap und folgend in Philosophie einschliesslich Logik die Prazisierung eines unscharfen Begriffs und in der mathematischen Logik auch die Begriffsbestimmung von Symbolen konventionellen Bezeichnungen u a Explizit bedeutet ausdrucklich eindeutig klar Inhaltsverzeichnis 1 Explikation als Technik begrifflicher Prazisierung 1 1 Zum Ubergang vom Explikandum zum Explikat 1 2 Bedingungen der Adaquatheit eines Explikats 1 3 Die Theoriebezogenheit der Explikation 1 4 Die Formen des explizierten Begriffs 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseExplikation als Technik begrifflicher Prazisierung BearbeitenIm Vordergrund steht die Lehre Carnaps von der Explikation als Mittel der logischen Analyse Sie dient der Prazisierung eines undeutlichen vagen oder mehrdeutigen Begriffs Explikandum bei der Entwicklung einer wissenschaftlichen Terminologie durch einen exakteren Begriff Explikat im Dienste grosserer Bedeutungsklarheit und Bedeutungskonstanz Nach Rudolf Carnap ist die rationale Nachkonstruktion von Begriffen eine der wichtigsten Aufgaben der Philosophie Die Aufgabe der Begriffsexplikation besteht darin einen gegebenen mehr oder weniger unexakten Begriff durch einen exakten zu ersetzen Der gegebene Begriff sowie der dafur verwendete Ausdruck soll Explikandum heissen den exakten Begriff sowie den dafur vorgeschlagenen Ausdruck hingegen der den ersten ersetzen soll nennen wir Explikat Das Explikandum kann der Sprache des Alltags oder einem fruhen Stadium der Wissenschaftssprache entnommen sein Das Explikat muss durch explizite Regeln fur seine Anwendung gegeben werden Dies kann z B durch eine Definition geschehen welche diesen Begriff in ein bereits vorhandenes System von logischmathematischen oder empirischen Begriffen einordnet Carnap 1959 S 12 Die Explikation wird teilweise der Definition im weiteren Sinn zugerechnet Die Explikation beschreibt aber nicht lediglich einen Sprachgebrauch sondern hat einen vorschreibenden stipulativen Charakter Bei der Prazision werden herkommliche Bedeutungen mitunter geandert um sie fur bestimmte wissenschaftliche Aufgabenstellungen verwendbar zu machen 1 Explikationen werden beurteilt nach ihrer Zweckmassigkeit Ein einzelnes Wort naturlicher Sprachen kann mehrfach explizierbar sein d h mehrere Explikate konnen adaquat sein Es ist dann anzugeben von welchem Explikat man ausgeht 2 Die Explikation naturlichsprachlicher Wendungen ist nicht immer moglich Dies wird im politischen oder auch wissenschaftlichen Jargon genutzt 3 Zum Ubergang vom Explikandum zum Explikat Bearbeiten Der Ubergang vom Explikandum zum Explikat erfolgt durch einen Abstraktionsvorgang Beispiel Es soll ein logisches Explikat der Wenn so Beziehung Implikation gefunden werden Das Explikandum kommt in Aussagen der Form Wenn p so q vor Mit dem Alltagsgebrauch der Wenn so Beziehung sind eine Reihe nichtlogischer Momente in hochst unklarer Weise verknupft Man nimmt etwa an dass p die Ursache fur q sein musse damit die Aussage wenn p so q wahr ist Bei entsprechenden Testfragen ergibt sich ferner dass die meisten Menschen die Aussage fur falsch halten wenn p falsch q aber wahr ist Ein Explikat zu diesem Explikandum ist wie eine eingehende Analyse feststellt die Subjunktion Sie ist ausschliesslich durch nachstehende Wahrheitstabelle festgelegt Wahrheitstafel fur die materiale Implikation in der zweiwertigen klassischen LogikP displaystyle P nbsp Q displaystyle Q nbsp P Q displaystyle P rightarrow Q nbsp wahr wahr wahrwahr falsch falschfalsch wahr wahrfalsch falsch wahrDiese Begriffsexplikation verwirft das Explikandum nicht schlechthin als falsch sondern bewahrt die wissenschaftlich wertvollen und richtigen Momente auf beseitigt Unklarheiten und begriffliche Unscharfe und fuhrt schliesslich zu dem von allen psychologischen kausaltheoretischen u a Momenten entlastetem Explikat Bedingungen der Adaquatheit eines Explikats Bearbeiten Carnap nennt fur Explikate vier Adaquatheitsbedingungen 4 Ahnlichkeit mit dem Explikandum Das Explikat muss dem Explikandum ahnlich sein da ansonsten keine Explikation vorliegt Exaktheit Der Gebrauch des Explikats soll ausdrucklich eindeutig und moglichst prazise geregelt sein Fruchtbarkeit wissenschaftliche Nutzlichkeit Das Explikat muss sich in der wissenschaftlichen Praxis bewahren und insbesondere in der Lage sein auch uberall dort wo bisher das Explikandum ausreichend die Anforderungen erfullte an dessen Stelle zu treten Das Explikat soll so beschaffen sein dass es nach Moglichkeit als Bestandteil einer in sich geschlossenen Theorie fungieren kann Einfachheit Das Explikat soll dem Prinzip der Einfachheit genugen Dort wo unter den Gesichtspunkten einer bestimmten Theorie mehrere Explikate vom Explikandum ausgehend konstruiert werden konnen soll dasjenige ausgewahlt werden das mit einem Minimum an logischer und allgemein systemtheoretischer Reichhaltigkeit auskommt Es wird also wenig zweckvoll sein solche Explikate ausgehend von einem bestimmten Explikandum zu konstruieren die zugleich die Anderung grosser Teile oder gar ganzer wissenschaftlicher Systeme verlangen Diese Einfachheit soll zwei Forderungen erfullen a Die Einfachheit der Begriffsdefinition und b Die Einfachheit der durch diesen Begriff ermoglichten GesetzesaussagenDieter Wunderlich betont erlauternd die Theoriebezogenheit einer Explikation fordert die Explikation im Hinblick auf klare Falle und die Einhaltung derselben Sprachstufe 5 Die Theoriebezogenheit der Explikation Bearbeiten Die Explikation hat Gemeinsamkeiten mit festsetzenden und feststellenden Definitionen unterscheidet sich aber von ihnen durch ihre Theoriebezogenheit 6 Im Kern ist Sinn der Explikation allerdings nicht die Beschaftigung mit einem Sprachgebrauch sondern die Klarung von Sachfragen indem ein Sachverhalt in Beziehung auf das Begriffssystem einer wissenschaftlichen Theorie erklart wird 7 Teilweise wird angenommen dass eine Explikation tendenziell das gesamte vorhandene Begriffssystem einbeziehe und daher grundsatzlich nicht beendet werden konne 8 Die Formen des explizierten Begriffs Bearbeiten Der explizierte Begriff selbst tritt in drei Formen auf als klassifikatorischer Begriff Einteilung der Dinge in zwei oder mehrere einander ausschliessende Klassen wie bei der Einteilung der Pflanzen und Tiere quantitativer Begriff auch metrischer Begriff Gegenstande oder deren Eigenschaften werden mittels numerischer Werte charakterisiert Lange Zeitdauer Temperatur Einkommen Ausfuhrquote u a komparativer Begriff auch Ordnungsbegriff Relationsbegriff Ding A ist warmer mehr oder gleich u a als Ding B Siehe auch BearbeitenDefinition Definitionen nach Explizitheit Explizites Wissen Explicit Explication de texte Implikatur ImplizitLiteratur BearbeitenRudolf Carnap Induktive Logik und Wahrscheinlichkeit bearbeitet von Wolfgang Stegmuller Springer Wien 1959 Georg Brun Gertrude Hirsch Hadorn Textanalyse in den Wissenschaften vdf Zurich 2009 UTB Nr 3139 S 180 185 Gottfried Gabriel Explikation in J Mittelstrass Hg Enzyklopadie Philosophie und Wissenschaftstheorie 2 Aufl 2005 S 459 Winfried Loffler Einfuhrung in die Logik Kohlhammer Stuttgart 2008 S 13 17 Geo Siegwart Explikation Ein methodologischer Versuch in W Loffler E Runggaldier Hgg Dialog und System Otto Muck zum 65 Geburtstag Academia Sankt Augustin 1997 S 15 45 Geo Siegwart Vorfragen zur Wahrheit Ein Traktat uber kognitive Sprachen R Oldenbourg Munchen 1997 S 256 272 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Explikation Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary explizit Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Moritz Cordes Geo Siegwart Explication In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Einzelnachweise Bearbeiten Pawlowski Begriffsbildung und Definition 1980 S 183 W Loffler Einfuhrung in die Logik Kohlhammer Stuttgart 2008 Rn 17 W Loffler Einfuhrung in die Logik Kohlhammer Stuttgart 2008 Rn 18 vgl Pawlowski Begriffsbildung und Definition 1980 S 166 Vgl Prechtl Explikation in Prechtl Grundbegriffe der analytischen Philosophie 2004 Vgl Brun Georg Gertrude Hirsch Hadorn Textanalyse in den Wissenschaften Zurich vdf UTB Nr 3139 S 180 f Rolf Wank Die juristische Begriffsbildung Munchen Beck 1985 S 57 So Wigand Siebel Grundlagen der Logik Munchen Verlag Dokumentation 1975 UTB 515 S 35 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Explikation amp oldid 207184436